[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbesserung der Schwingfestigkeit von geschweißten
hochfesten Stählen, bei dem die Schweißnaht-Übergänge mit örtlicher Energiezufuhr
und mit einer aus einem vorgegebenen Bereich ausgewählten Streckenenergie (kJ/cm)
nachbehandelt werden. Es ist bekannt, daß der Schweißnahtübergang zum Grundwerkstoff
der kritische Bereich und dominierende Ausgangspunkt für die Schwingbrüche von Schweißnähten
ist und an dieser Stelle auch die Maßnahmen zur Verbesserung der Schwingfestigkeit
anzusetzen sind. Es ist auch bekannt, daß die nicht nachbehandelten Stumpfnahtschweißverbindungen
aus niedrig-festen Stählen, genauso wie aus höher- und hochfesten Stählen, nur eine
maximale Dauerschwingfestigkeit von ungefähr 200 N/mm² (bei S = 0) erreichen.
[0002] Durch eine WIG-Nachbehandlung der Schweißnahtübergänge kann man jedoch die Schwingfestigkeit
der Schweißverbindungen erhöhen. Mit der bisherigen WIG-Nachbehandlungsarbeitsweise
wird bei den niedrig-festen Stählen die Dauerschwingfestigkeit des Grundwerkstoffes
erreicht, bei den höher- und hochfesten Stählen ist die Dauerschwingfestigkeit der
Schweißverbindung erheblich geringer als die Dauerschwingfestigkeit des Grundwerkstoffes.
Zur Zeit (ZIS-Mitteilungen, Halle 28 (1986) 9, Seite 959 - 966 und IIW DOC.VIII-829-77,
1- 28) liegen die höchsten Einzelwerte der Dauerschwingfestigkeit WIG-nachbehandelter
Schweißverbindungen an Luft bei max. 345 N/mm² bei S = 0 (S ist defniiert als σ
U/ σ
0, das ist das Verhältnis der Unterspannung zur Oberspannung einer Schwingungsamplitude).
[0003] Für die WIG-Nachbehandlung der Schweißnahtübergänge von Verbindungen, die einer
Schwingbeanspruchung an Luft unterworfen sind, kennt man aus dem Schrifttum lediglich
grobe Richtlinien. Der heute gültige Standard der Richtlinien ist in "The method of
TIG dressing", Welding in the world, 3/4 1976 (V,14), 1 - 7 festgelegt, wie dies auch
aus dem Vergleich mit dem neuesten Schrifttum hervorgeht, VBK 0024, "Vorschrift für
Berechnung und Konstruktion 0024", Ausgabe 12/1982, VEB Schwermaschinenbaukombinat
TAKRAF, Leipzig.
[0004] Während für die Herstellung von Schweißverbindungen in Abhängigkeit vom Kohlenstoffäqivalent
eine Mindestvorwärmtemperatur vorgeschrieben ist, z.B. Welding Inst. contract report
C 215/22/71, 1 - 16, IIW Doc XIII-698-73, wird auf ein Vorwärmen bei der WIG-Nachbehandlung
der Schweißverbindungen sowohl in den oben zitierten Richtlinien als auch in der Praxis
verzichtet. Dies beruht u.a. darauf, daß gezielte Untersuchungen bei der WIG-Nachbehandlung
von Stumpfnähten aus HT 80 (einem Stahl mit 850 N/mm² Festigkeit) mit Vorwärmen auf
200°C und ohne Vorwärmen keine Unterschiede in der Dauerschwingfestigkeit ergeben
haben.
[0005] Ausgehend von diesem Stand der Technik wird die Aufgabe der Erfindung darin gesehen,
durch eine verbesserte WIG-Nachbehandlung der Schweißnähte die Schwingfestigkeit
von Schweißverbindungen aus hochfestem Stahl zu verbessern, und zwar vorzugsweise
bis zur Dauerschwingfestigkeit des nicht geschweißten Stahles (Grundwerkstoff) zu
erhöhen.
[0006] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die nachzubehandelnden Schweißnähte auf eine
Temperatur oberhalb Raumtemperatur vorgewärmt werden. Untersuchungen der Anmelderin
haben ergeben, daß dadurch - im Gegensatz zu der oben dargelegten Ansicht - eine
wesentliche Erhöhung der Schwingfestigkeit der geschweißten hochfesten Stähle bis
zur Dauerschwingfestigkeit des nicht geschweißten Grundwerkstoffes erreicht werden
kann.
[0007] Im einzelnen kann die Erfindung wie folgt vorteilhaft ausgestaltet sein.
[0008] Es ist möglich, die zum Aufschmelzen der kritischen Schweißnahtübergänge notwendige
örtliche Energiezufuhr durch Inertgas-Lichtbogenschweißen mit Wolframelektroden (WIG-Schweißen)
einzubringen.
[0009] Man kann hierzu auch Laserstrahlen einsetzen.
[0010] Zweckmäßig kann mit einer WIG-Streckenenergie im Bereich von 17 - 21 kJ/cm gearbeitet
werden, die z.B. mit 200 A Stromstärke, 16 V Spannung und 10 cm/min Vorschubgeschwindigkeit
erzielbar ist.
[0011] Die WIG-Behandlung der Stumpfnähte aus StE 500 kann bei Raumtemperatur erfolgen.
[0012] Für die WIG-Behandlung der Stumpfnähte aus StE 690 ist bei einer Blechdicke von 14
- 16 mm eine Sättigungsvorwärmtemperatur von mindestens 30°C anzuwenden. Bei einem
Vorwärmen ber 30°C wird in der Schweißnahtzone schon fast die gleiche Dauerschwingfestigkeit
erreicht, wie die des Grundwerkstoffes. Bei einem Vorwärmen auf etwa 70°C stimmen
die Dauerschwingfestigkeiten der WIG-behandelten Schweißnahtzone und des Grundwerkstoffes
miteinander voll überein. Aus Wirtschaftlichkeitsgründen wird man beim Vorwärmen
nicht wesentlich über diejenige Temperatur hinausgehen, die zur fast gleichen bzw.
übereinstimmenden Dauerschwingfestigkeit einerseits der Schweißnaht und andererseits
des Grundwerkstoffes führt. Diese Temperatur wird daher im Anmeldungstext zur kurzen
Kennzeichnung "Sättigungsvorwärmtemperatur" genannt.
Für die WIG-Behandlung der Stumpfnähte aus StE 890 beträgt die Sättigungsvorwärmtemperatur
bei gleicher Blechdicke und Streckenenergie mindestens 80°C, bei einem Vorwärmen auf
180°C ist die Dauerschwingfestigkeit der Schweißnaht genauso hoch wie die des Grundwerkstoffes.
Für Stahlqualitäten mit einer Zugfestigkeit, die zwischen der für StE 500, StE 690
und StE 890 liegt, ist die Sättigungs vorwärmtemperatur durch lineare Interpolation
zwischen den vorgenannten Temperaturen zu ermitteln und im Zweifelsfall vorsorglich
etwas höher zu wählen.
[0013] Für Stahlqualitäten mit noch höheren Zugfestigkeiten wird die erforderliche Sättigungsvorwärmtemperatur
durch Extrapolation ermittelt.
[0014] Bei einer Streckenenergie über 19 kJ/cm kann man eine niedrigere Sättigungsvorwärmtemperatur
wählen, und zwar derart, daß die Vorwärmtemperatur um je rund 4°C erniedrigt wird
je kJ/cm, um die die Streckenenergie 19 kJ/cm überschreitet. Bei Streckenenergien
unter 19 kJ/cm ist eine höhere Sättigungsvorwärmtemperatur zweckmäßig, und zwar derart,
daß die Vorwärmtemperatur um je rund 6°C erhöht wird je kJ/cm, um die die Streckenenergie
19 kJ/cm unterschreitet.
[0015] Bei der Stahlqualität StE 690 muß bei einer Streckenenergie von etwa 28 kJ/cm eine
Sättigungsvorwärmtemperatur von mindestens 30°C eingehalten werden und bei einer
Streckenenergie von etwa 9 kJ/cm mindestens 120°C.
[0016] Bei der Stahlqualität StE 890 beträgt die Sättigungsvorwärmtempertur bei einer Streckenenergie
von etwa 28 kJ/cm mindestens 145°C und bei einer Streckenenergie von etwa 9 kJ/cm
mindestens 235°C.
[0017] Bei der Stahlqualität StE 690 können die Sättigungsvorwärmtemperaturen bei verschiedenen
Streckenenergien durch Interpolation zwischen den drei Wertepaaren (28 kJ/cm; 35°C),
(19 kJ/cm; 70°C), (9 kJ/cm; 125°C) erhalten werden.
[0018] Bei der Stahlqualität StE 890 kann man diese Sättigungsvorwärmtemperatur für verschiedene
Streckenenergien durch Interpolation zwischen den drei Wertepaaren (28 kJ/cm;145°C),
(9 kJ/cm; 180°C), (9 kJ/cm; 235°C) ermitteln.
[0019] Es ist zweckmäßig, für die Vorwärmtemperatur mindestens den Wert der Sättigungsvorwärmtemperatur
einzuhalten, um gleiche Dauerschwingfestigkeiten im Schweißbereich wie im übrigen
Werkstückbereich zu erreichen.
[0020] Für hochfeste Stahlqualitäten mit einer Dauerschwingfestigkeit zwischen 250 und
600 N/mm² kann man die Sättigungsvorwärmtemperaturen aus den zu StE 890 und StE 690
analogen Kennlinien ermitteln.
[0021] Günstige Verfahrensparameter, bei denen Schweißfehler wie Mulden und Poren vermieden
werden, liegen bei einem Abstand der für die WIG-Nachbehandlung verwendeten Schweißelektrode
von der Schweißnahtoberfläche zwischen etwa 2 bis 8 mm, insbesondere 5 mm, einer
Stromstärke von etwa 150 A bis 250 A, einer Elektrodenvorschubgeschwindigkeit von
etwa 2 bis 33 cm/min und einer Streckenenergie von etwa 6 bis 60 kJ/cm.
[0022] Bei einer Streckenenergie zwischen ca. 20 bis 60 kJ/cm arbeitet man vorteilhaft
und zuverlässig störungsfrei in einem Bereich, der zweckmäßig durch die folgenden
vier Wertepaare von Stromstärke und Vorschubgeschwindigkeit begrenzt ist: (150 A;
2 cm/min), (150 A; 7 cm/min); (250 A; 4 cm/min), (250 A; 10 cm/min).
[0023] Bei einer Streckenenergie zwischen ca. 6 bis 10 kJ/cm ist ein Bereich vorteilhaft,
der durch drei Wertepaare (150 A; 20 cm/min), (250 A; 23 cm/min), (250 A; 33 cm/min)
begrenzt ist.
[0024] In den vorgegebenen Bereichen der Stromstärke ist auch der Zwischenbereich für die
Vorschubgeschwindigkeiten, d.h. zwischen ca. 20 und 10 cm/min vorteilhaft anwendbar,
das sind Z.B. die Wertepaare (150 A; 7 cm/min), (150 A; 20 cm/min), (250 A; 10 cm/min),
(250 A; 23 cm/min).
[0025] Bei geschweißten Werkstoffen, die im Offshore-Bereich eingesetzt werden sollen,
tritt in den aufgehärteten Schweißnahtbereichen der im Meerwasser schwingbeanspruchten
Schweißkonstruktionen zusätzlich die Gefahr der Spannungsrißkorrosion auf. Hierzu
empfiehlt die Erfindung, daß die nachzubehandelnden geschweißten Werkstücke mindestens
auf eine Härtebegrenzungstemperatur vorgewärmt und mit einer solchen Streckenenergie
WIG-behandelt werden, daß die Härtebereiche im nachbehandelten Schweißnahtbereich
zumindest annähernd auf die von den Abnahmegesellschaften maximal zulässigen Härtewerte
begrenzt sind. Dabei muß die Schweißnaht mindestens auf die Sättigungsvorwärmtemperatur
für die Einhaltung der Dauerschwingfestigkeit erwärmt werden und, wenn die Vorwärmtemperatur
für die Härtebegrenzung höher liegt, zumindest bis auf die letztere Temperatur.
[0026] Es ist vorteilhaft, die Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur so hoch zu wählen, daß
die Härtewerte von ca. 300 HV 10 nicht überschritten werden.
[0027] Bei einer WIG-Streckenenergie von 20 kJ/cm soll die Vorwärmtemperatur für die Härtebegrenzung
auf ca. 300 HV 10 bei der Stahlqualität StE 890 mindestens ca. 300°C, bei der Stahlqualität
StE 690 mindestens ca. 200°C und bei der Stahlqualität StE 500 mindestens ca. 100°C
betragen.
[0028] Bei einer Streckenenergie über 20 kJ/cm soll zweckmäßig eine niedrigere und bei einer
Streckenenergie unter 20 kJ/cm eine höhere Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur gewählt
werden.
[0029] Für die Stahlqualität StE 890 soll bei einer Streckenenergie von etwa 30 kJ/cm eine
Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur von mindestens ca. 200°C und bei einer Streckenenergie
von etwa 10 kJ/cm eine Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur von mindestens ca. 400°C
gewählt werden.
[0030] Für die Stahlqualität StE 690 beträgt die Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur bei
einer Streckenenergie von etwa 30 kJ/cm ca. 100°C und bei einer Streckenenergie von
etwa 10 kJ/cm mindestens ca. 300°C. Die Werkstücke sollen auf eine Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur
vorgewärmt werden, die mindestens so hoch ist wie die Sättigungsvorwärmtemperatur.
Wenn letztere niedriger liegt, muß sie beim Vorwärmen bis zur Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur
überschritten werden.
[0031] Die Werkstücke sollen mindestens auf eine Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur vorgewärmt
werden, die sich für die Stahlqualität StE 890 in Abhängigkeit von der Streckenenergie
(kJ/cm) durch Interpolation zwischen den drei Wertepaaren (30 kJ/cm; 200°C), (20 kJ/cm;
300°C), (10 kJ/cm; 400°C) ergibt.
[0032] Bei StE 690 soll zur Ermittlung der Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur zwischen den
drei Wertepaaren (30 kJ/cm; 100°C), (20 kJ/cm; 200°C), (10 kJ/cm; 300°C) interpoliert
werden.
[0033] Werkstücke aus hochfesten Stahlqualitäten mit einer Dauerschwingfestigkeit zwischen
250 und 600 N/mm² sollen auf mindestens eine Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur erwärmt
werden, die sich aus den analogen Kennlinien in den Restbereichen für die Abhängigkeit
der Härtebegrenzungsvorwärmtempertur von der Streckenenergie für StE 890 und StE
690 ergibt.
[0034] Die Sättigungsvorwärmtemperatur bzw. die Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur kann
auch durch das vorausgehende Verbindungsschweißen in das Werkstück eingebracht werden,
muß dann aber auch während der anschließenden WIG-Nachbehandlung gehalten werden.
[0035] Normalerweise erfolgt die Erwärmung mit Brennern.
[0036] Zur Entspannung können die geschweißten Werkstücke vor oder nach der WIG-Behandlung
angelassen werden. Bei einer Anlaßbehandlung
nach der WIG-Behandlung müssen die Anlaßtemperaturen jedoch so niedrig gewählt werden,
daß kein wesentlicher Schwingfestigkeitsabfall erfolgt.
[0037] Die WIG-Nachbehandlung hochfester Stähle (z.B. StE 690, StE 890 usw.) ohne oder ohne
ausreichende Vorwärmtemperatur führt zu einer Vorschädigung des Werkstückes, die durch
eine Anlaßbehandlung nicht rückgängig gemacht werden kann.
[0038] Die vorstehend offenbarte WIG-Nachbehandlung von Schweißnähten an Werkstücken aus
Stahl erfordert, wie dargelegt, eine vom Werkstoff, der WIG-Streckenenergie und der
Geometrie abhängige Vorwärmtemperatur. Da nun die Wärmeableitung aus der Schweiße
in andere Teile des Werkstückes von der Geometrie (Dicke, Nahtart) des Schweißnahtbereiches
abhängt, ist es für den Fachmann ohne weiteres einsichtig, daß die Parameter der WIG-Behandlung
entsprechend angepaßt sein müssen. Dementsprechend wird erfindungsgemäß vorgeschlagen,
daß die für die WIG-Behandlung von Stumpfnähten bei Blechen mit einem Dickenbereich
von 14 bis 16 mm gültigen Werte für die Streckenenergie (kJ/cm) und/oder die Sättigungsvorwärmtemperatur
und/oder die Härtebegrenzungstemperatur bei abweichender Werkstück-Geometrie (z.B.
abweichende Blechdikke, Nahtart) entsprechend der veränderten Wärmeabführung im Werkstück
angepaßt werden.
[0039] Stahlqualitäten mit hohem Kohlenstoffäquivalent haben besonders rißempfindliche
Gefüge. Daher ist bei derartigen Stählen die Streckenenergie und/oder die Sättigungsvorwärmtemperatur
und/oder die Härtebegrenzungstemperatur im Vergleich zu den bisher mitgeteilten Werten
zu erhöhen.
[0040] Im folgenden werden anhand der Zeichnungen Ausführungsbeispiele der Erfindung erläutert.
Es zeigen im einzelnen, jeweils bei einer Stumpfnaht und 15 mm Blechdicke:
Fig. 1 eine Darstellung, bei der die Dauerschwingfestigkeit in N/mm² gegen die Vorwärmtemperatur
in °C aufgetragen ist, für drei Stahlqualitäten,
Fig. 2 eine Darstellung der Dauerschwingfestigkeit in N/mm² gegen die WIG-Streckenenergie
kJ/cm, für die Stahlqualität StE 890,
Fig. 3 eine Darstellung der WIG-Streckenenergie in kJ/cm gegen die Sättigungsvorwärmtemperatur
für die Stahlqualitäten StE 500, StE 690 und StE 890,
Fig. 4 eine Darstellung der Stromstärke in Ampere gegen die Vorschubgeschwindigkeit
in cm/min, aus der die vorteilhaften Bereiche ersichtlich sind,
Fig. 5 eine Darstellung der Vickershärte in HV 10 gegen die Streckenenergie für die
Stahlqualität StE 890 bei mehreren Sättigungsvorwärmtemperaturen,
Fig. 6 eine Darstellung der Vickershärte HV 10 gegen die Streckenenergie ohne Vorwärmen
für die Stahlqualitäten StE 500, StE 690 und StE 890.
[0041] Bei diesem Verfahren zur Verbesserung der Dauerschwingfestigkeit, bei dem zwangsläufig
auch die Zeitschwingfestigkeit - das ist die Schwingfestigkeit unterhalb der Dauerschwingfestigkeit
im Zeit- und Kurzzeitfestigkeitsbereich - erhöht wird, werden die Schweißnahtübergänge
der Werkstücke aus hochfesten Stählen durch ein Intertgas-Lichtbogenschweißen mittels
Wolframelektrode bzw. durch einen Laserstrahl oder andere örtliche Energien mit einer
aus einem vorgegebenen Bereich ausgewählten elektrischen Streckenenergie nachbehandelt.
Die nachzubehandelnden geschweißten Werkstückzonen werden vorgewärmt.
[0042] Die Fig. 1 zeigt dazu die für die Stumpfnaht (15 mm) aus den drei Stahlqualitäten
StE 890, StE 690 und StE 500 bei verschiedenen Vorwärmtemperaturen und Streckenenergien
erreichte Dauerschwingfestigkeit, die mit zunehmender Streckenenergie und Vorwärmtemperatur
zunimmt und schließlich den auf der rechten Seite der Darstellung ersichtlichen jeweiligen
Grenzwert (horizontale Geraden), nämlich die Dauerschwingfestigkeit des jeweiligen
Grundwerkstoffes, erreicht. Zum Beispiel wird bei StE 890 bei 180°C Vorwärmtemperatur
und einer Streckenenergie von 19 kJ/cm in der Schweißnaht dieselbe Dauerschwingfestigkeit
erreicht wie im Grundwerkstoff (Sättigungsvorwärmtemperaturen).
[0043] In Fig. 2 wird anhand von Einzelabmessungen gezeigt, daß die Dauerschwingfestigkeit
der Stumpfnaht (15 mm) (Stahlsorte StE 890) mit zunehmender Streckenenergie und Vorwärmtemperatur
zunimmt, jedoch ohne Vorwärmen (Raumtemperatur RT = 20°C) ab ca. 30 kJ/cm (200 A)
wieder abnimmt, ohne die Dauerschwingfestigkeit des Grundwerkstoffes auch nur annähernd
zu erreichen. Bei 200°C Vorwärmtemperatur jedoch wird die Dauerschwingfestigkeit
des Grundwerkstoffes schon bei 15 kJ/cm Streckenenergie erreicht und dieses Niveau
bleibt auch bei höheren Streckenenergien erhalten, so daß von der Sättigungsvorwärmtemperatur
an ein für die praktische Anwendung geeigneter breiter Arbeitsbereich der Streckenenergie
zur Verfügung steht.
[0044] Fig. 3 zeigt den Zusammenhang zwischen den Streckenenergie und der Vorwärmtemperatur,
die mindestens eingehalten werden muß, um in der Stumpfnaht (15 mm) die gleiche Dauerschwingfestigkeit
zu erreichen wie im Grundwerkstoff, d.h. sie zeigt die Sättigungsvorwärmtemperaturkurven
für die Stahlsorten StE 890, StE 690 und StE 500.
[0045] In Fig. 4 ist die Stromstärke gegen die Vorschubgeschwindigkeit aufgetragen. Der
durch die Kreise mit den Bezugszeichen (1) bis (7) umrandete Flächenbereich, Stromstärke
ca. 150 bis 250 A und Streckenenergie ca. 6 bis 60 kJ/cm, ergibt ein in der Regel
gutes Ergebnis bei der WIG-Nachbehandlung. Besonders überraschend ist, daß gute Ergebnisse
in dem Flächen-Teilbereich erzielt werden, der umrandet ist durch die Kreise (1),
(2), (6), (7), d.h. 150 bis 250 A Stromstärke mit einer Streckenenergie von ca. 20
bis 60 kJ/cm, und weiterhin in dem Flächen-Teilbereich, der umrandet ist durch die
Kreise (3), (4), (5) und der bestimmmt ist durch eine Stromstärke zwischen 150 und
250 A sowie eine Streckenenergie zwischen etwa 6 und 10 kJ/cm. Dabei ist es zweckmäßig,
den Abstand der Schweißelektrode von der Schweißnahtoberfläche auf ca. 5 mm (mit
einer Toleranz bis + 2 mm) einzustellen.
[0046] Aus Fig. 5, in der die maximale Härte gegen die Streckenenergie aufgetragen ist,
können die Werte der Streckenenergie und Vorwärmtemperatur so ausgewählt werden,
daß die Vickershärte HV 10 einen als zweckmäßig vorgegebenen Grenzwert nicht überschreitet.
In der Fig. bedeutet die Angabe WIG" die in dem WIG-Nahtbereich erhaltenen Meßwerte
und die Angabe "WEZ" die Meßwerte der "Wärmeeinflußzone", die sich zum Werkstück hin
unmittelbar anschließt.
[0047] Fig. 6 zeigt die entsprechenden Kurven bei To = RT (Raumtemperatur 20°C) für die
drei dort bezeichneten Stahlqualitäten. Die Bedeutung der Angabe "WIG" und "WEZ"
stimmt mit der von Fig. 5 überein.
[0048] Bei entsprechend den obigen Diagrammen durchgeführten WIG-Nachbehandlungen der Schweißnähte
wurden mit Streckenenergien zwischen 6 und 60 kJ/cm WIG-Nahtbreiten zwischen 5 und
12 mm erzielt, die näherungsweise Übergangsradien zwischen 10 und 30 mm und Formzahlen
zwischen 1,12 und 1,02 zur Folge haben, und zwar in der Weise, daß durch die höheren
Streckenenergien höhere WIG-Nahtbreiten sowie Übergangsradien und durch letztere
niedrigere Formzahlen und damit höhere und bei Berücksichtigung der Sättigungsvorwärmtemperatur
sogar Höchstwerte der Schwingfestigkeit erzielt werden.
[0049] Die Betriebskontrolle bezüglich der Einhaltung der Behandlungsparameter zur Erniedrigung
der Formzahl, die zu einer Erhöhung der Schwingfestigkeit führt, kann vornehmlich
durch die einfache und kostengünstige Kontrolle der WIG-Nahtbreite erfolgen, da zwischen
der WIG-Nahtbreite und dem Übergangs radius eine direkte Proportionalität und zwischen
der WIG-Nahtbreite und der Formzahl eine umgekehrte Proportionalität besteht. Daher
ist die Schwingfestigkeit aus der WIG-Nahtbreite bei konstanter Vorwärmtemperatur
bei Streckenenergien bis zu ca. 50 kJ/cm berechenbar.
[0050] Die für die WIG-Nachbehandlung von Stumpfnähten (15 mm Blech) gültigen offenbarten
Größenwerte können mit Hilfe der Korrekturfaktoren gemäß dem t
8/5-Konzept (Stahl-Eisen-Werkstoffblatt 088) auf andere Blechdicken und Schweißnahtarten
umgerechnet werden. Das ist mit Hilfe des Kohlenstoffäquivalentes weiterhin auch
möglich für Stähle mit vergleichbarer Festigkeit aber stark abweichendem Kohlenstoffäquivalent.
1. Verfahren zur Verbesserung der Schwingfestigkeit von geschweißten Werkstücken
aus hochfesten Stählen, bei dem die Schweißnaht-Übergänge mit örtlicher Energiezufuhr
mit einer aus einem vorgegebenen Bereich ausgewählten Strekkenenergie (kJ/cm) nachbehandelt
werden, dadurch gekennzeichnet, daß die nachzubehandelnden geschweißten Werkstückzonen auf eine Temperatur oberhalb
Raumtemperatur (20°C) vorgewärmt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die örtliche Energiezufuhr durch ein Inertgas-Lichtbogenschweißen mittels Wolframelektrode
erfolgt (WIG-Behandlung).
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die örtliche Energiezufuhr durch Laserstrahlbeaufschlagung erfolgt.
4. Verfahren nach einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß für Stumpfnähte bei Blechdicken von 14 bis 16 mm und bei einer Streckenenergie
von 17 bis 21 kJ/cm die Sättigungsvorwärmtemperatur für Stahlqualitäten von StE 500
bis StE 890 im Bereich oberhalb der Raumtemperatur liegt, und zwar für die Stahlqualität
StE 690 mindestens 30°C und für die Stahlqualität StE 890 mindestens 80°C beträgt,
und daß für Stahlqualitäten mit der dazwischenliegenden Zugfestigkeit die Mindestvorwärmsättigungstemperatur
annähernd linear interpoliert und für Stahlqualitäten mit höherer Zugfestigkeit extrapoliert
werden.
5. Verfahren nach einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer höheren Streckenenergie eine niedrigere Sättigungsvorwärmtemperatur
gewählt wird, und zwar so, daß, vorzugsweise bei einem Verfahren nach Anspruch 4,
die Vorwärmtemperatur um je rund 4°C erniedrigt wird je kJ/cm, um die die Streckenenergie
19 kJ/cm überschreitet.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer niedrigeren Streckenenergie eine höhere Sättigungsvorwärmtemperatur
gewählt wird und zwar so, daß, vorzugsweise bei einem Verfahren nach Anspruch 4,
die Vorwärmtemperatur um je rund 6°C erhöht wird je kJ/cm, um die die Streckenenergie
19 kJ/cm unterschreitet.
7. Verfahren nach Anspruch 4, 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß für die Stahlqualität StE 690 bei einer Streckenenergie von etwa 28 kJ/cm eine
Sättigungsvorwärmtemperatur von mindestens 30°C und bei einer Streckenenergie von
etwa 9 kJ/cm eine Sättigungsvorwärmtemperatur von mindestens 120°C gewählt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 4, 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet daß für die Stahlqualität StE 890 bei einer Streckenenergie von etwa 28 kJ/cm eine
Sättigungsvorwärmtemperatur von mindestens 145°C und bei einer Streckenenergie von
etwa 9 kJ/cm eine Sättigungsvorwärmtemperatur von mindestens 235°C gewählt wird.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß für die Stahlqualität StE 690 in Abhängigkeit von der Streckenenergie (kJ/cm)
mindestens die Sättigungsvorwärmtemperaturen eingehalten werden, die sich durch
Interpolation zwischen den drei Wertepaaren (28 kJ/cm; 30°C), (19 kJ/cm; 70°C), 9
kJ/cm; 120°C) ergeben.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß für die Stahlqualität StE 890 in Abhängigkeit von der Streckenenergie (kJ/cm)
mindestens die Sättigungsvorwärmtemperaturen eingehalten werden, die sich durch
Interpolation zwischen den drei Wertepaaren (28 kJ/cm; 145°C), (19 kJ/cm; 180°C),
9 kJ/cm; 235°C) ergeben.
11. Verfahren nach einem oder mehreren der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß für hochfeste Stahlqualitäten mit Dauerschwingfestigkeiten zwischen 250 und
600 N/mm² die Sättigungsvorwärmtemperaturen mindestens die Werte haben, die sich aus
den analogen Kennlinien wie denen für StE 890 und StE 690 nach den Ansprüchen 9 und
10 ergeben.
12. Verfahren zur Verbesserung der Dauerschwingfestigkeit von geschweißten, hochfesten
Stählen, bei dem die Schweißnaht-Übergänge durch ein Inertgas-Lichtbogenschweißen
mittels Wolframelektrode (WIG) und mit einer aus einem vorgegebenen Bereich ausgewählten
elektrischen Streckenenergie (kJ/cm) nachbehandelt werden, insbesondere nach einem oder mehreren der Ansprüche 1, 2, 4 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Abstand der Schweißelektrode von der Schweißnahtoberfläche zwischen
etwa 2 bis 8 mm, vorzugsweise 3 bis 7 mm, insbesondere von 5 mm, die Stromstärke mindestens
150 A und höchstens 250 A beträgt, daß die Elektrodenvorschubgeschwindigkeit mindestens
2,0 cm/min und höchstens 33 cm/min beträgt, und daß die Streckenenergie im Bereich
von 6 bis 60 kJ/cm liegt.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer Streckenenergie zwischen ca. 20 bis 60 kJ/cm in einem Bereich gearbeitet
wird, der durch die vier Wertepaare (Stromstärke; Vorschubgeschwindigkeit) von (150
A; 2 cm/min), (150 A; 7 cm/min), (250 A; 4 cm/min), (250 A; 10 cm/min) begrenzt ist.
14. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer Streckenenergie zwischen ca. 6 bis 10 kJ/cm in einem Bereich gearbeitet
wird, der durch die drei Wertepaare (Stromstärke; Vorschubgeschwindigkeit) von (150
A; 20 cm/min), (250 A; 23 cm/min), (250 A; 33 cm/min) begrenzt ist.
15. Verfahren nach einem oder mehreren der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die nachzubehandelnden geschweißten Werkstücke mindestens auf eine solche Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur
vorgewärmt und mit einer solchen Streckenenergie WIG-behandelt werden, daß die Härtewerte
auf ca. 300 HV 10 begrenzt werden.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer WIG-Streckenenergie von 20 kJ/cm die Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur
für die Stahlqualität StE 890 mindestens ca. 300°C, für die Stahlqualität StE 690
mindestens 200°C und für die Stahlqualität StE 500 mindestens 100°C beträgt.
17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer Streckenenergie über 20 kJ/cm eine niedrigere Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur
gewählt wird.
18. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer Streckenenergie unter 20 kJ/cm eine höhere Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur
gewählt wird.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 18, dadurch gekennzeichnet, daß für die Stahlqualität StE 890 bei einer Streckenenergie von etwa 30 kJ/cm eine
Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur von mindestens ca. 200°C und bei einer Streckenenergie
von etwa 10 kJ/cm eine Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur von mindestens ca. 400°C
gewählt wird.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 18, dadurch gekennzeichnet, daß für die Stahlqualität StE 690 bei einer Streckenenergie von etwa 30 kJ/cm eine
Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur von mindestens ca. 100°C und bei einer Streckenenergie
von etwa 10 kJ/cm eine Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur von mindestens ca. 300°C
gewählt wird.
21. Verfahren nach einem oder mehreren der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Werkstücke mindestens auf eine Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur vorgewärmt
werden, die sich für die Stahlqualität StE 890 in Abhängigkeit von der Streckenenergie
(kJ/cm) durch Interpolation zwischen den drei Wertepaaren (30 kJ/cm; 200°C), (20
kJ/cm; 300°C), (10 kJ/cm; 400°C) ergibt.
22. Verfahren nach einem oder mehreren der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Werkstücke mindestens auf den Wert der Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur
erwärmt werden, der sich für die Stahlqualität StE 690 in Abhängigkeit von der Streckenenergie
(kJ/cm) durch Interpolation zwischen den drei Wertepaaren (30 kJ/cm; 100°C), (20
kJ/cm; 200°C), (10 kJ/cm; 300°C) ergibt.
23. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 19 bis 22, dadurch gekennzeichnet, daß Werkstücke aus hochfesten Stahlqualitäten mit einer Dauerschwingfestigkeit zwischen
250 und 600 N/mm² auf mindestens eine Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur erwärmt werden,
die sich aus den analogen Kennlinien in den Restbereichen für die Abhängigkeit der
Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur von der Strekkenenergie für StE 890 und StE 690
ergibt.
24. Verfahren nach einem oder mehreren der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Sättigungsvorwärmtemperatur bzw. die Härtebegrenzungsvorwärmtemperatur
bereits durch das der Nachbehandlung vorausgehende Verbindungsschweißen in das Werkstück
eingebracht und gehalten wird.
25. Verfahren nach einem oder mehreren der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die für die WIG-Behandlungen von Stumpf-Schweißnähten bei Blechen mit einem
Dickenbereich von 14 bis 16 mm gültigen Werte für die Streckenenergie (kJ/cm) und/oder
die Sättigungsvorwärmtemperatur bei abweichender Werkstück-Geometrie (Z.B. Blechdicke,
Nahtart) entsprechend der veränderten Wärmeableitung im Werkstück angepaßt werden.
26. Verfahren nach einem oder mehreren der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß für Stähle mit höherem Kohlenstoffäquivalent und den dadurch bedingten rißempfindlichen
Gefügearten die Streckenenergie und/oder die Sättigungsvorwärmtemperatur entsprechend
erhöht werden.