[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von hochwertigem Stahl, im Rahmen
eines Sauerstoff-Aufblasverfahrens.
[0002] Als hochwertig wird in der vorliegenden Optik ein Stahl bezeichnet, der möglichst
geringe Gehalte an Phosphor, an Schwefel und an nichtmetallischen Einschlüssen aufweist.
[0003] Eine Methode, um den gewünschten Kohlenstoffgehalt einer Schmelze zu erreichen, besteht
darin, dass man die Entkohlung rechtzeitig abbricht. Diese Methode hat den Nachteil,
dass sie nicht gestattet, Stähle mit hohem Kohlenstoffgehalt und gleichzeitig niedrigem
Phosphorgehalt zu gewinnen.
[0004] Strebt man trotzdem niedrige Phosphorgehalte an, so ist eine Vorbehandlung des Roheisens
(Entphosphorung, Entschwefelung, Entsilizierung) unumgänglich. Solche Vorbehandlungen,
die vornehmlich von japanischen Stahlherstellern in zahlreichen Druckschriften erläutert
werden, spielen sich ausserhalb des Konverters, in stationären oder in fahrbaren Pfannen
ab und erfordern einen hohen apparativen Aufwand. Zudem müssen die notgedrungen auftretenden
Temperaturverluste hingenommen bzw. durch Heizaggregate kompensiert werden.
[0005] Es ist zu bemerken, dass man allein in Stählen, bei denen der gewünschte Kohlenstoffgehalt
durch Abbrechen der Entkohlung erzielt wurde, auch niedrige Gehalte an Einschüssen
erhält.
[0006] Eine andere, Methode, die zum Erzielen niedriger Phosphorgehalte im Stahl billiger
ist, besteht darin, den Stahl bis auf niedrige Kohlenstoffgehalte z.B. 0.05 % C zu
verblasen. Bei dieser Methode enthält der Stahl jedoch nach dem Entkohlen verhältnismässig
viel Sauerstoff, je nach den Bedingungen etwa 500 bis über 1000 ppm, dessen Entfernung
mit Hilfe der herkömmlichen Mittel nicht nur grosse Mengen an teuren Substanzen erfordert,
sondern auch zur Bildung von Einschlüssen führt.
[0007] Der Anmelder hat sich die Aufgabe gestellt, ein Verfahren zu entwickeln, das die
Herstellung von hochwertigem Stahl erlaubt, dessen Gehalt an nichtmetallischen Einschlüssen
auf ein Mindestmass reduziert ist.
[0008] Diese Aufgabe wird erfüllt durch das Verfahren nach der Erfindung, das durch die
Kombination mehrerer Schritte gekennzeichnet ist, die wie folgt beschrieben werden.
[0009] Der erste Schritt ist eine Entkohlung im Konverter, durch Aufblasen von Sauerstoff,
unter Zugabe der benötigten Zusätze zum Verschlacken von Silizium und Phosphor. Bei
der Entkohlung entsteht Wärme und die Schlacke wird infolge Sauerstoffaufnahme reaktiv,
wobei ein gewisser Anteil des Phosphors in die Schlacke aufgenommen wird. Die Entkohlung
wird bis zu einem Kohlenstoffgehalt unterhalb 0,10 % C, vorzugsweise unterhalb 0,05
% C geführt, und zwar unabhängig davon, welcher Kohlenstoffgehalt im Fertigstahl anvisiert
wird.
[0010] Es folgt, als zweiter Schritt, eine Behandlung des im wesentlichen entkohlten und
sauerstoffreichen Bades, im Konverter, mit Kohlenstoff.
[0011] Dieser Schritt wird durchgeführt, indem man zerkleinerte Kohle, vorzugsweise Anthracit,
mit möglichst grosser Geschwindigkeit in die Schmelze einführt. Hierbei kommt es zu
einer ausserordentlich heftigen Reaktion, bei der das Metallbad gleichzeitig desoxydiert
und aufgekohlt wird. Hervorzuheben ist, dass im Gegensatz zu der konventionnellen
Desoxydation in der Pfanne mittels einer Kombination von Kohle, Ferromangan, Ferrosilizium,
Aluminium, u.dgl. das Desoxydationsprodukt hier ausschliesslich gasförmig ist und
somit zu keinen Einschlüssen führen kann. Die hierbei gebildeten grossen Mengen Kohlenmonoxyd
bewirken eine kräftige Durchwirbelung der Metallphase mit der Schlackenphase.
[0012] Erfindungsgemäss wird hierbei alles unternommen, um die Reaktivität der Schlacke
auszunutzen. Aus diesem Grund wird die Reaktion wie beschrieben so durchgeführt, das
die Badbewegung und die Durchmischung von Bad und Schlacke möglichst intensiv sind.
Eine vorteilhafte Verfahrensweise sieht ein Aufblasen des Kohlenstoffs durch eine
spezielle Lanze vor, wobei die Kohlenstoffpartikel, die in einem inerten Trägergas
suspendiert sind, auf hohe Geschwindigkeiten beschleunigt werden. Es hat sich auch
als vorteilhaft erwiesen, während des Kohlenstoffeinblasens das Bad und die Schlacken
durch ein zusätzliches Spülen mit Inertgas durch den Boden noch stärker zu durchmischen.
[0013] Bei einem Sauerstoffgehalt von etwa 250-400 ppm 0 wird der zweite Verfahrensschritt
abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt ist der Kohlenstoffgehalt der Schmelze noch sehr
niedrig, etwa 0.04-0.07 % C. Der Anmelder hat festgestellt, dass im Verlauf des zweiten
Schrittes der hinzugefügte Kohlenstoff die Schmelze zuerst hauptsächlich desoxydiert,
ehe es zu einer Aufkohlung kommt. In der Tat wird durch das Kohlenstoffeinblasen einerseits
und das Bodenspülen andererseits das Produkt Cx0 auf den thermodynamischen Gleichgewichtswert
gesenkt, der den jeweiligen Temperatur- und Gasdruckverhältnissen im Metallbad entspricht.
Z.B.: Vor dem Einblasen: %C= 0.032, ppm 0= 900 ; Nach dem Einblasen: ZC=0.057, ppm
0=350.
[0014] Gleichzeitig stellt man fest, dass die Reaktion zu einer überraschend weitgehenden
Entphosphorung des Bades geführt hat.
[0015] Falls besonders niedrige Phosphor-Endwerte angestrebt werden, z.B. 0,008 % P oder
weniger, wird man erfindungsgemäss einen "Na
20-Träger d.h. geeignete Verbindungen die beim thermischen Zersetzen Na
20 abgeben zugeben, z.B. indem man ihn zusammen mit dem Kohlenstoff einbläst.
[0016] Der dritte Verfahrensschritt besteht in einer Behandlung des weitgehend desoxydierten
und teilweise aufgekohlten Bades, unter Berücksichtigung der nun herrschenden Verhältnisse
bezüglich Badtemperatur, Sauerstoffgehalt, Kohlenstoffgehalt, d.h. dass das Produkt
C x 0 bei der jeweils herrschenden Temperatur für die nachfolgende Verfahrensweise
mitbestimmend ist.
[0017] Im Hinblick auf eines der wesentlichen Ziele der Erfindung, nämlich die Unterdrückung
der Tendenz zur Ausbildung von Einschlüssen, wird die Verfahrensweise darauf ausgerichtet,
dass man in die Pfanne, die nicht mit Heizaggregaten versehen sein muss, eine möglichst
sauerstoffarme Schmelze einträgt, deren Kohlenstoffgehalt möglichst nahe unterhalb
der anvisierten Endkonzentration liegen soll. Die Desoxydation soll im Hinblick auf
die Vermeidung fester Desoxydationsprodukte, möglichst weitgehend mittels Kohlenstoff
durchgeführt werden, wobei lediglich Kohlenmonoxyd und Kohlendioxyd entstehen.
[0018] Dementsprechend kann gemäss einer Ausführungsform die Schmelze im Konverter mit Kohlenstoff
weiterbehandelt werden und zwar bis zum Erreichen der angestrebten Endkonzentration.
Liegt letztere bspw. bei etwa 0.10 % C, so liegt der entsprechende Sauerstoffgehalt
bei etwa 200 ppm 0. Anschliessend erfolgt der Abstich in die Pfanne.
[0019] Es wird aber nicht ausgeschlossen, die Weiterbehandlung des Bades mit Kohlenstoff
in der Pfanne durchzuführen, u.a. um die in den Konverter einzublasenden Mengen an
Kohlenstoff in Grenzen zu halten. Hierbei wird die gesamte Kohlenstoffmenge in der
Form eines handelsüblichen Aufkohlungsmittels während dem Abstechen in die Pfanne
und vor der Zufuhr von Legierungselementen hinzugegeben.
[0020] Sei es, dass man den dritten Schritt im Konverter oder in der Pfanne durchführt,
so stellt man fest, dass die normalerweise zu erwartende Rückphosphorung überraschenderweise
unterbleibt. Dies ist nach der Auffassung des Anmelders darauf zurückzuführen, dass
während dem zweiten Schritt nicht bloss eine Umsetzung des Kohlenstoffs mit Sauerstoff
zu Kohlenmonoxyd oder auch Kohlendioxyd sowie eine Aufnahme von Kohlenstoff im Eisen
ablaufen, sondern dass die Schlacke mit dem Kohlenstoff in eine Art Wechselwirkung
tritt, die zu Beginn der Behandlung die Ausnutzung der starken Reaktivität gegenüber
Phosphor und zum Teil auch Schwefel ermöglicht, welche ein Maximum durchläuft und
am Ende der Behandlung in eine weitgehende Passivität Ubergeht. Jedenfalls verhält
sich die Schlacke nachher passiv und gibt trotz Behandlung des Stahls mit reduzierenden
Mitteln keinen Phosphor an das Bad ab.
[0021] Diese Passivität erlaubt es auch, das CxO-Gleichgewicht im Konverter mittels einer
Zugabe von z.B. Ferromangan, durch Einblasen in das Stahlbad zu beeinflussen, d.h.
bei gleichbleibendem Kohlenstoffgehalt den Sauerstoffgehalt des Bades noch weiter
zu senken und dies ohne Rückphosphorung. Zwar entstehen hierbei feste Desoxydationsprodukte,
aber bedingt durch die noch hohe Stahltemperatur und das im Vergleich zu einer Pfanne
viel grössere Verhältnis Baddurchmesser : Badhöhe, führen diese Desoxydationsprodukte
nicht zu Einschlüssen im fertigen Stahl, sondern werden gänzlich aus der Schmelze
ausgeschieden und in die Schlacke aufgenommen.
[0022] Die so vorbehandelte Schmelze zeigt ein besonders gutes Verhalten, wenn sie in der
Pfanne mit einem desoxydierenden und zugleich entschwefelnden Mittel, vorzugsweise
metallischem Calcium sowie synthetischen Schlacken behandelt wird. Hierdurch wird
das durch den zwangsläufigen Temperaturabfall erhöhte Sauerstoffangebot der Schmelze
wieder abgefangen und es entstehen vorwiegend grosse, globulare Reaktionsprodukte
bei der Umsetzung des Sauerstoffs. Grosse globulare Körper zeigen eine stärker ausgeprägte
Bereitwilligkeit zum Aufsteigen und zur Abscheidung aus der Metallphase, als dies
bei kleinen oder nichtglobularen Gebilden der Fall ist.
[0023] Das Verfahren nach der Erfindung ist auf die Herstellung sowohl von halbberuhigten
als auch vollberuhigten Stählen ausgerichtet.
Duchführungsbeispiel:
1) Entkohlung (im Konverter)
[0024]
2) Desoxydation/Entphosphorung (im Konverter)
[0025]
3) Aufkohlung
[0026]
4) Fein-Aufkohlung
[0027]
5) Fein-Desoxydation (in der Pfanne)
[0028]
1. Verfahren zum Herstellen von hochwertigem Stahl, im Rahmen eines Sauerstoff-Aufblasprozesses,
gekennzeichnet durch die folgenden Schritte:
(1) eine Entkohlung durch Aufblasen von Sauerstoff bis unterhalb 0,1 % C;
(2) eine Behandlung der Schmelze mit Kohlenstoff, wobei man zerkleinerte Kohle mit
möglichst grosser Geschwindigkeit in das Bad einführt, so dass Schmelze und Schlacke
in Wallung geraten, bis der Sauerstoffgehalt der Schmelze etwa 250-400 ppm 0 oder
weniger und der Kohlenstoffgehalt etwa 0.04-0.07 % C oder mehr beträgt;
(3) eine auf die Lage der Temperatur, des Produktes % C x % 0 und des angestrebten
C-Gehaltes ausgerichtete gezielte Aufkohlung der Schmelze, sodass eine möglichst sauerstoffreie
und dem anvisierten Kohlenstoffgehalt angenäherte Schmelze für die Fertigbehandlung
in der Pfanne anfällt.
2. Verfahren nach dem Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Feinaufkohlung
nach dem Ueberführen der Schmelze in die Pfanne in letzterer vorgenommen wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass man die Kohlenstoffzufuhr
dadurch bewerkstelligt, dass man zerkleinerte Kohle, vorzugsweise Anthrazit, in einem
Trägergas suspendiert, durch eine Lanze auf die Badoberfläche bläst.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass die der Feinaufkohlung
unterzogene Schmelze mit einem desoxydierenden und zugleich entschwefelnden Mittel,
vorzugsweise mit metallischem Calcium, sowie mit einer synthetischen Schlacke in der
Pfanne behandelt wird.
5. Verfahren nach dem Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass man im Verlauf des
zweiten Schrittes die Entphoshorung durch Zugabe eines Na20-Trägers unterstützt.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass man im Verlauf
des dritten Schrittes die Desoxydation durch Zugabe von Ferromangan unterstützt.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1-6, dadurch gekennzeichnet, dass man im Verlauf
des zweiten und des dritten Schrittes im Konverter einen Inertgasstrom durch den Boden
in das Bad leitet.