[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Beseitigen von in
der Papier- und Kartonindustrie beim Altpapierrecycling anfallenden Fang- und Reststoffen,
wobei die Fangstoffe vorentwässert werden.
[0002] Beim Altpapierrecycling wird der Rohstoff, d. h. die Papierfaser geschädigt. Eine
Papierfaser kann vier- bis sechsmal wiederverwendet werden, bevor sie bricht. Die
hier entstehenden Faserstücke reichern sich im Produktionswasser an und werden über
Flotationsanlagen aufgefangen. Das Konzentrat besteht zum überwiegenden Teil aus
Holz- und Zellstoffasern, die man Fangstoffe nennt. Die Reststoffe bestehen zu mehr
als 95 Gew.-% aus Kunststoffanteilen in Form von Klebebändern, Folien usw., die direkt
aus dem Recyclingprozeß abgetrennt und üblicherweise unabhängig zu den Fangstoffen
geführt werden. Unter Reststoffen wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung auch sogenanntes
"reject" verstanden.
[0003] Im Rahmen der bekannten Maßnahmen der eingangs genannten Art hat man die Fangstoffe
lediglich mechanisch bis auf einen Trockengehalt von etwa 35% entwässert und danach
einer Deponie zugeführt. Auch die Reststoffe wurden unabhängig davon deponiert. Berücksichtigt
man, daß etwa 10% des Altpapiereinsatzes in Form von Fang- und Reststoffen anfallen,
wobei das Gewichtsverhältnis von Fangstoffen zu Reststoffen etwa 9 : 1 beträgt, und
aus ökologischen Gründen ein erhöhter Altpapiereinsatz gefordert wird und auf der
anderen Seite die zur Verfügung stehenden Deponiekapazitäten knap per werden, wird
unmittelbar deutlich, daß andere Wege zur Beseitigung der Fang- und Reststoffe gefunden
werden müssen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Maßnahmen zur Beseitigung der Fang- und
Reststoffe zu finden, die nicht mehr von Entsorgungs- bzw. Deponieproblemen belastet
sind.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe lehrt die Erfindung in verfahrensmäßiger Hinsicht, daß
die vorentwässerten Fangstoffe bis auf einen Restwassergehalt von, bezogen auf die
Fangstoffmenge, 25 Gew.-% getrocknet und anschließend fortlaufend geschichtet, mit
den Reststoffen überschichtet und mit Unterwind unter Bildung von Schlacke verbrannt
werden.
[0006] Die Erfindung geht hierbei von der Erkenntnis aus, daß die vorentwässerten Fangstoffe
nach weiterer Trocknung ohne weiteres, d. h. ohne Primärenergie mit den Reststoffen
verbrannt werden können, wenn die Verbrennung in Form einer Schichtung erfolgt, wobei
die untere Schicht von den Fangstoffen und die obere Schicht von den Reststoffen gebildet
wird. Die entstehende Schlacke kann anderweitig verwendet werden, stellt jedenfalls
mengenmäßig kein Deponieproblem mehr dar.
[0007] Für die weitere Ausgestaltung bestehen im Rahmen der Erfindung mehrere Möglichkeiten.
So werden nach einer bevorzugten Ausführungsform die bei der Verbrennung der Fang-
und Reststoffe entstehenden Verbrennungsgase einer Wärmerückgewinnung unterworfen,
insbesondere zur Wasserdampferzeugung eingesetzt; hier erfolgt also eine Ausnutzung
der entstehenden Verbrennungswärme. Empfehlenswert ist es, die vorentwässerten Fangstoffe
bis auf einen Restwas sergehalt von, bezogen auf die Fangstoffmenge, 20 Gew.-% zu
trocknen; dann ist das Verfahren bezüglich der Verbrennung der Reststoffe nicht
so empfindlich. Der erzeugte Wasserdampf kann bei der Papierherstellung verwendet
werden, man kann aber auch wie nach bevorzugter Ausführungsform die vorentwässerten
Fangstoffe durch Beheizung mit zumindest einem Teil des erzeugten Wasserdampfes vortrocknen.
Allein oder in Kombination dazu können aber die vorentwässerten Fangstoffe auch mit
zumindest einem Teil bei der Verbrennung der Fang- und Reststoffe entstehenden Verbrennungsgase
getrocknet werden. In diesem Zusammenhang entledigt man sich auf besonders einfache
Weise möglichen Abluftproblemen, indem die bei der Trocknung der Fangstoffe entstehende
Abluft zusammen mit den bei der Verbrennung der Fang- und Reststoffe entstehenden
Verbrennungsgasen einer Nachverbrennung unterworfen wird. Die getrockneten und geschichteten
Fangstoffe können mit, bezogen auf die Feststoffmenge, bis zu 100 Gew.-% Reststoffen
überschichtet und der Verbrennung zugeführt werden; optimale Verhältnisse sind jedoch
gegeben, wenn die getrockneten und geschichteten Fangstoffe mit, bezogen auf die
Feststoffmenge, höchstens 15 Gew.-% Reststoffen überschichtet und der Verbrennung
zugeführt werden. Zweckmäßigerweise wird man die Verbrennungsgase einer Entstaubung
unterwerfen. Jedenfalls empfiehlt es sich, Flugasche aus den Verbrennungsgasen in
die Schlacke einzubinden. Diese Schlacke kann jedenfalls ohne weiteres als Baustoff
eingesetzt werden, so daß insgesamt dann überhaupt keine Deponieprobleme mehr anfallen.
[0008] Gegenstand der Erfindung ist auch eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens;
diese ist entsprechend gekennzeichnet durch einen Verbrennungsofen mit schräggestelltem
Schwingrost und Unterwindzuführung, mit über dem oberen Rostende angeordnetem, über
eine Transporteinrichtung mit einem Trockner für die vorentwässer ten Fangstoffe
verbundenen Aufgabedosierer für die getrockneten Fangstoffe, mit neben bzw. in Richtung
der Rostschräge nach unten gesehen hinter dem Aufgabedosierer für die Fangstoffe angeordnetem
Aufgabedosierer für die Reststoffe und mit einem unter dem Schwingrost vorgesehenen
Schlackensammler. Hier nutzt die Erfindung die Erkenntnis, daß ein schräggestellter
Schwingrost eine einwandfreie Verbrennung der geschichteten Fang- und Reststoffe gestattet,
ohne daß die Reststoffeschicht sich mit der Fangstoffeschicht vermischt und im Zuge
der Verbrennung den Schwingrost zusetzt. Vorzugsweise ist dem Verbrennungsofen in
Strömungsrichtung der Verbrennungsgase gesehen ein Wärmerückgewinnungsaggregat, insbesondere
ein Wasserdampferzeuger, nachgeschaltet. Dieser kann mit dem Trockner verbunden sein.
Außerdem sollte der Verbrennungsofen in Strömungsrichtung der Verbrennungsgase gesehen
hinter dem Schwingrost mit einer zum Trockner geführten Verbrennungsgaszweigleitung
versehen sein, um die in den Verbrennungsgasen noch immanente Wärme zur Trocknung
der Fangstoffe einsetzen zu können. Der Trockner sollte dann mit seinem Abluftauslaß
an eine Nachverbrennungskammer des Verbrennungsofens angeschlossen sein. Eventuelle
Flugascheauslässe sind mit dem Verbrennungsofen zu verbinden, damit die Flugasche
in die Schlacke eingebunden wird und keiner separaten Entsorgung bedarf. Vorzugweise
münden die Flugascheauslässe im Schlackebereich des Schwingrostes in den Verbrennungsofen
ein.
[0009] Im folgenden wird die Erfindung anhand einer Zeichnung näher erläutert.
[0010] Die einzige Zeichnungsfigur zeigt schematisch eine Vorrichtung zum Beseitigen von
Fangstoffen einerseits und Reststoffen andererseits, wie sie in der Papier- und Kartonindustrie
beim Altpapierrecycling anfallen. Die Fangstoffe sind dabei in üblicher Form vorentwässert.
[0011] Man erkennt in der Hauptsache einen Verbrennungsofen 1 mit schräggestelltem Schwingrost
2 und Unterwindzuführung 3. Über dem oberen Rostende ist ein Aufgabedosierer 4 für
die Fangstoffe angeordnet, der über eine Transporteinrichtung 5 mit einem Trockner
6 für die vorentwässerten Fangstoffe verbunden ist. Neben bzw. in Richtung der Rostschräge
nach unten gesehen ist hinter dem Aufgabedosierer 5 für die Fangstoffe ein weiterer
Aufgabedosierer 7 für die Reststoffe vorgesehen, die ohne weitere Aufbereitung zugeführt
werden. Unter dem Schwingrost 2 erkennt man einen Schlackensammler 8. Dem Verbrennungsofen
1 ist in Strömungsrichtung der Verbrennungsgase gesehen ein Wärmerückgewinnungsaggregat
in Form eines Wasserdampferzeugers 9 nachgeschaltet. Dieser ist über eine schematisch
angedeutete Leitung 10 mit dem Trockner 6 verbunden. Außerdem erkennt man, daß der
Verbrennungsofen 1 in Strömungsrichtung der Verbrennungsgase gesehen hinter dem Schwingrost
2 mit einer zum Trockner 6 geführten Verbrennungsgaszweigleitung 11 versehen ist und
der Trockner 6 mit seinem Abluftauslaß an eine Nachverbrennungskammer 12 des Verbrennungsofens
angeschlossen ist. Diese Nachverbrennungskammer 12 kann zur Verringerung des CO-Gehaltes
der Verbrennungsgase und zur Unterstützung der Nachverbrennung mit nicht dargestellten
Sekundärluftzuführungen versehen sein. Dem Wasserdampferzeuger 9 folgen ein übliches
Trockenentstaubungsaggregat 13 und ein Kamin 14. Das Trockenentstaubungsaggregat
13 und der Wasserdampferzeuger 9 weisen jeweils einen Flugascheauslaß 15 bzw. 16 auf,
die über eine Leitung 17 mit dem Verbrennungsofen 1 verbunden sind. Die Leitung 17
mündet im Schlackebereich des Schwingrostes 2 in den Verbrennungsofen 1. Die insoweit
zurückgeführte Flugasche wird so mit Sekundärluft im Bereich der Schlackezone zugeführt
und in die Schlacke eingebunden.
[0012] Die Funktionsweise der beschriebenen Vorrichtung ergibt sich unschwer aus der Figur.
Die vorentwässerten Fangstoffe werden bis auf einen Restwassergehalt von, bezogen
auf die Feststoffmenge, 25 Gew.-%, insbesondere 20 Gew.-%, im Trockner 6 getrocknet.
Diese Trocknung kann durch Beheizung mit zumindest einem Teil des erzeugten Wasserdampfes
und/oder mit zumindest einem Teil der bei der Verbrennung der Fang- und Reststoffe
entstehenden Verbrennungsgase getrocknet werden. Die im letzten Fall entstehende
Abluft wird dann zusammen mit den Verbrennungsgasen in der Nachverbrennungskammer
12 einer Nachverbrennung unterworfen. Mit Hilfe des Aufgabedosierers 4 werden die
getrockneten Fangstoffe fortlaufend geschichtet auf den Schwingrost 2 aufgegeben.
Unmittelbar darüber werden mit, bezogen auf die Feststoffmenge, höchstens 100 Gew.-%,
vorzugsweise höchstens 15 Gew.-%, die Reststoffe überschichtet und das ganze dann
mit Unterwind unter Bildung von Schlacke verbrannt. Dieser Schlacke wird die Flugasche
aus der Trockenentstaubung beigegeben. Die naß aufgenommene Schlacke wird in der Bauindustrie
verwendet.
1. Verfahren zum Beseitigen von in der Papier- und Kartonindustrie beim Altpapierrecycling
anfallenden Fang- und Reststoffen, wobei die Fangstoffe vorentwässert werden, dadurch gekennzeichnet, daß die vorentwässerten Fangstoffe bis auf einen Restwassergehalt von, bezogen auf
die Fangstoffmenge, 25 Gew.-% getrocknet und anschließend fortlaufend geschichtet,
mit den Reststoffen überschichtet und mit Unterwind unter Bildung von Schlacke verbrannt
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die bei der Verbrennung
der Fang- und Reststoffe entstehenden Verbrennungsgase einer Wärmerückgewinnung unterworfen,
insbesondere zur Wasserdampferzeugung eingesetzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die vorentwässerten
Fangstoffe bis auf einen Restwassergehalt von, bezogen auf die Feststoffmenge, 20
Gew.-% getrocknet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die vorentwässerten
Fangstoffe durch Beheizung mit zumindest einem Teil des erzeugten Wasserdampfes vorgetrocknet
werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die vorentwässerten
Fangstoffe mit zumindest einem Teil der bei der Verbrennung der Fang- und Reststoffe
entstehenden Verbrennungsgase getrocknet werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die bei der Trocknung der
Fangstoffe entstehende Abluft zusammen mit den bei der Verbrennung der Fang- und Reststoffe
entstehenden Verbrennungsgase einer Nachverbrennung unterworfen wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die getrockneten
und geschichteten Fangstoffe mit, bezogen auf die Feststoffmenge, höchstens 100 Gew.-%
und insbesondere mit, bezogen auf die Feststoffmenge, höchstens 15 Gew.-% Reststoffen
überschichtet und der Verbrennung zugeführt werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß Flugasche
aus den bei der Verbrennung der Fang- und Reststoffe entstehenden Verbrennungsgase
in die Schlacke eingebunden wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Schlacke
als Baustoff eingesetzt wird.
10. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
gekennzeichnet durch einen Verbrennungsofen (1) mit schräggestelltem Schwingrost (2) und Unterwindzuführung
(3), mit über dem oberen Rostende angeordnetem, über eine Transporteinrichtung (5)
mit einem Trockner (6) für die vorentwässerten Fangstoffe verbundenen Aufgabedosierer
(4) für die getrockneten Fangstoffe, mit neben bzw. in Richtung der Rostschräge nach
unten gesehen hinter dem Aufgabedosierer (4) für die Fangstoffe angeordnetem Aufgabedosierer
(7) für die Reststoffe und mit einem unter dem Schwingrost (2) vorgesehenen Schlackensammler
(8).
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß dem Verbrennungsofen
(1) in Strömungsrichtung der Verbrennungsgase gesehen ein Wärmerückgewinnungsaggregat,
insbesondere ein Wasserdampferzeuger (9) nachgeschaltet ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Wasserdampferzeuger
(9) mit dem Trockner (6) verbunden ist.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß der
Verbrennungsofen (1) in Strömungsrichtung der Verbrennungsgase gesehen hinter dem
Schwingrost (2) mit einer zum Trockner (6) geführten Verbrennungsgaszweigleitung (11)
versehen ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß der Trockner (6) mit
seinem Abluftauslaß an eine Nachverbrennungskammer (12) des Verbrennungsofens (1)
angeschlossen ist.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß Flugascheauslässe
(15, 16) mit dem Verbrennungsofen (1) verbunden sind.
16. Vorrichtung nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Flugascheauslässe
(15, 16) im Schlackebereich des Schwingrostes (2) in den Verbrennungsofen (1) einmünden.