[0001] Die Erfindung betrifft einen Rollstuhl der im Oberbegriff des Anspruchs 1 genannten
Art mit von den Händen zu betätigenden Antriebshebeln.
[0002] Durch die Firmendruckschrift "Rollstühle und Rehabilitationsmittel" der Firma MEYRA
Wilhelm Meyer GmbH & Co.KG, Meyra-Ring 2, D-4925 Kalletal-Kalldorf, 8/84,Seiten 70
bis 71,sind Rollstühle der betreffenden Art mit Antriebshebeln zum Antrieb der angetriebenen
Räder bekannt, bei dem jeweils die Antriebshebel mit dem zweiten Gelenklager unmittelbar
am Gestell des Rollstuhles schwenkbar angelenkt sind, während das erste Schwenklager
über eine Stange gelenkig mit dem Ende einer an dem anzutreibenden Rad befestigten
Kurbel verbunden ist. Im Prinzip handelt es sich um ein viergliedriges Gelenkgetriebe,
das jedoch den Nachteil von Totpunkten jedesmal dann hat, wenn die Kurbel in Richtung
der Stange zwischen Antriebshebel und Kurbel weist. Es liegt auf der Hand, daß solche
Totpunkte bei Rollstühlen nachteilig sind, weil ein Rollstuhl in einer solchen Totpunktlage
weder antreibbar noch abbremsbar ist. Dieser Nachteil ist von besonderer Bedeutung
bei einarmigen Rollstuhlfahrern. Da die Lenkung derartiger Rollstühle häufig über
den unterschiedlichen Antrieb der Antriebshebel erfolgt, leidet durch die Totpunktlagen
auch die Steuerbarkeit.
[0003] Durch den Aufsatz von Weege, R. und Seliger, K. "Weiterentwicklung und Erprobung
eines Handhebelgetriebes für Roll stühle mittels richtungsgeschalteter Kupplung sowie
zugehöriger Brems- und Lenkeinrichtung", Forschungsbericht des Bundesministeriums
für Forschung und Technologie vom 30.6.1986, sind Handkurbelantriebe für Rollstühle
diskutiert worden, bei denen die Kraftübertragung durch Ketten oder Riemen auf die
Antriebsräder erfolgt. Bei derartigen Kurbelantrieben entstehen zwar keine Totpunkte,
da der Benutzer des Rollstuhles in den möglichen Totpunktbereichen die Richtung der
Krafteinleitung ändern kann. Ein wesentlicher Nachteil solcher Kurbelantriebe besteht
jedoch darin, daß die Krafteinleitung in einem ergonomisch sehr ungünstigen Bereich
erfolgt und verhältnismäßig komplizierte und im Gebrauch ungünstige Kraftübertragungsmittel
erforderlich sind.
[0004] Es sind zwar bereits Kurbelgetriebe zur Überwindung von Totpunktlagen bekannt, DE-PS
13 561, 93 234, 653 912, 504 702, 649 255, jedoch sind diese so kompliziert, daß sie
sich für die Anwendung bei Rollstühlen nicht eignen. Sie gehen alle von einer vorgegebenen,
unveränderlichen Richtung der Krafteinleitung aus.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Rollstuhl mit von den Händen zu betätigenden
Antriebshebeln zu schaffen, bei dem von dem Benutzer Totpunktlagen überwunden werden
können und der einfach und sicher im Aufbau ist.
[0006] Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird dadurch gelöst, daß das zweite Gelenklager
über eine Führungseinrichtung beweglich mit dem Gestell des Rollstuhles verbunden
ist, derart, daß die Handgriffe bei Vor- und Rückbewegung Bahnen unterschiedlicher
Höhe durchlaufen. Da die Bahnen sich vorn und hinten schließen, ergeben sich im Prinzip
Bahnen ähnlich flacher, insbesondere unsymmetrischer Ellipsen. Bei derartigen Bahnen
ist der Benutzer eines Rollstuhles in der Lage, durch Änderung der Richtung seiner
Krafteinleitung Totpunkte im vorderen und hinteren Bereich der Bahnen zu überwinden,
ähnlich wie das grundsätzlich bei Kurbelantrieben möglich ist. Der Grundgedanke der
Erfindung besteht also darin, den an sich bestehenden Vorteil der Totpunktüberwindung
bei Kurbeltrieben mit dem bei Rollstühlen an sich günstigen Hebelantrieb zu vereinen.
Zur Erzeugung der erfindungsgemäßen Bahnkurve dient die Führungseinrichtung für die
Antriebshebel, die in unterschiedlicher Weise ausgebildet werden kann.
[0007] Eine Möglichkeit der Ausführung der Führungseinrichtung besteht in der Lehre des
Anspruchs 2. Bei dieser Ausführungsform wird insgesamt ein Gelenkgetriebe mit einer
höheren Koppelkurve als Antriebsbewegung gebildet.
[0008] Diese Ausführungsform kann durch die Lehre des Anspruchs 3 weitergebildet werden,
nach der ein sechsgliedriges Koppelgetriebe mit höherer Koppelkurve gebildet ist.
Die Koppelkurve des Gelenkvierecks entsteht durch Führung der ein Koppelglied bildenden
Kurbel durch Kreisbewegung um die Drehachse der Kurbel und Schwingbewegung des Schwenkarmes
mit dem dritten Gelenklager um sein Schwenklager. Zusätzlich erfolgt eine Zweischlagführung
durch den Schwenkhebel und die Koppelkurve des Gelenkvierecks. Daraus ergibt sich
eine höhere Koppelkurve am Handgriff.
[0009] Die Führungseinrichtung kann auch eine Gleitführung für das zweite Schwenklager sein,
deren verschiebliches Teil über eine dritte Stange gelenkig mit dem Kurbellager verbunden
ist.
[0010] Das Kurbellager an der Kurbel für die zweite Stange kann von dem für die erste Stange
verschieden sein, um so unterschiedliche Koppelkurven am Handgriff zu erzielen. Aus
dem gleichen Grunde kann die Länge der Antriebshebel und die Länge wenigstens einer
der Stangen verstellbar sein.
[0011] Anhand der Zeichnung soll die Erfindung näher erläutert werden.
Fig. 1 zeigt ein Ausführungsbeispiel eines Rollstuhls gemäß einem Ausführungsbeispiel
der Erfindung von der Seite,
Fig. 2 ist eine Teilansicht der Fig. 1 von der Seite nur des Antriebsmechanismusses
für ein angetriebenes Rad,
Fig. 3 verdeutlicht schematisch die Funktion des Antriebsmechanismusses nach Fig.
1 und 2 Fig. 4 verdeutlicht ebenfalls schematisch ähnlich
Fig. 3 eine Abwandlung des Antriebsmechanismusses gemäß den Fig. 1 und 2.
[0012] Fig. 1 zeigt von der Seite einen Rollstuhl mit einem Gestell 1, das einen Sitz 2,
Armlehnen 3 und Handgriffe 4 für eine Hilfsperson aufweist. An dem Gestell 1 sind
um eine vertikale Achse 5 drehbare und durch nicht weiter dargestellte Mittel steuerbare
Räder 6 gehalten und außerdem Antriebsräder 7 unmittelbar über Achsen 8 drehbar gelagert.
[0013] Mit dem in Fig. 1 sichtbaren und in Fig. 2 in Einzeldarstellung von links gezeigten
Antriebsrad 7 ist fest eine Kurbel 9 verbunden, an deren Ende sich ein Kurbellager
10 befindet, das über eine in ihrer Länge mittels einer Stellschraube 11 verstellbare
Stange 12 mit einem ersten Gelenklager 13 verbunden, das sich an einem Antriebshebel
14 befindet, der in seiner Länge mittels einer Stellschraube 15 verstellbar mit einem
Handgriff 16 verbunden ist.
[0014] Auf der dem Handgriff 16 abgewandten Seite des Gelenklagers 13 befindet sich ein
zweites Gelenklager 17, mit dem der Antriebshebel 14 an das freie Ende eines Schwenkhebels
18 angelenkt ist, der mittels eines Schwenklagers 19 schwenkbar an dem Gestell 1 gehalten
ist.
[0015] Im Bereich zwischen dem zweiten Gelenklager 17 und dem Schwenklager 19 befindet sich
an dem Schwenkhebel 18 ein drittes Gelenklager 20, das über eine in ihrer Länge mittels
einer Stellschraube 21 verstellbare zweite Stange 22 mit einem weiteren Kurbellager
23 an der Kurbel 9 gekoppelt ist.
[0016] Fig. 3 zeigt schematisch die einzelnen Glieder des Gelenkgetriebes bei dem Rollstuhl
in Fig. 1, und sich entsprechende Teile sind mit gleichen Bezugsziffern versehen.
Es sind drei verschiedene Bewegungslagen dargestellt. Antriebshebel 14 und Schwenkhebel
18 sind jeweils als flache Dreiecke dargestellt, wobei diese Dreiecke in einer mittleren
Lage, in der die Bezugsziffern eingetragen sind, schraffiert verdeutlicht sind. Der
Handgriff 16 durchläuft eine Bahn ähnlich einer flachen, unsymmetrischen Ellipse in
Richtung von Pfeilen 24 und 25, während sich die Kurbel 9 mit dem Rad 7 und den Kurbellagern
10 und 23 in Richtung eines Pfeiles 25 um die Achse 8 dreht. Der Schwenkhebel 18 schwingt
um das Schwenklager 19 zusammen mit dem zweiten Gelenklager 17 in Richtung eines Doppelpfeiles
27.
[0017] Es ist zu erkennen, daß sich der Handgriff 16 in den Lagen, in denen sich dieser
am weitesten vorn (in der Zeichnung links) und am weitesten hinten (in der Zeichnung
rechts), in denen bei herkömmlichen Hebelantrieben Totpunkte auftraten, nach oben
bzw. nach unten bewegt, also eine Bewegung ohne Bewegungsumkehr durchläuft, so daß
ein Rollstuhlbenutzer in der Lage ist, durch Änderung der Richtung seiner Krafteinleitung
eine Antriebs- oder Bremswirkung zu erzielen. Befindet sich z.B. der Handgriff 16
in der Lage am weitesten rechts in der Zeichnung, so kann der Rollstuhlbenutzer den
Handgriff 16 nach unten drücken und auf diese Weise einen Antrieb des Antriebsrades
7 bewirken. Entsprechendes gilt für die Lage in der Zeichnung links, wo der Rollstuhlbenutzer
den Handgriff 16 nur nach oben zu drücken braucht, um einen Antrieb zu bewirken.
[0018] Fig. 4 zeigt schematisch in ähnlicher Darstellung wie die Fig. 3 eine Abwandlung
der Ausführungsform gemäß Fig. 3. Sich entsprechende Teile sind mit gleichen Bezugsziffern
versehen. Der Unterschied besteht darin, daß statt des Schwenkhebels 18 eine Gleitführung
28 zur Führung eines Schiebers 29 in Richtung eines Doppelpfeiles 30 vorgesehen ist.
An dem Schieber 29 befindet sich das zweite Gelenklager 17 des Antriebshebels 14.
Der Schieber 29 ist gelenkig über eine Stange 31 mit dem Kurbellager 23 an der Kurbel
9 gelenkig verbunden, wobei die Stange 31 über das Kurbellager 23 hinaus verlängert
ist und an seinem Ende das Kurbellager 10 für die Stange 12 trägt.
1. Rollstuhl mit von den Händen zu betätigenden Antriebshebeln, die jeweils an ihrem
einen Ende einen Handgriff zum Antrieb und entfernt davon zwei voneinander entfernte
Gelenklager aufweisen, von denen ein erstes mit einem Kurbellager am Ende einer mit
dem anzutreibenden Rad verbundenen Kurbel und das zweite mit dem Gestell des Rollstuhles
wirkungsverbunden ist, dadurch gekennzeichnet, daß das zweite Gelenklager (17) über eine Führungseinrichtung beweglich mit dem
Gestell (1) des Rollstuhles verbunden ist, derart, daß die Handgriffe (16) bei Vor-
und Rückwärtsbewegung Bahnen verschiedener Höhe durchlaufen.
2. Rollstuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungseinrichtung ein Schwenkhebel (18) ist, mit dem das zweite Gelenklager
(17) verbunden und der am Gestell (1) des Rollstuhles über ein Schwenklager (19) gelenkig
gelagert ist, derart, daß ein viergliedriges Koppelgetriebe gebildet ist.
3. Rollstuhl nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Kurbellager (23) über eine erste Stange (12) mit dem ersten Gelenklager
(13) und über eine zweite Stange (22) mit einem dritten Gelenklager (20) verbunden
ist, das sich an dem Schwenkhebel (18) zwischen seinem Schwenklager (19) und dem zweiten
Gelenklager (17) befindet, derart, daß ein sechsgliedriges Koppelgetriebe gebildet
ist.
4. Rollstuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungseinrichtung eine Gleitführung (28) für das zweite Gelenklager (17)
aufweist, deren Schieber (29) über eine dritte Stange (31) gelenkig mit dem Kurbellager
(23) verbunden ist.
5. Rollstuhl nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Kurbellager (23) an der Kurbel (9) für die zweite Stange (22) von dem (10)
für die erste Stange (12) verschieden ist.
6. Rollstuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge der Antriebshebel (14) verstellbar ist.
7. Rollstuhl nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge wenigstens einer der Stangen (12, 22) verstellbar ist.