(19)
(11) EP 0 214 576 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
18.03.1987  Patentblatt  1987/12

(21) Anmeldenummer: 86112019.4

(22) Anmeldetag:  30.08.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4B65H 3/14, A41H 43/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE DE FR GB IT LU NL

(30) Priorität: 02.09.1985 NL 8502400

(71) Anmelder: Researchvereniging Nederlandse Kleding- en Tricotage-industrie (RNKT)
NL-1062 HH Amsterdam (NL)

(72) Erfinder:
  • Hobbelt, Hendrik Jan Herman
    NL-7064 BK Almelo (NL)
  • Burgemeister, Eduard Anton
    Nl-5161 WL Sprang/Capelle (NL)
  • Kroon, Theodorus Jozef Paulus Maria
    NL-7122 AG Aalten (NL)

(74) Vertreter: de Bruijn, Leendert C. et al
Nederlandsch Octrooibureau P.O. Box 29720
2502 LS Den Haag
2502 LS Den Haag (NL)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren und Vorrichtung zum Abnehmen der jeweils obersten Stofflage eines aus Stofflagen gebildeten Stapels


    (57) Verfahren und Vorrichtung zum Abnehmen des jeweils obersten Teiles eines Stofflagenstapels. Ein Druckelement (12) mit einer glatten Oberfläche wird zur Bildung von Aufwellungen oder Aufwölbungen (7) auf den Stapel (3) autgedrückt, quer zur Längsachse des Druckelementes (12) zum Rand des Stapels (3) hin bewegt, wobei die Aufwellung (7) vor dem Druckelement (12) vergrößert und dadurch sicher vom Greifer eine Abnahmevorrichtung erfaßt und einer gewünschten Stelle zugeführt wird. In Weiterbildung wird das Druckelement (12) unter Druckkontakt über den Stapel (3) bewegt und schiebt die Stofflagen dabei mit den Rändern schuppenförmig über den Rand des Stapels (3) hinaus. Bei der Rückbewegung ohne Druckausübung wird durch einen auf eine schräggestellte Platte (14) gerichteten Druckluftstrahl Unterdruck zwischen Platte (14) und oberster Stofflage (1) erzeugt, durch den diese an die Platte (14) angehoben wird. Das Druckelement (12) ist im ersten Fall als Hohlkörper mit Saug- oder Blasöffnungen ausgebildet und im zweiten Fall an der schräggestellten Platte (14) angeordnet, auf deren Oberfläche eine oder mehrere Blasöffnungen (18) gerichtet sind.




    Beschreibung


    [0001] Verfahren und Vorrichtung zum Abnehmen des jeweils obersten Teiles eines aus Stofflagen gebildeten Stapels

    [0002] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Abnehmen des jeweils obersten Teiles eines elastisch zusammendrückbaren Stapels von Stofflagen, bei dem ein Abnahmeelement mit dem Stapel in Eingriff gebracht und relativ zu diesem bewegt wird (BE-Patent 806 542).

    [0003] Die Stofflagen können von sehr unterschiedlicher Beschaffenheit sein. Sie können eine glatte oder rauhe Oberfläche haben und die Reibung zwischen den Stofflagen kann klein oder groß sein. Bei der Bekleidungsherstellung werden die übereinandergestapelten Stofflagen für die Weiterverarbeitung nacheinander einzeln abgenommen.

    [0004] Das oekannte Verfahren dient zur Automatisierung des Vereinzelns von gestapelten Stofflagen. Dieses bekannte Verfahren geht von dem Gedanken aus, daß die oberste Stofflage durch Reibungsausübung relativ zur daruntetliegenden Stofflage bewegt werden muß, um ein Aufwellun und/oder eine Verschiebung der Stofflage über die Randkante des Stapels hinaus zu bewirken, so daß sie durron eine Greifvorrichtung erfaßt, vom Stapel abgenommen und an einer gewünschten Stelle abgelegt werden lann.

    [0005] Der Grurcgedanke ist hierbei, daß zwischen dem Greifer und der Stofflage kein Schlupf auftreten darf. Das bedeutet daß der Greifer eine rauhe Oberfläche haben muß. Das führt jedoch oft zur Beschädigung der Stofflage.

    [0006] Es ist daher ein Versuch unternommen worden, die Stofflagen nacheinander durch Saugluftdüsen vom Stapel abzunehmen. Der Nachteil dabei ist jedoch, daß die Sicherheit gegen das Abnehmen von mehr als einer Stofflage nicht gewährleistet ist.

    [0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu entwickeln, durch das die Vereinzelung der aufeinander gestapelten Stofflagen unabhängig von der Art des Materials sichergestellt ist, ohne daß das Risiko einer Beschädigung der Stofflagen auftritt.

    [0008] Diese Aufgabe wird durch die im Patentanspruch 1 angegebenen Verfahrensschritte gelöst. Durch das Absenken des Druckelementes auf den Stofflagenstapel wird dieser örtlich eingedrückt und es bilden sich beiderseits des Druckelementes Aufwellungen bzw. Aufwölbungen, in deren Bereich die oberste Stofflage bereits von der darunterliegenden gelöst wird. Während das Druckelement sodann quer zu seiner Längsachse zu einem Rand des Stapels hinbewegt wird, erfolgt, bezogen auf die Verschieberichtung des Druckelementes, ein Glattziehen der Aufwellung auf der hinteren Seite des Druckelementes, während auf der vorderen Seite eine Verringerung der Spannung erfolgt, die zu einer Vergrößerung der Aufwellung führt. Dies wird dadurch ermöglicht, daß das Druckelement eine glatte Oberfläche hat. Darunter ist zu verstehen, daß die Reibung zwischen dem Druckelement und der obersten Stofflage geringer als die Reibung zwischen den einzelnen Stofflagen ist. Das Druckelement gleitet daher bei der Querverschiebung über die oberste Stofflage hinweg, ohne sie völlig mitzunehmen, während die Aufwellung vergrößert wird, an der der Greifer einer bekannten Abnahmevorrichtung angreifen und die Stofflage vom Stapel abheben kann.

    [0009] Im Gegensatz zu dem bekannten Verfahren, bei dem ein Greifer mit einer rauhen Oberfläche fast keinen oder gerade soviel Druck auf den Stapel ausübt, daß die Reibung zwischen Greifer und oberster Stofflage zu deren Mitnahme ausreicht, wird der Stapel durch ein Druckelement mit einer glatten Oberfläche zur Bildung von Aufwellungen örtlich eingedrückt, eine Aufwellung wird bei der Verschiebung vergrößert und kann dadurch vom Greifer einer Abnahmevorrichtung sicher aufgenommen werden. Es ist überraschend, daß auf diese Weise eine klare Trennung bzw. Vereinzelung der jeweils obersten Stofflage eines Stapels erzielt wird, ohne das Material zu beschädigen.

    [0010] Eine vorteilhafte Weiterentwicklung der Erfindung ist im Patentanspruch 2 angegeben. Die Gleitbewegung des Druckelementes und der Druckkontakt mit dem Stapel bewirken eine gestaffelte Verschiebung der Stofflagen in der Weise, daß die Ränder der Stofflagen schuppenförmig über die Randkante des Stapels hinauszustehen kommen. Während das Druckelement anschließend ohne Druckausübung in seine Ausgangsposition zurückkehrt, werden über dem Stapel unter der mit dem Druckelement versehenen Platte durch wenigstens einen auf die Platte gerichteten Luftstrom Luftteilchen mitgerissen. Dadurch wird Unterdruck erzeugt, durch den die oberste Stofflage vom Stapel abgehoben wird. Der über die Randkante des Stapels überstehende Rand der Stofflage erleichtert deren Übernahme durch eine Greifvorrichtung.

    [0011] Es ist hervorzuheben, daß durch die GB-PS 1.055.785 an sich bekannt ist, zum Abheben der jeweils obersten Stofflage von einem Stapel einen Luftstrom zu benutzen, der auf die Oberfläche einer gebogenen Platte gerichtet ist und unter der Platte einen verringerten Luftdruck erzeugt, durch den ein Teil der obersten Stofflage angehoben wird. Es ist hierbei jedoch keine Verschiebebewegung der Platte über dem Stapel vorgesehen; Zur Abnahme der jeweils obersten Stofflage wird ein Sauggreifer eingesetzt.

    [0012] Eine besonders vorteilhafte Ausführungsform einer Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 ist in Anspruch 3 angegeben.

    [0013] Weist des als Hohlkörper ausgebildete, quer zu seiner Längsachse bewegbare Druckelement Saugdüsen auf, so wird die Aufwellung vor dem Druckelement an den Hohlkörper angesaugt und die Abnahme und Wegführung der obersten Stofflage wird auf diese Weise bewerkstelligt. Bei Verwendung von Blasdüsen wird die Aufwellung der Stofflage durch Ausnutzung des Coanda-Effektes an den Hohlkörper angesaugt, abgenommen und weggeführt.

    [0014] Eine konstruktiv einfache Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens nach Anspruch 2 ist in Anspruch 4 angegeben.

    [0015] Die Erfindung ist nachfolgend anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert.

    [0016] Es zeigt:

    Fig. 1 die Bildung der Aufwellungen in der obersten Stofflage eines Stofflagenstapels durch statische Belastung des Druckelementes in Seitenansicht,

    Fig. 2 die Vergrößerung der Aufwellung der obersten Stofflage des Stapels vor dem als Hohlkörper mit Blas- oder Saugdüsen versehenen Druckelement bei dessen Querbewegung,

    Fig. 3a, 3b, 3c zeigen des Trennen und Anheben der obersten Stofflage eines Teilestapels durch eine mit einem Luftstrahl beaufschlagte, schräggestellte, über den Stapel bewegbare Platte mit dem daran vorgesehenen Druckelement, wobei in Fig. 3a ein Ausschnitt des Druckelementes und einiger Stofflagen vergrößert herausgezeichnet sind.



    [0017] Fig. 1 zeigt nur die beiden oberen Stofflagen (1 und 2) eines Stapels (3) aus Zuschnitteilen von Bekleidungsstücken. Über ein Druckelement (4) mit glatter Oberfläche wird eine Kraft in Richtung des Pfeiles (5) auf den Stapel (3) ausgeübt, so daß der Stapel (3) örtlich eingedrückt wird. Dabei bilden sich beiderseits des Druckelementes (4) Aufwellungen (6 und 7), die aber in der Praxis nicht ausreichen, um die oberste Stofflage (1) vom Stapel (3) zu entfernen, weil durch die statische Belastung die oberste Stofflage auch gestreckt wird und dies die Faltenbildung beeinträchtigt.

    [0018] Wird dem Druckelement (4), wie in Fig. 2 am Beispiel eines als Hohlkörper (8) ausgebildeten mit in einer Reihe angeordneten Blas- oder Saugöffnungen (9) oder einem Luftschlitz versehenen Druckelementes gezeigt, außer der in Richtung des Pfeiles (5) gerichteten Kraft eine durch den Pfeil (10) in horizontaler Richtung gerichtete Kraft erteilt, dann erfolgt eine quer zur Längsachse des Druckelementes (8) gerichtete Bewegung zum Rand des Stapels (3) hin. Dabei wird die Aufwellung (7) vor dem Druckelement (8) wesentlich stärker aufgewölbt, also erheblich vergrößert, während die Aufwellung (6) hinter dem Druckelement (8) glattgezogen wird. Die oberste Stofflage (1) kann dann einfach und sicher an der vergrößerten Aufwellung (7) beispielsweise durch ein parallel zum Druckelement (8) verlaufendes Saugrohr (11) einer Abnahmevorrichtung erfaßt und vom Stapel (3) abgenommen werden.

    [0019] Wird das als Hohlkörper (8) mit einem Luftschlitz oder Luftöffnungen ausgebildete Druckelement an eine Unterdruckquelle angeschlossen, die während der Querverschiebung eingeschaltet ist, dann wird die oberste Stofflage (1) im Bereich der vergrößerten Aufwellung (7) an die Oberfläche des Hohlkörpers (8) angesaugt, falls erforderlich unterstützt durch Drehung des Hohlkörpers (8).

    [0020] Wenn während der Querverschiebung des Hohlkörpers (8) Druckluft durch den Luftschlitz oder die Öffnungen (9) geblasen wird, strömt sie entlang der Umfangsfläche des Hohlkörpers (8), wobei aufgrund des Coanda-Effektes ein Unterdruck zwischen dem Hohlkörper (8) und der vergrößerten Aufwellung (7) der obersten Stofflage (1) erzeugt wird. Wenn die Aufwellung (7) über den Rand des Stapels (3) hinausgeschoben wird, zieht der Unterdruck den Randbereich der obersten Stofflage (1) nach aufwärts und die Kante kann durch eine bekannte Abnahmevorrichtung zum Weitertransport der Stofflage (1) ergriffen werden. Vorzugsweise ist das Druckelement (4 bzw. 8) breiter als die gestapelten Stofflagen. Die Öffnungen (9) können so Saug- oder Blasöffnungen sein.

    [0021] In den Fig. 3a, 3b und 3c ist das Druckelement als abgebogener Rand (12) mit einer abgerundeten Kante (13) einer Platte (14) ausgebildet, die vom Rand (12) zum Rand des Stapels (3) schräg nach aufwärts gerichtet ist. Durch die glatte abgerundete Kante (13) kann eine Verschiebung über die oberste Stofflage (1) des Stapels (3) unter Druckkontakt (Kraft gemäß Pfeil 16, Fig. 3a) durch eine in Richtung des Pfeiles (15), Fig. 3a gerichtete Kraft stattfinden.

    [0022] Fig. 3a zeigt, daß bei der Verschiebung in Richtung des Pfeiles (15) zuerst das Aufwellen bzw. Aufwölben der Stofflagen stattfindet. Aus Fig. 3b geht hervor, daß dann, wenn sich der Rand (12) dem Rand des Stapels (3) nähert, die Aufwellung (7) sich entspannt und der Randbereich der Stofflagen bewegt sich schuppenförmig über die Randkante des Stapels (3) hinaus. Die Platte (14) wird dann etwas angehoben, so daß die in Richtung des Pfeiles (16) wirkende Kraft nicht mehr auf den Stapel (3) einwirkt und die Platte (14) in Richtung des Pfeiles (17) in ihre Ausgangsstellung oder in die Nähe davon zurückbewegt wird. Während dieser Bewegung wird Druckluft durch eine oberhalb der Platte (14) angeordnete Leitung (18) auf die Oberseite der Platte (14) geblasen. Durch den dabei auftretenden Bernoulli-Effekt - die Umgebungsluft strömt in Richtung des Pfeiles (19) - wird zwischen der Platte (14) und der obersten Stofflage (1) Unterdruck erzeugt, wodurch die oberste Stofflage (1) an die Unterseite der Platte angehoben wird. Diese Stofflage (1) kann dann durch bekannte Abnahmetechniken ergriffen und einer gewünschten Stelle zugeführt werden.

    [0023] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es somit möglich, eine Stofflage von einem Stapel abzunehmen, ohne die unter der obersten Stofflage liegende zweite Stofflage mit anzuheben oder eine Stofflage zu beschädigen durch das Trennen der obersten Stofflage von den darunterliegenden Stofflagen mit einer Gleitbewegung unter sanftem Druck auf den Stapel, die mit einem Blassystem kombiniert sein kann.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Abnehmen der jeweils obersten Stofflage eines elastisch zusammendrückbaren Stapels mit einem über den Stapel bewegbaren Abnahmeelement für die oberste Stofflage, dadurch gekennzeichnet, daß ein eine glatte Oberfläche aufweisendes Druckelement (4, 8, 12) zur Bildung mindestens einer Aufwellung (7) auf den Stapel (3) aufgedrückt und sodann die Aufwellung (7) vor sich herschiebend quer zu seiner Längsachse zu einem Rand des Stapels (3) hin bewegt wird, wobei die Aufwellung (7) vergrößert und anschließend die oberste Stofflage (1) durch eine an der Aufwellung (7) angreifende Greifvorrichtung (11) vom Stapel (3) abgenommen und einer Bearbeitungsstation zugeführt wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Druckelement (12) über und in Druckkontakt mit dem Stapel (3) aus einer Ausgangsposition oberhalb des Stapels (3) zu dessen Rand hin bewegt wird, das Druckelement (12) danach ohne Druckausübung in den Bereich der Ausgangsposition zurückbewegt wird, während über dem Stapel (3) ein Unterdruck durch einen Luftstrahl erzeugt wird, der auf eine mit dem Druckelement (12) bewegbare Platte (14) gerichtet ist, die vom Druckelement (12) her schräg nach aufwärts in Richtung des genannten Randes derart verläuft, daß die oberste Stofflage (1) durch den Unterdruck vom Stapel (3) angehoben wird.
     
    3. Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Druckelement als quer zur Längsachse bewegbarer Hohlkörper (8) mit Saug- oder Blasöffnungen (9) ausgebildet ist.
     
    4. Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Druckelement (12) an der Platte (14) angeordnet ist, die in einem spitzen Winkel zur Oberfläche des Stapels (3) schräg nach aufwärts verläuft und über der Platte (14) eine oder mehrere auf die Oberfläche der Platte (14) gerichtete Blasöffnungen (18) vorgesehen sind.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht