(19)
(11) EP 0 219 026 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
22.04.1987  Patentblatt  1987/17

(21) Anmeldenummer: 86113801.4

(22) Anmeldetag:  06.10.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4H04R 25/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT CH DE FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 16.10.1985 DE 3536915

(71) Anmelder: SIEMENS AKTIENGESELLSCHAFT
80333 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Zwicker, Eberhard, Prof Dr.
    D-8021 Icking (DE)
  • Beckenbauer, Thomas, Dipl.-Ing.
    D-8000 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Hörgerät


    (57) Hörgerät für Hörgeschädigte mit einer ersten Mikrofon­anordnung mit Richtcharakteristik und einer zweiten Mikrofonanordnung. Die zweite Mikrofonanordnung umfaßt für Schallortungszwecke ein eim Bereich des einen Ohres (2) des Hörgeschädigten anzuordnendes erstes Ortungs­mikrofon (MO1) und ein eim Bereich des anderen Ohres (3) des Hörgeschädigten anzuordnendes zweites Ortungs­mikrofon (MO2), wobei das Signal eines jeden Ortungs­mikrofons dem Signal der beiden Ohren gemeinsam zu­geordneten Mikrofonanordnung (M1, M2, M1′, M2′) mit Richtcharakteristik über einen Tiefpaß (27, 29) zuge­mischt wird.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Hörgerät gemäß Ober­begriff des Patentanspruchs 1.

    [0002] Ein Hörgerät dieser Art ist z.B. aus der DE-OS 22 22 543 bekannt. Dieses Hörgerät umfaßt eine erste Mikrofonan­ordnung mit Richtcharakteristik, die aus zwei Mikrofonen besteht, die am Handgelenk eines Hörgeschädigten ange­ordnet sind, derart, daß die Hauptempfangsrichtungen parallel zueinander, vorzugsweise in Richtung der ausge­streckten Finger, verlaufen. Das bekannte Hörgerät um­faßt auch noch eine zweite Mikrofonanordnung, die aus einem einzelnen Mikrofon für Rundempfang besteht, das am Handgelenk zwischen den beiden Mikrofonen der Richt­mikrofonanordnung befestigt ist, derart, daß die Emp­fangsrichtung vorwiegend senkrecht zur Handfläche ge­richtet ist. Ein Umschalter ermöglicht dem Hörgeschädig­ten die Umschaltung zwischen dem allgemeinen Rundempfang und dem Empfang aus einer bevorzugten Richtung. Das Mikrofon für den Rundempfang kann auch in Verbindung mit dem Hörer eines Telefonapparates zum Telefonieren eingesetzt werden.

    [0003] Ein Hörgerät, das zwei Front- und zwei in Nähe der Ohren angeordnete Seitenmikrofone umfaßt, ist z.B. aus der US-PS 37 89 163 vorbekannt. Bei den frontseitigen Mikro­fonen handelt es sich aber nicht um eine Richtmikrofon­anordnung. Die in der Nähe der Ohren angeordneten Mikro­ fone dienen lediglich dazu, die Empfindlichkeit der Mikrofonanordnung zu den Seiten hin zwecks Verbesserung des räumlichen Hörens zu erhöhen (Effekt einer Rundum­charakteristik). Eine Zusammenschaltung der beiden nahe den Ohren angeordneten Mikrofonen mit einer Richtmikro­fonanordnung der eingangs genannten Art würde dazu füh­ren, daß diese "Ortungsmikrofone" die Richtcharakte­ristik der Richtmikrofonanordnung insbesondere im Be­reich höherer Frequenzen zerstören würden.

    [0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Hörgerät der eingangs genannten Art dahingehend weiterzubilden, daß eine räumliche Orientierung ohne Zerstörung der Richtcharakteristik der Richtmikrofonanordnung einfach möglich ist.

    [0005] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.

    [0006] Gemäß der vorliegenden Erfindung kann ein Hörgeschädig­ter mittels der vom ersten und zweiten Ortungsmikrofon gelieferten tiefpaßgefilterten Schallsignale sehr rasch feststellen, aus welcher Richtung Schallinformation, die ihn aus einem Gemisch von Rundumschall besonders inte­ressiert, stammt. Er kann daraufhin den Kopf in Ein­fallsrichtung der interessierenden Schallinformation drehen und damit automatisch die erste Mikrofonanordnung mit Richtcharakteristik auf die die interessierende Schallinformation abgebende Schallquelle ausrichten. Die Richtcharakteristik der Richtmikrofonanordnung wird durch die tiefpaßgefilterten, also niederfrequenten Sig­nale der Ortungsmikrofone praktisch nicht gestört. Im Ge­gensatz zum vorhergehenden erlaubt das Mikrofon für Rundempfang des Hörgerätes der DE-OS 22 22 543 bzw. auch der US-PS 37 89 163 keine wirkliche Selektion der Rich­ tung, da eine räumliche Auflösung unmöglich ist. Der Träger eines solchen Hörgerätes ist also im Gegensatz zum Träger eines Hörgerätes gemäß der vorliegenden Er­findung nicht in der Lage, zu erkennen, aus welcher Richtung Schallsignale, die ihn interessieren, stammen. Er kann die Richtung, aus der interessierende Schallin­formation einfällt, lediglich dadurch feststellen, daß er von Rundempfang auf Richtempfang umschaltet und dann in umständlicher und zeitraubender Weise den ihn umge­benden Raum mit Hilfe der Richtmikrofonanordnung abta­stet so lange, bis die zuvor im Rundempfang festgestell­ten interessierenden Signale im Empfangsbereich der Richtmikrofonanordnung liegen.

    [0007] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines Ausfüh­rungsbeispiels anhand der Zeichnung und in Verbindung mit den Unteransprüchen.

    [0008] Es zeigen:

    Figur 1 ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Hörgerätes als eine von einem Hörgeschädigten zu tragen­de Hörbrille in schematischer Darstellung,

    Figur 2 ein Ausführungsbeispiel für eine Richtmikrofon­anordnung im Prinzipschaltbild,

    Figur 3 die Hörbrille der Figur 1 in detaillierterer perspektivischer Darstellung.



    [0009] In der Figur 1 ist der Kopf eines Schwerhörigen mit 1 dargestellt. Das linke Ohr ist mit 2 und das rechte Ohr mit 3 bezeichnet. Die Nase des Schwerhörigen trägt die Kennziffer 4. Wie in der Figur 1 dargestellt, trägt der Schwerhörige ein als Hörbrille 5 ausgebildetes Hörgerät.

    [0010] Die Hörbrille 5 umfaßt einen Brillenrahmen 6 mit Gläsern 7,8 (Figur 3). Sie umfaßt ferner einen ersten Brillenbü­gel 9 für das linke Ohr 2 und einen zweiten Brillenbügel 10 für das rechte Ohr 3.

    [0011] Im ersten Brillenbügel 9 sind in der Nähe des Scharniers 11 ein erstes Paar Kugelmikrofon-Kapseln M1, M2 (z.B. Knowles-Mikrofone) und im zweiten Brillenbügel 10 sind entsprechend in der Nähe des Scharniers 12 ein zweites Paar Kugelmikrofon-Kapseln M1′, M2′ (z.B. Knowles-Mikro­fone) angeordnet. In beiden Paaren sitzen die Kugelmi­krofon-Kapseln im Abstand von z.B. d = 5 mm hintereinan­der. Beide Kugelmikrofon-Kapsel-Paare M1, M2 und M1′, M2′ bilden in Verschaltung gemäß Figur 2 eine Richtmi­krofonanordnung. Die Bauelemente sind nicht invertieren­de und invertierende Verstärker 13, 14 bzw. 13′, 14′, Differenzierglieder 15 bzw. 15′ mit einstellbarer Grund­verstärkung und ein Summierglied 16. Die ausgeprägte Richtcharakteristik ergibt sich aus der Überlagerung zweier Hypernieren. Im Prinzip kann jedoch auch jede andere Art von Richtmikrofonanordnung eingesetzt werden.

    [0012] In beiden Brillenbügeln 9, 10 sind gemäß der vorliegen­den Erfindung aber auch noch zwei Ortungsmikrofone MO1, MO2 (z.B. Knowles-Kugelmikrofone) angeordnet, derart, daß bei aufgesetzter Hörbrille das erste Ortungsmikrofon MO1 über dem linken Ohr und das zweite Ortungsmikrofon MO2 über dem rechten Ohr des Hörgeschädigten plaziert ist. Die Ortungsmikrofone MO1, MO2 können auch innerhalb der Ohrmuschel angebracht werden. Bei Anordnung im Be­reich der Ohren ist die dämpfende Wirkung des Kopfes 1 am größten, so daß sich ein optimaler Ortungseffekt er­gibt. Für das Ortungshören sind vor allem tiefe Frequen­zen (< 800 Hz) maßgebend. Die Signale der beiden Ortungs­mikrofone MO1 und MO2 werden also bevorzugt über Tief­ pässe mit entsprechender Grenzfrequenz zugemischt, wie in Figur 3 noch deutlicher dargestellt ist.

    [0013] In der Hörbrille 5 sind gemäß Figur 3 die im Schaltbild der Figur 2 im gestrichelten Block 17 dargestellten Bau­elemente 13, 13′, 14, 14′, 15, 15′ und 16 auf zwei Schal­tungselektronikblöcke 19 und 20 aufgeteilt. Die beiden Schaltungselektronikblöcke 19 und 20 sind über die Ver­bindungsleitungen 21, die durch die Brillenbügel und den Brillenrahmen oder auf einem anderen Wege hindurchge­führt sind (in Figur 3 nicht dargestellt), miteinander verbunden. Die Ausgangssignalleitung für das Signal SA (Figur 2) führt im Brillenbügel 9 über eine erste Zweig­leitung 22 zu einem Addierglied 23. Entsprechend führt im anderen Brillenbügel 10 das Signal SA über eine andere Zweigleitung 24 zu einem Addierglied 25. Dem Addierglied 23 wird über eine Signalleitung 26 auch noch das mittels Tiefpaß 27 gefilterte Mikrofonsignal der Ortungsmikrofon-Kapsel MO1 zugeleitet. Entsprechend empfängt das Addierglied 25 im zweiten Brillenbügel 10 über die Signalleitung 28 mit Tiefpaß 29 das Signal der Ortungsmikrofon-Kapsel MO2. Das Addierglied 23 ist aus­gangsseitig über eine Signalleitung 30 mit dem Eingang eines Verstärkers 31 verbunden. Entsprechend ist das Addierglied 25 über eine Signalleitung 32 mit dem Ein­gang eines Verstärkers 33 gekoppelt. Am Ausgang des Ver­stärkers 31 liegt der Hörer 34 für den linken Ohrkanal des Schwerhörigen. Entsprechend liegt am Ausgang des Verstärkers 33 der Hörer 35 für den rechten Ohrkanal des Schwerhörigen. Die Hörer werden üblicherweise über Schlauchanschlüsse und Ohroliven (nicht dargestellt) mit den Ohrkanälen verbunden. Die Hörer können aber auch di­rekt, wie bei Im-Ohr-Hörgeräten üblich, im Ohrkanal pla­ziert werden. Im Ausführungsbeispiel der Figur 3 ist der linksseitige Schlauchanschluß mit 36 und der rechtssei­tige Schlauchanschluß mit 37 angedeutet. Die Bauelemente 38 und 39 sind je eine Batterie zur Stromversorgung über Versorgungsleitungen 40 und 41.

    [0014] Wie vorher schon erwähnt, dienen die beiden Mikrofone MO1 und MO2 als Ortungsmikrofone. Bei aufgesetzter Hör­brille liegt das Mikrofon MO1 direkt über dem linken Ohr und das Mikrofon MO2 über dem rechten Ohr des Hörgeschä­digten. Der Hörgeschädigte kann über die beiden Ortungs­mikrofone MO1 und MO2 eine interessierende Schallquelle orten und den Kopf mit der Hörbrille in Richtung dieser Schallquelle drehen. Bei auf die Schallquelle gerich­tetem Kopf kann dan die Richtmikrofonanordnung M1, M2, M1′,1 M2′ ihre Wirkung voll entfalten.

    [0015] Im Ausführungsbeispiel der Figur 3 sind sämtliche Bau­elemente einschließlich der Mikrofone in den Brillenbü­geln untergebracht. Selbstverständlich können diese Bau­elemente auch in Baugruppen zusammengefaßt werden, die an den Bügeln zu befestigen sind, so daß sie sich tat­sächlich außerhalb der Bügel befinden. Anstelle einer Brille kann auch eine Art Kopfbügel zum Halten der Mi­krofone M1, M2, M1′, M2′ und MO1, MO2 verwendet werden.


    Ansprüche

    1. Hörgerät für Hörgeschädigte mit einer ersten Mikro­fonanordnung mit Richtcharakteristik und einer zweiten Mikrofonanordnung, dadurch gekennzei­chnet, daß die zweite Mikrofonanordnung für Schall­ortungszwecke ein im Bereich des einen Ohres (2) des Hörgeschädigten anzuordnendes erstes Ortungsmikrofon (MO1) und ein im Bereich des anderen Ohres (3) des Hör­geschädigten anzuordnendes zweites Ortungsmikrofon (MO2) umfaßt und daß das Signal eines jeden Ortungsmikrofones (MO1, MO2) dem Signal der beiden Ohren gemeinsam zuge­ordneten Mikrofonanordnung (M1, M2, M1′, M2′) mit Richt­charakteristik über einen Tiefpaß (27, 29) zugemischt wird.
     
    2. Hörgerät nach Anspruch 1, dadurch ge­kennzeichnet, daß die erste Mikrofonanord­nung (M1, M2, M1′, M2′) an oder in einer Hörbrille (5) mit zwei Brillenbügeln (9, 10) angeordnet ist und daß der eine Brillenbügel (9) das erste Ortungsmikrofon (MO1) und der andere Brillenbügel (10) das zweite Ortungsmikrofon (MO2) trägt, derart, daß bei aufgesetzter Hörbrille (5) mit auf den Ohren (2, 3) aufliegenden Brillenbügeln das erste Ortungsmikrofon (MO1) im Bereich des einen Ohres (2) und das zweite Ortungsmikrofon (MO2) im Bereich des anderen Ohres (3) plaziert ist.
     
    3. Hörgerät nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das erste Ortungs­mikrofon (MO1) über oder in dem einen Ohr (2) und das zweite Ortungsmikrofon (MO2) über oder in dem anderen Ohr (3) anzuordnen ist.
     
    4. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 3, da­durch gekennzeichnet, daß das erste und zweite Ortungsmikrofon (MO1, MO2) je ein Kugel­mikrofon ist.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht