[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Einrichtung zur Gefriertrocknung
mit einer evakuierbaren Kammer und einem Evakuierungssystem.
[0002] Die Gefriertrocknung wird in erster Linie zur Konservierung temperaturempfindlicher
Produkte eingesetzt, deren Eigenschaften erhalten bleiben sollen. In den bereichen
Pharmazie, Biologie und Medizin findet die Gefriertrocknung ihr Hauptanwendungsgebiet.
[0003] Der übliche Gefriertrocknungsprozeß läuft etwa folgendermaßen ab: Nach dem Einfrieren
des Wasser enthaltenden Produktes findet die Sublimation des in Eisform vorliegenden
Wassers statt, und zwar unter vakuum (etwa 10⁻¹ mbar). Nach dieser Haupttrocknung
findet die Nachtrocknung statt, während der die adsorptiv gebundene Feuchtigkeit entfernt
wird, um extrem niedrige Restfeuchten zu erzielen. Während der Nachtrocknung wird
das Produkt unter Einhaltung zulässiger Temperaturgrenzen erwärmt. Der Druck, bei
dem die Nachtrocknung stattfindet, liegt bei etwa 10⁻³ mbar.
[0004] Da die Gefriertrocknung im Chargenbetrieb durchgeführt wird, ist man bemüht, die
Chargen möglichst groß zu wählen. Entsprechend hoch ist dann auch der Wert der Chargen.
Es ist inzwischen durchaus üblich, mit Chargen zu fahren, deren Wert über 100 TDM
liegt. Der Verlust der Charge infolge eines Störfalles führt deshalb zu empfindlichen
Verlusten.
[0005] Folgende, eine Produktcharge gefährdende Störfälle können eintreten:
- Ausfall der Verdichter-Kältemaschinen, die die Produktstellflächen in der Vakuumkammer
und die Kondensationsflächen im Kondensator mit Kühlmittel versorgen; dabei kann
der Kältemittelverdichter selbst defekt gehen oder ein Verlust des Kältemittels aus
dem Kältekreislauf eintreten;
- Stromausfall, komplett oder teilweise;
- Ausfall der Kühlung der Verflüssiger im Kühlmittelkreislauf der Kältemittelverdichter,
wenn zum Beispiel die Wasserversorgung ausfällt;
- Ausfall der Anlagensteuerung.
[0006] Sämtliche dieser angegebenen Störfälle haben einen Ausfall der Kondensatorkühlung
und damit einen Ausfall der Pumpleistung des Evakuierungssystems zur Folge. Da dem
zu trocknenden Produkt während der Trocknung die für die Sublimation des Wassers erforderliche
Energie in Form von Wärme zugeführt werden muß, führt ein Ausfall des Evakuierungssystems
zu einer Erwärmung des Produktes, da vom Produkt abgegebener Wasserdampf nicht mehr
abgepumpt wird. Gleichzeitig mit einem Druckanstieg in der Gefriertrocknungskammer
beginnt das Produkt aufzutauen. Dieser Vorgang führt insbesondere bei hochempfindlichen
Medikamenten zu Qualitätsverlusten, unter Umständen zum Verlust der kompletten Gefriertrocknungscharge.
[0007] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Gefriertrocknungseinrichtung
der eingangs genannten Art zu schaffen, bei der die Produktchargen nicht mehr durch
Störfälle der beschriebenen oder einer ähnlichen Art gefährdet sind.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Einrichtung zusätzlich
mit einer Kondensationsfläche ausgerüstet ist, die über ein Ventil an einen Vorratsbehälter
mit einem niedrigsiedenden Kältemittel angeschlossen ist. Bei einem Störfall wird
das Ventil zwischen der weiteren Kondensationsfläche im Kondensator und dem Vorratsbehälter
geöffnet, so daß das Kältemittel in die Kondensationsfläche einströmt. Die weitere
Kondensationsfläche übernimmt damit die Pumpwirkung. Das Vakuum in der Gefriertrocknungskammer
bleibt betriebsmittelunabhängig erhalten, so daß die Gefahr des An- oder Auftauens
des Produktes nicht besteht. Die zusätzliche Kondensationsfläche kann in der Gefriertrocknungskammer,
in dem üblicherweise an die Gefriertrocknungskammer angeschlossenen Kondensator oder
auch in einer separaten Kammer untergebracht sein.
[0009] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung sollen anhand eines in der Figur
schematisch dargestellten Ausführungsbeispieles erläutert werden.
[0010] Die in der Figur dargestellte Einrichtung zur Gefriertrocknung umfaßt die Vakuumkammer
1 mit den Stellflächen 2, auf denen sich das Produkt während des Ablaufs des Gefriertrocknungsprozesses
befindet. Üblicherweise sind die Stellflächen 2 sowohl kühlbar als auch aufheizbar.
Dazu sind die Stellflächen 2 mit im einzelnen nicht dargestellten Hohlräumen ausgerüstet,
die von einem Temperiermittel (zum Beispiel Silikonöl) durchströmt werden. Der Temperierkreislauf
ist strichpunktiert eingezeichnet und mit 3 bezeichnet. In diesen Temperaturkreislauf
3 sind die Stellplatten 2 parallel zueinander und die Förderpumpe 4 eingeschaltet.
Soll das umströmende Kältemittel gekühlt werden, dann wird die Verdichter-Kältemaschine
5 in Betrieb gesetzt. Die Verdichter-Kältemaschine 5 befindet sich im Kältemittelkreislauf
6, der üblicherweise den mit Wasser gekühlten Verflüssiger 7, den Wärmetauscher 8
und das Ventil 9 umfaßt. Der Verflüssiger 7 ist vorzugsweise wassergekühlt. Der Wärmetauscher
8 ist in den Temperierkreislauf 3 eingeschaltet. Häufig werden mehrere Verdichter-Kältemaschinen
an dieser Stelle eingesetzt, um entweder den Betrieb zu sichern (getrennte Kreisläufe)
oder tiefere Temperaturen zu erreichen (Kaskadenschaltung). Auch der Einsatz einer
anderen Kältemaschine (zum Beispiel Adsorptionskältemaschine) ist möglich.
[0011] Die Erwärmung der Stellplatten 2 erfolgt üblicherweise mittels einer im einzelnen
nicht dargestellten elektrischen Beheizung des im Temperierkreislauf 3 umlaufenden
Temperiermittels. Auch die Verwendung der Abwärme der Kältemaschinen oder der Einsatz
dampfbeheizter Wärmetauscher ist möglich.
[0012] An die Vakuumkammer 1 ist ein Evakuierungssystem 11 angeschlossen, das einen Kondensator
12 und eine Vakuumpumpe 13 (Gasballastpumpe) umfaßt. In der Verbindungsleitung 14
zwischen Vakuumkammer 1 und Kondensator 12 befindet sich das Ventil 15. Zwischen Kondensator
12 und Vakuumpumpe 13 erstreckt sich die Leitung 16 mit dem Ventil 17.
[0013] Innerhalb des Kondensators 12 sind eine oder mehrere Kondensationsflächen 18 untergebracht,
die während des Normalbetriebs der Gefriertrocknungsanlage der Entfernung von Wasserdampf
aus der Kammer 1 dienen. Die Kondensationsflächen bestehen üblicherweise aus Rohrschlangen,
die von dem Kältemittel (zum Beispiel Fluorchlorkohlenwasserstoffe) durchströmt sind.
Die Außenflächen dieser Rohrschlangen bilden die eigentlichen Kondensationsflächen.
Der Versorgung der Kondensationsflächen 18 mit Kältemittel dient ebenfalls die Verdichterkältemaschine
5. Über die Leitungen 19 und 21 mit dem Ventil 22 sind die Kondensationsflächen 18
an den Kältemittelkreislauf 6 anschließbar.
[0014] Im Kondensator 12 befindet sich eine weitere Kondensationsfläche 23, die über die
Leitung 24 mit dem Ventil 25 an den unteren Bereich eines Vorratsbehälters 26 angeschlossen
ist. Der Vorratsbehälter 26 enthält ein niedrigsiedendes Kältemittel 27, beispielsweise
flüssigen Stickstoff. Weiterhin ist an den unteren Bereich des Vorratsbehälters 26
die Leitung 28 angeschlossen, die in seinen oberen Bereich oberhalb des Kältemittelspiegels
mündet. In dieser Leitung sind ein Verdampfer 29 und ein Druckregelventil 31 eingeschaltet.
Mit Hilfe dieser Elemente kann innerhalb des Vorratsbehälters 36 ein bestimmter Druck,
beispielsweise einige Bar, vorzugsweise 3 bar, aufrechterhalten werden. Eine Alternative,
bei der sich die weitere Kondensationsfläche innerhalb der Kammer 1 befindet, ist
gestrichelt dargestellt. Die über das Ventil 25 mit dem Vorratsbehälter 26 verbundene
Leitung 24ʹ mündet in die Kondensationsfläche 23ʹ, die neben den Stellplatten 2 angeordnet
ist.
[0015] Die dargestellte Gefriertrocknungseinrichtung arbeitet folgendermaßen: Nach einem
Sterilisationsvorgang wird das Produkt in die Kammer 1 eingebracht und eingefroren.
Dazu wird das im Temperierkreislauf 3 strömende Temperiermittel mit Hilfe der Verdichter-Kältemaschine
5 auf entsprechend niedrige Temperaturen gebracht. Das Ventil 15 ist während der Einfrierphase
geschlossen.
[0016] Zur Durchführung der Haupttrocknung werden die Ventile 15 und 17 geöffnet und das
im Temperierkreislauf 3 strömende Temperiermittel aufgewärmt. Dazu wird das Ventil
9 im Kältemittelkreislauf 6 geschlossen und die nicht dargestellte Beheizung in Betrieb
gesetzt.
[0017] Die Kammer 1 wird auf einen Druck von etwa 10⁻¹ mbar evakuiert. Der Entfernung der
relativ großen Wasserdampfmengen dienen bei Normalbetrieb die Kondensationsflächen
18, die mit Hilfe der Verdichter-Kältemaschine 5 gekühlt werden. Geringe Mengen noch
vorhandener Permanentgase durchströmen den Kondensator 12 und werden mit Hilfe der
Gasballastpumpe 13 entfernt.
[0018] Tritt einer der eingangs beschriebenen Störfälle ein, dann fällt die Kühlung für
die Kondensationsflächen 18 aus. Das Saugvermögen für Wasserdampf nimmt ab und geht
relativ schnell auf 0 zurück. Der aus dem Produkt entweichende Wasserdampf wird nicht
mehr abgeführt. Da das Temperiermittel im Temperierkreislauf 3 während der Haupt-
und der Nachtrocknung warm ist (Zimmertemperatur oder etwas darüber), beginnt sofort
eine Erwärmung des auf den Stellplatten 2 befindlichen Produktes. Taut das Produkt
an oder auf, tritt häufig ein Qualitätsverlust oder gar eine Veränderung ein, durch
die das Produkt unbrauchbar wird.
[0019] Um bei einem Störfall dieser Art das Wasserpumpsaugvermögen des Kondensators 12 betriebsmittelunabhängig,
das heißt, unabhängig von den beim Normalbetrieb der Gefriertrocknungsanlage erforderlichen
Mittel wie Strom, Wasser und dergleichen, aufrechterhalten zu können, ist im Kondensator
12 die Kondensationsfläche 23 vorgesehen. Durch Öffnen des Ventils 25 gelangt das
niedrigsiedende Kältemittel 27 von unten in die die Kondensationsfläche 23 bildende
Rohrschlange, verdampft dort und kühlt damit die Kondensationsfläche 23 sehr schnell
auf relativ tiefe Temperaturen ab. Das verdampfte Kältemittel wird über die Leitung
32 zum Beispiel in die Atmosphäre abgeführt. Die Kondensationsfläche 23 wird wirksam,
bevor das Wasserdampfsaugvermögen der Kondensationsflächen 18 maßgeblich abgenommen
hat. Das Wasserdampfsaugvermögen des Kondensators 12 bleibt damit betriebsmittelunabhängig
erhalten, und zwar bis zum endgültigen Verbrauch des Kältemittels im Vorratsbehälter
26.
[0020] Bei einer entsprechenden Wahl der Größe des Vorrats an Kältemittel 27 kann deshalb
die Notkühlung ausreichend lange aufrechterhalten werden, um den eingetretenen Störfall
beheben zu können.
[0021] Bei Eintritt eines Störfalles muß das Ventil 15 seine offene Stellung behalten, das
Ventil 17 schließen und das Ventil 25 öffnen. Zweckmäßigerweise sind diese Ventile
deshalb mit elektrischen oder elektropneumatischen Betätigungseinrichtungen ausgerüstet,
die derart ausgebildet sind, daß die Ventile 15 und 25 bei Stromausfall ihre Offenstellung
und das Ventil 17 bei Stromausfall seine Schließstellung einnehmen. Eine sichere Funktion
der Notkühleinrichtung wird dadurch erreicht.
[0022] Bei der gestrichelt dargestellten Alternativlösung öffnet sich ebenfalls im Störfall
das Ventil 25, während das Ventil 15 schließt. Das Kältemittel 27 strömt über die
Leitung 24ʹ in die Kondensationsfläche 23ʹ, verdampft dort und wird über die Leitung
32ʹ in die Atmosphäre abgeführt. Unmittelbar nach dem Eintritt des Störfalles wird
die Kondensationsfläche 23ʹ ausreichend kalt, um das Vakuum in der Kammer 1 aufrechtzuerahalten.
Die darin befindliche Produktcharge ist somit nicht gefährdet.
1. Einrichtung zur Gefriertrocknung mit einer evakuierbaren Kammer (1) und einem Evakuierungssystem
(11), dadurch gekennzeichnet, daß die Einrichtung zusätzlich mit einer Kondensationsfläche (23, 23ʹ) ausgerüstet
ist, die über ein Ventil (25) an einen Vorratsbehälter (26) mit einem niedrigsiedenden
Kältemittel (27) angeschlossen ist.
2. Einrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Evakuierungssystem (11) einen Kondensator (12) mit mindestens einer von
einer Kältemaschine (5) versorgten Kondensationsfläche (18) umfaßt und daß sich die
weitere Kondensationsfläche (23) im Kondensator (12) befindet.
3. Einrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich die weitere Kondensationsfläche (23ʹ) in der Kammer (1) befindet.
4. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Evakuierungssystem (11) aus dem Kondensator (12) und einer Vakuumpumpe (13)
besteht, die über die Leitung (16) mit dem Ventil (17) verbunden sind.
5. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß sich zwischen der evakuierbaren Kammer (1) und dem Kondensator (12) eine Leitung
(14) mit einem Ventil (15) befindet.
6. Einrichtung nach Anspruch 2, 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Ventile (15, 17 und 25) mit elektrischen oder elektropneumatischen Betätigungseinrichtungen
ausgerüstet sind, derart, daß bei Stromausfall das Ventil (17) seine Schließstellung
und die Ventile (15 und 25) ihre Offenstellung einnehmen beziehungsweise beibehalten.
7. Einrichtung nach Anspruch 3, 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Ventile (15 und 25) mit elektrischen oder elektropneumatischen
Betätigungseinrichtungen ausgerüstet sind, derart, daß bei Stromausfall das Ventil
(15) seine Schließstellung und das Ventil (25) seine Offenstellung einnehmen.
8. Einrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß dem Vorratsbehälter (26) für das flüssige Kältemittel (27) Mittel (28,29,31)
zugeordnet sind, die der Erzeugung eines erhöhten Behälterinnendruckes dienen.
9. Einrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Kältemittel (27) im Vorratsbehälter (26) flüssiger Stickstoff ist.
10. Verfahren zum Betrieb einer Einrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Störfall die Kondensationsfläche (23,23ʹ) mit dem niedrigsiedenden
Kältemittel (27) gekühlt wird.