[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Hörgerät gemäß Oberbegriff des Patentanspruchs
1.
[0002] Ein Hörgerät dieser Art ist z.B. aus der DE-OS 22 22 543 bekannt. Dieses Hörgerät
umfaßt eine erste Mikrofonanordnung mit Richtcharakteristik, die aus zwei Mikrofonen
besteht, die am Handgelenk eines Hörgeschädigten angeordnet sind, derart, daß die
Hauptempfangsrichtungen parallel zueinander, vorzugsweise in Richtung der ausgestreckten
Finger, verlaufen. Das bekannte Hörgerät umfaßt auch noch eine zweite Mikrofonanordnung,
die aus einem einzelnen Mikrofon für Rundempfang besteht, das am Handgelenk zwischen
den beiden Mikrofonen der Richtmikrofonanordnung befestigt ist, derart, daß die Empfangsrichtung
vorwiegend senkrecht zur Handfläche gerichtet ist. Ein Umschalter ermöglicht dem
Hörgeschädigten die Umschaltung zwischen dem allgemeinen Rundempfang und dem Empfang
aus einer bevorzugten Richtung. Das Mikrofon für den Rundempfang kann auch in Verbindung
mit dem Hörer eines Telefonapparates zum Telefonieren eingesetzt werden.
[0003] Ein Hörgerät, das zwei Front- und zwei in Nähe der Ohren angeordnete Seitenmikrofone
umfaßt, ist z.B. aus der US-PS 37 89 163 vorbekannt. Bei den frontseitigen Mikrofonen
handelt es sich aber nicht um eine Richtmikrofonanordnung. Die in der Nähe der Ohren
angeordneten Mikro fone dienen lediglich dazu, die Empfindlichkeit der Mikrofonanordnung
zu den Seiten hin zwecks Verbesserung des räumlichen Hörens zu erhöhen (Effekt einer
Rundumcharakteristik). Eine Zusammenschaltung der beiden nahe den Ohren angeordneten
Mikrofonen mit einer Richtmikrofonanordnung der eingangs genannten Art würde dazu
führen, daß diese "Ortungsmikrofone" die Richtcharakteristik der Richtmikrofonanordnung
insbesondere im Bereich höherer Frequenzen zerstören würden.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Hörgerät der eingangs genannten Art
dahingehend weiterzubilden, daß eine räumliche Orientierung ohne Zerstörung der Richtcharakteristik
der Richtmikrofonanordnung einfach möglich ist.
[0005] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs
1 gelöst.
[0006] Gemäß der vorliegenden Erfindung kann ein Hörgeschädigter mittels der vom ersten
und zweiten Ortungsmikrofon gelieferten tiefpaßgefilterten Schallsignale sehr rasch
feststellen, aus welcher Richtung Schallinformation, die ihn aus einem Gemisch von
Rundumschall besonders interessiert, stammt. Er kann daraufhin den Kopf in Einfallsrichtung
der interessierenden Schallinformation drehen und damit automatisch die erste Mikrofonanordnung
mit Richtcharakteristik auf die die interessierende Schallinformation abgebende Schallquelle
ausrichten. Die Richtcharakteristik der Richtmikrofonanordnung wird durch die tiefpaßgefilterten,
also niederfrequenten Signale der Ortungsmikrofone praktisch nicht gestört. Im Gegensatz
zum vorhergehenden erlaubt das Mikrofon für Rundempfang des Hörgerätes der DE-OS 22
22 543 bzw. auch der US-PS 37 89 163 keine wirkliche Selektion der Rich tung, da
eine räumliche Auflösung unmöglich ist. Der Träger eines solchen Hörgerätes ist also
im Gegensatz zum Träger eines Hörgerätes gemäß der vorliegenden Erfindung nicht in
der Lage, zu erkennen, aus welcher Richtung Schallsignale, die ihn interessieren,
stammen. Er kann die Richtung, aus der interessierende Schallinformation einfällt,
lediglich dadurch feststellen, daß er von Rundempfang auf Richtempfang umschaltet
und dann in umständlicher und zeitraubender Weise den ihn umgebenden Raum mit Hilfe
der Richtmikrofonanordnung abtastet so lange, bis die zuvor im Rundempfang festgestellten
interessierenden Signale im Empfangsbereich der Richtmikrofonanordnung liegen.
[0007] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung eines Ausführungsbeispiels anhand der Zeichnung und in Verbindung mit
den Unteransprüchen.
[0008] Es zeigen:
Figur 1 ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Hörgerätes als eine von einem
Hörgeschädigten zu tragende Hörbrille in schematischer Darstellung,
Figur 2 ein Ausführungsbeispiel für eine Richtmikrofonanordnung im Prinzipschaltbild,
Figur 3 die Hörbrille der Figur 1 in detaillierterer perspektivischer Darstellung.
[0009] In der Figur 1 ist der Kopf eines Schwerhörigen mit 1 dargestellt. Das linke Ohr
ist mit 2 und das rechte Ohr mit 3 bezeichnet. Die Nase des Schwerhörigen trägt die
Kennziffer 4. Wie in der Figur 1 dargestellt, trägt der Schwerhörige ein als Hörbrille
5 ausgebildetes Hörgerät.
[0010] Die Hörbrille 5 umfaßt einen Brillenrahmen 6 mit Gläsern 7,8 (Figur 3). Sie umfaßt
ferner einen ersten Brillenbügel 9 für das linke Ohr 2 und einen zweiten Brillenbügel
10 für das rechte Ohr 3.
[0011] Im ersten Brillenbügel 9 sind in der Nähe des Scharniers 11 ein erstes Paar Kugelmikrofon-Kapseln
M1, M2 (z.B. Knowles-Mikrofone) und im zweiten Brillenbügel 10 sind entsprechend in
der Nähe des Scharniers 12 ein zweites Paar Kugelmikrofon-Kapseln M1′, M2′ (z.B. Knowles-Mikrofone)
angeordnet. In beiden Paaren sitzen die Kugelmikrofon-Kapseln im Abstand von z.B.
d = 5 mm hintereinander. Beide Kugelmikrofon-Kapsel-Paare M1, M2 und M1′, M2′ bilden
in Verschaltung gemäß Figur 2 eine Richtmikrofonanordnung. Die Bauelemente sind nicht
invertierende und invertierende Verstärker 13, 14 bzw. 13′, 14′, Differenzierglieder
15 bzw. 15′ mit einstellbarer Grundverstärkung und ein Summierglied 16. Die ausgeprägte
Richtcharakteristik ergibt sich aus der Überlagerung zweier Hypernieren. Im Prinzip
kann jedoch auch jede andere Art von Richtmikrofonanordnung eingesetzt werden.
[0012] In beiden Brillenbügeln 9, 10 sind gemäß der vorliegenden Erfindung aber auch noch
zwei Ortungsmikrofone MO1, MO2 (z.B. Knowles-Kugelmikrofone) angeordnet, derart, daß
bei aufgesetzter Hörbrille das erste Ortungsmikrofon MO1 über dem linken Ohr und das
zweite Ortungsmikrofon MO2 über dem rechten Ohr des Hörgeschädigten plaziert ist.
Die Ortungsmikrofone MO1, MO2 können auch innerhalb der Ohrmuschel angebracht werden.
Bei Anordnung im Bereich der Ohren ist die dämpfende Wirkung des Kopfes 1 am größten,
so daß sich ein optimaler Ortungseffekt ergibt. Für das Ortungshören sind vor allem
tiefe Frequenzen (< 800 Hz) maßgebend. Die Signale der beiden Ortungsmikrofone MO1
und MO2 werden also bevorzugt über Tief pässe mit entsprechender Grenzfrequenz zugemischt,
wie in Figur 3 noch deutlicher dargestellt ist.
[0013] In der Hörbrille 5 sind gemäß Figur 3 die im Schaltbild der Figur 2 im gestrichelten
Block 17 dargestellten Bauelemente 13, 13′, 14, 14′, 15, 15′ und 16 auf zwei Schaltungselektronikblöcke
19 und 20 aufgeteilt. Die beiden Schaltungselektronikblöcke 19 und 20 sind über die
Verbindungsleitungen 21, die durch die Brillenbügel und den Brillenrahmen oder auf
einem anderen Wege hindurchgeführt sind (in Figur 3 nicht dargestellt), miteinander
verbunden. Die Ausgangssignalleitung für das Signal S
A (Figur 2) führt im Brillenbügel 9 über eine erste Zweigleitung 22 zu einem Addierglied
23. Entsprechend führt im anderen Brillenbügel 10 das Signal S
A über eine andere Zweigleitung 24 zu einem Addierglied 25. Dem Addierglied 23 wird
über eine Signalleitung 26 auch noch das mittels Tiefpaß 27 gefilterte Mikrofonsignal
der Ortungsmikrofon-Kapsel MO1 zugeleitet. Entsprechend empfängt das Addierglied 25
im zweiten Brillenbügel 10 über die Signalleitung 28 mit Tiefpaß 29 das Signal der
Ortungsmikrofon-Kapsel MO2. Das Addierglied 23 ist ausgangsseitig über eine Signalleitung
30 mit dem Eingang eines Verstärkers 31 verbunden. Entsprechend ist das Addierglied
25 über eine Signalleitung 32 mit dem Eingang eines Verstärkers 33 gekoppelt. Am
Ausgang des Verstärkers 31 liegt der Hörer 34 für den linken Ohrkanal des Schwerhörigen.
Entsprechend liegt am Ausgang des Verstärkers 33 der Hörer 35 für den rechten Ohrkanal
des Schwerhörigen. Die Hörer werden üblicherweise über Schlauchanschlüsse und Ohroliven
(nicht dargestellt) mit den Ohrkanälen verbunden. Die Hörer können aber auch direkt,
wie bei Im-Ohr-Hörgeräten üblich, im Ohrkanal plaziert werden. Im Ausführungsbeispiel
der Figur 3 ist der linksseitige Schlauchanschluß mit 36 und der rechtsseitige Schlauchanschluß
mit 37 angedeutet. Die Bauelemente 38 und 39 sind je eine Batterie zur Stromversorgung
über Versorgungsleitungen 40 und 41.
[0014] Wie vorher schon erwähnt, dienen die beiden Mikrofone MO1 und MO2 als Ortungsmikrofone.
Bei aufgesetzter Hörbrille liegt das Mikrofon MO1 direkt über dem linken Ohr und
das Mikrofon MO2 über dem rechten Ohr des Hörgeschädigten. Der Hörgeschädigte kann
über die beiden Ortungsmikrofone MO1 und MO2 eine interessierende Schallquelle orten
und den Kopf mit der Hörbrille in Richtung dieser Schallquelle drehen. Bei auf die
Schallquelle gerichtetem Kopf kann dan die Richtmikrofonanordnung M1, M2, M1′,1 M2′
ihre Wirkung voll entfalten.
[0015] Im Ausführungsbeispiel der Figur 3 sind sämtliche Bauelemente einschließlich der
Mikrofone in den Brillenbügeln untergebracht. Selbstverständlich können diese Bauelemente
auch in Baugruppen zusammengefaßt werden, die an den Bügeln zu befestigen sind, so
daß sie sich tatsächlich außerhalb der Bügel befinden. Anstelle einer Brille kann
auch eine Art Kopfbügel zum Halten der Mikrofone M1, M2, M1′, M2′ und MO1, MO2 verwendet
werden.
1. Hörgerät für Hörgeschädigte mit einer ersten Mikrofonanordnung mit Richtcharakteristik
und einer zweiten Mikrofonanordnung, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite Mikrofonanordnung für Schallortungszwecke ein im Bereich des einen
Ohres (2) des Hörgeschädigten anzuordnendes erstes Ortungsmikrofon (MO1) und ein im
Bereich des anderen Ohres (3) des Hörgeschädigten anzuordnendes zweites Ortungsmikrofon
(MO2) umfaßt und daß das Signal eines jeden Ortungsmikrofones (MO1, MO2) dem Signal
der beiden Ohren gemeinsam zugeordneten Mikrofonanordnung (M1, M2, M1′, M2′) mit
Richtcharakteristik über einen Tiefpaß (27, 29) zugemischt wird.
2. Hörgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Mikrofonanordnung (M1, M2, M1′, M2′) an oder in einer Hörbrille (5)
mit zwei Brillenbügeln (9, 10) angeordnet ist und daß der eine Brillenbügel (9) das
erste Ortungsmikrofon (MO1) und der andere Brillenbügel (10) das zweite Ortungsmikrofon
(MO2) trägt, derart, daß bei aufgesetzter Hörbrille (5) mit auf den Ohren (2, 3) aufliegenden
Brillenbügeln das erste Ortungsmikrofon (MO1) im Bereich des einen Ohres (2) und das
zweite Ortungsmikrofon (MO2) im Bereich des anderen Ohres (3) plaziert ist.
3. Hörgerät nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das erste Ortungsmikrofon (MO1) über oder in dem einen Ohr (2) und das zweite
Ortungsmikrofon (MO2) über oder in dem anderen Ohr (3) anzuordnen ist.
4. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das erste und zweite Ortungsmikrofon (MO1, MO2) je ein Kugelmikrofon ist.