(19)
(11) EP 0 318 712 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
07.06.1989  Patentblatt  1989/23

(21) Anmeldenummer: 88118231.5

(22) Anmeldetag:  02.11.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4E04B 5/43
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 30.11.1987 CH 4653/87

(71) Anmelder: Riss AG
CH-8108 Dällikon (CH)

(72) Erfinder:
  • Riss, Heinz G.
    8000 Zürich (CH)
  • Wuhrmann, Walter Jakob
    8006 Zürich (CH)
  • Glahn, Hermann, Dr.
    D-6940 Weinheim (DE)

(74) Vertreter: Troesch, Hans Alfred (CH) 
Troesch Scheidegger Werner AG Siewerdtstrasse 95 Postfach
CH-8050 Zürich
CH-8050 Zürich (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verbindungsvorrichtung zum Anschliessen einer Betondecke an eine Stütze sowie Bauwerk


    (57) Die Verbindungsvorrichtung zum Anschliessen einer Betondecke (18) an eine Stütze (16) weist eine mittige Druck­strebe (27) mit einem diese Druckstrebe (27) ein­fassenden Randträger (19) auf, sowie vom Randträger (19) nach aussen und innen abstehende Verbundmittel (20, 24). Es ist ferner eine mittige Kopfplatte (21) an­geordnet. Die Verbundmittel sind Schweissbolzen (20, 24). Es können aber auch Stahlbügel, Schrau­benbolzen, Walzprofile oder Rohrabschnitte sein. Diese Verbindungsvorrichtung weist gegenüber dem Stande der Technik bei gleichen Beanspruchungen ei­nen geringern Materialverbrauch auf. Sie schafft vorteilhafte Kräfteverhältnisse im Bereich der Ab­stützung der Decke (18) auf der Stütze (16). Daher benötigt sie bei gegebenen Kräfteverhältnissen eine minimale Materialmenge und ist mithin umweltfreundlicher.




    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Verbindungs­vorrichtung zum Anschliesen einer Betondecke an eine Stütze sowie ein Bauwerk mit mindestens einer Vor­richtung.

    [0002] Es ist bekannt, dass beim Abstützen von Betondecken auf Stützen, wenn nicht besondere Massnahmen getrof­fen werden, ein sog. Stanzeffekt auftritt, wobei die Stütze als Stempel auf die Betondecke wirkt und einen sich in der Decke normalerweise erweiternden Teil we­gen übermässiger Spannungen ausstanzt.

    [0003] Es sind seit langem entsprechende Vorkehrungen ge­troffen worden, um Kräftespitzen beim Ueberleiten der Kräfte aus der Betondecke in die Stütze durch ent­sprechende Vorkehrungen so zu führen, dass derartige Stanzerscheinungen ausbleiben.

    [0004] In diesem Sinne ist ein Stützenkopf zum Anschluss ei­ner Betonmassivdecke an eine Stahlprofilstütze mit einem vertikalen Durchlass für Versorgerleitungen be­kannt geworden, bei welcher Konstruktion der Kopfteil der Stahlprofilstütze mit vertikalen, flügelartigen Stahlblechen versehen wird. Dabei ist ein Veranke­rungsteil vorgesehen, der aus Reihen von Kopfbolzen­dübeln besteht, die an den flügelartigen Stahlblechen der Stahlprofilstütze angeschweisst sind. Dieser Stützenkopf vermeidet Spitzenbelastungen, was insbe­sondere aufgrund des Verankerungsteils, der aus Kopf­ bolzendübeln besteht, erreicht wird. (DE-OS 29 20 044) Dieser Stützenkopf ist nur für Stahlprofilstüt­zen verwendbar, der offenbarte Grundgedanke ist mit­hin nicht für reine eisenarmierte Betonbauwerke zu verwenden. Auch dienen die verwendeten Kopfbolzendü­bel ausschliesslich zum Auflegen und nicht zum mecha­nischen Verbinden mit Betonbewehrungseisen.

    [0005] Es ist ferner eine Stahlbetondecke mit wenigstens ei­ner vertikalen Stütze bekannt geworden, bei welcher die Verbindung von Decke und Stütze oder Stützen an der bzw. an jeder Verbindungsstelle durch ein aus Stahlprofil gebildetes, mindestens zweiwinklig zuein­ander stehende Schenkel aufweisendes, horizontal an­geordnetes Element gebildet ist. Die freien Schenkel dieses Elementes sind durch wenigstens ein Stahlglied miteinander verbunden. Zwischen den Schenkeln des ho­rizontalen Elementes und dem zugehörigen Stahlverbin­dungsglied besteht betonfreier Raum zur Durchführung von Leitungen. (CH-PS 430 128)

    [0006] Zum Stande der Technik gehört ferner ein metallischer Säulenknauf, welcher als Verbindungselement zwischen einer stützenden Säule, auf welcher er befestigt ist und einer armierten Betonplatte dient, in welcher Platte er eingegossen ist. Dieser Säulenknauf besteht aus mehreren Stäben, welche miteinander verschweisst sind und welche ein Polygon umschreiben, wobei die von diesem Polygon abstehenden Enden der Stäbe frei­tragend sind. Diese Stäbe oder Profile sind mit, ge­gen das Innere des Polygons weisenden, Stiften verse­hen, welche der Verankerung im Beton dienen.

    [0007] Auch diese Konstruktion vermag den heutigen Anforde­rungen nicht mehr gerecht zu werden. (CH-A- 596 399)

    [0008] Es gehört ferner ein Bauwerk zum Stande der Technik, bei welchem ein Pilz eine mittlere Oeffnung zum Ein­schieben einer Stütze von oben her besitzt. Dabei wird die in der mittleren Oeffnung befindliche Platte nachträglich mit dem Pilz verbunden, z.B. ver­schweisst.

    [0009] Diese Veröffentlichung stellt den Stand der Technik dar und zeigt den Nachteil bisheriger Konstruktionen, indem nämlich die Verbindung zwischen Pilz und wei­teren Armierungselementen z.T. durch Schweissung er­folgt. Dieses Verfahren ist aufwendig und daher kostspielig. Es verlangt besondere Massnahmen am Ort der Erstellung der Baute. (EP-A- 128 494)

    [0010] Die vorliegende Erfindung bezweckt die Schaffung ei­ner Verbindungsvorrichtung, welche gegenüber dem Stand der Technik einen geringen Stahlverbrauch auf­weist, vorteilhafte Kräfteverhältnisse im Bereich der Abstützung der Decke auf der Stütze schafft und um­weltfreundlich ist.

    [0011] Eine derartige Verbindungsvorrichtung ist gekenn­zeichnet durch den Wortlaut eines der Ansprüche.

    [0012] Die Erfindung wird anschliessend beispielsweise an­hand einer Zeichnung erläutert.

    [0013] Es zeigen in rein schematischer Darstelllung:

    Fig. 1 einen Ausschnitt aus einer auf einer Stütze gelagerten Betondecke mit angedeutetem Stanzeffekt,

    Fig. 2 einen Ausschnitt aus einer Betondecke mit Stütze mit angedeuteter Abstützungsvorrich­tung der Stahlbetondecke mit dem Einbau der Verbindungsvorrichtung gemäss der vorliegen­den Erfindung und der Darstellung des Kraft­flusses,

    Fig. 3 eine Aufsicht auf die erfindungsgemässe Ver­bindungsvorrichtung gemäss Fig. 2,

    Fig. 4, die erfindungsgemässe Vorrichtung mit Fig. 4a Walzprofilen als Randträger mit Verbundmit­teln,

    Fig. 5, die erfindungsgemässe Vorrichtung bei der Fig. 6 Verwendung mit einer Randstütze,

    Fig. 7 eine Aufsicht analog Fig. 5 auf eine Eck­stütze,

    Fig. 8 eine Innenstütze mit Bereich für Durchdrin­gungen,

    Fig. 9 Aufsichten auf Formvarianten von erfindungs­bis 12 gemässen Vorrichtungen auf Mittelstützen analog Fig. 3,

    Fig. 13 Ausschnitte mit Querschnittsvarianten der Vorrichtung,

    Fig. 14 einen Ausschnitt aus einer Armierungsführung für eine statisch einwandfreie Verankerung.



    [0014] In Fig. 1 ist eine Stütze 1 ersichtlich, mit einer Betondecke 2, bei welcher Konstruktion keine beson­deren Massnahmen zur Kräfteüberleitung von der Be­tondecke 2 in die Stütze 1 vorgesehen sind, also insbesondere auch kein Stützkopf. Es tritt dann der bekannte Ausbruch 4 auf, welcher die Decke zum Ein­sturz bringen kann.

    [0015] Die in den Fig. 2 und 3 dargestellte erfindungsge­mässe Konstruktion zeigt eine Stütze 16 mit einem Rahmen, der als Randträger 19 dient und aus Flach­stahl, glasfaserarmiertem Kunststoff o. dgl. herge­stellt ist. Ferner sind äussere und innere Verbund­mittel 20 und 24 nach aussen und innen vom Randträ­ger 19 igelartig vorstehend angeordnet.

    [0016] Von den nach innen abstehenden Verbundmitteln 24 wird die Kraft über eine Betondruckstrebe 27 der Stütze 16 übergeben.

    [0017] Allfällige Momente sowie nicht von Betondruckstreben übernommene Kräfte können mittels eines Kreuzes 17 aus Trägern übergeben werden. Eine Druckplatte 21, zentrisch angeordnet, übergibt diese Kräfte an die Stütze 16.

    [0018] In den Fig. 4 und 4a wird die erfindungsgemässe Kon­ struktion gezeigt mit einer Stütze 16 sowie einem Rahmen 28 aus einem Z-Profil als Randträger. Auch hier können ein Kreuz 17 und eine Druckplatte 21 vorgesehen werden.

    [0019] Die Fig. 5 bis 12 zeigen verschiedene Variationen und Anwendungen erfindungsgemässer Vorrichtungen beim Stützen von Betondecken. Dabei sind die Formen quadratisch, rechteckig, vieleckig, kreisförmig, oval oder es sind andere Formen vorgesehen.

    [0020] Fig. 13 zeigt Ausschnitte u.a. aus den Fig. 2 und 4, in verschiedenen Ausführungsvarianten. Als Hauptge­bilde können Randträger 19 und 28 mit oder ohne im Kreuz angeordneten oder in die Diagonalen verlegten Ergänzungsträgern 17 verwendet werden. Als Formen können für diese Flach- bzw. Breitflachbleche, Dop­pel-T- oder T-Walzprofile oder andere Arten zusam­mengesetzter Profile und Verbundkonstruktionen aus entsprechenden Materialien Anwendung finden.

    [0021] Die Randträger 19, 28, hier als Flacheisen oder Z-­Profile dargestellt, können aber auch als L-Profile, als Kastenprofile oder in irgendeiner Zusammenset­zung bzw. als Verbundkonstruktionen ausgeführt wer­den.

    [0022] Fig. 14 zeigt einen Ausschnitt aus einer Armierungs­führung für eine statisch einwandfreie Verankerung. Auf dem obern Ende der Stütze 16 ist in einer Beton­decke 18 der Randträger 19 mit den Verbundmitteln 20 einbetoniert, wie dies analog z.B. anhand der Fig. 2 und 3 erläutert ist. Die Decke 18 ist mittels Armie­rungsstählen 30 armiert. Aus der Darstellung ist er­sichtlich, wie hier der U-förmig gebogene Armie­rungsstahl über die Verbundmittel 20 mit dem Rand­träger 19 verbunden ist.

    [0023] Diese Ausführungsart erlaubt eine einwandfreie, übersichtliche Kräfte-Uebertragung von der Decke 18 in die Stütze 16. Dank dieser neuen Konstruktion ge­hören die leidigen Probleme mit der unteren Armie­rung, hier in Form des Stahles 30, bezüglich Veran­kerung, Schnittlängen und Schweissverbindungen end­gültig der Vergangenheit an; denn die, z.B. als Bol­zen 20 ausgebildeten Verbundmittel werden mit dem Armierungsnetz nicht verschweisst, wobei der Boden der U-förmig gebogenen Stähle 30 vorzugsweise den Rahmen berührt.

    [0024] Als Verbundmittel dienen Schweissbolzen, Bügel aus Stahl oder schrauben- bzw. spiralförmig gewundene Stäbe, Walz-Profilabschnitte oder Rohrabschnitte be­liebiger Formen und Materialien, insbesondere auch Z-Profilrahmen.

    [0025] Für die Kopfplatten wird normalerweise Flach- bzw. Breitflachblech verwendet. Deren Form kann quadra­tisch, rechteckig, kreisförmig oder sternförmig sein. Es ist aber auch möglich, ohne diese Kopfplat­ten zu konstruieren und entsprechend die Kreuze zu dimensionieren.

    [0026] Die erfindungsgemässen Vorrichtungen erlauben hori­ zontale und vertikale Aussparungen in der Decke. Sie eignen sich insbesondere für mittlere bis grosse La­sten, sind aber für diese material- und damit ko­stensparend. Sie bilden komplette Einheiten mit re­lativ kleinem Verlegegewicht und sind in jeder Be­ziehung kostengünstig. Sie entsprechen im übrigen der Norm SIA 160, 162.

    [0027] Bei diesen, auf einer gemeinsamen Grundidee fussen­den Konstruktionen werden die äusseren Kräfte über äussere Verbundmittel auf ein rahmenartiges Gebilde übertragen und von dort auf innere Verbundmittel. Von hier gelangen diese Kräfte als Druckkräfte auf eine Druckstrebe, welche diese Kräfte auf die Stütze weiterleitet.

    [0028] Dabei müssen die inneren Verbundmittel 24 näher bei der oberen, normal zur Stütze liegenden Abschluss­ebene der Decke liegen als die äusseren Verbundmit­tel 20, damit die in der Druckstrebe eingeführten Druckkräfte mit dieser Abschlussebene einen Mindest-­Neigungswinkel ψ bilden, der gemäss SIA-Normen grös­ser als 25° sein soll. Würde dieser Winkel zu klein, so sind mehrere Rahmen mit Verbundmitteln vorzuse­hen, um die Zuführung der Kräfte unter einem Winkel > 25° zur Stütze sicherzustellen.

    [0029] Die in Einzelheiten erläuterte neue Konstruktion bietet ein grösstmögliches Mass an Sicherheit und verbessert die Biegefestigkeit im Auflagebereich. Zudem ermöglicht sie eine einwandfreie Bewehrungs­fuhrung und dadurch eine optimale Krafteinleitung.

    [0030] Sie ist damit insbesondere hervorragend zur Aufnahme von hohen Durchstanzlasten geeignet.

    [0031] Dabei ist mithin vorteilhafterweise

    a) keine Schubarmierung notwendig, da τ eff. < als τ zul.

    b) alles vollständig einbetoniert. Es gibt keine vorstehenden Teile.

    c) eine einfache Bewehrungsführung sicherge­stellt, da alle Verbundmittel, z.B. die Bolzen 20, in einer Ebene liegen.



    [0032] Diese Verbindungselemente werden als "Igel" be­zeichnet, insbesondere als Riss-Igel.

    [0033] Es kann, insbesondere bei Aussparungen innerhalb der Randträger, nötig werden, diesen durch z.B. kreuzartige mittige Träger zu verstärken.

    [0034] Alle in der Beschreibung und/oder den Figuren dar­gestellten Einzelteile und Einzelmerkmale sowie de­ren Permutationen, Kombinationen und Variationen sind erfinderisch, und zwar für n Einzelteile und Einzelmerkmale mit den Werten n = 1 bis n →∞.


    Ansprüche

    1. Verbindungsvorrichtung zum Anschliessen einer Betondecke an eine Stütze, vorzugsweise nach minde­stens einem der Ansprüche, gekennzeichnet durch mindestens einen Randträger (19), der nach aussen und innen abstehende Verbundmittel (20, 24) auf­weist.
     
    2. Vorrichtung, vorzugsweise nach mindestens einem der Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Randträger als, z.B. geschlossener Rahmen (19) aus­gebildet ist.
     
    3. Vorrichtung, vorzugsweise nach mindestens einem der Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine z.B. mittige Kopfplatte (21) angeordnet ist.
     
    4. Vorrichtung, vorzugsweise nach mindestens einem der Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbundmittel (20, 24) Schweissbolzen, Bügel, Schrauben- oder Schraubenbolzen, Walzprofil- oder Rohrabschnitte, gewundene Stäbe, sind.
     
    5. Vorrichtung, vorzugsweise nach mindestens einem der Ansprüche, gekennzeichnet durch äussere und in­nere Verbundmittel (20, 24), welche Teile eines mindestens teilweise in sich geschlossenen Rahmens eines Randträgers (19) bilden, welcher Rahmen (19) eine Betondruckstrebe (27) mindestens teilweise um­gibt, das Ganze derart, dass die Auflagerkräfte (R) uber äussere Verbundmittel (20) dem Randträger (19) übergeben und von da über innere Verbundmittel (24) und Betondruckstreben (27) auf die Stütze (16) übertragen werden.
     
    6. Vorrichtung, vorzugsweise nach mindestens einem der Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Randträger (19) einen durchgehenden Rahmen bildet, welcher z.B. in den Eckpartien verschweisst ist.
     
    7. Vorrichtung, vorzugsweise nach mindestens einem der Ansprüche, gekennzeichnet durch einen oder meh­rere, insbesondere durchgehende Randträgerrahmen (28, 19).
     
    8. Vorrichtung, vorzugsweise nach mindestens einem der Ansprüche, gekennzeichnet durch einen oder meh­rere kreuzweise angeordnete Mittelträger (17).
     
    9. Bauwerk mit mindestens einer Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeich­net, dass Verbundmittel (20) der Vorrichtung sich mit Armierungsteilen (30) berührend, lose verbunden sind. (Fig. 14)
     




    Zeichnung
















    Recherchenbericht