(57) Verfahren zum Elektroschlackeumschmelzen von Metallen, die zu mindestens 50 Gewichtsprozent
in Form mindestens einer stromführenden Abschmelzelektrode, insbesondere einer solchen
mit sauerstoffaffinen Legierungsbestandteilen, durch ein geschmolzenes Schlackenbad
hindurch zu einem Block umgeschmolzen werden.
Zur Lösung der Aufgabe, eine Oxidation, "Freckles", Ringmuster und "White Spots" zu
verhindern und dennoch eine Entgasung durchzuführen, werden folgende Maßnahmen durchgeführt:
a) der Umschmelzprozeß wird unter unteratmosphärischem Druck durchgeführt,
b) als Schlacke wird eine zu mindestens 80 Gewichtsprozent oxidische Schlacke aus
solchen Oxiden verwendet, deren Siedepunkte über 2000 °C liegen, und
c) die Schlacke wird mittels Wechselstrom beheizt.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Elektroschlackeumschmelzen von Metallen,
die zu mindestens 50 Gewichtsprozent in Form mindestens einer stromführenden Abschmelzelektrode,
insbesondere einer solchen mit sauerstoffaffinen Legierungsbestandteilen, durch ein
geschmolzenes Schlackenbad hindurch zu einem Block ungeschmolzen werden.
[0002] Beim Elektroschlackeumschmelzen wird das metallische Ausgangsmaterial durch eine
flüssige bzw. geschmolzene Schlackeschicht hindurch zu einem Ingot oder Block umgeschmolzen,
an dessen Oberseite eine flüssige Zone, der sogenannte Schmelzsee, aufrechterhalten
wird. Der Block kann dabei stationär (in einer sogenannten Standkokille) festgehalten
werden oder kontinuierlich (aus einer sogenannten Strangkokille) abgezogen werden.
Das Ausgangsmaterial kann sowohl in Form einer Abschmelzelektrode zugesetzt werden,
als auch in Form von Stückgut oder Partikeln. Die Schmelz- und Prozeßwärme wird durch
den elektrischen Widerstand der flüssigen Schlacke erzeugt, wobei die Stromzufuhr
sowohl durch die Abschmelzelektrode als auch (im Falle von partikelförmigem Ausgangsmaterial)
durch eine besondere Permanentelektrode erfolgen kann. In der Regel ist der Block
und/oder die Kokille der elektrische Gegenpol. Es ist bekannt, das Elektroschlackeumschmelzverfahren
wahlweise mittels Gleichspannung oder Wechselspannung durchzuführen.
[0003] Durch die DE-OS 14 83 646 ist es bekannt, ds Elektroschlackeumschmelzverfahren auch
unter unteratmosphärischem Druck, d.h. unter einem Druck unterhalb 1 bar durchzuführen.
Für die Stromzuführung sind hierbei allerdings stets Permanentelektroden vorgesehen.
[0004] Für die Herstellung von Werkstücken mit hohen Anforderungen, insbesondere aus Superlegierungen
für rotierende scheibenförmige Teile in Luftfahrttriebwerken, wird von den Ab nehmern
verlangt, daß die Ingots durch das bekannte Vakuum-Umschmelzverfahren (VAR) hergestellt
werden, da das Umschmelzen unter Vakuum zu relativ reinen Blöcken führt, die einen
sehr geringen Gasgehalt aufweisen. Trotz der Tatsache, daß beim VAR-Verfahren aufgrund
einer gerichteten Erstarrung die Blöcke normalerweise frei von Makroseigerungen sind,
können einige typische Segregationserscheinungen, wie beispielsweise "Freckles",
Ringmuster und "White Spots" in den Blöcken auftreten. Während Segregationserscheinungen
wie die "Freckles" und Ringmuster mehr oder weniger durch sorgfältige Einstellung
der Schmelzparameter beherrscht werden können, erscheint die Ausbildung der "White
Spots" unabhängig von den Schmelzbedingungen zu sein. Kürzlich durchgeführte Untersuchungen
haben gezeigt, daß die Ausbildung von "White Spots" nicht die Folge unregelmäßiger
Erstarrungsbedingungen an der Erstarrungsfront sind. Es kann angenommen werden,
daß die Bestandteile der "White Spots" folgende sind:
- Skelette aus Denidriten, die während des Abschmelzens von der gegossenen Abschmelzelektrode
herabfallen,
- Teilchen, die von der sogenannten "Krone" am oberen Blockrand herunterfallen (die
"Krone" ist ein dünner, scharfer Rand oberhalb des Schmelzsees durch Kondensation
bzw. Erstarrung von Dämpfen und Spritzern),
- Ablösung von Teilchen von der Erstarrungskante des Schmelzsees.
[0005] Eine weitere Quelle der "White Spots", die nach eigenen Erfahrungen des Erfinders
aus Teilchen bestehen kann, die aus der gegossenen Elektrode Stammen können, wenn
diese aus einer Superlegierung besteht, die sehr häufig entlang der Stengelkristalle
aufreißt. Es ist daher sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich, diese Fehler bei einem
VAR-Block auszuschliessen.
[0006] Bei dem eingangs beschriebenen ESU-Verfahren wird das Umschmelzen unter einem überhitzten
Schlackebad durchgeführt, dessen Temperatur üblicherweise mehr als 300 °C über der
Liquidus-Temperatur der Superlegierung liegt. DieDenidriten-Skelette oder die aus
der Elektrode herausgebrochenen Teilchen fallen notwendigerweise durch die überhitzte
Schlacke und haben infolgedessen ausreichend Zeit zum Aufschmelzen, bevor sie den
Schmelzsee erreichen. Auch gibt es beim ESU-Verfahren keine Ausbildung einer Krone
am oberen Blockrand. Infolgedessen führt das ESU-Verfahren auch nicht zur Ausbildung
von "White Spots".
[0007] Obwohl die aus dem ESU-Verfahren hervorgegangenen Blöcke mindestens ebenso gut sind
wie die aus dem VAR-Verfahren hervorgegangenen Blöcke, fordern die Abnehmer bei Superlegierungen
regelmäßig die Anwendung des VAR-Verfahrens für die Herstellung rotierender Scheiben
von Luftfahrtriebwerken. Der Grund hierfür ist darin zu sehen, daß bei den üblichen
ESU-Verfahren nicht nur keine Entgasung des Materials stattfindet, sondern sogar
in gewissen Fällen eine zusätzliche Gasaufnahme zu befürchten ist. Hierbei spielen
Wasserstoff und Stickstoff die gefährlichste Rolle.
[0008] Eine weitere, sehr wesentliche, Gefahr besteht in der Bildung von Oxiden und oxidischen
Einschlüssen durch Oxidation des Metalls, insbesondere der sauerstoffaffinen Legierungsbestandteile,
durch den umgebenden Luftsauerstoff. Bei diesen sauerstoffaffinen Legierungsbestandteilen
handelt es sich um die Elemente Aluminium, Bor, Titan, Zirkonium u.a. Durch die Oxidation
derartiger Legierungsbestandteile entsteht dann ein entsprechender Mangel.
[0009] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs beschriebenen
Gattung anzugeben, bei dem eine Oxidation verhindert wird, eine Entgasung stattfindet
und weder "Freckles", noch Ringmuster, noch "White Spots" auftreten. Es ist dabei
ganz entscheidend, daß die betreffende Aufgabe im Hinblick auf alle Teilaufgaben
gleichzeitig gelöst wird.
[0010] Die Lösung der gestellten Aufgabe erfolgt bei dem eingangs beschriebenen Verfahren
erfindungsgemäß durch die Kombination der Merkmale, daß man
a) den Umschmelzprozeß unter unteratmosphärischem Druck durchführt,
b) als Schlacke eine zu mindestens 80 Gewichtsprozent oxidische Schlacke aus solchen
Oxiden verwendet, deren Siedepunkte über 2000 °C liegen, und
c) die Schlacke mittels Wechselstrom beheizt.
[0011] Sofern eine Schutzgasatmosphäre aus Inert- oder Edelgas verwendet wird, kann mit
einem Druck von höchstens 900 mbar gearbeitet werden. Bei Verwendung von Vakuum ist
es besonders zweckmäßig, in einem Druckbereich zwischen 200 und 10⁻² mbar zu arbeiten.
In sämtlichen Fällen findet eine ausreichende Entgasung der Schmelze statt, und jegliche
Oxidation des Elektrodenmetalls und der Legierungsbestandteile wird wirksam ausgeschaltet,
ohne daß dabei auf die Vorteile des ESU-Verfahrens hinsichtlich einer guten Blockoberfläche,
einer metallurgischen Arbeit und die Vermeidung der "White Spots" verzichtet werden
muß.
[0012] Von ganz besonderer Bedeutung ist dabei auch die Schlackezusammensetzung. So ist
es z.B. aus der Literatur bekannt, daß aus Schlackenmischungen mit hohen Fluoranteilen
infolge der chemischen Reaktionen der Fluorverbindung mit oxidischen Schlackenanteilen
laufend gasförmige Fluorverbindungen austreten. Würde man eine derartige Schlacke
mit hohen Fluoridanteilen unter Vakuum verwenden, so würde aufgrund der Herabsetzung
des Partialdrucks die Reaktion in Richtung auf die Bildung weiterer flüchtiger Fluoride
verschoben, so daß der Prozeß schwer kontrollierbar würde.
[0013] Wenn man erfindungsgemäß eine Schlacke verwendet, die zu mindestens 80 Gewichtsprozent
aus oxidischen Komponenten besteht, deren Siedepunkte über 2000 °C liegen, so bleibt
die Schlackezusammensetzung stabil. In Frage kommen insbesondere reine Oxid-Systeme
wie beispielsweise solche aus CaO, Al₂O₃ und MgO. Mit besonderem Vorteil können dabei
CaO und Al₂O₃ zu je 48 % und MgO zu 4 Gewichtsprozent vorhanden sein.
[0014] Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens lassen sich wie folgt darstellen:
1. Anwendung von Wechselstrom zur besseren Steuerung der gewünschten metallurgischen
Reaktionen und zur Vermeidung von gleichgerichteten Magnetfeldern, die die Frecklesbildung
im Umschmelzblock begünstigen würden,
2. Anwendung des Vakuums zur Beseitigung der Einflüsse von Wasserstoff und Stickstoff
sowie zur Vermeidung der Oxidation von Schlacke und Metall,
3. Anwendung einer oxidischen, reaktionsfähigen Schlacke zur Erzielung eines besseren
Reinheitsgrades als beim VAR-Verfahren und
4. Vermeidung von "White Spots".
Beispiel:
[0015] Eine Abschmelzelektrode aus Inconel 718, eine Nickel-Basis-Legierung mit hohen Gehalten
an Titan und Aluminium, und mit einer Länge von 500 mm und einem Durchmesser von 90
mm wurde in einer wassergekühlten Standkokille mit einem Innendurchmesser von 150
mm zu einem Block umgeschmolzen. Die Höhe des Schlackenbades über dem Block betrug
70 mm. Die Schlacke bestand zu je 48 Gewichtsprozent aus CaO und Al₂O₃ und zu 4 Gewichtsprozent
aus MgO. Die Elektrode wurde mit einer Spannung von 35 V und einer Stromstärke von
2300 A betrieben. Nach einer Umschmelzdauer von 15 Minuten unter einem Vakuum von
5 × 10⁻¹ mbar war die Elektrode bis auf einen Rest abgeschmolzen. Der nach Abkühlung
aus der Kokille entnommene Block hatte eine saubere glatte Oberfläche und besaß keinerlei
"Krone". Schnittbilder ergaben, daß der Block über seine gesamte Länge und seinen
gesamten Durchmesser frei von Freckles, White Spots und Ringmustern war. Die Legierungszusammensetzung
entsprach äußerst weitgehend derjenigen der Elektrode, d.h. es wurde keinerlei Abbrand
von Aluminium und Titan beobachtet.
1. Verfahren zum Elektroschlackeumschmelzen von Metallen, die zu mindestens 50 Gewichtsprozent
im Form mindestens einer stromführenden Abschmelzelektrode, insbesondere einer solchen
mit sauerstoffaffinen Legierungsbestandteilen, durch ein geschmolzenes Schlackenbad
hindurch zu einem Block umgeschmolzen werden,
dadurch gekennzeichnet, daß man
a) den Umschmelzprozeß unter unteratmosphärischem Druck durchführt,
b) als Schlacke eine zu mindestens 80 Gewichtsprozent oxidische Schlacke aus solchen
Oxiden verwendet, deren Siedepunkte über 2000 °C liegen, und
c) die Schlacke mittels Wechselstrom beheizt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man das Vakuum zwischen 200 und 10⁻² mbar wählt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Umschmelzvorgang unter einer Inertgasatmosphäre mit einem Druck von höchstens
900 mbar durchgeführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Frequenz des Wechselstroms zwischen 1 und 100 Hz wählt.