(19)
(11) EP 0 270 921 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
15.06.1988  Patentblatt  1988/24

(21) Anmeldenummer: 87117365.4

(22) Anmeldetag:  25.11.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4F01D 25/18
// F02C6/12
(84) Benannte Vertragsstaaten:
FR GB IT SE

(30) Priorität: 10.12.1986 DE 3642121

(71) Anmelder: MTU MOTOREN- UND TURBINEN-UNION MÜNCHEN GMBH
D-80976 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Rossmann, Axel
    D-8047 Karlsfeld (DE)
  • Hüther, Werner, Dr.
    D-8047 Karlsfeld (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
     
    Bemerkungen:
    Die Bezeichnung der Erfindung wurde geändert (Richtlinien für die Prüfung im EPA, A-III, 7.3).
     


    (54) Schmiersystem für einen Turbolader


    (57) Die Gleitlager eines Abgasturboladers werden mit Wasser, vorzugsweise aus dem Kühlwasserkreislauf eines angeschlossenen Verbrennungsmotors geschmiert. Zwischen Turbine und Verdich­ter ist auf der Ladewelle ein Pumpenrad zur Förderung von Kühlwasser angeordnet. Durch diese läßt sich eine lastabhän­gige Kühlmittelversorgung erzielen.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Antriebssystem mit einem Verbren­nungsmotor und einem damit gekoppelten Abgasturbolader.

    [0002] Die Gleitlager von Abgasturboladern der eingangs geschilderten Gattung werden bisher mit Öl aus dem Schmierölkreislauf des Motors geschmiert. Aufgrund der in der Turbine vorliegenden hohen Temperaturen bringt diese Art der Lagerschmierung - ­insbesondere für das turbinenseitige Gleitlager - eine Reihe von Nachteilen mit sich.

    [0003] Wegen der Aufheizung des Schmieröls im turbinenseitigen Gleit­lager ist eine Vergrößerung des Ölkühlers gegenüber dem eines Hubkolbenmotors ohne Turbolader notwendig. Dennoch tritt ein schnellerer Verschleiß und Verbrauch des Öls auf.

    [0004] Es kann bei starker Überhitzung des Turbinenlagers zur Koks­bildung kommen, mit der Gefahr von Verunreinigungen und Schä­digung der Motorkomponenten im Ölkreislauf. Insbesondere nach dem Abstellen des Motors ist die Gefahr von Lagerschäden und Koksbildung für das turbinenseitige Lager besonders groß, da die noch heiße Turbine das nicht mehr mit kühlendem Öl versorgte Lager übermäßig aufheizen kann.

    [0005] Es sind Turbolader bekannt, bei denen der lagernahe Turbinen­gehäusebereich mit Wasser des Motor-Kühlwasserkreislaufs gekühlt wird, um auf diese Weise eine Überhitzung des tur­binenseitigen Gleitlagers zu verhindern. Dies ist jedoch eine technisch aufwendige Lösung, da sowohl der Ölkreislauf als auch der Kühlwasserkreislauf des Verbrennungsmotors auf den Abgasturbolader ausgedehnt werden muß.

    [0006] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Antriebssystem der gattungs­gemäßen Art so zu verbessern, daß gleichzeitig eine effektive Schmierung und Kühlung des Abgasturboladers mit baulich ein­fachen Mitteln erzielt wird.

    [0007] Zur Lösung der gestellten Aufgabe wird bei einer Einrichtung der eingangs angegebenen Art erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß der Abgasturbolader mit Wasser geschmierte Gleitlager aufweist. Vorzugsweise ist dabei die Wasserversorgung der Gleitlager an den Kühlwasserkreislauf des Antriebssystems angeschlossen.

    [0008] Es ist zwar bekannt, Gleitlager mit Wasser anstelle von Öl zu schmieren, wenn diese Lager in Maschinen eingesetzt werden, die unter bzw. in der Nähe von Wasser betrieben werden oder der Förderung von Wasser dienen. In diesem Fall würde es beim Einsatz eines anderen Schmiermittels Dichtungsprobleme zwischen Schmiermittel und Wasser geben. Andererseits ist bei Antriebssystemen, welche Verbrennungsmotoren umfassen, aus einem analogen Grund nur der Einsatz von ölgeschmierten Lagern als praktikabel angesehen worden.

    [0009] Mit der Erfindung lassen sich erhebliche bauliche Vereinfa­chungen erzielen. Es entfällt die aufwendige Ölversorgung des Turboladers und die Wasserversorgung kann neben der Lager­schmierung gleichzeitig zur Kühlung des Turboladers heran­gezogen werden.

    [0010] Des weiteren hat die Verwendung von Wasser anstelle von Öl als Schmiermittel den Vorteil, erheblich geringere Reibungs­kräfte aufgrund der geringeren Viskosität von Wasser zu ver­ursachen, was sich besonders bei den hohen Abgasturbolader-­Drehzahlen günstig auswirkt. Dabei ist der Druck des zur Schmierung verwendeten Wassers so hoch, daß Dampfblasenbil­dung vermieden wird.

    [0011] Die im Rahmen der Erfindung weiter vorgesehene Verwendung von keramischen Werkstoffen für die Gleitglieder hat den Vorteil der Korrosionsfestigkeit und guter Gleiteigenschaften. Dabei ist es sinnvoll, die rotierenden, die stationären oder alle Gleitglieder aus keramischen Werkstoffen zu fertigen. Die rotierenden Gleitglieder können als auf der Welle ange­ordnete keramische Buchsen oder als aufgespritzte keramische Schicht ausgeführt sein.

    [0012] Als keramische Gleitlagerwerkstoffe kommen vorzugsweise nicht-­oxydische Keramiken wie SiC oder Si₃N₄ zum Einsatz oder auch ganz- oder teilstabilisierte Oxidkeramiken wie Al₂O₃ oder ZrO₂, oder Kombinationen dieser Werkstoffe.

    [0013] Die gemäß weiterer Ausbildung der Erfindung vorgesehene An­ordnung eines Wasserpumpenrades des Kühlwasserkreislaufes auf der Turboladerwelle zwischen Radialverdichter und -turbine hat den Vorteil, daß dadurch die mechanisch vom Motor ange­triebene Kühlmittelpumpe ersetzt wird, und eine erwünschte lastabhängige Kühlmittelversorgung erreicht wird.

    [0014] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbei­spiels unter Bezugnahme auf die Zeichnung erläutert.

    [0015] In der Zeichnung ist ein Abgasturbolader 1 schematisch im Axialschnitt gezeigt, bei dem eine von einem nicht dargestell­ten Verbrennungsmotor beaufschlagte Radialturbine 2 mit einem Radialverdichter 3 auf einer gemeinsamen Welle 4 angeordnet ist. Dabei tritt Abgas des Verbrennungsmotors durch die Rohr­leitung 9 in den Turbinenraum 16 ein und strömt axial durch die Öffnung 8 ab. Vom Radialverdichter 3 angesaugte Frisch­luft tritt axial durch die Öffnung 10 in den Verdichter­raum 17 ein und wird durch die Rohrleitung 11 dem Verbren­nungsmotor zugeführt.
    Die Welle 4 ist über zwei wassergeschmierte Gleitlager 5 und 6 in einem Gehäuse 7 gelagert. Über die Rohrleitungen 12, 13 strömt Wasser zur Schmierung aus dem Kühlwasserkreislauf in die Lagerspalte 23 und 24 der Gleitlager 5 und 6. Über Gleitringdichtungen 14, 15 sind die Gleitlager 5, 6 gegenüber dem Turbinenraum 16 bzw. Verdichterraum 17 abgedichtet.

    [0016] Zwischen den Gleitlagern 5 und 6 ist auf der Welle 4 ein Wasserpumpenrad 18 vorgesehen, welches im Raum 19 befindli­ches Kühlwasser über die Rohrleitung 20 dem Kühlwasserkreis­lauf des Verbrennungsmotors zuführt. Der Raum 19 wird dabei zum einen über die Rohrleitung 21 mit Wasser vom Kühlwasser­kreislauf des Verbrennungsmotors kommend versorgt, zum zweiten strömt das durch die Rohrleitungen 12 und 13 den Gleitlagern 5 und 6 zugeführte Wasser durch die Lagerspalte 23 und 24 in den Raum 19. Das Gehäuse 7 des Turboladers 1 wird außerdem durch das im Raum 19 befindliche Wasser gekühlt.


    Ansprüche

    1. Antriebssystem mit einem Verbrennungsmotor und einem damit gekoppelten Abgasturbolader, dadurch gekennzeichnet, daß der Abgasturbolader (1) mit Wasser geschmierte Gleit­lager (5, 6) aufweist.
     
    2. Antriebssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Wasserversorgung der Gleitlager (5, 6) an den Kühlwasserkreislauf des Antriebssystems angeschlossen sind.
     
    3. Antriebssystem nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeich­net, daß die rotierenden und/oder stationären Gleitglie­der (21, 22) der Gleitlager (5, 6) aus keramischen Werk­stoffen bestehen.
     
    4. Antriebssystem nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die keramischen Werkstoffe der Gleitglieder (21, 22) nicht-oxydische Keramiken wie SiC oder Si₃N₄ sind.
     
    5. Antriebssystem nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die keramischen Werkstoffe ganz- oder teilstabili­sierte Oxidkeramiken wie Al₂O₃ oder ZrO₂ sind.
     
    6. Antriebssystem nach den Ansprüchen 4 und 5, dadurch ge­kennzeichnet, daß für die Gleitglieder (21, 22) Kombina­tionen dieser Werkstoffe verwendet werden.
     
    7. Antriebssystem nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch ge­kennzeichnet, daß die rotierenden Gleitglieder als auf der Welle (4) angeordnete keramische Buchsen ausgeführt sind.
     
    8. Antriebssystem nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch ge­kennzeichnet, daß die rotierenden Gleitglieder als auf­gespritzte keramische Schichten ausgeführt sind.
     
    9. Antriebssystem nach den Ansprüchen 1 bis 8, dadurch ge­kennzeichnet, daß ein Wasserpumpenrad (18) für den Kühl­wasserkreislauf des Antriebssystems auf der Welle (4) des Abgasturboladers (1) zwischen Radialverdichter (3) und -turbine (2) angeordnet ist.
     
    10. Antriebssystem nach den Ansprüchen 1 bis 9, dadurch ge­kennzeichnet, daß die Abdichtung der Gleitlager (5, 6) durch Gleitringdichtungen (14, 15) erfolgt.
     




    Zeichnung