[0001] Die Erfindung betrifft eine Pufferstoß-Energieverzehreinrichtung, insbesondere für
Stadtverkehrs-Schienenfahrzeuge mit einer primären, in eine Mittelpufferkupplung integrierten,
die beim Fahr- und Rangierbetrieb auftretenden Pufferkräfte absorbierenden Energieverzehreinrichtung
und einer sekundären, die aus überhöhten Auflaufstößen resultierende Aufstoßenergie
absorbierenden Energieverzehreinrichtung.
[0002] Die bei Stadtverkehrs-Schienenfahrzeugen üblicherweise eingesetztten Mittelpufferkupplungen
sind in der Regel mit einer Energieverzehreinrichtung ausgestattet, die so ausgelegt
ist, daß die beim normalen Fahr- und Rangierbetrieb auftretenden Pufferkräfte schadlos
aufgenommen und absorbiert werden können.
[0003] Beim Überschreiten der zulässigen Aufstoßenergie, beispielsweise aufgrund von Rangierunfällen,
wird bei den üblichen - durch den Stand der Technik bekannten - Konstruktionen über
die Anlenkung der Mittelpufferkupplung am Untergestellrahmen des Schienenfahrzeugs
der vordere Teil des Untergestellrahmens deformiert und über diese Deformationen die
unzulässig hohe Aufstoßenergie absorbiert. Dieses bekannte System ist jedoch sehr
unwirtschaft lich, da die Reparatur des deformierten Teiles des Untergestellrahmens
aufwendig und teuer ist.
[0004] Es ist bereits grundsätzlich bekannt und konstruktiv auch versucht worden, die Stoßabbau-
und Energieverzehreinrichtungen derartiger Schienenfahrzeuge nach Möglichkeit so zu
gestalten, daß die Umsetzung der aus Rangierunfällen resultierenden Aufstoßenergie
in zwei stetig ohne Kraftunterbrechung ineinander übergehenden Arbeitsstufen bewerkstelligt
wird, wobei die erste Stufe in die Mittelpufferkupplung integriert ist und die zweite
Stufe der tragenden Wagenkastenstruktur vorgeschaltet ist (Beitrag zur Überarbeitung
der den Pufferstoß betreffenden Lastannahmen-und Konstruktionsgrundsätze für Stadtverkehrs-Schienenfahrzeuge,
Verkehr und Technik 1984, Heft 8). Die in dieser Vorveröffentlichung beschriebene
Rammbügellösung läßt sich jedoch konstruktiv nur in Ausnahmefällen umsetzen, da die
Stadtverkehrs-Schienenfahrzeuge und Bahnsteigabmessungen keine befriedigende räumliche
Integration vorgenannter Rammbügel in die Untergestell-Konstruktion zulassen.
[0005] Es ist auch bereits versucht worden, nach Ausschöpfung der kupplungsseitigen Stoßabbau-
und Energieverzehreinrichtung die Restenergie auf wagenkastenseitige Arbeitsglieder,
beispielsweise Reibelemente über eine Soll-Bruchstelle in der Kupplungsanlenkung umzuleiten.
Dies setzt jedoch voraus, daß die Endkraft, bei welcher die Kupplungsverbindung zum
Wagenkasten gelöst wird, sehr genau dosiert sein muß, was sowohl bei einem Reibelement
als auch bei einer Sollbruchschraubverbindung nur unter größten Schwierigkeiten möglich
ist. Ein weiterer Nachteil dieser Konstruktion ist darin zu sehen, daß sich durch
den Wechsel von der mittigen in die seitliche Krafteinleitung ein Mehraufwand für
die Gestaltung der tragenden Wagenkastenkonstruktion ergibt, wobei die Kräfte in der
Mittelpufferkupplung von einer relativ komplizierten Gitterstruktur aufgenommen und
nach Möglichkeit in die Untergestellaußenlangträger weitergeleitet werden müssen.
Daraus ergibt sich auch die Notwendigkeit, zwischen Endkraft der Mittelpufferkupplung
und statischer Prüfkraft der Untergestellkonstruktion eine Sicherheitsstufe mit den
nachteiligen Begleiterscheinungen einer gestörten Verteilung der Aufstoßenergie auf
die übrigen Kuppelsektionen einzuschalten.
[0006] Die Aufgabe vorliegender Erfindung bestand darin, eine Stoßabbau- und Energieverzehreinrichtung
zu entwickeln, welche einerseits durch geringen Raumbedarf und andererseits durch
die funktionalen Vorteile der vorbeschriebenen Rammbügel-Konstruktion gekennzeichnet
ist, wobei weiter die bei stark überhöhten Auflaufstößen irreversibel verformten Teile
des Schienenfahrzeug-Untergestells leicht auswe chselbar sein sollen.
[0007] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß ein horizontaler, im wesentlicher
gerader Kupplungsquerträger längsverschieblich im Fahrzeug-Kopfstück angeordnet ist,
der in Fahrzeug-Längsachse gelenkig die Mittelpufferkupplung und seitlich, nahe seinen
Querenden die sekundäre Energieverzehreinrichtung trägt. In einem weiteren Kennzeichen
der Erfindung sind die äußeren Längsträger des Untergestellrahmens des Schienenfahrzeugs
an ihren Längsenden mit zur Fahrzeuglängsmitte weisenden Konsolen ausgestattet, die
auf ihrer zum Kopfende des Schienenfahrzeugs weisenden Seite die sekundäre Energieverzehreinrichtung
und auf ihrer zur Fahrzeugquermitte weisenden Seite den Kupplungsquerträger tragen.
Hierbei besteht die sekundäre Energieverzehreinrichtung aus über das Kopfende des
Schienenfahrzeugs ragenden seitenpufferähnlichen Stoßelementen mit stirnseitigen Kletterschutzeinrichtungen
sowie aus an den Konsolen abgestützten mechanischen, hydraulischen oder elastomeren
Arbeitsgliedern, wobei die Stoßelemente in Führungen der Konsolen geführt mit dem
Kupplungsquerträger kraftschlüssig verbunden sind.
[0008] Die reversibel arbeitende primäre Stoßabbau- und Energieverzehreinrichtung der Mittelpufferkupplung
ist dabei so ausgelegt, daß die Beanspruchungen des normalen Rangierbetriebs, auch
bei extrem ungünstigen Kuppelvorgängen in ausreichender Weise abgebaut werden. Für
die selten vorkommenden Rangierstöße mit höheren Aufstoßgeschwindigkeiten ist die
zweite Energieverzehrstufe in Form von seitlich angeordneten seitenpufferähnlichen
Stoßelementen vorgesehen. Nach Ausschöpfung der Arbeitskapazität der Mittellpufferkupplung
stoßen die Kletterschutzprofile der Sekundärstufe aufeinander, wobei nach Überschreitung
ihrer Ansprechkraft die überschüssige Aufstoßenergie in Reibungs- bzw. Verformungsarbeit
umgesetzt wird. Die Hauptvorteile der neuen Stoßabbau- und Energieverzehreinrichtung
mit rückführbarem Kupplungs querträger ergeben sich aus dem Wegfall der komplizierten
Gitterstruktur des Untergestellrahmens für die Kupplungsanlenkung, aus dem Wegfall
der problematischen Sollbruchstelle in der Kupplungsanlenkung und dem Fortfall der
dem Leichtbau abträglichen Kraftunterbrechung beim Ansprechen einer Sollbruchstelle.
Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Ausführung liegt darin, daß auch Schrägstöße
zufriedenstellend absorbiert werden können. Schließlich ist von Vorteil, daß die Abknickgefahr
für die Kletterschutzeinrichtungen gemindert wird.
[0009] Zweckmäßigerweise erfolgt die Verbindung des Kupplungsquerträgers mit den Stoßelementen
mittels Dehnschrauben, wobei der Kuplungsquerträger über konische Zentriereinrichtungen
an den Konsolen zentriert ist. Erfindungswesentlich ist, daß die sekundäre Energieverzehreinrichtung
erst nach Ausschöpfung des Federweges der primären Energieverzehreinrichtung der Mittelpufferkupplung
wirksam ist.
[0010] Einzelheiten der Erfindung sind anhand eines Ausführungsbeispiels in der Zeichnung
erläutert.
[0011] Es zeigt
Fig. 1 einen horizontalen Schnitt durch das Kopfstück eines Stadtverkehr-Schienenfahrzeugs
mit einer Pufferstoß-Energieverzehreinrichtung gemäß der Erfindung in schematischer
Darstellung.
[0012] Wie in der Zeichnung dargestellt, weist das Untergestell des Schienenfahrzeugs zwei
äußere Langträger 2 auf, die an ihren stirnseitigen Enden zur Fahrzeuglängsmitte weisende
Konsolen 4 tragen. Diese Konsolen 4 sind auf ihrer zur Fahrzeugquermitte weisenden
Seite eben ausgebildet und mit konischen Zentriereinrichtung 5 versehen. Gegen diese
ebenen Stirnflächen 3 der Konsolen 4 liegt der im wesentlichen gerade ausgebildete
Kupplungsquerträger 1 über die Zentriereinrichtungen 5 zentriert an. In Fahrzeuglängsmitte
trägt der Kupplungsquerträger 1 gelenkig die Mittelpufferkupplung 6 mit der primären
Energieverzehreinrichtung 7. Seitlich, nahe seinen Querenden, auf ihrer zum Kopfende
des Schienenfahrzeugs weisenden Seite tragen die Konsolen 4 die sekundäre Energieverzehreinrichtung
10. Diese sekundäre Energieverzehreinrichtung 10 besteht aus den
über das Kopfende des Schienenfahrzeugs ragenden, seitenpufferähnlichen Stoßelementen
9 mit stirnseitigen Kletterschutzeinrichtungen 11 sowie aus an den Konsolen 4 abgestützen
mechanischen Arbeitsgliedern 13, wobei die Stoßelemente 9, in Führungen 8 der Konsolen
4 geführt, mit dem Kupplungsquerträger 1 mittels der Schrauben 12 kraftschlüssig verbunden
sind. Die in dem Ausführungsbeispiel mechanisch wirkende Energieverzehreinrichtung
10 kann auch erfindungsgemäß aus hydraulischen oder elastomeren Arbeitsgliedern bestehen.
[0013] Bei einem Auflaufstoß innerhalb der zulässigen Grenzen wird die gesamte Energie in
der primären Energieverzehreinrichtung 7 der Mittelpufferkupplung 6 aufgefangen. Beim
Überschreiten der zuläs sigen Auflaufgeschwindigkeit treffen die Kletterschutzeinrichtungen
11 der Stoßelemente 9 auf das Hindernis oder die Kletterschutzeinrichtung 11 eines
anderen Schienenfahrzeugs, wobei dann die sekundäre Energieverzehreinrichtung 10 durch
Zurückweichen des Stoßelementes 9 in Tätigkeit gesetzt wird. Die überschüssige Aufstoßenergie
wird dann innerhalb der Energieverzehreinrichtung 10 in Reibungs- bzw. Verformungsarbeit
umgesetzt. Mit dem Zurückweichen des Stoßelementes 9 wird zwangsläufig die Verspannung
des Kupplungsquerträgers 1 mit den Konsolen 4 gelöst. Der Kuplungsquerträger 1 kann
jetzt zusammen mit der Mittelpufferkupplung 6 entweder geradlinig bei zentrischem
Pufferstoß oder schräg bei extrentrischem Pufferstoß soweit zurückgedrückt werden,
bis die Aufstoßenergie in der Energieverzehreinrichtung 10 an den Konsolen 4 vollständig
in Reibungs- bzw. Verformungsarbeit umgesetzt ist.
[0014] Die Instandsetzung der deformierten Teile ist einfach. Die Schraubverbindung (Dehnschraube
12) des Kupplungsquerträgers 1 wird gelöst und der Kupplungsquerträger 1 soweit zurückgeschoben,
daß die Konsolen 4 ausgebaut und mit neuen Arbeitselementen 13 der sekundären Energieverzehreinrichtung
10 versehen werden können.
1. Pufferstoß-Energieverzehreinrichtung, insbesondere für Stadtverkehrs-Schienenfahrzeuge,
mit einer primären, in eine Mittelpufferkupplung integrierten, die beim Fahr- und
Rangierbetrieb auftretenden Pufferkräfte absorbierenden Energieverzehreinrichtung
und einer sekundären, die aus überhöhten Auflaufstößen resultierende Aufstoßenergie
absorbierenden Energieverzehreinrichtung, dadurch gekennzeichnet, daß ein horizontaler,
im wesentlichen gerader Kupplungsquerträger (1) längsverschieblich im Fahrzeug-Kopfstück
angeordnet ist, der in Fahrzeuglängsache gelenkig die Mittelpufferkupplung (6) und
seitlich, nahe seinen Querenden die sekundäre Energieverzehreinrichtung (10) trägt.
2. Pufferstoß-Energieverzehreinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
äußere Längsträger (2) des Untergestellrahmens des Schienenfahrzeugs an ihren Längsenden
mit zur Fahrzeuglängsmitte weisenden Konsolen (4) ausgestattet sind, die auf ihrer
zum Kopfende des Schienenfahrzeugs weisenden Seite die sekundäre Energieverzehreinrichtung
(10) und auf ihrer zur Fahrzeugquermitte weisenden Seite den Kupplungsquerträger (1)
tragen.
3. Pufferstoß-Energieverzehreinrichtung nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die sekundäre Energieverzehreinrichtung (10) aus über das Kopfende des Schienenfahrzeugs
ragenden, seitenpufferähnlichen Stoßelementen (9) mit stirnseitigen Kletterschutzeinrichtungen
(11) sowie aus an den Konsolen (4) abgestützen mechanischen, hydraulischen oder elastomeren
Arbeitsgliedern (13) besteht, wobei die Stoßelemente (9) in Führungen (8) der Konsole
(4) geführt mit dem Kupplungsquerträger (1) kraftschlüssig verbunden sind.
4. Pufferstoß-Energieverzehreinrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Verbindung des Kupplungsquerträgers (1) mit den Stoßelementen (9) mittels
Dehnschrauben (12) erfolgt und daß der Kupplungsquerträger (1) über konische Zentriereinrichtungen
(5) an den Konsolen (4) zentriert ist.
5. Pufferstoß-Energieverzehreinrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die sekundäre Energie-Verzehreinrichtung (10) erst nach Ausschöpfung des Federweges
der primären Energie-Verzehreinrichtung (7) der Mittelpufferkupplung (6) wirksam ist.