[0001] Die Erfindung betrifft eine Langschmiedemaschine zum Schmieden von runden oder scharfkantigen
Stangen mit vier sternförmig in einer quer zur Schmiedeachse verlaufenden Ebene angeordneten
Antriebseinheiten nach dem Oberbegriff des Patentspruches 1. Als Antriebseinheiten
ist sowohl der synchronisierte mechanische Antrieb als auch der hydraulische Antrieb
über Arbeitszylinder bekannt.
[0002] Um den Hintergrund der Erfindung darzustellen, wird auf die in der Praxis gebräuchlichen
Langschmiedemaschinen wie folgt eingegangen:
[0003] Zwei Bauarten von Langschmiedemaschinen sind reine Radial-Schmiedemaschinen mit
geradlinig radial geführten Stößeln bzw. Werkzeugen. Da die Werkzeuge in einer gemeinsamen
Vertikalebene synchron bewegt werden ist es eine Frage der Werkzeugbreite, bei welcher
Hub-Endlage die Werkzeuge aneinanderstoßen. Die Werkzeugbreite kann jedoch nicht beliebig
klein gewählt werden, um in einem einzigen Prozeß bis zu kleinsten Werkstück-Querschnitten
schmieden zu können. Eine relativ kleine Werkzeugbreite würde nämlich die Reduktion
pro Schmiedehub beschränken. Da gerade zu Beginn eines Schmiedeprozesses aus schmiedetechnischen
Gründen eine hohe Reduktion erwünscht ist, wird die Werkzeugbreite so bemessen, daß
mit hoher Reduktion unter Dre hung des Werkstückes rund vorgeschmiedet werden kann,
bis die Werkzeuge bei einem Werkstück-Querschnitt aneinanderstoßen, der bei der einen
bekannten Bauart zum Werkzeugwechsel zwingt, um den Fertigquerschnitt auszuschmieden.
Die andere Bauart einer reinen Radial-Schmiedemaschine ist darauf eingerichtet, die
Werkzeuge quer zur Schmiedeachse gleichsinnig zu verschieben, und zwar um so mehr,
je kleiner der Fertigquerschnitt ist. Der Werkzeugwechsel erfordert Zeit, wohingegen
das motorische Verschieben der Werkzeuge einen aufwendigen Mechanismus erfordert
(Deutsche Gebrauchsmusterschrift 86 23 759).
[0004] Die Erfindung geht von einer dritten Bauart von Langschmiedemaschinen nach dem Oberbegriff
des Patentanspruches 1 bzw. der DE-PS 21 59 461 aus in der Erkenntnis, daß diese Bauart
wegen der möglichen, von der Radialen abweichenden Schrägführung der Werkzeuge eine
Art "Schmiede-Roll-Verfahren" beim Vorschmieden erlaubt, durch das bei größter Reduktion
eine optimale Durchschmiedung des Zentrums des Werkstückes gewährleistet ist. Durch
den wahlweisen Betrieb der Schmiedemaschine mit geradliniger oder gekrümmter Bewegung
der Werkzeuge relativ zum Zentrum ist es möglich, sowohl scharfkantige Werkstücke
mit quadratischen oder rechteckigen Querschnitten als auch Rundstangen zu schmieden.
Zum Schmieden von Rundstangen werden die mit Werkzeugen versehenen Stößel relativ
zu den Geradführungen von Lenkerhebeln festgelegt, die den Werkzeugen eine gleichartige
und gleichsinnige Schwenkbewegung in einer Vertikalebene aufzwingen und damit eine
"Schmiede-Roll-Bewegung" erzeugen. Mit der Schwenkbewegung der Werkzeuge in der Art
einer Irisblende hängt es zusammen, daß für den gesamten Arbeitsbereich der Schmiedemaschine
zum Rundschmieden nur ein Werkzeugsatz benötigt wird (Fig. 1 und 2). Sollten im reinen
Radialbetrieb mit festgelegten Lenkerhebeln quadratische oder rechteckige Querschnitte
geschmiedet werden, sind auch bei dieser Bauart Werkzeuge zu wechseln oder quer zur
Schmiedeachse zu verschieben, um kleine Fertigquerschnitte auszuschmieden.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Radial-Schmiedemaschine der eingangs
beschriebenen Art dahingehend weiterzuentwickeln, daß beim Schmieden mit geradliniger
Radialbewegung der Werkzeuge weder ein querschnittsabhängiger Werkzeugwechsel noch
ein Verschieben von Werkzeugen quer zur Schmiedeachse erforderlich ist, um das Aneinanderstoßen
von synchronbewegten Werkzeugen bei kleinen Werkstückabmessungen zu vermeiden.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe besteht aus den im Patentanspruch 1 angegebenen Merkmalen
und führt dazu, daß durch eine Unterteilung der Werkzeuge in zwei parallel zur Schmiedeachse
nebeneinanderliegende Werkzeughälften diese Werkzeughälften wahlweise als Ganzes
für das Schmiede-Roll-Verfahren eingesetzt werden können, und daß durch einfaches
Arretieren der lenkerseitigen Werkzeughälften die anderen Werkzeughälften für das
reine Radialschmieden eingesetzt werden, und zwar paarweise in zwei geringfügig verschiedenen
Vertikalebenen, so daß praktisch zwei um 90° versetzt angeordnete Freiform-Schmiedepressen
entstehen, deren Werkzeuge nicht aneinanderstoßen können. Bei diesem Universal-Schmiedeverfahren
wird zwar nicht breitungsfrei geschmiedet, jedoch überwiegt der Vorteil der Schmiedemaschine
gemäß der Erfindung hinsichtlich des Umstandes, daß das metallurgisch günstige Vorschmieden
über Rundquerschnitt in einem einzigen Prozeß und ohne Zeitaufwand für Werkzeugwechsel
mit dem Universal-Verfahren zur Herstellung von scharfkantigen Werkstücken kombiniert
werden kann.
[0007] Um sicherzustellen, daß beim Universal-Verfahren die in zwei Vertikalebenen arbeitenden
Paare von stößelseitigen Werkzeughälften unabhängig von der Schmiedevorrichtung gleichgroße
Kräfte auf die Antriebseinheiten ausüben, wird empfohlen, daß die Stößel und die von
den Stösseln getragenen Werkzeughälften einerseites und die mit den anderen Werkzeughälften
versehenen Lenkerhebel andererseits durch die in Kraftrichtung der zugehörigen Antriebseinheit
verlaufenden Vertikalebene voneinander getrennt sind.
[0008] Im Gegensatz zu der Konstruktion, die in ier DE-PS 21 59 461 für das wahlweise Festlegen
oder Freigeben der Lenkerhebel gegenüber dem Maschinenrahmen offenbart ist, wird gemäß
der weiteren Erfindung vorgeschlagen, daß jeder Lenkerhebel durch ein quer zur Schwenkrichtung
in fluchtenden Bohrungen verstellbares Bolzensystem wahlweise mit einem Stößel oder
- bei äußerer Hub-Endlage der Stößel - mit dem Maschinenrahmen formschlüssig verriegelbar
ist. Hierdurch werden besondere Rückzugszylinder und rahmenseitige Anschläge vermieden,
jedoch sind die Stößel mit den Antriebseinheiten z. B. hydraulischen Arbeitszylindern,
über Gelenkverbindungen zug- und druckfest zu verbinden.
[0009] Weitere konstruktive Einzelheiten des Bolzensystems zum schnellen, motorischen Ver-
und Entriegeln mittels des Bolzensystems sind in dem Patentanspruch 4 angegeben und
werden in der Zeichnung erläutert.
[0010] Die Erfindung umfaßt noch eine weitere Lösung der gestellten Aufgabe, die darin besteht,
daß die Werkzeuge über eine Verschiebevorrichtung mit ihren Stößeln verbunden und
aus der zur Kraftrichtung der Antriebseinheit symmetrischen mittleren Lage in beiden
Richtungen der Schmiedeachse um je eine halbe Werkzeugbreite verschiebbar sind. Auch
hierdurch erhält man zwei in nebeneinanderliegenden Vertikalebenen arbeitende Freiformschmiedepressen,
wenn ohne Werkzeugwechsel das Universal-Verfahren angewendet werden soll. In der
zur Kraftrichtung symmetrischen mittleren Lage verbleiben die Werkzeuge, wenn das
Roll-Schmiede-Verfahren angewendet wird. Einzelheiten der Verschiebevorrichtungen
sind im Patentanspruch 6 angegeben und in der Zeichnung näher erläutert.
[0011] Wenn die Stößel im Rahmen der beiden Aufgabenlösungen von hydraulischen Arbeitszylindern
angetrieben sind, sieht die Erfindung vor, daß die Synchronisierung eines Paares
von gegenüberliegenden Arbeitszylindern ausschaltbar ist und die Stößel von gegenüberliegenden
Arbeitszylindern einzeln oder paarweise bis zur Anlage deren Werkzeuge an dem Schmiedestück
anstellbar sind. Hierdurch besteht die Möglichkeit, ohne großen Aufwand ein inaktiviertes
Werkzeugpaar zur Führung des Schmiedestückes heranzuziehen, während das andere Werkzeugpaar
mit schneller Hubfolge arbeitet. Wenn gegenüberliegende Arbeitszylinder einzeln und
gegenläufig angestellt werden, können deren Werkzeuge eine Führungsfunktion für außerhalb
der Schmiedeachse liegende Teile des Schmiedestückes übernehmen.
[0012] In der Zeichnung sind zwei Ausführungsbeispiele einer Schmiedemaschine gemäß der
Erfindung dargestellt, und zwar zeigen
Fig. 1 und 2 Schemata zur Darstellung des Roll-Schmiede-Verfahrens,
Fig. 3 eine Schmiedemaschine in Vorderansicht, teilweise geschnitten,
Fig. 4 einen Schnitt nach der Linie IV-IV in Fig. 3,
Fig. 5 einen Schnitt nach der Linie V-V in Fig. 3,
Fig. 6 und 7 Schemata zur Darstellung von Schmiedevorgängen,
Fig. 8 einen Schnitt durch eine von vier Schmiedeeinheiten ähnlich Fig. 4 und 5,
jedoch in anderer Bauart, und
Fig. 9 und 10 Einzelheiten zu Fig. 8.
[0013] In Fig. 1 sind schematisch die vier Werkzeuge 1 bis 4 einer Radialschmiedemaschine
dargestellt, die von nicht dargestellten Lenkhebeln getragen sind und beim Schmieden
Schwenkbewegungen ausführen, die durch Pfeile dargestellt sind. Das auszuschmiedende
Rundmaterial 5 erfährt hierdurch eine Drehbewegung, wodurch Oberflächenfehler vermieden
und eine optimale Durchschmiedung des Zentrum des Werkstückes gewährleistet ist.
[0014] Das Rundmaterial 5 kann mit denselben Werkzeugen 1 bis 4 beispielsweise bis zu einem
kleinen Querschnitt 5′ nach Fig. 2 abgeschmiedet werden, weil die vier Werkzeuge sich
wegen der fortgesetzten Schwenkbewegung mit zunehmender Komponente in Tangentialrichtung
nicht gegenseitig berühren können.
[0015] Dies vorausgeschickt, wird nachstehend die Schmiedemaschine in Einzelheiten, entsprechend
der Lösung nach Fig. 3 bis 5, erläutert. Die Schmiedemaschine hat einen Rahmen 6,
dessen Vorderdeckel 6a in Fig. 3 aufgeschnitten ist, um zwei Antriebseinheiten zu
zeigen. Die Schmiedemaschine hat vier sternförmig in einer quer zur Schmiedeachse
M verlaufenden Ebene angeordnete Antriebseinheiten, die jeweils aus einem hydraulischen
Arbeitszylinder 7, einer Gelenkverbindung 8 und einem Stößel 9 bestehen. Alle Stößel
9 sind in Geradführungen 18a von Lenkerhebeln 18 geradgeführt, die über Schwenkwellen
18b in den deckelseitigen Rahmenteilen 6a des Rahmens 6 gelagert sind. Die in Fig.
3 links enthaltene Draufsicht auf die Rahmendeckel 6a zeigen zwei Lagerhauben 18c
für weitere Schwenkwellen 18b.
[0016] Eine der beiden Aufgabenlösungen gemäß der Erfindung wird aus Fig. 4 und 5 deutlich.
Während es Stand der Technik ist, daß die Stößel 9 Werkzeuge 10 bzw. 11 (und nach
Fig. 3 weitere Werkzeuge 12, 13) tragen, sind die Lenkerhebel 18 bzw. deren Geradführungen
18a mit je einem zusätzlichen Werkzeug 14 bzw. 15 (und 16 sowie 17 nach Fig. 3) versehen.
Jedes zusätzliche Werkzeug 14, 15, 16, 17 bildet mit einem stößelseitigen Werkzeug
10, 11, 12, 13 zwei parallel zur Schmiedeachse M in zwei Vertikalebenen nebeneinanderliegende
Werkzeughälften, die gemeinsam die Breite beispielsweise der Werkzeuge 1 bis 4 in
Fig. 1 und 2 gemäß dem Stand der Technik haben. Diese Werkzeuge sind quasi in zwei
Hälften aufgeteilt, so daß in Fig. 3 nebeneinanderliegende Werkzeughälften hintereinander
angeordnet sind. Die in Klammern angegebenen Bezugszeichen 14, 11, 16 und 13 gehören
zu Werkzeughälften, die durch die Werkzeughälften 10, 15, 12 und 17 verdeckt sind.
[0017] Hiermit ist bereits angedeutet, daß die die gegenüberliegenden Werkzeughälften tragenden
beiden Paare von Stößel 9 und Lenkerhebeln 18 eine - in Richtung der Schmiedeachse
M gesehen - umgekehrte Aufeinanderfolge von stößelseitigen und lenkerhebelseitigen
Werkzeughälften 10 bis 13 bzw. 14 bis 17 aufweisen. Die Bedeutung dieser umgekehrten
Aufeinanderfolge von Werkzeughälften wird aus der Beschreibung der Wirkungsweise
der Schmiedemaschine deutlich.
[0018] Wie aus Fig. 4 und 5 hervorgeht, sind die Stößel 9 und die von den Stößeln getragenen
Werkzeughälften 10 bzw. 11 einerseits und die mit den anderen Werkzeughälften 14
bzw. 15 versehenen Lenkerhebel andererseits durch die in Kraftrichtung der zugehörigen
Antriebseinheit 7 verlaufenden Vertikalebene voneinander getrennt. Hierdurch erhalten
die Stößel 9 die aus Fig. 4 und 5 ersichtliche abgesetzte Konfiguration, so daß auf
die Werkzeughälften unabhängig von der Schmiederichtung stets gleiche Kräfte ausgeübt
werden.
[0019] Es wird nun die Verriegelungsvorrichtung beschrieben, durch die wahlweise ein jeder
Stößel 9 mit dem zugehörigen Lenkerhebel 18 oder mit dem Maschinenrahmen 6 bzw. 6a
formschlüssig verriegelt werden kann. Die deckelseitigen Rahmenteile 6a, die Lenkerhebel
18 sowie die Stößel 9 sind mit Bohrungen versehen, um zwei Querbolzensysteme aufzunehmen.
Das eine Querbolzensystem besteht aus einem Riegelbolzen 19 und zwei mit Stellkolben
versehenen Stellzylindern 22, 23 in den deckelseitigen Rahmenteilen 6a zum wechselweisen
Querverschieben des Riegelbolzens 19 innerhalb der Stößel 9 und der Lenkhebel 18.
Das andere Querbolzensystem umfaßt zwei koaxiale Riegelbolzen 20, 21, die jeweils
durch Stellkolben 24, 25 von Stellzylindern 26, 27 innerhalb der deckelseitigen Rahmenteile
6a und der Lenkerhebel 18 bewegbar sind (siehe auch Fig. 8).
[0020] Die Wirkungsweise der Verriegelungsvorrichtung und damit der Schmiedemaschine nach
Fig. 3 ist folgende:
[0021] Nach Fig. 4 ist der Riegelbolzen 19 in innerer Verriegelungslage, in der ein Stößel
9 mit einem Lenkerhebel 18 im Bereich der Geradführung 18 a formschlüssig verriegelt
ist. Hingegen ist der Lenkerhebel 18 freibeweglich, da die zwei Riegelbolzen 20, 21
in zurückgezogener Entriegelungsstellung sind. Die von den Arbeitszylindern 7 aufgebrachte
Schmiedekraft wird auf beide Werkzeughälften, z. B. 10 und 14 übertragen, die somit
als einheitliches Werkzeug wirken. Da die Lenkerhebel 18 freibeweglich sind, führen
die Werkzeuge keine geradlinige, sondern eine kreisförmige Schwenkbewegung aus. Die
Schmiedemaschine ist auf das Schmieden von Rundmaterial 5 im Roll-Schmiede-Verfahren
eingestellt (Fig. 6). Mit diesen Verfahren wird auch Stangenmaterial vorgeschmiedet,
das letztlich einen quadratischen oder recheckigen, scharfkantigen Querschnitt erhalten
soll.
[0022] Zum Umstellen der Schmiedemaschine auf das Universal-Schmiedeverfahren werden die
Stellzylinder 22 im Sinne des Ausfahrens ihrer Kolbenstange beaufschlagt, wodurch
die Riegelbolzen 19 bis in aus Fig. 5 ersichtliche Anschlaglage bewegt werden. Gleichzeitig
werden beide Stellzylinder 26, 27 betätigt, um die Riegelbolzen 20, 21 in Verriegelungsstellung
vorzuschieben, wie Fig. 5 zeigt. Damit werden die Lenkerhebel 18 mit den deckelseitigen
Rahmenteilen 6a formschlüssig verriegelt, wohingegen die Stößel 9 entriegelt sind.
Die von den Arbeitszylindern 7 aufgebrachte Schmiedekraft wirkt ausschließlich auf
die geradgeführten Stößel und jeweils nur eine Werkzeughälfte, z. B. Werkzeughälfte
11 in Fig. 5 bzw. 10 in Fig. 4. Da diese Werkzeughälften - wie bereits ausgeführt
- in zwei verschiedenen Vertikalebenen liegen, arbeiten paarweise gegenüberliegende
Werkzeughälften quasi wie zwei um 90° zueinander versetzte Freiform-Schmiedepressen,
was aus dem Schema nach Fig. 7 hervorgeht. Die stößelseitigen Werkzeughälften 10 und
12 stellen die eine Freiform-Schmiedepresse dar, hinter der die um 90° versetzte zweite
Freiform-Schmiedepresse mit den Werkzeugen 11 und 13 angeordnet ist. Da alle Arbeitszylinder
7 synchron betätigt werden, kann das Schmiede-Roll-Verfahren zum Vorschmieden der
Rundstange 5 nach Fig. 6 durch einfache Betätigung der Verriegelungsvorrichtung mit
den Bolzensystemen 19, 20 und 21 ohne Zeitverlust umgestellt werden auf das Universal-Verfahren
zum Ausschmieden eines scharfkantigen Querschnittes 28 nach Fig. 7.
[0023] Die Schmiedemaschine kann mit einer hydraulischen Steuerung versehen werden, durch
die die Synchronisierung eines Paares von gegenüberliegenden Arbeitszylindern 7 ausschaltbar
ist, um geradegeführte Stößel 9 bis zur Anlage der Werkzeuge an dem Schmiedestück
anzustellen. Bezogen auf Fig. 7 wäre es damit möglich, die Werkzeuge 10 und 12 lediglich
zur Führung des Rechteckquerschnittes 28 zu benutzen, um ausschließlich mit den Werkzeugen
11 und 13 weiterzuschmieden.
[0024] Um die Maschine wieder auf das Roll-Schmiede-Verfahren umzustellen, werden die sTellzylinder
23, 24 und 25 betätigt, wodurch die Riegelbolzen 19 in ihre Verriegelungslage und
die Riegelbolzen 20, 21 in ihre Entriegelungsstellung nach Fig. 4 zurückgestellt werden.
Es versteht sich, daß bei diesem Vorgang die Stößel 9 auf ihre außere Hub-Endlage
gesteuert sind, damit alle Bohrungen in den Teilen 6a, 18 und 9 fluchten. Diese Stößellage
muß auch eingestellt werden, wenn die Schmiedemaschine von der einen Verriegelungslage
nach Fig. 4 in die andere Verriegelungslage nach Fig. 5 umgestellt werden soll.
[0025] In Fig. 8 bis 10 ist eine andere Möglichkeit zur Lösung der Aufgabe angedeutet, ohne
Werkzeugwechsel und Zeitverlust eine Schmiedemaschine wahlweise auf das Schmiede-Roll-Verfahren
oder das Universal-Verfahren einzurichten. Die Schmiedemaschine hat wiederum vier
sternförmig in einer Ebene quer zur Schmiedeachse M angeordnete Antriebseinheiten
mit hydraulischen Arbeitszylindern 7, Gelenkverbindungen 8, Stößeln 29 und Lenkerhebeln
30. Alle Stößel 29 tragen einteilige Werkzeuge 31, die über eine Verschiebeeinrichtung
mit ihren Stößeln verbunden sind. Eine Verschiebeeinrichtung besteht aus einem Stellzylinder
32 mit wechselweise ausfahrbaren Kolbenstangen 33, 34, wobei die Zylinder 32 an den
Stößeln 29 befestigt sind und die Kolbenstangen-Enden mit Querarmen 35 (Fig. 9) einer
Tragplatte 36 für das Werkzeug 31 verbunden sind. Die Stellzylinder 32 sind an den
Stößeln 29 befestigt und übertragen die von den Arbeitszylindern 7 ausgeübte Schmiedekraft
auf die Tragplatten 36 nebst Werkzeugen 31. Wenn die Werkzeuge 31 nach Fig. 8 symmetrisch
zur Kraftrichtung F der Arbeitszylinder 7 eingestellt sind, ist die Schmiedemaschine
eingestellt auf das Roll-Schmiede-Verfahren, bei dem die Stößel 29 mit den freibeweglichen
Lenkerhebeln 30 (entsprechend Fig. 4) über Riegelbolzen 37 verriegelt sind. Diese
Riegelbolzen 37 sind von innen beaufschlagbar, um die Stößel 29 zu entriegeln. Um
die Lenkerhebel 30 mit den deckelseitigen Rahmenteilen 6a zu verriegeln, werden die
Riegelbolzen 20, 21 wie in Fig. 5 vorgesteuert. Bei dieser Verriegelungslage führen
die Stößel 29 geradlinige Bewegungen aus, um das Universal-Verfahren anzuwenden. Hierzu
werden paarweise gegenüberliegende Werkzeuge 31 mittels der Verschiebevorrichtung
32 bis 36 parallel zur Schmiedeachse M entgegengesetzt um eine halbe Werkzeugbreite
verschoben, wie aus Fig. 9 und 10 ersichtlich ist. Mit Blick auf Fig. 7 gilt die aus
Fig. 9 ersichtliche Querverschiebung für die gegenüberliegenden Werkzeuge 10 und
12, die die eine von zwei Freiform-Schmiedepressen bilden, wogegen die nach Fig. 10
entgegengesetzt verschobenen Werkzeuge 31 den WErkzeugen 11 und 13 einer hinteren
Vertikalebene entsprechen und damit eine zweite Freiform-Schmiedepresse bilden.
1. Schmiedemaschine zum Schmieden von runden oder scharfkantigen Stangen mit vier
sternförmig in einer quer zur Schmiedeachse verlaufenden Ebene angeordneten Antriebseinheiten
mit synchron angetriebenen Stößeln, die paarweise gegenüberliegende Werkzeuge tragen,
wobei die Stößel in Geradführungen von Lenkerhebeln geführt sind, die wahlweise gegenüber
dem Maschinenrahmen festlegbar oder zusammen mit den relativ zu den Geradführungen
festgelegten Stößeln in der Vertikalebene schwenkbar sind,
dadurch gekennzeichnet, daß jeder Lenkerhebel (14) ein zusätzliches Werkzeug (14 - 17) trägt, das mit dem
stößelseitigen Werkzeug (10 - 13) zwei parallel zur Schmiedeachse (M ) in zwei Vertikalebenen
nebeneinanderliegende Werkzeughälften bildet, und daß die die gegenüberliegenden
Werkzeughälften tragenden beiden Paare von Stösseln (9) und Lenkerhebeln (18) eine
- in Richtung der Schmiedeachse ( M) gesehen - umgekehrte Aufeinanderfolge von stößelseitigen
und lenkerhebelseitigen Werkzeughälften (10 - 13 bzw. 14 - 17) aufweisen.
2. Schmiedemaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Stößel (9) und
die von den Stößeln getragenen Werkzeughälften (10 - 13) einerseits und die mit den
anderen Werkzeughälften (14 - 17) versehenen Lenkerhebel (18) andererseits durch
die in Kraftrichtung der zugehörigen Antriebseinheit (7) verlaufenden Vertikalebene
voneinander getrennt sind.
3. Schmiedemaschine nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß jeder Lenkerhebel
(18) durch ein quer zur Schwenkrichtung in fluchtenden Bohrungen verstellbares Bolzensystem
(19, 20, 21) wahlweise mit den Stößeln (9) oder - bei äußerer Hub-Endlage der Stößel
- mit dem Maschinenrahmen (6) formschlüssig verriegelbar ist.
4. Schmiedemaschine nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein Riegelbolzen
(19) durch die Stellkolben von zwei Stellzylindern (22, 23) innerhalb der Stößel (9)
und der Lenkerhebel (18) bewegbar sind, und daß zwei weitere koaxiale Riegelbolzen
(20, 21) durch jeweils einen Stellkolben (24, 25) von zwei Stellzylindern (26, 27)
innerhalb der deckelseitigen Rahmenteile (6a) und der Lenkerhebel (18) bewegbar
sind.
5. Schmiedemaschine zum Schmieden von runden oder scharfkantigen Stangen mit vier
sternförmig in einer quer zur Schmiedeachse verlaufenden Ebene angeordneten Antriebseinheiten
mit synchron angetriebenen Stößeln, die paarweise gegenüberliegende Werkzeuge tragen,
wobei die Stößel in Geradführungen von Lenkerhebeln geführt sind, die wahlweise gegenüber
dem Maschinenrahmen festlegbar oder zusammen mit den relativ zu den Geradführungen
festgelegten Stößeln in der Vertikalebene schwenkbar sind,
dadurch gekennzeichnet, daß die Werkzeuge (31) über eine Verschiebevorrichtung mit
ihren Stößeln (29) verbunden und aus der zur Kraftrichtung (F) der Antriebseinheit
(7) symmetrischen mittleren Lage in beiden Richtungen der Schmiedeachse (M) um eine
halbe Werkzeugbreite verschiebbar sind.
6. Schmiedemaschine nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Verschiebevorrichtungen
jeweils aus einem Stellzylinder (32) mit wechselweise ausfahrbaren Kolbenstangen
(33, 34) besteht, wobei der Zylinder am Stößel (29) befestigt ist und die Kolbenstangen-Enden
mit Querarmen (35) einer Tragplatte (36) für das Werkzeug (31) verbunden sind.
7. Schmiedemaschine nach Anspruch 1 oder 5 mit von hydraulischen Arbeitszylindern
angetriebenen Stößeln, dadurch gekennzeichnet, daß die Synchronisierung eines Paares
von gegenüberliegenden Arbeitszylindern (7) ausschaltbar ist und die Stößel (9, 29)
von gegenüberliegenden Arbeitszylindern einzeln oder paarweise bis zur Anlage deren
Werkzeuge (10, 12 bzw. 11, 13) an dem Schmiedestück (28) anstellbar sind.