(19)
(11) EP 0 175 272 B1

(12) EUROPÄISCHE PATENTSCHRIFT

(45) Hinweis auf die Patenterteilung:
16.12.1987  Patentblatt  1987/51

(21) Anmeldenummer: 85111480.1

(22) Anmeldetag:  11.09.1985
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D06L 3/02, D06L 3/10

(54)

Verfahren zum einbadigen reduktiven und oxidativen Bleichen von Wolle

Process for the bleaching of wool with reducing and oxidizing agents in one bath

Procédé de blanchiment de la laine avec des agents réducteurs et oxydants dans un seul bain


(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB IT

(30) Priorität: 15.09.1984 DE 3433926

(43) Veröffentlichungstag der Anmeldung:
26.03.1986  Patentblatt  1986/13

(71) Anmelder: BASF Aktiengesellschaft
67063 Ludwigshafen (DE)

(72) Erfinder:
  • Streit, Werner, Dr.
    D-6719 Bobenheim (DE)
  • Reincke, Klaus
    D-6706 Wachenheim (DE)
  • Vescia, Michele, Dr.
    D-6703 Limburgerhof (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       
    Anmerkung: Innerhalb von neun Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die Erteilung des europäischen Patents kann jedermann beim Europäischen Patentamt gegen das erteilte europäischen Patent Einspruch einlegen. Der Einspruch ist schriftlich einzureichen und zu begründen. Er gilt erst als eingelegt, wenn die Einspruchsgebühr entrichtet worden ist. (Art. 99(1) Europäisches Patentübereinkommen).


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfhren zum reduktiven und oxidativen Bleichen von Wolle in wäßrige Flotten, bei dem die oxidative und reduktive Bleiche hintereinander im gleichen Bad durchgeführt werden,

    [0002] Es ist bekannt, daß man Wolle mit Wasserstoffperoxid im alkalischen Bereich bei einem pH-Wert von 8 bis 10, im neutralen und im schwach sauren Bereich bleichen kann. Häufig wird die Wasserstoffperoxidbleiche in Form einer alkalischen Langzeitbleiche wegen möglicher Schädigungen bei relativ niedrigen Temperaturen von 20 bis 50°C in 4 bis 12 Stunden und beispielsweise in Gegenwart von Natriumpyrophosphat als Puffer durchgeführt. Bei diesen Temperaturen verläuft die Bleiche sehr langsam und die gleichzeitige Anwendung von Auhellern ist in diesem pH- und Temperaturbereich nicht möglich.

    [0003] Mit Hilfe von Aktivatoren für das Wasserstoffperoxid, z. B. alphatische Dicarbonsäuren, ist eine Wollbleiche auch als Kurzzeitbleiche bei ca. BODe in 60 Minuten möglich. Bei diesen Kurzzeitbleichen werden jedoch nicht immer die gewünschten Aufhelleffekte erreicht. In der DE-PS-12 69 993 wird eine solche oxidative Kurzzeitbleiche in saurem oder neutralem wäßrigen Medium bei Temperaturen von etwa 80°C in 30 bis 60 Minuten unter Verwendung einer in bestimmter Weise hergestellten Perameisensäure und Aktivatoren für den Aktivsaurestoff des Peroxids beschrieben.

    [0004] In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, daß ein solches Schnellbleichverfahren oft nicht die Wirkung der herkömmlichen Langzeitbleiche erreicht. Zur Steigerung des Weiß-Effektes wird die Wolle deshalb oft anschließend nach dem Auswaschen und Spülen in einem getrennten Arbeitsgang noch reduktiv, meistens mit Dithionit, nachgebleicht. Im Grunde genommen ist für den erzielten Weißgrad die Reihenfolge der Bleichverfahren, ob zuerst oxidativ und dann reduktiv gebleicht wird oder umgekehrt, ohne Bedeutung. Eine reduktive und oxidative Bleiche wurden bisher stets nach sorgfältigem Auswaschen und Spülen getrennt durchgeführt, da man wußte, daß Wasserstoffperoxid Sulfinsäure bzw. deren Derivate rasch oxidiert und in den üblichen Bleichbädern, ob oxidativ oder reduktiv, mit Bleichmitteln im Überschuß gearbeitet wird.

    [0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Bleichverfahren aufzuzeigen, das bei einem hohen Bleicheffekt in einfacher und zeitparender Weise einer Kurzzeitbleiche entspricht und das, falls erforderlich, die gleichzeitige Anwendung von Aufhellern ermöglicht.

    [0006] Die Lösung der Aufgabe besteht in einem Verfahren zum einbadigen reduktiven und oxidativen Bleichen von Wolle in wäßrigen Flotten, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man in einem wäßrigen Bad, enthaltend Puffersubstanzen, Komplexbildner, Wasserstoffperoxidaktivatoren und gegebenenfalls optische Aufheller, eine reduktive Bleiche mit einem Sulfinsäurederivat als einem starken reduktiven Bleichmittel bei einem pH-Wert von 5,0 bis 8,0 während der Aufheizphase von 30 bis 90°C durchführt und anschließend im gleichen Bad durch Zusatz von Wasserstoffperoxid bei 60 bis 100°C innerhalb von 15 bis 90 Minuten oxidativ bleicht.

    [0007] Das erfindungsgemäße Verfahren stellt ein Schnellbleichverfahren dar und ermöglicht erstmalig in einer Flotte nacheinander reduktiv und oxidativ zu bleichen. Reduzierend wirkendes Sulfit, das aus den verwendeten Sulfinsäurederivaten durch Redoxreaktionen entsteht, stört überraschenderweise auch in relativ größeren Mengen im schwach sauren Bereich den Bleicheffekt des Wasserstoffperoxids nicht. Mit der erfindungsgemäßen Schnellbleiche werden die Bleichergebnisse der herkömmlicher Langzeitbleichen erreicht oder gar übertroffen. Optische Aufheller ziehen unter den pH- und Temperaturbedingungen gut auf die Wolle auf. Ein besonderer Vorteil liegt in der Kombination von Aktivatoren und Bleichmitteln, die eine getrennte Bleiche nicht erforderlich macht.

    [0008] Als starke reduktive Bleichmittel werden in dem erfindungsgemäßen Verfahren Sulfinsäureabspaltende Verbindungen verwendet. Zweckmäßig hierfür sind Salze der dithionigen Säure, wie Natriumdithionit (im technischen Gebrauch häufig als Hydrosulfit bezeichnet), Salze der Hydroximethandisulfonsäure, wie hydroximethansulfonsaures Zinksalz, oder ganz besonders bevorzugt Thioharnstoffdioxid (Formamidinsutfinsäure).

    [0009] Die genannten Sulfinsäurederivate werden zweckmäßig in einer Menge von 0,3 bis 4,0 g, bevorzugt von 0,4 bis 2,0 pro Liter Flotte verwendet.

    [0010] Das Verhältnis Wolle zur Flotte liegt in der Regel bei 1 : 10 bis 1 : 40, bevorzugt 1 : 25 bis 1 : 35.

    [0011] Zusätzlich zum Reduktionsmittel enthält die Flotte Puffersubstanzen, mit denen ein vorteilhafter pH-Wert von 5,0 bis 8,0, bevorzugt 6,5 bis 7,5 eingestellt wird, so daß die Wolle möglichst wenig angegriffen wird.

    [0012] Als Puffersubstanzen sind beispielsweise geeignet Natriumhydrogensulfit, Soda, Pottasche, Natriumhydrogencarbonat oder Dinatriumhydrogenphosphat.

    [0013] Davon ist eine Mischung aus Soda und Natriumhydrogencarbonat im Verhältnis von 0,8 : 1 bis 2,1 : 1 besonders bevorzugt.

    [0014] Die zweckmäßigerweise einzuhaltenden Temperaturen für die reduktive Bleiche liegen bei 55 bis 90° C, bevorzugt zwischen 60 und 80° C.

    [0015] Daneben werden der Flotte, wie es an sich üblich ist, Komplexbildner fur die Calcium- und Magnesiumionen des Wassers, insbesondere die Natrium- oder Kaliumsalze der Nitrilotriessigsäure, der Ethylendiaminotetraessigsäure, der Diethylentriaminopentaessigsäure oder beispielsweise der Hydroxyethandiphosphonsäure, der Diethylentriaminpentamethylenphosphonsäure, der Ethylendiamintetramethylenphosphonsäure und der Aminotrismethylenphosphonsäure zugesetzt.

    [0016] In der Regel werden Mischungen aus den Natriumsalzen der Nitrilotriessigsäure oder der Ethylendiamintetraessigsäure mit Salzen der Hydroxiethandiphosphonsäure eingesetzt. Bevorzugt werden sie in den Mengenverhältnissen von 1 : 2 bis 2 : 1 verwendet.

    [0017] Weiterhin werden nach dem erfindungsgemäßen Verfahren bereits der reduzierenden Flotte die für die spätere oxidative Bleiche zweckmäßigen Wasserstoffperoxidaktivatoren, insbesondere aliphatische Dicarbonsäuren, wie Bernsteinsäure, Adipinsäure, Glutarsäure, Oxalsäure, Maleinsäure und Malonsäure zugesetzt. Der Zusatz der löslichen Alkalisalze der genannten Carbonsäuren ist ebenso möglich.

    [0018] In der Regel werden Mischungen dieser Aktivatoren aus Glutarsäure, Oxalsäure und Bernsteinsäure verwendet.

    [0019] Die als Komplexbildner oder Aktivatoren verwendeten Substanzen haben neben ihrem Hauptverwendungszweck teilweise auch eine puffernde Wirkung auf den pH-Wert oder eine Funktion zusätzlich als Komplexbildner oder Aktivator. pH-Wertregulierend wirkt auch das aus den Sulfinsäurederivaten entstehende Hydrogensulfit.

    [0020] Die erfindungsgemäße Bleiche wird durchgeführt in den üblichen Apparaturen, wie Haspelkufe oder in einem Färbeapparat.

    [0021] Die Aufheizphase von 30 auf höchstens 90° C, auf einen für oxidativ Kurzzeitbleichen erforderlichen Temperaturbereich von 60 bis 90°C, beträgt in der Regel 15 bis 30 Minuten. Innerhalb dieser Zeit wird das starke Reduktionsmittel vollständig verbraucht. Dabei fällt der pH-Wert etwas ab. Es stellt sich nach der reduktiven Bleiche beispielsweise ein pH-Wert von 5,5 bis 7,0 ein, insbesondere wenn im bevorzugten Bereich gearbeitet wird.

    [0022] Anschließend wird das Wasserstoffperoxid zweckmäßig in Form konzentrierter, 30 bis 35 gew.-%-iger wäßriger Lösungen zugesetzt.

    [0023] Vorteilhaft wird eine Menge von 10 ml bis 35 ml 35 gew.-%-ige wäßrige Wasserstoffperoxidlösung, bevorzugt von 15 ml bis 25 ml pro Liter Flotte verwendet. Das Flottenverhältnis (Gewichtsverhältnis Bleichflotte zu Substrat) liegt dabei zwischen 10 1 bis 40 : 1.

    [0024] Die eigentliche oxidative Bleiche wird zweckmäßigerweise innerhalb des genannten pH-Wertes von 5,5 bis 7,0 bei 60 bis 100°C innerhalb von 15 bis 90 Minuten durchgeführt.

    [0025] Im allgemeinen geht man bei dem erfindungsgemäßen Bleichverfahren so vor, daß der Flotte, wie aus den Ausführungsbeispielen hervorgeht, eine pulverförmige Mischung bestehend aus

    5 bis 60, bevorzugt 10 bis 35 Teile Sulfinsäurederivat,

    10 bis 60, bevorzugt 30 bis 45 Teile Puffersubstanzen,

    10 bis 70, bevorzugt 20 bis 55 Teile Komplexbildner für die Calcium und Magnesiumionen des Wassers,

    5 bis 30, bevorzugt 10 bis 20 Teile Aktivator für das Wasserstoffperoxid und

    2 bis 40 Teile Natriumsulfit als Stell- oder Verdünnungsmittel,


    zugesetzt werden.

    [0026] Von dieser Mischung werden vorteilhaft 1 bis 8 g/I Flotte, bevorzugt 2 bis 4 g, verwendet.

    [0027] In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß das verwendete Natriumsulfit kein starkes Reduktionsmittel ist, d.h. daß das Sulfit für Wolle praktisch keinen reduktiven Bleicheffekt hat. Darüber hinaus können in an sich üblicher Weise weitere Zusätze, wie Waschmittel, z. B. Nonylphenoloxethylate mit 4 bis 10 Ethylenoxideinheiten, und in besonders vorteilhafter Weise optisch aufhellend wirkende Substanzen, wie Styrylbenzol-, Naphthalimid-und Stilbendisulfonsäurederivate, zugesetzt werden.

    [0028] Als besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens sei hervorgehoben, daß im reduktiven Bad bereits die Aktivatoren für das später verwendete Wasserstoffperoxid vorliegen und das Reduktionsmittel Sulfinsäure unter den erfindungsgemäßen Bedingungen soweit abgebaut wird, daß für das Wasserstoffperoxid eine getrennte Bleiche nicht nötig ist.

    Beispiel 1



    [0029] Flottenverhältnis: 1 : 30.

    [0030] Zu bleichender Stoff: Wollgarbadine mit einem Weißgrad von 57,5. Der Weißgrad wurde stets photometrisch mit dem Gerät "Elrepho" bei 460 nm bestimmt. Die Zahlenangabe bedeutet Prozent zum Vergleichsstandard Bariumsulfat.

    [0031] Aufheizzeit auf 80° C: 20 bis 30 Minuten.

    [0032] Bleichdauer der Wasserstoffperoxid-Bleiche: 60 Minuten bei 80° C.

    [0033] Das gebleichte Gewebe wird nach der Bleiche mit kaltem Wasser gewaschen.

    [0034] a) Zur Flotte werden zugesetzt 4 g/1 einer pulverförmigen Mischung aus

    50 Teilen Nitrilotriessigsäure-trinatriumsalz

    17 Teilen Thioharnstoffdioxid

    16 Teilen Bernsteinsäure

    13 Teilen Dinatriumsalz der Hydroxiethandiphosphonsäure

    4 Teile Natriumsulfit

    23 Teilen Soda

    12 Teilen Natriumhydrogencarbonat


    und weiterhin 1 g/I Nonylphenoloxethylat als Waschmittel.

    [0035] Zur oxidativen Bleiche werden 20 ml/1 Wasserstoffperoxid, 35 %-ig, bei 80° C zugesetzt.

    pH-Wert zu Beginn der Bleiche: 7,8

    pH-Wert nach der Bleiche: 6,5

    Weißgrad des Gewebes nach reduktiver und oxidativer Bleiche: 72,2

    Im Vergleichsversuch unter gleichen Bedingungen ohne den Zusatz von Thioharnstoff betrug der Weißgrad des Gewebes 68,5.



    [0036] b) Zur Flotte werden zugesetzt 3 g/I einer pulverförmigen Mischung aus

    12 Teilen Ethylendiamino-tetraessigsäuretetranatriumsalz

    12 Teilen Thioharnstoffdioxid

    12 Teilen Glutarsäure

    9 Teilen Dinatriumsalz der Hydroxiethandiphosphonsäure

    28 Teilen Natriumsulfit

    14 Teilen Soda und

    13 Teilen Natriumhydrogencarbonat


    und weiterhin 1 g/1 Nonylphenoloxethylat.

    [0037] Zur oxidativen Bleiche werden 20 ml/I Wasserstoffperoxid, 35 %-ig, zugegeben.

    pH-Wert zu Beginn der Bleiche: 8,0

    pH-Wert nach der Bleiche: 6,2

    Weißgrad des Gewebes nach der reduktiven und oxidativen Bleiche: 72,6

    Im Vergleichsversuch unter gleichen Bedingungen ohne den Zusatz von Thioharnstoffdioxid betrug der Weißgrad 68,8.



    [0038] c) Zur Flotte werden zugesetzt 4 g/I einer Mischung aus

    55 Teilen hydroxymethansulfinsaurem Zink

    15 Teilen Diethylentriaminopentaessigsäurepentanatriumsalz

    15 Teilen Glutarsäure

    12 Teilen Dinatriumsalz der Hydroxiethandiphosphonsäure und

    3 Teilen Natriumsulfit


    und weiterhin 1 g/1 Nonylphenoloxethylat.

    [0039] Zur oxidativen Bleiche werden 20 ml/l Wasserstoffperoxid, 35 %-ig zugegeben.

    pH-Wert zu Beginn der Bleiche: 4,5

    pH-Wert nach der Bleiche: 4,1

    Weißgrad des Gewebes nach der reduktiven und oxidativen Bleiche: 70,5

    Im Vergleichsversuch unter gleichen Bedingungen und ohne den Zusatz von hydroximethansulfinsaurem Zink betrug der Weißgrad des Gewebes nach der Bleiche 68,5.



    [0040] d) Zur Flotte werden zugesetzt 4 g/I einer Mischung aus

    42 Teilen Natriumdithionit

    11 Teilen Nitrilotriessigsäure-trinatriumsalz

    11 Teilen Bernsteinsäure

    9 Teilen Dinatriumsalz der Hydroxiethandiphosphonsäure und

    27 Teilen Natriumsulfit


    und weiterhin 1 g/I Nonylphenoloxethylat.

    [0041] Zur oxidativen Bleiche werden 20 ml/l Wasserstoffperoxid, 35 %-ig, zugegeben.

    pH-Wert zu Beginn der Bleiche: 6,5

    pH-Wert nach der Bleiche: 5,5

    e) Weißgrad des Gewebes nach der reduktiven und oxidativen Bleiche: 73,1

    Im Vergleichsversuch betrug der Weißgrad des Wollgewebes ohne den Zusatz von Natriumdithionit 68,1.



    [0042] Vergleich: Oxidative Langzeitbleiche von Wolle, 6 Stunden bei 45°C.

    [0043] Der Flotte werden zugesetzt 2 g/I Natriumpyrophosphat (Na4P207), 1 g/I Nonylphenoloxethylat und 20 ml/l Wasserstoffperoxid, 35 %-ig.

    pH-Wert der Bleichflotte: 8,5

    Weißgrad des Wollgewebes nach der Bleiche: 69,5


    Beispiel 2



    [0044] 100 kg Handstrickgarn aus reiner Wolle in der Ausspinnung 85 tex x 4 (Nm 12/4) werden in einem Stranggarnfärbeapparat in 3000 I Flotte gebleicht. Dazu werden der Flotte zunächst 12 kg der Mischung zugegeben (4 g/I), dann wird das Bad in 20 min auf 80°C erwärmt und erst dann werden 60 I Wasserstoffperoxid, 35 %-ig (20 ml/I) hinzugegeben, worauf das Bad 60 min bei dieser Temperatur gehalten und dann abgelassen wird. Es folgt das Spülen mit Wasser und das Trocknen.

    [0045] Der Weißgrad beträgt 72; für das ungebleichte Garn beträgt er 56.

    [0046] Zusammensetzung der Mischung 1 (auf 100 Teile):

    12 Teile Ethylendiaminotetraessigsäuretetranatriumsalz

    12 Teile Thioharnstoffdioxid

    12 Teile Glutarsäure

    9 Teile Dinatriumhydroxiethandiphosphonat

    28 Teile Natriumsulfit

    14 Teile Soda

    13 Teile Natriumhydrogencarbonat.


    Vergleichsbeispiel 2



    [0047] Das gleiche Wollgarn wird in traditioneller Weise in alkalischem Milieu mit Wasserstoffperoxid gebleicht. Dazu werden zu 100 kg Garn in 3000 I Flotte 6 kg Tetranatriumpyrophosphat und 60 I Wasserstoffperoxid, 35 %-ig, gegeben. Das Bad wird auf 45°C erwärmt und wird 5 h bei dieser Temperatur gehalten. Dann wird es abgelassen, die Wolle wird gespült, getrocknet und photometrisch gemessen. Der Weißgrad beträgt 70,5.

    [0048] Der Vergleich führt trotz einer um fast 4 h längeren Behandlungsdauer bei gleicher Peroxidmenge zu einem etwas geringeren Weißeffekt.

    Beispiel 3



    [0049] 60 kg Wollmusselin mit dem Ausgangsweißgrad 60 % werden in einer mit 1500 I Flotte gefüllten Haspelkufe behandelt und mit 3 kg (= 2 g/I) der Mischung 2 und mit 300 g (0,5 %) des Aufhellers der Formel

    versetzt.

    [0050] Das Bad wird in 30 min von 20 auf 80°C erwärmt. Dann werden 15 I Wasserstoffperoxid, 35 %-ig, hinzugegeben und es wird 45 min weiterbehandelt. Anschließend wird mit Wasser gespült und getrocknet. Der Weißgrad des gebleichten und optisch aufgehellten Gewebes beträgt 84.

    [0051] Zusammensetzung von 100 Teilen der Mischung 2:

    55 Teile Zinkhydroximethansulfinat

    15 Teile Diethylentriamino-pentaessigsäurepentanatriumsalz

    15 Teile Glutarsäure

    12 Teile Dinatriumhydroxiethandiphosphonat

    3 Teile Natriumsulfit


    Vergleichbeispiel 3



    [0052] Derselbe Weg, nämlich gleichzeitiges oxidatives Bleichen und optisches Aufhellen wird mit einer traditionellen alkalischen Bleiche versucht. 60 kg des Gewebes werden in einer Haspelkufe in 1500 I Flotte mit 15 I Wasserstoffperoxid 35 %-ig, 3 kg Tetranatriumpyrophosphat und 300 g (0,5 %) des genannten Aufhellers 5 h bei 45°C gebleicht, dann gespült und getrocknet. Der Weißgrad beträgt nur 75. Ein visueller Vergleich mit dem behandelten Gewebe von Beispiel 3 unter UV-Licht zeigt, daß unter den Bedingungen der traditionellen Bleiche der Aufheller nur zu einem kleinen Teil auf die Wolle aufzieht, wogegen beim erfindungsgemäßen Verfahren das gleichzeitige Bleichen und Optischaufhellen gut praktizierbar ist.

    Beispiel 4



    [0053] 120 kg Gewebe aus reiner Wolle werden in einer Haspelkufe in 3000 I Flotte mit 9 kg der Mischung 3 (3 g/l) behandelt, während das Bad in 15 min von 20 auf 80° C erwärmt wird. Erst wenn diese Temperatur erreicht ist, werden 45 I Wasserstoffperoxid 35 %-ig hinzugegeben. Nach weiteren 30 min ist die Oxidationsbleiche beendet, das Bad wird durch Zulauf von kaltem Wasser abgekühlt, dann wird es abgelassen und die Ware wird gespült. Der Weißgrad beträgt 64; Ausgangswert war 54 gewesen.

    [0054] Zusammensetzung von 100 Teilen der Mischung 3:.


    Vergleichsbeispiel



    [0055] Für die Oxidationsbleiche wird ein Schnellverfahren angewendet, das Beispiel 1 der DE-C-1 269 993 entspricht. Das gleiche Gewebe und dieselbe Menge werden in einem Bad gebleicht, das 45 I Wasserstoffperoxid, 35 %-ig, und dazu 10 kg einer Mischung aus

    55 Teile Hydroximethansulfonsaures Natrium

    22 Teile Hexamethylentetramin

    15 Teile Natriumtripolyphosphat

    6 Teile Ethylendiaminotetraessigsäure und

    2 Teile Natriumbisulfit


    enthält.

    [0056] Das Bad wird in 15 min von 20 auf 80° C erwärmt und 30 min bei 80° C gehalten, worauf abgekühlt, gespült und getrocknet wird. Der Weißgrad des gebleichten Gewebes liegt nur bei 58, obwohl Bleichdauer und Peroxidkonzentration dieselbe gewesen sind wie in Beispiel 4.

    Beispiel 5



    [0057] 150 kg Wollkammzug mit dem Ausgangsweißgrade von 58 werden in einem mit 1500 I Flotte gefüllten Färbeapparatur gebleicht, wobei zunächst 6 kg (4 g/I) der Mischung 4 zugegeben werden und das Bad auf 80° C erwärmt wird. Sodann werden 30 I (20 ml/I) Wasserstoffperoxid, 35 %-ig, hinzugegeben. Nach weiteren 60 min wird gespült und ein Muster entnommen, an dem nach dem Trocknen ein Weißgrad von 70 gemessen wird.

    [0058] Zusammensetzung der Mischung 4:

    42 Teile Natriumdithionit.

    11 Teile Nitrilotriessigsäure-trinatriumsalz

    11 Teile Bernsteinsäure

    9 Teile Dinatriumhydroxiethandiphosphonat

    27 Teile Natriumsulfit



    [0059] Die Kammzugpartie wird zusätzlich reduktiv gebleicht in einem frischen Bad mit 4,5 kg (3 g/I) Natriumdithionit und 1,5 kg (1 g/I) Tetranatriumpyrophosphat 60 min bei 50° C. Nach dem Spülen und Trocknen hat die Wolle den Weißgrad von 76.

    Vergleichsbeispiel



    [0060] 150 kg des gleichen Kammzugs wie in Beispiel 5 werden unter denselben zeitlichen Bedingungen gebleicht, nur werden entsprechend der DE-PS-12 69 993, Beispiel 1, 6 kg der dort genannten Mischung und wie dort empfohlen bereits zu Beginn der Behandlung 30 I Wasserstoffperoxid hinzugegeben. Erwärmen auf 80°C und Behandlungsdauer entsprechen Beispiel 5. Der Kammzug besitzt nach der Gleiche nur einen Weißgrad 65.

    [0061] In einem frischen Bad wird ebenso reduktiv nachgebleicht wie bei Beispiel 5. Die Wolle erreicht dabei nur einen Weißgrad von 72,5. Somit werden nach dem erfindungsgemäßen Verfahren des Beispiel 5 bessere Bleicheffekte als nach dem Stand der Technik erzielt, selbst für den Fall, daß im Anschluß an die Oxidationsbleiche nach dem bekannten wie nach dem neuen Verfahren eine Reduktionsbleiche folgt.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum einbadigen reduktiven und oxidativen Bleichen von Wolle in wäßrigen Flotten, dadurch gekennzeichnet, daß man in einem wäßrigen Bad, enthaltend Puffersubstanzen, Komplexbildner, Wasserstoffperoxidaktivatoren und gegebenenfalls optische Aufheller, eine reduktive Bleiche mit einer Sulfinsäure - alspalten den Verbindung als einem starken reduktiven Bleichmittel bei einem pH-Wert von 5,0 bis 8,0 während der Aufheizphase von 30 bis 90° C durchführt und anschließend im gleichen Bad durch Zusatz von Wasserstoffperoxid bei 60 bis 100°C innerhalb von 15 bis 90°C min oxidativ bleicht.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur reduktiven Bleiche das Sulfinsäurederivat in einer Menge von 0,3 bis 4,0 g pro Liter Flotte eingesetzt wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß Wasserstoffperoxid als 35 gew.%ige wäßrige Lösung in einer Menge von 10 bis 35 ml pro Liter Flotte zugesetzt wird.
     


    Claims

    1. A process for one-bath reductive and oxidative bleaching of wool in an aqueous liquor, wherein, in an aqueous bath containing buffer substances, complex formers, hydrogen peroxide activators and, if required, optical brighteners, reductive bleaching is carried out with a sulfinic acid-donating compound as a strong reductive bleach at a pH of from 5.0 to 8.0 during the heating phase from 30 to 90° C, and thereafter, oxidative bleaching is carried out in the same bath at from 60 to 100° C in the course of from 15 to 90 minutes by adding hydrogen peroxide.
     
    2. A process as claimed in claim 1, wherein the sulfinic acid derivative is used for reductive bleaching in an amount of from 0.3 to 4.0 g per liter of liquor.
     
    3. A process as claimed in claims 1 and 2, wherein hydrogen peroxide is added as a 35 % strength by weight equeous solution in an amount of from 10 to 30 ml per liter of liquor.
     


    Revendications

    1. Procédé de blanchiment de la laine par réduction et oxydation en un seul bain, dans des lessives aqueuses, caractérisé en ce que, dans un bain aqueux contenant des substances tampon, des agents complexants, des activateurs du peroxyde d'hydrogène et éventuellement des azurants optiques, on effectue un blanchiment par réduction avec un composé libérant un acide sulfinique en tant qu'agent blanchissant forterment réducteur, à un pH de 5,0 à 8,0 au cours de la phase de chauffage de 30 à 90°C, et ensuite, dans le même bain, on effectue un blanchiment par oxydation par addition de peroxyde d'hydrogène à une température de 60 à 100° C pendant 15 à 20 minutes.
     
    2. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce qu'on utilise pour le blanchiment par réduction le dérivé d'acide sulfinique à raison de 0,3 à 0.4 g par litre de lessive.
     
    3. Procédé selon la revendication 1 ou 2, caractérisé en ce qu'on ajoute le peroxyde d'hydrogène sous forme d'une solution aqueuse à 35 % en poids, à raison de 10 à 35 ml par litre de lessive.