(19)
(11) EP 0 227 050 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
01.07.1987  Patentblatt  1987/27

(21) Anmeldenummer: 86117669.1

(22) Anmeldetag:  18.12.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4A61K 9/20, A61J 3/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
ES GR

(30) Priorität: 19.12.1985 DE 3545090

(71) Anmelder: Capsoid Pharma GmbH
D-7128 Lauffen a.N. (DE)

(72) Erfinder:
  • Pins, Heinrich, Dr.
    deceded (DE)
  • Schmitz, Christiane
    D-7128 Lauffen a.N. (DE)

(74) Vertreter: Hagemann, Heinrich, Dr.rer.nat., Dipl.-Chem. et al
Patentanwälte Hagemann & Kehl Postfach 86 03 29
81630 München
81630 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Herstellung von einzeln dosierten Darreichungsformen sowie die danach erhältlichen Darreichungsformen


    (57) Beschrieben wird ein Verfahren zur Herstellung einzeln dosierter Darreichungsformen, wobei eine bei erhöhter Temperatur plastische, Wirkstoffe und übliche Additive enthaltende Trägermasse auf eine ruhende oder bewegte Unterlage aufgebracht oder in aus Folien hergestellte Blister oder Hohlformen eingebracht und hierdurch die Rezep­turmasse in eine Darreichungsform überführt und eine Rezepturmasse mit einem oberhalb der Körpertemperatur liegenden Erweichungsbereich auf über Körpertemperatur erwärmt und unter Druck mit einer Viskosität von mehr als 3.000 mPa.s dosiert wird, sowie danach erhältliche Darreichungsformen. Diese lassen sich einfach und wirtschaftlich mit guter Qualität erhalten.




    Beschreibung

    Technisches Gebiet



    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einzeln dosierter Darreichungsformen, wobei eine bei erhöhter Temperatur plastische, Wirk­stoffe und übliche Additive enthaltende Rezepturmasse auf eine ruhende oder bewegte Unterlage gebracht oder in aus Folien hergestellte Blister oder Hohlformen eingebracht und die Rezepturmasse hierdurch und unter Abkühlen in eine Darreichungsform überführt wird, und danach erhältliche Darreichungsformen.

    Stand der Techik



    [0002] Als herkömmliche, weitverbreitete, feste Darreichungsformen für die Applikation von Arzneimitteln, Diätetika und dergleichen sind im wesent­lichen Tabletten, Dragees, Weich- und Hartgelatinekapseln bekannt. Diese genannten Darreichungsformen bedürfen alle in einem ersten Schritt der Formgebung und in einem zweiten Schritt einer produktgemäßen Ver­packung, die sowohl den Anforderungen des Produktes (z. B. Stabilität) als auch den Konsumentenwünschen (z. B. Attraktivität) gerecht wird.

    [0003] Diese schrittweise Herstellung eines Produktes bis zur Endverpackung muß als kostspieliger Nachteil empfunden werden, wenn es gelingt, zu brauchbaren Produkten zu kommen, die nicht mehr des gesonderten Form­gebung bedürfen, sondern durch ihre Verpackung letztlich ihre Form erhalten oder gar aufgrund ihrer Konsistenz durch einfaches, dosierendes Aufbringen auf eine Unterlage zu der gewünschten Form "verlaufen" und sich verfestigen. Insgesamt müssen zweistufige Verfahrensweisen als nachteilig empfunden werden, wenn einfache Wege möglich sind.

    [0004] Man könnte nun davon ausgehen, daß Verfahren zum Füllen von Formen altbekannte und verbreitete Prozeduren sind, denen kein Neuheitswert mehr anhaftet. In der Tat finden sich in der Patentliteratur Hinweise zu diesem Thema, auch für den pharmazeutischen Bereich, wie nachfolgend gezeigt.

    [0005] Die DE-AS 1 017 322 stellt ein Verfahren in den Vordergrund, bei dem eine kombinierte Gießform und Verpackung zum Gießen und Versand von verkaufs- und gebrauchsfertigen Formlingen aus Medikamenten und ähnlichen Stoffen, wie Suppositorien, Pastillen oder dergleichen, herange­zogen werden. Jedoch werden jeweils zwei oder mehr gelenkig mit­einander verbundene Formteile benötigt, die jedes für sich mehr als die halbe Dicke des späteren Gießteiles aufweisen müssen, um im Sinne des bekannten Vorschlags wirksam werden zu können. Die Abtrennung einer verpackten Einzeldosis ist nicht möglich.

    [0006] Der Schiebedeckel muß in seiner gesamten Länge von der Packung entfernt werden, um das geforderte Auseinanderklappen der Formteile zur Entnahme der Formlinge zu ermöglichen. Dadurch tritt zwangsläufig eine Kontamination der in der Packung verbleibenden Stücke durch Schmutz und Mikroorganismen ein. Die DE-AS 1 017 322 erwähnt ebenfalls das Befüllen der Formteile unter Zuhilfenahme eines Gieß­rahmens, der ein randvolles Füllen der Formen ermöglichen soll. Nach dem Gießen überstehendes und danach erstarrtes Material kann abge­schabt und wiederverwendet werden. Dieser Prozeß des Füllens kann allein aufgrund seiner Dosierungsungenauigkeit kein pharmazeutisch rele­vantes Verfahren sein, aus dem Medikamente resultieren, die den heutigen Ansprüchen gerecht werden.

    [0007] Entsprechendes gilt auch für den sich aus der DE-PS 1 947 684 ergebenden Vorschlag zur Herstellung von verpackten Darreichungs­formen. Dieser Vorschlag stellt eine Weiterentwicklung des Standes der Technik nach der DE-AS 1 017 322 insofern dar, als statt des erwähnten Gießrahmens eine durchlöcherte Folie ein sauberes Befüllen der einzelnen Formen ermöglichen soll. Auch hier handelt es sich um ein komplexes, diskontinuierliches und hygienisch bedenkliches Vorgehen, das somit nicht zufriedenstellen kann.

    [0008] Die Technik des Gießens fetthaltiger Körper ist in der Zwischenzeit weiterentwickelt worden. So werden seit einiger Zeit aus Folien vorge­formte, vereinzelbare Hohlformen mit geschmolzener Suppositorienmasse gefüllt. Nach Passieren eines Kühltunnels wird die bis dahin offene Form versiegelt. Mit kostspieligen, automatisierten Maschinen werden Stunden­leistungen von etwa 25 000 Suppositorien erreicht. Nachteilig bei diesem Prozeß, der sich auf Fettmassen mit Schmelzpunkten unter 40°C beschränkt, ist die Gefahr der Sedimentation fester Stoffe beim Gieß-­und Abkühlvorgang infolge der niedrigen Viskosität der geschmolzenen Fettmasse. Eine weitere Gefahr stellt die Veränderung der physikalischen Parameter der eingesetzten Fette durch Aufschmelzen und Wiederabküh­len dar. Es kann zu Schmelzpunktveränderungen und auch zu Brüchigkeit der gegossenen Körper kommen.

    [0009] Es hat Ansätze gegeben, die Kenntnis des Gießens von Suppositorien auch auf oral applizierbare Dosisformen zu übertragen. So beschreibt die DE-OS 27 10 307 ein Verfahren zur Herstellung und Verpackung von festen pharmazeutischen Dosiseinheiten, die in Tablettenform hergestellt werden, was sich dadurch erreichen läßt, daß das Gemisch auf ein fortlau­fendes Band aus unterschiedlichem Material, das tablettenförmige Vertie­fungen besitzt, aufgebracht wird. Als Trägersubstanz werden Fette. Fett­gemische, andere lipoide Substanzen und lipoide Komponenten erwähnt, deren Schmelzpunkt über 37°C, vorzugsweise über 43°C liegen soll. Die für die vorliegende Erfindung eigentlich wichtige Aussage der DE-OS 27 10 307 liegt in dem Satz, daß das geschmolzene Gemisch aus Träger­substanz und aktiver Komponente mit oder ohne Meßvorrichtung in die Vertiefungen "gegossen" wird. Dies kann nur bedeuten, daß es sich um ein niedrigviskoses, verflüssigtes Substanzgemisch handelt, das sich noch gießen läßt, das dadurch aber die Gefahr der Sedimentation von Fest­stoffen in sich birgt und sich selbst in der Verwendung der Trägerstoffe eingrenzt.

    [0010] Das Verfahren der DE-OS 27 10 307 kommt in seiner Beschreibung nicht über die Verwendung von relativ niedrig schmelzenden Fetten und Wachsen hinaus, die als Matrix für den oder die Wirkstoffe dienen. Es bleibt offen, wie diese Körper ohne Bruch aus den Vertiefungen der Folien zu entfernen sind, wie sie als Fettkörper schmecken und welche Freisetzungsraten zu erwarten sind. Zumindest ist bis heute kein Präparat bekannt geworden, das Marktgeltung erlangt hätte.

    [0011] Die Kenntnis der bisher geschilderten Patentliteratur und verwandter Veröffentlichungen kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß die vorgestellten Ergebnisse nicht befriedigen. Zum einen ist die Verwendung von Trägerstoffen auf solche Materialien limitiert, die als Fette oder Wachse einen relativ niedrigen Schmelzpunkt haben, zum anderen ist das Einbringen der Masse in die Formen auf Gießvorgänge beschränkt.

    Offenbarung der Erfindung



    [0012] Unter Berücksichtigung der Aussagen zum Stand der Technik liegt der Er­findung nunmehr die Aufgabe zugrunde, diesen so weiterzubilden, daß auch andere, vorteilhaftere Matrixmaterialien als die in der DE-OS 27 10 307 beschriebenene, die auch bei Temperaturen oberhalb Körpertemperatur hochviskos sind und Viskositätswerte von mehr als 3.000 mPa.s liefern, in einfacher und wirtschaftlicher Weise zu qualitativ hochwertigen, einzeln dosierten Darreichungsformen verarbeitet werden können, ohne daß die erwähnte nachteilige Sedimentationsneigung suspen­dierter Bestandteile in Erscheinung tritt.

    [0013] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Rezeptur­masse auf einer Sol-/Gel-Beziehung beruht mit einem oberhalb der Körpertemperatur liegenden Erweichungsbereich und auf über Körper­temperatur erwärmt und mit einer Viskosität von mehr als 3.000 mPa.s unter Druckeinwirkung dosiert wird.

    [0014] Wesentliches Kennzeichen der Erfindung ist es demzufolge, daß die zu dosierende Rezepturmasse einen Erweichungsbereich aufweist, der ober­halb der Körpertemperatur liegt. Somit hat die erfindungsgemäß dosierte Rezepturmasse den Charakter eines Thermoplasts bzw. eines Plastomers. Es handelt sich daher um Materialien, die bei gewöhnlicher Temperatur im wesentlichen nicht dauerhaft verformbar sind. Es kann sich daher um bei gewöhnlicher Temperatur harte oder sogar spröde Materialien handeln, die dann bei Wärmezufuhr reversibel erweichen und mechanisch verhältnismäßig leicht verformbar werden, um schließlich bei höheren Temperaturen in den Zustand einer viskosen Masse überzugehen. In jedem Fall muß dabei die Forderung der Erfindung erfüllt sein, daß die Rezepturmasse einen oberhalb der Körpertemperatur liegenden Erweichungsberich aufweist. Es versteht sich für den Fachmann von selbst, daß diese Forderung bzw. die Charakteristik des Thermoplasts im wesentlichen durch die nachfolgend noch detaillierter beschriebene Trägermasse bestimmt wird. Einfluß hierauf haben allerdings auch Addi­tive, wie plastifizierende Additive etc. Die weitere Forderung der Erfin­dung besteht dann darin, daß die Mindestviskosität der Trägermasse 3.000 mPa.s beträgt. Dieser Viskositätswert kann weit überschritten werden, so bei mehr als 50.000 mPa.s oder sogar mehr als 100.000 mPa.s liegen und bis 500.000 mPa.s betragen.

    [0015] Mit besonderem Erfolg läßt sich das erfindungsgemäße Verfahren mit Dosiergeräten durchführen, die Viskositäten von 500.000 mPa.s zu be­wältigen imstande sind, da einfache Pump- und Gießvorgänge nicht mehr in Frage kommen.

    [0016] Als Dosiergeräte können insbesondere heizbare, mit hohem Druck arbeitende Aggregate verwendet werden, die ansteuerbare Ventile besitzen, gegen die Kolben- oder Zahnradpumpen einen gleichmäßig hohen Druck aufbauen. Durch zeitlich genau begrenztes Öffnen der Ventile wird eine stets gleichbleibende Menge der abzufüllenden Rezepturmasse ausgetragen. Eingebaute Düsen oder Füllnadeln sorgen für eine saubere Füllung der Hohlformen und Blister oder ein exaktes Auftragen auf Unter­lagen. Der Druck, unter dem die Dosierung erfolgt, liegt in der Regel über 2 bar und hängt von der Viskosität der zu dosierenden erwärmten Rezepturmasse ab. Vorteilhafterweise liegt er zwischen 10 und 70 bar, insbesondere zwischen 35 und 55 bar.

    [0017] Grundgeräte des hier beschriebenen Typs von Abfüllanlagen werden z. B. von den Firmen Planatol-Werk oder Gerhards-Dosiertechnik angeboten und durch die Figur 4 erläutert. Wesentliche Elemente solcher Geräte sind ein heizbarer Vorwärme- und Aufheiztank 1, aus dem die warme, zu dosierende Masse mit Hilfe von in den Tank ragenden Zahnradpumpen 2 unter regulierbarem Druck und Bypass-Steuerung in heizbare Hochdruck­schläuche 3 gebracht wird. Die Geräte können einen oder mehrere Ausgänge für Schlauchanschlüsse haben. In den Schläuchen kann ein Druck bis zu 160 bar anstehen. Die Schläuche münden in heizbaren Dosierköpfen 4, die mit federgelagerten Kugelventilen und Düsen 5 ausge­rüstet sind. Mit Hilfe gesteuerter Preßluft werden nach Millisekunden gerechnete Ventilöffnungs- und -schließspiele bewirkt, wobei je nach anstehendem Druck vor dem Ventil bei gleichen Drucken und Öffnungs­zeiten gleichviel Masse ausgetragen wird. Eventueller Fadenbildung der zu verspritzenden Massen kann durch unterschiedliche Düsengrößen und Temperaturveränderung an den Dosierköpfen begegnet werden. Neben als Injektionsnadeln ausgebildeten Düsen können auch Kegeldüsen, Zwei- und Mehrfachdüsen sowie Flächendüsen eingesetzt werden. Eine Regel- und Steuerungselektronik 6 sorgt für die Überwachung und Einhaltung vorgegebener Werte für Druck und Temperatur. Durch Synchronisations­schaltung können Drehzahl der Zahnradpumpen und Geschwindigkeit eines die Formen tragenden Bandes angeglichen werden.

    [0018] Um die speziellen Zwecke der vorliegenden Erfindung ganz besonders zu erfüllen, werden an den Grundgeräten Modifikationen vorgenommen, die es z. B. erlauben, die Spritzköpfe so anzuordnen, daß sie an den vorbei­ gleitenden Formen Mehrfachspritzungen pro Form vornehmen können. Gleichzeitig werden sie verfahrbar installiert, um Füllgutproben zu analytischen Zwecken, z. B. zur Bestimmung der Homogenität des Füll­gutes oder des Spritzgewichtes, entnehmen zu können.

    [0019] Da mehrere Spritzköpfe gleichzeitig eingesetzt und von einer Zentral­einheit gesteuert werden können, lassen sich ohne Mühe 100.000 und mehr Formen pro Stunde füllen. Eine Limitierung des Ausstoßes wird lediglich durch den mechanischen Vorschub der Formen gegeben; jede einzelne Spritzdüse könnte mehr als 1000 Schaltspiele pro Minute aus­führen. So wird mit dieser Art von Abfüllsystem eine vielfach höhere Leistung als mit den bisher für das Füllen vorgeformter Formen gebräuch­lichen Geräten erreicht.

    [0020] Die Dosiergenauigkeit der einzelnen Spritzköpfe kann durch separates Ausfahren aus der Füll-Linie und durch separates Spritzen in ein Wägeschälchen überprüft werden. Bei einem Ausstoß von 70.000 gefüllten Tiefziehformen pro Stunde wurden bei einem Füllgewicht von 500 mg eine Dosiergenauigkeit<± 2 % und eine relative Standardabweichung< 1 % gefunden. Für die laufende Kontrolle während des Abfüllprozesses eignen sich Laetus-Geräte, die jede Form auf genaue Füllung über­wachen. Darüber hinaus können die fertig versiegelten Streifen des weiteren noch über eine ± Waage geleitet werden.

    [0021] Anhand des oben beschriebenen erfindungsgemäßen Vorgehens lassen sich, was wesentlich ist, hochkonzentrierte Lösungen oder Suspensionen von Wirkstoffen mit wenig Trägerstoff verarbeiten, die sich dennoch mit großer Genauigkeit abfüllen lassen. Im Falle von hochviskosen Lösungen oder Suspensionen tritt dabei die bereits angesprochene Sedimentations­neigung weitgehend zurück. Die Abfüllgeräte erlauben, Massen mit Viskositäten auch oberhalb 500.000 mPa.s zu verarbeiten. So kommt man zu kleinen platzsparenden,leicht zu schluckenden Einzeldosisformen.

    [0022] Mit Hilfe der soeben beschriebenen Dosiertechnik gelingt es nun, Dosis­formen herzustellen, die im einfachsten Falle ohne jedes Formwerkzeug auf eine Unterlage - entweder gekühlt, bei Raumtemperatur oder darüber hinaus erwärmt, entweder in Ruhe oder bewegt - gespritzt werden. Viskosität und Temperatur der zu verarbeitenden Massen bestimmen dann die Form des erwünschten Körpers. Auf diese Weise erhält man entweder flach verlaufende "Plätzchen" von tablettenähnlichem Aussehen oder mehr hütchenförmige Produkte. Wird die Unterlage, etwa ein Transport­band, während des Spritzvorganges bewegt, so gelangt man zu Stäbchen oder Streifen. Bei gleichzeitiger Bewegung des Sprühkopfes in unter­schiedliche Richtungen, z. B. mit Hilfe einer Excenterscheibe, erhält man die verschiedenartigsten Produktformen, die z. B. die Gestalt von inneren Organen, wie Herz oder Magen, annehmen können und auf diese Weise auf das Indikationsgebiet des erzeugten Produktes hinweisen. (Fig. 1).

    [0023] In logischer Verfolgung des erfindungsgemäßen Gedankens geht eine weitere Ausführungsform des Verfahrens so vor, daß sogenannte Durch­drückpackungen gefüllt werden. Danach werden aus Folien unterschied­lichster Art Blister oder "Näpfe" gezogen, die befüllt und mit einer Deck­folie, die meist aus beschichtetem Aluminium besteht, abgesiegelt werden. Die eingeschlossene Rezepturmasse wird durch die Deckfolie gedrückt und ist somit verfügbar. Auch nach dieser Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens lassen sich viele nach Form und Größe unterschiedliche Darreichungsformen herstellen (Fig. 2). Es ist zweck­mäßig, den Näpfen eine leicht konische Form zu geben, um das Heraus­drücken des Produktes zu erleichtern.

    [0024] Die eleganteste Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die Befüllung von Hohlformen, also bis auf einen Einfülltrichter rundum geschlossenen Formen jeder Größe und Ausformung.

    [0025] Zur Herstellung dieser Hohlformen können im wesentlichen alle handels­üblichen, verform- und versiegelbaren Folien herangezogen werden, soweit sie mit dem einzubringenden Inhalt verträglich sind. Insbesondere eignen sich dazu thermoplastische Kunststoffe, wie vorzugsweise poly­ethylenbeschichtete PVC-, PP- oder PVDC-Folien, aber auch kunststoffbe­schichtete Aluminiumfolien, soweit sie sich zur gewünschten Hohlform verformen lassen. Darüber hinaus kommen auch mit thermoplastischen Kunststoffen beschichtete Papiere in Frage. Spezielle Einfärbungen oder Beschichtungen der Folien können dem eingeschlossenen Produkt Licht-, Feuchtigkeits- oder Oxidationsschutz geben. Die Folien können zur näheren Identifizierung des Produktes bedruckt oder in anderer Weise markiert sein. Der Begriff Folien soll alle Materialien erfassen, die dem vorgenannten Zweck der Ausbildung von Hohlformen aus Folien dienen können, also neben Kunststoff-Folien auch Metallfolien, beschichtete Papier- und Kartonmaterialien usw.

    [0026] Bei der Herstellung der Hohlformen kann in vielfältiger Weise vorge­gangen werden. Die nachfolgend beschriebenen Verfahren sollen demzu­folge nur bevorzugte Beispiele angeben. Mit Hilfe von Formwerkzeugen können aus jeweils zwei Folien symmetrische oder asymmetrische Halb­hohlformen gezogen werden, die an ihren Rändern dicht verschweißt sein müssen. Im oberen Teil der Hohlform bleibt zunächst eine trichter­förmige Öffnung bestehen, durch die die erwähnte Rezepturmasse eingebracht wird. Die Einfüllöffnung wird nach dem Füllvorgang in üblicher Weise abgesiegelt. Es entsteht eine rundum dichte Packung. Das Formen und das Füllen können jeweils so durchgeführt werden, daß die einzelnen Hohlformen zu mehreren "Streifen" zusammenhängen, von denen sich der Verbraucher eine Einzeldosis abtrennen kann. Das in die Hohlform eingebrachte Produkt wird durch Auseinanderreißen der Folien freigelegt.

    [0027] Von besonderem Vorteil kann es im Einzelfall sein, wenn die Folien einen kleinen, nicht versiegelten Bereich aufweisen, in dem eine Folie die andere um einige Millimeter überragt. Diese Überlappung erleichtert die Handhabung beim Auseinandertrennen der Folien.

    [0028] Die einzelnen Hohlformen lassen sich z. B. auch mit Einschnürungen versehen, die eine spätere Teilung, d. h. Portionierung des Produktes erlauben, z. B. für eine Kinderdosis oder für Teilstücke eines Vollkörpers als Gabe "3 x täglich" (Fig. 3).

    [0029] Die Figur 1 gibt einige Beispiele für verschiedene erfindungsgemäß erhal­tene Darreichungsformen bzw. deren Hohlformen zur Erläuterung.

    [0030] Das bisher beschriebene erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von Formlingen ohne werkzeugabhängige Formgebung und das Befüllen von Durchdrückpackungen und vorgeformten Hohlformen soll nun ergänzt werden durch die Beschreibung der Substanzen und Massen, die sich als Rezepturmassen völlig von den bekannten Suppositorienrezepturen oder den in der DE-OS 27 10 307 angedeuteten Massen unterscheiden. Weiterhin sollen maßgebliche Vorteile gegenüber bisherigen Darreichungs­formen erläutert werden.

    [0031] Während die Füllgüter für das Befüllen von Suppositorienformen oder Formen entsprechend der DE-OS 27 10 307 relativ niedrig-schmelzende Fettkörper bevorzugen, können geeignete Substanzen für Basisrezepturen nach dem erfindungsgemäßen Verfahren z. B. Rohstoffe sein, die zu den Gelbildnern gehören. Diese bilden mit Wasser, anderen Lösemitteln und/oder Weichmachern in der Wärme Sole. Das Lösen der Gelbildner kann bei Temperaturen über 100° C erfolgen. In die abgekühlte Lösung können weitere Hilfsstoffe und Wirkstoffe eingearbeitet werden, zumeist durch Kneten. Die Viskosität erreicht Werte zwischen 50 000 und 800 000 mPA's. bei Raumtemperatur.

    [0032] Die mit Hilfe der beschriebenen Dosiergeräte erhaltenen Körper sind ela­stisch, bruchsicher und geeignet zum Schlucken, Lutschen, Kauen oder zur bukkalen oder perlingualen Anwendung. Sie sind derart angelegt, daß sie nicht wie die Fettmassen bei Körpertemperatur schmelzen, sondern gezielt mehr oder weniger schnell in den Körperflüssigkeiten zerfallen oder sich darin lösen. Sofern Wasser zum Ansetzen verwendet wurde, kann dieses entweder in den Rezepturen verbleiben oder man läßt die Körper, z. B. in Klimaschränken, auf einen gewissen Feuchtigkeitsgehalt auftrocknen, womit Härte und Elastizität gesteuert werden können.

    [0033] In Abhängigkeit von der Löslichkeit der Hilfs- und Wirkstoffe kommt es zu unterschiedlichen, steuerbaren Freisetzungen der Wirkstoffe, wobei für die Hilfsstoffe nach Art und Menge eine große Variationsbreite besteht. Auf diese Weise lassen sich leicht Produkte mit ausgeprägter Retardwirkung herstellen.

    [0034] Eine besondere erfindungsgemäß erhältliche Darreichungsform stellen solche Produkte dar, die magensaftresistent sein sollen. Durch Ein­arbeitung von sich im Magensaft nicht lösenden Substanzen oder Substanzgemischen in die Basisrezepturen oder durch ausschließliche Verwendung solcher Substanzen oder Substanzgemische gelangt man zu Produkten, die dem Test der Arzneibücher auf Magensaftresistenz standhalten.

    [0035] Die erfindungsgemäßen Darreichungsformen gestatten es auch, Produkte herzustellen, bei denen sich Initialdosis und Retardform in einer Dosis befinden. Als besonderes Beispiel hierfür wird das Schlafmittel Chloralhydrat angeführt, bei dem es sich um ein schnell, aber auch kurz wirkendes Hypnoticum handelt. Um dem Patienten die zwei- oder mehrmalige Einnahme dieses Medikamentes während des Abends oder in der Nacht zu ersparen und um ein gleichmäßig tiefes Durchschlafen zu ermöglichen, ist es erwünscht, mit nur einer abendlichen Gabe eine Schlafperiode von etwa 8 Std zu gewährleisten, ohne daß es am Morgen zu einem hangover kommt. Erfindungsgemäß werden daher zwei oder drei Chloralhydrat enthaltende Formulierungen mit unterschiedlicher Freisetzung rezeptiert. Diese werden der Reihe nach übereinander in die Hohlform gespritzt. Das Produkt sieht dann wie Fig. 3a zeigt, geschich­tet aus, wobei die Schichtung, z.B. durch Anfärben der einzelnen Rezepturen, noch verdeutlicht werden kann. Eine Weiterführung dieses Gedankens ist die Verarbeitung an sich unverträglicher Substanzkombina­tionen, wie sie - beispielhaft zur Veranschaulichung hier angeführt - bei Vitamin-Mineral-Mischungen vorliegen kann. Mit der ersten Spritzung wird die Vitamin-Rezeptur eingebracht, mit der zweiten Spritzung eine Neutral-Rezeptur als Schutzschicht und mit der dritten Spritzung schließlich die Mineral-Rezeptur. Dabei ergibt sich eine analoge Schichtung, wie in Fig. 3a dargestellt. Es ist selbstverständlich, daß die Basis-Rezepturen in diesem Falle miteinander verschmelzen müssen, um einen einzigen massiven Vollkörper zu ergeben. Weiter oben wurde bereits darauf hingewiesen, daß es keine Schwierigkeiten macht, die ein­zelnen Spritzköpfe des Abfüllsystems für solche Spritzfolgen zu arran­gieren. Es versteht sich von selbst, daß die zu dem obigen Beispiel gemachten konkreten Angaben ganz allgemein zu werten sind, d.h. zur Herstellung von erfindungsgemäß geschichteten Darreichungsformen.

    [0036] Für die bukkale oder sublinguale Verabreichung geeignete Produkte lassen sich nach dem Grundprinzip vorliegender Erfindung in mannigfacher Form und Zusammensetzung herstellen. So können beispielsweise kugelförmige Körper mit kleiner Oberfläche oder langgezogene Streifen mit großer Oberfläche geformt werden. Je nach gewünschter Verweildauer im Mund können leicht lösliche oder nahezu unlösliche Substanzen oder Gemische zur Ausbildung des Arzneikörpers herangezogen werden. Ein großer Vorteil der Erfindung liegt darin, daß Schleimstoffe verarbeitet werden können, die lange an der Mundschleimhaut haften und somit einen engen Kontakt des zu applizierenden Wirkstoffes mit den Schleimhäuten er­möglichen.

    [0037] Eine weitere Möglichkeit der Nutzung vorliegender Erfindung ist die Her­stellung von Kau- und Lutschkörpern, deren Löslichkeit zwischen schnell und "kaugummiähnlich" schwanken kann. Es lassen sich z.B. Stoffe einbetten, die als Mund- und Rachendesinfizientien oder Adstringentien bekannt sind oder als Atemerfrischer. Weiterhin können in die Basisrezep­tur unlösliche Substanzen eingebettet werden, die einen gewissen Scheuereffekt haben und beim Kauen der Zahnreinigung dienen. Kaubare Antacida, die sich als viskose Suspensionen filmbildend an die Magen­schleimhaut anschmiegen, sind ein weiteres Einsatzgebiet im Rahmen der großen Anwendungsbreite der erfindungsgemäß erhältlichen Kaukörper. Bei diesem Beispiel wird die Überlegenheit der Darreichungsformen der vorliegenden Erfindung besonders deutlich. Bisher verwendete man als kaubare Antacida Tabletten, die durch den Kauvorgang krümelig zerfallen. Die einzelnen Partikel reizen Rachen und Schlund, was zu unangenehmem Räuspern Anlaß gibt. Bei den erfindungsgemäßen Formen bildet sich im Mund eine viskose Suspension, die ohne Reizung der Schleimhäute heruntergeschluckt werden kann.

    [0038] Erfindungsgemäß können auch Emulsionen, z.B. vom W/O- oder O/W-Typ, abgefüllt werden, die in Gegenwart von Körpersäften zu feindispersen Tropfen zerfallen und damit die Resorption von Ölen und Fetten und gegebenenfalls darin gelösten Stoffen erleichtern. Natürlich müssen diese Emulsionen unterhalb etwa 40°C erstarren, um sie aus den Hohlformen nehmen zu können.

    [0039] Die Erfindung erlaubt es des weiteren, den herzustellenden Dosisformen auch Stoffe beizugeben, die zur Wahrung oder zur Erzielung eines speziellen pH- oder HLB-Wertes erforderlich sind. Die Substanzen können z.B. Puffergemische oder Emulgatoren mit bestimmtem HLB-Wert sein.

    [0040] Im Gegensatz zu Gelatinekapseln, bei denen die Befüllung mit Enzymen problematisch ist, lassen sich diese in den erfindungsgemäß erhältlichen Produkten leicht verarbeiten, da weder Hüllen noch Hilfsstoffe verwendet werden müssen, die durch die Enzyme angegriffen werden und damit die Enzymaktivität schmälern.

    [0041] Ein weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung ist darin zu sehen, daß die Verarbeitung öliger Substanzen, die üblicherweise den Weichgelatine­kapseln vorbehalten ist, leicht dadurch möglich ist, daß das Öl auf einen Trägerstoff aufgezogen wird. Dieses Gemisch wird dann zusammen mit einem Gelbildner zu Formen gespritzt, die keine Neigung zum "Aus­bluten" oder Lecken zeigen. Auf diese Weise lassen sich auch wässrige Lösungen verarbeiten, ein für Hart- und Weichkapselfüllungen nicht denk­barer Vorgang.

    [0042] Die vorstehende Auflistung von Anwendungsmöglichkeiten für die er­findungsgemäßen Darreichungsformen erhebt keinen Anspruch auf Voll­ständigkeit. Sie ist beliebig verlängerbar. Konkrete Angaben sind im Sinne der Erfindung ganz allgemein zu werten.

    [0043] Als Stoffe und Repräsentanten von Stoffklassen bzw. als Trägermassen, die für die aufgezeigten Verfahren und Anwendungsgebiete eingesetzt werden können, kommen insbesondere in Frage: Albumine, Gelatine, Kasein, Pflanzenproteine, Zein, Lecithine, Agar-Agar, Gummi arabicum, Pektine, Alginate, Xanthan, natürliche und modifizierte Stärken, Mal­todextrin, Methylcellulose, Ethylcellulose, Celluloseäther-polysaccharide, Carboxymethylcellulosen, verätherte Carboxymethylcellulosen, Hydroxy­propylcellulose, Hydroxypropylmethylcellulosephthalat, Celluloseacetat­ phthalat, Polyvinylacetat, Polyvinylacetatphthalat, Polyvinylalkohol, Poly­vinylpyrrolidon, Polyacrylsäure, Polymere aus Methacrylsäure und Methacrylsäureestern, Polyethylenglykole, Poloxalkole, Triglyceride, Partialglyceridgemische, ethoxylierte Partialglyceride, langkettige Fettsäuren und ihre Salze, Silicone, kolliodale Kieselsäure, Bentonite u.a.

    [0044] Zu den als Weichmacher verwendbaren Substanzen gehören z.B. Glycerol, Propylenglykol, Polyethylenglykole, Acetyltributylcitrat, Triacetin, Dibutyltartrat, Dibutylphthalat, Sorbit, Sorbitangemische, Glucosesirup u.a.

    [0045] Der Vollständigkeit halber soll erwähnt werden, daß den erfindungsgemäß erhältlichen Produkten auch Zuschlagstoffe, wie z.B. Opakifizierungsmit­tel, Farbstoffe, Aromen, Süßstoffe, Konservierungsstoffe und dergleichen, beigegeben werden können.

    [0046] Für die Erfindung ist es wichtig, daß die oben genannten Materialien zur Bereitung einer Rezepturmasse so abgestimmt werden, daß die Haftung zwischen der erstarrten Rezepturmasse und der inneren Oberfläche der Hohlform auf ein Minimum zurückgeführt wird. In der Mehrzahl der Fälle lassen die geläufigen thermoplastischen Kunststoffe sowie Trägermassen bzw. Rezepturmassen eine saubere Trennung zu. Sollte das in einzelnen Fällen dennoch nicht möglich sein, dann bietet die Erfindung hierfür weitergehende vorteilhafte Hilfsmittel an, auf die nachfolgend einge­gangen wird.

    [0047] Falls es erforderlich ist, lassen sich im Rahmen der Erfindung die Hohl­formen vor dem Befüllen mit der Rezepturmasse mit Trennschichten versehen, um ein Kleben oder Haften zwischen Folienoberfläche und Rezepturmasse zu verhindern bzw. auf ein Mindestmaß zurückzuführen. Dabei wird es bevorzugt, daß die Paarungen Rezepturmasse/Trennmittel die Affinitätspaarung lipophil/lipophob oder hydrophil/hydrophob aufwei­sen. Bevorzugte Substanzen für diesen Zweck sind z.B. Talkum, Stärken und dergleichen. Es ist aber auch möglich, Trennmittel, wie etwa Öle, Fette oder Silicone, in der Hohlform zu vernebeln oder zu verdüsen. Schließlich können derartige Substanzen auch mit bürstenähnlichen, rotierenden Werkzeugen, die sich innerhalb der Hohlform spreizen, auf deren Innenwandung aufgebracht werden. Für Tiefziehpackungen gilt Entsprechendes.

    [0048] Von Vorteil kann es sein, daß das Trennmittel bereits vor dem Ausformen der Hohlform auf eine Seite der Ausgangsfolie aufgebracht wird, wobei diese präparierte Seite später die innere Oberfläche der Hohlform darstellt.

    [0049] Mit den oben beschriebenen Beschichtungstechniken lassen sich aber auch solche Beschichtungen auf die Innenwand der Hohlform legen, die nicht als Trennmedium fungieren, sondern als Trägerschicht für Gleitmittel oder für Farbstoffe, Aromen, Süßstoffe, Konservierungsmittel und dergleichen dienen und u.a. die Applikation des Produktes günstig beeinflussen. Diese Trägerschicht verbindet sich mit der eingebrachten Rezepturmasse und legt sich wie ein Mantel um die Vollkörper. Auf diese Weise wird es erreicht, daß nur die äußere Schicht des Produktes z. B. angefärbt oder aromatisiert wird, was zu einer erheblichen Reduzierung der Korrigentien führt, die sonst in wesentlich größerer Menge im ge­samten Füllkörper homogen verteilt sein müßten.

    [0050] Wie ersichtlich, bietet die Erfindung vielfältige Vorteile. So ermöglicht sie die kostensparende und umweltbewußte Herstellung von oral applizierbaren Darreichungsformen, wobei die eingangs aufgezeigten Nachteile bei der Bereitung wichtiger Darreichungsformen weitgehend vermieden werden, insbesondere preiswerte Produkte angeboten werden können, die sich ohne Mühe in großer Stückzahl als Massenware herstellen lassen, wobei eine nahezu unbegrenzte Vielfalt unter­schiedlichster Rezepturen für sehr viele Indikationsgebiete eingesetzt werden kann. Dabei lassen sich auch an sich unverträgliche Stoffe in einer einzigen Darreichungsform präsentieren, ohne daß sie miteinander reagieren. Auch können die Löslichkeit eines Wirkstoffs beeinflussende Hilfsstoffe, wie z.B. feste und flüssige Stoffe, nebeneinander und in großer Zahl verarbeitet werden, so daß gezielte Wirkstoff-Freisetzungen zustandekommen.

    [0051] Aus der Beschreibung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird es deutlich, daß der für viele Darreichungsformen obligatorische Formgebungsprozeß entfallen kann, weil die Verpackung gleichzeitig das formgebende Element darstellt. Daraus folgt als wichtige Erkenntnis, daß es keinerlei Verpackungsprobleme in Bezug auf Zuführung der Objekte zu den Verpackungsmaschinen oder in Bezug auf weitstreuende Maßtoleranzen geben kann, wie sie bis heute etwa bei Weichgelatinekapseln nicht zu ver­meiden sind. Die so sehr gefürchtete Untermischung von "Fremdkörpern", etwa Fremddragées oder Fremdkapseln, wie sie in bisherigen Prozessen bei der Herstellung oder während der Verpackung auftreten kann, ist gänzlich ausgeschlossen, da das Produkt direkt und in flüssigen Zustand in die Verpackung eingebracht und die Einfüllöffnung versiegelt bzw. abgesiegelt wird. Durch spezielle Gestaltung von Folie, Form und Inhalt kann den Produkten ein unverwechelbares Image gegeben werden.

    [0052] Darüber hinaus erlaubt es die Erfindung, eine außergewöhnlich große Zahl von Substanzen zu verarbeiten, sei es als Hilfs- oder als Wirkstoffe, seien es feste und flüssige Stoffe nebeneinander. Diese Vielfalt kann zu Produkten mit gesteuerter Wirkstoff-Freisetzung in weiten Grenzen führen, wie auch zu magensaftresistenten Präparaten. So lassen sich auch Kau- und Lutschkörper herstellen.

    [0053] Viele der neuartigen Produkte, soweit sie nicht als Lutschkörper oder magensaftresistente Präparate konzipiert sind, können, da sie zumeist elastisch sind, zerbissen und in kleinen Stücken - auch ohne daß Flüssigkeit nachgetrunken werden muß - geschluckt werden, was Patienten mit Schluckbeschwerden oder Widerwillen gegen Tablettenein­nahme als Erleichterung empfinden.

    [0054] Auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten bietet die Erfindung wesentliche Vorteile. So entfällt der separate Schritt der Formgebung, was allein schon eine entscheidende Verbilligung gegenüber den bisher gebräuchlichen Verfahren darstellt. Der hohe Ausstoß an gefüllten und damit zugleich verpackten Formen pro Zeiteinheit und die leicht zu installierenden on-line Inprozeßkontrollen stellen eine weitere kostensparende Rationalisierung dar. Soweit sich das erfindungsgemäße Verfahren als Ersatz bisher üblicher Kapselfertigungsmethoden eignet, entfallen auch die Kosten für aufwendige Klimaanlagen und Anlagen zur Rückgewinnung von Lösungsmitteln samt Folgekosten. Da - wiederum im Gegensatz zur Kapselfertigung - kein Rohstoff vergeudet wird (Anteil Netz bei der Weichkapselfertigung ca. 50% und Anteil trimmings bei der Hartkapselfertigung ca. 30% der eingesetzten Gelatine) ist auch hier eine deutliche Ersparnis gegeben. Schließlich ist das erfindungsgemäße Verfahren ohne Umweltbelastung durchführbar.

    [0055] Die nachfolgend aufgeführten Beispiele sollen die Erfindung näher erläu­tern.

    [0056] Die verschiedenartigsten Trägerstoffe können in mannigfacher Weise zur Erzielung der unterschiedlichen Verwendungszwecke miteinander kombiniert werden. Die Vielfalt der Möglichkeiten des erfindungsgemäßen Verfahrens kann durch die Beispiele nur angedeutet werden.

    Beispiel 1



    [0057] 



    [0058] In der Lösung von Sorbinsäure in Wasser wird die Gelatine bei 70° C unter Vakuum gelöst. Nacheinander werden in diese Lösung Aroma, Zuckercouleur, Sorbitlösung und Eiweißhydrolysat eingearbeitet. Die Mischung wird in der Wärme entlüftet. Die Masse wird bei 56° C und 48 bar auf eine 10° C gekühlte Unterlage zu Häufchen von je 1 300 mg gespritzt. Es wird bei 20 % r. F. und Raumtemperatur so lange getrock­ net, bis jede Einzeldosis 1 090 mg wiegt.

    Beispiel 2



    [0059] 



    [0060] Zucker, Glycosesirup und Wasser werden bis zum Erhalt einer klaren Lösung auf 110° C erhitzt. In die auf 70° C abgekühlte Lösung werden unter kräftigem Rühren beide Stärkesorten eingetragen. Die Mischung wird kurz auf 90° C erwärmt. Nach erneutem Abkühlen auf 70° C werden die übrigen Substanzen in aufsteigender Reihenfolge ihrer Gewichte homogen eingearbeitet. Die Masse wird bei 70° C und 90 bar mit einer Dosierkopftemperatur von 85° C in Blister mit tablettenförmiger Mulde gespritzt. Jede Dosis enthält 750 mg. Die Absie­gelung erfolgt mit einer peel-off-Folie.

    Beispiel 3



    [0061] 





    [0062] In das auf 60° C erwärmte PEG wird unter mäßigem Rühren das geschmolzene, auf 60° C gehaltene Poloxalcol eingetragen. Die auf 45° C erwärmte Lösung des Herzglycosids im Softigen wird homogen in die erste Lösung eingerührt. Die auf 45° C abgekühlte Masse wird zu je 200 mg mit 22 bar in ovalförmige, auf 10° C gekühlte Hohlformen eingespritzt. Die gefüllten Formen können sofort versiegelt werden.

    Beispiel 4



    [0063] 



    [0064] Die homogene Pulvermischung aus Gelatine und HP 55 wird schnell und unter Rühren in die Mischung aus Wasser und Ammoniak eingetragen. Es ist wichtig, daß alle Pulverpartikel gleichmäßig benetzt sind. Nach einer Quellzeit von 12 min bei Raumtemperatur wird die krümelige Masse im Vakuum bei 90° C geschmolzen. In die so erhaltene zähfließende Masse wird das auf 40° C erwärmte Glycerol eingerührt. Die abgekühlte Masse stellt einen Grundkörper für eine magensaft-resistente Darreichungsform dar. Durch Anfärben der Masse bei der Herstellung, z. B. mit Erythrosin, läßt sich leicht zeigen, daß dosierte Portionen 2 Stunden gegen künstlichen Magensaft (0,1n HCl) resistent sind, ohne auszubluten, während sie sich nach Überführung in eine Pufferlösung (0,2 m Na₂HPO₄-Lösung 773 ml + 0,1 m Zitronensäure-Lösung 227 ml; pH 6,8) innerhalb 26 min gleichmäßig und rückstandslos lösen.

    [0065] Durch Einarbeiten von Füllmaterialien, z. B. Maisstärke, in die Grund­rezeptur bleibt die Magensaftresistenz erhalten, während die Löslichkeit in künstlichem Darmsaft steuerbar auf mehrere Stunden verlängert werden kann.

    Beispiel 5



    [0066] 



    [0067] Die Herstellung dieser Rezeptur erfolgt analog Beispiel 4. Das Verhalten dosierter Portionen entspricht den Körpern aus Beispiel 4.

    Beispiel 6



    [0068] 



    [0069] Wasser und Glycerol werden gemischt. In die kalte Lösung wird das PVP eingetragen und bis zur vollständigen Lösung gerührt. In der nun auf 95° C erwärmten Lösung wird zunächst unter Rühren das Maltodextrin gelöst, dann wird bei ebenfalls 95° C die Stärke eingerührt. In die auf 75° C abgekühlte Mischung werden das Diphenhydramin und das Aroma homogen eingearbeitet. Die Masse wird bei 65 - 70° C und 95 bar zu je 1.280 mg in Blister abgefüllt, die unmittelbar nach dem Erstarren der Masse mit peel-off-Folie abgesiegelt werden.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Herstellung einzeln dosierter Darreichungsformen, wobei eine bei erhöhter Temperatur plastische, Wirkstoffe und übliche Additive enthaltende Rezepturmasse auf eine ruhende oder bewegte Unterlage gebracht oder in aus Folien hergestellte Blister oder Hohlformen eingebracht und die Rezepturmasse hierdurch und unter Ab­kühlen in eine Darreichungsform überführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Rezepturmasse auf einer Sol-/Gel-Beziehung beruht mit einem oberhalb der Körpertemperatur liegenden Erweichungsbereich und auf über Körpertemperatur erwärmt und mit einer Viskosität von mehr als 3.000 mPa.s unter Druckeinwirkung dosiert wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Rezepturmasse auf eine ruhende oder bewegte Unterlage aufgebracht wird, wobei ohne Verwendung formgebender Elemente allein aufgrund der Temperatur und der Viskosität der Rezepturmasse und eventuell ausge­führter Bewegungen des Dosierkopfes die gewünschte Darreichungsform entsteht.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß auf die innere Oberfläche der Hohlform oder des Blisters ein die Haftung herab­setzendes Trennmittel aufgebracht wird.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Folien zur Ausbildung der Hohlform einen nicht gesiegelten Bereich aufweisen, in dem eine Folie die andere um einige Millimeter überragt.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Rezepturmasse und das Trennmittel entgegengesetzte Affinität aufweisen.
     
    6. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß im Falle einer lipophilen bzw. hydrophoben Rezepturmasse vor Einbringen derselben Wasser in die Hohlform oder in den Blister eingenebelt wird.
     
    7. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß im Falle hydrophiler Rezepturmassen die innere Oberfläche der Hohlform oder des Blisters mit hydrophoben Ölen beschichtet wird.
     
    8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 3 bis 7, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Hohlform oder der Blister aus einem thermoplastischen Kunststoff, aus mit thermoplastischem Kunststoff beschichtetem Alumi­nium oder aus kunststoffkaschiertem Papier besteht.
     
    9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 3 bis 8, dadurch gekenn­zeichnet, daß das Trennmittel bereits vor dem Ausformen der Hohlform oder des Blisters auf eine Seite der zu formenden Folie aufgebracht wird, wobei diese Seite später die innere Oberfläche der Hohlform bzw. des Blisters darstellt.
     
    10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 3 bis 9, dadurch gekenn­zeichnet, daß auf die innere Oberfläche der Hohlform oder des Blisters die Applikation und/oder die Akzeptanz der fertigen Rezepturmasse günstig beeinflussende Mittel aufgetragen werden.
     
    11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel Farbstoffe, Aromen, Süßstoffe, Konservierungsstoffe und/oder Gleitmittel darstellen.
     
    12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekenn­zeichnet, daß eine eine steuerbare Retardwirkung zeigende Rezeptur­masse, eine Magensaftresistenz zeigende Rezepturmasse oder eine der bukkalen oder sublingualen Anwendung dienende Rezepturmasse auf eine Unterlage gebracht oder in die Hohlform oder den Blister eingebracht wird.
     
    13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekenn­zeichnet, daß ein Kau- oder Lutschkörper aus der Rezepturmasse herge­stellt wird.
     
    14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 3 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Hohlformen oder Blister nacheinander mit unter­schiedlichen Rezepturmassen gefüllt werden.
     
    15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß die eine Schicht die Initialdosis enthält und die andere Schicht die Retardform dar­stellt.
     
    16. Einzeln dosierte Darreichungsformen mit einer thermoplastischen Rezepturmasse eines oberhalb der Körpertemperatur liegenden Erweichungspunktes, erhältlich durch das Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 15.
     




    Zeichnung
















    Recherchenbericht