[0001] Die Erfindung betrifft eine Fein- oder Mittelstahlstraße mit einer Vorstaffel, mindestens
einer Zwischenstaffel sowie mindestens einer Fertigstaffel, einem diesen vorgeordneten
Ofen sowie eine nachgeordnete Wasserkühlstrecke. Derartige Fein- bzw. Mittelstahlstraßen
werden verbreitet benutzt, um stärkeres Ausgangsmaterial, bspw. quadratische Vierkantknüppel
mit 200 mm Profillängen, vermittels von Kaliberwalzen auf wechselnde, jeweils gewünschte
Abmessungen herabzuwalzen. Üblicherweise ist derartigen Fein- bzw. Mittelstahlstraßen
eine Wasserkühlstrecke nachgeordnet, die einerseits eine übermäßige Zunderbildung
nach Verlassen der Straße unterbinden soll, und mittels deren auch günstige mechanische
Eigenschaften des Walzgutes erreicht werden sollen.
[0002] Beim Walzen von Draht ist es durch die DE-OS 14 33 760 sowie die DE-OS 16 08 387
bekannt, ein günstige Eigenschaften sicherndes feinkörniges Perlit-Gefüge zu erreichen,
indem nach Verlassen des letzten Gerüstes der Draht intensiv durch eine mehrstufige
Wasserkühlung und anschließend durch eine intensive Luftkühlstrecke schnell, jedoch
unter Vermeidung der Martensit-Bereiche des ZTU-Diagrammes, abgekühlt wird. Das dortige
Kühlverfahren läßt sich auf Feinstahlstraßen infolge der höheren Wärmekapazität der
dort gewalzten größeren Querschnitt nicht übertragen. Es sind aber bereits Überlegungen
angestellt worden, ob und wie die dort gemachten Erfahrungen auch auf größere Querschnitte
erstreckbar sind.
[0003] Die Erfindung geht daher von der Aufgabe aus, eine Fein- oder Mittelstahlstraße
so auszubilden, daß ein Walzgut vorteilhaften Gefüges und damit verbesserter mechanischer
Eigenschaften erreicht wird.
[0004] Gelöst wird diese Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruches 1. Insbesondere
durch eine intensive Kühlung des Walzgutes vor der Fertigstaffel und einen weitgehenden
Ausgleich zwischen Kern- und Oberflächentemperatur vor den letzten Stichen wird für
diese eine erstrebenswert geringe Einlauftemperatur erreicht, die zwar die Verformungsarbeit
in diesen Stichen erhöht, nachfolgende Kühlvorgänge aber derart vorbereitet, daß das
aus dem letzten Stich resultierende Trümmergefüge in seinem Kornwachstum verlangsamt
ist und damit nicht mehr die Zeit zu einem ausgedehnten Kornwachstum erhält.
[0005] Zweckmäßige und vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind den Unteransprüchen
zu entnehmen.
[0006] Im einzelnen sind die Merkmale der Erfindung anhand der folgenden Beschreibung von
Ausführungsbeispielen in Verbindung mit diese erläuternden Zeichnungen dargestellt.
Es zeigen hierbei:
Figur 1 schematisch eine mit Wasserkühl- und Erholungsstrekken ausgestattete Feinstahlstraße,
Figur 2 diagrammatisch den Temperaturgang eines beispielhaft herausgegriffenen Walzgutes,
und
Figuren 3 und 4 weitere schematische Darstellungen von Feinstahlstraßen.
[0007] Eine für die Erfindung typische Feinstahlstraße ist schematisch in der Fig. 1 dargestellt.
[0008] Die Straße selbt wird durch die Gerüste 1 bis 21 gebildet; hierbei wechseln Horizontal-
mit Vertikalgerüsten, und nur das Fertiggerüst 21 ist als Universalgerüst ausgebildet.
Bei der dargestellten Straße besteht bspw. die Möglichkeit, in den aufeinanderfolgenden
Gerüsten einlaufende Querschnitte bis zu Knüppeln von 200 × 200 mm² bis zu einem Rundmaterial
von 16 mm Durchmesser herabzuwalzen, wobei die Gerüste 1 und 2 noch rechteckige Querschnitte
walzen, während die folgenden Gerüste 3 bis 20 alternierend ovale und runde Querschnitte
bewirken und das Fertiggerüst 21 ebenfalls runde Querschnitte erwalzt.
[0009] Im Betriebe werden die zu walzenden Knüppel im Ofen 22 auf die Walztemperatur vorgeheizt.
Zur Steuerung der Temperatur ist zwischen den Gerüsten 12 und 13 eine Wasserkühlstrecke
24 vorgesehen, hinter dem Gerüst 16 sind eine Wasserkühlstrecke 25 mit einer anschließenden
Erholungsstrecke 26 angeordnet, und hinter dem Gerüst 18 ist eine weitere Wasserkühlstrecke
mit einer anschließenden langen Erholungsstrecke 28 eingegliedert. Die Wasserkühlstrecke
24 wird nur in besonderen Fällen wirksam, bspw. wenn ein Werkstoff gewalzt wird, bei
dem höhere Kerntemperaturen vermieden werden sollen. Aber schon beim üblichen Walzen
sind die Wasserkühlstrecken 25 und 27 in Betrieb. Die Wasserkühlstrecke 25 bewirkt
eine Vorkühlung, und die eigentliche Abkühlung auf die für die Fertigstaffel optimale
Walztemperatur erfolgt erst in der Wasserkühlstrecke 27; die ihr nachgeordnete lange
Erholungsstrecke 28 bewirkt einen weitgehenden Temperaturangleich der Oberfläche
des Walzgutes an die Temperatur des Kernes, so daß für die abschließende Verformung
ein weitgehendes homogenes Temperaturfeld innerhalb des Walzquerschnittes besteht.
[0010] Es hat sich gezeigt, daß zwar vor der Fertiggruppe eine intensive Kühlung auf erwünscht
niedrige Temperaturen die gewünschte Feinkörnigkeit und die gewünschten Eigenschaftes
des Ausgangsproduktes sichern. Gleichzeitig jedoch wird die Verformungsarbeit erhöht.
Es ist im Interesse eines geringen Energieverbrauches der Fein- bzw. Mittelstahlstraße
daher zweckmäßig, zwischen den vorgeordneten Gerüsten 12, 13 und 16, 17 nur dann
eine Kühlung wirksam werden zu lassen, wenn eine Kühlung schon in diesem Stadium tatsächlich
erforderlich ist. Andererseits ist es, der mit sinkender Temperatur steigenden Verformungsarbeit
wegen, erforderlich, die Antriebsleistung der Fertigstaffel, wenn auch nur relativ
geringfügig, zu steigern.
[0011] Im Betriebe ergeben sich dann Kurven, wie sie diagrammatisch in der Fig. 2 beispielhaft
dargestellt sind. Aufgezeichnet sind hier drei Kurven a bis c. Die Kurve a gibt hierbei
die Kerntemperatur in Abhängigkeit des innerhalb der Feinstahlstraße zurückgelegten
Weges an, die Kurve b steht für die Temperatur der Oberfläche des Walzgutes, während
dessen mittlere Temperatur durch die Kurve c veranschaulicht wird.
[0012] Wie insbesondere Kurve b zu entnehmen ist, erfolgt bereits jeweils beim Durchlauf
eines Gerüstes eine Abkühlung der Oberfläche des Walzgutes durch den direkten Kontakt
mit den kühlen Mänteln der Walzen innerhalb des Umformungsbereiches. Im Zentrum
dagegen steigt die Temperatur jeweils durch Umsetzung der Verformungsenergie in Wärme
an. Nach Durchlauf eines Gerüstes erholt sich auch die Oberflächentemperatur jeweils
wieder in einem gewissen Ausmaße. Im Bereich der bis herunter zu 400°C reichenden
Zacken wird jeweils die Oberfläche durch vier nacheinander erfolgende Wasserbeaufschlagungen
abgekühlt, und zwischen den einzelnen Kühleinheiten erholt sich die Oberflächentemperatur.
Auch die mittlere Temperatur wird hierbei abgesenkt; eine Auswirkung auf die Kerntemperatur
erfolgt aber erst nach Durchlaufen einer beachtlichen Erholungsstrecke, die im Diagramm
zu fast. 80 m Länge gewählt wurde. Zu beachten ist hierbei, daß beim Walzen starker
Querschnitte, bspw. dem Querschnitt 60 φ, nur noch die Gerüste 1 bis 10 in der Walzlinie
verbleiben und die Gerüs.e 19 und 20 ausgetauscht werden gegen den Gerüsten 11 und
12 entsprechende Gerüste,
während das Fertiggerüst 21 mit dem gewünschten Endkaliber gefahren wird. Hierbei
sind durch die ausgeschobenen Gerüste Plätze frei geworden, die durch einsetzbare
Wasserkühlstrecken ersetzt werden können. Bei der hierbei erzielten Kühlwirkung ist
in Betracht zu ziehen, daß die jetzt zu kühlenden stärkeren Querschnitte ein geringeres
Verhältnis Oberfläche zur Masse aufweisen und damit an sich schlechter kühlbar sind;
die Wasserkühlstrecken werden jedoch auch langsamer durchlaufen, so daß insoweit
auch eine gegenteilige Tendenz auftritt. Der Ausgleich zwischen Kern- und Oberflächentemperatur
jedoch wird verzögert, so daß lange Ausgleichsstrecken hier angebracht sind. In jedem
Falle aber wird erreicht, daß die durchschnittliche Walztemperatur von ca. 1000°
vor dem Erreichen der Fertigstaffel deutlich um etwa 200° abgesenkt wird, so daß auch
das Kornwachstum entsprechend verzögert wird und nach dem Verlassen des letzten Gerüstes
unter Einwirkung einer der Straße nachgeordneten, in den Figuren nicht berücksichtigten
weiteren Kühlstrecke weiterhin verlangsamt wird, so daß eine derart ausgestattete
und gemäß der Erfindung arbeitende Feinstahlstraße in der Fertigstaffel mit einer
abgesenkten Temperatur arbeitet, welche ein feinkörniges und hervorragende mechanische
Eigenschaften aufweisendes Ausgangsmaterial liefert.
[0013] Im einzelnen veranschaulicht das Temperaturdiagramm der Fig. 2 die beim Walzen von
Rundstahl 62 mm φ vorliegenden Verhältnisse. Die Gerüste 1 bis 10 der Fig. 1 befinden
sich hierbei in ihrer in der Fig. 1 dargelegten Position, die Gerüste 11 bis 20 sind
hierbei aus der Walzlinie ausgefahren, und den Gerüsten 11 und 12 entsprechende Gerüste
sind anstelle der Gerüste 19 und 20 dem Fertiggerüst 21 vorgeordnet. In den durch
das Ausfahren der Gerüste 11 bis 16 freigewordenen Raum sind vier Wasserkühlstrecken
entsprechend den Wasserkühlstrecken 25 und 27 eingesetzt; es besteht auch die Möglichkeit,
die fest eingebauten Wasserkühlstrecken 24 und 25 zu benutzen und zwischen ihnen
zwei weitere Wasserkühlstrecken einzubauen. Die Längenmessung beginnt hier in der
Mittelebene des Gerüstes 1. Demnach ergeben sich zunächst in den Gerüsten 1 bis 10
zehn nach unten weisende Zacken, die den jeweiligen Abkühlungen in den Gerüsten in
die Positionen 0 bis 49 entsprechen. Die folgenden, bis in den Bereich von 400° reichenden
Zacken der Kurve b stellen die Abkühlung in den vier Wasserkühlstrecken dar. Die folgenden,
fest eingebauten Wasserkühlstrecken, bspw. die Wasserkühlstrecke 27, werden nicht
betätigt, so daß die gesamte, zwischen der letzten der tätigen Kühlstrecken und dem
Gerüst 11 auf dem Platze des Gerüstes 19 vom Walzgut durchlaufene Strecke zum Temperaturausgleich
zwischen Oberfläche und Kern als Erholungs strecke zur Verfügung steht. Die beiden
letzten nach unten weisenden Zacken der Kurve b stellen die Abkühlungen in den Gerüsten
11 und 12 nunmehr auf Plätzen 19 und 20 dar, und die Abkühlung innerhalb des Fertiggerüstes
21 ist im Diagramm nicht mehr dargestellt. Es bewährt sich hierbei besonders, daß
an die durch den Ausbau von Gerüsten freigewordenen Stellen zusätzliche Wasserkühlstrecken
eingebaut sind, so daß eine ausreichende Kühlung schon in Verhältnismäßig großem Abstand
vor der Fertigstaffel erreicht wird und eine ausreichend lange Strecke und damit
Zeit für den Temperaturausgleich zur Verfügung steht, so daß beim Eintritt in das
erste Gerüst der Fertiggruppe nicht nur die durch die Kurve c dargestellte Temperatur
gegenüber der Einlauftemperatur in das erste Gerüst vorteilhaft um über 200° abgesenkt
ist, auch die Differenzen zwischen der im Kern verbliebenen und in den Außenbereichen
vorliegenden Temperaturen ist vorteilhaft abgesenkt.
[0014] Eine andere Ausführung einer Feinstahlstraße ist in Fig. 3 dargestellt. Auch hier
werden wieder zur Erzielung gleicher Leistungen zum Erreichen der geringsten, auf
der Feinstahlstraße zu walzenden Abmessungen hinter einem Ofen 22 alternierend Horizontal-
und Vertikalgerüste 1 bis 20 vorgesehen, und den in der Fertigstaffel wirksamen Gerüsten
19 und 20 ist ein Universalgerüst 21 nachgeordnet. Auch hier sind der Straße eine
Schopfschere sowie eine Entzunderungsvorrichtung 34 vorgeordnet, und in der Straße
sind rotierende Scheren 35 und 36 vorgesehen. Statt einer ersten Kühlvorrichtung
24 der Fig. 1 jedoch ist, entgegen der Walzrichtung versetzt, ein Quertransport 29
vorgesehen, welcher Knüppel aufzunehmen und den versetzt angeordneten weiteren Gerüsten
der Feinstahlstraße zuzuführen vermag. Dieser Quertransport ist so ausgestaltet,
daß er wahlweise mehrere, bspw. bis zu sechs oder bis zu zehn, Knüppel aufzunehmen
vermag und diese zum Auskühlen über entsprechende Zeiten, nur querverschoben, festzuhalten
vermag. Damit lassen sich bei schwierigem Material durch eine längere Vorkühlzeit
insbesondere unerwünscht hohe Kerntemperaturen absenken.
[0015] Auch hier sind Wasserkühlstrecken 25 und 27 mit jeweils ihnen nachgeordneten Erholungsstrecken
26 und 28 vorgesehen, die beim vollen Auswalzen der Knüppel auf die geringsten Querschnitte
tätig werden. Auch hier wird jedoch von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, beim Umstellen
auf ein stärkeres Fertigerzeugnis nicht mehr benötigte Gerüste aus der Walzlinie
zu bringen und die in Walzrichtung gesehenen beiden letzten noch benötigten Gerüste
der Zwischenstaffel an den Plätzen der Gerüste 19 und 20 der Fertigstaffel einzusetzen.
Auch hier verbleibt das Fertiggerüst 21 auf seinem Platz, wird aber mit den Abmessungen
des gewünschten Fertigerzeugnisses entsprechenden Anstellungen bzw. Kalibern betrieben.
Wie auch bei der Anordnung nach Fig. 1 kann auch hier der durch das Walzen größerer
Abmessungen in der Fertiggruppe erhöhte Bedarf des Antriebsmomentes berücksichtigt
werden, indem entsprechend stärker ausgelegte Antriebsmotore, Kammwalzgerüste, Spindeln
bzw. Spindelköpfe benutzt werden. Es ist aber auch möglich, Kammgerüste unterschiedlicher
Übersetzungsverhältnisse, Kammgerüste mit wahlweise wirksam zu machendem Übersetzungsverhältnis
oder aber zusätzliche, dem Kammwalzgerüst vorgeordnete Übersetzungsstufen vorzusehen,
so daß bei vorgegebener Leistung eine Anpassung des vom Kammwalzgerüst abgegebenen
Momentes an den erhöhten Momentenbedarf möglich ist.
[0016] Eine weitere Möglichkeit wird anhand der Fig. 4 erläutert. Hier sind wieder der Ofen
22, Schopfschere und Entzunderungsvorrichtung 34 sowie rotierende Scheren 35 und
36 zwischen einer Anzahl von Gerüsten dargestellt, die wiederum zu insgesamt 21 gewählt
wurde. Die Gerüste 17 und 18 jedoch sind mit in die Fertigstaffel übernommen worden,
so daß beim Kühlen vermittels der Kühlvorrichtung 32 sich der Kühlprozeß auf langsamer
laufendes Walzgut bezieht und sich damit effektiver gestalten läßt. Die dem Temperaturausgleich
dienende Erholungsstrecke 33 ist zweckmäßig der stärkeren Kühlung und dem Wärmeausgleich
stärkeren Materiales angepaßt. Beim Umstellen auf stärkeres Material werden zunächst
die Gerüste 19 und 20 ausgebaut, und die Gerüste 17 und 18 können an deren Stelle
aufrücken. Beim Übergang auf ein weiterhin verstärktes Fertigerzeugnis werden entsprechend
weitere Gerüste aus der Walzlinie genommen, wobei jeweils die letzten noch wirksamen
Gerüste an die Stellen der Gerüste 19 und 20 oder, beim Umstellen von vier Gerüsten,
an die Stellen 17 bis 20 vorrücken.
[0017] Die Gesamtzahl der für die Feinstahlstraße einzusetzenden Gerüste richtet sich nach
dem kleinsten, auf dieser Feinstahlstraße zu walzenden Querschnitt bzw. der höchsten,
vom einlaufenden Halbzeug bis zum auslaufenden Fertigerzeugnis durchzuführenden
Reduktion, wobei eine optimale Kaliberverteilung auf die Walzen ebenso zu berücksichtigen
ist wie eine Optimierung der Walzendurchmesser auf den jeweils zu walzenden Querschnitt.
Nach der Erfindung werden hierbei die letzten der Gerüste, zu einer Fertigstaffel
zusammengefaßt, zum Fertigwalzen des Fertigerzeugnisses genutzt, und zur Erzielung
günstiger Beanspruchungswerte des Fertigerzeugnisses wird das Walzen in der Fertigstaffel
mit einer derart verminderten Temperatur bewirkt, daß zwar die benötigten Anstriebsmomente
in folge der temperaturbedingten Steigerung der Umformarbeit des Materiales erhöht
werden, bei entsprechender Reduktion in der Fertigstaffel, vorzugsweise im Fertiggerüst,
dem hierbei entstehenden Trimmergefüge des mit abgesenkter Walztemperatur sinkenden
Kornwachstumes wegen nur die Gelegenheit geboten wird, durch eben dieses geringe Kornwachstum
bei der Umwandlung des Austenits in Perlit zu feinkörnigem, feinstreifigen Perlit
zu gelangen.
[0018] Mit steigendem Querschnitt des Fertigerzeugnisses werden auch weniger Gerüste benötigt.
Die nicht benötigten Gerüste werden ausgebaut bzw. ausgeschoben, wobei jedoch das
Fertiggerüst 21 bzw. diesem entsprechende Gerüste verbleiben und nur dem vergrößerten
Kaliber angepaßt werden. Um weiterhin ein Walzen in einer geschlossenen Fertigstaffel
zu ermöglichen, werden die letzten der noch benutzten Gerüste umgesetzt und dem dertiggerüst
vorgeordnet; zweckmäßig werden jedoch entsprechende, vorbereitete Gerüste, bspw. in
die Plätze 19 und 20 der Ausführungsbeispiele, eingeschoben. Das Einsetzen wird vereinfacht,
wenn hierfür entsprechende Zwischensohlplatten vorbereitet sind.
[0019] Die für die Erreichung eines optimalen Gefüges wesentliche Kühlung des in das letzte
bzw. die letzten Gerüste einlaufende Walzgut wird vermittels von Wasserkühlstrecken
bewirkt, von denen eine unter Einhaltung einer ausreichenden Erholungsstrecke der
Fertigstaffel vorgeordnet ist. Beim Ausbau von Gerüsten zur Umstellung auf ein stärkeres
Fertigerzeugnis können die freigewordenen Gerüstplätze anstelle der ursprünglich
vorgesehenen Wasserkühlstrecken oder zusätzlich zu diesen wirksam gemacht werden,
indem die freigewordenen Plätze mit den Spritzvorrichtungen der Wasserkühlstrecken
bestückt werden. Hierdurch ist es nicht nur möglich, gegebenenfalls eine intensivere
Kühlung zu erreichen, durch Abschalten der letzten, ursprünglich vorgesehenen Kühlstrecken
läßt sich auch die zur Verfügung stehende Erholungsstrecke verlängern und damit ein
besserer Temperaturausgleich zwischen Kern und Außenhaut des Walzgutes erreichen.
Um ein Verziehen des Walzgutes zu vermeiden, werden die Wasserkühlstrecken vorzugsweise
so angeordnet, daß sie auf Rund- bzw. Quadratquerschnitte laufen. In jedem Falle
werden die Wasserkühlstrecken vorzugsweise im Bereiche der letzten Gerüste vorgesehen,
so daß eine maximale Kühlwirkung erreicht wird und infolge der nur geringen Anzahl
noch folgender Gerüste auch die kleinste Wiedererwärmung des Walzgutes durch die auftretenden
Verformungen erreicht wird. Bewährt hat sich die späte Kühlung auch weiterhin, da
mit einsetzender Kühlung die Verformungsarbeit ansteigt und einerseits der Antrieb
stärker beansprucht, andererseits aber auch der Verschleiß der Gerüste durch stärkere
aufzuwendende Kräfte und Momente ansteigt. Bei stärkerer erforderlich werdender Kühlung
wird diese in an sich bekannter Weise stufenweise durchgeführt, um eine unzulässig
niedrige Oberflächentemperatur ebenso zu vermeiden wie überhohe Temperaturdifferenzen
zwischen Kern und Walzgut-Oberfläche. Hierbei sind die gegebenenfalls erforderlichen
Scheren nach Möglichkeit in Ausgleichsstrecken anzuordnen. Es ist auch möglich,
eine mehrstufige Kühlung an mehreren Plätzen vorzusehen. Wie aus den Ausführungsbeispielen
hervorgeht, ist jeder der Wasserkühlstrecken 25 bzw. 27 eine Erholungsstrecke 26 bzw.
28 nachgeordnet; die zunächst durchlaufende Erholungsstrecke 26 jedoch soll nur einen
annähernden Angleich der Kern- an die Außentemperatur ermöglichen, um in der folgenden
Wasserkühlstrecke eine ausreichende Kühlung zu ermöglichen, ohne daß die Oberfläche
unterkühlt wird. Die letzte der Erholungsstrecken jedoch ist so bemessen, daß beim
Fertigwalzen in der Fertigstaffel der Temperaturausgleich erwünscht weit vorgetrieben
ist. Werden die hierbei erforderlichen Erholungszonen unerwünscht lang, so können
die diesen vorgeordneten Wasserkühlstrecken entgegen der Walzrichtung vorver legt
werden.
[0020] Die Durchmesser der Walzen können vorteilhaft minimiert werden, da in jedem der Gerüste,
ausgenommen die der Fertiggruppe, nur ein eng begrenzter Querschnittsbereich gewalzt
wird. Diese möglichen geringen Walzendurchmesser ergeben eine verringerte Breitung
bei entsprechend gesteigerter Verlängerung des Walzgutes, und infolgedessen wird
in den folgenden Gerüsten nur eine kleinere Höhenabnahme erforderlich oder aber eine
erhöhte Reduktion ermöglicht, so daß auch geringere Walzkräfte, geringere Antriebsmomente
und eine verringerte Motorleistung mit einem entsprechend verringerten Energieverbrauch
erreicht werden. Da in jedem Gerüst, ausgenommen jenen der Fertigstaffel, im wesentlichen
gleiche Querschnitte reduziert werden, werden beim Wechsel der Abmessungen des Fertigerzeugnisses
erforderlich werdende Umbauarbeiten ebenfalls auf ein Minimum zurückgeführt. Ausgenommen
die Fertigstaffel ist bei einem Programmwechsel zwar ein Aus- bzw. Einfahren bestimmter
Gerüste, nicht aber ein Walzenwechsel erforderlich.
[0021] Als wesentlich hat sich gezeigt, daß zur Gewinnung eines Fertigmaterials gesteigerter
Güte bzw. Belastbarkeit eine Kühlung innerhalb der Feinstahlstraße vorgesehen wird,
die allerdings im wesentlichen vor der Fertigstaffel bewirkt wird, und der eine entsprechend
lange Erholungsstrecke nachgeordnet ist, um einen weitgehenden Temperaturausgleich
zwischen inneren und äußeren Bezirken des Walzgutes zu sichern. Im Falle stärkerer
erforderlich werdender Kühlungen kann eine zusätzliche Kühlstrecke mit einer kürzeren
Erholungsstrecke vorgeordnet sein, und für Material, das gegen Erhöhen der Kerntemperatur
empfindlich ist, kann zusätzlich eine entsprechend vorgelagerte Kühlvorrichtung benutzt
werden, die als Wasserkühlstrecke oder als speichernder und ein Auskühlen erlaubender
Quertransport ausgeführt sein kann. In jedem Falle hat es sich bewährt, in dem vorderen
der Gerüste noch keine Temperaturabsenkung vorzunehmen, um mit den bisherigen Antriebsleistungen
fahren zu können, und die erwünschte Temperaturabsenkung erst vor den letzten der
Gerüste vorzunehmen.
1. Fein- oder Mittelstahlstraße mit einer Vorstaffel, mindestens einer Zwischenstaffel
sowie mindestens einer Fertigstaffel, einem diesen vorgeordneten Ofen sowie einer
nachgeordneten Wasserkühlstrecke,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Fertigstaffel und/oder einer durch die letzten Gerüste der Fertigstaffel
gebildeten Fertiggruppe eine Wasserkühlstrecke (27) sowie eine dieser nachgeordnete
Ausgleichsstrecke (28) vorgeordnet sind.
2. Feinstahlstraße nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
daß vor bzw. innerhalb der Zwischenstaffel weitere Kühlstrecken (24, 25) vorgesehen
sind.
3. Feinstahlstraße nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine vor bzw. innerhalb der Zwischenstaffel vorgesehene Kühlstrecke als Quertransport
(29) ausgebildet ist.
4. Feinstahlstraße nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Mindestabnahme der Fertiggruppe, vorzugsweise des letzten Gerüstes (21), 19%
überschreitet.
5. Feinstahlstraße nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei ihrem Umbau auf größere Ausgangsquerschnitte außer den nicht beteiligten Gerüsten
die letzten zwei Gerüste ausgeschoben sind und diesen zwei letzten entsprechende in
die Endgruppe eingeschoben sind.
6. Feinstahlstraße nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Fertigstraße ein doppeltes, umschaltbares Kammwalzgerüst oder ein Kammwalzgerüst
mit zusätzlicher vorgeschalteten, wahlweise wirksam zu machen Übersetzungsstufe
aufweist.
7. Feinstahlstraße nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß in durch ausgeschobene Gerüste freigewordenen Bereichen zusätzliche Wasserkühlstrecken
eingesetzt sind.
8. Feinstahlstraße nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
gekennzeichnet durch
den Kühlstrecken (24, 25, 27, 30, 32)zugeordnete Steuer- und/oder Regelvorrichtungen,
welche gegebenenfalls in vorgeordneten Kühlstrecken die Überschreitung vorgegebener
Kern-Maximaltemperaturen unterbinden und vermittels nachgeordneter Kühlstrecken (24,
25) optimale mechanische Eigenschaften bzw. Korngrößen sichernde Verformungstemperaturen
für die Fertigstaffel bewirken.
9. Feinstahlstraße nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens die letzte der Ausgleichsstrecken (28) eine Länge aufweist, welche
einen weitgehenden Temperaturausgleich zwischen Kern- und Oberflächentemperatur gewährleistet.