[0001] Die Erfindung betrifft Elektroden auf der Basis von thermoplastischen makromolekularen
Werkstoffen und leitfähigen nichtmetallischen Zusätzen sowie deren Verwendung.
[0002] Elektroden werden für verschiedene elektrochemische Zwecke, insbesondere in wässrigen
Medien verwendet, z.B. zur elektrochemischen Synthese von Stoffen, zur Elektrolyse,
zu Meßzwecken bzw. als Sensoren oder in galvanischen Zellen zur Speicherung elektrischer
Energie.
[0003] Sofern man keine Metalle als Elektrodenmaterial verwendet, werden meist Graphitelektroden
eingesetzt. In neuerer Zeit diskutiert man auch die Anwendung von intrinsisch leitfähigen
Polymeren in komplexierter (dotierter), reiner Form, z.B. Elektroden aus Polyacetylen,
Polypyrrol, Polyanilin, Polyphenylenen, Polyphenylensulfiden, Polyphthalocyaninen,
Polythiophenen und auch aus Polymeren mit konjugierten π-Elektronensystemen, die
aber bisher nur als Elektroden in wiederaufladbaren Batterien eingesetzt werden konnten
(vergl. A.J. Heeger, A.G. McDiarmid u.a., Phys. Rev. Lett.
39, 1089 (1977); P.J. Nigrey u.a., J. Elektrochem. Soc.
128, 1651 (1981)).
[0004] Es sind keine Elektroden bekannt, die mit thermoplastischen Verarbeitungsverfahren
(z.B. Extrusion oder Spritzguß) aus Mischungen thermoplastischer makromolekularer
Werkstoffe mit leitfähigen nicht-metallischen Zusätzen hergestellt werden können und
unter Elektrolysebedingungen stabil sind (vergl. z.B. D. Kyriacon und D. Jannakondakis,
"Electrocatalysis for Organic Synthesis", New York 1986). Eine besonders interessante
Anwendung für solche Elektroden unter komplexen elektrolytischen Bedingungen stellen
elektrische Verfahren zur Entfernung von Kapillarfeuchte in Mauerwerk dar. Die Kapillarfeuchte
und Versalzung von Mauerwerk sowie die Korrosion von Stahlbeton stellt ein ernstes
volkswirtschaftliches und konservatorisches Problem dar. Die Sanierung von Bauwerken
ist hochkompliziert und offenbar - entgegen den Beteuerungen zahlreicher Hersteller
und Vertreiber unterschiedlicher mechanischer, chemischer und elektrokinetischer Verfahren
- immer noch nicht gelöst (vergl. z.B. C. Ahrendt, "Trockenlegung", Stuttgart, 1983).
Gewissen Erfolgen stehen zahlreiche Mißerfolge gegenüber, unabhängig von der Art der
Verfahren.
[0005] Die Anwendung von elektrischer Spannung zur Mauertrocknung wird in der allgemeinen
und Patentliteratur vielfach beschrieben (vergl. z.B. C. Ahrendt, a.a.O.) und dort
meist als elektroosmotisches, elektrokinetisches oder elektrophysikalisches Verfahren
bezeichnet.
[0006] Offenbar wurden bisher die grundlegenden Probleme der elektrischen Mauertrocknung
nicht erkannt:
1. Abgesehen von Modellsystemen können aufgrund des Salzgehaltes im Mauerwerk Trocknungseffekte
nur oberhalb der Zersetzungsspannung des Wassers beobachtet werden.
2. Die dabei auftretenden elektrochemischen Prozesse lassen H₂ an der Kathode und
wohl vorrangig Cl₂ (nicht, wie oft behauptet wird, O₂) an der Anode entstehen, welches
sich sofort zu OCl⁻ (Hypochlorit) umsetzt. Die Anode ist daher elektrolytischen, oxidativen
und durch Ionentransport offenbar auch mechanischen Abbauvorgängen ausgesetzt.
3. Die Elektroden, vor allem rußgefüllte Kunststoffelektroden, bauen ein Gegenpotential
von 0,5 bis 2 mV und darüber auf, das dem angelegten Potential entgegenwirkt und den
Stromfluß stark reduziert. Außerdem scheinen die Elektroden aufgrund dieses Potentials
in ihrer Leistungsfähigkeit stark nachzulassen.
[0007] Sofern man aus naheliegenden Kostengründen keine Edelmetalle verwenden kann, sind
die eingesetzten Metall- oder Kunststoffelektroden diesen Prozessen ausgesetzt. Als
Gesamtresultat fällt bei allen diesen Elektroden der Strom rasch ab, die Elektroden
zerfallen oder bauen einen sehr hohen Widerstand auf. Die in der Patentliteratur beschriebenen
Verfahren lassen diese Probleme unberücksichtigt. Beispielhaft seien hier einige Verfahren
und ihre jeweiligen Probleme kurz erwähnt: P. Friese u.a. DE-OS 34 30 449 (elektrolytisch
abbauende Metallelektrode); C. Meisel-Crone, DE-AS 14 59 998 (gepreßte Graphitelektrode:
sehr instabil); H. Oppitz, EP-OS 100 845 und AT-OS 3101/82 (netzwerkartige, leitfähig
beschichtete Kohlefaserelektrode: Netz verliert schnell elektrischen Kontakt zur Elektrode,
welche ebenfalls kurzfristig abgebaut wird); M.W. Tenge, DE-OS 27 06 172 sowie 27
06 193, 27 05 814, 27 05 813 und 25 03 670 (rußgefüllte PTFE-Elektrode; mit ≦ 2 V
zu niedrige Arbeitsspannung, schlechter Kontakt zum Mauerwerk, sehr niedrige Leitfähigkeit).
[0008] Nach allem Anschein ist eine Mauertrocknung auf elektrischem Wege aber immer mit
Elektrolyse verbunden, die beobachteten Sanierungseffekte werden durch die Elektrolyse
in Gang gesetzt.
[0009] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, Elektroden für Elektrolyseverfahren bzw. für
Anwendungen, bei denen elektrochemische Umwandlungen erwünscht oder unvermeidbar
sind, zu schaffen, die unter den jeweiligen Bedingungen stabil sind.
[0010] Obwohl nach Elektrolyseversuchen mit marktgängigen rußgefüllten Thermoplasten und
nach der Literatur keinerlei Hinweise vorlagen, wie die beobachteten Abbauprozesse
überwunden werden könnten, wurde nunmehr überraschenderweise gefunden, daß dennoch
ganz bestimmte Kombinationen von synthetischen makromolekularen Werkstoffen A und
leitfähigen Zusätzen B Elektroden ergeben, die unter den jeweiligen elektrochemischen
Bedingungen stabil sind. Gegenstand der Erfindung ist eine unter Elektrolysebedingungen
stabile, insbesondere zur Trocknung von Mauerwerk geeignete Elektrode auf Basis von
leitfähigen Stoffen und makromolekularen Werkstoffen als Bindemittel, welche dadurch
gekennzeichnet ist, daß sie besteht aus
A. einem thermoplastischen polaren Polymer, Polykondensat oder Polyaddukt oder deren
Gemischen, die durch das Elektrolysemedium gut benetzbar und gegenüber dem an der
jeweiligen Elektrode ablaufenden elektrochemischen Vorgang stabil sind, und
B. einer Mischung im Verhältnis von 1:4 bis 4:1 aus
a) Leitruß mit einer Oberfläche von mehr als 600 m²/g und/oder Kohlefasern und/oder
einem intrinsisch leitfähigen Polymer und
b) Ruß mit einer Oberfläche von weniger als 600 m²/g und/oder Graphit und/oder Übergangsmetalloxiden
und/oder einem intrinsisch leitfähigen Polymer.
[0011] Dabei ist der synthetische makromolekulare Werkstoff A polar und gegenüber dem Elektrolysemedium
stabil, d.h. in wässrigen Medien hydrolyse- und vor allem oxidationsstabil. Der Werkstoff
ist thermoplastisch verarbeitbar und kann, muß aber nicht vernetzbar sein. Als makromolekulare
Elektrodenkomponente A haben sich polare Stoffe, darunter EVA (Ethylenvinylacetat),
CPE (Chloriertes Polyethylen), TPU (Thermoplastisches Polyurethan), insbesondere Polyetherpolyurethan,
Hart- und Weich-PVC (Polyvinylchlorid), NBR (Nitrilkautschuk), ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol-Terpolymer),
SBR (Styrol-Butadien-Kautschuk), Fluorelastomere oder Mischungen solcher Stoffe bewährt.
Sie sollen durch das Elektrolysemedium gut benetzt, aber nicht angequollen oder gelöst
bzw. (z.B. hydrolytisch) zersetzt werden können.
[0012] Die leitfähigen Zusätze B sind nicht-metallisch; sie vermögen einerseits den Werkstoff
leitfähig zu modifizieren, andererseits können sie ein Potential während der Anwendung
aufbauen (z.B. gemessen gegenüber einer Referenzelektrode vor bzw. nach einer gewissen
Betriebsdauer), ohne daß dadurch die Betriebsfähigkeit des Systems wesentlich beeinträchtigt
wird. Als leitfähige Zusätze B kommen Mischungen aus a) sog. Leitruß (elektrisch leitfähigem
Ruß mit einer Oberfläche von mehr als 600 m²/g) und/oder Kohlefasern und/oder intrinsisch
leitfähigen Polymeren mit b) Ruß geringerer Leitfähigkeit mit einer Oberfläche von
weniger als 600m²/g, Graphit, intrinsisch leitfähigen Polymeren (in komplexierter
oder kompensierter Form) oder Übergangsmetalloxiden infrage. Als intrinsisch leitfähige
Polymere sind z.B. Polyacetylen, Polypyrrol, Polyphenylene, Polyaniline, Polythiophene,
Polyphthalocyanine und andere Polymere mit konjugierten π-Elektronensystemen zu nennen.
Diese leitfähigen Polymeren können auch allein die Komponente B bilden. Als Metalloxide
kommen z.B. Fe(II)/Fe(III)-Mischoxide, MnO₂, V₂O₃, Nb₂O₃ u.a. in Betracht, also solche,
bei denen das Übergangsmetall in einem höheren, ebenfalls stabilen Oxydationszustand
überführt werden kann.
[0013] Die leitfähigen Zusätze B werden in Konzentrationen von 3 bis 75 Gew.%, vorzugsweise
8 bis 55 Gew.%, mit 25 bis 97, vorzugsweise 45 bis 92 Gew.% der Komponente A vermischt.
Falls B eine Mischung aus leitfähigen und potentialstabilisierenden Stoffen ist,
werden diese in Gewichtsverhältnissen von 1:4 bis 4:1 eingesetzt.
[0014] Als stabil wird eine erfindungsgemäße Elektrode angesehen, wenn
a) bei konstanter Gleichspannung ein weitgehend gleichbleibender Strom fließt (dessen
Größe natürlich von der Leitfähigkeit der Elektrode und der des Systems abhängig ist),
wobei während der notwendigen Betriebsdauer (z.B. in einem Zeitraum von einigen Monaten
bis Jahren) die Abnahme der Leistung einen für den jeweiligen Prozeß kritischen Wert
nicht unterschreitet;
b) die Elektrode (meistens die Anode) mechanisch stabil bleibt (optischer, einfacher
Versprödungstest oder Zugprüfung, kein wesentlicher Gewichtsverlust).
[0015] Der für die Anwendung als Elektroden bevorzugte spezifische Widerstand liegt unter
10⁴ Ωcm, vorzugsweise unter 10³ Ωcm, besonders bevorzugterweise unter 2 . 10² Ωcm.
[0016] Die Herstellung des Elektrodenmaterials erfolgt auf handelsüblichen Kunststoffverarbeitungsmaschinen
wie Doppelschneckenextrudern, Innenmischern oder dergleichen unter Verwendung üblicher
Verarbeitungshilfsmittel wie Stabilisatoren, Gleitmitteln, Füllstoffen u.a. Die erhaltene
Masse wird granuliert oder direkt in die spätere Elektrodenform (Folien, Platten,
Profile u.ä.) umgeformt. Die Elektroden finden in vielfältigen Verfahren Anwendung,
z.B. als Sensoren, als Elektroden für die elektrolytische Oxidation oder Reduktion,
zur Elektrokatalyse, zur Entwässerung - z.B. von Mauerwerk, Schlämmen, Torf und dergl.
- zur Entsalzung oder im Korrosionschutz.
[0017] Die Prüfung der Elektroden wurde mit 6 V Gleichspannung in wässriger NaCl-Lösung
durchgeführt. Dabei zeigte sich, daß der Stromfluß bei Graphitelektroden rasch absinkt,
desgleichen bei Kohlefaserelektroden. Metallelektroden werden verbraucht. Rußgefüllte
Polymerelektroden aus z.B. vernetztem Polyethylen, die einen Metallkern enthalten,
haben offenbar immer Kontaktierungsprobleme und bauen schließlich durch eine Schwachstelle
hindurch den Metallkern ab; die Benetzung durch das Elektrolysemedium ist schlecht.
[0018] Die erfindungsgemäßen Elektroden zeigen überraschenderweise ein gänzlich anderes
Verhalten: Nach anfänglich konstantem Strom steigt der Stromfluß um bis zu 50% an,
fällt dann leicht ab und stabilisiert sich mindestens auf dem Ausgangsniveau, häufig
aber zwischen dem Ausgangs- und dem Maximal-Niveau.
[0019] Eine Erklärung für die beobachteten Phänomene kann noch nicht gegeben werden. Vor
allem der Mechanismus der potential- und stromstabilisierenden Funktion ist unklar.
Zur Verdeutlichung seien aus den zahlreichen Versuchen, welche z.T. in den Beispielen
dokumentiert sind, einige Eckwerte herausgehoben.
[0020] Der Anfangsstrom wird im wesentlichen durch den Widerstand der Elektroden bestimmt
und ist deshalb bei der Kohlefaser höher. Bei vergleichbarem Endwiderstand (möglicherweise
ist bei der erfindungsgemäßen Elektrode nur die äußerste Oberfläche verändert, was
durch Kontaktierungsprobleme einen höheren Widerstand vortäuscht, während der innere
Widerstand auf ursprünglichem Niveau bleibt) und Endpotential zeigt aber die erfindungsgemäße
Elektrode einen mehr als 10-fach höheren Strom, der sogar höher ist als der Ausgangswert.
Die nur mit Leitruß gefüllte Elektrode kann ebenfalls den Strom nicht stabilisieren.
[0021] In der Praxis setzt man die Elektroden in flächiger Form, z.B. in Form von Folien
oder Platten ein. Für die Trocknung von Mauern haben sich Folien, die ausgestanzt
wurden (zur Erleichterung des Anputzens) bewährt. Die Folien werden durch Leiter mit
großem Querschnitt z.B. durch Verschweißen kontaktiert; diese Leiter können innerhalb
des Mauerwerks verlaufen, ebenso kann die Kontaktstelle im Mauerwerk (z.B. Putz) liegen;
der Kontakt zwischen Spannungsgeber und Leiter muß außerhalb des Mauerwerks mit Schutz
vor Feuchtigkeitszutritt erfolgen.
[0022] Zum Betrieb der Elektroden können Gleich- und Wechselspannungen in erforderlicher
Größe eingesetzt werden. Zur Mauertrocknung wendet man bevorzugterweise zwichen 4
und 48V an, wobei zur Begrenzung des Stromflusses bei Spannungen von mehr als 6 V
gepulste Gleichspannung eingesetzt werden kann.
[0023] Zur weiteren Erläuterung der Erfindung sollen nachfolgende Beispiele dienen, auf
welche die Erfindung aber nicht beschränkt ist. Alle Mengenangaben beziehen sich auf
das Gewicht.
Beispiel 1
[0024] In einem Innenmischer werden 80 Teile Ethylen-Vinylacetat (20% VA) mit 9 Teilen Leitruß
mit einer Oberfläche von 950 m²/g (Ketjenblack EC) und 11 Teilen Flammruß (Flammruß
101 der Degussa AG) mit einer Oberfläche von 20 m²/g und 3 Teilen Stabilisatoren und
Gleitmitteln gemischt, plastifiziert und granuliert (Rezept Nr. 1). Analog wird verfahren
mit TPU (Polyethertyp) (Rezept Nr. 2) und Weich-PVC (Nr. 3). Weiterhin wird die Mischung
1 in gleicher Zusammensetzung, aber anstelle des Furnaceruß mit Graphit (Nr. 4),
sowie zum Vergleich ohne Furnaceruß (Nr. 5) ausgeführt. Die Granulate werden zu Platten
von 2 mm Dicke gepreßt und zu Elektroden von 12,5 mm Länge und 20 mm Breite geschnitten.
[0025] Eine weitere Anode bestand aus PVC und 40% Polyanilinhydrochlorid (Nr. 6), die Kathode
aus PVC, 40% Polyanilin und 8% Leitruß. Als weitere Vergleichselektrode wird ein Kohlefaserfand
(Nr. 7) eingesetzt. Die Elektroden werden in einem Elektrolysegefäß in räumlich getrennten,
aber elektrolytisch verbundenen Zylindern angebracht, wobei die wässrige Lösung (2g
NaCl/100g H₂O) die Elektroden nur halb bedeckt, so daß die Kontaktierung der Elektroden
mit eingeschweißten Metalldrähten außerhalb des Elektrolyse-Mediums erfolgen kann.
Die Zylinder haben ein oben angebrachtes Ventil, so daß entstehende Gase während
der Elektrolyse periodisch abgelassen werden können.
[0026] Bei Betrieb mit 6 V Gleichspannung wurden die in der nachfolgenden Tabelle enthaltenen
Ergebnisse erhalten. Die nicht erfindungsgemäßen Elektroden sind deutlich unterlegen.
Beispiel 2
[0027] In einem Vergleichsversuch wurden zwei handelsübliche Elektrodenmaterialien (1: rußgefülltes
PE, 2: Kohlefaserband) und eine erfindunggsgemäße Elektrodenmasse (Zusammensetzung
des Beispiels 1, Nr. 3, welche jedoch als Komponente Bb statt Flammruß ein Fe(II)/Fe(III)-Mischoxid
(Eisenoxid-Pigment 130 M der Bayer AG) enthielt, als Anoden in wässriger Elektrolyse
(6 V) (2% NaCl-Lösung geschaltet. Dabei sind die Vergleichsmaterialien 1 und 2 elektrisch
nach 100 bzw. 60 h, mechanisch (Reißfestigkeit) jeweils nach eta 60 h zerstört (Fig.
1 und 2). Die erfindungsgemäße Elektrodenmasse arbeitet jedoch auch nach 800 h noch
mit nennenswerter Leistung und ist mechanisch noch nicht zerstört (Fig. 3 und 4).
[0028] Die Gewichtsänderung beträgt für
- Nr. 1 Anode - 11%/Kathode -8% (Zerstörung durch Oxidation bzw. Reduktion, Materialabtrag)
- Nr. 2 Anode +9%/Kathode +14% (Zerstörung durch Ioneneinlagerung)
- Nr. 3 Anode +1%/Kathode +4% (wesentlich geringere Gewichtsveränderungen bei 8-facher
Elektrolysezeit und -leistung)
Beispiel 3
[0029] In einem Langzeittest wurden drei erfindungsgemäß zusammengesetzte Elektrodenmassen
als Anode und Kathode in einer wässrigen Elektrolyse gemäß Beispiel 2 eingesetzt.
Alle Elektroden enthielten Leitruß (Ketjenblack EC) als Komponente Ba in Weich-PVC.
Nr. 1 und Nr. 2 enthielten als Komponente Bb Graphit, Nr. 3 das Mischoxid des Beispiels
2. Der Stromverlauf ist in Fig. 5 dargestellt (nicht auf Elektrodenfläche normiert).
1. Unter Elektrolysebedingungen stabile, insbesondere zur Trocknung von Mauerwerk
geeignete Elektrode auf Basis von leitfähigen Stoffen und makromolekularen Werkstoffen
als Bindemittel, dadurch gekennzeichnet, daß sie aus
A. einem thermoplastischen polaren Polymer, Polykondensat oder Polyaddukt oder deren
Gemischen besteht, die durch das Elektrolysemedium gut benetzbar und gegenüber dem
an der jeweiligen Elektrode ablaufenden elektrochemischen Vorgang stabil sind, und
B. einer Mischung im Gewichtsverhältnis von 1:4 bis 4:1 aus
a) Leitruß mit einer Oberfläche von mehr als 600 m²/g und/oder Kohlefasern und/oder
einem intrinsisch leitfähigen Polymer und
b) Ruß mit einer Oberfläche von weniger als 600 m²/g und/oder Graphit und/oder Übergangsmetalloxiden
und/oder einem intrinsisch leitfähigen Polymer
besteht.
2. Elektrode, vorzugsweise Anode, nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie
als Komponente B nur intrinsisch leitfähige Polymere enthält.
3. Elektrode nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie als Komponente A Polyvinylchlorid
und/oder chloriertes Polyethylen enthält.
4. Elektrode nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponenten
A und B in einem Gewichtsverhältnis zwischen 97:3 und 25:75 vorliegen.
5. Verwendung der Elektrode nach den Ansprüchen 1 bis 4 in Elektrolyseverfahren, insbesondere
zur Entsalzung und Trocknung von Mauerwerk, zur Entfernung von Kapillarfeuchte aus
Torfen oder Schlämmen, zum Korrosionsschutz, zur Bodenbewässerung, in der Elektrosynthese
oder -katalyse und als Sensoren.
6. Verwendung nach Anspruch 5 zur Mauerentsalzung und -trocknung, dadurch gekennzeichnet,
daß als Anode eine Elektrode nach den Ansprüchen 1 bis 4 eingesetzt wird und Spannungen
von 4 bis 48 V angelegt werden.
7. Verwendung nach einem der Ansprüche 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektroden
einen spezifischen Widerstand von weniger als 10⁴ Ω cm aufweisen.
8. Verwendung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektroden
in großflächiger Form mit dem Mauerwerk kontaktiert werden, wobei die in Form von
Folien oder Bahnen vorliegenden Elektroden zur Erleichterung der Anbringung mit Ausstanzungen
versehen werden.
9. Verwendung der Elektroden zur Mauerentsalzung und -trocknung nach den Ansprüchen
5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Spannung von einem Spannungsgeber, der außerhalb
der Mauer angeordnet ist, über Leiter mit großem Querschnitt aus dem gleichen Material
wie die verwendeten Elektroden an die Elektroden angelegt wird.
10. Verwendung der Elektroden zur Mauerentsalzung und -trocknung nach den Ansprüchen
5 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß eine gepulste Gleichspannung angelegt wird.
11. Verwendung der Elektroden zur Mauerentsalzung und -trocknung nach den Ansprüchen
5 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektroden mit einem Putz, der besonders
reich an Calciumhydroxid und/oder -carbonat ist, an das zu trocknende bzw. zu entsalzende
Mauerwerk angebracht werden.