[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein verbessertes Verfahren zur Durchführung der
HCl-Membranelektrolyse.
[0002] Gemäß dem Stand der Technik wird bei der Durchführung der HCl-Elektrolyse eine 20
bis 26 %ige wässrige Salzsäure den durch ein Diaphragma geteilten und zu einem Elektrolyseur
von 30-45 Einheiten zusammengefaßten Einzelzellen aus zwei getrennten Kreisläufen
für Katholyt- bzw. Anolytsäure zugeführt, wobei die Anolytsäure parallel alle Anodenräume
und gleichzeitig die Katholytsäure parallel alle Kathodenräume durchströmt. 30 %ige
Salzsäure wird zur Aufstärkung der verarmten Säure in beide Kreisläufe eingespeist
(Winnacker Küchler: Chemische Technologie, Band 2, 4. Auflage 1982, S. 443 ff).
[0003] Nachteilig an diesem Diaphragmaverfahren ist, daß aufgrund der Durchlässigkeit des
Diaphragmas für die Elektrolyte ein von außen nicht kontrollierbarer Flüssigkeitsaustausch
innerhalb der Zellen stattfindet. So wird das in der Anolytsäure gelöste Chlor nach
Durchtritt auf die Katholytseite dort teilweise ausgetrieben und trägt somit zur Verunreinigung
des Wasserstoffs bei. Ein anderer Teil wird kathodisch reduziert, führt also zu einer
Verminderung der Produkt-Stromausbeute. Es kann auch zu einer teilweisen Vermischung
der in der Elektrolyse produzierten Gase Chlor und Wasserstoff durch das Diaphragma
hindurch kommen.
[0004] Diese Nachteile können dadurch vermieden werden, daß anstelle des Diaphragmas eine
Ionenaustauscher-Membran eingesetzt wird.
[0005] So ist in der DE-A 2 844 499 vorgeschlagen worden, eine beidseitig mit Elektrokatalysatoren
beschichtete Ionenaustauschermembran zu verwenden und den Strom über "Kollektor-Elektroden"
zu- oder abzuführen.
[0006] Dieses als "solid polymer electrolyte"-(SPE) System beschriebene Verfahren hat den
Vorteil, daß nur noch ein Anolyt-Kreislauf benötigt wird, da die kathodenseitig entladenen
Protonen von der Anodenseite durch die Membran wandern, im Katholyten theoretisch
also keine "Verarmung" an Ionen auftritt. Praktisch tritt jedoch Hydratwasser zur
Kathodenseite über, welches entfernt werden muß.
[0007] Nachteilig an diesem Verfahren ist jedoch, daß der Stromübergang von den Kollektorelektroden
auf die "Arbeitselektroden" innerhalb des Elektrolyten liegt und somit definierte
Stromübergänge nur sehr schwer einzustellen und von außen nicht kontrollierbar sind.
[0008] Ein weiterer Nachteil der DE-A 2 844 499 ist darin zu sehen, daß die als Kollektorelektroden
vorgeschlagenen Metallsiebe in der technischen Anwendung anodenseitig nur sehr kurzzeitig
und kathodenseitig nur unter kathodischem Schutz beständig sind. Entsprechende Siebe
aus Graphit sind sehr kostenaufwendig sowie bei der Größe von technischen Elektrolyseuren
mechanisch wenig stabil.
[0009] Als Elektrokatalysator werden reduzierte Oxide aus der Gruppe der Edelmetalle angegeben,
die mehr oder weniger mit Graphit vermischt werden. Diese Systeme sind unter Betriebsbedingungen
jedoch wesentlich weniger stabil als Graphit. Wenn aber schon aus Haltbarkeitsgründen
Graphit für die Kollektorelektroden und auch für die elektrokatalytischen Schichten
auf den Membranen verwendet werden muß, stellen die massiven Graphitelektroden herkömmlicher
Art keinen nennenswerten Nachteil mehr dar. Außerdem werden die immer wieder auftretenden
Schwierigkeiten bei der Haftung des Elektrokatalysators auf der Membran vermieden.
[0010] Wenn jedoch die Elektroden von der Membran getrennt werden, wird auch kathodenseitig
ein leitfähiger Elektrolyt benötigt. Das Leitfähigkeitsmaximum von wässriger Salzsäure
liegt bekanntermaßen bei einer Konzentration zwischen 17 und 22 Gew.-% HCl. Da die
Konzentration der HCl-Lösung im Kathodenraum in Folge des Hydratwassertransportes
durch die Membran abnimmt, muß eine Erneuerung der HCl-Lösung stattfinden.
[0011] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Durchführung der
HCl-Elektrolyse zur Verfügung zu stellen, welches die Nachteile der beschriebenen
Verfahren nicht aufweist. Dieses Verfahren soll den Vorteil der SPE-Zelle mit nur
einem Elektrolytkreislauf verbinden mit den Vorteilen einer Elektrolysezelle mit endlichem
Elektroden-/Membranabstand.
[0012] Diese Aufgabe wird in einfacher Weise gelöst durch ein Verfahren zur Durchführung
der HCl-Membranelektrolyse, bei dem zumindest ein Teil des den Kathodenraum verlassenden
Elektrolyten direkt in den Zulauf der Anodenkammer eingespeist wird.
[0013] Die zu elektrolysierende konzentrierte Salzsäure wird zunächst in die Katholytkammer
einer durch eine Kationenaustauscher-Membran geteilten Zelle eingespeist. Die austretende,
durch das mit den Protonen auf die Kathodenseite transportierte Hydratwasser verdünnte
Säure wird anschließend in den Anolytraum der Zelle eingeleitet. Nach entsprechender
Verarmung durch die Elektrolyse läuft die verarmte Säure ab und kann nach Austreibung
des Restchlors der Wiederaufsättigung mit gasförmiger HCl zugeführt werden. Beim
erfindungsgemäßen Verfahren wird das die Membran durchdringende Hydratwasser im kurzen
Kreis geführt, der Volumenstrom der zur HCl-Absorption zurückzuführenden Säure ist
um diesen Anteil verringert.
[0014] Besonders vorteilhaft wird das erfindungsgemäße Verfahren so durchgeführt, daß ein
Teil des die Elektrolyträume verlassenden Elektrolyten jeweils in den gleichen Elektrolytraum
zurückgeführt wird.
Fig. 1 dient zur Verdeutlichung des erfindungsgemäßen Verfahrens. Die Menge der bei
A (Fig. 1) zugeführten konzentrierten Salzsäure wird so geregelt, daß am Ablauf B
die entsprechende Menge verarmter HCl abgeführt wird. Für den Fall, daß die Konzentration
bei A 30 %, die bei B 18 % beträgt, stellt sich bei einer spezifischen Belastung
von 3 KA/m² in der Katholytkammer eine mittlere Konzentration von ca. 24 % ein.
Fig. 2 zeigt ein mögliches erfindungsgemäßes Schaltschema für eine Vielzahl von Einzelzellen,
wie sie z.B. in einem aus 30-45 Einzelelementen zusammengesetzten Elektrolyseur vorhanden
sind.
[0015] Im folgenden wird die vorliegende Erfindung beispielhaft erläutert, ohne daß dadurch
eine Einschränkung der Erfindung zu sehen ist.
Beispiel
[0016] In Fig. 1 ist eine erfindungsgemäße Zelle (1) dargestellt. Eine Ionenaustauschermembran
(4) vom Typ Nafion NX 430 der Fa. Du Pont teilt die Zelle in einen Kathodenraum (2)
und einen Anodenraum (3). Am Punkt A werden 0,2 l/h 30 %ige Salzsäure in den Katholytkreislauf
(5) der Zelle eingespeist, die Mischung tritt von unten in die Zelle ein. Eine entsprechende
Menge 21 %ige HCl läuft durch Leitung (6) auf die Anolytseite über und wird in den
Anolytkreislauf (7) eingespeist. Die verarmte Säure verläßt schließlich mit ca. 18
% die Zelle. An Punkt B wird die entsprechende Menge HCl aus dem Anolytkreislauf ausgeschleust,
so daß dessen Volumen konstant bleibt. Bei einer spezifischen Belastung von 30 A/dm²
und einer Elektrolyttemperatur von etwa 80°C stellt sich je nach Elektrodenabstand
eine Zellenspannung von 1,9 bis 2,1 Volt ein. Die bei der Elektrolyse gebildeten Gas
Chlor und Wasserstoff verlassen gemeinsam mit dem Elektrolyten die Zelle; dabei bewirkt
der Gaslifteffekt, daß mehr Elektrolyt die Zelle verläßt, als entsprechend der Stromstärke
an Frischsäure zugespeist werden muß. Diese Überschußmenge wird durch die entsprechenden
Kreislaufleitungen (5) und (7) dem Zelleneinlauf sofort wieder zugeführt. Die Trennung
der Produkte Chlor und Wasserstoff von den entsprechenden Elektrolyten erfolgt in
sogenannten Gasseparatoren an den Punkten C und D.
1. Verfahren zur Durchführung der HCl-Membranelektrolyse, dadurch gekennzeichnet,
daß zumindest ein Teil des den Kathodenraum verlassenden Elektrolyten direkt in den
Zulauf der Anodenkammer eingespeist wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Teil der die Elektrolyträume
verlassenden Elektrolyten in den gleichen Elektrolytraum zurückgeführt wird.