[0001] Die Erfindung betrifft ein Geschoß mit Treibladungssatz und Bodendüse nach den Merkmalen
des Oberbegriffes des Patentanspruches 1.
[0002] Derartige Geschosse können sogenannte Base-Bleed-Geschosse mit Gasgenerator zur Verminderung
des Bodensogs oder nachbeschleunigte RAP-Geschosse mit Raketenantrieb (Rocket-Assisted-Projectile)
sein. Ein nachbeschleunigtes Geschoß ist zum Beispiel aus dem Rheinmetall - Waffentechnischen
Taschenbuch, 6. Auflage 1983, Seite 489, Bild 1119 bekannt. Zum Erreichen größerer
Flugweiten haben derartige Geschosse im Heckteil einen Treibladungssatz, der beim
Abfeuern des Geschosses, z. B. aus einer großkalibrigen Rohrwaffe im Kaliber 155 mm
oder 205 mm, gezündet wird und durch Austreten der heißen Treibladungsgase durch die
Bodendüse dem Geschoß den erwünschten aerodynamischen Effekt verleiht, d. h. es während
des Fluges nachbeschleunigt bzw. den Gesamtwiderstand herabsetzt.
[0003] Zur Abdichtung gegen Umwelteinflüsse wie Feuchtigkeit, Staub usw. werden die Düsenöffnungen
der Bodendüse derartiger Geschosse üblicherweise verschlossen bzw. abgedichtet.
Hierbei stellen Gewindestopfen aus Metall oder Kunststoff und eingesteckte bzw. eingepreßte
Stopfen eine bekannte Verschlußmöglichkeit dar, die den Nachteil aufweist, daß diese
Stopfen vor dem Laden des Geschosses in die Waffe von Hand entfernt werden müssen.
Weiterhin sind auch dünne Abdeckfolien aus Metall, Papier oder Kunststoff bekannt.
Eine aus der DE-A 32 48 014 bekannte Blech-Abdeckfolie, vorzugsweise mit vorgegebenen
Sollbruchstellen, platzt beim Abfeuern des Geschosses von außen nach innen in die
Düsenöffnung durch den hohen Gasdruck der Treibladungsgase während der Beschleunigungsphase
im Rohr auf und ermöglicht die Zündung der im Heckbereich des Geschosses angeordneten
Treibladung (Base-Bleed-Satz).
[0004] Die Befestigung dieser Abdeckscheibe, die einen napfförmigen Außenrand aufweisen
muß, kann in arbeitsaufwendiger Weise durch Schweißen, Löten oder auch durch Festklemmung
mittels einer Überwurfmutter realisiert werden. Die Dicke der Abdeckung soll zwischen
etwa 0,5 und 1,0 mm betragen.
[0005] Derartig dünne und starre Folien sind sehr empfindlich gegen mechanische Beanspruchung
wie z. B. Druck oder Stoß, so daß sie bereits bei Handhabung (Umladung, Transport)
des Geschosses einreißen und ihre Schutzfunktion gegen Umwelteinflüsse nicht mehr
erfüllen können. Außerdem besteht die Gefahr, daß Teile einer metallischen Abdeckscheibe
sich nach Abschuß in die Düsenöffnung zurückbiegen und sich dort festsetzen und den
Querschnitt der Düsenöffnung nachteilig verändern.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Abdeckung für Bodendüsen von eingangs
beschriebenen Geschossen anzugeben, die einerseits einen sicheren Schutz gegen Umwelteinflüsse
darstellt und andererseits eine sichere Durchzündung sowie einen störungsfreien Ausbrand
des geschoßinternen Treibladungssatzes gestattet.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Dichtscheibe in der Düsenöffnung
aus einer fest einvulkanisierten Gummischeibe oder eingespritzten Kunststoffscheibe
besteht. Die Dichtscheibe ist dadurch vorteilhafterweise elastisch nachgiebig gegen
zahlreiche äußere Beanspruchungen und platzt bei Abschuß des Geschosses störungsfrei
auf.
[0008] Für eine bessere Befestigung innerhalb der sich axial erstreckenden Wandung der
Düsenbohrung ist die Dichtscheibe vorteilhafterweise zum Rand hin dicker als in der
Mitte ausgebildet.
[0009] Ein Verfahren zur Herstellung eines Geschosses mit in die Bodendüse einvulkanisierter
Gummischeibe ist in den Merkmalen des Verfarensanspruches 5 beschrieben. Anspruch
6 gibt die Verfahrensschritte zur Herstellung einer eingespritzten Kunststoffscheibe
an.
[0010] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines zeichnerisch dargestellten Ausführungsbeispieles
näher erläutert.
[0011] Es zeigen:
Figur 2: ein Artilleriegeschoß in Seitenansicht mit Aufschnitt im Heckbereich und
Figur 2: eine vergrößerte Darstellung des geschnittenen Geschoßheckbereiches mit der
erfindungsgemäßen Düsenabdeckung.
[0012] Ein Artilleriegeschoß 10 weist im mittleren Bereich eine zylinderförmige vollkalibrige
Geschoßhülle 12 auf, nach vorne verjüngt sich das Geschoß in einer Ogive 14 mit einem
spitzenseitigen Zünder 16.
[0013] Heckseitig ist ein topfförmiger Geschoßboden 18 mit zentraler Düsenöffnung 20 über
eine geeignete Verbindung mit der Geschoßhülle 12 vorgesehen.
Innerhalb des Geschosses ist heckseitig ein Treibladungssatz 22 (Base-Bleed-Satz)
mit zentralem Zündkanal 24 angeordnet.
In die Düsenöffnung 20 ist eine Dichtscheibe 26 aus Gummi bzw. Kautschuk fest einvulkanisiert
(oder aus Kunststoff, z. B. Nylon, Polyamid oder Polyvinylchlorid fest eingespritzt).
[0014] Die Dichtscheibe 26 ist für eine bessere Befestigung in der Düsenöffnung 20 am umfangsseitigen
Rand dicker als in der Mitte ausgebildet.
[0015] Ein Verfahren zur Herstellung des Geschoßbodens 18 mit in die Bodendüse 20 einvulkanisierter
Gummischeibe 18 umfaßt folgende Schritte:
- das topfförmige Bodenstück (18) des Geschosses (10) bzw. ein Düseneinsatzstück wird
als Einzelteil in eine entsprechende Vulkanisierungseinrichtung eingelegt,
- die Düsenöffnung (20) wird von der Geschoßinnenseite her mittels eines Stempels,
einer Scheibe oder ähnlichem verschlossen,
- in die verbleibende Vertiefung der Düsenöffnung (20) entsprechend der Wanddicke
des Bodenstückes (18) wird eine flüssige Kautschukmischung eingefüllt,
- die Kautschukmischung wir unter Druck und bei erhöhter Temperatur zu der Gummidichtscheibe
(26) ausvulkanisiert und
- das topfförmige Bodenstück (18) bzw. das Düseneinsatzstück wird nach Einsetzen
des Treibladungssatzes und gegebenenfalls weiterer Innenteile wie z. B. Zünd- und
Sicherungseinheit, Tochtergeschosse oder ähnlichem fest mit dem vorderen Geschoßkörperteil
(12) verbunden.
[0016] Die Gummischeibe kann auch in ein separates (zeichnerisch nicht dargestelltes) Einsatzstück
einvulkanisiert werden, das dann in die Düsenöffnung eingesetzt (verschraubt oder
ähnliches) wird. Entsprechendes gilt für die Kunststoffscheibe.
[0017] Die Erfindung ist zu dem angegebenen Zweck ebenso auf andere Geschosse oder Flugkörper
(Raketen) anwendbar, die rückwärtige Bodendüsen aufweisen und mit innerhalb der Brennkammer
angeordnetem Zünder versehen sind.
1. Geschoß mit Treibladungssatz und Bodendüse, bei dem nach Abschuß aus einer Rohrwaffe
während des Geschoßfluges heiße Treibladungsgase aus der Bodendüse austreten, wobei
zur Abdichtung gegen Umwelteinflüsse bei Lagerung des Geschosses eine Dichtscheibe
in der Bodendüse vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Dichtscheibe (26) aus Gummi oder Kunststoff besteht.
2. Geschoß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dichtscheibe (26) aus einer in die Öffnung der Bodendüse (20) bzw. in ein
dort angeordnetes Einsatzstück fest einvulkanisierten Gummischeibe besteht.
3. Geschoß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dichtscheibe (26) aus einer in die Öffnung der Bodendüse (20) bzw. in ein
dort angeordnetes Einsatzstück im Spritzguß-Verfahren fest eingebrachten Kunststoffscheibe
besteht.
4. Geschoß nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Dichtscheibe (26) zum Rand hin dicker als in der Mitte ausgebildet ist.
5. Verfahren zur Herstellung eines Geschosses mit in die Bodendüse einvulkanisierter
Gummischeibe nach den Ansprüchen 1, 2 und 4 mit folgenden Verfahrensschritten:
- das topfförmige Bodenstück (18) des Geschosses (10) bzw. ein Düseneinsatzstück wird
als Einzelteil in eine entsprechende Vulkanisierungseinrichtung eingelegt,
- die Düsenöffnung (20) wird von der Geschoßinnenseite her mittels eines Stempels,
einer Scheibe oder ähnlichem verschlossen,
- in die verbleibende Vertiefung der Düsenöffnung (20) entsprechend der Wanddicke
des Bodenstückes (18) wird eine flüssige Kautschukmischung eingefüllt,
- die Kautschukmischung wird unter Druck und bei verfahrensbedingten Temperaturen
zu der Gummidichtscheibe (26) ausvulkanisiert und
- das topfförmige Bodenstück (18) bzw. das Düseneinsatzstück wird nach Einsetzen
des Treibladungssatzes und gegebenenfalls weiterer Innenteile wie z. B. Zünd- und
Sicherungseinheit, Tochtergeschosse oder ähnlichem fest mit dem vorderen Geschoßkörperteil
(12) verbunden.
6. Verfahren zur Herstellung eines Geschosses mit in die Bodendüse eingespritzter
Kunststoffscheibe nach den Ansprüchen 1, 3 und 4 mit folgenden Verfahrensschritten:
- das topfförmige Bodenstück (18) des Geschosses (10) bzw. ein Düseneinsatzstück wird
als Einzelteil in eine entsprechende Spritzgußeinrichtung eingelegt,
- die Düsenöffnung (20) wird von der Geschoßinnenseite her mittels eines Stempels,
einer Scheibe oder dergleichen verschlossen,
- in die verbleibende Vertiefung der Düsenöffnung (20) entsprechend der Wanddicke
des Bodenstückes (18) wird bei erhöhter Temperatur eine flüssige Kunststoffmasse eingespritzt,
- die Kunststoffmasse wird ggf. unter Druck durch Abkühlung zu der Kunststoff-Dichtscheibe
(26) ausgehärtet und
- das topfförmige Bodenstück (18) bzw. das Düseneinsatzstück wird nach Einsetzen
des Treibladungssatzes und gegebenenfalls weiterer Innenteile wie z. B. Zünd- und
Sicherungseinheit, Tochtergeschosse oder ähnlichem fest mit dem vorderen Geschoßkörperteil
(12) verbunden.