[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum sicheren Betreiben von Turbo-Kompressoren,
in welchem der den Arbeitspunkt des Kompressors definierende Durchfluß und Förderdruck
kontinuierlich gemessen werden, wobei zur Verhinderung des Pumpens vor Erreichen
der Pumpgrenze durch den Arbeitspunkt des Kompressors bei Erreichen einer zur Pumpgrenze
parallelen Abblaselinie durch mittels einer Abblaseregelung gesteuertes Öffnen wenigstens
eines Ab- oder Umblaseventils sichergestellt wird, daß der Durchfluß einen vom Förderdruck
abhängigen Minimaldurchfluß nicht unterschreitet.
[0002] Ein Verfahren der genannten Art ist aus der DE-PS 26 23 899 bekannt. Bei diesem Verfahren
ist einer kontinuierlichen Abblaseregelung eine Sicherheitsteuerung überlagert. Obwohl
sich dieses Verfahren in der Praxis insbesondere hinsichtlich eines Schutzes des Kompressors
vor Pumpen bewährt hat, besitzt es noch Nachteile. Im Ansprechfall der Sicherheitssteuerung,
d. h. bei Überschreiten einer statischen, zwischen Abblaselinie und Pumpgrenze verlaufenden
Sicherheitslinie durch den Arbeitspunkt, wird das Ab- oder Umblaseventil stets vollständig
geöffnet, da in dem bekannten Verfahren die zugehörige Stellgröße für die Bewegungssteuerung
des Ventils sprungartig auf den Wert "Null" gesetzt wird. Auch wenn der Arbeitspunkt
vor Erreichen der Öffnungsendstellung des Ventils die Abblase linie wieder zum sicheren
Kenfeldbereich hin überschritten hat, öffnet das Ventil weiter, da sich seine Stellgröße
auf dem Wert "Null" befindet und von dort unter dem Einfluß der normalen Abblaseregelung
nur langsam wieder ansteigen kann. Dies hat einen häufig sehr nachteiligen Druckeinbruch
in dem vom Kompressor beschickten Verbrauchernetz zur Folge. Der zweite Nachteil
besteht darin, daß die Sicherheitslinie in einem festen Abstand parallel zur Abblaselinie
bzw. Pumpgrenze verläuft und damit nur statisch wirkt. Um ein Überschreiten der Pumpgrenze
durch den Arbeitspunkt für jeden denkbaren Betriebsfall sicher auszuschließen, muß
der Abstand der Sicherheitslinie von der Pumpgrenze relativ groß sein. Dies führt
in den meisten Ansprechfällen der Sicherheitssteuerung zu einem früheren Auslösen
der Abblaseventilöffnung als eigentlich nötig, was wiederum zu Energieverlusten und
damit höheren Betriebskosten des Kompressors im Teillastbetrieb führt.
[0003] Es stellt sich daher die Aufgabe, ein Verfahren der eingangs genannten Art zu schaffen,
das unnötige Druck- und Energieverluste durch vorzeitiges oder zu lang andauerndes
Abblasen weitestgehend vermeidet.
[0004] Die Lösung dieser Aufgabe gelingt erfindungsgemäß durch ein Verfahren der eingangs
genannten Art, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß die Geschwindigkeit der Bewegung
des Arbeitspunktes relativ zur Abblaselinie oder Pumpgrenze kontinuierlich ermittelt
wird, daß bei Erreichen oder Überschreiten einer einen geschwindigkeitsabhängigen
Minimalabstand des Arbeitspunktes von der Abblaselinie oder Pumpgrenze darstellenden
Schnellöffnungslinie eine der normalen Abblaseregelung überlagerte Öffnung des Ab-
oder Umblaseventils mit maximaler Verstellgeschwindigkeit erfolgt und daß bei der
Rückkehr des Arbeitspunktes über die Schnellöffnungslinie die Öffnungsbewegung des
Ventils beendet und dessen weitere Verstellung, ausgehend von der zuletzt erreichten
Stellung, wieder durch die normale Ab blaseregelung übernommen wird.
[0005] Mit den neuen Verfahren wird erreicht, daß beim Auftreten einer Störung, d. h. bei
Annäherung des Arbeitspunktes an die Pumpgrenze bzw. Abblaselinie, die Öffnung des
Abblaseventils oder Umblaseventils unter Berücksichtigung der Bewegungsgeschwindigkeit
des Arbeitspunktes jeweils zum spätestmöglichen Zeitpunkt ausgelöst wird. Dies bedeutet,
daß bei der nach diesem Zeitpunkt noch auftretenden Weiterbewegung des Arbeitspunktes
die Pumpgrenze soeben nicht erreicht und keinesfalls überschritten wird. Dabei ist
es selbstverständlich so, daß bei höherer Geschwindigkeit des Arbeitspunktes in Richtung
auf die Pumpgrenze zu die Auslösung der Öffnung des Abblaseventils früher und entsprechend
bei niedrigerer Geschwindigkeit des Arbeitspunktes später erfolgt. Bei Betrachtung
des Kompressor-Kennfeldes verläuft also die Schnellöffungslinie parallel zur Abblaselinie
mit einem in Abhängigkeit von der momentanen Arbeitspunktgeschwindigkeit variierenden
Abstand von der Pumpgrenze. Die unerwünschten Druckeinbrüche im dem Kompressor nachgeschalteten
Verbrauchernetz werden wirksam vermindert, da das Abblaseventil in dem neuen Verfahren
nicht mehr stets vollständig sondern nur noch so weit wie eben erforderlich geöffnet
wird. Der sichere Arbeitsbereich des Kompressors wird damit näher an die Pumpgrenze
geschoben, was einen wirtschaftlicheren Betrieb des Kompressors und damit verminderte
Betriebskosten ergibt.
[0006] Weiter ist vorgesehen, daß während der Öffnung des Abblaseventils mit maximaler
Verstellgechwindigkeit der Regler auf die jeweils aktuelle Stellung des Abblaseventils
nachgeführt wird und daß die Übernahme der weiteren Verstellung des Abblaseventils
durch den Regler im wesentlichen sprung- und stoßfrei erfolgt. Hierdurch wird erreicht,
daß ein längeres Einschwingen der Regelung, wie es bei bekannten Regelverfahren infolge
von größeren Dif ferenzen zwischen der Stellung des Abblaseventils und der am Reglerausgang
anstehenden Stellgröße für das Abblaseventil auftritt, weitgehend vermieden wird.
Der Druckver lauf im Verbrauchernetz wird hierdurch wesentlich gleichmäßiger, d.h.,
daß die Auswirkungen von Störungen stark gedämpft werden.
[0007] In einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens ist vorgesehen, daß die Ermittlung
der Geschwindigkeit des Arbeitspunktes durch zeitliches Differenzieren der in Abhängigkeit
von der Zeit variierenden Ortskoordinaten des Arbeitspunktes erfolgt. Dieses Verfahren
liefert praktisch ohne Verzögerung die aktuelle Geschwindigkeit des Arbeitspunktes
im Kennfeld, anhand welcher in Verbindung mit der aktuellen Position des Arbeitspunktes
im Kennfeld entschieden wird, ob eine Schnellöffnung des Abblaseventils erfolgt oder
nicht.
[0008] Eine zweite Möglichkeit zur Ermittlung der Geschwindigkeit des Arbeitspunktes im
Kennfeld besteht in einer Differenzbildung zwischen den aktuellen Ortskoordinaten
und um eine vorgebbare Zeitspanne verzögerten Ortskoordinaten mit folgender Division
der Differenz durch die Zeitspanne. Diese Variante benötigt weniger Aufwand bei der
Verarbeitung der Daten, hat jedoch eine etwas geringere Reaktionsschnelligkeit als
die vorangehend beschriebene Variante.
[0009] Um Fehler bei der Geschwindigkeitsermittlung infolge eines den Durchflußmeßwerten
überlagerten Rauschens, z. B. durch Strömungsturbulenzen, zu vermindern, erfolgt zweckmäßig
vor der Geschwindigkeitsermittlung eine Tiefpaß-Filterung der in Abhängigkeit von
der Zeit in ihrer Lage im Kennfeld variierenden Ortskoordinaten des Arbeitspunktes,
die durch die erwähnten Durchflußmeßwerte sowie Druckmeßwerte definiert sind. Das
Rauschen führt zu kleinen, kurzzeitigen Verschiebungen des Arbeitspunktes im Kennefeld,
ohne daß wirkliche Änderungen im Betriebszustand des Kompressors vorliegen. Mit der
Filterung werden diese kurzzeitigen Schwankungen in dem Geschwindigkeitswert ausgeschaltet
und es wird ein unnötiges Auslösen der Schnellöffnung des Abblaseventils vermieden.
[0010] Bei der zuvor beschriebenen Filterung muß neben der erwünschten Unterdrückung der
kurzzeitigen Schwankungen der Arbeitspunktgeschwindigkeit in Kauf genommen werden,
daß echte Arbeitspunktverschiebungen, z. B. infolge von Betriebsstörungen im nachgeschalteten
Verbrauchernetz, erst verzögert festgestellt werden. Um dem abzuhelfen, ist vorgesehen,
daß vor der Geschwindigkeitsermittlung eine richtungsselektive, Variationen in Richtung
auf die Pumpgrenze oder Abblaselinie zu im wesentlichen unbeeinflußt durchlassende
und andere Variationen mit vorgebbaren Filterparametern beeinflussende Filterung
der zeitabhängig variierenden Ortskoordinaten des Arbeitspunktes im Kennfeld erfolgt.
Mit dieser nichtlinearen Filterung wird erreicht, daß Störungen in Richtung auf die
Abblaselinie oder Pumpgrenze hin praktisch unbeeinflußt und damit unverzögert passieren
können, Arbeitspunktbewegungen in andere Richtungen jedoch mit vorgebbaren Filterparametern
gefiltert werden, bevor die Geschwindigkeitsbestimmung erfolgt. Rauschanteile der
Meßwerte gehen damit nur noch wesentlich vermindert in die Geschwindigkeitsbestimmung
ein.
[0011] Eine weitere Alternative zu der zuvor beschriebenen Tiefpaßfilterung besteht darin,
daß zusätzlich wenigstens ein weiterer Betriebsparameter des Kompressors, wie Drehzahl,
Leitschaufelstellung oder Kompressorenddruck, erfaßt wird und daß eine Öffnung des
Abblaseventils mit maximaler Verstellgeschwindigkeit nur erfolgt, wenn auch wenigstens
einer der zusätzlich erfaßten Parameter eine Annäherung des Arbeitspunktes an die
Pumpgrenze anzeigt. In der Regel ist eine Verschiebung des Arbeitspunktes auf die
Pumpgrenze bzw. Abblaselinie zu mit einem Sinken der Kompressordrehzahl und/oder bei
leitschaufelgeregelten Kompressoren mit einer Schließbewegung der Leitschaufeln sowie
mit einem Anstieg des Enddrucks verbunden. Die Erfassung dieser Parameter kann auf
an sich bekannte Art und Weise erfolgen.
[0012] Als weitere Variante zu den beiden vorher beschriebenen Verfahrensausführungen ist
schließlich noch vorgesehen, daß die Öffnung des Abblaseventils mit maximaler Verstellgeschwindigkeit
erst nach Überschreiten eines vorgebbaren Geschwindigkeits-Grenzwertes und/oder eines
vorgebbaren Verschiebungsbetrages durch den Arbeitspunkt im Kennfeld erfolgt. Mit
der erstgenannten Ausgestaltung des Verfahrens wird erreicht, daß ein Auslösen der
Schnellöffnung des Abblaseventils bei geringfügigen und langsamen Bewegungen des
Arbeitspunktes ausgeschlossen wird, da in diesen Fällen die übliche Regelung völlig
ausreichend ist. Das Verfahren erhält hier eine Ansprechschwelle in Form einer Hysterese.
Mit der zweitgenannten Ausgestaltung wird das Verfahren unempfindlicher gegen Rauschen,
das in den Durchflußmeßwerten auftritt.
[0013] Mit dem neuen Verfahren wird also ein sicherer und wirtschaftlicher Betrieb von
Turbo-Kompressoren ermöglicht, wobei Eingriffe durch eine Schnellöffnung des Abblaseventils
nur und erst dann erfolgen, wenn sie zum Schutz des Kompressors wirklich nötig sind
und nur so lange andauern, wie sie erforderlich sind.
[0014] Im folgenden werden bevorzugte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
in Beispielen anhand einer Zeichnung erläutert. Die Figuren der Zeichnung zeigen:
Figur 1 einen Turbokompressor nebst einer schematischen Blockdarstellung eines Verfahrensablaufes,
Figur 2 ein Blockdiagramm des erfindungswesentlichen Teils des Verfahrensablaufes,
Figur 3 das Blockdiagramm aus Figur 2 mit einer ersten Ergänzung und
Figur 4 das Blockdiagramm aus Figur 2 mit einer zweiten Ergänzung.
[0015] Wie die Figur 1 der Zeichnung zeigt, wird ein zu verdichtendes gasförmiges Medium
durch eine Ansaugleitung 10 einem Turbokompressor 1 zugeführt, der das verdichtete
gasförmige Medium in eine Druckleitung 11 fördert. Vor dem Kompressor 1 ist in die
Ansaugleitung 10 eine Durchflußmeßeinrichtung 4 eingebaut. Hinter dem Turbokompressor
1 ist in die Druckleitung 11 eine Druckmeßeinrichtung 5 eingeschaltet. Im weiteren
Verlauf der Druckleitung 11 zweigt von dieser eine Abblaseleitung 21 mit einem eingeschalteten
Abblaseventil 2 ab. Das Abblaseventil 2 ist mittels einer Ventilbetätigungseinrichtung
20 in seiner Position verstellbar. Durch die Abblaseleitung 21 mit dem Ventil 2 kann
bei Bedarf ein Teil des vom Turbokompressor 1 verdichteten und in die Druckleitung
11 geförderten Mediums, z. B. Druckluft, in die Atmosphäre abgeblasen werden. Alternativ
kann die Leitung 21 auch zur Ansaugleitung 10 zurückgeführt sein.
[0016] Schließlich ist im weiteren Verlauf der Druckleitung 11 in diese, wie üblich, eine
Rückschlagklappe 3 eingeschaltet. Hinter dieser Rückschlagklappe 3 wird das verdichtete
Medium durch die Druckleitung 11 einem nachgeschalteten Verbrauchernetz zugeführt.
[0017] Mittels der Durchflußmeßeinrichtung 4 wird der ansaugseitig zum Kompressor 1 strömende
Durchfluß kontinuierlich gemessen. Druckseitig wird mit der Druckmeßeinrichtung 5
der Druck des vom Kompressor 1 in die Druckleitung 11 geförderten Mediums kontinuierlich
gemessen. Aus den Meßwerten der Durchflußmessung und der Druckmessung wird eine Regeldifferenz
berechnet, die dazu verwendet wird, eine Ventilstellgröße für das Abblaseventil 2,
genauer dessen Betätigungseinrichtung 20, zu berechnen. Die Meßwerte für den Durchfluß
und den Druck definieren die Lage des Kompressorarbeitspunktes im Kompressor-Kennfeld.
Anhand dieser Meßwerte sorgt das Regelverfahren durch eine bedarfsweise, mehr oder
weniger starke Öffnung des Abblaseventils 2 dafür, daß der Durchfluß durch den Turbokompressor
1 einen gerade noch zulässigen Minimaldurchfluß nicht unterschreitet. Soweit wie bisher
beschrieben, entspricht das Regelverfahren dem bekannten Stand der Technik.
[0018] Neu ist bei dem hier beschriebenen Verfahren, daß aus der aus dem Durchfluß und dem
Druck berechneten Regeldifferenz eine Arbeitspunkt-Geschwindigkeit berechnet wird,
d. h. die Geschwindigkeit, mit der sich der Arbeitspunkt des Kompressors 1 im Kennfeld
bewegt. Insbesondere wird hier festgestellt, ob und mit welcher Geschwindigkeit sich
der Arbeitspunkt der Abblaselinie oder Pumpgrenze nähert. Aus dieser Arbeitspunktgeschwindigkeit
und aus der Regeldifferenz, die die aktuelle Position des Arbeitspunktes im Kompressorkennfeld
darstellt, bildet eine Schnellöffnungssteuerung Steuerbefehle für die Ventilbetätigungseinrichtung
20 des Abblaseventils 2, um dieses bei Bedarf mit der größtmöglichen Verstellgeschwindigkeit
um das erforderliche Maß zu öffnen. Die Schnellöffnungssteuerung greift immer dan
ein, wenn der Arbeitspunkt im Kennfeld eine einen geschwindigkeitsabhängigen Minimalabstand
des Arbeitspunktes von der Abblaselinie oder Pumpgrenze darstellende Schnellöffnungslinie
erreicht oder überschreitet. Nach Rückkehr des Arbeitspunktes in den sicheren Kennfeldbereich
übernimmt wieder die normale Abblaseregelung mit der Ventilstellgrößenberechnung
allein aus der Regeldifferenz die weitere Regelung des Kompressors 1.
[0019] Eine erste Ausgestaltungsmöglichkeit des in Figur 1 mit Arbeitspunktgeschwindigkeitberechnung
und Schnellöffnungssteuerung bezeichneten, erfindungswesentlichen Verfahrensteils
ist in der Figur 2 dargestellt. Die in einem früheren Verfahrensschritt berechnete
Regeldifferenz, d. h. das Signal, das dem Abstand des Arbeitspunktes von der Abblaselinie
entspricht und damit die Ortskoordinaten des Arbeitspunktes fixiert, wird nach der
Zeit differenziert (DIF). Dieses Differential entspricht der Geschwindigkeit des Arbeitspunktes
im Kennfeld in Richtung Pumpgrenze oder Abblaselinie. Geschwindigkeiten in andere
Richtungen, insbesondere parallel zur Pumpgrenze oder Abblaselinie, werden nicht
erfaßt. Diese Geschwindigkeit wird anschließend mit einer von der Lage des Arbeitspunktes,
d. h. von der Regeldifferenz abhängigen, nicht- linearen Funktion (FNC) multipliziert
(MUL). Anschließend wird dieses Produkt, das eine Geschwindigkeitskomponente darstellt,
mit der Regeldifferenz, die die Ortskoordinate des Arbeitspunktes darstellt, verglichen
(SUM1). Übersteigt nun der Zahlenwert der Geschwindigkeitskomponente den Zahlenwert
der Ortskoordinate, so wird das Ergebnis des Vergleiches (SUM1) positiv. Die nachfolgende
logische UND-Operation (AND1), die hier die Funktion einer Schaltstufe hat, liefert
dann ausgangsseitig ein Signal, das einen Ventilschnellöffnungsbefehl darstellt. Dieser
Befehl bewirkt, daß das Abblaseventil in Öffnungsrichtung verstellt wird. Sobald
der Zahlenwert der Geschwindigkeitskomponente wieder kleiner wird als der Zahlenwert
der Ortskoordinate, springt der Ausgang der UND-Operation (AND1) zurück auf den Wert
"0" und der Schnellöffnungsbefehl ist aufgehoben. Von nun an übernimmt wieder die
normale Abblaseregelung die weitere Verstellung des Abblaseventils 2.
[0020] Ergänzend kann hier vorgesehen sein, daß die normale Abblaseregelung, genauer die
von dieser erzeugte Ventilstellgröße, während der von der neu hinzu gekommenen Schnellöffnungssteuerung
bewirkten Schnellöffnung des Abblaseventils 2 auf die hierdurch erreichte aktuelle
Ventilstellung nachgeführt wird.
[0021] Das in Figur 3 dargestellte Regelschema zeigt das Blockdiagramm aus Figur 2 mit
einer Ergänzung, mit welcher bewirkt wird, daß ein Ventilschnellöffnungsbefehl erst
ausgegeben wird, wenn der Arbeitspunkt im Kennfeld eine bestimmte Mindestwegstrecke
zurückgelegt hat. Hierzu ist eine Integration (NFI) vorgesehen, die so durchgeführt
wird, daß das Ergebnis ausgangsseitig stets den Wert der Regeldifferenz annimmt. Vor
der Integration erfolgt eine Begrenzung (LIM1), die die Stellgeschwindigkeit des Integrierens
begrenzt. Je kleiner die Grenzwerte dieser Begrenzung (LIM1) gewählt sind, um so langsamer
kann das Integral (NFI) einer Änderung der Regeldifferenz folgen. Nimmt man an, daß
die Regeldifferenz sprungförmig einen um 10 % größeren Wert annimmt, so führt dies
dazu, daß der Ausgang der auf das Integrieren (NFI) folgenden Summierung (SUM2) positiv
wird. Übersteigt dieser positive Wert den als Konstante (CON) vorgegebenen Grenzwert,
wird auch das Ergebnis der nachfolgenden Summierung (SUM3) positiv und die Schnellöffnung
des Abblaseventils 2 wird über die logische UND-Operation (AND1) freigegeben. Legt
dagegen der Arbeitspunkt nur eine kleine, unterhalb des vorgegebenen Grenzwertes
liegende Wegstrecke im Kennfeld zurück, wird eine Ventilschnellöffnung nicht vorgenommen.
Diese Ausführung des Verfahrens hat insbesondere den Vorteil, daß sie gegen ein den
Meßwerten für den Durchfluß überlagertes Rauschen unempfindlich ist.
[0022] Figur 4 schließlich zeigt eine Verfahrensvariante, bei welcher das Blockdiagram aus
Figur 2 um eine Filterung ergänzt ist. Die einzelnen, hierfür zusätzlich erforderlichen
Verfahrensschritte bestehen in einer Begrenzung (LIM2) der Regeldifferenz, einer nachführenden
Integrierung (NFI), einer Summierung (SUM4) und einer weiteren logischen UND-Operation
(AND2). Dieses nichtlineare Filter arbeitet derart, daß ansteigende Signale der Regeldifferenz
unverzögert durchgelassen werden und daß fallende Signale der Regeldifferenz gefiltert
werden, d. h. hier ein Tiefpaßfilter durchlaufen. Hierdurch wird sichergestellt,
daß die Differenzierung (DIF) zur Geschwindigkeitsermittlung des Arbeitspunktes unverzögert
auf Arbeitspunktverschiebungen in Richtung Pumpgrenze bzw. Abblaselinie reagiert und
wesentlich unempfindlicher gegen Signalrauschen wird.
[0023] Außer den vorangehend beschriebenen Ausgestaltungen des Verfahrens sind noch weitere
Ergänzungen denkbar, wie z. B. durch eine an sich bekannte Handsteuerung zur manuellen
Beeinflussung des Abblaseventils oder eine Sicherheitssteuerung mit einer statischen
Sicherheitslinie. Dabei kann auch bei der Handsteuerung eine Nachführung eines zugehörigen
Handsteuerungs-Sollwertes auf die aktuelle Abblaseventilstellung beim Vorliegen von
Differenzen zwischen diesen vorgesehen sein.
1. Verfahren zum sicheren Betreiben von Turbo-Kompressoren mittels Abblaseregelung,
in welchem der den Arbeitspunkt des Kompressors im Kompressorkennfeld definierende
Durchfluß und Förderdruck kontinuierlich gemessen werden, wobei zur Verhinderung des
Pumpens vor Erreichen der Pumpgrenze durch den Arbeitspunkt des Kompressors bei Erreichen
einer zur Pumpgrenze parallelen Abblaselinie durch von einem Regler gesteuertes Öffnen
wenigstens eines Ab- oder Umblaseventils sichergestellt wird, daß der Durchfluß einen
vom Förderdruck abhängigen Minimaldurchfluß nicht unterschreitet,
dadurch gekennzeichnet, daß die Geschwindigkeit der Bewegung des Arbeitspunktes relativ
zur Abblaselinie oder Pumpgrenze kontinuierlich ermittelt wird,
daß bei Erreichen oder Überschreiten einer einen geschwindigkeitsabhängigen Minimalabstand
des Arbeitspunktes von der Abblaselinie oder Pumpgrenze darstellenden Schnellöffnungslinie
eine der normalen Abblaseregelung überlagerte Öffnung des Ab- oder Umblaseventils
mit maximaler Verstellgeschwindigkeit erfolgt und
daß bei der Rückkehr des Arbeitspunktes über die Schnellöffnungslinie die Öffnungsbewegung
des Ventils beendet und dessen weitere Verstellung, ausgehend von der zuletzt erreichten
Stellung, wieder durch die normale Abblaseregelung übernommen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß während der Öffnung des
Abblaseventils mit maximaler Verstellgeschwindigkeit der Regler auf die jeweils aktuelle
Stellung des Abblaseventils nachgeführt wird und daß die Übernahme der weiteren Verstellung
des Abblaseventils durch den Regler im wesentlichen sprung- und stoßfrei erfolgt.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Ermittlung
der Geschwindigkeit des Arbeitspunktes durch zeitliches Differenzieren der in Abhängigkeit
von der Zeit variierenden Ortskoordinaten des Arbeitspunktes erfolgt.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß ie Ermittlung
der Geschwindigkeit des Arbeitspunktes durch Differenzbildung zwischen den aktuellen
Ortskoordinaten und um eine vorgebbare Zeitspanne verzögerten Ortskoordinaten mit
folgender Division der Differenz durch die Zeitspanne erfolgt.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß vor der Geschwindigkeitsermittlung
eine Tiefpaß-Filterung der in Abhängigkeit von der Zeit variierenden Ortskoordinaten
erfolgt.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich
wenigstens ein weiterer Betriebsparameter des Kompressors, wie Drehzahl, Leitschaufelstellung
oder Kompressorendruck, erfaßt wird und daß eine Öffnung des Abblaseventils mit maximaler
Verstellgeschwindigkeit nur erfolgt, wenn auch wenigstens einer der zusätzlich erfaßten
Parameter eine Annäherung des Arbeitspunktes an die Pumpgrenze anzeigt.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß vor der Geschwindigkeitsermittlung
eine richtungsselektive,Variationen in Richtung auf die Pumpgrenze oder Abblaselinie
zu im wesentlichen unbeeinflußt durchlassende und andere Variationen mit vorgebbaren
Filterparametern beeinflussende Filterung der zeitabhängig variierenden Ortskoordinaten
des Arbeitspunktes im Kennefeld erfolgt.
Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Öffnung des
Abblaseventils mit maximaler Verstellgeschwindigkeit erst nach Überschreiten eines
vorgebbaren Geschwindigkeits-Grenzwertes durch den Arbeitspunkt erfolgt.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Öffnung
des Abblaseventils mit maximaler Verstellgeschwindigkeit erst nach Überschreiten
eines vorgebbaren Verschiebungsbetrages durch den Arbeitspunkt in dem Kompressorkennfeld
erfolgt.