[0001] Man weiß, daß die Färbung von Polyacrylnitrilfasern und von anionisch modifizierten
Polyesterfasern mit kationischen oder basischen Farbstoffen in starkem Maße von der
Geschwindigkeit abhängt, mit der die Farbstoffe auf die Faser aufziehen.
[0002] Es ist außerdem bekannt, daß man in diesen Fällen für gewöhnlich nur dann gleichmäßige
Färbungen erhält, wenn sie in Gegenwart von Egalisiermitteln durchgeführt werden,
die unter dem Ausdruck "Retarder" bekannt sind. Tatsächlich ist es so, daß in Abwesenheit
von Retardern das Aufziehen der Farbstoffe (oder die Färbegeschwindigkeit) sehr rasch
und demzufolge unregelmäßig ist. Der Einsatz von Retardern erlaubt es, die Aufziehgeschwindigkeit
der Farbstoffe herabzusetzen, was eine regelmäßigere und gleichmäßigere Färbung bewirkt.
[0003] Für gewöhnlich unterscheidet man permanente und temporäre Retarder. Die permanenten
Retarder sind normalerweise sehr wirksam. Sie verbinden sich in Konkurrenz zu den
Farbstoffen fest mit den Fasern. Sie werden deshalb nur in niedrigen Konzentrationen
eingesetzt und ihre Menge muß genau berechnet werden, indem man den Sättigungsfaktoren
der Farbstoffe und der Faser Rechnung trägt (wahre technische Äquivalente). Dieser
Typ von Retardern weist den Nachteil auf, daß er im Fall einer Überdosierung nicht
eine vollständige Baderschöpfung der Farbstoffflotte erlaubt oder daß er die Überfärbung
von bereits gefärbter Ware aus Polyacrylnitrilfasern oder anionisch modifizierten
Polyesterfasern in den Fällen erschwert, in denen eine weitere, nachfolgende Färbung
notwendig ist. Die vorgenannten permanenten Retarder bestehen im allgemeinen aus quaternären
Ammoniumsalzen, von denen das bekannteste das LauryldimethylBenzylammoniumchlorid
ist.
[0004] Die temporären Retarder bestehen dagegen aus verschiedenen Produkten, die eine weniger
ausgeprägte ionische Ladung als die vorgenannten aufweisen. Deshalb verbinden sich
die temporären Retarder mit der Faser auf mehr labile Art. Ihre Verbindung mit den
aktiven Gruppen der Faser ist derart, daß sie vom Farbstoff verdrängt werden können,
da dieser stärker ausgeprägte ionische Eigenschaften besitzt. Mit anderen Worten,
im Gegensatz zu den permanenten Retardern blockieren die temporären Retarder die aktiven
Zentren der Faser nur in geringerem Maße. Wie bekannt ist, werden die temporären Retarder
in relativ hohen Konzentrationen eingesetzt und können für sich allein nicht eine
völlige Gleichmäßigkeit der Färbung unter allen Applikationsbedingungen garantieren.
[0005] Es stellte sich daher die Aufgabe, neue Produkte zu entwickeln, die in sich gleichzeitig
die Vorteile der beiden Retardertypen vereinigen, ohne deren Nachteile aufzuweisen.
[0006] Gegenstand der Erfindung sind somit neue quartäre Alkoxyalkylammoniumverbindungen
der Formel 1
worin R C
8-C
20-, vorzugsweise C
12-C
18-Alkyl oder C
8-C
20-, vorzugsweise C
12-C
1a-Alkenyl,
Rl, R', und R"i, die gleich oder verschieden sein können, Methyl, Ethyl oder Benzyl und mindestens
einer der Reste R1, R', und R"1 eine Gruppe der Formel -(CSH2S0)XH,
R2 und R3, die gleich oder verschieden sein können, Methyl, Ethyl oder Benzyl,
a 0 oder 1, b 0 oder 1, wobei entweder a oder b = 1 sein muß, m 0 oder 1, n 2 oder
3, p 1, 2 oder 3, s 2 oder 3, x 1,2,3 3 oder 4 und A ein Halogen-, Methosulfat-, Ethosulfat-
oder Methophosphat-Ion bedeuten.
[0007] Als Alkylgruppen unter der Bedeutung von R seien beispielsweise folgende genannt:
[0008] Decyl, Undecyl-(1), Undecyl-(4), Dodecyl-(1), Tridecyl-(1), Tetradecyl-(1), Tetradecyl-(6),
Pentadecyl-(1), Hexadecyl-(8), Heptadecyl-(1), Heptadecyl-(9), Octadecyl-(1) oder
Stearyl, Monodecyl-(1), 5-Propyl-decyl-(1), 3-Propyltri-decyl-(1) und Eicosyl. Beispiele
ungesättigter aliphatischer Gruppen (C
8-C
20), dargestellt durch R in der obigen FFormel, sind die folgenden:
[0009] Decen(1)-yl, Decen-(9)-yl, Dodecen-(9)-yl(1), Hexadecen-(9)-yl(1), Octadecen-(6)-yl(1),
Octadecen-(9)-yl(1) und Octadecen(11)-yl(1). Bevorzugte Reste R sind: Decyl, Dodecyl-(1),
Tridecyl-(1), Tetradecyl-(1), Hexadecyl-(1), Stearyl und Decen-(1)-yl.
[0010] Bevorzugt sind auch solche Reste R, die sich von natürlich vorkommenden Fetten ableiten,
wie etwa Talgfett-alkyl, Kokosfett-alkyl, Sojaöl-alkyl, Palmöl-alkyl oder ähnliche.
Da diese natürlich vorkommenden Fette Gemische darstellen aus Verbindungen mit unterschiedlicher
Kettenlänge, ist der Rest R in diesen Fällen dann entsprechend ein Gemisch von Alkyl-
bzw. Alkenylgruppen mit unterschiedlicher Kettenlänge.
[0011] Im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung umfassen die Ausdrücke "Produkt der
Formel (1)", "Retarder und/oder Egalisiermittel der Formel (1)", "Produkt der vorliegenden
Erfindung", und "Retarder und/oder Egalisiermittel der vorliegenden Erfindung" sowohl
eine einzelne unter die Formel (1) fallende Verbindung, als auch eine Mischung von
zwei oder mehr Verbindungen der Formel (1), wie auch aus den Beispielen hervorgeht.
[0012] Die Retarder und/oder Egalisiermittel der vorliegenden Erfindung sind imstande, die
Faser ausreichend genug zu blockieren, um ein normales Aufziehen des Farbstoffes zu
garantieren. Zur gleichen Zeit sind sie imstande, sich langsam von der Faser zu lösen,
wenn in der Färbeflotte ein Überschuß an Farbstoff auftritt oder bei einer zufälligen
Überdosierung des Retarders und/oder Egalisiermittels. Die Anwendung des neuen Retarders
und/oder Egalisiermittels bei der Färbung von Polyacrylnitrilfasern und anionisch
modifizierten Polyesterfasern geschieht nach den Methoden, wie sie allgemein bekannt
sind bei permanenten Retardern.
[0013] Die optimale Menge der der Färbeflotte beizufügenden Retarder und/oder Egalisiermittel
ist so zu berechnen, daß man die Sättigungsfaktoren der zu färbenden Faser und der
eingesetzten Farbstoffe berücksichtigt, wie es dem Fachmann auf diesem Gebiet allgemein
bekannt ist. Wenn dem Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung außer den Retardern
und/oder Egalisiermitteln der Formel 1 auch Retarder bekannten Typs zugesetzt werden,
sollen diese letzteren immer in geringerer Menge den erfindungsgemäßen Verbindungen
gegenüber vorhanden sein.
[0014] Das zu färbende Material, das aus Polyacrylnitril- oder anionisch modifizierten Polyesterfasern
besteht, kann in unterschiedlichen Bearbeitungsstadien vorliegen, wie z.B. als Garn,
Tops (spezielle Schnitte des Garns), Tows (spezeille Schnitte des Gewebes), Stoff
oder Wirkgewebe. Die wäßrige Färbeflotte enthält die notwendige Menge an Farbstoff,
Elektrolyten, eventuellen Zusatzstoffen (Netzmittel, Schäumungshemmer und ähnliche)
und eine Menge an Retardern und/oder Egalisiermitteln der Formel 1. Die jeweiligen
Mengen hängen ab vom Sättigungsfaktor der Faser, des Farbstoffs oder der Farbstoffe,
der Substantivität des Farbstoffs oder der Farbstoffe und der Charakteristik der benützten
Färbeanlagen. Das Flottenverhältnis liegt für gewöhnlich zwischen 1:1 und 1:200, vorzugsweise
zwischen 1:2 und 1:40.
[0015] Dank ihrere guten Löslichkeit können die Retarder und/oder Egalisiermittel der Erfindung
direkt der Färbeflotte zugegeben werden. Die Färbeflotte wird unter Bewegung auf eine
Temperatur zwischen 80 und 110°C erhitzt und zwar solange, daß eine vollkommene Erschöpfung
des Farbstoffs garantiert ist. Dieser Zeitraum liegt für gewöhnlich zwischen 20 und
120 Minuten. Die Menge an Retardern und/oder Egalisiermitteln beträgt in der Regel
zwischen 0,1 und 4 Gew.-%, bezogen auf das zu färbende Material. Der pH-Wert der Färbeflotte
wird auf Werte zwischen 1 und 7, vorzugsweise zwischen 3 und 6 eingestellt.
[0016] Mit dem Verfahren der vorliegenden Erfindung erhält man vollkommen gleichmäßige Färbungen
bei optimaler Erschöpfung der Färbeflotte. Es ist außerdem möglich, Überfärbungen
durchzuführen oder eine vollständige Erschöpfung der Färbeflotte zu erreichen, auch
in Fällen von zufälligen Überdosierungen des Retarders und/oder Egalisiermittels.
Diese Überdosierung darf jedoch nicht die zur vollkommenen Sättigung der Faser notwendige
Menge um mehr als 30 - 50 % überschreiten. Es ist noch hervorzuheben, daß, wenn man
Farbstoffe benützt, die nur in geringem Ausmaß substantiv sind, die Konzentration
des Retarders und/oder Egalisiermittels in der Färbeflotte vermindert werden kann,
um zu lange Färbezeiten zu vermeiden.
[0017] Die DE-OS 2 633 138 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung egaler Färbungen auf
Polyacrylnitril- oder sauermodifizierten Polyesterfasern, indem man dieses Material
mit basischen Farbstoffen behandelt unter Verwendung von Egalisiermitteln der Formel
(2),
worin
R einen aliphatischen gesättigten oder ungesättigten Rest mit 10 - 20 Kohlenstoffatomen,
RI im statistischen Mittel 0 - 20 % Wasserstoff und 100 - 80 % Methyl oder Äthyl,
Xe ein Äquivalent eines Anions,
n die Zahlen 1 oder 2 und m die Zahlen 0 oder 1 darstellen. Diese Produkte sind aber
temporäre Retarder mit den dieser Klasse von Retardern eigenen Nachteilen. In den
folgenden Beispielen 9, 10 und 11 werden einige typische Vertreter dieser Retarder
den Retardern und/oder Egalisiermitteln dieser Erfindung gegenübergestellt.
[0018] Die Retarder und/oder Egalisiermittel der vorliegenden Erfindung können hergestellt
werden wie in "Cationic Surfactants", edited by Eric Jungermann, Marcel Dekker Inc.,
New York (1970), S. 29 beschrieben. Zu diesem Zweck werden Verbindungen der Formel
(3)
mit Alkylierungsmitteln umgesetzt. Die Umetzung erfolgt in einem wäßrigen Mittel oder
in einem organischen Lösungsmittel in Gegenwart von Alkali. Beispiele von zweckmäßigen
organischen Lösungsmitteln sind niedere aliphatische Alkohole, Äther, vor allem zyklische
Äther, wie Tetrahydrofuran oder Dioxan und Benzolderivate, wie Benzol, Toluol, Xylol
und chlorierte Benzole. Als Alkalien kann man vor allem Alkalihydroxyde und Alkalicarbonate
nennen. Vorzugsweise arbeitet man in einem wäßrigen Medium in Gegenwart von Natriumhydroxyd.
[0019] Bevorzugte Alkylierungsmittel sind Methyl- bzw. Äthylhalogenide, vorzugsweise Chlorid,
Dimethyl- bzw. Diäthylsulfat oder Trimethyl- oder Triäthylphosphat. Die Alkylierungsreaktion
wird im allgemeinen bei Temperaturen zwischen 55 und 100°C durchgeführt, vorzugsweise
zwischen 80 und 95°C. Wenn man eine vollständige Quaternierung wünscht, ist es zweckmäßig,
einen Überschuß an Alkylierungsmitteln einzusetzen. Nach der Alkylierung kann man
aus dem Reaktionsgemisch durch Abdampfen den Überschuß an Alkylierungsmitteln entfernen,
z.B. wenn man Alkylhalogenide einsetzt. Es ist auch möglich, bei der Alkylierung,
z.B. mit Alkylhalogeniden, unter Druck solange Alkylierungsmittel zuzusetzen, bis
sich im Reaktionsgefäß bei der Reaktionstemperatur der Dampfdruck des Alkylierungsmittels
einstellt. Wenn man dagegen keine vollständige Quaternierung wünscht, kann man auch
mit einem Unterschuß an Alkylierungsmitteln arbeiten. In diesem Fall erhält man Verbindungen
der Formel (1), wobei entweder a oder b = 0 ist. Die bei der Alkylierung eingesetzte
Alkalimenge ist der Menge des verbrauchten Alkylierungsmittels zumindest äquivalent
und im allgemeinen arbeitet man mit einem geringen Alkaliüberschuß. Nach Beendigung
der Alkylierungsreaktion neutralisiert man den Alkaliüberschuß durch eine Säurezugabe.
Die folgenden Beispiele dienen dazu, die Erfindung besser zu veranschaulichen. Wenn
nichts Gegenteiliges angegeben ist, handelt es sich bei den Teilen um Gewichtsteile.
Beispiel 1
N'-Alkyl-N',N"-trihydroxyäthyl-N'-N"-dibenzylpropylendiammoniumchlorid
[0020] 448 Teile (Mole) N'-Alkyl-N'-N"-trihydroxyäthylpropylendiamin ("Alkyl" ist eine vom
hydrierten Talg abgeleitete lineare aliphatische Kette, die eine Mischung von Octadecyl-,
Hexadecyl-, Tetradecylresten darstellt) werden bei 85°; mit 100 Teilen Wasser und
65 Teilen 30 %igem Natriumhydroxyd versetzt, um so eine homogene Paste zu bilden.
Zwischen 60 - 95°C, vorzugsweise zwischen 80-85°C werden langsam 252 Teile Benzylchlorid
zugegeben.
[0021] Die Reaktion ist exothermisch und die Zugabe des Benzylchlorids muß daher so eingestellt
werden, daß die Temperatur nicht 95 - 98°C übersteigt, um eine durch das Kochen des
Wassers bei 100°C verursachte Schaumbildung zu vermeiden. Man arbeitet am besten in
einem Reaktionsgefäß mit einem Rückflußkühler. Es ist auch möglich, in einer geschlossenen
Apparatur unter leichtem Druck zu arbeiten. Der pH-Wert muß zwischen 2 und 7, vorzugsweise
zwischen 4 und 7 gehalten werden. Die Reaktion wird beendet durch Erhitzen auf 80
- 100°C, besser zwischen 90-98°C, bis zum gänzlichen Verschwinden des Benzylchlorids.
Man erhält so 680 - 690 Teile des gewünschten Produkts bei einer Konzentration von
100 Gew.-%, das Produkt weist einen Schmelzpunkt von 80 - 95° C auf.
Beispiel 2
N'-Dodecyl-N'-N"-trihydroxyäthyl-N'-N"-di-benzylpropylendiammoniumchlorid
[0022] Wie in Beispiel 1 beschrieben werden zu 374 Teilen (1 Mol) N'-Dodecyl-N'-N"-trihydroxyäthylpropylendiamin
bei 80°C 1200 Teile Wasser und 65 Teile 30 %iges Natriumhydroxyd zugegeben, um eine
homogene Paste zu bilden. 252 Teile Benzylchlorid (2 Mole) werden zwischen 60 - 95°C,
vorzugsweise zwischen 80 - 90
0 C zugegeben und bei einer Temperatur von 95 - 98°C (exotherm) wird der pH-Wert der
Reaktionsmischung zwischen 1 und 7, vorzugsweise zwischen 4 und 7 gehalten. Zur Vervollständigung
der Reaktion destilliert man 250 Teile Wasser ab, wodurch ca. 10 Teile von Benzylalkohol,
das sich im Verlauf der Reaktion gebildet hatte, entfernt werden.
[0023] Man erhält ca. 1640 Teile flüssiges Produkt mit einem Feststoffgehalt von 38 %.
Beispiel 3
[0024] Gemisch aus N'-Octadecenyl-N'-N"-trihydroxyäthyl-N'-N"-dibenzylpropylendiammoniumchlorid,
N'-Octadecenyl-N'-N"trihydroxyäthyl-N'-monobenzylpropylenammoniumchlorid und N'-Octadecenyt-N'-N"-
trihydroxyäthyl-N"-monobenzylpropylenammoniumchlorid.
[0025] Wie in Beispiel 2 beschrieben werden zu 456 Teilen (1 Mol) N'-Octadecenyl-N'-N"-trihydroxyäthyl-
propylendiamin bei 60 - 90°C, vorzugsweise bei 70 - 80°C 1200 Teile Wasser und 60
Teile 30 %iges Natriumhydroxyd zugegeben, um so eine homogene Paste zu bilden. Zwischen
50 - 95°C, vorzugsweise zwischen 80 - 90°C werden dann 189 Teile (1,5 Mole) Benzylchlorid
zugegeben (exothermische Reaktion). Zur Vervollständigung der Reaktion werden 200
Teile Wasser abdestilliert, die 8 - 10 Teile Benzylalkohol enthalten, der sich im
Verlauf der Reaktion gebildet hat. Man erhält ca. 1697 Teile einer wässrigen Lösung
mit einem Gehalt des Reaktionsproduktes von 38 %.
Beispiel 4
[0026] 10 g Polyacrylnitrilgarn werden für 60 Minuten in 400 cc Wasser gekocht, das in Lösung
0,25 g/I des Handelsfarbstoffes Basic Red 18 C.J. Nr. 11085, 0,25 g/I des Retarders
aus Beispiel 1 und 1 g/1 Essigsäure enthält.
[0027] Man erhält eine vollkommen gleichmäßige Färbung und die Erschöpfung des im Bad vorhandenen
Farbstoffes ist langsam und graduell, während die gleiche Behandlung in Abwesenheit
des Retarders zu einer ungleichmäßigen Färbung und zu einer schnellen Erschöpfung
des Färbebades führt.
Beispiel 5
[0028] Man wiederholt das in Beispiel 4 beschriebene Verfahren, indem man die Kochzeit auf
90 Minuten verlängert und die Konzentration des Retarders auf 0,35 g/I erhöht.
[0029] Man erhält eine vollkommen, gleichmäßige Färbung von gleicher Intensität wie die
in Beispiel 4 erzielte.
[0030] Wenn man anstelle des erfindungsgemäßen Retarders und/oder Egalisiermittels äquivalente
Mengen eines kationischen Retarders vom bekannten Typ, bestehend aus Dodecyl-N-dimethyl-benzylammoniumchlorid,
einsetzt, führt dies zu einer Färbung in helleren Tönen und zu einer ungenügenden
Erschöpfung des in der Färbeflotte vorhandenen Farbstoffs.
Beispiel 6
[0031] 100 kg Polyacrylnitrilfasern mit einem Sättigungsfaktor von 2,1 werden in einer kastenförmigen
Anlage in 2000 Liter Färbeflotte gefärbt, die 2 kg Essigsäure, 1 kg Farbstoff C.I.
Basic Blue 69 von sehr hoher Substantivität und 3,27 kg des Retarders der vorliegenden
Erfindung in 38 %iger Lösung, zubereitet nach Beispiel 2, gemäß der folgenden Kalkulation
enthält:
- Faktor des Farbstoffs = 0,3
- Faktor der Faser = 2,1
- Freier zu sättigender Faktor = 2,1-0,3 = 1,8
- Faktor des Retarders = 0,55
- einzusetzende Quantität des
Retarders = 1,8:0,55 = 3,27 kg
[0032] Die bei einer Kochzeit von 45 Minuten durchgeführte Färbung führt zu einer graduellen
und vollständigen Erschöpfung der Färbeflotte und zu einer vollkommen gleichmäßigen
Blaufärbung der Faser.
Beispiel 7
[0033] 10 g Polyacrylnitrilfasern werden für 30 Minuten in 400 cc kochendem Wasser behandelt,
die in Lösung 0,5 g/I des Farbstoffes C.I. Basic Yellow 11, Nr. 48055, 0,25 g/I des
Retarders der vorliegenden Erfindung, zubereitet gemäß Beispiel 1 und 1 g/I Essigsäure
enthalten.
[0034] Auf analoge Weise, aber mit dem äquivalenten Gewicht an Lauryldimethylbenzylammoniumchlorid
behandelt man 10 g der gleichen Faser.
[0035] Nach Trocknung und Konditionierung sind die Fasern gleich gefärbt, wie die mit dem
Retarder und/oder Egalisiermittel der vorliegenden Erfindung gefärbten Fasern, zeigen
jedoch einen höheren Antistatikwert als jene, die mit den konventionellen Retardern
gefärbt wurden.
Beispiel 8
[0036] 10 g Polyacrylnitrilfasern mit dem Sättigungsfaktor 2,1 werden für 4 - 5 Minuten
in einer Färbeflotte gekocht, die aus 400 cc Wasser, 0,1 g des Farbstoffs C.I. Basic
Red J8 Nr. 11085, 0,25 g Retarder, hergestellt nach Beispiel 2, und 0,5 g Essigsäure
besteht.
[0037] Andere 10 g dieser Faser werden auf die gleiche Weise in Gegenwart der gleichen Menge
des gemäß Beispiel 3 zubereiteten Retarders gefärbt.
[0038] Bei dem Verfahren erhält man eine gleichmäßige Färbung der Faser, aber die Aufziehgeschwindigkeit
des Farbstoffs ist in beiden Fällen unterschiedlich, wie die nachstehende Tabelle
zeigt:
[0039] Die Zahlen der Tabelle stellen den Farbstoffgehalt in der Färbeflotte dar zu den
verschiedenen Zeiten, in Prozenten ausgedrückt, bezogen auf die Anfangsmenge (100
%).
[0040] Aus der Tabelle geht hervor, daß die Quaternierung von allen beiden Stickstoffatomen
im Molekül des Retarders und/ oder Egalisiermittels der Formel (1) eine stärkere Verzögerungswirkung
mit sich bringt.
Beispiel 9
[0041] 100 kg Polyacrylnitrilfasern werden in einer Färbeflotte gefärbt, die folgendermaßen
zusammengesetzt ist:
[0042] Das Verfahren wird durchgeführt durch Erwärmung der Färbeflotte auf 98°C, wobei man
die Temperatur um 1 ° C/Minute steigen läßt und die Färbeflotte für eine Stunde bei
Kochtemperatur hält. (Kurve 1 in Figur 1)
[0043] Auf die gleiche Weise werden ebenfalls 100 kg Polyacrylnitril-fasern mit Hilfe der
gleichen Menge eines herkömmlichen Retarders (Dimethyl-Kokos-benzylammoniumchlorid)
gefärbt. (Kurve 2 in Figur 2)
[0044] In beiden Fällen erhält man vollkommen egale Färbungen. Die Aufziehgeschwindigkeit
des Farbstoffs erweist sich dagegen sehr verschieden, wie aus der graphischen Darstellung
der Figur 1 hervorgeht.
[0045] Aus dieser graphischen Darstellung kann man sehen, daß die Aufziehgeschwindigkeit
des Farbstoffs bei Kochtemperatur um sehr vieles niedriger ist, wenn man den Retarder
gemäß der vorliegenden Erfindung benützt. Dies ist gegenüber den konventionellen permanenten
Retardern ein Vorteil, da man die vollständige Erschöpfung des Farbstoffes mit größerer
Konstanz in der Aufziehgeschwindigkeit erhält.
Beispiel 10
[0046] 10 g Polyacrylnitrilfasern werden für 75 Minuten unter Kochen in 400 cc Wasser behandelt,
die 0,2 Farbstoff Basic Red 46 enthalten, 0,4 g Retarder gemäß Beispiel 2 und 0,4
cc Essigsäure.
[0047] Andere 10 g der gleichen Faser werden parallel in einer Färbeflotte behandelt, die
wie die erste zubereitet ist, aber als Retarder 0,4 g eines mit Dimethylsulfat quaternierten
Talgfettpropylendimains enthält.
[0048] Weitere Muster derselben Faser werden auf gleiche Weise behandelt, indem man die
Menge der beiden Retarder auf 0,6 g bringt.
[0049] Die Aufziehgeschwindigkeit des Farbstoffes ist in der graphischen Darstellung der
Figur 2 wiedergegeben.(Kurven 1a und 1b erfindungsgemäß, Kurven 2a und 2b mit Produkt
gemäß Stand der Technik) Die Unterschiede in der Aufziehgeschwindigkeit des Farbstoffs
zeigen für das erfindungsgemäße Produkt eine größere Retarderwirksamkeit im Vergleich
zu einem analogen Produkt, jedoch mit anderen R
1-Resten und mit Quaternierung durch Dimethylsulfat anstelle von Benzylchlorid.
Beispiel 11
[0050] Man arbeitet wie in Beispiel 10 angegeben unter Verwendung eines Umsetzungsprodukts
aus 2,5 Mol Ethylenoxid und 1 Mol Stearylamin als Retarder. Dieses Produkt ist ein
handelsüblicher temporärer Retarder.
[0051] Die Aufziehgeschwindigkeit des Farbstoffs auf die Faser ist in der graphischen Darstellung
der Figur 3 wieder gegeben. (Kurven 1a und 1b mit dem erfindungsgemäßen Produkt, Kurven
2a und 2b mit dem Produkt nach dem Stand der Technik) Die Unterschiede in der Aufziehgeschwindigkeit
des Farbstoffs auf der Faser zeigen, daß der Retarder und/oder das Egalisiermittel
der vorliegenden Erfindung dem Verlauf der Färbung eine größere Regelmäßigkeit verleiht.
[0052] Bei höherer Konzentration beweist der Retarder und/oder das Egalisiermittel der vorliegenden
Erfindung, daß er beachtliche temporäre Charakteristiken besitzt.
Beispiel 12
[0053] 10 g Polyacrylnitrilfasern werden in einer Färbeflotte von 400 cc Wasser, die 0,50
g Retarder - gemäß Beispiel 2 - enthalten, für 30 Minuten gekocht. Nach dieser Behandlung
werden die Fasern in Wasser von 40° C für 10 Minuten gewaschen und anschließend 45
Minuten lang in einer Färbeflotte gekocht, die 0,25 g Basic Red 18 und 0,5 cc Essigsäure
enthält.
[0054] Parallel dazu behandelt man andere 10 g Faser ebenfalls für 45 Minuten bei Kochtemperatur
in einer Färbeflotte von 400 cc Wasser, die 0,50 g Retarder gemäß Beispiel 2, 0,25
g Basic Red 18 und 0,5 cc Essigsäure enthält.
[0055] Die Aufziehgeschwindigkeit des Farbstoffs auf der Faser ist bei beiden Behandlungsarten
praktisch die gleiche. Das beweist die Permanenz der erfindungsgemäßen Verbindungen,
da ein temporärer Retarder während der Zwischenwaschung eliminiert würde, während
aus den parallelen Aufziehgeschwindigkeiten klar hervorgeht, daß der Retarder sich
fest und vollkommen auf der Faser festsetzt.