[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
[0002] Es ist bekannt, daß beim Schleifen wärmeempfindlicher Stähle mit reduzierter Zerspanleistung
gearbeitet werden muß wegen der sonst unzulässigen thermischen Beeinflußung des Werkstoffgefüges.
Als hauptsächliche thermisch bedingte Schleifschäden sind hierbei zu nennen: Maßabweichung
und Verzug, Brandmarken, Gefügeveränderungen, Auf- und Neuhärtung, Weichhautbildung,
ungünstige Beeinflussung des Eigenspannungszustandes, Rißbildung und chemische Reaktionen.
[0003] Auch beim Schleifen von NE-Metallen wie Aluminium, Messing, Titan u.a. treten Schwierigkeiten
mit den herkömmlichen Schleifscheiben auf, und zwar dadurch, daß sich die Späne in
der Scheibenoberfläche verkeilen und nachfolgend zum Teil wieder auf die geschliffene
Werkstückoberfläche aufgeschweißt werden. Man hilft sich dann dadurch, daß man mit
Schleiföl als Kühlmittel arbeitet und die Scheiben kontinuierlich abrichtet. Dies
führt einerseits zu Umweltproblemen (verbrauchtes Schleiföl ist "Abfallöl", kein
"Altöl") und entsprechenden Kosten, auch steigt der Schleifscheibenverbrauch durch
das "continuous dressing", wodurch die Schleifkosten weiter steigen.
[0004] Es hat nicht an Versuchen gefehlt, hier zumindest in Teilbereichen Abhilfe zu schaffen.
So werden schon seit Jahrzehnten für bestimmte Aufgaben keramisch gebundene Schleif-
und Honkörper nachträglich in der Wärme und zumeist im Vakuum mit flüssigem Schwefel
getränkt und anschließend erkalten gelassen. Der Schwefel wirkt hier als Hochdruckschmiermittel.
Es läßt sich jedoch nicht vermeiden, daß beim Arbeiten mit derart getränkten Schleifkörpern
chemische Reaktionen mit der Werkstückoberfläche ablaufen. Schwefel macht aber den
Stahl spröde und rotbrüchig und ist mithin sehr schädlich, von der Umweltbelastung
einmal abgesehen.
[0005] Ein anderer Weg, der vorgeschlagen wurde, ist die Zuführung von Kühlschmiermittel
über eine Hohlwelle in die Schleifscheibenbohrung und von dort durch die entsprechend
poröse Schleifscheibe an die Kontaktstelle Scheibe/Werkstück. Hier muß das im Umlauf
geführte Kühlmittel extrem gereinigt werden, damit sich die Poren der Schleifscheibe
nicht verstopfen. (Industrie-Anzeiger 53, 1982, S.39ff)
[0006] Es hat sich gezeigt, daß Schleifkörper, die gemäß der EP-0 114 280 bzw. US-4,541,843
unter Zusatz einer Metallseife hergestellt wurden, überraschend gute Schleifeigenschaften
besitzen. So lassen sich mit solchen Scheiben vergütete und gehärtete Stähle schneller
und kühler schleifen als mit herkömmlichen Schleifscheiben. Beim Schleifen von Aluminium,
Titan, Kunststoffen und ähnlichen Werkstoffen setzen sich solche metallseifenenthaltenden
Schleifscheiben bzw. Honkörper nicht zu, weshalb die gefürchteten Wiederaufschweißungen
und Blechmantelbildungen vermieden werden. Auch die Gratbildung wird stark unterdrückt,
wenn nicht völlig vermieden.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, dieses vorteilhafte Schleifverhalten auch bei konventionell
hergestellten Schleif- oder Honkörpern zu erreichen.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gemäß dem kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs
1 gelöst.
[0009] Vorteilhafterweise werden hierbei fertig gebrannte, keramisch gebundene Scheiben
mit verhältnismäßig großem Porenvolumen, vornehmlich einer Struktur 7 oder größer,
mit Metallseifen behandelt, bis das Volumen der eingebrachten Metallseifen wenigstens
5 % des Gesamtvolumens der Schleifscheibe entspricht. Entsprechendes gilt für kunststoffgebundene
Schleifkörper, sofern sie eine entsprechende Struktur besitzen.
[0010] Als Metallseifen sollen hier verstanden werden neutrale oder basische Salze ein-
oder mehrwertiger Metalle oder Amine. Vorteilhafterweise werden solche Seifen verwendet,
die einerseits umwelt- und kühlmittelverträglich sind, und die andererseits einen
möglichst hohen Schmelzpunkt haben. Hierzu sind vornehmlich zu nennen Salze bzw. Seifen
folgender Fettsäuren, deren Schmelzpunkt (F) mit angegeben ist:

mit Kalzium, Zink, Aluminium, Natrium oder Lithium.
[0011] Als Fettsäuren können auch Montansäuren C₂₂... bis C₃₄ mit Schmelzpunkten über 80°
C verwendet werden, ebenso wie Hydroxyverbindungen der aufgeführten Verbindungen,
als Beispiel sei hierzu die 12-Oxystearinsäure erwähnt.
[0012] Es gibt verschiedene Möglichkeiten, solche Metallseifen in die Schleifkörper einzubringen,
die im folgenden im einzelnen anhand von Beispielen erläutert werden:
[0013] So lassen sich zum Beispiel Natrium-oder Lithium-Seifen in heißem Wasser lösen. Mit
solchen Lösungen kann die Schleifscheibe, gegebenenfalls im Vakuum, getränkt werden.
Hierbei sollte die Scheibe ebenfalls erwärmt sein (ca. 90° C), um vorzeitiges Gelieren
der Lösung zu vermeiden. Nach dem Gelieren der Lösung durch Abkühlung muß das Wasser
entfernt werden, am besten durch Gefriertrocknung. Auf diesen Arbeitsgang kann eine
weitere Tränkung mit anschließen- der Trocknung folgen, um die gewünschte Menge an
Seife in den Scheibenkörper einzubringen.
[0014] Dieses Tränkverfahren ist in analoger Weise auch mit entsprechenden organischen Lösungsmitteln
möglich. In beiden Fällen kann es zweckmäßig sein, geringe Mengen an Bindemittel
zuzusetzen, im Falle wässriger Lösungen beispielsweise Polyvinylalkohol, im Falle
organischer Lösungsmittel beispielsweise Polyvinylazetat, Zelluloseazetat, o.ä.,
um diese sich pulverförmig abscheidenden Seifen in den Scheibenporen zu fixieren.
[0015] Eine weitere Möglichkeit der Einbringung solcher Seifen in entsprechend poröse Schleifscheibenkörper
ist die, daß sich die Seife in der Schleifscheibe bzw. in dem Honkörper durch chemische
Reaktion bildet. Dies hat den Vorteil, daß sich nur geringe Wassermengen bilden,
die entfernt werden müssen, und daß die Seifen in kompakter Form anfallen, also ggf.
nur eine einzige Tränkung ausreicht. Ferner kann hier auf den Zusatz geringer Bindemittelmengen
verzichtet werden.
[0016] Beispielsweise wird Stearinsäure geschmolzen, die stöchiometrische Menge Zinkoxid
hierin dispergiert und die erhitzte Scheibe sofort im Anschluß daran hiermit getränkt,
ggf. im Vakuum, und solange weiter erhitzt, bis die folgende Reaktion
2 C₁₇H₃₅-COOH + ZnO = (C₁₇H₃₅-COO)₂Zn + H₂O
abgelaufen und das Reaktionswasser entfernt ist. Anstelle entsprechender Metalloxide
können auch Metallhydroxide oder -carbonate verwendet werden, so daß dann beispielsweise
folgende entsprechende Reaktionen zur Bildung der Metallseife im Schleifkörper ablaufen:
2 C₁₇H₃₅-COOH + Na₂CO₃ = 2 C₁₇H₃₅-COONa + CO₂ + H₂O
C₁₇H₃₅-COOH + NaOH = C₁₇H₃₅-COONa + H₂O
2 C₁₇H₃₅-COOH + N₂N-C₂H₄NH₂ = (C₁₇H₃₅-CO )₂-C₂H₄-

H₂ + 2 H₂O
[0017] Eine weitere Möglichkeit der Bildung erfindungsgemäßer Metallseifen in den Schleif-
bzw. Honkörpern durch chemische Reaktion besteht darin, daß man von einer entsprechenden
Schmelze einer Ammoniumseife ausgeht, welcher die stöchiometrische Menge des entsprechenden
Metalloxids bzw. Metallhydroxids zugesetzt wurde. Nach der Tränkung wird zur Bildung
der Metallseife das bei der Reaktion
(Beispiel):
C₁₇H₃₅-COONH₄ + LiOH = C₁₇H₃₅-COOLi + NH₃ + H₂O
entstehende Wasser und Ammoniak ausgetrieben.
1. Verfahren zur Verbesserug der Schleifleistung keramisch oder kunststoffgebundener
Schleif- oder Honkörper, dadurch gekennzeichnet, daß deren Porenräume nach Herstellung
der Schleif- bzw. Honkörper zumindest teilweise mit Metallseifen ausgefüllt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß hierbei Seifen der Metalle
der ersten und zweiten Haupt- bzw. Nebengruppe des periodischen Systems verwendet
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Metallseifen Salze
der Stearin-, Hydroxystearin- oder Palmitinsäure sind.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Volumenanteil
der eingebrachten Metallseifen mindestens 5% des gesamten Schleifkörpervolumens ausmacht.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Einbringung der
Metallseifen in die Porenräume durch Tränkung der Schleif- bzw. Honkörper in einer
wässrigen oder organischen Lösung der Metallseifen erfolgt, und daß das Lösungsmittel
danach entfernt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß zunächst Substanzen
miteinander vermischt und durch Erwärmung verflüssigt werden, die ein Reaktionsgemisch
zur Bildung einer der erwünschten Metallseife bilden, daß dieses Reaktionsgemisch
unter Vakuum in die Porenräume eingebracht wird, worauf unter Wärmezufuhr die Reaktion
zur Bildung der Metallseife abläuft, und daß danach die Reaktionsnebenprodukte ausgetrieben
werden.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Reaktionsgemisch aus
einer Fettsäure (CnH2n+1-COOH) mit n≧11 und einer Metallverbindung besteht.
8. Verfahren nach Anspruch 6 und 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Fettsäure Stearinsäure
und die Metallverbindung Natriumhydroxid ist, daß die Erwärmung über 71°C erfolgt,
wonach nach Einbringung in die Porenräume sich Natriumstearat und Wasser nach folgender
Reaktionsgleichung bildet:
C₁₇H₃₅-COOH + NaOH = C₁₇H₃₅-COONa + H₂O
9. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Einbringung der
Metallseifen in die Porenräume dadurch erfolgt, daß eine Schmelze aus Ammoniumseife
hergestellt wird, der die stöchiometrische Menge eines Metalloxids oder - hydroxids
zugesetzt wird, daß der Schleif- oder Honkörper damit getränkt wird, und daß nach
Ablauf der Reaktion zur Bildung der Metallseife das entstandene Wasser und Ammoniak
ausgetrieben werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Ammoniumseife C₁₇H₃₅-COONH₄
und das Metallhydroxid LiOH ist, wodurch folgende Reaktion abläuft:
C₁₇H₃₅-COONH₄ + LiOH = C₁₇H₃₅-COOLi + NH₃ + H₂O