[0001] Die Erfindung betrifft eine hochwarmfeste Aluminiumlegierung, bestehend im wesentlichen
aus einer Aluminiummatrix, die ein Dispersionsgemisch von verfestigenden Al-Fe-Teilchen
enthält, wobei ein Teil des Fe-Gehalts durch mindestens eines der feuerfensten Elemente
Titan, Zirkon, Niob, Molybdän, Wolfram, Chrom und Vanadin incl. Nickel und Kobalt
ersetzt werden kann.
[0002] Eine Aluminiumlegierung der genannten Art ist aus DE-OS 31 44 445 bekannt. Aus Figur
2 der Offenlegungsschrift ergibt sich, daß die mit Al8Fe2Mo bezeichnete Legierung
eine RT-Festigkeit nach einer Kaltverformung von 39O N/mm² und eine Warmfestigkeit
bei 3OO ° von 25O N/mm² aufweist. Zur Herstellung dieser Legierung ist es aber erforderlich,
eine durchschnittliche Teilchengröße von weniger als O,O5 µm und eine hohe Abkühlgeschwindigkeit
von mehr als 1O⁵ °C pro Sekunde einzuhalten. Ferner hat sich in der Praxis gezeigt,
daß die Verarbeitbarkeit insbesondere bei hohen Gehalten an feuerfesten Elementen
zu Wünschen übrig ließ.
[0003] Ferner ist aus der EP O1 37 18O eine warmfeste Aluminiumlegierung mit 6-8 % Mangan,
O,5-2 % Eisen, O,O3-O,5 % Zirkon und 2-5 % Kupfer bekannt, wobei eine Überhitzung
des geschmolzenen Metalls bei der Herstellung des Pulvers auf 15O °C über den Schmelzpunkt
der Ausgangsmetalle erfolgt (Anspruch 6). Die pulverförmigen Teilchen hatten eine
Größe kleiner 12O mesh (Seite 7, Sp. 4). Versuche haben gezeigt, daß die danach hergestellten
Legierungen keine gute Zerspanbarkeit und Duktilität aufwiesen.
[0004] Der Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, neue Aluminium-Knetlegierungen zu
entwickeln, die aus Pulverpartikeln realtiv großer mittlerer Teilchengröße hergestellt
und einfach verarbeitet werden können und dabei nicht nur eine gute Warmfestigkeit
bei gleichzeitig hoher RT-Festigkeit besitzen sondern auch ein verbessertes Korrosionsverhalten
und eine höhere Dauerfestigkeit zeigen.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die in den Patentansprüchen angegebenen
Legierungen und Verfahren zur Herstellung von Gegenständen aus bestimmten Legierungselementen
gelöst. Es war nicht zu erwarten, daß Kupfer und Mangan-Zusätze in Gehalten von über
1 % zu einem guten Festigkeitsverhalten über der Temperatur führen, da dem Fachmann
aus verschiedenen Literaturstellen bekannt war, daß bei AlCuMn-Legierungen eine Ausscheidungshärtung
auftritt. Dies wäre bei einer Wiedererwärmung von Nachteil, da durch Auflösung der
Subausscheidungen (Ostwald-Reifung) die Al₂Cu(Mn)-Phasen vergröbern und die festigkeitssteigernde
Wirkung verloren geht.
[0006] Die Versuchsauswertung zeigt, daß die Warmfestigkeit der entwickelten Legierungen
durch die Bildung feiner stabiler intermetallischer Phasen vom Typ AlCuMn, Al₃Fe,
Al₃Ni und Al₉Co₂ und deren Mischphasen bestimmt wird. Dabei konnte gleichzeitig eine
hohe Raumtemperaturfestigkeit mit RT-Festigkeiten bis 6OO N/mm² erreicht werden.
[0007] Sehr stabile intermetallische Phasen, die sich durch den schnellen Erstarrungsprozeß
der Schmelze fein ausscheiden, (mittlere Teilchengröße kleiner 1 µm) bilden sich aus
den Legierungselementen Eisen, Nickel und Cobalt. Diese feinen stabilen intermetallischen
Phasen des Aluminiums sind in Gehalten zwischen 2O-4O % in der Aluminiumlegierung
verteilt und beeinflussen das Korrosionsverhalten positiv.
[0008] Die erfindungsgemäßen Aluminium-Knetlegierungen werden im Vergleich zum Stranggießen
bei mittleren Abschreckgeschwindigkeiten von 1O²-1O⁴ K/s hergestellt. Die mittlere
Abschreckgeschwind¦igkeit der Legierung aus der Schmelze wird durch Gasverdüsung,
Schmelzspinnen, Herstellung von Partikeln mit dem Schleuder-Kokillen-Verfahren u.a.
erreicht. Diese rasch erstarrten Partikel können anschließend durch bekannte pulvermetallurgische
Verfahren zu Halbzeug, wie Strangpreßerzeugnisse, durch Explosionsverdichten hergestellte
Teile u.a. verarbeitet werden. Die Verdüsung der erfindungsgemäßen Legierung führt
zu feinen Dendritenabständen (Zellgrößen), während eine durch Strangguß hergestellte
AlCuMn-Legierung eine Zellgröße von ca. 5O µm aufweist, ist die mittlere Zellgröße
gemäß vorliegender Erfindung ca. O,5 µm.
[0009] Durch die Überhitzung von mindestens 3OO °C über Schmelztemperatur und anschließender
Abschreckgeschwindigkeit zwischen 1O²-1O⁴ K/sec wird die Löslichkeit der erfindungsgemäßen
Legierungselemente im Aluminium und damit der Legierungsgehalt der üblichen Al-Knetlegierungen
wesentlich erhöht. Außerdem wird durch die Zulegierung sowohl von O,4-2,O % Titan,
Zirkon und Chrom zur Aluminiumlegierung die Bildung sehr feiner Phasen < O,2 µm in
einem Anteil von 8O % ermöglicht. Durch die Zugabe von Wolfram, Molybdän, Cerium und
Vanadin wird die Warmfestigkeit wegen des niedrigen Diffusionskoefizienten und den
sich bildenden feinen stabilen intermetallischen Phasen von Aluminium mit diesen Elementen
wesentlich erhöht.
[0010] TEM-Untersuchungen zeigen kugelförmige Partikel aus intermetallischen Phasen des
Typs Al-Cu-Mn neben den sie umgebenden Phasen von Al₃Fe, Al₃Ni und Al₉Co₂ und deren
Mischphasen. Diese Struktur der feinen stabilen intermetallischen Phasen des Aluminiums
beeinflußten entscheidend die Verarbeitbarkeit der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierungen.
[0011] Die kugelförmigen Teilchen bilden sich nur, wenn das Verhältnis von Kupfer : Mangan
im Bereich von 2:1 bis 1:1 liegt. Versuche haben gezeigt, daß bei anderen Gewichtsverhältnissen
entweder die Festigkeit oder die Zerspanbarkeit abnimmt. Um diese kugelige Struktur
auch bei der Weiterverarbeitung unverändert beibehalten zu können, ist es erforderlich,
die Vorwärmtemperaturen und die Preßgeschwindigkeit innerhalb bestimmter Bereiche
einzustellen. Danach hat es sich als günstig erwiesen - im Gegensatz zur bisher herrschenden
Lehre - daß die pulverförmigen Partikel eine mittlere Teilchengröße größer 8O µm,
vorzugsweise 1OO-2OO µm, aufweisen, wenn die Verdichtung vor der Umformung zu einer
Mindestdichte des Blockes von 7O-85 % führt. Trotz der groben Pulverfraktionen erreicht
man hohe Strangpreßgeschwindigkeiten von 5-1O m/sec. Dies ist möglich, weil Pulverpartikel
von 16O µm bei der erfindungsgemäßen Legierung noch ein sehr feines Gußgefüge (Zellgröße)
besitzen. Aus dem Gußgefüge bilden sich während der Umformung sehr feine rundliche
Partikel durch heterogene Keimbildung und Einformung durch dem Umformprozeß. Diese
feinen rundlichen Partikel erlauben eine hohe Strangpreßgeschwindigkeit der erfindungsgemäßen
Legierungen. Durch die hohen Preßgeschwindigkeiten ist eine wirtschaftliche Herstellung
gefährleistet, obwohl natürlich die Umformkräfte für die P/M-Legierungen durch die
hohen Legierungsgehalte zunehmen.
[0012] Die besonderen erfindungsgemäßen Legierungsgehalte gewährleisten auch höhere Strangpreßtemperaturen
bis 5OO °C ohne stärkere Beeinträchtigung der mechanischen Eigenschaften, als dies
für vergleichbare metastabil übersättigte P/M-Legierungen in US 44 64 199 beschrieben
wird.
[0013] Außerdem wird bei der erfindungsgemäßen Legierung durch das sehr feine homogene Gefüge
von rundlichen Partikeln gewährleistet, daß keine pik up's (Rattermarken durch örtliche
Ausschmelzungen) auftreten. Die Strangpreßprofile zeigen besonders gute glatte Oberflächen,
die fast ohne irgendwelche Fehler und einwandfrei eloxierbar sind.
[0014] Die Dauerfestigkeit der erfindungsgemäßen warmfesten Legierungen ist besser als
25O N/mm² und damit nicht nur besser als konventionelle Al-Legierungen mit besonders
guten Ermüdungsfestigkeiten sondern auch besser als vergleichbare warmfeste Al-P/M-Legierungen.
Diese hohe Dauerfestigkeit gilt sowohl bei RT als auch bei 15O °C.
[0015] Besonders kennzeichnend für die erfindungsgemäßen warmfesten Al-P/M-Legierungen ist
weiterhin der besonders hohe E-Modul. Der E-Modul beträgt 85-1OO G Pa gegenüber 72
G Pa für die konventionelle warmfeste Al-Legierung AA 2618.
[0016] Im folgenden wird die Erfindung anhand mehrerer Ausführungs- und Vergleichsbeispiele
näher erläutert:
[0017] Eine konventionelle warmfeste Aluminium-Knetlegierung, die über das Stranggießen
hergestellt wurde, enthält 2,7 % Kupfer, O,2 % Mangan und 1,2 % Magnesium. Die nach
einer Ausscheidungshärtung erreichbaren mechanischen Eigenschaften sind in Tab. 1
zusammengefaßt.

[0018] In Tabelle 2 werden 2 auf dem pulvermetallurgischen Verfahrensweg über die rasche
Erstarrung mit ca.1O⁴ K/sec hergestellte Legierungen Al6Fe und Al8Fe zum Vergleich
herangezogen. Die Verarbeitungstemperatur lag bei 48O °C Dabei wiesen die Teilchen
eine Größe von ca. O,3 µm auf. Die Struktur der intermetallischen Phasen war mehr
plattenförmig.

[0019] Ein wesentliches Ergebnis der Erfindung ist, daß das Zulegieren von Kupfer und Mangan
zu den Legierungen mit Eisen, Nickel, Kobalt, Chrom, Molybdän, Vandium, Cerium u.a.
(welche die sehr stabilen intermetallischen Phasen bilden) zu sehr guten RT-Festigkeiten
führt und dabei die Warmfestigkeit gegenüber den Kupfer-Mangan-freien Legierungen
nicht oder kaum feststellbar abfällt, siehe Tabelle 3. Die etwa gleichen Warmzugfestigkeiten
bei 3OO °C nach 2OO h Vorbehandlung bei 3OO °C bestätigen, daß keine Oswald-Reifung
der Al-Cu-Mn-Phasen auftritt.

[0020] Außerdem wurde durch weitere Untersuchungen bestätigt, daß erst beim Zulegieren beider
Legierungselemente Kupfer und Mangan die guten RT-Festigkeiten
und die guten Warmfestigkeiten erreicht werden, siehe Tabelle 4. Wird zu der Legierung
Al4Fe4Ni nur Mangan zulegiert, so besitzt diese Legierung nicht die gewünschte RT-Festigkeit,
siehe Tabelle 4. Ein Zulegieren von Kupfer zu Al4Fe4Ni führt zwar zu relativ guten
RT-Festigkeiten, aber die Warmfestigkeit dieser Legierung ist bei höheren Temperaturen
schlechter als die Cu + Mn haltige Legierungen, siehe Tabelle 4. Enthält die Legierung
Al4Fe4Ni nun Kupfer und Mangan, so wird wieder eine gute RT-Festigkeit
und eine gute Warmzugfestigkeit erreicht, siehe Tabelle 4. Eine Auslagerungsbehandlung
zwischen 12O bis 22O °C zeigte keine Anzeichen eines Festigkeitseinflusses durch
thermische Aushärtung. Die im TEM zu findenden AlCu
Mn-Ausscheidungsphasen müssen während der Pulverherstellung und/oder pulvermetallurgischen
Verarbeitung auftreten. Die Ausscheidungskinetik dieser stabilen Phasen wird scheinbar
durch die hohen Gehalte an Eisen, Nickel etc. beeinflußt.

[0021] Das gute Korrosionsverhalten der erfindungsgemäßen Legierung wurde anhand folgender
Testversuche beurteilt:
Die erfindungsgemäßen Legierungen zeigen nicht nur ein gutes Verhalten geger'über
allgemeiner Korrosion sondern sind auch besonders gut teständig gegenüber Korrosion
unter Spannung bzw. Spannungsrißkorrosion. Die Spannungsrißkorrosion wurde in der
kritischen Querrichtung (LT) in 2 % NaCl + O,5 % Na₂CrO₄/pH 3 unter konstanter Spannung
getestet.
[0022] Die konventionelle warmfeste I/M-Al-Legierung AA 2618 wurde zum Vergleich mit geprüft,
siehe Tabelle 5.

[0023] Es zeigt sich, daß die AA 2618 I/M
nicht SRK-beständig ist, während die Al2Cu1,5Mn4Fe4Ni-P/M-Legierung SRK-beständig ist.
[0024] Eine nochmalige Verbesserung der Warmfestigkeit der beschriebenen Legierungseinflüsse
wird dann erreicht, wenn die erfindungsgemäße Legierung O,5-1,5 % Magnesium enthält.
Der Magnesiumzusatz führt nicht zu einer Verbesserung durch Ausscheidungshärtung,
denn eine Auslagerungsbehandlung zwischen 12O °C und 22O °C führt nicht zu einer Erhöhung
der F-Werte bzw. es ist keine Abhängigkeit der F-Werte von den Auslagerungsbedingungen
feststellbar. Der Magnesium-Zusatz führt durch die Bildung von feinem Magnesiumoxid
im P/M-Halbzeug - was wie intermetallische Phasen festigkeitssteigernd wirken kann
-, durch eine Verminderung der Fehlstellen der abgeschreckten Legierungen - als Fehlstellen
- "Senke" etc. - zu einer Verbesserung der mechanischen Eigenschaften der Al-P/M-Legierung.
Ein Zusatz von O,55 % Magnesium zu der erfindungsgemäßen Legierung Al3Cu1,5Mn4Fe4NiO,5Ti
steigert die Warmzugfestigkeit, siehe Tabelle 6. Die Warmzug-Festigkeiten der Tab.
6 wurden nach 5OOO h Temperatur-Warmauslagerung gemessen. Hiermit wird die thermische
Stabilität der Legierung nochmals bestätigt.

1. Hochwarmfeste Aluminiumlegierung, bestehend im wesentlichen aus einer Aluminiummatrix,
die ein Dispersionsgemisch von verfestigenden Al-Fe-Teilchen enthält, wobei ein
Teil des Fe-Gehalts durch mindestens eines der feuerfesten Elemente Titan, Zirkon,
Niob, Molybdän, Wolfram, Chrom und Vanadinersetzt werden kann, dadurch gekennzeichnet,
daß in der Aluminiumlegierung 2-16 % Nickel und/oder Cobalt, 1-6 % Kupfer und 1-3
% Mangan enthalten sind, wobei das Gewichtsverhältnis von Kupfer : Mangan im Bereich
von 2:1 bis 1:1 liegt, daß intermetallische Phasen des Typs Al-Cu-Mn, Al₃Ni und/oder
Al₉Co₂ in kugelförmiger Struktur anwesend sind, und daß der Gesamtgehalt der verfestigenden
Teilchen zwischen 2O-4O Gew.-% liegt.
2. Hochwarmfeste Aluminiumlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die verfestigenden Teilchen eine mittlere Teilchengröße zwischen O,2 und 1 µm aufweisen.
3. Hochwarmfeste Aluminiumlegierung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß in der Aluminiumlegierung O,4-2 Gew.-% Chrom, Titan und/oder Zirkon
in Form feiner Phasen zu einem Anteil von größer 8O %, kleiner O,2 µm vorliegen.
4. Hochwarmfeste Aluminiumlegierung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß O,5-1,5 Gew.-% Wolfram, Cer, Molybdän und/oder Vanadium, überwiegend
an den Phasengrenzen der intermetallischen Verbindung vorliegen.
5. Hochwarmfeste Aluminiumlegierung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß in der Aluminiumlegierung O,5-1,5 % Magnesium enthalten sind
und der Anteil der Mg-Phasen unter O,5 Vol.-% liegt.
6. Verfahren zur Herstellung einer hochwarmfesten Aluminiumlegierung aus einer Legierungsschmelze
nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmelze
auf mindestens 3OO ° über Schmelztemperatur der jeweiligen Legierung erhitzt wird
und mit einer Abkühlungsgeschwindigkeit von 1O²-1O⁴ K pro Sekunde in pulverförmige
Partikel überführt wird, deren Teilchengröße zu mindest 5O % über 8O µm liegt, wobei
das Pulver eine mittlere Zellgröße kleiner 1 µm aufweist.
7. Verfahren zur Herstellung eines Aluminiumgegenstandes unter Verwendung einer Legierung
nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein Block aus
Legierungspulverteilchen bei Raumtemperatur mit einer Dichte von 7O-8O% hergestellt
wird, der Block auf 35O-48O °C angewärmt und mit einer Preßgeschwindigkeit von 2-1O
m pro Minute umgeformt wird.