[0001] Die Erfindung betrifft ein Landminensystem mit durch Fernsteuerung zu steuernden
Minen, die jeweils einen Signalempfänger enthalten.
[0002] Panzer- und Schützenabwehrminen, kurz "Landminen" genannt, dienen in steigendem Maße
der Sicherung eigener Bereiche. Ihrem Wesen nach sind Minenfelder Defensivmaßnahmen.
Sie sind aber auch Teil des gesamten Kampfgeschehens. Dabei besteht oftmals die Aufgabe,
in bestimmten Gebieten zu bestimmten Zeiten Sperren, z.B. in Form von Minen, einzurichten.
Diese sollen aber nach definierten und vorgegebenen Zeiten beseitigt werden, um den
eigenen Truppen die Möglichkeit des freien Handels über die Minensperren hinaus wieder
zu ermöglichen. Dies geschieht, indem man die Minen in ihrer Wirkungsfunktion beseitigt.
Dazu wurde die herkömmliche Mine von Hand geräumt. Die modernen Minen enthalten Einrichtungen
der zeitlich vorgegebenen Selbsträumung durch Detonation oder die "Sterilisation"
durch Abschalten des Funktionsmechanismus. Im letzteren Falle sind die Minen inaktiv,
können wieder aufgenommen und ggf. relaboriert werden. Es zeigt sich jedoch, daß damit
nicht das gesamte Spektrum taktischer Notwendigkeiten abgedeckt wird. Diese verlangen
vielmehr - zumindest für besondere Bereiche eines Minenfeldes - die Möglichkeit eines
beliebigen Wählens vom Zustand der "Schärfe" zum Zustand der "Entschärfung", d.h.
der Inaktivität. Da es sich um große Minenfelder handelt, kommen nur weitreichende
Fernsteuerungseinrichtungen in Betracht. Dazu bieten sich Systeme auf der Basis von
Funkwellen oder von akustischer oder seismischer Informationsübertragung an.
[0003] Bei Minen, die unter der Erde oder in Erdfurchen verlegt werden, erschwert die Erdschicht
den Zugang von Funkwellen zu den Minen, so daß nicht sichergestellt ist, daß die Minen
die ausgesandten Steuersignale empfangen. Eine vollständig sichere Entschärfung ist
aber unbedingt erforderlich, um das Minenfeld passierbar zu machen. Die Anwendung
seismischer Verfahren zum Steuern der Minen ist wegen der unbestimmten seismischen
Eigenschaften des Untergrundes nicht möglich. Es ist bisher nicht gelungen, eine sichere
Schärfung und Entschärfung aller Minen eines Minenfeldes zu gewährleisten.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Landminensystem der eingangs genannten
Art zu schaffen, bei dem alle Minen unabhängig von dem Ort ihrer Verlegung und unter
weitgehender Ausschaltung ungünstiger Übertragungsverhältnisse von den Steuersignalen
erreicht werden können.
[0005] Die Lösung dieser Aufgabe besteht erfindungsgemäß darin, daß eine entlang mehrerer
Minen verlegbare Signalleitung vorgesehen ist, die mit den Signalempfängern der Minen
gekoppelt ist.
[0006] Bei dem erfindungsgemäßen Landminensystem werden die von einem Steuergerät ausgehenden
Steuersignale einer Signalleitung zugeführt, die entlang der Minen verlegt ist und
mindestens in der Nähe einer jeden Mine eine Signalabstrahlung oder -abzweigung verursacht,
die die betreffende Mine erreicht. Auf diese Weise ist es möglich, Minen im Erdboden
oder in Erdfurchen zu verlegen und dennoch durch die Signalleitung sicherzustellen,
daß die Signalübertragung vom Steuergerät zu jeder einzelnen Mine mit der erforderlichen
Qualität erfolgt. Die Signalleitung stellt die Signalverbindung mit den einzelnen
Minen her und trägt die Signale in den Nahbereich der Minen.
[0007] Die Kopplung der Signalempfänger der Minen mit der Signalleitung kann durch galvanischen
Kontakt erfolgen, vorzugsweise jedoch durch hoch- oder niederfrequente elektromagnetische
Wellen, die eine berührungslose Signalübertragung ermöglichen. Bei berührungsloser
Signalübertragung wird die Signalleitung in der Nähe der Minen verlegt, ohne mit diesen
in Kontakt zu kommen. Dies hat den Vorteil einer einfacheren Verlegungstechnik;
außerdem können die bei galvanischer Kopplung möglichen Drahtbrüche in den Abzweigleitungen
nicht zu Funktionsstörungen führen. Durch die räumlich begrenzte Empfangscharakteristik
der Signalempfänger der Minen wird auch sichergestellt, daß Fremdsignale die Minen
nicht beeinflussen.
[0008] Beim Verlegen mit einem Pflug kann die Signalleitung in die Pflugfurche gelegt werden.
Bei Punktverlegern bietet sich eine oberirdische Verlegung zwischen den Minen an,
um am Platz der Mine selbst in die Erde geführt zu werden. Es ist auch möglich, an
einem Verlegegerät, das die Minen einzeln eingräbt, einen Pflug anzubringen, der
die Furche zur Verlegung der Signalleitung pflügt.
[0009] Im Rahmen der Erfindung können einzelne Gruppen oder Teilgruppen von Minen separat
angesteuert werden. Hierzu enthalten die Signalempfänger Dekodierer zum Erkennen
kodierter Signale, die von einem Steuergerät an die Signalleitung gelegt werden. Auf
diese Signale sprechen nur diejenigen Minen an, deren Steuergeräte auf den jeweiligen
Code reagieren.
[0010] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, daß die Minen
Sender zum Übermitteln von Zustandssignalen von den Minen an die Signalleitung enthalten
und daß ein an die Signalleitung angeschlossenes Steuergerät einen Empfänger zum
Empfangen und Auswerten der Zustandssignale aufweist. Hierbei werden Datenflüsse in
beiden Richtungen erzeugt. Es besteht die Möglichkeit, die einzelnen Minen auf ihren
Betriebszustand hin abzufragen, um beispielsweise zu ermitteln, ob sämtliche Minen
im unscharfen Zustand sind.
[0011] Im folgenden werden unter Bezugnahme auf die Zeichnungen Ausführungsbeispiele der
Erfindung näher erläutert.
[0012] Es zeigen:
Fig. 1 einen Vertikalschnitt durch einen Teil eines Minenfeldes, bei dem die Minen
in Furchen verlegt sind und die Signalleitung aus einem elektrischen Leiter besteht,
Fig. 2 einen Teil eines Minenfeldes mit in Furchen verlegten Minen, wobei die Signalübertragung
durch einen Lichtleiter erfolgt,
Fig. 3 einen Teil eines Minenfeldes mit durch Punktverleger verlegten Minen und Signalübertragung
mit einem Draht und
Fig. 4 eine ähnliche Darstellung wie Fig. 3, wobei die Signalübertragung mit einem
Lichtleiterkabel erfolgt.
[0013] In den Zeichnungen ist jeweils der gewachsene Boden mit 10 bezeichnet und die aufgeworfene
bzw. eingefüllte Bodenschicht mit 11.
[0014] Gemäß Fig. 1 sind in einer Bodenfurche, die beispielsweise mit einem Pflug erzeugt
worden ist, mehrere Minen 12 verlegt. Ferner ist in die Bodenfurche die Signalleitung
13 lose eingelegt, die hier aus einem elektrisch leitenden Draht besteht. Die Bodenfurche
kann anschließend wieder zugeschüttet bzw. geglättet werden.
[0015] Das eine Ende der Signalleitung 13 ist an das Steuergerät 14 angeschlossen, das
Steuersignale in Form von Impulsen an die Signalleitung legt. Jede Mine 12 enthält
einen Signalempfänger 15, zweckmäßigerweise an der Oberseite des Minengehäuses, und
eine Verarbeitungs schaltung 16 sowie ggf. einen (nicht dargestellten) Sensor, der
auf Annäherung von Objekten reagiert. Wenn das Steuergerät 14 Stromsignale in die
Signalleitung 13 schickt, entsteht um die Signalleitung herum ein entsprechendes
Magnetfeld, das von den Signalempfängern 15 der in der Nähe der Signalleitung angeordneten
Minen erkannt wird. Damit in der Signalleitung 13 ein Strom fließen kann, ist das
dem Steuergerät 14 abgewandte Ende dieser Signalleitung geerdet.
[0016] Durch entsprechende Signale, die über die Signalleitung 13 zu den Minen 12 übertragen
werden, können diese Minen scharfgeschaltet oder entschärft werden. Es ist auch möglich,
die Minen einzeln oder gemeinsam durch Steuersignale zur Detonation zu bringen.
[0017] Jede Mine kann zusätzlich mit einem (nicht dargestellten) Sender versehen sein,
der Signale in Form elektromagnetischer Wellen erzeugt, welche von der Signalleitung
13 aufgenommen und an das Steuergerät 14 übertragen werden. Auf diese Weise können
Zustandssignale von jeder Mine zum Steuergerät 14 übertragen werden, um den jeweiligen
Betriebszustand der Mine anzugeben.
[0018] Bei dem Ausführungsbeispiel der Fig. 2 besteht die Signalleitung 13 aus einem Lichtleiterkabel,
das mindestens eine Lichtleiterfaser enthält. Die vom Steuergerät 14 erzeugten Impulssignale
werden als Lichtsignale erzeugt, die von der Signalleitung 13 übertragen werden.
Im Zuge der Signalleitung 13 sind mehrere Wandler 17 vorgesehen, die die Lichtsignale
in Radiowellen umsetzen und diese Radiowellen abstrahlen. Die Signalempfänger 15,
die auf die Radiowellen reagieren, sind jeweils im Nahbereich eines Wandlers 17 angeordnet.
[0019] Bei den Ausführungsbeispielen der Figuren 3 und 4 ist jede Mine 12 in einem Minenloch
verlegt, das mit einem Punktverleger in den gewachsenen Boden 10 gebohrt und anschließend
die Minenverlegung mit lockerem Boden 11 aufgefüllt worden ist. Vor dem Einfüllen
des Bodens 11 ist die Signalleitung 13 so verlegt worden, daß sie auf dem gewachsenen
Boden 10 liegt und in jedes Minenloch 18 unter Bildung einer Schleife hineinragt.
Der durchhängende Teil einer jeden Schleife erstreckt sich bis in die unmittelbare
Nähe der Mine bzw. des Signalempfängers 15 und kann auch in Berührungskontakt mit
dem Signalempfänger kommen. Nach dem Zuschütten des Minenlochs 18 liegen nur noch
die nicht-versenkten Abschnitte der Signalleitung 13 an der Erdoberfläche. Durch Verfolgen
der Signalleitung der Signalleitung 13 können auch die Positionen, an denen die Minen
vergraben worden sind, leichter aufgefunden werden.
[0020] Während gemäß Fig. 3 die Signalleitung 13 aus einem elektrischen Leiterdraht besteht,
ist die Signalleitung in Fig. 4 ein Lichtleiterkabel, in dessem Verlauf mehrere Wandler
17 der anhand von Fig. 2 beschriebenen Art angeordnet sind. Jeder Wandler 17 bildet
das untere Ende einer in einem Minenloch 18 herabhängenden Schleife. Er ist unmittelbar
über der Mine 12 angeordnet. Wenn die Signalleitung 13 ein Lichtleiterkabel ist,
enthält dieses natürlich die elektrischen Leitungen für die Stromversorgung der Wandler
17.
1. Landminensystem mit durch Fernsteuerung zu steuernden Minen, die jeweils einen
Signalempfänger enthalten,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine entlang mehrerer Minen (12) verlegbare Signalleitung (13) vorgesehen ist,
die mit den Signalempfängern (15) der Minen (12) gekoppelt ist.
2. Landminensystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Signalempfänger
für drahtlosen Signalempfang derart ausgebildet sind, daß ihr Empfangsbereich auf
den Nahbereich von weniger als etwa 100 cm, vorzugsweise weniger als etwa 50 cm, beschränkt
ist und daß die Signalleitung mindestens abschnittsweise Signale durch elektromagnetische
Wellen abstrahlt.
3. Landminensystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Signalleitung
(13) ein Stromkabel ist, das im stromdurchflossenen Zustand ein Magnetfeld erzeugt.
4. Landminensystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Signalleitung
(13) ein Lichtleiterkabel ist, das Wandler (17) zum Umwandeln von Lichtsignalen in
Radiowellen und zum Abstrahlen der Radiowellen enthält.
5. Landminensystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Signalempfänger Dekodierer zum Erkennen kodierter Signale enthalten.
6. Landminensystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
Signalleitung (13) an ein Steuergerät (14) zum Aussenden kodierter Signale angeschlossen
ist.
7. Landminensystem nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die
Minen (12) Sender zum Übermitteln von Zustandssignalen von den Minen an die Signalleitung
(13) enthalten und daß ein an die Signalleitung angeschlossenes Steuergerät (14)
einen Empfänger zum Empfangen und Auswerten der Zustandssignale aufweist.