(19)
(11) EP 0 333 639 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
20.09.1989  Patentblatt  1989/38

(21) Anmeldenummer: 89730072.9

(22) Anmeldetag:  16.03.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4E02D 5/20, E02D 5/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE DE FR GB IT NL

(30) Priorität: 17.03.1988 DE 3808884

(71) Anmelder: Philipp Holzmann AG
D-60329 Frankfurt (DE)

(72) Erfinder:
  • Scheele, Jürgen, Dipl.-Ing.
    D-2000 Hamburg 52 (DE)

(74) Vertreter: Brümmerstedt, Hans Dietrich, Dipl.-Ing. 
Bahnhofstrasse 3 Postfach 1026
30010 Hannover
30010 Hannover (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zum Herstellen einer Spundwand


    (57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen einer aus Tragbohlen (1) und Füllbohlen (3) bestehenden gemischten Spund­wand. Um eine Rammung der Tragbohlen (1) zu vermeiden und die Bohlen auch in schweren und gegebenenfalls mit Hindernissen versehenen Böden leicht einbringen zu können, werden die rohrförmigen Tragbohlen (1) nur bis zu einem Teil der Gründungsendtiefe (7) in den Unter­grund abgeteuft, wobei das im Innenraum der Tragbohlen (1) anfallende Material und anschließend über das Ende der Tragbohlen (1) hinaus das Material bis zur Gründungsendtiefe (7) ausgeräumt wird, worauf der ausgeräumte Bereich unterhalb der Tragbohlen und innerhalb der Tragbohlen mit Stahlbeton ausgefüllt wird, worauf dann die Füllbohlen (3) zwischen den Tragbohlen (1) bis zu einer Tiefe in den Unter­grund eingebracht werden, die höchstens gleich der Tiefe der Tragbohlen ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen einer Spundwand, bei dem jeweils zwischen zwei in vorgegebenem Abstand in den Untergrund getriebenen rohrförmigen, seitlich mit Schlössern versehenen Tragbohlen Füllbohlen so angeordnet werden, daß ihre seitlichen Schlösser in die Schlösser der Tragbohlen eingreifen.

    [0002] Solche aus Tragbohlen und Füllbohlen bestehenden Spund­wände, bei denen die Füllbohlen kürzer sind als die Tragbohlen und entsprechend weniger tief in den Untergrund eingebracht wer­den, bezeichnet man im Gegensatz zu Spundwänden mit nur einer Sorte von Spundbohlen auch als gemischte Spundwände.

    [0003] Dabei ist es allgemein üblich, zumindest die Tragbohlen in den Untergrund einzurammen. Das Rammverfahren besitzt jedoch zwei wesentliche Nachteile. Einerseits wird ein erheblicher Lärm über längere Zeiträume hinweg erzeugt, mit dem starke Erschütte­rungen einhergehen, so daß in der Nähe der Baustelle wohnende Menschen in unerträglicher Weise gestört werden und zudem Beschä­digungen an benachbart stehenden Gebäuden auftreten können. Der zweite Nachteil besteht darin, daß die Tragbohlen, wenn sie beim Einrammen auf Hindernisse stoßen, aus der Rammrichtung laufen und nachfolgend beim Einbringen der Füllbohlen die Schloßverbindung dort, wo die Achsen der Füllbohlen und der Tragbohlen nicht mehr parallel verlaufen, gesprengt wird. Dadurch entsteht zwischen den Bohlen ein offener Schlitz, durch den sehr große Sandmengen hin­durchlaufen können, so daß die Nutzung und die Standsicherheit des Bauwerkes gefährdet sind, wenn diese Schäden nicht erkannt werden, oder aber es sind erhebliche Reparaturkosten für die Dichtung der unter Wasser liegenden Schadstellen aufzuwenden. Diese Probleme treten insbesondere bei schweren Böden und großen Spundwandtiefen auf. Das Rammverfahren endet auf jeden Fall immer dann, wenn man im Untergrund auf Felsschichten stößt.

    [0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Herstellen einer gemischten Spundwand der eingangs genannten Art zu schaffen, bei dem das Rammen mit seinen störenden Einflüs­sen vermieden wird, das Schloßschäden weitgehend ausschließt, und das auch in schweren, gegebenenfalls felsige Hindernisse enthal­tenden Böden anwendbar ist.

    [0005] Die gestellte Aufgabe wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß die rohrförmigen stählernen Tragbohlen nur bis zu einem Teil der Gründungstiefe in den Untergrund abgeteuft werden, daß dabei das im Innenraum der Tragbohlen anstehende Bodenmate­rial und anschließend über das Ende der Tragbohlen hinaus, gege­benenfalls unter Zuhilfenahme der stützenden Wirkung einer thixo­tropen Flüssigkeit, der Boden bis zur Gründungsendtiefe ausge­räumt wird, daß dann von der Gründungstiefe ausgehend der ausge­räumte Bereich unterhalb der Tragbohlen und innerhalb der Trag­bohlen mit Stahlbeton aufgefüllt wird, und daß anschließend die Füllbohlen zwischen den Tragbohlen bis zu einer Tiefe in den Un­tergrund eingebracht werden, die höchstens gleich der Tiefe der Tragbohlen ist.

    [0006] In der eigenen älteren Patentanmeldung P 36 38 664.2 wurde bereits vorgeschlagen, bei der Herstellung einer gemischten Spundwand ein Rammen dadurch zu vermeiden, daß zunächst Großbohr­rohre mit so großem Durchmesser am Ort der Tragbohlen eingebracht werden, daß die Tragbohlen anschließend innerhalb der Großbohr­rohre in den Untergrund eingetrieben werden können. Dieses Ver­fahren ist durch den Einsatz der zusätzlichen Großbohrrohre ver­hältnismäßig aufwendig, zumal anschließend die Großbohrrohre un­ter Aufwendung sehr großer Kräfte, die einen Einsatz vom Wasser aus unmöglich machen, wieder gezogen werden müssen.

    [0007] Das erfindungsgemäße Verfahren ist demgegenüber einfa­cher, weil Großbohrrohre entfallen und damit auch der Ziehvorgang dieser Rohre. Zugleich bietet die Erfindung den Vorteil, daß die vertikale Tragkraft erhöht wird und durch entsprechende Ausbil­dung des Stahlbeton-Fußes an die örtlichen Bodenverhältnisse an­gepaßt werden kann, und daß durch den Verbund des die Tragbohle bildenden Stahlrohres mit der inneren Stahlbetonsäule auch die horizontale Tragkraft erhöht wird, so daß mit diesem Verfahren Spundwände mit außerordentlich hoher Tragkraft auch bis in größe­re Tiefen herstellbar sind. Die erhöhte Tragkraft erlaubt zudem, zwischen den Tragbohlen jeweils mehr Füllbohlen als sonst üblich sind, vorzusehen, d.h. den Abstand zwischen den Tragbohlen zu erhöhen.

    [0008] Es ist von Vorteil, wenn die Tragbohlen durch Horizon­tal- und Vertikalführungen zunächst positioniert und dann auf Tiefe eingerüttelt bzw. eingedrückt werden. Dieses Verfahren ist auch vom Wasser aus durchführbar, wobei ein Schwimmgreifer einge­setzt werden kann, um den Boden aus dem Tragrohr und dem Fußbe­reich darunter herauszufördern.

    [0009] Vorzugsweise werden auch die Füllbohlen gegebenenfalls mit Spülhilfe eingerüttelt oder alternativ eingedrückt. Die Reaktionskräfte werden dann in die Tragrohre eingeleitet. Dadurch lassen sich auch die Füllbohlen vom Wasser her einbringen.

    [0010] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnungen näher erläutert. In den Zeichnungen zeigen:

    Fig. 1 eine Draufsicht auf einen Abschnitt einer ge­mischten Spundwand,

    Fig. 2 eine Ansicht einer gemischten Spundwand,

    Fig. 3 eine schematische Darstellung, die das Ein­bringen einer Tragbohle in den Untergrund veranschaulicht,

    Fig. 4 eine schematische Darstellung, die die Her­stellung des Fußes unterhalb der Tragbohle veranschaulicht und

    Fig. 5 einen Schnitt entlang der Linie A-A in Fig. 4.



    [0011] Fig. 1 zeigt in Draufsicht drei Tragbohlen 1, an die seitlich Schlösser 2 angeschweißt sind, die so ausgebildet sind, daß in sie die komplementär ausgebildeten seitlichen Schlösser von Füllbohlen 3 eingreifen können. Die Tragbohlen 1 werden zu­nächst in vorgegebenem Abstand voneinander in den Untergrund ein­gebracht, und anschließend wird der Zwischenraum zwischen ihnen durch die Füllbohlen 3 ausgefüllt. Bei den Füllbohlen 3 handelt es sich um übliche Spundbohlen, die z.B. einen etwa U-förmigen Querschnitt aufweisen, wobei in dem dargestellten Ausführungsbei­spiel drei Füllbohlen vorgesehen sind. Das erfindungegemäße Ver­fahren erlaubt jedoch auch größere Abstände zwischen den Tragboh­len, so daß dann beispielsweise fünf Füllbohlen zwischen benach­barten Tragbohlen vorgesehen werden können.

    [0012] Fig. 2 zeigt einen fertigen Abschnitt einer gemischten Spundwand der in Fig. 1 dargestellten Bauart am Beispiel einer Kaimauer. Das Gelände auf der Landseite liegt auf einer Höhe 4 oberhalb der Hafensohle 5, und es ist z.B. eine mittlere Tiden­höhe 6 vorgegeben. Die Tragbohlen erstrecken sich im Untergrund bis zu einer Tiefe 9, während die Füllbohlen in einer etwas ge­ringeren Tiefe 8 enden. Unterhalb der Tragbohlen 2 befinden sich Stahlbeton-Füße 10, die bis zur Gründungsendtiefe 7 reichen.

    [0013] Fig. 3 veranschaulicht den ersten Schritt des Herstel­lungsverfahrens der Spundwand, bei dem eine rohrförmige Tragbohle 1 in den Untergrund - gegebenenfalls mit Spülhilfe - eingerüttelt wird. Mittels eines Bohrmeißels 11 wird das Innere des Rohres freigemacht, wobei auch gegebenenfalls im Weg liegende Hindernis­se zertrümmert und ausgeräumt werden.

    [0014] Nachdem die Tragbohle die in Fig. 4 dargestellte End­lage in der Tiefe 9 erhalten hat, wird mittels des Bohrmeißels der Erdraum unterhalb des Tragbohlenendes bis zur Gründungsend­tiefe 7 ausgehoben, wobei je nach Beschaffenheit des Untergrundes erforderlichenfalls die stützende Wirkung einer thixotropen Flüs­sigkeit auf die Wände des ausgehobenen Erdreichs ausgenutzt wird. Im Anschluß daran werden in den ausgehobenen Fußbereich 10 und in das Innere des Tragrohres 1 Bewehrungskörbe eingesetzt, und an­schließend wird der mit den Bewehrungskörben versehene Hohlraum bis zum oberen Ende der Tragbohle mit Beton ausgefüllt.

    [0015] Im Fertigen Zustand werden somit die Tragbohlen bis zur Füllbohlen-Unterkante 8 und der Stahlbetonkern gemeinsam zur Lastabtragung herangezogen. Darunter besteht die Tragkonstruktion nur aus dem Stahlbeton-Fuß 10. Dieser kann sowohl optimal zur Vertikallastabtragung genutzt werden als auch zur Ableitung von horizontaler Spundwandbelastung im Fußbereich. Der Stahlbeton-Fuß kann dabei in Anpassung an die jeweiligen Bodenverhältnisse be­liebig stark ausgebildet werden und beispielsweise eine bauchige Form erhalten.

    [0016] Zur Erleichterung des Einbringens der Tragbohlen kann auch der Boden vorgreifend unterhalb der Unterkante der Tragbohle ausgehoben werden.

    [0017] Nachdem die Tragbohlen auf Tiefe gebracht worden sind, werden im Zwischenraum zwischen benachbarten Tragbohlen die Füll­bohlen eingerüttelt, wobei nicht dargestellte Spüllanzen im Be­darfsfall das Einbringen der Füllbohlen erleichtern.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Herstellen einer Spundwand, bei dem je­weils zwischen zwei in vorgegebenem Abstand in den Untergrund ge­triebenen rohrförmigen, seitlich mit Schlössern versehenen Trag­bohlen Füllbohlen so angeordnet werden, daß ihre seitlichen Schlösser in die Schlösser der Tragbohlen eingreifen, dadurch gekennzeichnet, daß die rohrförmigen Tragbohlen nur bis zu einem Teil der Gründungsendtiefe in den Untergrund abgeteuft werden, daß dabei das im Innenraum der Tragbohlen anstehende Bodenmate­rial und anschließend über das Ende der Tragbohlen hinaus, gege­benenfalls unter Zuhilfenahme der stützenden Wirkung einer thixo­tropen Flüssigkeit, der Boden bis zur Gründungsendtiefe ausge­räumt wird, daß dann von der Gründungsendtiefe ausgehend der aus­geräumte Bereich unterhalb der Tragbohlen und innerhalb der Trag­bohlen mit Stahlbeton aufgefüllt wird, und daß anschließend die Füllbohlen zwischen den Tragbohlen bis zu einer Tiefe in den Un­tergrund eingebracht werden, die höchstens gleich der Tiefe der Tragbohlen ist.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Tragbohlen durch Horizontal- und Vertikalführungen zunächst positioniert und dann auf Tiefe eingerüttelt bzw. eingedrückt werden.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Füllbohlen, gegebenenfalls mit Spülhilfe, eingerüttelt bzw. eingedrückt werden, wobei die Reaktionskräfte in die Tragrohre eingeleitet werden.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich unterhalb des endes der Tragbohlen jeweils ein seit­lich vergrößerter Hohlraum zur Ausbildung eines verdickten Stahl­beton-Fußes ausgehoben wird.
     




    Zeichnung