[0001] Die Erfindung richtet sich auf Kupferwerkstoffe der im Oberbegriff des Anspruches
1 angegebenen Art. Bei diesen bekannten Kupferwerkstoffen haben in letzter Zeit die
Schadensfälle, verursacht durch Korrosionserscheinungen an Kalt- und Warmwasserrohren,erheblich
zugenommen. Diese Schadensfälle sind vor allem bei Installationsrohren für den Heizungs-
und Sanitärbereich zu beobachten. Mehr als ein Drittel der Schäden stellen sich in
ca. vier bis fünf Jahren nach Inbetriebnahme ein. Schon nach dieser kurzen Betriebszeit
ergeben sich hohe Reparatur- und vor allem zusätzliche Folgekosten, wenn solche Installationsrohre
unter Putz oder im Mauerwerk verlegt wurden.
[0002] Korrosionen an Rohrleitungen können in fünf Gruppen unterteilt werden, nämlich eine
gleichmäßige Flächenkorrosion, eine
n Loch- oder Muldenfraß,einen selektiven Korrosionsangriff (bei Kupfer-Zink-Legierungen)
und eine Spannungsrißkorrosion. Darüber hinaus kann in kritischen Bereichen, wie Querschnittsänderungen
oder_Rohrbögen eine Kontaktkorrosion auftreten.
[0003] Um Installationsanlagen instandzuhalten und ihre Lebensdauer zu verlängern werden
wasserseitige Maßnahmen getroffen durch Zugabe von Phosphaten oder Silikaten zum strömenden
Medium, sogenannten Inhibitoren im Versorgungswasser. Wasserversorgungsunternehmen,
wie Stadt-Wasserwerke, haben solche Großversuche eingeleitet, die jedoch keine eindeutigen
und durchschlagenden Erfolge brachten. Solche Zugaben im Versorgungswasser über längere
Zeit sind kostenaufwendig und beeinträchtigen die Wasserqualität für den Verbraucher.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Kupferwerkstoff der im Oberbegriff
des Anspruches 1 genannten Art zu entwickeln, der eine verminderte Empfindlichkeit
gegenüber Lochfraß und Spannungsrißkorrosion aufweist und sich durch einen erhöhten
Kavitationswiderstand auszeichnet. Dies wird erfindungsgemäß durch Hinzufügung der
im Kennzeichen des Anspruches 1 angeführten Legierungsbestandteile zum Kupfer erreicht.
Die gewünschten Wirkungen werden optimiert, wenn man zum Kupfer einen Legierungsgehalt
dieser Bestandteile gemäß Anspruch 2 zugibt. In Abhängigkeit von der künftigen Anwendung
der Werkstoffe werden innerhalb dieser Grenzen die Bestandteile in den verschiedenen
Mischungskomponenten gewählt. So wird der Zusatz von Phosphor in der Mischungskomponente
(c) nur in Bereichen eingesetzt, in denen von einer Kaltverformung der Kupferlegierung
abgesehen werden kann, wie im Anspruch 3 zum Ausdruck gebracht ist. Ansonsten wird
bei phosphorfreien Kupferlegierungen nur mit Arsenzusatz gearbeitet.
[0005] Anhand der Zeichnungen und der nachfolgenden Beschreibung ist die Erfindung verdeutlicht.
Es zeigen:
Fig. 1 bis 5 elektrochemische Gleichgewichtsdiagramme (POURBAIX-Diagramme) für Aluminium,
Titan, Niob, Nickel und Chrom, deren Oxiden und Ionen,
Fig. 6 ein Diagramm über die Änderung des Gitterparameters a von Kupfer in Abhängigkeit
vom Aluminiumgehalt,
Fig. 7 ein Zustandsdiagramm des Zweistoffsystems Kupfer-Niob und
Fig. 8 das Zustandsdiagramm des Zweistrom-Systems Kupfer-Titan
[0006] In den Diagrammen von Fig. 1 bis 5 sind die Elektrodenpotentiale über
pH-Werten aufgetragen für die genannten Metalle, Metalloxide und Ionen. Die Diagramme
enthalten die chemischen und elektrochemischen Gleichgewichtskurven des jeweiligen
Systems Metall/Lösung und grenzen die Bedingungen ab, unter denen man Immunität, d.h.
keinen Angriff der Metalle, Korrosion oder Passivität erwarten kann. Jede Kurve stellt
eine im Gleichgewicht befindliche Reaktion dar. Eine horizontale Linie entspricht
einem Gleichgewichtszustand, in dem Elektronen, aber keine H
+- oder OH -Ionen enthalten sind. Eine senkrechte Linie entspricht einem Gleichgewichtszustand,
in dem H
+- oder OH -Ionen, aber keine Elektronen enthalten sind. Eine geneigte Gerade schließlich
entspricht einem Gleichgewichtszustand, in dem sowohl H
+- und OH -Ionen als auch Elektronen enthalten sind. Die Diagramme enthalten Bereiche,
in denen die Metalle als Ionen in Lösung gehen und Bereiche, in denen die Metalle
als kondensierte Phase entweder als reines Metall oder als Metalloxid vorliegen.
[0007] Für pH - und Potentialbereiche, in denen Metall-Ionen stabil sind, wird sich das
Metall solange auflösen, bis die Gleichgewichtskonzentration der Metall-Ionen erreicht
ist. Eine derartige Auflösung bedeutet Korrosion. Für Bereiche, in denen gelöste Ionen
existieren, ist ebenfalls Korrosion zu erwarten. Für Bereiche, in denen das Metall
stabil ist, tritt keine Korrosion ein. Dieser Bereich wird auch Immunitätsbereich
genannt. Für Bereiche schließlich, in denen feste Produkte stabil sind, wird ebenfalls
der Korrosionsvorgang durch eine schützende Oxidschicht verhindert. Hierbei spricht
man von Passivitätsbereich. Ausweislich der
pH- Potential-Diagramme erweisen sich die Elemente aus den Komponenten Titan/Niob, Nickel/Chrom
sowie Aluminium/Silizium vor allem durch eine Verschiebung des Ruhepotentials zu positiven
Werten als geeignete Zusatzelemente für die Steigerung der Korrosionsbeständigkeit.
Die Komponente Germanium/Gallium bildet in wässrigen Lösungen keine löslichen Oxide,
sondern in weiten Bereichen Ionen, die anstelle von Kupfer bei bestimmten elektrochemischen
Potentialen in Lösung gehen. Solche Legierungsbestandteile können als "Opferelemente"
bezeichnet werden. Durch sie ergibt sich im Kupfer ein Zementationseffekt.
[0008] Zur Verbesserung der Kupferlegierung gegenüber der Kavitations-Korrosion wird erfindungsgemäß
als Legierungsbestandteil die Mischungskomponente Aluminium/Silizium hinzugefügt.
Diese können durch einen Zusatz von Arsen/Phosphor in ihrer Wirkung unterstützt werden.
Dies ist auch deshalb bedeutsam, weil Arsen und Phosphor den passivierenden Einfluß
von Nickel, Titan, Niob und Aluminium unterstützen. Letztere bilden in weiten Bereichen
wasserunlösliche Oxide. Die Oxide unterstützen die Bildung einer schützenden Deckschicht.
Wie schon erwähnt, dienen Germanium und Gallium dabei als Opferelemente. Sofern die
erfindungsgemäße Kupferlegierung bei ihrer Verarbeitung keiner Kaltverformung unterliegt,
kann Phosphor als Zusatz verwendet werden. Andernfalls bildet man eine phosphorfreie
Kupferlegierung nur mit Arsenzusätzen.
[0009] Die Legierungsbestandteile werden anteilsmäßig unter Berücksichtigung des chemischen
Potentials und der Änderung des Gitterparameters von Kupfer den Kupferlegierungen
derart zugesetzt, daß eine Mischkristallbildung erfolgt und eine Mehrphasigkeit in
der Kristallkonfiguration bei Abwesenheit eines Elektrolyten nicht zu elektrochemischer
Reaktion oder Korrosion durch Lochfraß führt. Fig. 6 zeigt dabei die Gitterkonstanten
verschiedener Kupfer-Mischkristalle mit unterschiedlichem Legierungsgehalt des Metalls
im Kupfer. Abgesehen von Nickel nimmt die Gitterkonstante bei zunehmender Lösung des
Metalls im Kupfer, elementabhängig, mehr oder weniger zu.
[0010] Wird z.B. Titan/Niob mit Kupfer legiert, so ist es bei der Herstellung der Legierung
erforderlich, die Wärmebehandlung mit kontrollierter Geschwindigkeit abzukühlen. Die
Fig. 7 und 8 zeigen Zustandsdiagramme für verschiedene Kupfer-Mischkristalle, und
zwar in Fig. 7 das Zweistoffsystem Kupfer-Niob über den ganzen Mischungsbereich zwischen
reinem Niob und reinem Kupfer in Abhängigkeit von der Temperatur des Mischkristalls,
während Fig. 8 die entsprechenden Verhältnisse für das Zweistoffsystem Kupfer-Titan
darstellt.
[0011] Die Zugabe von Nickel begünstigt die Erweiterung des Mischkristallbereichs in der
erfindungsgemäßen Kupferlegierung. Dadurch können größere Mengen an Legierungselementen
hinzugefügt werden. Angestrebt wird eine Legierung mit möglichst hohem Gehalt an Legierungselementen,
wobei das Endprodukt einen Kupfermischkristall aus einer möglichst einphasigen Legierung
bildet. Eine gute Zusammensetzung der erfindungsgemäßen Kupferlegierung ergibt sich
aus den im Anspruch 1 angeführten Komponenten, während eine optimale Korrosionsbeständigkeit,
die auch besonders wirtschaftlich herzustellen ist, aus den in Anspruch 2 erwähnten
Zusammensetzungen sich ergibt. Die zu jeder Mischungskomponente, wie z.B. Aluminium/Silizium
angegebenen Grenzwerte der einzelnen Legierungsbestandteile, die jeweils in Gewichts-Prozenten
angegeben sind, bedeuten, daß die Summe der Anteile beider Elemente in diesem Bereich
liegt, wobei im Extremfall das eine oder aber das andere Element in dieser Komponente
fehlen kann.
[0012] Die Eigenschaften der erfindungsgemäßen Kupferlegierung zeigen, daß die Warm- und
Kaltverformbarkeit durchaus vergleichbar mit derjenigen von herkömmlichen walzbaren
Kupferlegierungen ist. Wie schon erwähnt, ist aber die Korrosionsbeständigkeit der
erfindungsgemäßen Legierung wesentlich verbessert. Zu beachten bleibt lediglich bei
der erfindungsgemäßen Kupferlegierung, daß beim Herstellungsvorgang eine langsame
Abkühlung nach der Wärmebehandlung des Gemischs herbeigeführt wird, damit keine Ausscheidungen
im Mischkristall entstehen, die eine Aushärtung und damit eine Verfestigung im Werkstoff
herbeiführen. Dies wirkt sich nämlich oftmals nachteilig auf die weitere Verarbeitung
des Werkstoffs aus.
[0013] Die erfindungsgemäße Kupferlegierung läßt sich, wie die Praxis überraschend zeigte,
mit besonders gutem Erfolg für Installationsrohre in Heizungs- und Sanitäranlagen
anwenden. Die Kupferlegierung wird auch erfolgreich bei Industrierohren und anderen
Leitungssystemen angewendet, wie z.B. bei Kraftfahrzeugen. Aus der Kupferlegierung
lassen sich anstelle von Rohren auch Heißwasserbereitungsgeräte, Behälter, Boiler,
Kühler und Wärmetauscher aufbauen. Im Industriebereich ist die Anwendung bei Meerwasser-Entsalzungs-Anlagen
denkbar. Es kann schließlich auch die Anwendung dieses Werkstoffs zum Bau von Rohren
und Behältnissen verwendet werden, die andere strömende Medien als Wasser bzw. Wasserdampf
aufzunehmen haben.
1.) Korrosionsbeständiger Kupferwerkstoff für Rohrleitungen, Behältnisse od. dgl.
zur Aufnahme von strömenden Medien, insbesondere Kalt- und/oder Warmwasserrohre für
den Installations-, Sanitär-, Industrie- und FahrzeugBereich,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Kupfer Legierungsbestandteile in foglenden Gewichts-Prozenten der Gesamt-Mischung
zugesetzt sind:

wobei die Prozentangaben sich jeweils auf die Summe der beiden Bestandteile jeder
Mischungskomponente (a) bis (e) richten.
2.) Kupferwerkstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Legierungsgehalt
des Kupfers sich zusammensetzt aus
3.) Kupferwerkstoff nach Anspruch 1 oder 2, der bei seiner Verarbeitung im wesentlichen
einer Kaltverformung unterliegt,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Legierung hinsichtlich der Mischungskomponente (c) frei von Phosphor ist und
nur Arsen aufweist.