[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Nockenwelle aus einem
Rohr, das mit Lagerstellen und mit Nocken versehen wird, oder aus einem Rohling, der
eine Nockenform aufweist, und eine danach hergestellte Nockenwelle, wobei in das
Rohr bzw. den Rohling durch Rundhämmern bzw. Rundkneten durch Werkzeugsegmente, die
den Rohling wenigstens teilweise umgeben und die radiale Druckkräfte auf diesen ausüben
und dabei die Form und den Querschnitt des Rohlings verändern, die Gestalt der Nockenwelle
mit den Nocken und den Lagerstellen eingeformt wird.
[0002] Nockenwellen werden im allgemeinen aus einem Werkstück zusammen mit den Lagerstellen
und den auf einem Grundkörper angeordneten Nocken, z.B. durch Gießen oder Schmieden,
hergestellt. An diese Herstellung schließt sich eine relativ zeit- und kostenaufwendige
Bearbeitung an. So muß die Nockenwelle geschliffen, die Nocken müssen gehärtet und
die Nockenwelle am Ende ausgewuchtet werden. Neben dem hohen Aufwand ist weiterhin
nachteilig, daß eine Nockenwelle dieser Art aus vollem Material besteht und daher
relativ schwer ist. Die Automobilindustrie fordert jedoch zunehmend leichtere Nockenwellen.
[0003] Aus diesem Grunde ist bereits vorgeschlagen worden, als Grundkörper ein Rohr zu
verwenden auf das Sinternocken aufgebracht worden sind. Auch diese Herstellungsart
ist noch relativ aufwendig und hat noch nicht den gewünschten Erfolg gebracht.
[0004] In der DE-OS 35 28 464 ist ein Verfahren zum Herstellen einer Nockenwelle beschrieben,
wobei ein Rohr mit einem Außenumfang gleich oder großer dem der Lagerabschnitte und/oder
der Nocken verwendet und durch Rundhämmern umgeformt wird.
[0005] Neben einem kreissymmetrischen Rohr wird auch als Rohling ein bereits in Nockenform
gezogenes Rohr vorgeschlagen.
[0006] In der Praxis hat sich jedoch nun herausgestellt, daß ein derartiges Herstellungsverfahren
nicht verwirklichbar ist. So müßte beim Rundkneten innen und außen gegengehalten werden.
Die dabei auftretenden Belastungen sind jedoch zu groß und die Dimensionierungen sind
zu schwach. Außerdem würden erhebliche Probleme beim Herausholen der Gegenhalter entstehen,
da diese sich nicht über die engeren Stellen der Nockenwellenlagerung herausziehen
ließen. Beim Rundkneten oder Rundhämmern eines Rohlings in Oval- bzw. Nockenform trifft
der Hammer zum Formen der runden Lagerstellen stets zuerst auf die erhöhte Nockenstelle,
wodurch eine unkontrollierte Formung im Bereich der Lagerstellen eintreten würde.
Das Rohr kann sich einbeulen und ggf. sogar umbördeln. Außer dem würde sich der Rohling
in diesem Bereich durch das einseitige Daraufschlagen durchbiegen, was zu erheblichen
Problemen führen würde.
[0007] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs
erwähnten Art zu schaffen, mit dem die vorstehend genannten Probleme nicht auftreten,
insbesondere nach dem Nockenwellen großer Festigkeit und hoher Formgenauigkeit mit
geringem Aufwand hergestellt werden können.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß ein Rohling in Nockenform
in einem ersten Schritt im Bereich der Lagerstellen der Nockenwelle einer Verformung
durch Schmie den oder Hämmern in eine wenigstens annähernd kreisförmige Form gebracht
wird, und daß anschließend in einem zweiten Schritt sowohl die Lagerstellen als auch
die übrigen Bereiche der Nockenwelle durch das Rundhämmern bzw. Rundkneten durch
Werkzeugelemente, die den Rohling wenigstens teilweise umgeben und die radiale Druckkräfte
auf diesen ausüben und dabei dessen Form und Querschnitt verändern, die Gestalt der
Nockenwelle mit den Nocken und den Lagerstellen eingeformt wird.
[0009] Eines der wesentlichen Merkmale der Erfindung besteht nunmehr darin, daß durch die
Vorformung anschließend ein wesentlich gleichmäßigeres Rundkneten bzw. Rundhämmern
im Bereich der Lagerstellen vorgenommen werden kann. Die Hämmerwerkzeuge können praktisch
über den gesamten Umfang angreifen, so daß es zu keinen Durchbiegungen oder zu einer
einseitigen Belastung kommt. Wesentlich ist, daß durch die Vorformung aus dem Rohling
im Bereich der Lagerstellen wenigstens annähernd ein kreisrunder Querschnitt erreicht
wird.
[0010] Diese Vorformung kann auf beliebige Weise erfolgen, wobei man die Vorformung im allgemeinen
zur Erleichterung und besseren Verformung im warmen Zustand durchführen wird.
[0011] In vorteilhafter Weise wird man die Vorformung so durchfüh ren, daß der dabei erzielte
Durchmesser etwas größer ist als der Enddurchmesser der Lagerstellen. Bei dem anschließenden
Rundhämmern bzw. Rundkneten wird dann der endgültige Durchmesser der Lagerstellen
sehr exakt hergestellt. Ebenso werden die Nocken entsprechend exakt auf Maß gebracht,
wobei das verdrängte Material entweder in die Wandstärke oder in die Länge der Nockenwelle
eingeht, wobei auch eine Kombination möglich ist.
[0012] Ggf. ist es nicht notwendig, daß der gesamte Rohling erwärmt wird. Eine partielle
Erwärmung im Bereich der vorzuformenden Lagerstellen ist ggf. ausreichend. Hierfür
können Schmiedepressen oder Schmiedehämmer verwendet werden.
[0013] Der Rohling in Nockenform kann aus einem Rohr hergestellt sein, das durch Pressen
in die Nockenform umgewandelt wird.
[0014] In vorteilhafter Weise wird man einen Rohling mit einem Außendurchmesser verwenden
der etwas größer ist als der größte Durchmesser bzw. Querschnitt der fertiggestellten
Nockenwelle. Dies gilt insbesondere für den Nockenbereich.
[0015] Damit eine optimale Gewichtsersparnis erreicht wird, kann vorgesehen sein, daß die
Durchmesserverhältnisse und die Formkräfte so aufeinander abgestimmt sind, daß neben
einem hohlen Rohr mit hohlen Lagerstellen auch die Nocken wenigstens teilweise im
Inneren hohl verbleiben.
[0016] Im allgemeinen wird man aus dem Rohling in Nockenform die Nocken beim Rundkneten
alle in einer Ebene bzw. einer Flucht kneten, wonach anschließend in einem dritten
Schritt die Nockenwelle einem Twistvorgang unterworfen wird, um die Nocken in die
gewünschten Lagen zu drehen.
[0017] Im Vergleich zu vollwandigen, geschmiedeten oder gegossenen Nockenwellen kann eine
Gewichtsminderung von bis zu 50 % erreicht werden. Ein weiterer Vorteil besteht darin,
daß die erfindungsgemäß hergestellte Nockenwelle geringere Auswirkungen bezüglich
Massenunwuchten zeigt.
[0018] Trotz ihrer Leichtgewichtigkeit und ihrer Herstellung aus einem Rohr ist die Nockenwelle
relativ steif und verwindungsfest. Es wurde nämlich festgestellt, daß gerade in den
Bereichen, die besonders wichtig bzw. besonders belastet sind, Materialverstärkungen
durch das Rundkneten bzw. Rundhämmern erreicht wird.
[0019] Ein weiterer großer Vorteil durch das erfindungsgemäße Rundkneten liegt darin, daß
man die Formgebung der Nockenwelle leichter an die an sie gestellten Anforderungen
anpassen kann. So können z.B. die Seiten der Nocken mit besseren Übergängen zur Nockenwelle
versehen werden. Im Unterschied zu einer spanabhebenden Bearbeitung der Nockenwelle
wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren in den Faserverlauf nicht eingegriffen.
[0020] Durch das Rundkneten und insbesondere durch das Rundhämmern wird eine Materialverbesserung
erreicht, wodurch ggf. als Ausgangsmaterial für die Nockenwelle ein einfacheres und
damit billigeres Material verwendet werden kann, das anschließend durch die Bearbeitung
eine höhere Härte bzw. Festigkeit erreicht.
[0021] Nachfolgend ist anhand der Zeichnung das erfindungsgemäße Herstellungsverfahren prinzipmäßig
beschrieben.
[0022] Es zeigt:
Fig. 1: ein Werkzeug zur Herstellung einer Nockenwelle in schematischer Darstellung
Fig. 2: einen Längsschnitt (ausschnittsweise) in vergrößerter Darstellung mit zwei
Werkzeugen und einem Rohling
Fig. 3: eine Nockenwelle in Seitenansicht
Fig. 4: Stirnansicht eines Rohlings in Nockenform.
[0023] Ein Rohling in Nockenform, wie er in der Fig. 4 dargestellt ist, dient als Ausgangsmaterial.
Der Rohling in dieser Form kann z.B. aus einem Rohr mit einem kreisrunden Querschnitt
hergestellt sein, das z.B. durch Pressen in die Nockenform übergeführt worden ist.
Als Rohr kann dabei sowohl ein nahtloses als auch ein geschweißtes Rohr eingesetzt
werden. Selbstverständlich kann jedoch auch ein auf beliebige Weise hergestellter
Rohling verwendet werden, der bereits zu Beginn eine Nockenform aufweist.
[0024] In einem ersten Verfahrensschritt wird nun der Rohling in Nockenform an den Stellen,
an denen die Lagerstellen der Nockenwelle angeordnet bzw. in die diese eingeformt
werden sollen, vorgeformt. Ggf. durch eine lediglich partielle Erwärmung in diesem
Bereich wird durch zweiteilige Gesenkhämmer die Nockenform in eine kreisrunde Durchmesserform
an den Lagerstellen umgeformt. Ebenso kann diese Umformung durch ein Warmschmieden
erreicht werden.
[0025] Anschließend erfolgt in einem zweiten Schritt das Hämmern und Rundkneten.
[0026] Das Arbeitsverfahren, der Umformvorgang und das Funktionsprinzip des Rundknetens,
welches ein Freiformen zur Querschnittsverminderung in Stäben und Rohren mit zwei
oder mehreren Werkzeugen ist, die den zu vermindernden Querschnitt eines Werkstückes
ganz oder teilweise umschließen, ist allgemein bekannt, weshalb es nachfolgend nur
kurz beschrieben wird. Im Kopf einer Hämmerwelle 1 befinden sich schlitzförmige Aussparungen,
welche zur Aufnahme der eigentlichen Hämmerwerkzeuge 2 dienen. Die Hämmerwerkzeuge
werden über Hämmerstößel 4 mit dazwischenliegenden Ausgleichsplatten 3 bewegt.
[0027] Der für die Umformung des Werkstückes 9 erforderliche Hämmerhub entsteht durch eine
Überhöhung an einer Abrollbahn 5 der Hämmerstößel 4.
[0028] Ein Rollenkäfig 6 ist frei drehbar zwischen der Hämmerwelle 1 und einem äußeren Haltering
8 angeordnet. Druckrollen 7 sind in Aufnahmebohrungen des Rollenkäfigs 6 gelagert.
[0029] Bei einer rotierenden Hämmerwelle 1 werden nun die Hämmerwerkzeuge 2 über die Stößel
4 durch Fliehkraft nach außen geführt. Im Falle einer stehenden bzw. langsam drehenden
Hämmerwelle kann diese Öffnungsbewegung auch von Federn übernommen werden.
[0030] Bei einer rotierenden Hämmerwelle wälzen sich die Hämmerstößel 4 mit ihrer Abrollbahn
5 an den Druckrollen 7 ab und übermitteln somit dem Rollenkäfig 6 eine Relativbewegung
im gleichen Drehsinn, jedoch entsprechend langsamer als die Hämmerwelle selbst. Bei
jedem Durchgang der Hämmerstößel 4 unter den Druckrollen 7 erfolgt ein Druckimpuls
radial nach innen, der sich als Umformkraft auf die Hämmerwerkzeuge 2 und somit auf
das Werkstück überträgt.
[0031] In einer anderen Ausgestaltung kann der Haltering 8 rotieren, wobei die Hämmerwelle
1 entweder still steht oder mit langsamer Drehzahl gleich bzw. gegensinnig angetrieben
wird.
[0032] Art und Ausgestaltung des Werkzeuges richten sich nach dem Einsatzfall und nach der
Art des zu bearbeitenden Werkstükkes, welches im vorliegenden Falle eine Nockenwelle
ist.
[0033] In der Fig. 2 ist prinzipmäßig der vorgeformte Rohling dargestellt, in dessem Inneren
bei Bedarf ein Dorn 10 angeordnet sein kann.
[0034] Das Werkstück wird dabei in axialer Richtung zwischen die Hämmerwerkzeuge 2 eingeschoben.
[0035] Dadurch, daß beim Rundkneten im Bereich der Lagerstellen durch die Vorformung bereits
ein kreisrunder Durchmesser vorliegt, läßt sich auch in diesem Bereich ein Hämmern
und Rundkneten in die gewünschte Form mit den daraus sich ergebenden Vorteilen erreichen.
[0036] In der Fig. 3 sind die einzelnen Verfahrensschritte anhand einer Seitenansicht einer
Nockenwelle (ausschnittsweise) dargestellt.
[0037] Ausgehend von einem Rohling 9, wie er in der Fig. 4 dargestellt ist und der eine
Nockenform aufweist (siehe die beiden äußeren gestrichelten Linien 11 und 12), wird
in einem ersten Schritt eine Umformung der Nockenform im Bereich der Lagerstellen
13 vorgenommen und zwar bis zu einem Durchmes- ser, der geringfügig größer ist als
der Enddurchmesser der Lagerstellen. Der vergrößerte Durchmesser ist durch die gestrichelten
Linien 14 und 15 dargestellt. Die ausgezogenen Linien der Nockenwelle stellen die
Enddurchmesser bzw. Endquerschnitte dar. Wenn der Rohling 9 in Nockenform einen geringfügig
größeren Durchmesser als der größte Durchmesser bzw. Querschnitt der fertiggestellten
Nockenwelle aufweist, sind ggf. die beiden gestrichelten Linien 11 und 12 noch etwas
außerhalb der Nocken 16, die in diesem Falle auf den Enddurchmesser in der ausgezogenen
Linie geknetet werden.
[0038] Eine Vorformung in dem angegebenen Sinne kann ggf. auch für Teile der Nockenwelle
vorgenommen werden, die sich zwischen Lagerstellen 13 und Nocken 16 befinden und die
ebenfalls einen runden Querschnitt im Endzustand aufweisen sollen.
1. Verfahren zum Herstellen einer Nockenwelle aus einem Rohr, das mit Lagerstellen
und mit Nocken versehen wird, oder aus einem Rohling, der eine Nockenform aufweist,
wobei in das Rohr bzw. den Rohling durch Rundhämmern und Rundkneten durch Werkzeugsegmente,
die den Rohling wenigstens teilweise umgeben und die radiale Druckkräfte auf diesen
ausüben und dabei die Form und den Querschnitt des Rohlings verändern, die Gestalt
der Nockenwelle mit den Nocken und den Lagerstellen eingeformt wird,
d a d u r ch ge k e n n z ei c h n e t, daß
ein Rohling (9) in Nockenform in einem ersten Schritt im Bereich der Lagerstellen
(13) der Nockenwelle einer Vorformung durch Schmieden oder Hämmern in eine wenigstens
annä hernd kreisförmige Form gebracht wird, und daß anschließend in einem zweiten
Schritt sowohl die Lagerstellen (13) als auch die übrigen Bereiche der Nockenwelle
durch das Hämmern und Rundkneten durch Werkzeugelemente, die den Rohling wenigstens
teilweise umgeben und die radiale Druckkräfte auf diesen ausüben und dabei dessen
Form und Querschnitt verändern, die Gestalt der Nockenwelle mit den Nocken (16) und
den Lagerstellen (13) eingeformt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , daß
die Vorformung im warmen Zustand durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , daß
der bei der Vorformung erzielte Durchmesser größer ist als der Enddurchmesser der
Lagerstellen (13).
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 3,
d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , daß
der Rohling (9) in Nockenform aus einem Rohr hergestellt ist, das durch Pressen in
die Nockenform umgewandelt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 4,
d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , daß
ein Rohling (9) mit einem Außendurchmesser verwendet wird, der etwas größer ist als
der größte Durchmesser bzw. Querschnitt der fertiggestellten Nockenwelle.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 5,
d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , daß
die Durchmesserverhältnisse und die Formkräfte so aufeinander abgestimmt sind, daß
neben einem hohlen Rohr mit hohlen Lagerstellen (13) auch die Nocken (16) wenigstens
teilweise im Inneren hohl verbleiben.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 6,
d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , daß
die Nockenwelle in einem dritten Schritt einem Twistvorgang unterworfen wird, um die
Nocken (16) in die gewünschte Lagen zu drehen.