[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Stranggießen in einer Stranggießkokille
mit einem Kokillenaufsatz, dessen Innenwandung unter Bildung eines Überhanges über
die Innenwandung der Stranggießkokille vorsteht, bei dem die Innenwandung der Stranggießkokille
gekühlt und geschmiert wird, wobei ein unter Druck stehendes Gas wie Luft, Stickstoff
oder Inertgas am Übergang des Kokillenaufsatzes in den Formhohlraum in die Stranggießkokille
eingeleitet wird.
[0002] Ein Verfahren und eine Vorrichtung der eingangs genannten Art ist aus der DE-OS 27
34 388 (Showa) bekannt. das bekannte Verfahren führt nur unter günstigen Voraussetzungen
zu einigermaßen glatten Barrenoberflächen. Beim Angießen ist beispielsweise eine Überwachung
und Regelung des Druckes von Gas und Schmieröl-Strömungsmenge erforderlich, sowie
eine laufende Temperaturmessung zur Einstellung der Gießparameter. Dies führt im
Betriebsfalle häufig zu Schwierigkeiten, die durch Schwankungen des Metallstandes
und Änderungen des metallostatischen Druckes im laufenden Gießverfahren noch verstärkt
werden.
[0003] Ferner hat sich gezeigt, daß mit dem Verfahren nach DE-OS 27 34 388 bleihaltige Legierungen
mit Gehalten bis zu 2,5 % Blei nicht zufriedenstellend zu vergießen sind. Diese Legierungen
sind aber für die Herstellung von spanend zu bearbeitenden Stranggußprodukten von
besonderer Bedeutung.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die eingangs genannten Nachteile zu vermeiden
und ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Stranggießen zu entwickeln, womit unabhänig
von den jeweilige- Gießbedingungen glatte und saubere Barrenoberflächen erzielt werden
können. Die besondere Oberflächenqualität zeichnet sich durch Verhinderung von Klebstellen
und Verringerung der Oberflächenseigerungen auf ein Maß aus, welches die Weiterverarbeitung
ohne Abdrehen des Barrens ermöglicht.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die in den Patentansprüchen angegebenen
Merkmale gelöst. Es hat sich gezeigt, daß durch die Anordnung eines Ringspaltes in
Richtung der Kokillenlauffläche und durch Vormischung von Trenn- und/oder Schmiermittel
und Gas eine Nachregulierung der Gießparameter, insbesondere der Gas- und Schmiermittelmenge
auch bei schwankendem Metallstand nicht erforderlich ist. Versuche mit gasförmigen
Schmiermitteln wie Acetylen, Butadin, Propan und Trichloräthylen haben gezeigt, daß
bei den in der Kokille herrschenden Bedingungen (Druck und Temperatur) eine einwandfreie
Trennwirkung durch Zersetzung der gasförmigen Schmiermittel nicht möglich ist. Bei
Zugabe von konventionellen Schmiermitteln ohne Gas parallel zur Kokillenachse treten
in der Startphase Verbrennungen des Schmiermittels auf und anschließend Unterdosierung.
Deshalb ist die Herstellung eines optimalen Schmiermittelzustandes nur durch Schmiermitteldosierung
nicht möglich.
[0006] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren hat es sich als wichtig herausgestellt, daß die
Kokillenlauffläche unterhalb des Überhanges absolut glatt und frei von Bohrungen,
Stufen oder Nuten ist. Insbesondere beim Angießen muß eine laminare Strömung parallel
zur Kokillenlauffläche aufrechterhalten werden, damit das einfließende Metall nicht
mit der Kokillenwand in Berührung kommt. Dieser Effekt wird dadurch verstärkt, daß
zwischen Anfahrblock und Kokillenlauffläche ein Mindestabstand von 2-5 mm vorgesehen
ist und in diesem Zwischenraum ein Unterdruck, vorzugsweise durch das am Kokillenaustrittsende
ausgeblasene Kühlwasser (Wasserstrahl-Pumpen-Effekt) erzeugt wird.
[0007] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert.
In Fig. 1 ist ein Querschnitt durch die erfindungsgemäße Kokille gezeigt. Man erkennt
die Kokille 1 mit dem Kokillenaufsatzt der aus einem Heißkopf 2 und einem Gasführungsblock
3 mit Gaskanal 13 besteht. In der Kokille 1 ist eine Bohrung 4 für das Trenn- und/oder
Schmiermittel und einen Kanal 5 für die Wasserkühlung enthalten. Zwischen Kokille
1, Heißkopf 2 und Gasführungsblock 3 wird ein Ringspalt 6 gebildet, der zumindest
in der Nähe der Austrittsöffnung parallel und in Fortsetzung zur Lauffläche 7 verläuft.
Wichtig ist hierbei, daß keinerlei Absätze, Bohrungen oder Nuten an der Lauffläche
und im Austrittsbereich des Ringkanals vorhanden sind, damit eine annähernd laminare
Strömung des Gemisches aus Trenn- und/oder Schmiermittel und Gas ermöglicht wird.
[0008] Im Betriebsfalle wird durch den Ringkanal 6 das Gas in den Raum unterhalb des Überhanges
8 dem Menikushohlraum 9 eingeblasen. Dabei reißt das Gas an der Schmiermittelzuführung
(Bohrung 4) Teile des flüssigen Trenn- oder Schmiermittels mit, z. B. Öl. Es bilden
sich Ga/Öl-Nebel (Emulsionen), die in laminare Strömung unterhalb des Überhanges
8 in Abzugsrichtung und parallel zur Kokillenlauffläche austreten und bis in den
Zwischenraum von Kokille 1 und dem Anfahrblock reichen. Der dort wirksame Unterdruck,
erzeugt durch den aus Kanal 5 austretenden Wasserstrahl, sorgt für Ausbildung eines
ringförmigen Gas/Öl-Schleiers, der die Kokillenwand 7 vollständig gegenüber dem flüssigen
Metall abschirmt.
[0009] In zahlreichen Versuchen hat sich gezeigt, daß die erfindungsgemäße Zugabe eines
Gas/Öl-Gemisches auch bei schwankendem Metallstand nicht durch Veränderung der Pumpendrücke
oder Fördermengen geregelt werden muß. Offenbar ist die kombinierte Anwendung von
Gas/Öl-Schleier und Saugwirkung entlang der Lauffläche so stark, daß auch bei Änderung
des metallostatischen Druckes stets eine Pufferwirkung zwischen Metall und Lauffläche
erhalten bleibt.
[0010] Das erfindungsgemäße Verfahren wird vorzugsweise auf rißempfindliche Legierungsgruppen
angewendet. Im folgenden wird ein Ausführungsbeispiel für Stränge mit 10 Zoll Durchmesser
gegeben, wobei das Verhältnis von Trennmittel und Gas bei 3:1000 lag.
AlMg5 Gießgeschwindigkeit 70 mm pro Minute
AlCuMg2 Gießgeschwindigkeit 65 mm pro Minute
AlZnMgCu1,5 Gießgeschwindigkeit 65 mm pro Minute
AlCuMgPb Gießgeschwindigkeit 65 mm pro Minute
[0011] Diese Gießgeschwindigkeiten konnten unmittelbar nach dem Anfahren konstant gehalten
werden. Weitere Gießparameter waren nicht nachzuregulieren. Die erhaltenen Barrenoberflächen
zeigten eine hohe Oberflächenqualität.
[0012] Weitere Ausführungsformen der Erfindung zeigen die Figuren 2 bis 5. Im Vergleich
zu Fig. 1 ist der Kokillenaufsatz 22 in Fig. 2 einteilig ausgeführt. Die Bohrung für
den Gaskanal 14 befindet sich im Kokillenaufsatz 22 und mündet in einen breiten Vorraum
15 zwischen Überhang 8 und Kokillenlauffläche 7. Hier findet die Gemischbildung mit
dem Trenn- und/oder Schmiermittel statt, das aus Bohrung 4 in der Kokille 1 herangeführt
wird. Zur Kühlung des Stranges 10 wird Wasser 11 aus dem Kanal 5 ausgeblasen.
[0013] Eine weitere Variante der erfindungsgemäßen Vorrichtung zeigt Fig. 3. Hier ist der
Kokillenaufsatz horizontal geteilt in zwei Teilflächen 22a,22b. Die Gasleitung 16
verläuft auch im oberen Teil 22a in Strangabzugsrichtung und wird nur durch eine Kammer
22c zur Gasverteilung unterbrochen. Die Kokille 1 weist eine Stützwand 12 zur sicheren
Positionierung des Kokillenaufsatzes 22a,b auf. Die übrigen Teile, wie Schmiermittelbohrung
4 und Vorraum 15 entsprechen der Ausführung nach Fig. 2.
[0014] In Fig. 4 ist zwischen der Kokille 1 und dem Heißkopf 2 ein anders geformter Gasführungsblock
in Form eines Einsatzes 17 vorgesehen. In Fig. 5 ist in entsprechender Weise ein
Einsatzteil 18 zwischen der Kokille 1 und dem Heißkopf 2 angeordnet. Im Unterschied
zu Fig. 4 wird bei Fig. 5 die Gasleitung 19 horizontal durch die Kokille 1 und das
und das Einsatzteil 18 in einen Vorraum 20 geführt, von dem aus das Gas in den Ringspalt
6 gelangt. Die Mischung mit dem Schmiermittel, das über Bohrung 4 zugeführt wird,
erfolgt variabel zwischen 2 und 10 mm vor Austrittsöffnung der Ringspaltmündung. Alle
übrigen Merkmale entsprechen den im Zusammenhang mit den vorhergehenden Figuren beschriebenen
Teilen.
1. Verfahren zum Stranggießen in einer Stranggießkokille mit einem Kokillenaufsatz,
dessen Innenwandung unter Bildung eines Überhanges über die Innenwandung der Stranggießkokille
vorsteht, bei dem die Innenwandung der Stranggießkokille gekühlt und geschmiert wird,
wobei ein unter Druck stehendes Gas wie Luft, Stickstoff oder Inertgas am Übergang
des Kokillenaufsatzes in den Formhohlraum in die Stranggießkokille eingeleitet wird,
dadurch gekennzeichnet, daß das Trenn- und/oder Schmiermittel und das Gas vor dem
Eintreten in den Formhohlraum der Stranggießkokille in einem Volumen-Verhältnis von
1-4:1000 vermischt wird und diese Mischung, ausgehend vom Überhang des Kokillenaufsatzes
in Abzugsrichtung parallel zur und entlang der Kokillenlauffläche ausgeblasen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Spalt zwischen Anfahrblock
und Kokillenlauffläche ein Unterdruck erzeugt wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
beim Angießen und Stranggießen mit konstanten Mengen für Trenn- und/oder Schmiermittel
sowie für Gas gefahren wird.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens zum Stranggießen nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß in einem auf der Kokille (1) befindlichen
Aufsatz (22) kanalartige Durchtrittsöffnungen angeordnet sind, die sich - ausgehend
vom Meniskushohlraum (9) parallel und entlang der Abzugsrichtung des Stranges erstrecken.
5.Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß im Überhang (8) des Kokillenaufsatzes (22) ein Ringspalt
(6) angeordnet ist, dessen Wandungen zumindest im Bereich der Austrittsöffnung im
wesentlichen parallel zur Abzugsrichtung und entlang der Kokillenlauffläche (7) ausgerichtet
sind.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gkennzeichnet, daß die Mündung des Ringspaltes
(6) bis zur Austrittsöffnung 10-30 mm parallel zur Kokillenachse geführt ist.
7. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Zusammenführung von Trenn- und/oder Schmiermittel und Gas im Bereich von 2-10
mm vor der Austrittsöffnung der Ringspaltmündung (21) erfolgt.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Kokillenlauffläche
(7) hinter dem Überhang (8) glatt und allseitig geschlossen ist.
9. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
zwischen Kokillenlauffläche (7) und Anfahrblock ein Spalt von 2-5 mm vorhanden ist,
und daß der Anfahrblock am oberen Rand eine umlaufende, erhöhte Kante aufweist.