[0001] Die Erfindung betrifft eine Ofenrolle für den Transport langstreckten metallischen
Glühgutes mit starrer, drehbar gelagerter Achse.
Derartige Rollen werden für die Förderung von z. B. Blechen oder Stahlbändern bei
der Wärmebehandlung in Durchlauföfen eingesetzt. Diese zum Teil angetriebenen Ofenrollen
aus wärmebeständigem Stahl sind insbesondere im Einlaufbereich des Glühofens und der
Vorwärmzone Ursache ständiger Betriebsprobleme.
Auf den Rollen bilden sich nach kurzer Betriebszeit pickelartige Aufwachsungen, die
zu erheblichen Beschädigungen der durch die Wärmebehandlung weichen Oberfläche des
zu fördernden Gutes führt. Insbesondere beschichtete Bänder, z. B. verzinkte Stahlbänder,
weisen Kratzer und Abdrücke von den Pickeln der Ofenrollen bzw. von den Ofenrollen
gelöste und an der Bandoberfläche haftende Aufwachsungen auf.
[0002] Die Ursache der Aufwachsungen oder Pickel wird in Walzzunderteilchen oder anderen
Fremdkörpern gesehen, die an den Ofenrollen haften bleiben und nach und nach bis zu
mehr als Kaffeebohnengröße oder zu Ringwulsten schichtweise aufwachsen können. Abhilfe
soll das Einblasen von das Pickelwachstum hemmenden Gasen (US-PS 26 71 038) in den
Spalt zwischen Glühgut und Ofenrolle bringen. Abgesehen von dem Problem, die richtige
Gasmenge je nach Glühgut und Temperatur einzublasen, ist dies ein sehr teures Verfahren.
Gleiches gilt für den Vorschlag (DE-OS 14 58 995), zwischen Transportrolle und zu
behandelndem Gut als Hemmstoff gegen Pickelwachstum nichtmetallische, pulverförmige
Partikel wie Oxide von Magnesium, Calzium, Titan oder Aluminium etc. einzubringen.
[0003] Dem Problem hoher Betriebskosten für das Zusatzmaterial begegnet die Lösung, die
Transportrollen mit Aluminium-Oxid (US-PS 26 63 558) oder Ferrosilizium (US-PS 26
95 248) zu überziehen. Die Praxis hat jedoch gezeigt, daß die Beschichtung der Rollen
ebenfalls aufwendig und die Standzeit nicht zufriedenstellend ist. Derzeit werden
die Ofenrollen nach teilweise erst vierstündiger Betriebszeit ausgewechselt und geschliffen,
manchmal auch noch verchromt.
Als nicht zufriedenstellend werden Alternativen mit ständiger oder diskontinuierlicher
(DE-OS 35 30 517) Wasserkühlung beurteilt, da die Rollenkonstruktion sehr aufwendig
ist und/oder der Wasserverbauch bzw. der Energieverlust im Ofen durch Kühlen die Wirtschaftlichkeit
beeinträchtigt.
Versuche haben gezeigt, daß Schwankungen in der Charakteristik der Ofenatmosphäre
sofort eine vermehrte Pickelbildung zur Folge haben. Variieren dieser Bedingungen
schafft also keine Abhilfe.
[0004] Geringfügige Verbesserungen wurden durch gezielte Einstellung einer Relativgeschwindigkeit
zwischen Transportrolle und Glühgut erreicht, z. B. durch Drehzahlregelung der Rollenantriebe.
Dabei entstehen aber auch Beschädigungen der Oberfläche des wärmebehandelten Gutes.
[0005] Von daher ist es Aufgabe der Erfindung, eine Transporteinrichtung vorzuschlagen,
die einerseits das Entstehen von Pickeln oder Aufwachsungen vermeidet und andererseits
das im Ofen zu behandelnde Gut möglichst ohne Oberflächenbeschädigung fördert.
[0006] Die Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 genannten Merkmale gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung sind durch die Unteranprüche erfaßt.
[0007] Bei der Verwendung von feuerverzinktem Stahlband, z. B. für Autokarosserien, werden
heute Beschädigungen oder haftende Aufwachsungen an der verzinkten Oberfläche nur
noch in Größenordnungen von z. B. drei Pickel/m² Blechoberfläche toleriert. Diese
Qualität läßt sich mit Ofenrollen der erfindungsgemäßen Art erreichen.
[0008] Es wurde überraschend festgestellt, daß das bisher unvermeidliche Pickelwachstum
unterbunden wird, wenn derartige Ofenrollen entgegen der bisherigen Erwartung keine
glatte zylindrische Oberfläche haben. Wird der wirksame, transportierende "Rollenmantel"
in eine Vielzahl von tragenden Punkten aufgelöst, enstehen praktisch keine Aufwachsungen.
Offensichtlich finden die zu Pickeln wachsenden Fremdkörper an derartigen Rollenoberflächen
nicht genügend Halt.
[0009] Gute Ergebnisse werden erzielt, wenn der Traganteil des Rollenmantels auf 40 bis
70 % der theoretischen Zylinderoberfläche reduziert wurde.
Unter 20 % Traganteil werden die Bandbeschädigungen zu groß; bei über 80 % Traganteil
entsteht wieder Pickelwachstum. Die tragenden Elemente der Ofenrolle sollten flächig
ausgebildet sein, damit die spezifische Flächenpressung nicht zu groß wird und keine
Oberflächenschäden am Glühgut erzeugt werden.
[0010] Als günstig haben sich Kleinflächen von 0,05 bis 5 mm² Größe für die tragenden Elemente
erwiesen.
Eine unregelmäßige Verteilung der tragenden Flächen reduziert die Möglichkeit, daß
gleichförmige Abdrücke am Glühgut auftreten und unterdrückt das periodische Pickelwachstum.
[0011] Eine derartige Mantelstruktur der Ofenrolle läßt sich einfach durch unregelmäßiges
chemisches Ätzen einer zylindrischen Rollenoberfläche erreichen. Eine andere Möglichkeit
ist, gezahnte Scheiben auf der starren Achse der Ofenrolle aufzureihen und durch Nuten
oder Federn sowie Seitenbleche auf der Achse festzulegen.
[0012] Die Scheiben können auch aus enggepreßten handelsüblichen Rund-Drahtbürsten bestehen,
die sich aus hitzebeständigem Draht mit zentralem, für die Aufnahme auf der Achse
durchbrochenem Haltering zusammensetzen.
[0013] Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Bürstenbänder oder gezahnte Bänder schraubenförmig
um die Starrachse zu wickeln, zusammenzupressen und an der Achse zu befestigen. Die
Zähne oder die Bürstenköpfe bilden dann den Rollenmantel, die Transportrollenoberfläche.
[0014] Anhand schematischer Zeichnungen soll die Erfindung näher erläutert werden:
[0015] Es zeigen:
Fig. 1 zwei unterschiedliche erfindungsgemäße Ofenrollen in Arbeitsposition,
Fig. 2 einen Teil einer ersten erfindungsgemäßen Ofenrolle gemäß Fig. 1,
Fig. 3 einen Teil einer zweiten erfindungsgemäßen Ofenrolle gemäß Fig. 1.
[0016] Ein zu verzinkendes Stahlband 1 von 3 mm Dicke und 1500 mm Breite wird durch einen
Ofen einer nicht dargestellten Feuerverzinkungsanlage gefördert und dabei wärmebehandelt
(Fig. 1). Durch in die Wand 3 des Ofens 2 eingesetzte Strahlrohre 4 von nicht dargestellten
Gasbrennern wird die Ofenatmosphäre (Schutzgas) und somit das Stahlband 1 auf 800°
C erwärmt. Zwei Ofenrollen 6, 11, hier dargestellt in unterschiedlicher Bauart, in
der Regel jedoch gleicher Bauart, fördern das Stahlband 1 in der durch Pfeile angedeuteten
Richtung durch den Ofen 2.
Insbesondere auf den ersten Rollen im Einlaufbereich des Glühofens wachsen Pickel
auf. Daher erhielten die dargestellten erfindungsgemäßen Ofenrollen 6, 11 eine besondere
Rollenoberfläche, die das Pickelwachstum verhindert.
Die Ofenrolle 11 mit starrer Achse 9 ist an beiden, nicht dargestellten, Enden wälzgelagert.
Die Ofenrolle 11 ist auf einer Breite von 1600 mm aus einzelnen 50 mm breiten Scheiben
12, die mit Stahldrähten 13 (Fig. 2) besetzt sind und eine Bohrung 14 zur Aufnahme
der Achse 9 aufweisen, zusammengesetzt. Von den Rollenenden her werden die Scheiben
12 durch auf der Achse 9 festgeschweißte Bundbleche 10, zusammengepreßt.
Die Scheiben 12 sind so eng mit Stahldrähten 13 von 1,5 mm Durchmesser besetzt, daß
die tragende Oberfläche der erfindungsgemäßen Ofenrolle 11 etwa 40 % einer theoretisch
zylindrischen Rolle beträgt. Das durch die Wärmebehandlung relativ weiche Stahlband
1 liegt nur auf den Stirnflächen der Stahldrähte 13 auf.
[0017] Die zweite Ofenrolle 6 im rechten Teil von Fig. 1 weist eine ebenfalls nicht dargestellte
Wälzlagerung an beiden Enden der angetriebenen starren Achse 5 auf. Um diese Achse
5 ist ein Profilband 8 schraubenförmig gewickelt und an beiden Enden der Achse 5 durch
Preßbunde 7 gehalten.
[0018] Fig. 3 zeigt einen Abschnitt des 1 mm dicken Profilbandes 8 in Seitenansicht.
Das 50 mm hohe Profilband 8 aus Federstahl weist an der Oberseite abwechselnd schmale
Zähne 15 und breite Zähne 16 mit Lücken 17 auf. Die Zahnbreiten betragen a = 1 mm
und b = 5 mm. An der Unterseite ist das Profilband 8 gekerbt, damit es um die Achse
5 der Ofenrolle 6 gewickelt werden kann.
Nach Aufwickeln des Profilbandes 8 ergibt sich aufgrund unterschiedlicher Zahnbreiten
a, b der Zähne 15, 16 und damit versetzten Zahnköpfen benachbarter Profilbandwindungen
ein unregelmäßiges Tragflächenmuster als tragende "Rollenoberfläche" der Ofenrolle
6. Das Band 8 ist im Bereich der Zähne 15,16 auf 0,8 mm Dicke reduziert, damit zwischen
den Bandwindungen im Zahnbereich ein Abstand entsteht.
[0019] Die Ofenrollen 6, 11 werden nach ihrem Zusammenbau und vor Einsatz in den Ofen 2
an der Oberfläche geschliffen, damit sie einen exakten, definierten Durchmesser und
somit präzisen Rundlauf haben.
[0020] Die erfindungsgemäßen Ofenrollen 6,11 zeigen keinerlei Pickelwachstum und erzeugen
keine Oberflächenbeschädigungen am Glühgut. Bisher üblicherweise verwendete Zylinderrollen
hatten, je nach Glühgut und Glühtemperatur, nur Einsatzzeiten von einigen Stunden
bis zu wenigen Tagen, bevor das Pickelwachstum begann und sie ausgetauscht werden
mußten.
1. Ofenrolle für den Transport langgestreckten, metallischen Glühgutes mit einer starren,
drehbar gelagerten Achse, dadurch gekennzeichnet, daß 20 bis 80 % der theoretischen
Mantelfläche der Ofenrolle (6,11) aus kleinflächigen tragenden Elementen besteht.
2. Ofenrolle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die kleinflächigen tragenden
Elemente 0,01 bis 30 mm², vorzugsweise 0,05 bis 5 mm², groß sind und im wesentlichen
einen unregelmäßigen Abstand voneinander aufweisen.
3. Ofenrolle nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Ofenrolle
(6,11) mindestens in der tragenden Breite aus auf der Achse (5,9) aufgereihten und
festgelegten Scheiben (12) besteht.
4. Ofenrolle nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Scheiben (12) als Rund-Drahtbürsten
ausgebildet sind.
5. Ofenrolle nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Ofenrolle
(6,11) aus einem schraubenförmig um die starre Achse (5,9) gewickelten Band (8) gebildet
ist, das radial von der Achse (5,9) weg sich erstreckende und in kleinflächigen Oberflächen
endende, tragende Elemente aufweist.