[0001] Die Erfindung/Neuerung betrifft ein Sitzmöbel mit den Merkmalen des Oberbegriffes
des Anspruches 1.
[0002] Aus DE-GM 83 07 879.7 ist ein Stuhl bekannt geworden, der i. w. aus einer Schienbeinanlagefläche
und einer Gesäßanlagefläche besteht, die in gegenseitiger mechanischer Verbindung
drehbar auf einem Gestell angeordnet sind. Das Gestell besteht aus einem Fußkreuz
mit drehbar daran befestigten Rollen, von dessen Zentrum nach oben eine eine Gasfeder
enthaltende Mittelsäule absteht. Das obere Ende der Mittelsäule ist an einem schräg
nach unten verlaufenden Träger befestigt, an dessen unteren Ende sich die Schienbeinanlagefläche
und an dessen oberen Ende sich die Gesäßanlagefäche befindet.
[0003] Für derartige Sitzmöbel wird geltend gemacht, daß durch die Knie-Sitzstellung Haltungsschäden
auf Dauer vermieden werden und eine ergonomisch entspannte Sitzposition möglich ist.
Da bei dem bekannten Stuhl allerdings eine Höhenverstellung nur insgesamt, d. h.
gemeinsam von Schienbein- und Gesäßanlagefläche möglich ist, und dabei auch das relativ
weit über dem Boden befindliche Fußkreuz die Position der Füße des Sitzenden beschränkt,
ist ein ergonomisch richtiges Sitzen nicht uneingeschränkt möglich, weswegen derartige
Stühle nur beschränkte Verbreitung gefunden haben.
[0004] Der Erfindung/Neuerung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Sitzmöbel mit den Merkmalen
des Oberbegriffes des Anspruches 1 derart weiterzubilden, daß es auch Personen unterschiedlichsten
Körperbaus eine ergonomisch richtige und auf Dauer bequeme Sitzstellung ermöglicht.
Diese Aufgabe wird nach dem Kennzeichen des Anspruches 1 dadurch gelöst, daß die
Schienbeinanlagefläche und Gesäßanlagefläche relativ zueinander verstellbar sind.
Dadurch wird es möglich, den Stuhl den jeweiligen Gegebenheiten, nämlich Oberschenkellänge,
Unterschenkellänge, oder auch dem Wunsch des Sitzenden, z. B. vermehrt auf der Vorderkante
oder Hinterkante der Gesäßanlagefläche zu sitzen, Rechnung getragen. Insbesondere
wirkt es sich vorteilhaft aus, wenn die Höhe der Gesäßanlagefläche relativ zur Schienbeinanlagefläche
verstellbar ist. Dadurch wird es nämlich möglich, den Beugewinkel des Kniegelenkes
zu variieren, wodurch auch übere längere Zeiträume Verspannungen im Oberschenkel-Kniebereich
vermieden werden können.
[0005] Durch Anspruch 3 wird es insbesondere möglich, das die Gesäßanlagefläche abdeckende
Kissen mehr oder weniger in den Oberschenkelbereich des Sitzenden hineinzuverlegen,
eine Variationsmöglichkeit, die der Durchblutung des Sitzenden im Gesäßbereich entgegenkommt.
[0006] Eine besonders wirksame Verstellung der Relativlage zwischen den beiden Anlageflächen
wird durch Anspruch 4 gelehrt. Die gelenkige Verbindung zwischen Gesäßanlageträger
und Schienbeinanlageträger ist dauerhaft hoch belastbar, störende Verbindungs-Verstellelemente
zwischen den beiden Anlageflächen werden vermieden. Weitere Stabilitätsverbesserungen
ergeben sich aus Anspruch 5.
[0007] Ansprüche 6, 7 und 8 zielen auf leichte Handhabbarkeit der Verstellung bei großem
Verstellbereich ab. Insbesondere können durch den gemäß Anspruch 8 nach unten vom
Schienbeinanlageträger abstehenden Gasfederhalter relativ lange Gasfedern zur Verstellung
der Sitzposition verwendet werden.
[0008] Durch Anspruch 9 ergibt sich eine insgesamt kompakte und geschlossene Ausbildung
der gesamten Verstellmechanik des Stuhls. Die V-förmige Ausbildung der Unterkanten
des Gesäßanlageträgers schließen einen stumpfen Winkel ein, der sich im Bereich der
Gasfedern befindet. Dadurch werden Teile, die beim Hineingreifen und gleichzeitigen
Verstellen Verletzungen verursachen können, wirksam abgedeckt, wobei gleichzeitig
eine hohe Belastbarkeit des Gesäßanlageträgers gewährleistet ist.
[0009] Durch Anspruch 11 wird eine allzu steile Stellung der Gesäßanlagefläche vermieden,
die in nachteiliger Weise ein Abrutschen des Gesäßes vom zugehörigen Träger und eine
Überbelastung der Knie zur Folge haben würde.
[0010] Durch die Ausbildung des Bodenauflagegestelles aus nur einem Rohr, das kreisförmig
oder kreisähnlich gebogen ist, und mit einem seiner Enden spiral- oder schraubenförmig
nach oben ansteigt, werden die störenden, radial nach außen weisenden Streben herkömmlicher
Fußkreuze vermieden, in denen sich die in ihrer Position i. w. fixierten Füße des
Sitzenden unter dem Gesäß bei Stühlen nach dem Stand der Technik leicht verfangen
können. Das das Bodengestell bildende Rohr liegt i. w. flach auf dem Boden auf, so
daß ein Hängenbleiben der Füße des Sitzenden nicht zu befürchten ist.
[0011] Durch leichtes Entlasten des Gesäßes kann der Stuhl mit den Knien auf Teppichböden
u. dgl. leicht durch Rutschen bewegt werden, so daß auffällige Drehrollenkonstruktionen
entfallen können. Stabilisierende Maßnahmen ergeben sich aus Anspruch 16. Ansprüche
17 bis 19 zielen auf eine relativ einfache Gesamtbeweglichkeit des Stuhles ab.
[0012] Die Erfindung/Neuerung wird anhand eines in den Zeichnungsfiguren dargestellten
Ausführungsbeispieles näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine perspektivische Darstellung des Sitzmöbels;
Fig. 2 eine schematische Seitenansicht des Sitzmöbels, teilweise geschnitten.
[0013] Das insgesamt mit 10 bezeichnete Sitzmöbel weist eine Schienbeinanlagefläche 12 sowie
eine Gesäßanlagefläche 14 auf, die in gegenseitiger mechanischer Verbindung drehbar
auf einem Bodenauflagegestell 16 befestigt sind. Schienbeinanlagefläche 12 und Gesäßanlagefläche
14 sind über eine insgesamt mit 18 bezeichnete Verstellvorrichtung relativ zueinander
verstellbar, wobei unter Verstellbarkeit verstanden wird, daß die Höhe H bezogen
auf die jeweiligen Polsteroberkanten 20, 22 durch die Verstellvorrichtung 18a und
die Sitztiefe T bezogen auf den Relativabstand der beiden Polster durch eine Verstell
vorrrichtung 18b verstellt werden können. Zur Höhenverstellung ist die Gesäßanlagefläche
14 an einem Gesäßanlageträger 24 befestigt, der über ein Gelenk 26 am Schienbeinanlageträger
28 befestigt ist, der seinerseits über ein Drehgelenk 30 mit dem Bodenauflagegestell
16 verbunden ist, wobei der Abstehwinkel 32 des Schienbeinanlageträgers 28 konstant
ist. Die Höhenverstellung erfolgt durch Längenverstellung einer Gasfeder 34, die über
eine Handhabe 36 bedient werden kann. Die Gasfeder 34 ist mit ihrem Festende 38 an
einem Gasfederhalter 40 befestigt, der vom oberen Ende des Schienbeinanlageträgers
28 nach unten absteht, um das Festende 38 der Gasfeder 34 so weit nach unten zu verlagern,
daß relativ lange Gasfedern mit großem Hub verwendet werden können. Das Bewegungsende
42 der Gasfeder 34 steht über ein Drehlager mit dem Gesäßanlageträger 24 in Verbindung.
[0014] Zur Sitztiefenverstellung (in Pfeilrichtung 44 der Gesäßanlagefläche 14) ist ein
schlittenartiger Verschiebemechanismus vorgesehen, der über die Handhabe 46 zu verstellen
ist. Durch Betätigung der Handhaben 36 und 46 lassen sich eine Vielzahl von unterschiedlichen
Sitzpositionen einstellen und verrasten.
[0015] Der Gesäßanlageträger 24 ist als unten offener Kasten U-förmigen Querschnittes ausgebildet,
der den Schienbeinanlageträger 28 von oben übergreift. Die Unterkanten 48, 50 des
Gesäßanlageträgers 24 verlaufen V-förmig und schließen einen stumpfen Winkel ein,
der im Bereich der Gasfeder 34 angeordnet ist. Wie insbesondere in Fig. 1 deutlich
zu sehen ist, schließen die Sitzebene der Gesäßanlagefläche 14 und die Oberseite
52 des Gesäßanlage trägers 24 einen spitzen Winkel zueinander ein, die Verschiebung
der Gesäßanlagefläche erfolgt i. w. in der Sitzebene.
[0016] Das Bodenauflagegestell 16 besteht aus nur einem Rohr, das teilweise kreisförmig
oder kreisähnlich gebogen ist und mit einem seiner Enden 54 spiral- oder schraubenförmig
nach oben ansteigt, wobei an dem nach oben weisenden Endabschnitt das Drehlager 30
angebracht ist. Der ansteigende Rohrabschnitt geht in einen auf dem Boden aufliegenden,
bezogen auf den ringähnlichen Abschnitt des Bodenauflagegestelles 16 nach innen weisenden
Abschnitt 56 über.
[0017] Der ringähnliche Abschnitt 58 des Gestelles 16 ist fünfeckig gebogen. An der Unterseite
60 des Gestelles 16 ist eine Teppichgleitschicht vorgesehen, es können aber auch nicht
näher dargestellte Rollkörper in/an dem Bodenauflagegestell 16 befestigt sein.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0018]
10 Sitzmöbel
12 Schienbeinanlagefläche
14 Gesäßanlagefläche
16 Bodenauflagegestell
18 Verstellvorrichtung
20 Polsteroberkante
22 Polsteroberkante
24 Gesäßanlageträger
26 Gelenk
28 Schienbeinanlageträger
30 Drehgelenk
32 Abstehwinkel
34 Gasfeder
36 Handhabe
38 Festende
40 Gasfederhalter
42 Bewegungsende
44 Pfeilrichtung
46 Handhabe
48 Unterkante
50 Unterkante
52 Oberseite
54 Ende v. 16
56 Abschnitt
58 Abschnitt
60 Unterseite
1. Sitzmöbel mit einer Schienbein- und einer Gesäßanlagefläche, die in gegenseitiger
mechanischer Verbindung drehbar auf einem Bodenauflagegestell angeordnet sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schienbeinanlagefläche (12) und die Gesäßanlagefläche (14) relativ zueinander
verstellbar sind.
2. Sitzmöbel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Höhe der Gesäßanlagefläche (14) relativ zur Höhe der Schienbeinanlagefläche
(12) verstellbar ist.
3. Sitzmöbel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Abstand T zwischen den Anlageflächen (12, 14) verstellbar ist.
4. Sitzmöbel nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gesäßanlagefläche (14) mittels eines gelenkig (Gelenk 26) an einem Schienbeinanlageträger
(28) befestigten Gesäßanlageträgers (24) höhenverstellbar ist.
5. Sitzmöbel nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schienbeinanlageträger (28) winkelfest an dem Bodenauflagegestell (16) befestigt
ist und das den Gesäßanlageträger (24) halternde Gelenk im Bereich der Schienbeinanlagefläche
(12) angeordnet ist.
6. Sitzmöbel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gesäßanlagefläche (14) in Richtung des Gesäßanlageträgers (24) zur Sitztiefenverstellung
verschiebbar ist.
7. Sitzmöbel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Bereich des dem Gelenk (26) abgewandten oberen Endes des Schienbeinanlageträgers
(28) das Festende (38) einer Gasfeder (34) befestigt ist, deren Bewegungsende (42)
mit dem Gesäßanlageträger (24) verbunden ist.
8. Sitzmöbel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß vom oberen Ende des Schienbeinanlageträgers (28) ein Gasfederhalter (40) nach
unten absteht, an dessen unteren Ende das Festende der Gasfeder (34) befestigt ist.
9. Sitzmöbel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Gesäßanlageträger (24) U-förmig ausgebildet ist und den Schienbeinanlageträger
(28) von oben übergreift.
10. Sitzmöbel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Unterkanten (48, 50) des Gesäßanlageträgers (24) V-förmig verlaufen und einen
stumpfen Winkel einschließen, der im Bereich der Gasfeder (34) angeordnet ist.
11. Sitzmöbel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sitzebene der Gesäßanlagefläche (14) und die Oberseite (52) des Gesäßanlageträgers
(24) einen spitzen Winkel zueinander einschließen und die Verschiebung des Gesäßanlageträgers
in der Sitzebene erfolgt.
12. Sitzmöbel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß sowohl die Sitzhöhenverstellung als auch die Sitztiefenverstellung durch unter
der Sitzfläche angeordnete manuell betätigbare Rastelemente (Handhaben 36, 46) erfolgen.
13. Sitzmöbel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schienbeinanlageträger (28) insgesamt L-förmig ausgebildet ist, wobei an dem
unteren, kürzen L-Schenkel die Schienbeinanlagefläche (12) befestigt ist und an dem
oberen Ende des längeren L-Schenkels eine Lagerbüchse des Drehgelenkes (30) vorgesehen
ist, die einen am Bodenauflagegestell (16) befestigten Drehzapfen übergreift.
14. Sitzmöbel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Bodenauflagegestell (16) aus nur einem Rohr besteht, das kreisförmig oder
kreisähnlich gebogen ist, mit einem seiner Enden (54) vorzugsweise spiral- oder schraubenförmig
nach oben ansteigt und an dem nach oben weisenden Endabschnitt das Drehlager (30)
angeordnet ist.
15. Sitzmöbel nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet,
daß der ansteigende Rohrabschnitt in einen auf dem Boden aufliegenden, bezogen auf
den ringähnlich gebogenen Abschnitt (58) des Bodenauflagegestelles (16) nach innen
weisenden Abschnitt (56) übergeht.
16. Sitzmöbel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der ringähnliche Abschnitt (58) des Bodenauflagegestelles (16) vieleckig, insbesondere
fünfeckig gebogen ist.
17. Sitzmöbel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß zumindest die Unterseite (60) des Bodenauflagegestelles (16) mit einer Teppichgleitschicht
versehen ist.
18. Sitzmöbel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß in/an dem ringförmigen/ringähnlichen Abschnitt (58) des Bodenauflagegestelles
Rollkörper angeordnet sind.
19. Sitzmöbel nach Anspruch 18,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Rollkörper in das Rohr des Bodenauflagegestelles (16) eingebettet sind und
lediglich mit ihrer Unterseite aus Ausnehmungen des Rohres herausstehen.