[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern des Druckverhältnisses einer Strahlpumpe
zwecks Regelung eines vorgegebenen Betriebsvakuums.
[0002] In einer Strahlpumpe, z.B. Treibdampfpumpe, Gasstrahlpumpe oder Wasserstrahlpumpe,
wird die Strömungsenergie eines Treibmittels durch Düsen und Diffusoren zum Zwecke
des Saugens bzw. Drückens eines zu fördernden Mittels ausgenutzt. Als Treib- und Fördermittel
kommen Gase, Dämpfe und Flüssigkeiten in Frage. Strahlpumpen sind einfach herzustellen
und besitzen keine bewegten Teile, sie haben jedoch einen relativ geringen Wirkungsgrad,
der zudem bei Änderung der Betriebsbedingungen, z.B. der Drücke und Fördermengen,
stark vermindert wird. Wegen der Schwierigkeit der in der Regel vermaschten bzw. mehrschweifigen
Regelung einer Strahlpumpe werden solche Apparate in der Praxis mit konstantem Treibmitteldruck
betrieben, die überschüssige Energie wird durch Drosselung, Fremdgaszugabe oder Inkaufnahme
eines niedrigeren als des benötigten Unterdrucks bzw. Saugdrucks vernichtet.
[0003] Strahlpumpen, vorzugsweise Dampfstrahlpumpen, werden beispielsweise als Saugdruckerzeuger
in der Vakuumdestillation eingesetzt. Bei derartig komplizierten Anlagen soll gleichzeitig
für eine Reihe von Regelgrößen ein vorgeschriebenes Verhalten erreicht werden. Diese
Größen sind jedoch wechselseitig abhängig; ferner beeinflußt jeder regulierende Eingriff
die anderen Regel größen im allgemeinen sogar mehr oder weniger stark; es können
daher nicht getrennte sondern nur vermaschte Regler eingesetzt werden. Die mit solchen
Mehrfachregelungen verbundene Problematik der Autonomie, Invarianz, Steuerbarkeit
und Beobachtbarkeit macht den Einsatz herkömmlicher P-, I-, PI-, PID-Regelungsverfahren
und dergleichen zumindest aus wirtschaftlichen Gründen illusorisch.
[0004] Das Mengenverhältnis G1/G2 von Treibmittelmenge G1 zu Fördermittelmenge G2 ist bei
einer Strahlpumpe mit gegebenen Abmaßen eine Funktion von
Pe = Treibmitteldruck;
Pa = Druck am Austritt der Strahlpumpe;
und
Po = Saugdruck.
[0005] Bei vorgegebenem Saugdruck Po und vorgegebener Fördermittelmenge G2 ist die erforderliche
Treibmittelmenge G 1 daher nur noch abhängig von einer Funktion von Pe und Pa. Da
diese Funktion die Form eines Druckverhältnisses besitzt, wird im gattungsgemäßen
Verfahren unter dem Begriff "Steuern des Druckverhältnisses" das Steuern von Pe und/oder
Pa verstanden.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu schaffen, mit dem der
im Fördermittel erzeugt Saugdruck durch Veränderung des Treibmitteldrucks und damit
der Treibmittelmenge innerhalb vorgegebener Grenzen und Zeiten konstant zu halten
und in dem der Energieverbrauch optimal niedrig zu halten ist. Die erfindungsgemäße
Lösung besteht darin, daß aus dem kontinuierlich gemessenen Wert des Betriebsvakuums
durch rechnergestütztes iteratives schrittweises Ändern eines vorhandenen Wertes
des Druckverhältnisses ein Sollwert für das Druckverhältnis ermittelt wird.
[0007] Dadurch, daß erfindungsgemäß der Istwert des Betriebsvakuums gemessen, durch die
rechnergestützte iterative Änderung zu einer Ausgangsgröße verarbeitet und diese
als Stellgröße für den Treibmitteldruck, d.h. für die pro Zeiteinheit der Strahlpumpe
zugeführte Treibmittelmenge, verwendet wird, läßt sich der Treibmitteldruck den Erfordernissen
auf der Vakuumseite immer optimal anpassen. Auf diese Weise läßt sich beispielsweise
in einer Vakuum-destillations- oder Vakuumeindampfanlage eine Energieeinsparung
von bis zu 50% im Vergleich zu herkömmlicher Betriebsweise erzielen.
Gemäß weiterer Erfindung kann der durch Berechnung ermittelte Sollwert für das Druckverhältnis
in Form eines Stellwertes für den Treibmitteldruck einem in der Leitung des Treibmittels
liegenden Regelventil zugeführt oder als Führungsgröße für den Treibmitteldruck und/oder
Ausgangsdruck in zugeordneten Regelkreisen verwendet werden.
[0008] Vorzugsweise wird die iterative Änderung durch die Anwendung eines Algorithmus in
Verbindung mit einem Rechner bewirkt. Gegebenenfalls wird der Sollwert dadurch ermittelt,
daß man den Algorithmus vom Rechner mit der ihm eigenen Geschwindigkeit endlos wiederholt.
Das bedeutet, bei Änderungen seiner Eingangsgröße, nämlich des gemessenen Wertes
des Saugdrucks, die Ausgangsgröße, nämlich die Stellgröße für den Treibmitteldruck,
so lange zu verändern, bis sich der Wert der Eingangsgröße wieder innerhalb der vorgegebenen
Grenzen befindet. Die Ausgangsgröße des Rechners ist daher kein Wert, der in einem
festen funktionellen Zusammenhang zu der Eingangsgröße steht, sondern ergibt sich
durch die iterative Erhöhung oder Erniedrigung der jeweils vorher vorhandenen Ausgangsgröße.
[0009] Zusätzlich ist es günstig, wenn nach jeder schrittweisen Veränderung des Sollwertes
eine der Totzeit des Systems entsprechende Wartezeit eingehalten wird. Schließlich
soll die Änderungsgeschwindigkeit des Sollwertes an die Größe und Änderungsgeschwindigkeit
der Soll-Istwertabweichung des Betriebsvakuums in vorwählbaren Grenzen angepaßt werden.
Vorzugsweise wird dazu ein Algorithmus mit verschiedenen Bearbeitungszweigen für verschiedene
Bereiche der Soll-Istwertabweichung des Betriebsvakuums und deren Änderungsgeschwindigkeit
verwendet. Auf diese Weise wird es möglich, die Änderungsgeschwindigkeit der Ausgangsgröße
an diejenige der Eingangsgröße in vorwählbaren Grenzen anzupassen.
[0010] Anhand der schematischen Zeichnung werden Einzelheiten der Erfindung erläutert. Es
zeigen:
Fig. 1 ein Diagramm betreffend die Abhängigkeit des Mengenverhältnisses von Treibmittelmenge
und Fördermittelmenge vom Treibmitteldruck, Austrittsdruck und Saugdruck einer Strahlpumpe;
Fig. 2 eine Vorrichtung zur Vakuumerzeugung bei einer Vakuumdestillation; und
Fig. 3 ein Fließbild eines Algorithmus zum iterativen Bestimmen eines Stellwerts.
[0011] In Fig. 1 werden in der Ordinate das Mengerverhältnis G1/G2 von Treibmittelmenge
G1 und Fördermittelmenge G2 sowie in der Abszisse das Druckverhältnis f(p) auf getragen.
Letzteres ist eine Funktion des Treibmitteldrucks Pe, des Drucks Pa am Austritt der
Strahlpumpe und des Saugdrucks Po. Bei einer mit Flüssigkeit betriebenen Strahlpumpe
ist das Druckverhältnis wie folgt definiert:

Demgegenüber ergibt sich bei Betrieb der Strahlpumpe mit einem Gas für das Druckverhältnis
der Zusammenhang

Darin ist æ der Adiabatenexponent des Gases. Bei Dampf treten analog zur Funktion
f
F (p) anstelle der Druckgefälle die entsprechenden Enthalpiegefälle (h,s-Diagramm).
[0012] In dem in Fig. 2 dargestellten Ausführungsbeispiel wird der Vakuumbehälter 1 einer
Destillationskolonne, die mit einem Kühler 2, einer Destillatvorlage 3, einem Flüssigkeitssumpf
4, einer Heizung 5 und einer Flüssigkeitszufuhrleitung 6 ausgestattet sein kann,
über eine Fördermittelzuleitung 7 mit einer Dampfstrahlpumpe 8 verbunden. In der
Strahlpumpe 8 wird der Unterdruck dadurch erzeugt, daß man ein Treibmittel über eine
Treibmitteleitung 9 mit großer Geschwindigkeit durch eine Treibdüse preßt mit dem
Ergebnis, daß der Druck am Düsenausgang stark herabgesetzt und das dort anstehende
Fördermittel angesaugt wird. Hierdurch wiederum wird in dem Behälter 1 befindliches
Gas abgesaugt und im Behälter ein Saugdruck Po eingestellt. Der Saugdruck darf wegen
der Druckabhängigkeit der Siedetemperatur der im Behälter 1 befindlichen Flüssigkeit
4 einen bestimmten Maximalwert nicht überschreiten. Es sollen oder können aber auch
bestimmte Minimalwerte eingehalten werden. Der Istwert des im Behälter 1 erzeugten
Saugdrucks Po wird daher mit Hilfe eines Vakuum-Meßgeräts 11 gemessen und einem mit
12 bezeichneten Rechner mit Algorithmus als Eingangsgröße zugeführt. In dem Rechner
12 wird die Eingangsgröße des Saugdrucks Pn durch den Algorithmus zu einer Ausgangsgröße
verarbeitet, die wiederum als Sollwert oder Stellgröße für den Treibmitteldruck Pe
der Strahlpumpe 8 dient.
[0013] Im Ausführungsbeispiel wird die Stellgröße über eine direkte Leitung 13 auf ein
in der Treibmittelleitung 9 liegendes Stell- bzw. Regelventil 14 geschaltet. Alternativ
kann der im Rechner 12 ermittelte Sollwert des Treibmitteldrucks auch einem zwischengeschalteten
Treibmitteldruckregler 15 zugeführt werden. Die gegebenenfalls dafür erforderlichen
Wirkleitungen des Druckreglers 15 werden in der Zeichnung gestrichelt dargestellt.
Die Informationsrichtung wird durch Pfeile angedeutet. Der Ausgang 16 der Strahlpumpe
führt beim Betrieb mit Dampf in entsprechende Kondensatsysteme, die gegebenenfalls
vorevakuiert sind.
Fig. 3 zeigt ein Ausführungsbeispiel eines Fließbilds des in dem Rechner 12 zu verwendenden
Algorithmus. Hierbei werden zur besseren Verständlichkeit für sämtliche Parameter
konkrete Zahlenwerte angegeben. Diese Werte sind jedoch nur als Beispiel anzusehen.
In der Zeichnung bedeuten Po den durch das Meßgerät 11 erfaßten Saugdruck im Behälter
1, Pe den über die Treibmittelleitung 9 der Strahlpumpe 8 zugeführten Treibmitteldruck
und Δ Po die Differenz zum vorhergehenden Meßwert des Unterdrucks Po.
[0014] Am Start des Algorithmus wird der jeweilige Meßwert des erzeugten Saugdrucks Po,
also die vom Vakuummeßgerät 11 bestimmte Eingangsgröße auf den Rechner 12 gegeben.
Der als Beispiel dargestellte Algorithmus besitzt zwei Hauptbearbeitungszweige A
und B, die je nach Größe der Änderungsgeschwindigkeit und der Sollwert/Istwert-Abweichung
der Rechner-Eingangsgröße auszuwählen sind. Durch Auswahl und Ausgestaltung der Zweige
A, B ist es möglich, die Änderungsgeschwindigkeit der Ausgangsgröße in vorwählbaren
Grenzen an diejenige der Eingangsgröße anzupassen. In beiden Fällen ergibt sich die
Ausgangsgröße Pe des Rechners 12 durch iterative Erhöhung oder Erniedrigung der jeweils
vorhandenen Ausgangsgröße Pe und berücksichtigt durch eine vorgegebene Wartezeit zusätzlich
die durch die Anlage bedingte Totzeit des Systems.
[0015] Nach Ermittlung der Ausgangsgröße des Rechners 12 wird der Algorithmus mit der ihm
eigenen Geschwindigkeit endlos wiederholt. In Fig. 3 wird diese Endlosschleife durch
das Start-Zeichen am Fuß des Fließbilds angedeutet.
Bezugszeichenliste
[0016]
1 = Behälter
2 = Kühler
3 = Destillatvorlage
4 = Flüssigkeitssumpf
5 = Heizung
6 = Flüssigkeitszuführleitung
7 = Fördermittelleitung
8 = Strahlpumpe
9 = Treibmittelleitung
11 = Vakuummeßgerät
12 = Rechner
13 = Stellgrößenleitung
14 = Regelventil
15 = Druckregler
16 = Ausgang Strahlpumpe
17 = Kondensator Treibdampf
18 = barometrisches Tauchgefäß Strahlpumpe
19 = Wasserringpumpe
20 = Wasserabscheider
21 = atmosphärischer Ausgang
22 = Druckmeßgerät
Po = Saugdruck
Pe = Treibmitteldruck
Pa = Druck am Austritt der Strahlpumpe
Pu = Unterdruck Destillierapparat
G1 = Treibmittelmenge
G2 = Fördermittelmenge
f(p) = Druckverhältnis
A,B = Hauptbearbeitungszweige
1. Verfahren zur Steuerung des Druckverhältnisses f(p) einer Strahlpumpe zur Regelung
eines vorgegebenen Betriebsvakuums, dadurch gekennzeichnet, daß aus dem kontinuierlich
gemessenen Wert des Betriebsvakuums durch rechnergestützte iterative, schrittweise
Änderung eines vorhandenen Wertes des Druckverhältnisses f(p) ein Sollwert für das
Druckverhältnis ermittelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Sollwert für das Druckverhältnis
in Form eines Stellwertes für den Treibmitteldruck Pe einem in der Leitung (9) des
Treibmittels liegendem Regelventil (14) zugeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Sollwert für das Druckverhältnis
f(p) als Führungsgröße für den Treibmitteldruck Pe und/oder Ausgangsdruck Pa in
zugeordneten Regelkreisen (15) verwendet wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die iterative schrittweise Änderung des Sollwertes durch die Anwendung eines
Algorithmus bewirkt wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der Sollwert dadurch ermittelt wird, daß der Algorithmus von einem entsprechenden
Rechner (12) endlos wiederholt wird.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die Änderungsge schwindigkeit des Sollwertes an die Größe und Änderungsgeschwindigkeit
der Soll-Istwertabweichung des Betriebsvakuums in vorwählbaren Grenzen angepaßt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß ein Algorithmus mit verschiedenen
Bearbeitungszweigen (A, B) für verschiedene Bereiche der Soll-Istwertabweichung
des Betriebsvakuums und deren Änderungsgeschwindigkeit verwendet wird.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß nach jeder schrittweisen Veränderung des Sollwertes eine der Totzeit des Systems
entsprechende Wartezeit eingehalten wird.