[0001] Die Erfindung betrifft eine Rührwerksmühle zum Mahlen, insbesondere zum Trockenmahlen
von Pigmenten, mit einem zylindrischen Behälter, in dem sich Mahlkörper befinden und
der mit einem Einlaß für das zu mahlende Gut und einem Auslaß für das gemahlene Gut
versehen ist, und mit einem in der Achse des Behälters angeordneten, antreibbaren
Rührer.
[0002] Es ist bekannt, daß durch Mahlung Pigmentrohwaren zerkleinert und teilweise in eine
andere Kristallmodifikation überführt werden können.
[0003] Die so hergestellten Mahlprodukte werden dann vielfach einer zusätzlichen Lösungsmittelbehandlung
unterzogen bzw. in lösungsmittelhaltige Bindemittelsysteme eingearbeitet, um in Druckfarben,
Lacken und Kunststoffen Verwendung zu finden. Bei zahlreichen Pigmentrohwaren wird
es durch Mahlung überhaupt erst möglich, sogenannte Pigmentqualitäten, d.h. Teilchen
im Bereich von 1µm und kleiner zu erreichen.
[0004] Bei der Mahlung von Pigmentrohwaren sind eine Vielzahl von Mühlen großtechnischer
Art, wie Schwingmühle, Trommel- oder Rohrmühle in Gebrauch. Diese Mühlen werden mit
einer hohen Volumenfüllung an Mahlkörpern von 50 % bis 90 % betrieben, so daß die
10- bis 40-fache Gewichtsmenge an Mahlkörpern im Verhältnis zur Mahlgutmenge bei der
Mahlung bewegt werden muß.
[0005] Darüber hinaus werden im Labormaßstab zusätzlich Planetenkugel- bzw. Zentrifugalkugelmühlen
für kleinere Versuchsmuster verwendet.
[0006] Bei den Planeten- und Zentrifugalkugelmühlen besteht zusätzlich die Notwendigkeit,
das äußere Gehäuse des Mahlgefäßes, das zur Kühlung doppelwandig ausgelegt sein kann,
in schnelle rotierende Bewegungen oder weithubige Schwingungen mittels exzentrischer
Anordnungen zu versetzen. Die schnelle Bewegung großer träger Massen bringt aufgrund
der auftretenden Belastungen und Kräfte auf die Lager und Antriebsgetriebe erhebliche
Volumenbegrenzungen mit sich.
[0007] Alle gebräuchlichen Mühlen haben weiterhin den großen Nachteil, daß die hineingesteckte
Mahlenergie überwiegend zur Erwärmung von Mahlkörpern und Mahlgut verbraucht wird
und nur zu einem geringen Teil der Zerkleinerungsarbeit der Pigmentrohware dient.
[0008] Die auftretende unvermeidliche Erwärmung des Mahlgutes wirkt vielfach der Zerkleinerung
bzw. Phasenumwandlung entgegen, so daß bei zu hohen Temperaturen eine Rekristallisation
und Vergröberung des Mahlgutes eintritt. Die Tendenz steigender Mahltemperatur begrenzt
den Wirkungsgrad der Mühlen und damit ihre Ausbeute. Besonders bei der Mahlung organischer
Pigmente ist es oft wünschenswert, das Mahlgut in definierten Temperaturbereichen
zu mahlen und eine obere Temperaturbegrenzung vorzunehmen, um eine Produktschädigung
zu vermeiden.
[0009] Zusätzlich machen die bekannten Mühlen aufgrund ihrer Bau- und Betriebsweise, d.h.
Bewegung großer Massen und Temperierung, hohe Investitionen erforderlich.
[0010] Es bestand daher die Aufgabe, eine Vorrichtung zum Mahlen, insbesondere zum Trockenmahlen
von Pigmenten zu entwickeln, die diese Nachteile vermeidet und im Wirkungsgrad und
in der Qualität des Mahlgutes den bekannten Mahlvorrichtungen überlegen ist.
[0011] Die Lösung der Aufgabe besteht in einer Rührwerksmühle der eingangs geschilderten
Art, bei der die wirksamen Flächen des Rührers in Form von der Innenwand des Behälters
dicht benachbarten Mitnehmern für die Mahlkörper ausgebildet sind.
[0012] In der nachfolgenden Beschreibung mehrerer, in der Zeichnung schematisch dargestellter
Ausführungsbeispiele der erfindungsgemäßen Rührwerksmühle ist die Erfindung näher
erläutert.
[0013] Es zeigen
Figur 1 eine vertikal angeordnete Rührwerksmühle im Längsschnitt, mit an Armen gehaltenen
Rührflächen
Figur 2 a-c verschiedene Ausführungsformen von Rührwerken im Querschnitt
Figur 3 eine horizontal angeordnete Rührwerksmühle im Längsschnitt, mit einer käfigartigen
Rührtrommel
Figur 4 eine horizontal angeordnete Rührwerksmühle im Längsschnitt, mit an versetzt
angeordneten Armen gehaltenen Rührorganen.
[0014] Die Rührwerksmühle besteht im wesentlichen aus einem zylindrischen Behälter 1 (Figur
1), der mit einem Einlaß 2 für das zu mahlende Gut und mit einem verschließbaren Auslaß
3 für das gemahlene Gut ausgestattet ist, und aus einem motorisch antreibbaren Rührer
4. Die an Armen 5 gehaltenen Rührflächen 6 des Rührers erstrecken sich dicht entlang
der Innenwand des Behälters, so daß darin befindliche Mahlkörper 7 von den umlaufenden
Rührflächen mitgenommen und entlang der Innenwand bewegt werden. Dadurch ist mit Hilfe
von Heiz- bzw. Kühleinrichtungen 8, die an den Außenflächen des Behälters 1 angebracht
sind, eine ständige Temperierung des Mahlgutes und der Mahlkörper möglich. Die Mahlarbeit
findet zwischen den Mahlkörpern bzw. zwischen diesen und der Behälterwand statt. Die
Heiz- bzw. Kühleinrichtungen können beispielsweise durch Rohrschlangen oder einen
Zwischenraum bildenden Doppelmantel zum Durchfluß eines Heiz- oder Kühlmediums oder
aber durch bekannte elektrische Heizeinrichtungen realisiert sein.
[0015] In Figur 2a-c sind verschiedene Ausfühgrungsformen von Rührwerken im Querschnitt
schematisch gezeigt. Dabei entspricht die Darstellung in Figur 2a der in Figur 1 gezeigten
Mühle. Das Rührwerk nach Figur 2b weist eine Vielzahl von Rührarmen 5, 6 auf, die
entlang der Rührerwelle 9 versetzt angeordnet sein können. Durch einen auf der Rührerwelle
koaxial angeordneten Zylinder 10 kann, wie in Figur 2c gezeigt, der Innenraum des
Behälters 1 als Ringraum 11 ausgebildet sein. Dies hat den Vorteil, daß auch eine
Temperierung des Mahlraumes von innen erfolgen kann, wenn die Rührerwelle innen hohl
und mit Zuleitungen für Temperierflüssigkeiten versehen ist.
[0016] Als Antrieb der Rührwerke dient gewöhnlich ein in der Drehzahl regelbarer Elektromotor,
durch den das Rührwerk aus dem Stillstand langsam auf die gewünschte Enddrehzahl beschleunigt
werden kann. Die Mahlkörper werden dabei infolge der Zentrifugalkräfte vom Boden des
Behälters an dessen Innenwand bewegt und zerkleinern dabei auch gegeneinander rollend
das zu mahlende Gut. Mit steigender Umdrehungszahl des wandnahen Rührers steigen die
Mahlkörper durch gegenseitige Verdrängung bei vertikaler Anordnung der Rührerachse
an der Innenwand teilweise nach oben, unter Mitführung von Mahlgut, so daß ein ständiger
Austausch von gemahlenem und ungemahlenem Produkt erfolgen kann. Die Mahlkörper selbst
haben aufgrund der erfindungsgemäßen Konstruktion des Rührwerkes die Möglichkeit,
in der Anlaufphase der Mühle durch Überrollen der einzelnen Rührarme am Behälterboden
sich gleichmäßig hinter die einzelnen Rührarme zu verteilen, so daß keine Unwucht
bei vollem Betrieb der Mühle entstehen können, d.h. wenn die Mahlkörper von den einzelnen
Armen des Rührers an der Innenfläche vor sich hergeschoben werden.
[0017] Es können aber auch, falls nötig, zwei in der Drehzahl regelbare Elektromotoren an
den beiden Enden der Rührerwelle angebracht werden.
[0018] Die Rührwerksmühle kann auch geneigt oder horizontal betrieben werden. In diesem
Falle ist es zweckmäßig, aber nicht unbedingt erforderlich, den Innenraum des Behälters
über auf der Rührerzelle 9 radial angeordnete Metallsiebe oder Lochplatten 12 (Figur
2b) in einzelne Sektoren zu untereteilen, in die die Mahlkörper entsprechend der gewünschten
Flächenbelegung der Behälterwand eingefüllt werden.
[0019] Eine weitere Ausgestaltung der Rührwerksmühle besteht darin, daß der Rührer aus einer
käfigartigen Trommel 13 (Figur 3) besteht, die am Umfang achsparallele, dicht entlang
der Behälterwand verlaufende, flächige Stege 14 aufweist.
[0020] Eine weitere Ausführungsform der Rührwerksmühle (Figur 4) besteht darin, daß der
Rührer mehrere, entlang der Rührerwelle 9 und dem Behälterumfang versetzt angeordnete
Arme 15 mit schaufelartigen Rührorganen 16 aufweist, deren Flächen zueinander auf
Lücke stehen oder sich teilweise überlappen.
[0021] Die Mahlkörper werden mit steigender Drehzahl des Rührers durch die Zentrifugalkräfte
auch bei horizontalem Betrieb der Mühle mittels der Schaufeln entlang der Behälterwand
geführt, so daß eine gleichmäßige, intensive Mahlung ohne Auftreten von Unwuchterscheinungen
gewährleistet ist.
[0022] Als Mahlkörper werden beispielsweise Mahlkugeln oder zylindrische Mahlkörper verwendet,
deren Durchmessern mindestens doppelt so groß ist wie der Abstand des Rührblattes
von der Innenwand des Behälters. Zweckmäßige Durchmesserbereiche sind 5 bis 80 mm,
vorzugsweise von 10 bis 40 mm.
[0023] Die Vorteile der erfindungsgemäßen Rührwerksmühle liegen darin, daß durch das Rührwerk
nur die Mahlkörper mit dem Mahlgut bewegt werden und der äußere temperierbare zylindrische
Mantel ortsfest bleibt, so daß die eigentliche Mahlung immer im Bereich der temnperier-
und kühlbaren Wand erfolgt und eine Überhitzung des Mahlgutes vermieden wird.
[0024] Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß die Mahlkörpermenge auf die teilweise bis
vollständige Belegung der äußeren Zylinderfläche beschränkt bleibt und keine hohe
Volumenfüllung mit Mahlkörpern notwendig ist wie bei den dem Stand der Technik entsprechenden
Mühlen. Dies führt zu günstigen Gewichtsverhältnissen von Pigmentrohware zu Mahlkörpern
etwa im Bereich von 1:6 bis 3:1, wobei überraschend festgestellt wurde, daß man mit
größer werdendem Durchmesser der Vorrichtung für die gleiche Phasenumwandlungsrate
der Kristallmodifikation mit einer relativ zum Mahlgut abnehmenden Mahlkörpermenge
auskommt, d.h. mit wachsender Mahlkörperzahl steigt der Wirkungsgrad der Mühle überproportional
an. Die Volumenausnutzung ist bei der erfindungsgemäßen Mühle höher als bei den bekannten
Vorrichtungen, wobei die Vergrößerung des gesamten Mahlvolumens weniger technische
Probleme bereitet als bei den mit dem Behälter bewegten Zentrifugalmühlen.
[0025] Durch die zwangsweise Bewegung der Mahlkörper sind Probleme des Anschlagens oder
Anbackens von Mahlgut an der Wand des Behälters besser zu erkennen und zu überwinden
als bei nur aufgrund ihrer Trägheitskräfte rollenden Mahlkörpern, die leichter anbacken
und dann wirkungslos werden können.
[0026] Da das Mahlgut vielfach empfindlich auf Temperaturerhöhung reagiert, bietet die erfindungsgemäße
Mühle die Möglichkeit, durch Vergrößerung des Durchmessers und/oder Länge des Behälters
die für Produktionsanlagen notwendigen großen Kühl- und Temperierflächen zu erreichen,
um Mahlgut in großen Mengen (bis zu einigen 100 kg) in einer Mühle zu mahlen und dabei
die Produkttemperaturen weitgehend konstant zu halten.
[0027] Ein weiterer Vorteil ist darin zu sehen, daß zum Anbacken neigende Mahlprodukte durch
Außenkühlung dennoch mit hoher Mahlenergie, d.h. einer hohen Beschleunigung der Mahlkörper
gemahlen werden können, welche bei den bekannten Mühlen nur durch Zusatz von Salz
gemahlen werden können und damit den Durchsatz von Mahlgut durch diese Mühlen entsprechend
verringern. Das zusätzliche Herauslösen dieser Salzfracht mit seinen Nachteilen für
die Umwelt wird dadurch reduziert oder ganz vermieden.
[0028] Weiterhin ist von Vorteil, daß die Mahlprodukte nach Beendigung der Trockenmahlung
durch Behandlung mit Lösungsmittel und gegebenenfalls Hilfsstoffen in der gleichen
Mühle zu fertigen Pigmenten kristallisiert werden können, wobei die Mahlkörper eine
Überkristallisation der Pigmente durch die auftretenden Scherkräfte vermeiden helfen.
[0029] Ein weiterer, überraschender Unterschied zu den bisher technisch verwendeten Produktionsmühlen
ist darin zu sehen, daß mit der erfindungsgemäßen Mühle bestimmte hochwertige Kristallmodifikationen
spontan gemahlen werden können, die sonst nur über Umwege durch Mahlung erreicht werden,
wie z.B. die sehr rotstichige Kristallmodifikation des ε-Kupferphthalocyanins aus
der α- oder β-Modifikation als Ausgangssubstanz.
[0030] Zu den aufgeführten technischen Vorteilen kommt aufgrund der relativ einfachen Bauweise
und der guten Volumenausnutzung ein erheblicher wirtschaftlicher Vorteil.
1. Rührwerksmühle zum Mahlen, insbesondere zum Trockenmahlen von Pigmenten, mit einem
zylindrischen Behälter (1), in dem sich Mahlkörper (7) befinden und der mit einem
Einlaß (2) für das zu mahlende Gut und einem Auslaß (3) für das gemahlene Gut versehen
ist, und mit einem in der Achse des Behälters angeordneten, antreibbaren Rührer (4),
dadurch gekennzeichnet, daß die wirksamen Flächen (6) des Rührers (4) in Form von
der Innenwand des Behälters dicht benachbarten Mitnehmern für die Mahlkörper (7) ausgebildet
sind.
2. Rührwerksmühle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Rührer mehrere,
entlang der Rührerwelle (9) und dem Behälterumfang versetzt angeordnete, schaufelartige
Rührorgane (10) aufweist, deren Rührflächen überlappend angeordnet sind.
3. Rührwerksmühle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Rührer aus einer
käfigartigen Trommel (13) besteht, die am Umfang achsparallele, dicht entlang der
Behälterwand (1) verlaufende, flächige Stege (14) aufweist.
4. Rührwerksmühle nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Rührer durch
auf der Rührerwelle (9) radial angeordnete Sieb- oder Lochbleche (12) in Sektoren
geteilt ist.
5. Rührwerksmühle nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Innenraum
des Behälters (1) durch einen auf der Rührerwelle (9) koaxial angeordneten Zylinder
(10) ein Ringraum (11) ist.
6. Rührwerksmühle nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Behälter
(1) durch auf dessen Außenflächen angebrachte Heiz- bzw. Kühleinrichtungen (8) temperierbar
ist.