[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Einrichtung zum Zerlegen von Luft, insbesondere
unter Verwendung eines Tieftemperaturrektifikationsverfahrens, in welcher die Luft
verdichtet, gekühlt und expandiert und/oder mit Molekularsieben gereinigt wird und
Sauerstoff und Stickstoff sowie gegebenenfalls Edelgase gesondert über Produktgasleitungen
ausgebracht werden.
[0002] Aus der DE-OS 24 34 238 ist ein Verfahren zur Speicherung und Rückgewinnung von Energie
bekanntgeworden, bei dem in Zeiten geringen Energiebedarfes ein Hilfsenergieträger
verflüssigt und nahezu drucklos gespeichert wird, während in Zeiten größeren Energiebedarfes
der Hilfskälteträger verdichtet, angewärmt und arbeitsleistend entspannt wird. Aus
der GB-PS 1 268 688 ist ein Verfahren zur Speicherung von Erdgas für verbrauchsarme
Zeiten bekanntgeworden, wobei das Gas in verflüssigtem Zustand gelagert wird und bei
Bedarf im gasförmigen Zustand abgegeben wird. Luftzerlegungsanlagen unterscheiden
sich jedoch wesentlich von Energiegewinnungsoder -versorgungsanlagen und können nicht
unmittelbar miteinander verglichen werden.
[0003] Luftzerlegungsanlagen können prinzipiell als kryogene Anlagen nach dem Tieftemperaturrektifikationsverfahren
betrieben werden. In jüngerer Zeit sind auch Vorschläge für Anlagen unter Verwendung
von Molekularsieben zur Auftrennung der einzelnen Komponenten von Luft bekanntgeworden.
Besonders bei den erstgenannten Tieftemperaturrektifikationsverfahren ist die Auslegung
bzw. Dimensionierung in der Regel so getroffen, daß eine möglichst konstante Abgabe
an gereinigten Produktgasen erfolgt. Mit Luftzerlegungsanlagen kann in erster Linie
Sauerstoff, aber auch Stickstoff und Edelgase, insbesondere Argon, gewonnen werden.
Je nach Dimensionierung der Anlage ist der Anteil der erzeugbaren Produktgase zumeist
mehr oder minder starr festgelegt. Es sind bereits Luftzerlegungsanlagen unter Verwendung
des Tieftemperaturrektifikationsverfahrens bekanntgeworden, bei welchen flüssiger
Sauerstoff drucklos zwischengelagert wird. Bei erhöhtem Bedarf von Sauerstoff wird
dieser drucklos gelagerte flüssige Sauerstoff dem Luftzerleger rückgeführt und dort
verdampft, sowie auf Umgebungstemperatur angewärmt, wobei gleichzeitig flüssiger Stickstoff
ausgespeichert werden kann. Bei entsprechend verminderter Sauerstoffabnahme kann entsprechend
umgekehrt verfahren werden, wobei zwei etwa gleich große Flüssigspeicher erforderlich
sind, von welchen je einer für Stickstoff und einer für Sauerstoff geeignet ist. Der
Vorteil, der bei einer derartigen Verfahrensführung erzielbar ist, besteht im wesentlichen
darin, daß die von Natur aus nicht gegebene Anpassungsfähigkeit der Anlage bei konstantem
Luftdurchsatz in Bezug auf die Sauerstoffabgabe kurzfristig wechselnden Bedürfnissen
weitgehend angepaßt werden kann. Bei gleichzeitig gleichbleibendem Luftdurchsatz und
im wesentlichen unverändert gehaltenen Konzentrationsverhältnissen in den Rektifikationssäulen
kommt es bei einer derartigen Verfahrensführung zu keiner Beeinträchtigung der Argonausbeute.
Wenn eine Änderung, beispielsweise des Luftdurchsatzes, vorgenommen würde, würde die
Argonausbeute auf Stunden bis auf nahe zu Null abfallen. Derartige bekannte Einrichtungen,
welche ein Wechselspeicherprinzip verwirklichen, sind aber anlagentechnisch von vorneherein
für den Wechselspeicherbetrieb auszurüsten, und es ist nicht ohne weiteres möglich,
bestehende Anlagen zum Zerlegen von Luft auf einen derartigen Wechselspeicherbetrieb
umzurüsten. Ein Umrüsten bestehender Einrichtungen würde darüberhinaus die Ausbeute
an Edelgasen nachträglich beeinflussen.
[0004] Luftzerlegungsanlagen, welche unter Verwendung von Molekularsieben arbeiten, sind
prinzipiell im Bezug auf ihre Produktgasleistung elastischer. Für größere Spitzenabnahmen
müßte allerdings auch hier ein vorgeschalteter Luftverdichter entsprechend
überdimensioniert werden, um die Durchsatzleistung zu erbringen.
[0005] Die Erfindung zielt nun darauf ab, eine Einrichtung der eingangs genannten Art zu
schaffen, welche in einfacher Weise an bestehende Luftzerlegungsanlagen angeschlossen
werden kann und die Vorteile eines Wechselspeicherbetriebes erzielen läßt. Die erfindungsgemäße
Einrichtung sollte hiebei ohne Eingriff in den eigentlichen Luftzerleger und ohne
anlagentechnische Abänderung der Luftzerlegungsanlage angeschlossen werden können
und neben dieser Möglichkeit der einfachen Nachrüstung zu bestehenden Anlagen auch
ein gleichzeitiges Ein- und Ausspeichern von mehreren Produkten ermöglichen. Weiters
soll die erfindungsgemäße Einrichtung die Produktabgabe auch dann noch ermöglichen,
wenn der Luftzerleger, beispielsweise aus Wartungsgründen, stillgesetzt werden muß.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe besteht die erfindungsgemäße Einrichtung im wesentlichen
darin, daß an eine Produktgasleitung wenigstens eine Zweigleitung angeschlossen ist,
welche über einen Wärmetauscher geführt ist, daß wenigstens zwei Speicher für zwei
voneinander verschiedene verflüssigte Gase vorgesehen sind, daß das aus der Produktgasleitung
abgezweigte Produkt durch Abkühlen verflüssigt und gespeichert wird, wobei die Abkühlung
im Wärmetauscher durch das jeweils andere verflüssigte Gas erfolgt, und daß wenigstens
eine Rückführungsleitung zwischen einem Speicher für verflüssigtes Produktgas und
der Produktgasleitung vorgesehen ist. Auf diese Weise wird ein im wesentlichen autonom
betreibbares System geschaffen, bei welchem ein jeweils aus einer Produktgasleitung
abgezweigtes Produkt zu Lasten eines anderen verflüssigten Gases verflüssigt wird,
wobei das jeweils andere Gas in einem Wärmeaustauscher verdampft wird. Für die Inbetriebnahme
einer derartigen zusätzlichen Einrichtung ist es lediglich erforderlich, den vom Speicher
für flüssiges Produktgas verschiedenen Speicher mit einem von Produktgas verschiedenen
Gas in flüssigem Zustand zu füllen, wofür eine Luftzerlegung nicht erforderlich ist.
Beispielsweise kann in einfacher Weise verdichtete Luft durch Abkühlen und Expandieren
verflüssigt werden und als zweites verflüssigtes Gas für die fallweise Verflüssigung
von Produktgas herangezogen werden. Der anlagentechnische Aufwand für eine derartige
Luftverflüssigung ist naturgemäß wesentlich geringer als der anlagentechnische Aufwand
für eine vollständige Luftzerlegung. Eine derartige Einrichtung läßt sich an beliebige
Luftzerleger anschließen, wobei lediglich ein Anschluß an die Produktgasleitung und
gegebenenfalls ein Anschluß an die Druckluftleitung vor dem Luftzerleger erforderlich
ist. Die Ausgliederung der Flüssigkeitserzeugung erlaubt hiebei eine weitgehende Verflüssigung
bei geringem Produktgasbedarf, wobei das Ausmaß der Verflüssigung durch Verwendung
von Expansionsturbinen wesentlich gesteigert werden kann. Mit Vorteil wird daher bei
der erfindungsgemäßen Einrichtung eine Zweigleitung der Produktgasleitung über eine
Expansionsturbine geführt. Bei Verwendung von zwei Expansionsturbinen läßt sich mit
einer derartigen Einrichtung bis zu 25 % der dafür nutzbaren Produktgasverdichterkapazität,
insbesondere der Sauerstoffverdichterkapazität, zur Flüssigkeitserzeugung ausnutzen,
ohne daß es hiebei zu einer Beschränkung im Bezug auf die volle Gasproduktion kommt.
Durch die gesonderte Einrichtung für das Speichern von flüssigem Produktgas läßt sich
beispielsweise für die Speicherung von Stickstoff ohne weiteres die Flüssigspeicherung
eines Produktes unter Druck vornehmen und die Trennung der Einrichtung für das Flüssigspeichern
von Produktgas von der eigentlichen Anlage für die Luftzerlegung ermöglicht hiebei
in erster Linie die Produktabgabe auch dann, wenn der Luftzerleger stillgesetzt ist.
[0007] Mit Vorteil ist einer der beiden Speicher zu Beginn des Betriebes mit flüssiger Luft
befüllt, wofür in besonders einfacher Weise an die Druckluftleitung vor der Luftzerlegungsanlage
eine Druckluftzweigleitung angeschlossen ist, und für die f lüssige Luft
eine von der Luftzerlegungsanlage gesonderte Verflüssigungsanlage vorgesehen ist.
An sich kann flüssige Luft auch aus der Drucksäule des Luftzerlegers entnommen werden
und es ist in ähnlicher Weise möglich, aus dem Kondensator der drucklosen Säule des
Luftzerlegers flüssigen Sauerstoff in einen Sauerstoffflüssigspeicher einzubringen.
In beiden Fällen ist jedoch die Ausbeute an flüssigen Gasen relativ unergiebig und
konventionelle Luftzerleger sind selbst unter Inkaufnahme eines größeren spezifischen
Leistungsbedarfes häufig nicht auf größere Flüssigkeitsgewinnung umzustellen. Die
Verwendung einer gesonderten Luftverflüssigungsanlage ist daher in jedem Falle vorteilhafter,
wobei während des Wechselspeicherbetriebes über die Luftverflüssigungsanlage nur Energieverluste
ausgeglichen werden müssen.
[0008] Mit der erfindungsgemäßen Einrichtung kann somit in einfacher Weise das in Drucksauerstoff
nach einem Sauerstoffverdichter eingespeicherte erhebliche Energieprotential zur Flüssigkeitsgewinnung
genützt werden und auf diese Weise die meist vorhandene Reservekapazität bei Sauerstoffverdichtern
ausgenutzt werden. Der durch diese Weise gebildete Flüssigsauerstoff kann hiebei zum
einen als Reserve für den Spitzenbedarf und zum anderen auch zur Deckung von Verdunstungs-
und sonstigen Kälteverlusten des Systems herangezogen werden. Für die Bereitstellung
von flüssiger Luft für den Betrieb des Wechselspeichers wird zumeist der der Luftzerlegungsanlage
vorgeschaltete Luftverdichter ausreichen, um eine Teilmenge verdichteter Luft für
die Verflüssigung abgeben zu können.
[0009] Sollte die Kapazität des vorgeschalteten Luftverdichters nicht ausreichen, ist es
selbstverständlich ohne weiteres möglich einen gesonderten, entsprechend kleiner dimensionierten
Luftverdichter für die Bereitstellung von flüssiger Luft für den Betrieb des Wechselspeichers
vorzusehen.
[0010] Mit Vorteil ist die Ausbildung so getroffen, daß beide Speicher über abschließbare
Leitungen, in welchen Pumpen angeordnet sind, mit dem Wärmetauscher verbunden sind.
Die in diesen abschließbaren Leitungen vorgesehenen Pumpen dienen der Rückförderung
von Produktgas in die Produktgasleitung bzw. der Förderung von flüssigem Gas zum Zwecke
der Abkühlung von flüssig zu speicherndem Produktgas durch den Wärmetauscher. Bei
Tieftemperaturrektifikationsverfahren, bei welchen im wesentlichen druckloser Sauerstoff
anfällt, ist mit Rücksicht auf die Tatsache, daß die Verbraucher üblicherweise Sauerstoff
unter einem vorbestimmten Druck benötigen, zumeist ein Sauerstoffverdichter vorgesehen.
Die flüssig zu speichernde Teilmenge an Produktgas wird hiebei mit Vorteil nach dem
Sauerstoffverdichter abgezogen, so daß unter Druck stehendes Produktgas gekühlt und
in der Folge verflüssigt werden kann. Die Rückführung von Produktgas zum Zwecke der
Deckung eines plötzlichen Mehrbedarfes erfolgt mit Vorteil an einer Stelle in der
Produktgasleitung, welche vor dem Verdichter, insbesondere Sauerstoffverdichter liegt,
so daß eine Verdichtung des rückgeführten Produktgases nach der Verflüssigung in der
die beiden Speicher enthaltenden Zusatzanlage entfallen kann.
[0011] Um sicherzustellen, daß tatsächlich nur Flüssigkeiten den jeweiligen Speichern zugeführt
werden, ist mit Vorteil die Ausbildung so getroffen, daß zwischen Wärmetauscher und
jedem Speicher ein Abscheidegefäß angeordnet ist, aus welchen Flüssigkeit in Abhängigkeit
vom Füllstand in die Leitung zum jeweiligen Speicher ausbringbar ist. Aufgrund einer
einfachen Pegelstandsmessung kann festgestellt werden, wann eine hinreichende Menge
flüssigen Produktgases bzw. flüssiger Luft vorliegt, um die Speicherung in einen entsprechenden
Flüssigspeicher ohne Gefahr des Förderns von gasförmigen Komponenten in den Speicher
vornehmen zu können.
[0012] Die Regelung der Wechselspeicheranlage kann in besonders einfacher Weise dadurch
erzielt werden, daß an die Zweigleitung zum Wärmetauscher und die über den Wärmetauscher
geführte Abblaseleitung für von Produktgas verschiedenes Gas Temp eratursensoren
angeschlossen sind, und daß in die Abblaseleitung ein in Abhängigkeit von diesen Temperaturmeßwerten
regelbares Drosselorgan eingeschaltet ist. Durch Ansteuerung eines Mengenregelorganes
in der Luftabblaseleitung in Abhängigkeit von der Differenz der Temperaturen in dieser
Abblaseleitung und in der drucklosen Sauerstoffeinspeisung in den Wärmetauscher wird
verhindert, daß bei Androsselung ein Teilbereich des Wärmetauschers im Unterdruckbereich
betrieben würde, was zur Folge hätte, daß der Sauerstoffflüssigspeicher tiefer gelegt
oder über eine Pumpe gefüllt werden müßte. Eine derartige Gefahr bestünde dann, wenn
das Regelorgan in der Sauerstoffleitung vorgesehen wäre. Die Regelung des Drosselorganges
in der Abblaseleitung erlaubt den problemlosen Betrieb auch dann, wenn die Flüssigluftpumpe
als Kreiselpumpe ausgebildet ist.
[0013] Eine weitere vorteilhafte Regelung der erfindungsgemäßen Einrichtung läßt sich dadurch
erzielen, daß in die über den Wärmetauscher geführte Produktgasrückführungsleitung
und die Druckluftleitung zum Wärmetauscher Temperatursensoren eingeschaltet sind und
daß ein Mengenregelorgan in der Druckluftleitung in Abhängigkeit von diesen Temperaturmeßwerten
regelbar ist. Die Produktgasfördermenge ist durch die Pumpe vorgegeben. Wenn zuwenig
Druckluft im Gegenstrom gefördert wird, äußert sich dies in einer zu großen Temperaturdifferenz
in den Meßstellen, wodurch eine besonders einfache Regelung ermöglicht wird.
[0014] Im Falle der Verwendung von Expansionsturbinen in einer Zweigleitung der Produktgasdruckleitung
kann in einfacher Weise das Schluckvermögen der Expansionsturbine in Abhängigkeit
von der Abgabemenge der Luftzerlegungsanlage, insbesondere der Drosselstellung einer
Drossel in der Produktgasleitung, regelbar sein, womit die Expansionsturbine über
die Verstellung des Vorleitapparates in Abhängigkeit vom Produktgasförderstrom eingestellt
werden kann.
[0015] Die Erfindung wird nachfolgend an Hand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert. In dieser zeigen Fig. 1 eine an einen Luftzerleger angeschaltete
Einrichtung zur Wechselspeicherung von Flüssigluft und Flüssigsauerstoff in schematischer
Darstellung, Fig. 2 eine abgewandelte Ausbildung entsprechend der Fig. 1, bei welcher
ein zusätzlicher Luftverdichter für den Speicherbetrieb vorgesehen ist, und Fig. 3
eine zur Fig. 1 analoge Einrichtung zur Wechselspeicherung von Stickstoff und Sauerstoff.
[0016] In Fig. 1 ist mit 1 ein Luftverdichter bezeichnet, aus welchem verdichtete Luft für
eine Luftzerlegungsanlage 2 zur Verfügung gestellt wird. Die Luftzerlegungsanlage
2 ist als Tieftemperaturrektifikationsanlage ausgebildet und liefert als Produktgas
Sauerstoff, welcher in einem Sauerstoffverdichter 3 auf den gewünschten Verbraucherdruck
verdichtet wird. Mit 4 ist ein Sauerstoffdruckspeicher bezeichnet und es wird über
einen Druckregler 5 Sauerstoff unter dem gewünschten Druck an das Druckgasnetz 6 abgegeben.
[0017] Die Speichereinrichtung umfaßt einen Sauerstofflüssigspeicher 7, aus welchem über
eine Förderpumpe 8 flüssiger Sauerstoff in einen Wärmetauscher 9 eingespeist werden
kann. Im Wärmetauscher 9 verdampft der flüssige Sauerstoff und kann in der Folge gasförmig
an einer Stelle vor dem Sauerstoffverdichter wiederum in die Produktgasleitung eingespeist
werden. Der verdampfende Sauerstoff erbringt im Wärmetauscher 9 eine entsprechende
Kühlleistung, welche zur Abkühlung von gegebenenfalls in Molsieben 10 von Wasserdampf,
Kohlensäure und Kohlenwasserstoffen befreiter Druckluft verwendet werden kann. Die
abgekühlte Druckluft gelangt in der Folge in ein Vorlagegefäß 36 mit einem Expansionsventil
11, wobei das Expansionventil 11 in Abhängigkeit vom Flüssigkeitsspiegel im Vorlagegefäß
regelbar ist. Vor der Speicherung der auf diese Weise verflüssigten Luft in einem
Luftflüssigspeicher 12 wird das bei der Expansion der flüssigen Luft entstehende Gas
im Abscheidegefäß 13 abgeschieden und wiederum über den Wärmetauscher 9 angewärmt
und in die Atmosphär e abgegeben.
[0018] Druckloser Sauerstoff aus der Produktgasleitung vor dem Sauerstoffverdichter kann
im Wärmetauscher 9 abgekühlt und verflüssigt werden und in der Folge über ein Vorlagegefäß
14, welches den Gaseintritt in den Flüssiglagertank 7 verhindert, in den Sauerstoffflüssigspeicher
7 eingespeist werden. Im Gegenzug hiezu wird verflüssigte Luft aus dem Luftflüssigspeicher
12 von der Pumpe 15 in den Wärmetauscher 9 eingepreßt und an die Atmosphäre abgegeben.
[0019] Für den Wechselbetrieb ist es zunächst erforderlich, daß in einem beiden Flüssiglagertanks
7 bzw. 12 ausreichend Flüssigkeit vorhanden ist. Flüssige Luft kann hiebei aus der
Drucksäule des Luftzerlegers entnommen und über die strichliert angedeutete Leitung
16, das Vorlagegefäß mit dem Expansionsventil 11 und das Abscheidegefäß 13 eingespeichert
werden.
[0020] In ähnlicher Weise ist es möglich, aus dem Kondensator der drucklosen Säule des Luftzerlegers
flüssigen Sauerstoff über die strichliert angedeutete Leitung 17 in den Sauerstoffflüssigspeicher
7 einzubringen.
[0021] Beide Flüssigkeitsquellen sind nur relativ unergiebig und vorhandene Luftzerleger
können selbst unter Inkaufnahme eines größeren spezifischen Leistungsbedarfes häufig
nicht auf größere Flüssigkeitsgewinnung umgestellt werden. Die mit den strichlierten
Leitungen 16 und 17 angedeuteten Wege sind daher in den seltensten Fällen zielführend.
[0022] Drucksauerstoff nach dem Sauerstoffverdichter 3 enthält ein erhebliches Energiepotential,
welches für die Flüssigkeitsgewinnung genutzt werden kann. Hiezu wird über den Wärmetauscher
9 Drucksauerstoff aus einer Zweigleitung nach dem Sauerstoffverdichter 3 abgekühlt
und über eine Expansionsturbine 18, welche in zweckmäßiger Weise mit einem Generator
19 gekoppelt sein kann, entspannt. Die sich auf diese Weise ergebende Abkühlung wird
im Wärmetauscher 9 zur Wirkung gebracht und das neuerlich angewärmte entspannte Produktgas
vor dem Kompressor 3 wiederum rückgeführt. Ein Drucksauerstoffteilstrom wird hiebei
bereits verflüssigt und über ein Vorlagegefäß 38 mit einem Expansionsventil 20, welches
wiederum in Abhängigkeit vom Pegelstand im Vorlagegefäß geregelt ist, und ein Abscheidegefäß
21 in den Flüssigsauerstoffspeicher 7 eingespeichert. Bei der Expansion entstehendes
Gas wird hiebei wiederum aus dem Abscheidegefäß 21 über den Wärmetauscher 9 zum Sauerstoffverdichter
3 rückgeführt.
[0023] Auf diese Weise ist es möglich, unter Ausnutzung der meist vorhandenen Reservekapazität
des Sauerstoffverdichters 3 in kurzer Zeit große Mengen an Flüssigkeit zu gewinnen
und hiebei bis zu etwa 10 % der Drucksauerstoffmenge zu verflüssigen, wobei mit dieser
Flüssigkeit auch die Verdunstungsverluste der Lagertanks 7 bzw. 12 sowie die sonstigen
Kälteverluste des Systems gedeckt werden können.
[0024] Die Regelung der Anlage kann an mehreren Punkten wirksam verwendet werden. An der
Expansionsturbine 18 kann über die Verstellung des Vorleitapparates 22 in Abhängigkeit
vom Sauerstofförderstrom gemessen an einer Meßstrecke 23 die Drucksauerstoffmenge
eingestellt werden, die über den Kreislauf über die Expansionsturbine 18 den Wärmetauscher
9 und den Sauerstoffverdichter 3 zur Flüssigkeitsgewinnung geführt wird.
[0025] Die Expansionsventile 11 und 20 sind jeweils mit direktwirkenden Niveaureglern im
Inneren der zugehörigen Vorlagegefäße verbunden, um ein Durchblasen von Gas in die
jeweiligen Flüssigkeitssysteme zu vermeiden.
[0026] Ein Mengenregelorgan 24 in der Druckluftleitung zum Wärmetauscher 9 wird von der
Differenz der Temperaturwerte in der Druckluftleitung und der drucklosen Sauerstoffleitung
zum Sauerstoffverdichter 3 gesteuert. Die Sauerstoffördermenge ist durch die Pumpe
8 vorgegeben. Bei zu geringer im Gegenstrom geförderter Druckluft äußert sich dies
durch eine zu große Temperaturdifferenz an den Meßstellen und es muß die Mengenregelung
für die Druckluft entsprechend nachgeführt werden.
[0027] Ein Mengenregelorgan 25 in der Luftabblaseleitung nach dem Wärmetauscher
9 wird gleichfalls von der Differenz von Temperaturmeßwerten gesteuert, wobei eine
Temperatur in der Abblaseleitung und eine andere in der drucklosen Sauerstoffeinspeisung
in den Wärmetauscher 9 gemessen wird. Die Anordnung des Regelorganes in der Abblaseleitung
vermeidet es, eine Androsselung in der drucklosen Sauerstoffeinspeisung vorzunehmen,
und es wird auf diese Weise vermieden, daß ein Unterdruck im Wärmetauscher 9 entsteht.
[0028] Die Anlage nach Fig. 1 setzt voraus, daß Druckluft in ausreichender Menge nach dem
Luftverdichter 1 zur Verfügung steht. Es ist hiebei lediglich darauf zu achten, daß
Beginn und Ende der Luftentnahme im Zuge der Sauerstoffeinspeicherung so kontinuierlich
verlaufen, daß die üblicherweise vorgesehenen Leitschaufelregler an den Luftkompressoren
diese ausregeln können und keine Druck- oder Mengenstöße im eigentlichen Luftzerleger
2 entstehen. Derartige Druck- oder Mengenstöße würden beispielsweise eine Argongewinnung
empfindlich stören.
[0029] Die Sauerstoffverdichter 3 sind meist sogenannte Turboverdichter, die so ausgelegt
sind, daß sie bei höchstem Gegendruck die volle Produktmenge der Vollast des Luftzerlegers
verdichten können. Der höchste Gegendruck liegt hiebei üblicherweise zwischen 30 und
40 bar. Bei geringem Gegendruck, beispielsweise bei entladenem Druckspeicher 4, weisen
sie ein wesentlich größeres Schluckvermögen auf und werden durch Saugdrosselregelung
auf ihrem Betriebspunkt gehalten. Die mögliche Mehrförderung kann zur Förderung des
zusätzlich aus der Wechselspeicheranlage kommenden drucklosen Sauerstoffes in das
Netz ausgenützt werden, oder aber zur Aufrechterhaltung eines Sauerstoffkreislaufes
zur Teilverflüssigung von Druckgas.
[0030] Wenn in einer vorhandenen Anlage keine zusätzliche Luftverdichterkapazität zur Verfügung
steht, kann, wie in Fig.2 dargestellt, ein zusätzlicher Luftverdichter 26 eingesetzt
werden. Ein derartiger zusätzlicher Speicherluftverdichter kann in einfacher Weise
unter zusätzlichem Einsatz einer Luftexpansionsturbine 27 zur Verflüssigung von verflüssigter
Luft herangezogen werden, wobei die mit Bauteilen aus der Fig.1 gleichartigen Bauteile
mit den gleichen Bezugszeichen versehen sind. Eine Luftexpansionsturbine 27 stellt
im Vergleich zu Sauerstoffexpansionsturbinen eine wesentlich einfachere und anlagentechnisch
günstigere Variante dar. Bei dieser Ausbildung wird Sauerstoffgas nur vor dem Sauerstoffverdichter
3 der Produktgasleitung entnommen und im Wärmetauscher 9 abgekühlt und verflüssigt.
[0031] In weiterer Abwandlung der erfindungsgemäßen Einrichtung kann ein synchrones Ein-
und Ausspeichern von Sauerstoff und Stickstoff, beispielsweise bei einem hohen Inertisierungsgasbedarf,
vorgesehen sein. Für die Kohlestaubeinblasung in einem Konverter können größere Mengen
Stickstoff kurzfristig benötigt werden und in diesem Falle ist die vorgeschlagene
Wechselspeicherung den bekannten Verfahren bedeutend überlegen, da gleichzeitig beide
Gase in erhöhter Menge abgegeben werden können. Schließlich kann eine drucklose Sauerstoffflüssigspeicherung
mit einer Reinstickstoffdruckflüssigkeitsspeicherung kombiniert werden, wie dies in
Fig.3 dargestellt ist. Bei dieser Einrichtung ist zusätzlich ein Stickstoffspeicherverdichter
28 im Verflüssigungskreislauf vorgesehen, wobei die Luftzerlegung 2 sowohl Sauerstoff
als auch Stickstoff an das Verbrauchernetz abgibt. Der Stickstoffspeicherverdichter
28 ist an die Produktgasleitung für Stickstoff angeschlossen und es ist eine Stickstoffexpansionsturbine
29 vorgesehen. Der Speicher 12 für flüssigen Stickstoff ist hiebei als Druckspeicher
ausgebildet.
[0032] In allen vorgenannten Fällen ist es möglich, ohne Arbeiten am eigentlichen Luftzerleger
die vorgeschlagene Wechselspeicheranlage an vorhandene Systeme anzuschließen. Es ist
zumeist ausreichend, einen kurzzeitigen Betriebsstillstand in Kauf zu nehmen, um Luft
und insbesondere Sauerstoffleitungen bzw. gegebenenfalls zusätzlich Stickstoffleitungen
in die vorhandenen Leitungssysteme einzubinden.
[0033] Die Leitungen zwischen den einzelnen Anlageteilen wurden mit
folgenden Bezugszeichen versehen:
30 Produktgasleitung für Sauerstoff
31 Zweigleitung einer Produktgasleitung 30, welche über den Wärmetauscher 9 zur Verflüssigungsanlage
geführt ist
32 Rückführungsleitung aus dem Flüssigspeicher in die Produktgasleitung 30
33 eine weitere Zweigleitung einer Produktgasleitung 30, welche über eine Expansionsturbine
18 geführt ist
34 Druckluftleitung vor der Luftzerlegungsanlage 2
35 Zweigleitung an die Druckluftleitung 34, welche über Molekularsiebe 10 führt
37 Abzugsleitung aus dem Flüssiglagertank 12
39 Produktgasleitung für Stickstoff
40 Zweigleitung einer Produktgasleitung 39
42 Rückführungsleitung aus dem Druckspeicher 12 für flüssigen Stickstoff
43 Zweigleitung an die Leitung 40, welche über die Expansionsturbine 29 geführt ist,
44 Steuerleitung für die Expansionsturbine 18.
1. Einrichtung zum Zerlegen von Luft, insbesondere unter Verwendung eines Tieftemperaturrektifikationsverfahrens,
in welcher die Luft verdichtet, gekühlt und expandiert und/oder mit Molekularsieben
(10) gereinigt wird und Sauerstoff und Stickstoff sowie gegebenenfalls Edelgase gesondert
über Produktgasleitungen (30, 39) ausgebracht werden, dadurch gekennzeichnet, daß
an eine Produktgasleitung (30, 39) wenigstens eine Zweigleitung (31, 40) angeschlossen
ist, welche über einen Wärmetauscher (9) geführt ist, daß wenigstens zwei Speicher
(7, 12, 12ʹ) für zwei voneinander verschiedene verflüssigte Gase vorgesehen sind,
daß das aus der Produktgasleitung (30, 39) abgezweigte Produkt durch Abkühlen verflüssigt
und gespeichert wird, wobei die Abkühlung im Wärmetauscher (9) durch das jeweils andere
verflüssigte Gas erfolgt, und daß wenigstens eine Rückführungsleitung (32, 42) zwischen
einem Speicher (7, 12ʹ) für verflüssigtes Produktgas und der Produktgasleitung (30,
39) vorgesehen ist.
2. Einrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Zweigleitung (33,
43) der Produktgasleitung (30, 39) über eine Expansionsturbine (18, 29) geführt ist.
3. Einrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß einer der beiden
Speicher (12) mit flüssiger Luft befüllbar ist.
4. Einrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß an die Druckluftleitung
(34) vor der Luftzerlegungsanlage (2) eine Druckluftzweigleitung (35) angeschlossen
ist, und daß für die flüssige Luft eine von der Luftzerlegungsanlage (2) gesonderte
Verflüssigungsanlage (36) vorgesehen ist.
5. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß beide
Speicher (7, 12) über abschließbare Leitungen (32 37, 42), in welchen Pumpen (8, 15)
angeordnet sind, mit dem Wärmetauscher (9) verbunden sind.
6. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen
Wärmetauscher (9) und jedem Speicher (7, 12) ein Abscheidegefäß (13, 21) angeordnet
ist, aus welchen Flüssigkeit in Abhängigkeit vom Füllstand in die Leitung zum jeweiligen
Speicher (7, 12) ausbringbar ist.
7. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß an die
Zweigleitung (31) zum Wärmetauscher (9) und die über den Wärmetauscher (9) geführte
Abblaseleitung (37) für von Produktgas verschiedenes Gas Temperatursensoren angeschlossen
sind, und daß in die Abblaseleitung (37) ein in Abhängigkeit von diesen Temperaturmeßwerten
regelbares Drosselorgan (25) eingeschaltet ist.
8. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß in die
über den Wärmetauscher (9) geführte Produktgasrückführungsleitung (32) und die Druckluftleitung
(34) zum Wärmetauscher Temperatursensoren eingeschaltet sind und daß ein Mengenregelorgan
(24) in der Druckluftleitung (34 in Abhängigkeit v on diesen Temperaturmeßwerten
regelbar ist.
9. Einrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Schluckvermögen
der Expansionsturbine (18) in Abhängigkeit von der Abgabemenge der Luftzerlegungsanlage
(2), insbesondere der Drosselstellung einer Drossel (5) in der Produktgasleitung (6),
regelbar ist.