[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von komplizierten Blechteilen
gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1. Die Erfindung bezieht sich auch auf ein Werkzeug
zur Durchführung des Verfahrens, das heißt für die Druckumformung solcher Blechteile
mit einem einen Tiefziehvorgang ermöglichenden formgebenden Werkzeugteil.
[0002] Beim konventionellen Tiefziehen wird das Blech (Platine) auf eine Matrize gelegt.
Ein Niederhalter hält die Platine fest. Der niedergehende Tiefziehstempel zieht den
Werkstoff über eine abgerundete Ziehkante in den Ziehring. Es entsteht ein Hohlteil.
[0003] Rationalisierung und größere Variantenvielfalt der Produkte, insbesondere im Automobilbau,
sowie ein verstärkter Einsatz des Leichtbaus haben zu einer Vielzahl komplizierter
Tiefziehformen geführt, die Blechhersteller wie Blechverarbeiter vor Verarbeitungsprobleme
stellen.
[0004] Die Grenzen des konventionellen Tiefziehen mit starren Werkzeugen werden heute mit
nachgiebigen Werkzeugen dadurch um gangen, daß man mit Wirkmedien und Wirkenergien
arbeitet (DIN 8584, Blatt 3 (5.1)).
[0005] Beim konventionellen Tiefziehen treten neben hoher Zugbeanspruchung in der Zarge
punktweise Spannungskonzentrationen, örtlich unterschiedliche Wanddicken, Faltenbildungen,
insbesondere Falten zweiter Ordnung, sowie hohe Werkzeugkosten auf, insbesondere
bei unregelmäßigen Teilen sowie bei Teilen mit Hinterschneidungen.
[0006] Das Ziehverhältnis ist begrenzt. Aus diesem Grunde sind mehrere dreiteilige Werkzeuge
für die Fertigung eines Blechteils notwendig, beispielsweise Ziehwerkzeuge, Schneidwerkzeuge,
Lochwerkzeuge, Abkantwerkzeuge, Schieberwerkzeuge und Entformwerkzeuge.
[0007] Hierdurch entstehen hohe Werkzeugkosten, das heißt hohe Teilekosten bei niedrigen
Stückzahlen, was sich insbesondere bei Prototypen und Kleinserien bemerkbar macht.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art
zu entwickeln bei dem zur Fertigung eines Blechteils auf die unterschiedlichsten gesonderten
Zieh-, Schneide-, Loch-, Abkant-, etc. Werkzeuge verzichtet werden kann.
[0009] Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Verfahren zur Herstellung von komplizierten Blechteilen
gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1 vorgeschlagen, welches erfindungsgemäß die
im kennzeichnenden Teil des Anspruches 1 genannten Merkmale hat.
[0010] Vorteilhafte Ausgestaltung des Verfahrens sind in den Ansprüchen 2 bis 4 genannt.
[0011] Ein Werkzeug zur Durchführung des Verfahrens ist gemäß der Erfindung durch die im
Anspruch 5 genannten Merkmale gekennzeichnet.
[0012] Vorteilhafte Ausgestaltungen dieses Werkzeugs sind in den Ansprüchen 6 bis 15 genannt.
[0013] Bei dem Verfahren gemäß der Erfindung werden mit Hilfe eines einzigen Werkzeugs alle
zur Herstellung eines Blechteils notwendigen Fertigungsschritte in einem oder mehreren
Werkzeugteilen und/oder Werkzeugen durchgeführt.
[0014] Bei dem Verfahren gemäß der Erfindung wird beispielsweise
a) zunächst die Blechplatine aufgelegt,
b) der Druck kontinuierlich bis beispielsweise 800 bar unter Durchlaufen von verschiedenen
Druckphasen erhöht,
c) in der ersten Phase die Randbeschneidung des Bleches zur Formplatine vorgenommen,
wobei das Material in die Vertiefungen des Formwerkzeugs nachfließt,
d) in der folgenden Phase die Formplatine an tieferen Stellen des Werkzeugs zwischenbeschnitten,
wobei der Werkstoff weiter in die Vertiefungen, Ecken und Hinterschneidungen nachfließt
und der Druck bis zur Endphase erhöht wird,
e) das Werkstück endgeprägt, endbeschnitten, gelocht, durchgestellt und abgekantet.
[0015] Die oben genannten Vorgänge a) bis e) sind nur eine Analyse des Vorgangs. Der Vorgang
selbst ist praktisch ein einziger.
[0016] Das Verfahren ist geeignet für das Tiefziehen mit Wirkmedien. Es ist ebenfalls geeignet
für das Tiefziehen mit Wirkenergie (DIN 8584, Blatt 3 (5.1)).
[0017] Mit dem Verfahren nach der Erfindung können alle zur Herstellung eines Blechteils
notwendigen Fertigungsstufen wie Zieh-, Präge-, Abkant-, Durchstell-, Loch-, Schneide-,
Bördel-, und sonstigen Operationen, wie zum Beispiel einem Werkzeugteil, in beispielsweise
einem Preßvorgang durchgeführt werden. Natürlich sind mehrere Werkzeuge beziehungsweise
Werkzeugteile und ein oder mehrere Preßvorgänge möglich, ohne daß jedoch gesonderte
Werkzeuge, wie bisher üblich, nämlich Ziehwerkzeuge, Schneidewerkzeuge, Ziehwerkzeuge
nächster Stufe, Ziehwerkzeuge letzter Stufe, oder Werkzeuge zum Beschneiden, Abkanten
oder Nachkanten, erforderlich wären.
[0018] Vorzugsweise wird gegen einen zum Ausformen der Teilegeometrie ausreichenden Druck
gelocht.
[0019] Vorzugsweise ist ein Werkzeug für die Druckumformung von solchen Blechteilen mit
einem einen Tiefziehvorgang ermöglichenden formgebenden Werkzeugteil vorgesehen,
wobei die Druckaufbringung durch Wirkmedien, wie fluiddruckbeaufschlagte Gummi- oder
Polyurethanmembranen oder Gummikissen, oder ausschließlich durch Wirkenergie erfolgt,
wie zum Beispiel Explosivumformung oder Schallwellen in der jeweiligen Funktion als
Gegenwerkzeug.
[0020] Zweckmäßigerweise weist das Werkzeug ein gegebenenfalls aus mehreren Teilen bestehendes
formgebendes Werkzeugteil auf, welches beispielsweise folgende Teile umfaßt:
1. während einer ersten Ziehstufe die Blechplatine beschneidenden Werkzeugteile;
2. bei Druckerhöhung in einer zweiten Ziehstufe zwischenbeschneidende Werkzeugteile,
die ein weiteres Nachfließen des Werkstücks der vorgeformten Blechplatine ermöglichen;
3. bei weiterer Druckerhöhung das volle Ausformen des Werkstücks ermöglichende Werkzeugteile
mit einem nachgebenden Gegenhalter.
[0021] Mit einer solchen Presse ließen sich bisher nur Prägeteile herstellen. Völlig neu
auf diesem Gebiet ist das Herstellen von Ziehteilen mit einer solchen Presse, wobei
nur ein Gegenwerkzeug, also kein eigentliches Werkzeug, vorhanden ist.
[0022] Zweckmäßigerweise sind für das Zwischenbeschneiden bei Blockverformung beziehungsweise
Hohlraumverformung Schnittleisten im Ziehgraben angeordnet.
[0023] Günstig ist es, daß für das Zwischen- und Endbeschneiden bei Hohlraumverformung der
Schnittgraben oder die Blechhalter oder bei aufgeteiltem Werkzeug die Werkzeugelemente
bei einstellbarem Vorwiderstand gegen einen Endwiderstand gefedert sind. So wird
es möglich, daß die Herstellung eines kreisförmigen Loches nicht in einer Phase erfolgt,
der noch eine verformende Phase nachfolgt, in der ein zuvor geformtes kreisförmiges
Loch ungewollt zu einer Ellipse verformt werden würde. Vielmehr ist beim Verfahren
gemäß der Erfindung das Teil zunächst praktisch fertig geformt, bevor beim Überschreiten
des Federgegendrucks die Feder nachgibt, und das Schneideisen das Loch schneidet.
[0024] Zweckmäßig wird der einstellbare Vorwiderstand von einen einen Schneidring durchsetzenden
Stempel gebildet, der sich über eine Tellerfeder gegen einen Vorwiderstand abstützt.
Bei großen Löchern wird dagegen mit starrem Schnittring und starrem Einsatz gearbeitet.
[0025] Praktisch wird das für Prägen und Abkanten bekannte Verfahren beziehungsweise Werkzeug,
das mittels fluidbaufschlagter Membran gegen starre Formblöcke arbeitet, auf Tiefziehgesenke
beziehungsweise auf das Tiefziehen und Beschneiden ermöglichende Gesenke ohne Gegenwerkzeuge
angewendet.
[0026] Gegenüber dem bekannten beweglichen Blechhalter kann erfindungsgemäß auch ein starrer
Blechhalter verwendet werden, oder es wird völlig ohne Blechhalter gearbeitet.
[0027] Die Schnittleisten im Formwerkzeug finden ebenfalls kein Gegenstück im Stand der
Technik. Die Bearbeitung ist ungewöhnlich schonend.
[0028] Zum Entformen kann das die Hinterschneidungen tragende Werkzeugteil als getrennt
betätigbares Losteil ausgebildet sein.
[0029] Wenn das Blechteil in mehreren Stufen gepreßt, zum Beispiel gezogen, gelocht und/oder
geschnitten usw., wird, können in das formgebende Werkzeugteil Losteile aus verschiedenen
Materialien eingelegt werden, um ein Nachfließen des Materials zu ermöglichen oder
um mit Einheitsdruck pressen zu können.
[0030] Während des Preßvorganges wird beispielsweise eine Membran mit Öl unter sehr hohem
Druck beaufschlagt. Infolge des extrem hohen Preßdrucks verhält sich die Membran
wie eine Flüssigkeit und die auf dem Werkzeug beziehungsweise dem Stempel und dem
Blechhalter oder der Matrize und dem Blechhalter befindlichen Platinen nehmen mit
hoher Genauigkeit die Form des Werkzeugs an.
[0031] Das Teil kann also komplett in einem einzigen Preßvorgang gefertigt werden.
[0032] Es ergeben sich Kosteneinsparungen (Werkzeug- und Blechteilfertigungskosten) von
90% und mehr. Handarbeit bei der Tei lefertigung entfällt, was für Prototypen und
Kleinserien wichtig ist. Materialverfestigung ist nicht zu befürchten.
[0033] Es ergibt sich eine seriennahe Aussage bei Crash- und Korrosionsverhalten (wesentlich
geringerer Änderungsumfang nach der Crashreihe mit Ausfallmustern), optimale Serienvorbereitung
zum Beispiel in der Automobilindustrie durch seriennahe Prototypenteile. Das Fertigteil
ist schneller verfügbar. Die Maßhaltigkeit wird gesteigert. Die Oberflächenqualität
wird verbessert; Anhaukanten (Anhiebkanten) entfallen. Bei Werkzeugänderungen ist
der Aufwand gering. Ein Eintuschieren der Werkzeuge entfällt. Der Werkzeugverschleiß
im Vergleich zur konventionellen Methode ist geringer. Höhere Ziehverhältnisse (+
30%) sind erreichbar. Auch ein schwieriges Design ist möglich. Eine Blechdickenreduzierung
und Blechdickenvarianten sind möglich. Alle zur Herstellung eines Blechteils notwendigen
Fertigungsstufen können in einem Werkzeugteil hergestellt werden. Es ergibt sich eine
Einsparung von konventioneller Pressenkapazität und Rüstzeiten. Die Umformbarkeit,
insbesondere bei Aluminium, kann durch Auflegen einer zweiten Platine aus Stahl, Aluminium
der einem anderen Werkstoff erhöht werden, welche anschließend wieder entfernt wird.
Eine Materialvorlegung durch Einsätze (zum Beispiel Kunststoff, Aluminium, oder Stahl)
ist möglich.
[0034] Anhand der in den Figuren gezeigten Ausführungsbeispiele soll die Erfindung näher
erläutert werden. Es zeigen
Figur 1 ein zu fertigendes Blechteil,
Figur 1a einen Schnitt längs der Linie A-A in Figur 1,
Figur 1b einen Schnitt längs der Linie B-B in Figur 1,
Figur 1c das in Figur 1a im Kreis X dargestellte Detail in vergrößertem Maßstab,
Figur 2 ein Ausführungsbeispiel eines Blechformungswerkzeuges nach der Erfindung in
Explosionsdarstellung,
Figur 3 einen Schnitt durch das in Figur 2 gezeigte Werkzeug,
Figur 4 eine Einzelheit zu Figur 3,
Figuren 5 bis 9 den Arbeitsablauf beim Arbeiten mit dem neuen Blechformungswerkzeug.
Figur 10 ein Werkzeug mit einem Blechhalterring.
[0035] Figur 1 zeigt ein beispielsweise zu fertigendes Blechteil, hier eine PKW-Seitenwand
vorne rechts. Zu seiner Herstellung werden Schnitt-, Abkant-, Durchstell-, Zieh- und
weitere Operationen benötigt, das heißt normalerweise Schnitt-, Durchstell-, Zieh-
und Schieberwerkzeuge für Hinterschneidungen.
[0036] Die Hinterschneidungen sind in den Figuren 1a bis 1c erkennbar, wobei Figur 1a einen
Schnitt längs der Linie A-A und Figur 1b einen Schnitt längs der Linie B-B in Figur
1 ziegt und Figur 1c das in Figur 1a mit dem Kreis X umschlossene Detail, nämlich
die Wasserrinne, vergrößert darstellt.
[0037] Nach Figur 2 besteht das neue Blechformungswerkzeug aus mehreren Teilen, damit das
gefertigte Blechteil vom Stempel auch abgehoben werden kann (siehe die Hinterschneidungen
in Figur 1a und 1b). Gemäß der Erfindung sind im Stempel- und Blechhalter (Figur 2
und 3) alle zur Fertigung des Blechteils notwendigen Werkzeugelemente integriert.
Figur 3 zeigt das im Schnitt dargestellte komplette Universalwerkzeug. Dieses besteht
aus formgebenden Werkzeugteilen 1a,1b und 1c, die hier als positive Werkzeugteile
ausgebildet sind. Die Erfindung ist hierauf aber nicht beschränkt, es kann sich auch
um negative Werkzeugteile handeln. Diese formgebenden Werkzeugteile 1a,1b,1c sind
so beschaffen, daß sie das Entformen bei Hinterschneidungen ermöglichen. Deutlich
erkennbar ist der seitliche Blechhalter 2, der starr oder beweglich ausgebildet
sein kann, die weiter unten zu beschreibende Lochvorrichtung 3 (siehe Figur 4), der
Entformmechanismus 4 sowie die Schnittleisten 5 für Zwischenbeschnitt, die Schnittleisten
6 für Endbeschnitt, Schnittleisten 7 für die Formplatine sowie (verfahrensabhängige)
Losteile 8, die notwendig sind bei der Blechteilfertigung in mehreren Preßstufen.
Bei 9 handelt es sich um einen Einsatz zum Vorlegen des Materials bei schwierigen
Bereichen oder um einen solchen für Änderungen. Man erkennt den für den Zusammenbau,
für das Ausheben und für Einsätze notwendigen Mechanismus wie die Schwenkführung 20,
das schwenkbare Losteil mit Hinterschneidung 21, Zentriernocken 22, die in einer
entsprechenden Bohrung 23 aufgenommen werden, die Aushebevorrichtung 24 oder Arretiervorrichtung
25, wobei das Bauteil 1c beispielsweise zum Lochen und Durchstellen (geschlossen Abkanten)
geeignet ist. Der nur teilweise dargestellte Schnittring 3 ist deutlich in Figur 3
erkennbar. Er besteht aus der Bohrung, dem einzusetzenden eigentlichen Schnittring,
dem Gegenhalter und der noch zu beschreibenden Tellerfeder.
[0038] In Figur 3 sind gleiche Teile mit gleichen Bezugszeichen wie in Figur 2 bezeichnet.
Angedeutet ist ein Umformungsdruck p, der auf die Membran wirkt. Figur 3 zeigt im
wesentlichen im rechten Teil der Figur, daß eine Reihe von Bauteilen (abgesehen von
der bereits erwähnten Lochvorrichtung 3) federgelagert sind, so beispielsweise die
Schnittleisten 5 für Zwischenbeschnitt und die Schnittleisten 6 und 7. Stempel und
Blechhalter sind hier also gegeneinander beweglich. Im linken Teil der Figur 3 sind
die entsprechenden Teile ohne Federlagerung angeordnet. Stempel und Blechhalter sind
hierbei starr. Sie können für einfachere Blechteile auch einteilig ausgebildet sein,
wenn ein gesonderter Aushebemechanismus 24 wegen fehlender Unterschneidungen nicht
erforderlich ist. Allerdings ist der Stempel 1a,1b,1c beweglich relativ zum Blechhalter
2. Die Bewegung kann auf mechanischem, hydraulischem, pneumatischem oder sonstigem
Wege herbeigeführt werden.
[0039] Mit 22/23 sind Führungen bezeichnet und mit S ist der Schnittgraben bezeichnet.
[0040] Figur 4 zeigt als Einzelheit die Lochvorrichtung 3 der Figuren 2 und 3. Der Lochvorgang
hat bereits stattgefunden. Man erkennt (mittig) das Abfallteil 10a und das stehengebliebene
Blechteil 10, den Kolben 28, der die Feder 27 bei Überschreiten eines bestimmten
voreinstellbaren Druckes (beispielsweise 700 bar) zusammengedrückt hat.
[0041] Wie man mit dem Blechformungswerkzeug beziehungsweise wie das Verfahren nach der
Erfindung arbeitet, verdeutlichen schematisch die im folgenden beschriebenen Figuren
5 bis 9.
[0042] Figur 5 zeigt das Blechformungswerkzeug 1 vor dem Preßvorgang im Schnitt, mit aufgelegter
Blechtafel 10 (p₀ = 0 bar).
[0043] In Figur 6 ist der Beginn des Preßvorgangs dargestellt. Die Blechtafel (Formplatine)
wird an den mit den Pfeilen A gezeigten Stellen geschnitten. Das Material fließt
nach (erster Zwischenbeschnitt) (p₁ > p₀). Der Druck wird weiter aufgebaut.
[0044] Figur 7 zeigt die Verhältnisse nach einem weiteren Druckanstieg. Um ein weiteres
"Nachfließen" des Materials zu ermöglichen, sind Schnittleisten 5 angebracht, an
denen das Blechmaterial geschnitten wird. Siehe die Pfeile B (zweiter Zwischenbeschnitt
(p₂ > p₁). Der Druck wird weiter erhöht.
[0045] Figur 8 zeigt fertig abgepreßte Formteil beim Druck p₃> p2). Durch die Schnittleisten
6 erfolgt der Endbeschnitt, der ein abermaliges Nachfließen des Materials ermöglicht.
Es erfolgt das Ausformen des Bereiches X sowie Lochen, Abkanten, Hinterschneiden
und Durchstellen. Bei Bedarf sind bestimmte Werkzeugelemente gefedert. Das Loch durch
die Lochvorrichtung 3 wird erst geschnitten, wenn die Umformung des Bleches beendet
ist. Die Hubbewegung C erfolgt beispielsweise mechanisch, hydraulisch oder pneumatisch.
[0046] Figur 9 zeigt das fertige Formteil (p = 0 bar).
[0047] Die Stempelelemente 1a,1b,1c werden hochgefahren, das fertige Teil 10˝ (Seitenwand
eines PKW's beispielsweise) wird genauso wie die Abfallstücke entnommen.
[0048] Der Entformvorgang läuft wie folgt ab: Das Blechteil 10˝ wird nach links geschoben.
Das Blechteil wird dann nach vorne gedrückt und schließlich wird das Blechteil nach
oben herausgenommen. Bei Bedarf können beliebig viele Werkzeugelemente nachgiebig
ausgelegt werden entsprechend dem oben beschriebenen Federboden 3.
[0049] Das Teil kann auch in Stufen (in einer oder mehreren Werkzeugteilen, mit oder ohne
Losteile) gepreßt werden. Die Zwischenbeschnitte können in der Presse oder konventionell
erfolgen (zum Beispiel von Hand, mittels Laser, Schnittwerkzeugen usw.).
[0050] Welche der Methoden angewendete wird, ist von den benötigten Stückzahlen abhängig
(Wirtschaftlichkeitsbetrachtung).
[0051] Figur 10 zeigt eine besondere Ausgestaltung des Werkzeugs, die insbesondere für die
Herstellung flacher Bauteile mit geringem Umformungsgrad gedacht ist. Bei solchen
Teilen besteht die Gefahr, daß das Blech in seinem mittleren Bereich sehr schenell
zur Anlage an den Stempel gelangt und hier derart festgehalten wird, daß eine ausreichende
Streckung des Bauteils im mittleren Bereich nicht erreicht wird, was zur Folge hat,
daß dieser Bereich geringere Festigkeitseigenschaften hat. Um ein definiertes Ausstrecken
solcher Bauteile zu ermöglichen, ist beim Werkzeug gemäß Figur 10 der Blechhalterring
2 so hoch ausgebildet, daß er den höchsten Punkt des Stempels 1a um eine hinreichend
große Strecke überragt. Zugleich ist ein Blechhalterring 31 vorgesehen, während die
in Figur 3 gezeigten Schnittleisten 7 für den Anfangsbeschnitt entfallen. Beim Preßvorgang
wird das Blech mit seinem Rand fest zwischen dem Blechhalter und dem Blechhalterring
festgehalten, so daß eine ausreichende Ausstreckung des mittleren Bereiches des Bleches
sichergestellt ist, bevor dieses sich gegen die oberen Bereiche des Stempels anlegt.
Um das Festhalten des Bleches zu erleichtern, ist der Blechhalter auf seiner Auflagefläche
mit einem oder mehreren Vorsprüngen, zum Beispiel Sicken (32), versehen, die entsprechenden
Vertiefungen (33) im Blechhalterring angepaßt sind und in diese hineinragen. Erst
bei weiterem Druckaufbau nach ausreichender Streckung des Bleches im mittleren Bereich
erfolgt im Ziehgraben 34 kurz vor der Stelle, an der das Bauteil zu reißen droht,
ein End- oder Zwischenbeschnitt. Das in Figur 10 gezeigte Werkzeug kann im übrigen
ähnlich wie das Werkzeug in Figur 3, also mit weiteren Werkzeugteilen, ausgebildet
sein.
1. Verfahren zum Herstellen von komplizierten Blechteilen in einem, zwei oder mehreren
Arbeitsvorgang/Arbeitsvorgängen, wobei mindestens ein Arbeitsvorgang mehrere Bearbeitungsschritte
umfaßt,
dadurch gekennzeichnet, daß
a) zunächst die Blechplatine aufgelegt wird,
b) der Druck kontinuierlich bis zum Beispiel 800 bar unter Durchlaufen von verschiedenen
Druckphasen erhöht wird, wobei in der ersten Phase ein Nachfließen des Materials in
die Vertiefungen des Formwerkzeugs erfolgt und in der nachfolgenden Phase die Formplatine
an tieferen Stellen des Werkzeugs zwischenbeschnitten wird, wobei der Werkstoff weiter
in die Vertiefung, Ecken und Hinterschneidungen nachfließt und daß der Druck bis
zur Endphase erhöht wird, das Werkstück endgeprägt, endbeschnitten, gelocht, durchgestellt
und/oder abgekantet wird und
c) das Blechteil nach Druckabbau entformt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,dadurch gekennzeichnet, daß während der ersten Phase die Randbeschneidung zur Formplatine erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1,dadurch gekennzeichnet, daß während der ersten Phase die Blechplatine am Rand durch einen Blechhaltering
derart festgehalten wird, daß eine ausreichende Streckung der Blechplatine in ihrem
mittleren Bereich sichergestellt ist.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,dadurch gekennzeichnet, daß gegen einen zum Ausformen der Telegeometrie ausreichenden Druck gelocht wird.
5. Werzeug für die Druckumformung von Blechteilen zur Durchführung des Verfahrens
nach einem der vorhergehenden Ansprüche mit einem einen Tiefziehvorgang ermöglichenden
formgebenden Werkzeugteil,gekennzeichnet durch Druckaufbringung durch Wirkmedien, wie fluiddruckbeaufschlagten Gummi oder PU-Membranen
oder Gummikissen, oder Druckaufbringung ausschließlich durch Wirkenergien, wie Explosionsumformung
oder Schallwellen, in der jeweiligen Funktion als Gegenwerkzeug.
6. Werzeug nach Anspruch 5,
gekennzeichnet durch ein formgebendes Werkzeug bestehend aus folgenden Teilen:
a) während einer ersten Ziehphase die Blechplatine (10) beschneidende (7) oder sie
am Rand festhaltende (31) Werkzeugteile,
b) bei Druckerhöhung in einer zweiten Zwischenstufe die vorgeformte Blechplatine
unter weiterem Nachfließen des Werkstoffs ermöglichende zwischenbeschneidende Werkzeugteile
(5),
c) bei weiterer Druckerhöhung das volle Ausformen des Werkstücks ermöglichende Werkzeugteile
mit einem nachgebenden Gegenhalter.
7. Werkzeug nach einem der Ansprüche 5 oder 6,gekennzeichnet durch das Nachfließen des Werkstoffes ermöglichende Schneidleisten (7,6,5) sowie Locheinheiten
(3).
8. Werkzeug nach Anspruch 7,dadurch gekennzeichnet, daß für das Zwischenbeschneiden bei Blockverformung beziehungsweise Hohlraumverformung
die Schneidleisten im Ziehgraben (S) angeordnet sind.
9. Werkzeug nach Anspruch 7,dadurch gekennzeichnet, daß für das Zwischenbeschneiden bei Hohlraumverformung der Schnittgraben oder die
Blechhalter oder bei aufgeteiltem Werkzeug die Werkzeugelemente bei einstellbarem
Vorwiderstand gegen einen Endwiderstand gefedert sind.
10. Werkzeug nach Anspruch 9,dadurch gekennzeichnet, daß der einstellbare Vorwiderstand gebildet wird durch einen einen Schneidring durchsetzenden
Stempel (Figur 4), der sich über eine Tellerfeder (27) gegen einen Vorwiderstand abstützt.
11. Werkzeug nach einem der Ansprüche 5 bis 10,dadurch gekennzeichnet, daß für größere Löcher mit starrem Schnittring und starrem Einsatz gearbeitet wird.
12. Werkzeug nach einem Ansprüche 5 bis 11,dadurch gekennzeichnet, daß das die Hinterschneidungen tragende Werkzeugteil als getrennt betätigbares
Losteil ausgebildet ist.
13. Werkzeug nach Anspruch 12,dadurch gekennzeichnet, daß beim Arbeiten in mehreren Arbeitsvorgängen in das Werkzeug starre oder gefederte
Losteile (8) derart einlegbar sind, daß ein Nachfließen des Materials oder ein Pressen
mit Einheitsdruck möglich ist.
14. Werkzeug nach einem der Ansprüche 5 bis 13,dadurch gekennzeichnet, daß die Auflagefläche des Blechhalters (2) deutlich höher als der höchste Punkt
des Stempels (1a) liegt und ein Blechhalterring (31) vorgesehen ist, der das Blech
mit seinem Rand auf dem Blechhalter während der ersten Preßphase festhält.
15. Werkzeug nach Anspruch 14,dadurch gekennzeichnet, daß der Blechhalter auf seiner Auflagefläche mit einem oder mehreren Vorsprüngen
(32) versehen ist, die entsprechenden Vertiefungen (33) im Blechhalterring angepaßt
sind.