[0001] Die Erfindung betrifft ein Folgeverfahren zur Herstellung von Stanzteilen in mehreren
Schritten, wie Formschritten, Fangschritt und Stanzausschnitt, wobei beim Stanzausschnitt
das Stanzteil von einem Stanzstempel entsprechend der Außenkontur des Stanzteils in
Zusammenwirken mit einer Matrize ausgeschnitten wird.
[0002] Beim Stanzausschnitt entsteht immer ein Stanzeinzug, vergleiche DIN 6930, Bild 1.
Dieser Stanzeinzug ist in seiner Größe vom Werkstoff, von der Werkstoffdicke, von
der Festigkeit des Werkstoffs und von anderen Parametern abhängig. Der Stanzeinzug
läßt sich nicht vermeiden, da er fertigungsbedingt entsteht.
[0003] Der Stanzeinzug mindert jedoch die Formgenauigkeit der Stanzteile. In vielen Fällen
ist infolge dieses Stanzeinzugs die Funktion der Stanzteile im Einbauzustand nicht
gewährleistet. Infolgedessen ist ein zusätzlicher spanabhebender Arbeitsgang, z. B.
ein Schleifen, notendig. Dabei wird eine Werkstoffschicht in der Dicke des Stanzeinzugs
abgetragen. Infolgedessen muß die Ausgangsdicke des Blechstreifens um diesen Abschliff
größer bemessen werden. Dieses bedeutet einen hohen Werkstoffverbrauch und außerdem
hohe Arbeitskosten für den zusätzlichen Schleifvorgang.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines Folgeverfahrens, das Stanzteile
mit nahezu verschwindendem Stanzeinzug liefert.
[0005] Diese Aufgabe wird nach der Erfindung dadurch gelöst, daß in einem dem Stanzausschnitt
vorgeschalteten Prägeschritt eine Einprägung in der Tiefe eines Bruchteils der Stanzstreifendicke
mit einer Außenkontur etwas größer als die Außenkontur des Stanzteils erfolgt und
daß der beim Prägeschritt entstehende Stanzeinzug im Stanzausschnitt zum Fließen
gebracht wird, so daß man eine Schnittfläche mit geraden Profillinien erhält.
[0006] Die Erfindung unterscheidet sich insofern vom Stand der Technik, als in einem zusätzlichen
Prägeschritt mit Übermaß ein Stanzeinzug absichtlich erzeugt wird. Dieser Stanzeinzug
wird jedoch im Stanzausschnitt verformt, so daß man ein Stanzteil mit geradlinig
verlaufenden Schneidlinien erhält, das frei von Stanzeinzug ist. Eine Nachbearbeitung
entfällt. Der zusätzliche Prägeschritt fügt sich sich zwanglos in die Folgebearbeitung
ein, ohne daß hierfür ein zusätzlicher Arbeitsgang notwendig wäre. Das Verfahren
der Erfindung ist bei ringförmigen, scheibenförmigen oder profilierten Stanzteilen
anwendbar.
[0007] Eine besonders gute Schnittfläche beim Stanzausschnitt erhält man dadurch, daß die
Tiefe der Einprägung 10 bis 50 % der Stanzstreifendicke beträgt.
[0008] Die Güte der Schnittfläche läßt sich dadurch weiter verbessern, daß die Tiefe der
Einprägung 20 bis 30 % der Stanzstreifendicke beträgt.
[0009] Die Erfindung schlägt weiter ein Folgewerkzeug für Stanzteile mit mehreren Stationen
wie Formstationen, Fangstation und Ausschnittstation, die einen Stanzstempel entsprechend
der Außenkontur des Stanzteils und eine entsprechende Matrize umfaßt. Dieses ist dadurch
gekennzeichnet, daß vor der Ausschnittstation eine Prägestation vorgesehen ist, deren
Prägestempel und Prägematrize eine Außenkontur etwas größer als die Außenkontur des
Stanzteils aufweist und daß die Eindrucktiefe des Prägestempels einen Bruchteil der
Stanzstreifendicke ausmacht.
[0010] Dieses Folgewerkzeug erlaubt die Herstellung von Stanzteilen ohne Stanzeinzug. Ein
bereits vorhandenes Folgewerkzeug läßt sich ohne weiteres nach der Lehre der Erfindung
umrüsten.
[0011] Zur Unterdrückung des Stanzeinzugs erweist es sich als besonders günstig, daß die
Querabmessungen des Prägestempels bis zu 10 % größer als die Querabmessungen des Stanzteils
sind.
[0012] Bevorzugte Werte erhält man dadurch, daß die Querabmessungen des Prägestempels bis
zu 5 % größer als die Querabmessungen des Stanzteils sind.
[0013] Das Folgeverfahren nach der Erfindung wird in der anliegenden Zeichnung erläutert,
in der darstellen:
Fig. 1 einen Längsschnitt durch ein Folgewerkzeug,
Fig. 2 einen Schnitt durch den Stanzstreifen,
Fig. 3 ein ausgeschnittenes Stanzteil im Schnitt,
Fig. 4 zum Vergleich ein herkömmlichers Stanzteil und
Fig. 5 eine Draufsicht zu Fig. 2.
[0014] In den Zeichnungen ist ein Folgewerkzeug zur Herstellung ringförmiger Scheiben aus
einem Stanzstreifen 3 dargestellt. Man erkennt ein Unterwerkzeug 1 mit Matrizen und
ein Oberwerkzeug 2 mit verschiedenen Formstempeln und Stanzstempeln. Zwischen dem
Unterwerkzeug 1 und dem Oberwerkzeug 2 läuft der Stanzstreifen 3 durch.
[0015] Die 1. Station ist eine Lochstation mit einem Lochstempel 4 und einer Lochmatrize
5 zur Formung eines Loches 9. In der 2. Station erkennt man einen Fangstift 6, der
zum registergerechten Ausrichten des Stanzstreifens 3 dient. In einer 3. Station erkennt
man einen Prägestempel 7, der eine Innenansenkung 8 des Loches 9 formt.
[0016] Eine 4. Station mit einem Prägestempel 10 und einer Prägematrize 21 zeigt den Kern
der Erfindung. Der Außendurchmesser des Prägestempels 10 ist bis zu 10 %, insbesondere
bis zu 5 % größer als der Außendurchmesser des fertigen Stanzteils 22. Der Prägestempel
10 erzeugt nach den Fig. 1 und 2 einen Prägeeindruck in der Tiefe eines Bruchteils
der Stanzstreifendicke. Der Prägeeindruck beträgt 10 bis 50 %, insbesondere 20 bis
30 % der Stanzstreifendicke. Man erkennt in Fig. 2 deutlich die Prägestufe 11 auf
der Seite des Prägestempels und den Stanzeinzug 12 auf der gegenüberliegenden Seite
des Stanzstreifens 3. Die gestrichelten Linien 23 geben den Solldurchmesser des fertigen
Stanzteils an. In einer weiteren Formstation wird mittels eines Untergesenks 13,
eines Halters 14 und eines Kerns 15 die gegenüberliegende Innenansenkung 16 des Lochs
9 geformt.
[0017] In der letzten Station befinden sich ebenfalls ein Fangstift 19 und ferner ein Stanzstempel
17, der mit einer Matrize 18 zusammenwirkt. Der Außendurchmesser des Stanzstempels
17 stimmt mit dem Fertigdurchmesser des Stanzteils 22 überein. Man erkennt, daß die
Außenkante und der Außenrand der Prägestufe 11 stehen bleiben. Der Stanzeinzug 12
an der gegenüberliegenden Seite wird beim Ausschnitt zum Fließen gebracht und in eine
zylindrische Schnittfläche mit glatten und geraden Schnittlinien verformt, wie man
aus Fig. 3 deutlich erkennt. Im Zuge des Stanzschritts wird das Stanzteil 22 in Pfeilrichtung
ausgeworfen.
[0018] Die Außenfläche des fertigen Stanzteils nach Fig. 3 ist genau eine Zylinderfläche.
Ein Stanzeinzug tritt nicht in merklichem Umfang auf. Im Vergleich dazu zeigt Fig.
4 ein Stanzteil 22, das nach einem herkömmlichen Folgeverfahren hergestellt ist. Man
erkennt den deutlichen Stanzeinzug 20, der in vielen Fällen eine spanabhebende Nachbehandlung
erforderlich macht, um das Stanzteil voll gebrauchsfähig zu machen.
[0019] Im Vorigen ist die Herstellung einer Ringscheibe dargestellt. Die Erfindung ist auch
bei der Herstellung von Vollscheiben und Formteilen beliebiger Profilierung anwendbar.
Im Folgeverfahren können selbstverständlich weitere übliche Zwischenschritte zur Verformung
durchgeführt werden. Noch nachträglich läßt sich ein Folgewerkzeug so umbauen, daß
das Verfahren nach der Erfindung durchgeführt werden kann.
1. Folgeverfahren zur Herstellung von Stanzteilen in mehreren Schritten, wie Formschritten,
Fangschritt und Stanzausschnitt, wobei beim Stanzausschnitt das Stanzteil von einem
Stanzstempel entsprechend der Außenkontur des Stanzteils in Zusammenwirken mit einer
Matrize ausgeschnitten wird, dadurch gekennzeichnet, daß in einem dem Stanzausschnitt
vorgeschalteten Prägeschritt eine Einprägung in der Tiefe eines Bruchteils der Stanzstreifendicke
mit einer Außenkontur etwas größer als die Außenkontur des Stanzteils erfolgt und
daß der beim Prägeschritt entstehende Stanzeinzug im Stanzausschnitt zum Fließen
gebracht wird, so daß man eine Schnittfläche mit geraden Profillinien erhält.
2. Folgeverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Tiefe der Einprägung
10 bis 50 % der Stanzstreifendicke beträgt.
3. Folgeverfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Tiefe der Einprägung
20 bis 30 der Stanzstreifendicke beträgt.
4. Folgewerkzeug für Stanzteile mit mehreren Stationen wie Formstationen, Fangstation
und Ausschnittstation, die einen Stanzstempel entsprechend der Außenkontur des Stanzteils
und eine entsprechende Matrize umfaßt, dadurch gekennzeichnet, daß vor der Ausschnittstation
eine Prägestation vorgesehen ist, deren Prägestempel (10) und Prägematrize (21) eine
Außenkontur etwas größer als die Außenkontur des Stanzteils (22) aufweist und daß
die Eindrucktiefe des Prägestempels (10) einen Bruchteil der Stanzstreifendicke ausmacht.
5. Folgewerkzeug nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Querabmessungen
des Prägestempels (10) bis zu 10 % größer als die Querabmessungen des Stanzteils (22)
sind.
6. Folgewerkzeug nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Querabmessungen
des Prägestempels (10) bis zu 5 % größer als die Querabmessungen des Stanzteils (22)
sind.