[0001] Die Erfindung betrifft eine motorisch verstellbare Kopfstütze für einen zahnärztlichen
Behandlungsstuhl.
[0002] In dem Bestreben, die Kopfstütze eines zahnärztlichen Behandlungsstuhles in ihrem
Bewegungsablauf der natürlichen Kopfnickbewegung eines Patienten in den verschiedenen
Behandlungseinstellungen, vornehmlich in der Behandlung des Ober- und Unterkiefers
am sitzenden bzw. liegenden Patienten, anzupassen, sind verschiedene Konstruktionen
bekannt geworden.
[0003] Aus der US-A-45 15 406 ist eine Konstruktion bekannt, bei der ein die Kopfstütze
tragendes Trägerteil, in der Fachsprache häufig als "Kopfstützenschwert" bezeichnet,
als kreisförmig gebogene schmale Platte ausgebildet ist, mit einem Kreismittelpunkt,
der etwa im Halswirbelgelenk eines im Stuhl sitzenden Patienten liegt. Die gebogene
Platte ist in einem längs der Rückenlehne verstellbaren Schlitten geführt und kann
mittels eines Hydraulik-Zylinder-Antriebs aus dem Schlitten bzw. aus der Rückenlehne
ein- und ausgefahren werden. Die Kreisbogenführung der Trägerplatte und die Längsführung
des Schlittens sind einerseits vergleichsweise aufwendig; sie bedingen andererseits
eine relativ dicke Rückenlehnenkonstruktion, um die Teile, insbesondere die bogenförmige
Platte, im eingefahrenen Zustand im Innern der Rückenlehne unterbringen zu können.
Jeder Versuch, die Rückenlehne in diesem Bereich dünner zu gestalten, was erwünscht
ist, um in der Volliegestellung den Patientenkopf möglichst tief positionieren zu
können, dennoch aber genügend Kniefreiheit für den Behandler zu haben, würde zu einer
Einschränkung der Kinematik und damit zu einer Einschränkung der Positioniermöglichkeiten
führen.
[0004] Aus der DE-A-25 41 506 ist eine Konstruktion bekannt, bei der die Kopfstütze ein
Zwischenstück aufweist, das mit einer Kurvenbahn versehen ist, welche von der Seite
der Kopfstütze gesehen nach Art einer Welle gegenläufig gekrümmte Abschnitte aufweist.
Die Kurvenbahn ist in einer an der Rückenlehne vorgesehenen Führung geführt, wobei
das Zwischenstück zur Bewirkung einer Verstellung der Kopfstütze mit seinem der Kopfstütze
abgewandten Ende mit einer an der Rückenlehne angeordneten Zug- oder Schubvorrichtung
verbunden ist. Die Führung der Kurvenbahn ist durch eine quer zur Längsrichtung der
Rückenlehne angeordnete horizontale Stange gebildet, auf der das Zwischenstück mit
der Kurvenbahn aufliegt. Die horizontale Stange ist dabei drehbar gelagert. Das der
Kopfstütze abgewandte Ende des Zwischenstückes ist schwenkbar und längsverschieblich
in einem von der Rückenlehne getragenen Schlitten gelagert, der durch eine weitere
Zug- oder Schubvorrichtung verstellt wird.
[0005] Auch bei dieser bekannten Konstruktion wird die Beinfreiheit des Behandlers bei liegender
Behandlungsposition eingeschränkt. Ein weiterer Nachteil ist darin zu sehen, daß die
Verstellmöglichkeit weniger günstig ist als bei der zuvor erwähnten Konstruktion.
[0006] Der im Patentanspruch 1 angegebenen Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, demgegenüber
eine Verbesserung zu schaffen, insbesondere mit dem Ziel, die Kinematik der Kopfstütze
so zu gestalten, daß eine optimale Anpassung an die natürliche Nickbewegung des Kopfes
eines Patienten in den verschiedenen Behandlungsstellungen, insbesondere zur Behandlung
des Ober-und Unterkiefers am sitzenden und liegenden Patienten gegeben ist, was letztlich
bedeutet, daß die Kopf stütze in einem möglichst weiten Bereich der natürlichen Nickbewegung
des Kopfes folgend verstellbar sein soll. Die räumlichen Abmessungen für eine solche
Kopfstützenverstelleinrichtung sollen dabei so klein wie möglich sein.
[0007] Ein wesentlicher Vorzug der erfindungsgemäßen Lösung ist, daß, bedingt durch das
parallelogrammähnliche Gestänge, beim Neigen der Kopfstütze eine gegenläufige Kippbewegung
entsteht, wodurch eine optimale Anpassung an die natürliche Kopfbewegung eines Patienten
und ein sehr weiter Verstellbereich für die Kopfstütze erzielt wird. Nachdem sämtliche
Teile zur Erzeugung der Kinematik außerhalb des Rückenlehnengehäuses und weitgehend
innerhalb des Kopfstützengehäuses liegen, kann die Rückenlehne selbst, da sie nur
eine einfache Geradführung für das sehr schmal und dünn gehaltene Kopfstützenträgerteil
aufweisen muß, sehr dünn ausgeführt sein.
[0008] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den
Unteransprüchen und der nachstehenden Beschreibung eines Ausführungsbeispieles.
Es zeigen:
Fig. 1 einen zahnärztlichen Behandlungsstuhl in Seitenansicht,
Fig. 2 die Kopfstütze des Stuhles nach Fig. 1 in Frontansicht mit abgenommenem Oberteil,
Fig. 3 die Kopfstütze in Rückansicht,
Fig. 4 einen Schnitt entlang der Linie IV-IV in Fig. 2,
Fig. 5 die Kopfstütze in Seitenansicht im Schnitt in zwei Verstellpositionen.
[0009] Die Fig. 1 zeigt in vereinfachter Darstellung einen zahnärztlichen Behandlungsstuhl,
bei dem in bekannter Weise an einem Basisteil 1 über eine nicht näher dargestellte
Verstelleinrichtung 2 ein aus einem Sitz 3 und einer Rückenlehne 4 bestehendes Stuhloberteil
5 höhenverstellbar gehaltert ist. An der Rückenlehne 4 ist mittels eines Trägerteils
6 eine Kopfstütze 7 in Richtung ihrer Längsausdehnung verstellbar gehaltert. Die Kopfstütze
7 enthält zwei schalenförmige Gehäuseteile, ein Unterteil 8 und ein die Kopfstützenpolsterung
aufnehmendes Oberteil 9.
[0010] Die Fig. 2 zeigt die Kopfstütze 7 mit abgenommenem Oberteil 8 schräg von vorne, also
in einer leicht perspektivischen Darstellung.
[0011] Im Gehäuseunterteil 8 sind zwei in Längsrichtung der Kopfstütze sich erstreckende
Führungsstangen 10 starr befestigt, auf denen Kugelbuchsen 11 verstellbar geführt
sind. Die Kugelbuchsen 11 sind mittels einer quer zur Längsachse der Kopfstütze angeordneten
Traverse 12 starr miteinander verbunden. An der Traverse 12 ist ein Klemmstück 13
befestigt, mit dem sich die Traverse 12 mit einem Zahnriemen 14 und damit mit den
Kugelbuchsen 11 kuppeln läßt. Der Zahnriemen 14 ist Teil eines elektromotorischen
Antriebs, der einen im unteren Ende der Kopfstütze querliegend eingebauten Motor 15
und eine am gegenüberliegenden Ende angeordnete Führungsrolle 16 enthält.
[0012] An der Quertraverse 12 ist mittig ein Mitnehmer 17 starr befestigt, der durch eine
ebenfalls mittig der Kopfstütze vorgesehene Ausnehmung 18 durch das Kopfstützengehäuse
hindurchgreift und dort mit einem Gestängearm 20 eine Gelenkverbindung 21 bildet
(Fig. 3). Der Gestängearm 20 ist plattenförmig ausgebildet; das der Gelenkverbindung
21 gegenüberliegende Ende bildet mit dem Kopfstützenträgerteil 6 eine weitere Gelenkverbindung
22.
[0013] Mit 23 ist ein etwa der Breite der Kopfstütze entsprechender weiterer plattenförmiger
Gestängearm bezeichnet, der am Trägerteil 6 eine Gelenkverbindung 24 bildet und am
gegenüberliegenden Ende beidseitig einen schmalen Fortsatz 25 aufweist, der, wie
aus Fig. 4 ersichtlich, hakenförmig ausgebildet ist. Die beiden Fortsätze 25 greifen
durch im Kopfstützenunterteil 8 entsprechend vorgesehene Schlitze 26 und tragen an
ihren Enden Rollen 27, die sich an fest am Kopfstützenunterteil 8 befestigten schrägen
Führungsbahnen 28 abstützen. Die Fortsätze 25, und damit der Gestängearm 23, bilden
im Bereich der Knickstelle mit den Kugelbuchsen 11 eine weitere Gelenkverbindung 30.
[0014] Wie aus Fig. 4 hervorgeht, bilden die beiden Gestängearme 20, 23 mit den Gelenkverbindungen
22, 24 und 21, 30 ein parallelogrammähnliches Gestänge; im Gegensatz zu einem echten
Parallelogrammgestänge, bei dem die Gelenkabstände gleich sind, ist hier der Gelenkabstand
unterschiedlich groß. So ist der Gelenkabstand b der oberen Gelenkverbindungen 21,
30 etwa doppelt so groß wie der Abstand a der unteren Gelenkverbindung 22, 24. Das
dadurch entstehende "verzerrte" Parallelogramm macht es möglich, daß die Kopfstütze
bei einem Schwenkvorgang nach hinten (sh. strichpunktierte Darstellung in Fig. 5)
eine Gegenschwenkung im Bereich der Kopfauflage ausführt. Die Kopfstützte führt also
keine reine Parallelogramm- und auch keine reine Schwenkbewegung aus, sondern eine
Mischbewegung von beiden.
[0015] Aus der aufgezeigten Konstruktion geht hervor, daß bei einem Antrieb über den Zahnriemen
14 über die Quertraverse die beiden Kugelbuchsen längs der Führungsstangen 10 bewegt
werden. Dadurch werden auch die Parallelogrammarme 20, 23 verstellt, wobei sich
die beiden Rollen 27 an der schrägen Führungsbahn 28 abstützen und so die Kopfstütze
in der beschriebenen Weise verstellen. Durch die Steigung und Form der Kurvenbahn
28 wird das Verhältnis von Schwenkbewegung und Längsverschiebung und dadurch die gewünschte,
in Fig. 5 gestrichelt eingezeichnete Kurve 32 bestimmt. Diese Kurve entspricht einem
Kreisbogen, dessen Mittelpunkt im Bereich der Halswirbelsäule eines im Stuhl befindlichen
Patienten liegt. Ein an der Kopfstütze angenommener Kopfauflagepunkt P führt demnach
keine Schwenkbewegung um die Gelenkpunkte 22/24 entsprechend dem gestrichelt eingezeichneten
Kreisbogen 31 aus, sondern eine Bewegung entsprechend der gestrichelt eingezeichneten
Kurve 32.
[0016] Wenngleich die aufgezeigte Konstruktion besonders vorteilhaft ist, so sind doch bezüglich
des Antriebs und der Gestängeausbildung verschiedene Varianten möglich. So kann anstelle
des Zahnriemens ein Spindelantrieb vorgesehen werden und die beiden Gestängearme
können anstelle der beschriebenen plattenförmigen Ausbildung auch in der sonst üblichen
Stangenkonstruktion ausgeführt sein. Ebenso ist ein Antrieb im Bereich der Rückenlehne,
z.B. im Inneren der Rückenlehne, denkbar und die Verstellung, wie beschrieben, über
einen Seilzug oder einen Zahnriemen zu bewerkstelligen. Besonders vorteilhaft, insbesondere
aus hygienischen und auch aus optischen Gründen, ist es, die gesamte Rückseite, also
das Unterteil der Kopfstütze, mit einem elastischen Überzug 33 zu versehen, der im
Bereich der Gestänge einen faltenbalgförmigen Ansatz 34 aufweist. Der Überzug 33 erstreckt
sich vorteilhafterweise auch über die an der Oberseite der Kopfstütze angeordneten
Schalter 35 (sh. Fig. 3), d.h. die Betätigungselemente der Schalter 35 werden vom
Überzug überdeckt. Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Betätigungselemente formgestalterisch
im Überzug bereits berücksichtigt, also in diesem bereits eingearbeitet sind.
1. Verstellbare Kopfstütze für einen zahnärztlichen Behandlungsstuhl, gekennzeichnet durch ein an der Rückenlehne (4) bzw. an einem an der Rückenlehne gehalterten Trägerteil
(6) angelenktes, parallelogrammähnliches Gestänge (20, 23), dessen Gelenkpaare (22,
24; 21, 30) ein Gelenkviereck mit unterschiedlich großen Gelenkabständen (a, b) bilden,
von denen das mit dem kleineren Gelenkabstand (a) rückenlehnennah und das mit dem
größeren Gelenkabstand (b) rückenlehnenfern angeordnet ist, wobei das rückenlehnenferne
Gelenkpaar (21, 30) durch eine gelenkige Verbindung der beiden Gestängearme (20, 23)
mit dem beweglichen Teil (11) einer Geradführung (10, 11) gebildet ist, die in Längsrichtung
der Kopfstütze vorgesehen ist, daß der eine Gelenkarm (23) mit einem Rollenhebel (25,
27) versehen ist, der sich an einer im Gehäuse (8) der Kopfstütze (7) starr befestigten
Führungsbahn (28) abstützt, und daß ein vorzugsweise motorischer Antrieb (14 bis
16) vorgesehen ist, welcher den beweglichen Teil (11) relativ zum festen Teil (10)
der Geradführung (10,11) verstellt.
2. Kopfstütze nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest der eine Gestängearm (23) plattenförmig ausgebildet ist und einen
abgewinkelten Fortsatz (25) aufweist, der durch entsprechende Ausnehmungen (26) im
Gehäuse (8) hindurchgreift, und daß am freien Ende des Fortsatzes (25) eine Rolle
(27) angeordnet ist, welche sich auf einer eine schiefe Ebene bildenden Führungsbahn
(28) abstützt.
3. Kopfstütze nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Gestängearm (23) sich über nahezu die gesamte Breite der Kopfstütze (7) erstreckt
und an seinem einen Ende beidseitig ein Fortsatz (25) mit Rolle (27) und im Kopfstützengehäuse
(8) beidseitig korrespondierende Führungsbahnen (28) vorgesehen sind.
4. Kopfstütze nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß auch der andere Gestängearm (20) plattenförmig ausgebildet ist und mittels einer
Gelenkverbindung (21) an einem Mitnehmer (17) angelenkt ist, der durch eine auf halber
Kopfstützenbreite vorgesehenen Ausnehmung (18) durch das Kopfstützengehäuse (8) hindurchgreift
und mit dem beweglichen Teil (11) der Geradführung (10, 11) starr verbunden ist.
5. Kopfstütze nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Geradführung (10, 11) durch zwei im Gehäuseinneren parallel zueinander angeordnete
Führungsstangen (10) und diese umschließende Führungsbuchsen (11) gebildet ist.
6. Kopfstütze nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Führungsbuchsen (11) durch eine quer zur Längsachse der Kopfstütze
verlaufende Traverse (12), an der der Mitnehmer (17) befestigt ist, starr miteinander
verbunden sind.
7. Kopfstütze nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Antrieb ein Elektromotor (15) mit einem längs der Kopfstütze und zwischen
den beiden Führungsstangen (10) angeordneten Übertragungsglied, vorzugsweise einem
Zahnriemen (14), vorgesehen ist, und daß das Übertragungsglied (14) mit einem Klemmstück
(13) gekuppelt ist, an dem eine Traverse (12) befestigt ist, an welcher beidseitig
Führungsbuchsen (11) angeordnet sind.
8. Kopfstütze nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gelenkarme (20, 23) an einem an der Rückenlehne (4) des Stuhles in Längsrichtung
des Stuhles verstellbar gehalterten Trägerteil (6) angelenkt sind.
9. Kopfstütze nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Gehäuse der Kopfstütze (7) durch zwei Halbschalen (8, 9) gebildet ist, deren
eine (8) die Verstellelemente und deren andere das Polster der Kopfstütze tragen.
10. Kopfstütze nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest die Gestängearme (20, 22), vorzugsweise der gesamte, rückwärtige Teil
(8) der Kopfstütze, mit einem elastischen Überzug (33) versehen sind.
11. Kopfstütze nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Überzug (33) im Bereich der Gestängearme (20, 22) mit einem faltenbalgförmigen
Ansatz (34) versehen ist.
12. Kopfstütze nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Überzug (33) in diesem Bereich der Kopfstütze angeordnete Schalter (35) überdeckt,
vorzugsweise deren Betätigungselemente beinhaltet.