[0001] Die Erfindung ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1, sowie eine
Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Es ist bekannt, Zahnräder durch Schmieden in einer Schmiedepresse herzustellen. Ein
Verfahren der im Oberbegriff des Patentanspruchs 1 genannten Art ist bekannt aus
DE-A-35 33 426. Bei diesem Verfahren wird eine zylindrischer Rohling in den Hohlraum
einer innenverzahnten Matrize eingelegt. Anschließend werden die beiden Preßstempel
von entgegengesetzten Seiten her in die Matrize hineinbewegt, während die linear geführte
Matrize in vertikaler Richtung frei bewegbar ist und sich aufgrund der von den Preßstempeln
aufgebrachten Kräfte frei einstellt. Das Herstellen von Zahnrädern durch Stauchen
von zwei Seiten erfordert relativ große Druckspannungen an den Preßstempeln. Mit dem
bekannten Verfahren, bei dem beide Preßstempel bewegt werden, ist es erforderlich
den Preßkörper in warmem Zustand zu behandeln. Dennoch kann mit diesem Verfahren kein
Zahnrad hergestellt werden, sondern nur der Rohling für ein Zahnrad.
[0003] In der Zeitschrift "DRAHT" 36 (1985) 11, 524-528, ist als "Formstauchen" ein Verfahren
zur Herstellung von Zahnrädern beschrieben, bei dem die Matrize fest auf dem Pressentisch
ruht und nicht linear bewegbar geführt ist. Die Preßkraft wird von einem einzigen
Pressenstempel aufgebracht. Ein erheblicher Teil der von dem Pressenstempel erzeugten
Arbeit wird in Anpreßkraft der Matrize gegen den Pressentisch umgesetzt. Daher wird
die aufgebrachte Energie nur zu einem geringen Teil in Verformungsarbeit umgesetzt.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der im Oberbegriff des Patentanspruchs
1 angegebenen Art derart weiterzubilden, daß Zahnräder mit gleichmäßiger Ausfüllung
bis in die axialen Endbereiche der Verzahnung hinein in einem einzigen Arbeitsgang
erzeugt werden können.
[0005] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß mit den im kennzeichnenden Teil
des Patentanspruchs 1 angegebenen Merkmalen.
[0006] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden zwei Preßstempel von entgegengesetzten
Seiten her in die Matrize eingeführt, wobei jedoch einer der Preßstempel ortsfest
abgestützt ist und nur der andere Preßstempel bewegt wird. Die Erfindung geht von
dem Gedanken aus, daß die Verformung eines Rohlings zu einem fertigen Zahnrad eine
sehr schnelle Bewegung der Preßstempel erfordert, wenn eine gleichmäßige Füllung der
Verzahnungsgravur erreicht werden soll. Eine solche schnelle Bewegung ist nur mit
einer Presse durchführbar, die einen einzigen bewegten Preßstempel aufweist, z.B.
mit einer schnellen Spindelpresse. Die Geschwindigkeit des bewegbaren Pressenstempels
sollte mindestens etwa 500 mm/s betragen. Diese Stempelgeschwindigkeit hängt natürlich
von der Größe und der Geometrie des herzustellenden Zahnrades ab.
[0007] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird eine aufeinander abgestimmte Steuerung
der beiden Preßstempel nicht benötigt, so daß der damit verbundene Zeit- und Koordinierungsaufwand
entfällt. Durch schnelle Bewegung des einzigen bewegten Preßstempels wird die für
die Umformung erforderliche Kraft herabgesetzt. Die hohe Stempelgeschwindigkeit ermöglicht
bei gleicher Stempelkraft eine höhere Verformungsleistung. Durch das Bewegen beider
Preßstempel relativ zur Matrize werden die Fließwege des in die Verzahnungsgravur
einfließenden Rohlingmaterials verkürzt. Ferner wird die Wandreibung zwischen Rohling
und Matrize dadurch herabgesetzt, daß die axiale Länge des Wandreibungsbereichs im
Vergleich zur Verwendung eines einzigen Preßstempels halbiert wird. Infolge der Verkürzung
des Wandreibungsweges und der Fließwege wird eine bessere und gleichmäßigere Ausfüllung
der Verzahnungsgravur, auch an den axialen Endbereichen, erzielt. Die nach dem Verfahren
hergestellten Zahnräder sind an beiden Enden in hohem Maße verdichtet, so daß sich
gerade an diesen Endbereichen eine hohe Festigkeit und Tragfähigkeit der Zähne ergibt.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich sowohl für die Kalt- als auch für die
Warmverformung. Als Rohlinge werden entweder hohl- oder vollzylindrische Rohrteile
benutzt, zu denen auch Sinter-, Guß- und spanend hergestellte Teile gehören. Ein
besonderer Vorteil besteht darin, daß Zahnräder mit Mittelloch in einem einzigen Arbeitsgang
geschmiedet werden können, ohne daß eine Nachbearbeitung erforderlich wäre. Man benutzt
zu diesem Zweck einen rohrförmigen Rohling, in den ein von einem Preßstempel abstehender
Dorn hineinragt. Dieser Dorn hält bei dem Schmiedevorgang die Mittelöffnung des Zahnrades
von Material frei.
[0009] Nach Anspruch 7 ist der verwendete Dorn an einem Preßstempel verschiebbar. Beim
Preßvorgang steht der Dorn auf dem gegenüberliegenden Werkzeug auf, um dabei teilweise
in dem ihn haltenden Preßstempel zurückgedrängt zu werden. Durch einen geeigneten
Antrieb wird der Dorn nach dem Umformvorgang in diesen Preßstempel eingezogen, so
daß das Werkstück vom Dorn abgestreift wird.
[0010] Das erfindungsgemäße Verfahren ist mit einer einfach wirkenden Presse durchführbar,
wobei die Matrize vertikal verschiebbar gehalten wird und einer der Preßstempel
feststeht. Während des Schmiedevorgangs stellt sich die Matrize selbsttätig axial
ein, um der Bewegung des bewegbaren Preßstempels zu folgen. Beide Preßstempel bewegen
sich, bezogen auf die Matrize, in die Verzahnungsgravur der Matrize hinein. Diese
Bewegungen müssen nicht gleichmäßig oder synchron erfolgen; wichtig ist nur, daß beide
Preßstempel nach Beendigung des Preßvorgangs in dem erforderlichen Ausmaß in die Matrize
eintauchen und zwischen sich nur noch den Abstand haben, der der axialen Länge der
herzustellenden Zahnrades entspricht. Die Eintauchtiefen beider Preßstempel sollten
einander etwa gleich sein, so daß - bezogen auf die Matrize - von beiden Seiten her
das gleiche Maß an axialer Verformung des Rohlings aufgebracht wird.
[0011] Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht die Herstellung von Zahnrädern mit zylindrischer
Hüllfläche in einem einstufigen Schmiedevorgang, wobei die Zähne über ihre gesamte
Länge voll tragfähig sind. Hierzu gehören auch schrägverzahnte Zahnräder, bei deren
Herstellung die beiden Preßstempel gegenläufig gedreht werden.
[0012] Im folgenden wird, unter Bezugnahme auf die einzige Fig. der Zeichnung, ein Ausführungsbeispiel
der Erfindung näher erläutert.
[0013] In der Zeichnung ist ein schematischer Längsschnitt durch eine Schmiedepresse zur
Herstellung von Zahnrädern dargestellt.
[0014] Die Schmiedepresse weist eine starre Basisplatte 10 auf, auf der die Führungsvorrichtung
11 für die Matrize 12 fest montiert ist. Die Matrize 12 besteht aus einem massiven
Block, der einen durchgehenden axialen Kanal mit der Verzahnungsgravur 13 enthält.
Dieser Kanal hat über die gesamte Länge konstanten Querschnitt.
[0015] Die Matrize 12 ist in der Führungsvorrichtung 11 seitlich geführt, so daß sie sich
nur in vertikaler Richtung bewegen kann. Zu diesem Zweck weist die Führungsvorrichtung
11 aufragende Seitenwände 14 auf, an deren Innenseiten vorgespannte Kugelhülsen 15
bekannter Bauart vorgesehen sind. Die Kugelhülsen 15 enthalten zahl reiche Kugeln,
die bei einer Vertikalbewegung der Matrize 12 zwischen deren Außenwand und der Seitenwand
14 abrollen und in einem geschlossenen Kreislauf an das andere Ende einer Kugelreihe
zurückgeführt werden. Mit solchen Kugelhülsen ist eine präzise Linearführung der Matrize
12 möglich. Auf dem an der Basisplatte 10 anliegenden Boden 16 der Führungsvorrichtung
14 ist über Federn 17 oder über eine andere nachgiebige Druckvorrichtung die Matrize
12 abgestützt. Die Federn 17 drücken die Matrize 12 entgegen dem Matrizengewicht gegen
eine Anschlagvorrichtung 18 am oberen Ende der Führungsvorrichtung 11, so daß die
Matrize 12 normalerweise im angehobenen Zustand gehalten wird. In diesem Zustand
ragt der untere Preßstempel 20, der mit einem Kragen 21 auf der Basisplatte 10 abgestützt
ist, ein kurzes Stück in das untere Ende des Kanals der Matrize 12 hinein, wobei die
Außenverzahnung 22 des Preßstempels 20 sich passend in die Verzahnungsgravur 13 einfügt.
[0016] Der obere Preßstempel 23 ist mit einem Halter 33 an dem bewegbaren Stempel 34 der
einfachwirkenden Presse befestigt. Auch der obere Preßstempel 23 hat eine die Hohlräume
der Verzahnungsgravur 13 ausfüllende Außenverzahnung 24.
[0017] Die in der Zeichnung dargestellte Vorrichtung dient zur Herstellung von Zahnrädern
mit Mittelloch. Daher steht von dem unteren Ende des oberen Preßstempels 23 ein zylindrischer
Dorn 25 nach unten ab. Das untere Ende des Dornes 25 ragt in eine Sackbohrung 26 des
unteren Preßstempels 20 hinein.
[0018] In den Kanal der Matrize 12 wird bei angehobenem oberen Preßstempel 23 der rohrförmige
Rohling 27 aus massivem Stahl eingesetzt. Der Innendurchmesser des Rohlings 27 ist
etwas größer als der Außendurchmesser des Dornes 25 und der Außendurchmesser des Rohlings
ist etwas kleiner als der Kopfdurchmesser der Verzahnungsgravur 13, so daß der Rohling
ohne Krafteinwirkung in die Matrize 12 eingesetzt werden kann.
[0019] Wenn die Matrize durch Absenken des oberen Preßstempels 23 geschlossen wurde, beginnt
der Verformungsvorgang, bei dem - bezogen auf die Basisplatte 10 - ausschließlich
der obere Preßstempel 23 bewegt wird. Dabei stützt sich der Rohling 27 zunächst auf
dem unteren Preßstempel 20 ab. Das Material des Rohlings 27 fließt radial in die
Hohlräume der Verzahnungsgravur 13 hinein. Infolge der dabei auftretenden Wandreibung
zwischen Rohling und Matrize, wird die Matrize 12 im weiteren Verlauf des Preßvorgangs
mitgenommen und die Federn 17 werden zusammengedrückt. Hierbei dringt der feststehende
untere Preßstempel 20 zunehmend in die Matrize 12 ein, während der obere Preßstempel
23 ebenfalls eindringt. Auf diese Weise wird der im Mittelbereich seiner Länge durch
Wandreibung an der Verzahnungsgravur 13 festgeklemmte Rohling von beiden Seiten her
gestaucht.
[0020] Da die Verschiebebewegung der Matrize 12 entscheidend von der Reibung zwischen Rohling
27 und Matrize abhängt, ist an der Matrize 12 eine Anschlagvorrichtung 30 vorgesehen,
die nach Erreichen der vorgesehenen Eindringtiefe des Preßstempels 23 in die Matrize
mit dem Halter 33 zusammenwirkt, um ein weiteres Eindringen zu verhindern. Wenn im
Falle einer geringen Wandreibung der Halter 33 gegen die Anschlagvorrichtung 30 stößt,
wird die Matrize 12 im weiteren Verlauf vom Halter 33 nach unten bewegt.
[0021] Eine zweite Anschlagvorrichtung 31 ist am Boden 16 der Führungsvorrichtung 11 angeordnet.
Im Falle zu großer Wandreibung zwischen Rohling 27 und Matrize 12, wird die Matrize
12 durch diese Wandreibung mitgenommen, jedoch verhindert die Anschlagvorrichtung
31, daß der untere Preßstempel 20 über das vorgesehene Maß hinaus in die Matrize 12
eindringt. Die freien Weglängen zwischen der Anschlagvorrichtung 30 und dem Halter
33 einerseits und der Matrize 12 und dem Anschlag 31 andererseits sind einander gleich.
Die Summe dieser freien Weglängen ist gleich dem axialen Verformungsweg des Rohlings
27. Aus dem Vorstehenden ergibt sich, daß auch bei extrem großer oder extrem kleiner
Reibung zwischen Rohling und Matrize die Eindringbewegungen der Preßstempel 20 und
23 in die Matrize durchgeführt werden, wobei in den genannten Fällen lediglich beide
Eindringbewegungen nacheinander erfolgen.
[0022] Zum Auswerfen des fertigen Zahnrades aus der Matrize 12 wird der untere Preßstempel
20 benutzt. Dieser Preßstempel ist zusammen mit dem Kragen 21 an einer Auswerferstange
32 befestigt, die durch eine Bohrung der Basisplatte 10 verläuft und hochgefahren
werden kann. Nach dem Auswerfen des Werkstücks befindet sich die Matrize 12 in ihrer
obenen Endstellung in Anlage an der Anschlagvorrichtung 18. Die axiale Länge des Preßstempels
20 entspricht etwa derjenigen der Matrize 12, so daß das Werkstück vollständig ausgeschoben
werden kann.
[0023] Bei dem beschriebenen Ausführungsbeispiel dient der Dorn 25 zum Freihalten des Mittellochs
des herzustellenden Zahnrades. Da der Dorn bereits vor Beginn des Verformungsvorgangs
mit seinem unteren Ende in die Bohrung 26 hineinragt, wird er über den gesamten Verformungsweg
von dem unteren Preßstempel 20 seitlich abgestützt und geführt. In dem Zahnrad steht
kein dünnwandiger Spiegel, der in einem separaten Herstellungsvorgang entfernt werden
müßte. Vielmehr bleibt das Mittelloch, das von Anfang an schon im Rohling vorhanden
ist, völlig frei.
[0024] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wurden Zahnräder auf einer sehr schnellen Maschine
gefertigt, bei der die Stempelgeschwindigkeit v = 500 mm/s betrug. Die Zähnezahl des
herzustellenden Zahnrades betrug 13, der Modul 1,25 und der Innenlochdurchmesser 10
mm. Die gemessene Spannung auf den Preßstempeln betrug ca. 1500 N/mm². Die Rohling
waren erwärmt. Bei kalten Rohlingen würde sich die Spannung auf den Preßstempeln
um etwa den Faktor 2 bis 3 vergrößern.
1. Verfahren zum Schmieden von Zahnrädern, bei welchem ein im wesentlichen zylindrischer
Rohling (27) in einer linear bewegbar geführten Matrize (12) durch von beiden Enden
her in die Matrize (12) eintauchende Preßstempel (20,23) verformt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß einer der Preßstempel (20) ortsfest abgestützt und nur der andere Preßstempel
(23) bewegt wird.
2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, mit einer Presse,
die zwei Preßstempel (20,23) aufweist, und einer Matrize (12), die in der Presse in
Hubrichtung verschiebbar an einer linearen Führungsvorrichtung (11) angebracht ist,
dadurch gekennzeichnet, daß die Matrize (12) in Richtung auf den bewegbaren Preßstempel
(23) nachgiebig vorgespannt ist und daß der andere Preßstempel (20) fest an der
Presse abgestützt ist und eine Verzahnung (22) aufweist, die in eine Verzahnungsgravur
(13) der einteiligen Matrize (12) hineinragt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die maximale Eintauchtiefe
des bewegbaren Preßstempels (23) in die Matrize (12) durch eine Anschlagvorrichtung
(30) begrenzt ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die maximale Eintauchtiefe
des festen Preßstempels (20) in die Matrize (12) durch eine Anschlagvorrichtung (31)
begrenzt ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der
feste Preßstempel (20) etwa dieselbe Länge hat wie die Matrize (12) und daß die Führungsvorrichtung
(11) eine Anschlagvorrichtung (18) aufweist, welche das Zurückweichen der Matrize
vom festen Preßstempel (20) beim Auswerfen des Zahnrades begrenzt.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß an einem
der Preßstempel ein axialer Dorn (25) vorgesehen ist, der in einen axialen Kanal (26)
des anderen Preßstempels (20) eintaucht.
7 Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß an einem
der Preßstempel ein axialer Dorn vorgesehen ist, der in einem axialen Kanal dieses
Preßstempels einziehbar ist.