(19)
(11) EP 0 249 147 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
16.12.1987  Patentblatt  1987/51

(21) Anmeldenummer: 87108075.0

(22) Anmeldetag:  04.06.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4C11D 3/43
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE CH DE ES FR GB IT LI NL

(30) Priorität: 12.06.1986 AT 1601/86

(71) Anmelder: Henkel Kommanditgesellschaft auf Aktien
40191 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Frieser, Erich
    A-1160 Wien (AT)
  • Jainschig, Alexander
    A-1030 Wien (AT)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Flüssige Allzweckreinigungsmittel


    (57) Flüssige Allzweckreinigungsmittel mit einem Gehalt an anionischen und/oder nichtionischen Tensiden, wasserlöslichen Gerüstsubstan­zen, wasserlöslichen Lösungsmitteln und Terpenen, welche Reini­gungsmittel einen Zusatz an unpolaren, wasserunlöslichen Lö­sungsmitteln auf Basis von ganz oder teilweise hydrierten Naph­thalinen enthalten.


    Beschreibung


    [0001] Die im Haushalt und am Arbeitsplatz vorhandenen Oberflächen aus Kunststoffen, Glas, Keramik, Edelstahl werden fast ausschließlich mit flüssigen Reinigungsmitteln gereinigt. Den herkömmlichen flüssigen Allzweckreinigungsmitteln sind jedoch in ihrer fett- und schmutzlösenden Wirkung Grenzen gesetzt, da aus Gründen der Produktstabilität meist nur begrenzte Mengen an Tensiden und Komplexbildnern eingebaut werden können. Zu hohe Anteile an diesen fett- und schmutzlösenden Substanzen führen nicht nur zu lagerunstabilen Produkten, sondern auch zum Auftreten von Produktrückständen in Form von Streifen und Flecken auf den damit gereinigten Oberflächen.

    [0002] Der Zusatz wasserlöslicher Lösungsmittel vom Typ ein- und mehr­wertiger Alkohole, Glykole, Glykolether bzw. Glykoletheracetate zu flüssigen Reinigungsmitteln ist üblich. Dabei wirken diese wasserlöslichen Lösungsmittel einerseits als Lösungsvermittler für Tenside, ergeben aber andererseits auch gewisse Vorteile bei der Reinigung von fett- und ölverschmutzten Flächen.

    [0003] Ebenso ist der Einbau von fettlösenden und geruchsbildenden Terpenen in flüssige Allzweckreinigungsmittel bekannt. So werden beispielsweise in der europäischen Patentanmeldung 80749 flüssige Reinigungsmittel mit einem Gehalt an Tensiden, wasserlöslichen Gerüstsubstanzen, wasserlöslichen Lösungsmitteln und Terpenen und einem weiteren Gehalt an 2-(2-Butoxyethoxy)ethanol be­schrieben.

    [0004] Kombinationen von Tensiden, wasserlöslichen Gerüstsubstanzen und wasserlöslichen Lösungsmitteln mit Mono- oder Sesqui-­Terpenen und polaren Lösungsmitteln mit einer Löslichkeit im Wasser von 0,2 bis 10 % Masse, vorzugsweise Benzylalkohol, sind Gegenstand der europäischen Patentanmeldung 106266 und des europäischen Patents 40882.

    [0005] In der europäischen Patentanmeldung 137 616 wird ein flüssiges Reinigungsmittel mit üblichen Bestandteilen, das wenigstens 5 % eines fettentfernenden Lösungsmittels und 5 bis 50 % einer Fett­säure oder Seife enthält, wobei das Reinigungsmittel als stabile Öl-in-Wasser-Mikroemulsion mit einem pH-Wert von 6,5 und dar­über formuliert ist, beschrieben. Unter fettentfernendem Lösungs­mittel wird auch eine Mischung aus einem nichtpolaren Lösungs­mittel (Terpene, Iso-C₁₀- bis C₁₂-Paraffinöle, C₆- bis C₉-Alkyl­benzole oder flüssige Olefine) und einem polaren Lösungsmittel (Benzylalkohol, Diethylphthalat, Dibutylphthalat oder 2-(2-But­oxyethoxy)-ethanol)) verstanden. Als Lösungsmittel werden auch Cycloalkane (Cyclohexan und Naphtha) genannt. Hydrierte Naph­thaline gehören nicht zu diesen Lösungsmitteln.

    [0006] Die schweizerische Patentschrift 160 446 betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Schmutz, Fett und dergleichen auflösenden und aufsaugenden Reinigungspaste für alle nicht wasserlöslichen Flä­chen, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man eine Tetrachlor­kohlenstoff, Decalin, Hexalin, Olivenöl und Wasser enthaltende Emulsion mit einer Suspension von Reisstärke in Wasser bis zur Bildung einer weißen Emulsion verrührt und hierauf mit soviel Natronlauge und Wasser, wie man zur Erzielung einer nach erfolg­ter Verseifung des Olivenöls nicht mehr als 0,5 % freies Alkali enthaltenden weißen Paste benötigt, versetzt.

    [0007] Ein Behandlungsmittel zum Ablösen und Dispergieren von verfe­stigten Ablagerungen von Verbrennungsrückständen auf Maschi­nen oder Apparateteilen, insbesondere von Brennkraftmaschinen, das aus einem emulgierbaren Flüssigkeitsgemisch besteht, welches insgesamt 12 bis 23 Gewichtsteile eines Gemisches aus Ammonium- und Calciumalkylbenzolsulfonaten, 50 bis 70 Gewichtsteile hydrier­ter Naphthaline und 10 bis 20 Gewichtsteile technischer Pyridin­basen enthält, wird in der DD-Patentschrift 34 996 beschrieben.

    [0008] Im SU Erfinderschein 1 145 027 handelt es sich im wesentlichen um ein Seifenstück, das 90 bis 95 Gewichtsteile Seife, 0,5 bis 1 Gewichtsteil Polyacrylamid, 1,5 bis 3 Gewichtsteile Decalin und 3 bis 6 Gewichtsteile Galle enthält.

    [0009] Es wurde nun gefunden, daß Kombinationen von Tensiden, was­serlöslichen Gerüstsubstanzen, wasserlöslichen Lösungsmitteln und Terpenen mit bestimmten unpolaren, wasserunlöslichen Lösungs­mitteln in flüssigen Reinigungsmitteln synergistische Reinigungs­effekte besonders an Öl- und Fettanschmutzungen zeigen.

    [0010] Die vorliegende Erfindung betrifft daher flüssige Allzweckreini­gungsmittel mit einem Gehalt an anionischen und/oder nichtioni­schen Tensiden, wasserlöslichen Gerüstsubstanzen, wasserlösli­chen Lösungsmitteln und Terpenen, die durch einen Zusatz an unpolaren, wasserunlöslichen Lösungsmitteln auf Basis von ganz oder teilweise hydrierten Naphthalinen gekennzeichnet sind.

    [0011] Die erfindungsgemäßen flüssigen Allzweckreinigungsmittel weisen folgende Zusammensetzung auf:
    1 bis 25, vorzugsweise 3 bis 10 Gewichtsprozent an anionischen und/oder nichtionischen Tensiden,
    0,1 bis 10, vorzugsweise 0,5 bis 5 Gewichtsprozent an wasser­löslichen Gerüstsubstanzen,
    1 bis 15, vorzugsweise 5 bis 10 Gewichtsprozent an wasserlösli­chen Lösungsmitteln,
    0,25 bis 5,0, vorzugsweise 0,5 bis 2,5 Gewichtsprozent an unpo­laren, wasserunlöslichen Lösungsmitteln auf Basis von ganz oder teilweise hydrierten Naphthalinen und
    0,25 bis 5,0, vorzugsweise 0,5 bis 2,5 Gewichtsprozent an Terpe­nen,
    wobei die Gesamtmenge der Kombination aus vorhandenem Terpen­anteil mit dem unpolaren, wasserunlöslichen Lösungsmittel 0,5 bis 10, vorzugsweise 1,0 bis 5 Gewichtsprozent beträgt.

    [0012] Gegebenenfalls können auch noch alkalisch wirkende Bestandteile zur Einstellung der flüssigen Reinigungsmittel auf pH-Werte von größer als 7, vorzugsweise 8 bis 10 zugesetzt werden.

    [0013] Als anionische Tenside werden die für diese Zwecke üblichen li­nearen Alkylbenzolsulfonate, Alkansulfonate, Olefinsulfonate, Al­kylsulfate, alpha-Sulfofettsäuremethylester, Fettalkoholethersulfate und Fettsäuren in Form ihrer Alkali- oder Aminsalze eingesetzt.

    [0014] Als nichtionische Tenside kommen vorzugsweise ethoxylierte Alko­hole, Säuren und Amine mit Alkylketten von 10 bis 18 C-Atomen und 4 bis 20 Mol Ethylenoxid im Molekül und Aminoxide, wie Di­methylalkylaminoxide und Bis(hydroxyethyl)alkylaminoxide in Be­tracht.

    [0015] Als wasserlösliche Gerüstsubstanzen können anorganische oder or­ganische Komplexbildner aus folgenden Gruppen eingesetzt wer­den:
    Tri- oder Pyrophosphate; Organophosphonsäuren, z. B. Aminotri­methylenphosphonsäure, Hexamethylendiamintetramethylenphos­phonsäure, Hydroxyethandiphosphonsäure; Aminopolycarbonsäu­ren, wie Nitrilotriessigsäure, Ethylendiamintetraessigsäure; Poly­carboxylsäure, wie z. B. Copolymere von Maleinsäureanhydrid mit Acrylsäure, mit Olefinen oder Methylvinylether, Polyacrylsäuren, Polyaldehydocarbonsäuren; monomere Carboxysäuren, wie z. B. Zitronensäure, Gluconsäure.

    [0016] Alle Komplexbildner werden in Form ihrer Alkalisalze eingesetzt.

    [0017] Die wasserlöslichen Lösungsmittel stammen vorzugsweise aus der Gruppe der aliphatischen C₂ - C₃-Alkohole, der Glykole und der Glykolether, können aber auch lösungsvermittelnde Verbindungen sein wie insbesondere Harnstoff oder Hydrotrope wie Alkylbenzol­sulfonate mit C₁ - C₃-Alkylketten.

    [0018] Zum Einstellen des pH-Wertes eignen sich Ätzalkali, Ätznatron, Alkali-Carbonate, Ammoniak. Vorzugsweise setzt man aus Stabili­tätsgründen Mono-, Di- oder Triethanolamin ein.

    [0019] Die Einstellung eines pH-Wertes über 7 ist wegen der stärker ne­gativen Aufladung von Schmutz und Substrat und dadurch einer verstärkten gegenwertigen elektrostatischen Abstoßung von Vor­teil.

    [0020] Geeignete Terpene sind vorzugsweise die Terpenkohlenwasser­stoffe aus der Gruppe der monocyclischen und bicyclischen Monoterpene. Zu den verwendbaren monocyclischen Monoterpenen zählen hier alpha- und beta-Terpinen, D-Limonen und L-Limonen, Dipenten, zu den bicyclischen Monoterpenen alpha- und beta-Pinen. Aber auch Mischungen von mono- und bicyclischen Terpenkohlenwasserstoffen sowie die sogenannten Pineöle, das heißt Mischungen u. a. aus Terpenen mit 60 bis 80 % alpha- und beta-Terpineolen (siehe Ullmann,(Band 16, 3. Auflage,"Encyclopä­die der techischen Chemie",(1965), S. 777), ergeben die erfin­dungsgemäßen synergistischen Reinigungseffekte in Kombination mit den wasserunlöslichen unpolaren Lösungsmitteln.

    [0021] Die wasserunlöslichen unpolaren Lösungsmittel auf Basis von ganz oder teilweise hydrierten Naphthalinen sind aus kommerziellen Gründen vorzugsweise Dekahydronaphthalin und Tetrahydronaphthalin, aber auch Hexahydronaphthalin und Octahydronaphthalin kommen in Betracht.

    [0022] Der Nachweis der synergistischen Wirkung der Kombination von wasserunlöslichen cycloaliphatischen Kohlenwasserstoffen und Terpenen geht aus den nachstehenden Beispielen hervor.

    Beispiele



    [0023] Weiße PVC-Folie wurde mit schwarzer Schuhcreme bestrichen und dann anschließend 6 ml der Test-Reiniger mittels Kunststoff­schwamm auf das Wischgerät (vgl. E. Kiewert, Seifen, Öle, Fett, Wachse 107 (1981) 35) verteilt. Nach jeweils 10 Hin- und Her­gängen - also der eigentlichen Reinigung - wurde die PVC-Folie unter fließendem Wasser abgespült und luftgetrocknet. An­schließend wurde der Weißgrad der PVC-Folie ermittelt. (R = Remissionswert, gemessen mittels Farbmeßgerät LF 90 Firma Dr. Lange).

    Beispiel 1



    [0024] Produkt I 7,0% lineares C₉-C₁₃-Alkylbenzolsufonat, Na-Salz
    1,0% Addukt von 10 Mol Ethylenoxid an 1 Mol C₁₆-C₁₈-Fettalkohol
    0,4% Aminotrimethylenphosphonsäure, Na-Salz
    6,0% Isopropanol
    Rest: ad 100 % Wasser; pH-Wert 10 mit Triethanolamin eingestellt.



    [0025] Der Synergismus der erfindungsgemäß zugesetzten Kombination ist deutlich erkennbar.

    Beispiel 2



    [0026] Produkt II 4,0 % Na-C₁₄-C₁₇ Alkansulfonat, Na-Salz
    2,0 % Addukt von 7 Mol Ethylenoxid an 1 Mol C₁₃-C₁₅-Oxoalkohol
    1,0 % Na-Seife aus Laurinsäure (C₁₂= 93 %)
    3,0 % Na-Citrat
    3,0 % Na-Carbonat
    1,5 % Na-Cumolsulfonat
    Rest: ad 100 % Wasser

    [0027] Anstelle von Schuhcreme wurde die PVC-Folie diesmal mit schwar­zer Wimperntusche angeschmutzt:


    Beispiel 3



    [0028] Produkt III 5,0 % lineares C₉-C₁₃-Alkylbenzolsulfonat, Na-Salz
    2,0 % Addukt von 7 Mol Ethylenoxid an 1 Mol C₁₃-C₁₅-Oxoalkohol
    2,0 % K-Pyrophosphat
    8,0 % Isopropanol
    Rest: Wasser



    [0029] Die erfinderischen Reinigungsmittel weisen auch bei unverdünnter direkter Anwendung auf verschmutzten Flächen Vorteile in der Reinigungswirkung auf.

    Beispiel 4



    [0030] Auch die Reinigungswirkung der erfindungsgemäßen Reinigungs­mittel gegenüber den in der EP 106.266 genannten Formulierungen ist günstiger. Hierbei wurde das dort angeführte Beispiel 3 der Reinigungswirkung einer erfindungsgemäßen Formulierung gegen­übergestellt:



    [0031] Des weiteren wurde das Beispiel 21 der EP 106.266 in leicht geänderter Form vergleichsweise einer Formel mit der erfin­dungsgemäßen Lösungsmittelkombination gegenübergestellt.



    [0032] Die Überprüfung der Reinigungswirkung erfolgte an mit schwarzer Schuhcreme bzw. schwarzer Wimperntusche angeschmutzer weißer PVC-Folie in der weiter oben beschriebenen Art mit anschließen­der Messung des Weißgrades (R-Wert).



    [0033] Herausragend bei dem erfindungsgemäßen Reinigungsmittel ist auch die Rückstandsfreiheit der gereinigten Flächen, die ein Nachwischen erübrigt.


    Ansprüche

    1. Flüssige Allzweckreinigungsmittel mit einem Gehalt an anioni­schen und/oder nichtionischen Tensiden, wasserlöslichen Ge­rüstsubstanzen, wasserlöslichen Lösungsmitteln und Terpenen, dadurch gekennzeichnet, daß sie einen Zusatz an unpolaren, wasserunlöslichen Lösungsmitteln auf Basis von ganz oder teil­weise hydrierten Naphthalinen enthalten.
     
    2. Flüssige Reinigungsmittel nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, daß sie als unpolare, wasserunlösliche Lösungsmittel Dekahydronaphthalin oder Tetrahydronaphthalin enthalten.
     
    3. Flüssige Reinigungsmittel nach den Ansprüchen 1 und 2, da­durch gekennzeichnet, daß sie 0,25 bis 5,0, vorzugsweise 0,5 bis 2,5 Gewichtsprozent an den unpolaren wasserunlöslichen Lösungsmitteln enthalten.
     
    4. Flüssiges Reinigungsmittel nach den Ansprüchen 1 und 2, da­durch gekennzeichnet, daß die Gesamtmenge der Kombination aus vorhandenem Terpenanteil mit dem unpolaren wasserunlös­lichen Lösungsmittel 0,5 bis 10, vorzugsweise 1,0 bis 5 Ge­wichtsprozent beträgt.
     
    5. Flüssige Reinigungsmittel nach den Ansprüchen 1 und 2, da­durch gekennzeichnet, daß der pH-Wert über 7, vorzugsweise zwischen 8 und 10 liegt.
     





    Recherchenbericht