[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum einbadigen Reoxidieren und Seifen
von Färbungen mit Küpen-und/oder Schwefelküpenfarbstoffen (C.I. Vat Dyes), welche
zuvor in reduzierter Form auf ein Cellulosefasern enthaltendes Textilmaterial aufgebracht
und dort fixiert worden sind, aus alkalischem Medium. Außerdem bezieht sich diese
Erfindung auf ein Oxidationn- und Nachseifmittel zur Durchführung des beanspruchten
Verfahrens.
[0002] Es Ist allgemein bekannt, daß beim Färben von Baumwolle mit Küpen- und/oder Schwefelküpenfarbstoffen
diese Farbmittel zur Applikation auf der Ware zunächst verküpt und sodann im Anschluß
an das Aufziehen und Fixieren durch Reoxidation dort entwickelt werden müssen. Ein
nachfolgendes Seifen des in dieser Weise behandelten Farbguts ist zur Erlangung optimaler
Echtheitseigenschaften sowie des endgültigen Farbtones solcher Färbungen unerläßlich.
[0003] Im Laufe der Zeit sind nunmehr verschiedene Reoxidationsverfahren zur Entwicklung
der beiden zuvor erwähnten Farbstoffkategorien erschlossen worden - sowohl für die
Durchführung im sauren als auch in alkalischem Medium - die alle Ihre spezifischen
Vorteile, aber auch ihre typischen Nachteile aufweisen.
[0004] Die Entwicklung von immer effektiver ablaufenden Kontinue-Verfahren zum Farbstoffauftrag
brachte es also mit sich, daß auch bei den Reoxidationstechniken sich der Trend hin
zu den intensiver wirkenden Oxidantien verlagerte - woraus folgte, daß die Empfindlichkeit
der Farbstoffindividuen gegenüber solchen oxidierenden Substanzen zunehmend in den
Vordergrund trat und eine noch mehr genauere Überwachung des Reoxidationvorganges
nötig machte. Dieser Sachzwang stellte sich Insbesondere für Kombinationsfärbungen
mit sich färberisch unterschiedlich verhaltenden Farbstoffen heraus.
[0005] Ein weiteres Problem in Bezug auf die Funktionstüchtigkeit der gängigen Reoxidationsmaßnahmen
ergab sich, als aus Umweltgründen auf den Einsatz von Chromsalzen als Oxidantien verzichtet
werden mußte.
[0006] Bei Verwendung der verbleibenden, im alkalischen Bereich wirksamen Oxidationsmittel
wie Wasserstoffperoxid, Peroxiden bzw. Perboraten, Natriumchlorit oder Hypochlorit
zeigte sich, daß diese entweder bei der Dosierung Schwierigkeiten bereiten oder aber
die Nuance ungünstig beeinflussen. In einigen Fällen werden dabei sogar Minderungen
von Echtheitseigenschaften, z.B. der Naßechtheitseigenschaften verursacht.
[0007] In den deutschen Offenlegungsschriften DE-A1-33 12 162 und DE-A1-33 38 267 Ist es
Indessen wohl bereits erläutert, Färbungen mit Schwefelfarbstoffen, welche im reduzierten
Zustand auf Cellulose appliziert worden sind, zur Farbstoff-Entwicklung der Oxidationswirkung
von p-Toluolsulfonsäure-N-chloramid-Natrium im alkalischen Bereich zu unterziehen.
Die Einheitlichkeit des verwendeten Farbmittels enthebt das beschriebene Reoxidationsverfahren
jedoch der Notwendigkeit, auf irgendwelche unterschiedlichen Kriterien in Bezug auf
die Angreifbarkeit der Leukoverbindung im Zuge dieser Behandlungsstufe Rücksicht nehmen
zu müssen.
[0008] Die in der Praxis obwaltende allgemeine Zielsetzung, beim Färben auf diesem Arbeitsgebiet
aus Preisgründen Farbstoffe verschiedener Sortimente - also auch mit abweichendem
Reoxidationsverhalten - gemeinsam einzusetzen, stellt für die in Rede stehende Erfindung
somit die Aufgabe, ein Reoxidationsverfahren zur Entwicklung der auf der Faser jeweils
in Leukoform vorliegenden Farbstoffe zu konzipieren, das einheitlich Anwendung finden
kann, keine Umweltbelastung hervorruft, die Nachteile der hierfür bekannten Verfahren
ausräumt und zudem noch ökonomisch ist.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man das mit den obigen Farbstoffen
allein oder in Kombination miteinander behandelte Textilgut zur Farbstoff-Entwicklung
der oxidierenden Einwirkung einer wäßrigen Lösung von in der Wärme Hypochlorit abspaltenden
Chemikalien bei pH-Werten oberhalb 8 sowie einer Temperatur zwischen 15°C und Kochpunkt
der Flotte aussetzt und gleichzeitig mit der Oxidation im selben Bad den Seifvorgang
unter Zuhilfenahme von vorzugsweise anionischen, gegenüber Hypochlorit unempfindlichen
Tensiden vornimmt oder einleitet. Das kann sowohl kontinuierlich als auch diskontinuierlich
geschehen.
[0010] Als geeignete Vertreter solcher in der Wärme Hypochlorit abspaltender Verbindungen,
die in der Lage sind, beim Oxidationsvorgang positiv geladenes Chlor abzugeben, kommen
erfindungsgemäß N-chlorierte organische Sulfonamide wie N-Chlor-aryl- bzw. -alkylaryl-sulfonsäureamide,
oder N-chlorierte Isocyanursäuren in Frage. Insbesondere seien in dieser Hinsicht
als Beispiele die Natriumsalze von p-Toluolsulfonsäure-N-chloramid, Benzolsulfonsäure-N-chloramid,
1-Benzolsulfonsäure-N-chloramid-3-carbonsäure oder o-Toluolsulfonsäure-N-chloramid,
fernerhin die entsprechenden Dichlorverbindungen wie p-Toluolsulfonsäure-N,N-dichloramid
und Dichlorisocyanursäure, einzeln oder in Mischungen untereinander zu nennen, welche
gleichwertige färberische Ergebnisse erbringen. Mit den soeben aufgezählten Substanzen
stehen der Färbereipraxis preiswerte, physiologisch unbedenkliche und mit ihren Endprodukten
abwassertechnisch einwandfreie Oxidationsmittel für die Entwicklung von Küpen- und
Schwefelfarbstoffen zur Verfügung. Ihre Dosierung ist problemlos und bezüglich Einhaltung
der Farbkonstanz treten keine Schwierigkeiten auf. Solche Verbindungen sind u.a. beschrieben
in Ullmanns Encyclopädie der technischen Chemie, 4. Auflage, Band 9, Seiten 384 bis
392 (besonders Seiten 388 bis 389) und in Kirk-Othmer, Encyclopedia of Chemical Technology,
Third Edition, Volume 5, pp. 565 - 580 (besonders pp. 574 - 575).
[0011] Als Mittel zum Seifen werden im Rahmen des beanspruchten Verfahrens vorzugsweise
anionische, hypochloritunempfindliche Tenside, wie z.B. Oleylmethyltaurin oder oleylisethionsaures
Natrium u.a., gegebenenfalls in Mischung mit solchen Hilfsstoffen nichtionischen Typs,
in Betracht gezogen. Diese Tenside gelangen erfindungsgemäß zusammen mit den oben
erwähnten Oxidationsmitteln aus gleicher Flotte zur Anwendung.
[0012] Die Einsatzmengen an den zuvor genannten Oxidationsmitteln hängen erfindungsgemäß
davon ab, ob kontinuierlich oder diskontinuierlich gearbeitet wird: Es werden empfohlen,
bei kontinuierlicher Prozeßführung in den Ansatzflotten 1 bis 4 g/1 der Oxidantien
und 1 g/1 Soda und in den Nachlaufflotten 0,5 bis 1 % des Oxidans zu verwenden. Beim
diskontinuierlichen Arbeiten haben sich 0,5 bis 2 % des Oxidans (bezogen auf das Warengewicht)
und 1 g/1 Soda als zweckmäßig bewährt.
[0013] Der pH-Wert des beanspruchten Verfahrens kann in weiten Grenzen variieren, ohne die
Qualität der Reoxidation der Leukofarbstoffe zu beeinflussen, solange sichergestellt
ist, daß in den Entwicklungsbädern ein alkalisches Medium (p
H )8) vorherrscht. Bevorzugt wird die Farbstoffentwicklung bei pH-Werten im Bereich
zwischen 8 und 12 durchgeführt, welche entweder durch das auf der Ware befindliche,
aus der vorgängigen Verküpung stammende Alkali oder besser durch separate Zugabe von
z.B. Soda eingestellt werden.
[0014] Da der Zeitfaktor bei der erfindungsgemäßen Oxidationsweise ohne größere Bedeutung
ist, kann das beanspruchte Verfahren sowohl kontinuierlich als auch diskontinuierlich
vorgenommen werden. Im Falle der kontinuierlichen Arbeitstechnik sind Verweilzeiten
des Färbegutes in den Entwicklungs-/ Seif-Bädern zwischen 5 und 120 Sekunden ausreichend.
[0015] Auch die Temperatur der Behandlung zum Reoxidieren und Seifen ist verfahrensgemäß
relativ unkritisch und kann je nach Zusammensetzung der Farbstoffkombination zwischen
35°C bis Kochtemperatur (100°C) schwanken. Während im Falle einer Kombination der
Schwefelküpenfarbstoffe untereinander dafür Temperaturen zwischen 35° und 50°C angesetzt
werden, sind bei Kombinationen aus Küpen- und Schwefelküpenfarbstoffen 95°C bis Kochtemperatur
bevorzugt.
[0016] Für das völlige Ausseifen der Färbungen mit den Küpen-und/oder Schwefelküpenfarbstoffen
folgen dem eigentlichen Oxidationsbad in der Regel noch weitere, auf höhere Temperaturen
(80°C bis Kochtemperatur) eingestellte Seifbäder nach. Ein Zwischenschalten von Spülbädern
zur Entfernung des nicht verbrauchten Oxidationsmittels ist dabei nicht erforderlich.
[0017] Bei der kontinuierlichen Arbeitsweise wird im allgemeinen nach dem Dämpfen der Ware
kurz gespült und unmittelbar darauf reoxidiert/geseift. Das Reoxidations-/Seif-Bad
von 35°C bis Kochtemperatur enthält dann z.B.
1-4 g/1 der o.a. Oxidantlen,
1 g/1 Soda calc. und
1-3 g/1 Oleylmethyltaurin,
oder direkt die entsprechende Menge einer fertigen Mischung von diesen Substanzen,
wie sie nachstehend als erfindungsgemäße Oxidations- und Nachseifmittel beschrieben
werden.
[0018] In Anbetracht der gewonnenen Erkenntnisse aus dem verfahrensgemäßen Oxidations-/Seif-Prozeß
erstreckt sich die vorliegende Erfindung weitherhin auf Oxidations- und Nachseifmittel
zur Durchführung des neuen Verfahrens. Gegenstand dieses Schutzrechtes sind in dieser
Beziehung somit Gemische, gekennzeichnet durch einen Gehalt an
20 bis 80 Gewichtsteilen von in der Wärme Hypochlorit abspaltenden Chemikalien, beispielsweise
Oxidationsmitteln vom Typ N-chlorierter Aryl- bzw. Alkylaryl-sulfonsäureamide und/
oder N-chlorierter Isocyanursäuren, vorzugsweise von oxidierend wirkenden Verbindungen
bzw. Mischungen davon der weiter oben gegebenen Auswahl, und
80 bis 20 Gewichtsteilen von vorzugsweise anionischen, hypochloritbeständigen Tensiden,
beispielsweise vom Typ Oleylmethyltaurin und/oder oleylisethionsauren Natriums.
[0019] Es handelt sich dabei um Gemische genannter Oxidatlonsmittel mit den erwähnten Tensiden,
vorzugsweise in Pulverform. Diesen Gemischen können gleichzeitig noch die notwendigen
Alkalien, z.B. in Form von Soda, in Anteilen von 0 bis 50 Gew.-% der Gesamtmischung
beigemengt sein.
[0020] Vorzugsweise sind die Oxidations- und Nachseifmittel entsprechend der vorliegenden
Erfindung zusammengesetzt aus
20 bis 80 Gewichtsteilen p-Toluolsulfonsäure-N-chloramid-Natrium,
80 bis 20 Gewichtsteilen Oleylmethyltaurin und
20 bis 50 Gewichtsteilen Soda calc.
[0021] Der neue Prozeß ist sowohl für das kontinuierliche als auch für das diskontinuierliche
Oxidieren/Seifen von Färbungen mit den genannten Farbstoffen ausgelegt, ganz gleich
in welcher Form, z.B. durch Klotzen bzw. Drucken oder nach der Ausziehtechnik, diese
zuvor auf dem zu färbenden Textilgut aufgebracht worden sind. Sie liegen unabhängig
von der Art der Applikation nach der Fixierung in reduzierter Form auf der Faser vor
und müssen jeweils zum unlöslichen Farbstoff reoxidiert werden. Daraus folgt, daß
beim beanspruchten Verfahren aber auch Schwefelfarbstoffe anderer Herkunft, z.B. verküpte
Schwefelfarbstoffe (C.I. Sulphur Dyes), Leukoschwefelfarbstoffe (C.I. Leuco Sulphur
Dyes) und durch Thiosulfato-Gruppen löslich gemachte Schwefelfarbstoffe (C.I. Solubilised
Sulphur Dyes), wie sie in den deutschen Offenlegungsschriften DE-A1-33 12 162 und
DE-A1-33 38 267 erwähnt werden, als Bestandteil in die erfindungsgemäß angewendeten
Farbstoff-Gemische mit einbezogen sein können.
[0022] Die vorliegende Erfindung Ist prinzipiell anwendbar auf Textilmaterial, welches aus
Polyester-/Cellulose-Fasermischungen besteht, wobei in einem solchen Fall in den Küpen-
und/oder Schwefelküpenfarbstoffe enthaltenden Farbstoffzubereitungen dann zusätzlich
alkalistabile Dispersionsfarbstoffe zugegen sein und somit zwecks Colorierung der
Polyesterfaserkomponente an dem erfindungsgemäßen Dessinierungsvorgang aktiv teilhaben
können. Die Fixierung der von den beiden anderen Farbstofftypen wesensverschiedenen
Dispersionsfarbstoffe erfolgt vor der Überführung der Küpen- und/oder Schwefelküpenfarbstoffe
in ihre reduzierte Form (Verküpung) sowie den sich anschließenden Maßnahmen zum Reoxidieren
und Seifen unter alkalischen Bedingungen; sie kann durch Thermosolieren oder im HT-Ausziehprozeß
stattfinden. Hieraus werden die Vorteile dieser Erfindung deutlich, gemäß der einerseits
durch die Verwendung von in der Wärme Hypochlorit abspaltenden Mitteln ein betriebssicheres
und wirtschaftliches Verfahren zur alkalischen Reoxidation von Küpen- und Schwefelküpenfarbstoffen
und vor allem auch in Kombination miteinander realisiert wird, das der bekannten alkalischen
Reoxidation mit Wasserstoffperoxid überlegen ist, und sich andererseits als Folge
der milden Oxidationswirkung der dafür erfindungsgemäß verwendeten Chemikalien keine
Probleme hinsichtlich von gegebenenfalls mit beteiligten Dispersionsfarbstoffen einstellen.
Aufgrund dieser durch die Möglichkeit einer Mitverwendung von Dispersionsfarbstoffen
gegebenen Ausgestaltung der Erfindung erfährt das neue Verfahren eine wesentliche
Bereicherung, weil damit im Handel befindliche Sortimente von Farbstoffmischungen
auf der zuvor erwähnten Basis, in denen Kombinationen sowohl aus Dispersions- und
Küpenfarbstoffen als auch aus Dispersions- und Schwefelküpenfarbstoffen nebeneinander
vorliegen, dann gemeinsam oxidiert und somit zur gleichzeitigen Colorierung beider
Fasertypen ohne färberische Schwierigkeiten benutzt werden können.
[0023] Die in den nachfolgenden Beispielen aufgeführten Prozentangaben bedeuten Gewichtsprozente
und sind im Falle der Angaben für die Flottenaufnahme auf das Gewicht der trockenen
Ware bezogen.
Beispiel 1
[0024] Ein 100%iges Baumwollgewebe wird nach dem sogenannten Klotz-Dämpf-Verfahren für Küpenfarbstoffe
mittels 10 g/1 des Farbstoffes Vat Red 14 mit der C.I.-Nr. 71110 behandelt, indem
man die Warenbahn aus 25°C warmem, wäßrigen Medium vom pH-Wert etwa 5,5 sowie in Gegenwart
eines anionischen Tensides mit einer Pigmentsuspension aus dem unlöslichen Farbmittel
bei einer Flottenaufnahme von 45 % klotzt und danach bei etwa 115°C trocknet. Diese
Imprägnierung wird nun mit einer wäßrigen Verküpungsflotte auf Basis von Hydrosulfit/Natronlauge
mit 60 % Flottenauftrag übergeklotzt und zur Reduktion des Farbstoffes unter überführung
in die Leukoform samt Fixierung derselben auf der Faser für kurze Zeit mit luftfreiem
Sattdampf von 105°C gedämpft.
[0025] Zur Rückbildung des Farbpigmentes sowie Seifen der erzeugten Küpenfärbung wird sodann
nach dem Verlassen des Dämpfers wie folgt vorgegangen:
[0026] In den beiden ersten Kästen der für die Durchführung obengenannter Arbeitsgänge dienenden
Breitwaschmaschine wird das Behandlungsgut zunächst mit Wasser kalt gespült. Während
der Passage (Verweilzeit durchschnittlich 20 sec) durch das 3. und 4. Abteil wird
daraufhin unter der Einwirkung von
3 g/1 p-Toluolsulfonsäure-N-chloramid-Natrium,
1 g/1 Soda kalz. und
1 g/1 Oleylmethyltaurin
aufweisenden wäßrigen Bädern der auf dem Gewebe applizierte Leukofarbstoff bei 95°C
reoxidiert, und die hierbei entwickelte Färbung wird zugleich geseift, welche letztere
man im 5. Abteil, das mit einer wäßrigen Flotte unter Zusatz von
0,5 g/1 Soda und
0,5 g/1 Oleylmethyltaurin
beschickt ist, einer abermaligen Seifung bei 98°C unterzieht. In den Abteilen 6 und
7 wird die so gefärbte Ware dann erneut mit Wasser gespült sowie mittels einer 3 g/1
Essigsäure enthaltenden Flotte abgesäuert. Abschließend wird das Textilmaterial abgespritzt
und fertiggestellt.
[0027] Trotz der schwierigen Reoxidierbarkeit des gemäß diesem Beispiel benutzten Farbstoffes
erhält man erfindungsgemäß eine voll ausoxidierte und ausgeseifte Scharlachfärbung
des Gewebes, wie Vergleiche mit auf bekannte Weise sorgfältig oxidierten Proben ergeben
haben.
Beispiel 2
[0028] 80 kg eines 100xigen Baumwollgarns auf Kreuzspulen werden im Garnfärbeapparat bei
einem Flottenverhältnis von 1:10 sowie unter wechselnder Zirkulationsrichtung mit
einer wäßrigen Flotte, welche - bezogen auf das Gewicht der trockenen Ware -
3 % des Schwefelküpenfarbstoffes Vat Blue 43 mit der C.I.-Nr. 53630
und weiterhin noch
5 cm3/l Natronlauge 32,5 %ig,
4 g/1 Hydrosulfit sowie
2 g/1 eines schaumarmen Netzmittelgemisches auf Basis einer Kombination anionischer
und nichtionischer Tenside
enthält, nach dem üblichen Ausziehverfahren 45 min bei 90°C gefärbt.
[0029] Danach wird das Bad samt dem in dieser Weise behandelten Textilgut auf 70°C abgekühlt
und letzteres zunächst mit Wasser im Überlauf klar gespült. Ohne Badwechsel werden
der Spülflotte dann zwecks Farbstoff-Entwicklung durch Reoxidation bei gleichzeitigem
Seifen der entstandenen Färbung
1 % p-Toluolsulfonsäure-N-chloramid-Natrium,
1 g/1 Soda und
1 g/1 Oleylmethyltaurin
zugesetzt. Man erwärmt dieses Bad zunächst auf 40°C, hält es 10 bis 15 min bei dieser
Temperatur, erneuert das Bad daraufhin zur Hälfte, wobei es noch einmal mit 0,5 g/1
Oleylmethyltaurin beschickt wird, und seift die so gefärbte Ware nunmehr bei Kochtemperatur
weitere 10 min lang. Erneutes Spülen und Trocknen beenden den Färbeprozeß.
[0030] Man erhält eine kräftige, echte Blaufärbung der Spulen. Im Gegensatz zur herkömmlichen
Oxidation mittels Wasserstoffperoxid aus alkalischem Medium tritt erfindungsgemäß
keine Mantelbildung und auch keine Verminderung der Waschechtheit der Färbung auf.
Beispiel 3
[0031] Ein Polyesterfaser-/Baumwolle-Mischgewebe (im Verhältnis von 65:35)soll entsprechend
einer kontinuierlichen Technik mit Farbstoffgemischen aus Dispersionsfarbstoffen und
Küpen- bzw. Schwefelküpenfarbstoffen echt gefärbt werden. Dazu wird eine wäßrige Klotzflotte
angesetzt, welche 30 g/1 einer handelsüblichen Farbstoffmischung aus
17,5 % des blauen Dispersionsfarbstoffes der Formel
2,7 % des roten Dispersionsfarbstoffes der Formel
und
16,5 % des Schwefelküpenfarbstoffes Vat Blue 43 mit der C.I.-Nr. 53630,
10 g/1 einer handelsüblichen Farbstoffmischung aus 8,5 % des orangen Dispersionsfarbstoffes
der Formel
2,4 % des gelben Dispersionsfarbstoffes der Formel
2,8 % des blauen Dispersionsfarbstoffes der Formel
und
26,2 % des Küpenfarbstoffes Vat Green 14 mit der C.I.-Nr. 58830,
sowie weiterhin noch
10 g/1 eines Klotzhilfsmittels mit Verdickungswirkung auf Basis eines Polyacrylderivates
sowie
2 g/1 eines Netzmittels auf Basis einer Kombination anionischer und nichtionischer
Tenside
enthält, und mittels Essigsäure den pH-Wert von 6 eingestellt ist.
[0032] Mit der so bereiteten Flotte klotzt man nun die Ware bei Raumtemperatur sowie einer
Flottenaufnahme von 60 %, wonach das Farbgut kontinuierlich bei 120°C getrocknet und
1 min bei 215°C thermosoliert wird.
[0033] Anschließend wird diese Imprägnierung zur Farbstoffverküpung mit einer wäßrigen Flotte,
enthaltend
100 cm3/1 Natronlauge 32,5 %ig und
55 g/1 Hydrosulfit,
bei 60 % Flottenaufnahme übergeklotzt und 60 sek bei 102°C luftfrei gedämpft.
[0034] Zur Farbstoff-Entwicklung läßt man das so behandelte Mischgewebe durch eine Breitwaschmaschine
laufen und spült es dort in den ersten zwei Abteilen zunächst mit kaltem Wasser und
dann im 3. Abteil mit Wasser von 50°C. Im 4. und 5. Abteil findet daraufhin im Zuge
der Einwirkung eines 98°C heißen, wäßrigen Entwicklungsbades aus
4 g/1 p-Toluolsulfonsäure-N-chloramid-Natrium
1 g/1 Soda kalz. und
1 g/1 Oleylmethyltaurin
die Reoxidation der auf dem Substrat fixierten Leukofarbstoffe statt, verbunden mit
gleichzeitigem Seifen der erzeugten Färbung. In den folgenden weiteren Abteilen wird
die letztere mit Wasser erneut gespült, mittels Essigsäure abgesäuert und nach abermaligem
Spülen schließlich fertiggestellt. Im Anschluß an das Trocknen erhält man eine Tonin-Ton-Marineblaufärbung
des Mischgewebes auf beiden Faserkomponenten.
[0035] Bei einer auf bekannte Art durchgeführten alkalischen Reoxidation der gleichen Färbung
mittels Wasserstoffperoxid ist das Färberesultat wegen des verschiedenen Reoxidationsverhalten
von Küpen- und Schwefelküpenfarbstoff problematisch und führt nicht selten zu Nuancenunterschieden
innerhalb einer Partie. Mit dem erfindungsgemäßen Reoxidations-/Seif-Prozeß sind hingegen
diese Schwierigkeiten nicht zu erwarten.
Beispiel
[0036] In einem HT-Färbeapparat sind 240 kg eines Polyester-/ Baumwolle-Mischgarnes (im
Verhältnis von 65:35) auf Kreuzspulen bei einem Flottenverhältnis von 1:12 nach der
Ausziehmethode zu färben. Man setzt die dazu vorgesehene wäßrige Flotte, welche -
bezogen auf das Gewicht des trockenen Farbgutes - 2,8 % einer handelsüblichen Farbstoffmischung
aus
17,5 % des blauen Dispersionsfarbstoffes der Formel
2,7 % des roten Dispersionsfarbstoffes der Formel
und
16,5 % des Schwefelküpenfarbstoffes Vat Blue 43 mit der C.I.-Nr. 53630,
0,2 % einer handelsüblichen Farbstoffmischung aus 13,1 % des orangen Dispersionsfarbstoffes
der Formel
0,75 % des roten Dispersionsfarbstoffes der Formel
15 % des Küpenfarbstoffes Vat Yellow 33 mit der C.I.-Nr. 65429 und
5 % des Küpenfarbstoffes Vat Red 14 mit der C.I.-Nr. 71110
sowie 1,5 g/1 des Natrium-Salzes von 2,2'-Dinaphthylmethan-6,6'-disulfonsäure (als
Dispergiermittel)
aufweist, bei 60°C an und stellt den pH-Wert derselben mittels Essigsäure auf 4,5
ein.
[0037] Dann wird die so zubereitete Färbeflotte auf 135°C hochgeheizt und die Ware wird
nun damit unter wechselnder Zirkulationsrichtung 35 Minuten bei dieser Temperatur
gefärbt. Nach dem Abkühlen des Bades samt den in dieser Weise behandelten Garnspulen
auf 80°C setzt man dem Färbegefäß ohne vorherigen Flottenwechsel - in der angegebenen
Reihenfolge - zunächst
15 cm3/1 Natronlauge 32,5 %ig und
5 g/1 Hydrosulfit
und nach weiteren 10 Minuten Zirkulation ferner noch
20 g/1 Glaubersalz kalz.
hinzu und beläßt bei 80°C sowie fortdauernder Flottenumwälzung das Textilgut zur Farbstoffverküpung
insgesamt 30 Minuten unter dem Einfluß der angewandten Reduktionsbedingungen.
[0038] Nach dem Ablassen des vorgängig benutzten Bades wird die Ware mit Wasser gespült
und daraufhin werden unter der Einwirkung eines wäßrigen Entwicklungsbades, enthaltend
beim gleichen Flottenverhältnis von 1:12 6 kg eines Gemisches aus
40 % Oleylmethyltaurin,
40 % p-Toluolsulfonsäure-N-chloramid-Natrium sowie
20 % Soda kalz.,
der auf das Fasermaterial aufgezogene Leukofarbstoff bei 80°C reoxidiert und die erstellte
Färbung zugleich geseift. Ein weiteres kochendes Seifen von etwa 10 Minuten im wäßrigen
Medium unter Zusatz von
0,5 g/l Oleylmethyltaurin und
0,5 g/l Soda
sowie abermaliges warmes und kaltes Spülen mit Wasser beenden sodann die Färbung.
[0039] Man erhält eine egale marineblaue Färbung des Mischgarnes auf den beiden Faserkomponenten.
[0040] Wird hingegen die Reoxidation zur Entwicklung der laut obigem Färberezept beteiligten
Leukofarbstoffe unter hergebrachten Bedingungen im alkalischen Bad mittels
2 % Wasserstoffperoxid (33 %ig) und
1 g/1 Soda kalz.
bei 60°C vollzogen, dann besteht für das färberische Resultat die Gefahr, durch ungleiche
Oxidation der Küpen- bzw. Schwefelküpen-Farbstoffanteile eine sogenannte Mantelbildung
der Färbung auf der solchermaßen behandelten Garnwicklung zu verursachen.
1. Verfahren zum einbadigen Reoxidieren und Seifen von Färbungen mit Küpen- und/oder
Schwefelküpenfarbstoffen, - welche zuvor in reduzierter Form auf ein Cellulosefasern
enthaltendes Textilmaterial aufgebracht und dort fixiert worden sind, aus alkalischem
Medium, dadurch gekennzeichnet, daß man das mit den obigen Farbstoffen für sich allein
oder in Kombination miteinander behandelte Textilgut zur Farbstoff-Entwicklung der
oxidierenden Einwirkung einer wäßrigen Lösung von in der Wärme Hypochlorit abspaltenden
Chemikalien bei pH-Werten oberhalb 8 sowie einer Temperatur zwischen 15°C und Kochpunkt
der Flotte aussetzt und gleichzeitig mit der Oxidation im selben Bad den Seifvorgang
unter Zuhilfenahme von vorzugsweise anionischen, gegenüber Hypochlorit unempfindlichen
Tensiden vornimmt oder einleitet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als Oxidationsmittel
vom Typ in der Wärme Hypochlorit abspaltender Chemikalien N-chlorierte Aryl- bzw.
Alkylaryl-sulfonsäureamide und/oder N-chlorierte Isocyanursäuren einsetzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man als Oxidationsmittel
die Natriumsalze von p-Toluolsulfonsäure-N-chloramid, Benzolsulfonsäure-N-chloramid,
1-Benzolsulfonsäure-N-chloramid-3-carbonsäure oder o-Toluolsulfonsäure-N-chloramid,oder
p-Toluolsulfonsäure-N,N-dichloramid oder Dichlorisocyanursäure einzeln oder in Mischung
miteinander einsetzt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als anionische Tenside
Oleylmethyltaurin oder oleylisethionsaures Natrium einzeln oder in Mischung miteinander
einsetzt.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man die Maßnahmen
zum Reoxidieren und Seifen bei Temperaturen von 35°bis 100°C vornimmt.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man die Maßnahmen
zum Reoxidieren und Seifen bei pH-Werten von 8 bis 12 vornimmt.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man die Maßnahmen
zum Reoxidieren und Seifen kontinuierlich vornimmt.
8. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man die Maßnahmen
zum Reoxidieren und Seifen diskontinuierlich vornimmt.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4 zum einbadigen Reoxidieren und Seifen von
Färbungen mit Küpen- und/oder Schwefelküpenfarbstoffen auf Textilmaterial aus Polyester-/Cellulose-Fasermischungen,
dadurch gekennzeichnet, daß in den obige Farbstoffe für sich allein oder im Kombination
miteinander enthaltenden Zubereitungen zusätzlich alkalistabile Dispersionsfarbstoffe
zugegen sind, sowie Fixierung derartig aufgebrachter Dispersionsfarbstoffe vor der
Überführung der Küpen- und/oder Schwefelküpenfarbstoffe in ihre reduzierte Form.
10. Oxidations- und Nachseifmittel zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen
1 bis 9, gekennzeichnet durch einen Gehalt an einer Mischung aus:
20 bis 80 Gewichtsteilen von in der Wärme Hypochlorit abspaltenden Chemikalien und
80 bis 20 Gewichtsteilen eines vorzugsweise anionischen, hypochloritbeständigen Tensides.
11. Oxidations- und Nachseifmittel nach Anspruch 10, gekennzeichnet durch einen Gehalt
an einer Mischung aus:
20 bis 80 Gewichtsteilen von Oxidationsmitteln vom Typ N-chlorierter Aryl- bzw. Alkylaryl-sulfonsäureamide
und/oder N-chlorierter Isocyanursäuren und
80 bis 20 Gewichtstellen von anionischen Tensiden vom Typ Oleylmethyltaurin und/oder
oleylisethionsauren Natriums.
12. Oxidations- und Nachseifmittel nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Oxidation die Natriumsalze von p-Toluolsulfonsäure-N-chloramid, Benzolsulfonsäure-N-chloramid,
1-Benzolsulfonsäure-N-chloramid-3-carbonsäure oder o-Toluolsulfonsäure-N-chloramid,
oder p-Toluolsulfonsäure-N,N-dichloramid oder Dichlorisocyanursäure einzeln oder in
Mischung miteinander vorgesehen sind.
13. Oxidations- und Nachseifmittel zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 7
bestehend aus einer Mischung von
20 bis 80 Gewichtstellen p-Toluolsulfonsäure-N-chloramid-Natrium,
80 bis 20 Gewichtsteilen Oleylmethylraurin und
20 bis 50 Gewichtsteilen Soda calc.