[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung an einer Presse mit Exzenterwelle
zum Verstellen des Stößelhubes durch Verstellen der resultierenden Exzentrizität eines
Exzenters und einer darauf gelagerten Exzenterbüchse, auf der ein Pleuel gelagert
ist, wobei die Exzenterbüchse auf dem Exzenter durch Betätigungsmittel wahlweise
im Drehsinne lösbar und festlegbar ist, und wobei die gelöste Exzenterbüchse an einem
nicht mit der Exzenterwelle drehenden Teil festlegbar und in diesem festgelegten Zustand
die Exzenterwelle zwecks Verstellens des Stößelhubes verdrehbar ist.
[0002] Derartige Vorrichtungen sind in zahlreichen Ausführungsformen bekannt, beispielsweise
aus der DE-A 25 34 626, der DE-A 27 40 382, der DE-A 34 21 184 und der DE-U 81 27
545, und zwar sowohl für Pressen mit nur einem Pleuel (Einpunktpressen) als auf für
solche mit mehreren Pleueln (Mehrpunktpressen). Allen diesen bekannten Vorrichtungen
ist gemeinsam, daß zum Lösen und Festlegen der Exzenterbüchse auf dem Exzenter formschlüssig
wirkende Betätigungsmittel vorgesehen sind, wie Innen-, Außen- und Stirnverzahnungen
und Klauenringe. Diese Betätigungsmittel haben alle die Nachteile, daß diese wegen
des formschlüssigen Ineinandergreifens nur stufig in Eingriff bringbar sind, der
Eingriff nicht völlig spielfrei sein kann, und die Gefahr des Ausschlagens während
des Betriebs der Maschine und bei häufiger Betätigung besteht.
[0003] Von daher ist es Aufgabe der Erfindung, diese Nachteile zu vermeiden und ein stufenloses,
spielfreies und gegen Ausschlagen dauerhaft unempfindliches Festlegen der Exzenterbüchse
auf dem Exzenter zu ermöglichen.
[0004] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß bei einer Vorrichtung der eingangs genannten Art
dadurch gelöst, daß die Lagerung der Exzenterbüchse auf dem ein Übermaß aufweisenden
Exzenter ein zwischen diesen beiden Teilen hergestellter Preßverband mit zylindrischen
Paßflächen ist, der durch Zuführen von Drucköl über mindestens eine Nut in mindestens
einer Paßfläche lösbar ist.
[0005] Derartige Preßverbände sind als lösbare Verbindungen zwar an sich bekannt, beispielsweise
aus dem DE-Fachbuch "Verbindungselemente" von Decker, Carl Hanser Verlag München 1963,
S. 284/285. Jedoch dienen diese Preßverbände dort nur dazu, die Teile in einer bestimmten
gegenseitigen Lage zu verbinden und bei Bedarf, beispielsweise bei Demontage einer
Maschine, wieder zu lösen.
[0006] Ein während des Betriebes häufig vorkommendes Lösen und erneutes Festlegen in einer
unterschiedlichen Winkellage der Teile zueinander ist dabei weder vorgesehen noch
angestrebt. Die Vorteile der stufenlosen Festlegbarkeit und der Unempfindlichkeit
gegen Ausschlagen bei häufiger Betätigung werden bei den bekannten Anwendungen von
Preßverbänden nicht ausgenützt.
[0007] Der erstmalige Zusammenbau des Preßverbandes kann entweder bei Vorhandensein einer
Temperaturdifferenz zwischen Exzenterbüchse und Exzenter oder durch Druckmittelbeaufschlagung
des von der zylinderischen Paßfläche in der Exzenterbüchse begrenzten Hohlraumes
erfolgen.
[0008] Zweckmäßigerweise ist in der Exzenterwelle eine axiale Druckölleitung mit mindestens
einer Verbindungsleitung zu der Nut vorgesehen, wodurch das Zuführen von Drucköl zu
den Paßflächen vereinfacht werden kann.
[0009] Für eine Presse mit zwei Pleueln kann die Vorrichtung auf der Exzenterwelle zwei
gleichgerichtete Exzenter gleicher Exzentrizität mit darauf gelagerten Exzenterbüchsen
gleicher Exzentrizität aufweisen. Der erforderliche Synchronismus der Betätigung ist
damit leicht erzielbar. Falls eine solche Presse mit hoher Hubzahl betrieben werden
soll (Schnelläuferpresse), muß im allgemeinen ein Massenausgleich in der Form einer
zu dem Stößel gegenläufig bewegbaren Ausgleichsmasse vorgesehen sein. Um deren Hub
bei einem Verstellen des Stößelhubes entsprechend zu verstellen und anzupassen, bestehen
für die Ausgestaltung der Vorrichtung insbesondere zwei Möglichkeiten, nämlich entweder
daß die Exzenterwelle mindestens einen Exzenter aufweist, der mindestens einem anderen
Exzenter gleicher Exzentrizität diametral entge gengerichtet ist, und daß auf allen
Exzentern Exzenterbüchsen gleicher Exzentrizität gelagert sind, oder daß die Exzenterwelle
mindestens einen Exzenter aufweist, der mindestens einem Exzenter abweichender Exzentrizität
diametral entgegengerichtet ist, und daß das Verhältnis der Exzentrizitäten der Exzenterbüchsen
zu den Exzentrizitäten der Exzenter bei allen Exzenter-/Exzenterbüchsenpaarungen
gleich ist.
[0010] Für die Steuerung der Vorrichtung ist es zweckmäßig, daß koaxial auf der Exzenterwelle
Winkelgeberscheiben angeordnet sind, von denen mindestens eine drehfest mit der Exzenterwelle
verbunden ist und mindestens eine je Exzenterbüchse drehbar auf der Exzenterwelle
gelagert und mit der zugeordneten Exzenterbüchse drehfest verbunden ist, und daß jeder
Winkelgeberscheibe mindestens ein raumfest angeordneter, kontaktloser Sensor zugeordnet
ist.
[0011] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel einer Vorrichtung nach der Erfindung
in einer Zweipunkt-Schnelläuferpresse mit gegenläufig zum Stößel bewegbarer Ausgleichsmasse
schematisch dargestellt, und zwar zeigen
Fig. 1 einen Schnitt entlang der Linie I-I in Fig. 2,
Fig. 2 einen Schnitt entlang der Linie II-II in Fig. 1.
[0012] In einem Gestell 1 ist eine Exzenterwelle 2 gelagert, die mit zwei gleichgerichteten
Exzentern 3 und einem diametral entgegengerichteten Exzenter 4 versehen ist, die
sämtlich gleiche Exzentrizitäten aufweisen. Auf den Exzentern 3, 4 sitzen Exzenterbüchsen
5, 6, die ebenfalls gleiche Exzentrizitäten aufweisen. Auf den Exzenterbüchsen 5 sind
Pleuel 7 gelagert, die anderenends an einem Stößel 9 angelenkt sind. Auf der Exzenterbüchse
6 ist ein Pleuel 8 gelagert, der anderenends an einer Ausgleichsmasse 10 angelenkt
ist. Es sind - in der Zeichnung nicht dargestellte - Führungen für die lotrechte Führung
des Stößels 9 und der Ausgleichsmasse 10 vorgesehen.
[0013] Zwischen den zylindrischen Paßflächen außen auf den Exzentern 3, 4 und innen an den
Exzenterbüchsen 5, 6 ist je ein Preßverband gebildet, der durch Zuführen von Drucköl
durch eine axiale Druckölleitung 11 und Verbindungsleitungen zu je einer Nut 12 in
der Paßfläche jedes Exzenters 3, 4 lösbar ist. Hierfür ist eine - in der Zeichnung
nicht dargestellte - Druckölquelle mit nachgeschaltetem Ventil vorgesehen, das auch
eine Entlastung der Druckölleitung 11 und damit ein Ablassen des Drucköles ermöglicht.
[0014] Auf der Exzenterwelle 2 ist koaxial und drehfest eine Winkelgeberscheibe 13 befestigt,
der ein raumfest in dem Gestell 1 angebrachter Sensor 14 zugeordnet ist. Auf der Exzenterwelle
2 sind koaxial drei Winkelgeberscheiben 15 drehbar gelagert, von denen jede mit einer
Exzenterbüchse 5, 6 dadurch drehfest verbunden ist, daß die Exzenterbüchse 5, 6
einen einseitig vorragenden Stift 16 aufweist, der in einen Schlitz 17 in der zugeordneten
Winkelgeberscheibe 15 eingreift. Jeder der Winkelgeberscheiben 15 ist ein raumfest
in dem Gestell 1 angeordneter, kontaktloser Sensor 24 zugeordnet.
[0015] Schließlich weist jede Winkelgeberscheibe 15 - in der Zeichnung nur in Fig. 2 für
die der Exzenterbüchse 6 zugeordnete Winkelgeberscheibe 15 dargestellt - an dem Außenumfang
eine Ausnehmung 18 auf, in die ein radial zu der Exzenterwelle 2 gesteuert bewegbarer
Bolzen 19 eingreifen kann, der in dem Gestell 1 verschiebbar gelagert ist. Jeder Bolzen
19 weist an seinem rückwärtigen, von der zugeordneten Ausnehmung 18 abgewandten Ende
eine Nase 20 auf, die in jeder der beiden Endlagen des Bolzens 19 mit einem von zwei
zugeordneten, kontaktlosen Sensoren 21, 22 zusammenwirkt, die raumfest an dem Gestell
1 befestigt sind.
[0016] Bei einem Verstellen des Stößelhubes mittles dieser Vorrichtung wird folgendermaßen
vorgegangen. Nach Stillsetzen der Presse wird die Exzenterwelle 2 mit Exzentern 3,
4, darauf festsitzenden Exzenterbüchsen 5, 6 und damit verbundenen Winkelgeberscheiben
13, 15 im Schleichgang in eine Anfangsstellung gedreht. Diese Anfangsstellung entspricht
dem noch eingestellten Stößelhub und ist dadurch bestimmt, daß in dieser Anfangsstellung
für das einzuleitende Verstellen des Stößelhubes die Bolzen 19 in die Ausnehmungen
18 eingreifen können und an den Winkelgeberscheiben 15 vorgesehene Initiatoren 23
den zugeordneten Sensoren 24 gegenüberstehen. Das Erreichen dieser Anfangsstellung
wird von den Sensoren 24 gemeldet und damit die Exzenterwelle 2 durch Abschalten
des Antriebes des Schleichganges stillgesetzt. Dann werden die Bolzen 19 radial einwärts
betätigt, die dadurch in die Ausnehmungen 18 eingreifen und die Winkelgeberscheiben
15 und die Exzenterbüchsen 5, 6 im Drehsinne festsetzen. Dieser Zustand wird durch
die radial inneren Sensoren 21 gemeldet, denen die Nasen 20 an dem Bolzen 19 gegenüberstehen.
Durch Zuführen von Drucköl durch die axiale Druckölleitung 11 zu den Paßflächen der
Preßverbände werden dann letztere gelöste. Darauf wird die Exzenterwelle 2 mit den
Exzen tern 3, 4 durch den Antrieb des Schleichganges entsprechend dem vorgewählten
Stößelhub verdreht. Der hierfür erforderliche Drehwinkelweg oder die hierfür erforderliche
absolute Drehwinkelstellung wird durch die Winkelgeberscheibe 13 und den zugeordneten
Sensor 14 erfaßt. Bei Erreichen der richtigen Drehwinkelstellung der Exzenterwelle
2 wird durch Abschalten des Antriebes des Schleichganges die Exzenterwelle 2 wieder
stillgesetzt. Darauf wird das Drucköl entspannt, wodurch die Preßverbände zwischen
den Exzentern 3, 4 und den Exzenterbüchsen 5, 6 wieder hergestellt werden. Danach
werden die Bolzen 19 radial auswärts betätigt, so daß diese nicht mehr in die Ausnehmungen
18 eingreifen. Dieser Zustand wird durch die radial äußeren Sensoren 22 gemeldet,
denen die Nasen 20 an den Bolzen 19 gegenüberstehen. Damit ist die Presse mit dem
neu eingestellten Stößelhub betriebsbereit.
[0017] Die richtige Drehwinkelstellung der Exzenterbüchsen 5, 6 auf den Exzentern 3, 4 kann
dadurch überwacht werden, daß der Synchronismus des Auftretens der Signale an den
Sensoren 24 überwacht wird. Bei Auftreten einer Abweichung von dem Synchronismus
kann die richtige Drehwinkelstellung der Exzenterbüchsen 5, 6 auf den Exzentern 3,
4 dadurch wieder hergestellt werden, daß die Preßverbände gelöst, die Bolzen 19
radial einwärts beaufschlagt und die Exzenterwelle 2 verdreht wird, bis alle Bolzen
19 in die Ausnehmungen 18 eingreifen, was durch die Sensoren 21 angezeigt werden kann.
Damit ist der Synchronismus wieder hergestellt; die Preßverbände können wieder hergestellt
werden.
1. Vorrichtung an einer Presse mit Exzenterwelle (2) zum Verstellen des Stößelhubes
durch Verstellen der resultierenden Exzentrizität eines Exzenters (3, 4) und einer
darauf gelagerten Exzenterbüchse (5, 6), auf der ein Pleuel (7, 8) gelagert ist, wobei
die Exzenterbüchse (5, 6) auf dem Exzenter (3, 4) durch Betätigungsmittel wahlweise
im Drehsinne lösbar und festlegbar ist, und wobei die gelöste Exzenterbüchse (5,
6) an einem nicht mit der Exzenterwelle (2) drehenden Teil festlegbar und in diesem
festgelegten Zustand die Exzenterwelle (2) zwecks Verstellens des Stößelhubes verdrehbar
ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Lagerung der Exzenterbüchse (5, 6) auf dem ein Übermaß aufweisenden Exzenter
(3, 4) ein zwischen diesen beiden Teilen hergestellter Preßverband mit zylindrischen
Paßflächen ist, der durch Zuführen von Drucköl über mindestens eine Nut (12) in mindestens
einer Paßfläche lösbar ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Preßverband zwischen der Exzenterbüchse (5, 6) und dem Exzenter (3, 4) bei
Vorhandensein einer Temperaturdifferenz zwischen diesen beiden Teilen hergestellt
ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Preßverband zwischen der Exzenterbüchse (5, 6) und dem Exzenter (3, 4) mittels
Durckmittelbeaufschlagung des von der zylindrischen Paßfläche in der Exzenterbüchse
(5, 6) begrenzten Hohlraumes hergestellt ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß in der Exzenterwelle (2) eine axiale Druckölleitung (11) mit mindestens einer
Verbindungsleitung zu der Nut (12) vorgesehen ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Exzenterwelle (2) zwei gleichgerichtete Exzenter (3) gleicher Exzentrizität
mit darauf gelagerten Exzenterbüchsen (5) gleicher Exzentrizität aufweist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Exzenterwelle (2) mindestens einen Exzenter (3) aufweist, der mindestens
einem anderen Exzenter (4) gleicher Exzentrizität diametral entgegengerichtet ist,
und daß auf allen Exzentern (3, 4) Exzenterbüchsen (5, 6) gleicher Exzentrizität gelagert
sind.
7. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Exzenterwelle (2) mindestens einen Exzenter aufweist, der mindestens einem
Exzenter abweichender Exzentrizität diametral entgegengerichtet ist, und daß das
Verhältnis der Exzentrizitäten der Exzenterbüchsen zu den Exzentrizitäten der Exzenter
bei allen Exzenter-/Exzenterbüchsenpaarungen gleich ist.
8. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß koaxial auf der Exzenterwelle (2) Winkelgeberscheiben (13, 15) angeordnet sind,
von denen mindestens eine (13) drehfest mit der Exzenterwelle verbunden ist und mindestens
eine (15) je Exzenterbüchse (5, 6) drehbar auf der Exzenterwelle (2) gelagert und
mit der zugeordneten Exzenterbüchse (5, 6) drehfest verbunden ist, und daß jeder
Winkelgeberscheibe (13, 15) mindestens ein raumfest angeordneter, kontaktloser Sensor
(14, 24) zugeordnet ist.