[0001] Die im Haushalt und am Arbeitsplatz vorhandenen Oberflächen aus Kunststoffen, Glas,
Keramik, Edelstahl werden fast ausschließlich mit flüssigen Reinigungsmitteln gereinigt.
Den herkömmlichen flüssigen Allzweckreinigungsmitteln sind jedoch in ihrer fett- und
schmutzlösenden Wirkung Grenzen gesetzt, da aus Gründen der Produktstabilität meist
nur begrenzte Mengen an Tensiden und Komplexbildnern eingebaut werden können. Zu hohe
Anteile an diesen fett- und schmutzlösenden Substanzen führen nicht nur zu lagerunstabilen
Produkten, sondern auch zum Auftreten von Produktrückständen in Form von Streifen
und Flecken auf den damit gereinigten Oberflächen.
[0002] Der Zusatz wasserlöslicher Lösungsmittel vom Typ ein- und mehrwertiger Alkohole,
Glykole, Glykolether bzw. Glykoletheracetate zu flüssigen Reinigungsmitteln ist üblich.
Dabei wirken diese wasserlöslichen Lösungsmittel einerseits als Lösungsvermittler
für Tenside, ergeben aber andererseits auch gewisse Vorteile bei der Reinigung von
fett- und ölverschmutzten Flächen.
[0003] Ebenso ist der Einbau von fettlösenden und geruchsbildenden Terpenen in flüssige
Allzweckreinigungsmittel bekannt. So werden beispielsweise in der europäischen Patentanmeldung
80749 flüssige Reinigungsmittel mit einem Gehalt an Tensiden, wasserlöslichen Gerüstsubstanzen,
wasserlöslichen Lösungsmitteln und Terpenen und einem weiteren Gehalt an 2-(2-Butoxyethoxy)ethanol
beschrieben.
[0004] Kombinationen von Tensiden, wasserlöslichen Gerüstsubstanzen und wasserlöslichen
Lösungsmitteln mit Mono- oder Sesqui-Terpenen und polaren Lösungsmitteln mit einer
Löslichkeit im Wasser von 0,2 bis 10 % Masse, vorzugsweise Benzylalkohol, sind Gegenstand
der europäischen Patentanmeldung 106266 und des europäischen Patents 40882.
[0005] In der europäischen Patentanmeldung 137 616 wird ein flüssiges Reinigungsmittel mit
üblichen Bestandteilen, das wenigstens 5 % eines fettentfernenden Lösungsmittels und
5 bis 50 % einer Fettsäure oder Seife enthält, wobei das Reinigungsmittel als stabile
Öl-in-Wasser-Mikroemulsion mit einem pH-Wert von 6,5 und darüber formuliert ist,
beschrieben. Unter fettentfernendem Lösungsmittel wird auch eine Mischung aus einem
nichtpolaren Lösungsmittel (Terpene, Iso-C₁₀- bis C₁₂-Paraffinöle, C₆- bis C₉-Alkylbenzole
oder flüssige Olefine) und einem polaren Lösungsmittel (Benzylalkohol, Diethylphthalat,
Dibutylphthalat oder 2-(2-Butoxyethoxy)-ethanol)) verstanden. Als Lösungsmittel werden
auch Cycloalkane (Cyclohexan und Naphtha) genannt. Hydrierte Naphthaline gehören
nicht zu diesen Lösungsmitteln.
[0006] Die schweizerische Patentschrift 160 446 betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer
Schmutz, Fett und dergleichen auflösenden und aufsaugenden Reinigungspaste für alle
nicht wasserlöslichen Flächen, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man eine Tetrachlorkohlenstoff,
Decalin, Hexalin, Olivenöl und Wasser enthaltende Emulsion mit einer Suspension von
Reisstärke in Wasser bis zur Bildung einer weißen Emulsion verrührt und hierauf mit
soviel Natronlauge und Wasser, wie man zur Erzielung einer nach erfolgter Verseifung
des Olivenöls nicht mehr als 0,5 % freies Alkali enthaltenden weißen Paste benötigt,
versetzt.
[0007] Ein Behandlungsmittel zum Ablösen und Dispergieren von verfestigten Ablagerungen
von Verbrennungsrückständen auf Maschinen oder Apparateteilen, insbesondere von Brennkraftmaschinen,
das aus einem emulgierbaren Flüssigkeitsgemisch besteht, welches insgesamt 12 bis
23 Gewichtsteile eines Gemisches aus Ammonium- und Calciumalkylbenzolsulfonaten, 50
bis 70 Gewichtsteile hydrierter Naphthaline und 10 bis 20 Gewichtsteile technischer
Pyridinbasen enthält, wird in der DD-Patentschrift 34 996 beschrieben.
[0008] Im SU Erfinderschein 1 145 027 handelt es sich im wesentlichen um ein Seifenstück,
das 90 bis 95 Gewichtsteile Seife, 0,5 bis 1 Gewichtsteil Polyacrylamid, 1,5 bis 3
Gewichtsteile Decalin und 3 bis 6 Gewichtsteile Galle enthält.
[0009] Es wurde nun gefunden, daß Kombinationen von Tensiden, wasserlöslichen Gerüstsubstanzen,
wasserlöslichen Lösungsmitteln und Terpenen mit bestimmten unpolaren, wasserunlöslichen
Lösungsmitteln in flüssigen Reinigungsmitteln synergistische Reinigungseffekte besonders
an Öl- und Fettanschmutzungen zeigen.
[0010] Die vorliegende Erfindung betrifft daher flüssige Allzweckreinigungsmittel mit einem
Gehalt an anionischen und/oder nichtionischen Tensiden, wasserlöslichen Gerüstsubstanzen,
wasserlöslichen Lösungsmitteln und Terpenen, die durch einen Zusatz an unpolaren,
wasserunlöslichen Lösungsmitteln auf Basis von ganz oder teilweise hydrierten Naphthalinen
gekennzeichnet sind.
[0011] Die erfindungsgemäßen flüssigen Allzweckreinigungsmittel weisen folgende Zusammensetzung
auf:
1 bis 25, vorzugsweise 3 bis 10 Gewichtsprozent an anionischen und/oder nichtionischen
Tensiden,
0,1 bis 10, vorzugsweise 0,5 bis 5 Gewichtsprozent an wasserlöslichen Gerüstsubstanzen,
1 bis 15, vorzugsweise 5 bis 10 Gewichtsprozent an wasserlöslichen Lösungsmitteln,
0,25 bis 5,0, vorzugsweise 0,5 bis 2,5 Gewichtsprozent an unpolaren, wasserunlöslichen
Lösungsmitteln auf Basis von ganz oder teilweise hydrierten Naphthalinen und
0,25 bis 5,0, vorzugsweise 0,5 bis 2,5 Gewichtsprozent an Terpenen,
wobei die Gesamtmenge der Kombination aus vorhandenem Terpenanteil mit dem unpolaren,
wasserunlöslichen Lösungsmittel 0,5 bis 10, vorzugsweise 1,0 bis 5 Gewichtsprozent
beträgt.
[0012] Gegebenenfalls können auch noch alkalisch wirkende Bestandteile zur Einstellung der
flüssigen Reinigungsmittel auf pH-Werte von größer als 7, vorzugsweise 8 bis 10 zugesetzt
werden.
[0013] Als anionische Tenside werden die für diese Zwecke üblichen linearen Alkylbenzolsulfonate,
Alkansulfonate, Olefinsulfonate, Alkylsulfate, alpha-Sulfofettsäuremethylester, Fettalkoholethersulfate
und Fettsäuren in Form ihrer Alkali- oder Aminsalze eingesetzt.
[0014] Als nichtionische Tenside kommen vorzugsweise ethoxylierte Alkohole, Säuren und
Amine mit Alkylketten von 10 bis 18 C-Atomen und 4 bis 20 Mol Ethylenoxid im Molekül
und Aminoxide, wie Dimethylalkylaminoxide und Bis(hydroxyethyl)alkylaminoxide in
Betracht.
[0015] Als wasserlösliche Gerüstsubstanzen können anorganische oder organische Komplexbildner
aus folgenden Gruppen eingesetzt werden:
Tri- oder Pyrophosphate; Organophosphonsäuren, z. B. Aminotrimethylenphosphonsäure,
Hexamethylendiamintetramethylenphosphonsäure, Hydroxyethandiphosphonsäure; Aminopolycarbonsäuren,
wie Nitrilotriessigsäure, Ethylendiamintetraessigsäure; Polycarboxylsäure, wie z.
B. Copolymere von Maleinsäureanhydrid mit Acrylsäure, mit Olefinen oder Methylvinylether,
Polyacrylsäuren, Polyaldehydocarbonsäuren; monomere Carboxysäuren, wie z. B. Zitronensäure,
Gluconsäure.
[0016] Alle Komplexbildner werden in Form ihrer Alkalisalze eingesetzt.
[0017] Die wasserlöslichen Lösungsmittel stammen vorzugsweise aus der Gruppe der aliphatischen
C₂ - C₃-Alkohole, der Glykole und der Glykolether, können aber auch lösungsvermittelnde
Verbindungen sein wie insbesondere Harnstoff oder Hydrotrope wie Alkylbenzolsulfonate
mit C₁ - C₃-Alkylketten.
[0018] Zum Einstellen des pH-Wertes eignen sich Ätzalkali, Ätznatron, Alkali-Carbonate,
Ammoniak. Vorzugsweise setzt man aus Stabilitätsgründen Mono-, Di- oder Triethanolamin
ein.
[0019] Die Einstellung eines pH-Wertes über 7 ist wegen der stärker negativen Aufladung
von Schmutz und Substrat und dadurch einer verstärkten gegenwertigen elektrostatischen
Abstoßung von Vorteil.
[0020] Geeignete Terpene sind vorzugsweise die Terpenkohlenwasserstoffe aus der Gruppe
der monocyclischen und bicyclischen Monoterpene. Zu den verwendbaren monocyclischen
Monoterpenen zählen hier alpha- und beta-Terpinen, D-Limonen und L-Limonen, Dipenten,
zu den bicyclischen Monoterpenen alpha- und beta-Pinen. Aber auch Mischungen von mono-
und bicyclischen Terpenkohlenwasserstoffen sowie die sogenannten Pineöle, das heißt
Mischungen u. a. aus Terpenen mit 60 bis 80 % alpha- und beta-Terpineolen (siehe Ullmann,(Band
16, 3. Auflage,"Encyclopädie der techischen Chemie",(1965), S. 777), ergeben die
erfindungsgemäßen synergistischen Reinigungseffekte in Kombination mit den wasserunlöslichen
unpolaren Lösungsmitteln.
[0021] Die wasserunlöslichen unpolaren Lösungsmittel auf Basis von ganz oder teilweise hydrierten
Naphthalinen sind aus kommerziellen Gründen vorzugsweise Dekahydronaphthalin und Tetrahydronaphthalin,
aber auch Hexahydronaphthalin und Octahydronaphthalin kommen in Betracht.
[0022] Der Nachweis der synergistischen Wirkung der Kombination von wasserunlöslichen cycloaliphatischen
Kohlenwasserstoffen und Terpenen geht aus den nachstehenden Beispielen hervor.
Beispiele
[0023] Weiße PVC-Folie wurde mit schwarzer Schuhcreme bestrichen und dann anschließend 6
ml der Test-Reiniger mittels Kunststoffschwamm auf das Wischgerät (vgl. E. Kiewert,
Seifen, Öle, Fett, Wachse 107 (1981) 35) verteilt. Nach jeweils 10 Hin- und Hergängen
- also der eigentlichen Reinigung - wurde die PVC-Folie unter fließendem Wasser abgespült
und luftgetrocknet. Anschließend wurde der Weißgrad der PVC-Folie ermittelt. (R =
Remissionswert, gemessen mittels Farbmeßgerät LF 90 Firma Dr. Lange).
Beispiel 1
[0024] Produkt I 7,0% lineares C₉-C₁₃-Alkylbenzolsufonat, Na-Salz
1,0% Addukt von 10 Mol Ethylenoxid an 1 Mol C₁₆-C₁₈-Fettalkohol
0,4% Aminotrimethylenphosphonsäure, Na-Salz
6,0% Isopropanol
Rest: ad 100 % Wasser; pH-Wert 10 mit Triethanolamin eingestellt.
[0025] Der Synergismus der erfindungsgemäß zugesetzten Kombination ist deutlich erkennbar.
Beispiel 2
[0026] Produkt II 4,0 % Na-C₁₄-C₁₇ Alkansulfonat, Na-Salz
2,0 % Addukt von 7 Mol Ethylenoxid an 1 Mol C₁₃-C₁₅-Oxoalkohol
1,0 % Na-Seife aus Laurinsäure (C₁₂= 93 %)
3,0 % Na-Citrat
3,0 % Na-Carbonat
1,5 % Na-Cumolsulfonat
Rest: ad 100 % Wasser
[0027] Anstelle von Schuhcreme wurde die PVC-Folie diesmal mit schwarzer Wimperntusche
angeschmutzt:
Beispiel 3
[0028] Produkt III 5,0 % lineares C₉-C₁₃-Alkylbenzolsulfonat, Na-Salz
2,0 % Addukt von 7 Mol Ethylenoxid an 1 Mol C₁₃-C₁₅-Oxoalkohol
2,0 % K-Pyrophosphat
8,0 % Isopropanol
Rest: Wasser
[0029] Die erfinderischen Reinigungsmittel weisen auch bei unverdünnter direkter Anwendung
auf verschmutzten Flächen Vorteile in der Reinigungswirkung auf.
Beispiel 4
[0030] Auch die Reinigungswirkung der erfindungsgemäßen Reinigungsmittel gegenüber den
in der EP 106.266 genannten Formulierungen ist günstiger. Hierbei wurde das dort angeführte
Beispiel 3 der Reinigungswirkung einer erfindungsgemäßen Formulierung gegenübergestellt:
[0031] Des weiteren wurde das Beispiel 21 der EP 106.266 in leicht geänderter Form vergleichsweise
einer Formel mit der erfindungsgemäßen Lösungsmittelkombination gegenübergestellt.
[0032] Die Überprüfung der Reinigungswirkung erfolgte an mit schwarzer Schuhcreme bzw. schwarzer
Wimperntusche angeschmutzer weißer PVC-Folie in der weiter oben beschriebenen Art
mit anschließender Messung des Weißgrades (R-Wert).
[0033] Herausragend bei dem erfindungsgemäßen Reinigungsmittel ist auch die Rückstandsfreiheit
der gereinigten Flächen, die ein Nachwischen erübrigt.
1. Flüssige Allzweckreinigungsmittel mit einem Gehalt an anionischen und/oder nichtionischen
Tensiden, wasserlöslichen Gerüstsubstanzen, wasserlöslichen Lösungsmitteln und Terpenen,
dadurch gekennzeichnet, daß sie einen Zusatz an unpolaren, wasserunlöslichen Lösungsmitteln
auf Basis von ganz oder teilweise hydrierten Naphthalinen enthalten.
2. Flüssige Reinigungsmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie als
unpolare, wasserunlösliche Lösungsmittel Dekahydronaphthalin oder Tetrahydronaphthalin
enthalten.
3. Flüssige Reinigungsmittel nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß sie 0,25 bis 5,0, vorzugsweise 0,5 bis 2,5 Gewichtsprozent an den unpolaren wasserunlöslichen
Lösungsmitteln enthalten.
4. Flüssiges Reinigungsmittel nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Gesamtmenge der Kombination aus vorhandenem Terpenanteil mit dem unpolaren
wasserunlöslichen Lösungsmittel 0,5 bis 10, vorzugsweise 1,0 bis 5 Gewichtsprozent
beträgt.
5. Flüssige Reinigungsmittel nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß der pH-Wert über 7, vorzugsweise zwischen 8 und 10 liegt.