[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung für eine um eine Schildzapfenachse höhenrichtbare
Rohrwaffe zur Gewährleistung eines automatischen Hülsenauswurfs.
[0002] Es ist zwar aus der EP 01 41 900 B1 bekannt, leere Patronenhülsen über einen Hülsenräumer
im Turm eines Panzers aufzufangen und anschließend aus dem Bereich des Panzerturmes
auszustoßen.
[0003] Ebenfalls ist es aus der EP 01 49 014 A3 bekannt, leere Patronenhülsen durch eine
automatisch antreibbare Auswerfvorrichtung heckseitig aus dem Turm zu werfen.
[0004] Bei beiden bekannten Ausführungen sind jedoch für die Entfernung der leeren Patronenhülsen
zwei Verfahrensschritte erforderlich. Die leeren Hülsen werden dabei zunächst in
der Feuerstellung nach der Schußabgabe durch einen am Bodenstück befestigten und durch
die Öffnungsbewegung des Verschlußkeiles bewegbaren Hülsenauswerfer aus dem Ladungsraum
in die vorbeschriebenen Vorrichtungen befördert, durch welche im zweiten Verfahrensschritt
die Patronenhülsen aus dem Turmbereich entfernt werden. Dieser zweite Verfahrensschritt
erfolgt unmittelbar vor dem Ladevorgang des Waffenrohres in einer dafür einzunehmenden
Indexstellung.
[0005] Eine direkte also gleichzeitige Entfernung der leeren Patronenhülsen aus dem Ladungsraum
und dem Turmbereich allein durch den den ersten Verfahrensschritt durchführenden
Hülsenauswerfer, ist bei den bekannten Ausführungen nicht möglich, weil bei diesen
Rohrwaffen der Rohrvorlauf ausschließlich in der Feuerstellung erfolgt.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, dem Waffenrohr eine Vorrichtung zuzuordnen, die in
einer eingenommenen Indexstellung des Waffenrohres einen direkten automatischen Hülsenauswurf
in den Außenbereich des Turmes während des Waffenrohrvorlaufs gestattet.
[0007] Gelöst wird diese Aufgabe durch die im Patentanspruch 1 angegebenen Merkmale. Vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung gehen aus den Unteransprüchen hervor.
[0008] Die erfindungsgemäß als Vorlaufsperrvorrichtung ausgebildeten Mittel ermöglichen
es in vorteilhafter Weise, den Hülsenauswurf noch während des Rohrvorlaufs ausschließlich
durch den innerhalb des Bodenstückes angeordneten Hülsenauswerfer in einem Bewegungsschritt
direkt aus dem Turm zu befördern. Dadurch werden Nachteile hinsichtlich einer Harmonisierung
eines waffenexternen Hülsenauswerfers mit automatischen Ladeeinrichtungen durch Wegfall
dieses externen Hülsenauswerfers vermieden. Des weiteren werden durch die sofortige
Entfernung der durch die Schußabgabe erhitzten Metallhülsen innerhalb des Turmes
Belästigungen durch Rauchentwicklung vermieden.
[0009] In weiter vorteilhafter Weise ist die Vorlaufsperreinrichtung seitlich an der Rohrwiege
befestigt, so daß hinter der Waffe keine Raumverengungen für Ladeeinrichtungen entstehen.
Die Waffenanlage ist somit nach dem Hülsenauswurf direkt für den nächsten Ladevorgang
verfügbar.
[0010] Die Ausbildung der Vorlaufsperrvorrichtung als hydraulische Kolbenzylindereinheit,
ermöglicht es auf einfache und sichere Weise den Waffenrohrvorlauf durch Schließen
eines internen Rückschlagventiles solange zu unterbrechen, bis ein ausschließlich
nur in der Indexposition des Waffenrohres betätigbares externes Ventil eine Umgehungsleitung
zur Fortführung des Waffenrohrvorlaufs geöffnet hat.
[0011] Die Erfindung wird anhand eines Ausführungsbeispieles in den nachfolgenden Zeichnungen
näher erläutert.
[0012] Es zeigt:
Figur 1: eine Rohrwaffe mit einer seitlich an der Rohrwiege angeordneten Vorlaufsperrvorrichtung;
Figur 2: die Vorlaufsperrvorrichtung in einem Längsschnitt;
Figur 3: das Waffenrohr entlang eines in der Figur 1 mit III-III angegebenen Schnittverlaufs
in verschiedenen Höhenrichtpositionen mit Anordnung einer turmfesten Führung;
Figur 4: die Führung in einer in der Figur 3 mit IV gekennzeichneten Ansicht;
Figur 5: einen in der Figur 1 mit V-V gekennzeichneten Schnittverlauf;
Figur 6: das Bodenstück mit Verschlußkeil und Hülsenauswerfer in einer räumlichen
Darstellung;
Figur 7: eine in der Figur 6 mit VII-VII gekennzeichneten Schnittverlauf;
Figur 8: einen Querschnitt durch eine hintere Turmhälfte mit Darstellung eines direkten
Hülsenauswurfs.
[0013] Die Figur 1 verdeutlicht eine um eine Schildzapfenachse 2 höhenrichtbare Rohrwaffe
3 mit einem am Waffenrohr 5 und einem heckseitig daran befestigten Bodenstück 11.
An einer um die Schildzapfenachse 2 schwenkbeweglichen Rohrwiege 9 ist, wie insbesondere
auch Figur 5 zeigt, seitlich eine Vorrichtung 1 für eine Vorlaufsperrung angeordnet,
die zur Durchführung ihrer Funktion mit dem Bodenstück 11, als Teil der rücklaufenden
Masse, und mit einer turmfesten Führung 29 korrespondiert. Auf der anderen Waffenrohrseite
ist eine bekannte Waffenrohrrücklaufbremse 48 und ein bekannter Rohrvorholer 37 befestigt.
[0014] Die in der Figur 2 dargestellte Vorrichtung 1 enthält Mittel, die den Waffenrohrvorlauf
in jeder von einer in der Figur 3 dargestellten Indexstellung 4 des Waffenrohres 5
abweichenden Feuerstellung 6 im Winkelbereich α und β solange unterbrechen, bis das
Waffenrohr 5 die Indexstellung 4 eingenommen hat. Diese Mittel werden im wesentlichen
durch eine hydraulische Kolbenzylindereinheit 7, durch ein in dieser Einheit integriertes
Rückschlagventil 13, durch einen Wärmeausgleichskolben 15 und durch ein extern angeordnetes
entsperrbares Ventil 18 gebildet.
[0015] Die hydraulische Kolbenzylindereinheit 7 wird aus einem dünnwandigen Zylinderrohr
8 gebildet und ist auf nicht dargestellte Weise mit der Rohrwiege 9 verbunden. Auf
der einen Seite wird der Zylinder 8 durch eine Lagerbuchse 34 für eine Kolbenstange
10 verschlossen, während die andere Seite durch eine Führung 35 des Wärmeausgleichskolben
15 verschlossen ist.
[0016] Die Kolbenstange 10 ist an einem Ende außerhalb des Zylinders 8 mit dem Bodenstück
11 verbunden, während am anderen Ende ein hohl ausgebildeter Kolben 12 angeordnet
ist, der aus einem an der Innenwand 19 anliegenden Zylinderrohr 20 sowie aus einem
kegelig verlaufenden und mit der Kolbenstange 10 verbundenen Aufnahmestück 21 besteht.
Das Aufnahmestück 21 enthält Durchlaßbohrungen 22 und das äußere Ende des Zylinderrohres
20 einen Sitz 23 für das Rückschlagventil 13.
[0017] Das auf dem Sitz 23 des Kolbens 12 eine Schließstellung einnehmende Rückschlagventil
13 ist auf einer mit der Kolbenstange 10 verbundenen Stangenführung 24 gleitbar angeordnet,
wobei am freien Ende der Stangenführung 24 eine letztere umhüllende und zum Schließen
des Rückschlagventiles 13 vorgesehene Druckfeder 25 an einem Anschlag 26 der Stangenführung
24 anliegt.
Die abzudichtenden Stellen des Kolbens 12, des Ventiles 13, des Wärmeausgleichskolbens
15 und der Lagerbuchse 34 sind mit geeigneten Dichtelementen 49 ausgerüstet.
[0018] Das Rückschlagventil 13 öffnet beim Waffenrohrrücklauf, wobei das Hydraulikmedium
aus dem die Kolbenstange 10 umgebenden Zylinderraum 16 durch die Bohrungen 22 hindurch
in den Zylinderraum 14 vor das Rückschlagventil 13 strömt. Beim Waffenrohrrücklauf
wird das Rückschlagventil 13 unter der Kraft der Feder 25 geschlossen, wodurch die
Vorholbewegung des Waffenrohres 5 unterbrochen wird.
[0019] Der die andere Seite des Zylinderraumes 14 abschließende Wärmeausgleichskolben 15
weist einen an einem außerhalb des Zylinders 8 über ein Führungsrohr 27 mit ihm verbundenen
Anschlag 28 zur Hubbegrenzung auf. Dadurch, daß die Hubgänge 29 des Wärmeausgleichskolben
15 durch den Anschlag 28 begrenzt ist, vermag der Wärmeausgleichskolben 15 dem rücklaufenden
Kolben 12 und insbesondere dem durch die Kolbenstange 10 freiwerdenden Hydraulikmedium,
nur in der begrenzten Hublänge a unter der Kraft einer Feder 30 zu folgen. Es entsteht
somit beim Rohrrücklauf in dem Zylinderraum 14 durch die ausziehende Kolbenstange
4 ein Fehlvolumen an Hydraulikflüssigkeit, das nicht durch den Wärmeausgleichskolben
15 ausgeglichen wird.
[0020] Beim Waffenrohrvorlauf wird die Kolbenstange 10 wieder in den Zylinder 8 eingeschoben.
Das geschlossene Rückschlagventil 13 verhindert ein Zurückströmen des Hydraulikmediums
aus dem Zylinderraum 14 in den Zylinderraum 16. Nach vollständiger Auffüllung des
Fehlvolumens stößt die Kolbenstange 10 auf die Ölsäule, wodurch die Vorlaufbewegung
des Kolbens 12 und somit des Waffenrohres 5 beendet ist.
[0021] Diese Unterbrechung des Waffenrohrvorlaufs, die nach einem waffenspezifisch festgelegten
Teil des gesamten Vorlaufweges erfolgt, bleibt solange bestehen, bis das Waffenrohr
5 aus der Feuerstellung 6 in die Indexposition 4 um die Schildzapfenachse 2 geschwenkt
ist. Erst in der eingenommenen Indexposition 4, die beispielsweise 0° Rohrerhöhung
betragen kann, sorgt ein über eine externe Leitung 17 mit den beiden Zylinderräumen
14, 16 verbundenes entsperrbares Ventil 18 dafür, daß das vorzugsweise aus Öl bestehende
Hydraulikmedium wieder aus dem Zylinderraum 14 in den Zylinderraum 16 zurückströmen
und der weitere Waffenrohrvorlauf durch die Kraft des Rohrvorholers 37 (Fig. 5) erfolgen
kann.
[0022] Zur Entsperrung des vorzugsweise als entsperrbares Rückschlagventil ausgebildeten
Ventiles 18 in der Indexposition 4 ist, in nicht näher dargestellter Weise, turmfest
eine in den Figuren 3 und 4 dargestellte Führung 29 vorgesehen, wodurch das Ventil
18 über einen in der Führung 29 entlanggleitenden Auslösehebel 30 mechanisch betätigt
werden kann. Diese Führung ist segmentartig aufgebaut und kreisförmig um die Schildzapfenachse
2 angeordnet, wobei die Führungsebene 31 im Bereich der Indexposition 4 des Waffenrohres
5 einen hervorstehenden Nocken 32 enthält, der einen beispielsweise sinus-kurvenähnlichen
Verlauf 33 zur Auslösung des Hebels 30 annimmt.
[0023] Während dieser in der Indexposition 4 erfolgenden Vorlaufbewegung des Waffenrohres
5 wird der in der Figur 6 dargestellte Verschlußkeil 38 innerhalb des Bodenstückes
11 in bekannter und deshalb nicht näher dargestellter Weise geöffnet, wobei am Verschlußkeil
38 angeordnete Nocken 39 beim Querverschub des Verschlußkeiles 38 in die abwärts weisende
Richtung 50 auf einen Anschlag 40 eines bekannten Hülsenauswerfers 41 treffen und
eine Schwenkbewegung um dessen im Bodenstück 11 gelagerte Achsen 52 einleiten, wodurch
dessen beidseitig angeordnete Arme 42 eine an ihrem heckseitigen Ansatz 43 (Figur
7) erfaßte Patronenhülse 44 aus dem Ladungsraum 45 (Figur 8) befördern. Die Drehenergie
des Hülsenauswerfers 41 ist so bemessen, daß die Patronenhülse 44 auf direktem Weg
durch das Bodenstück 11 und durch eine Bohrung 46 der Turmwand hindurch den Bereich
des Turmes 47 om Pfeilrichtung 51 verläßt.
Bezugszeichen-Liste
[0024]
1 Vorrichtung
2 Schildzapfenachse
3 Rohrwaffe
4 Indexstellung
5 Waffenrohr
6 Feuerstellung
7 Kolbenzylindereinheit
8 Zylinder
9 Rohrwiege
10 Kolbenstange
11 rücklaufende Masse
12 Kolben
13 Rückschlagventil
14 Zylinderraum
15 Wärmeausgleichskolben
16 Zylinderraum
17 Leitung
18 Ventil
19 Innenwand
20 Zylinderrohr
21 Aufnahmestück
22 Bohrung
23 Sitz
24 Führung
25 Feder
26 Anschlag
27 Führungsrohr
28 Anschlag
29 Führung
30 Hebel
31 Ebene
32 Nocken
33 Verlauf
34 Lagerbuchse
35 Führung
36 Feder
37 Rohrvorholer
38 Verschlußkeil
39 Nocken
40 Anschlag
41 Auswerfer
42 Arm
43 Ansatz
44 Patronenhülse
45 Ladungsraum
46 Bohrung
47 Turm
48 Rücklaufbremse
49 Dichtelement
50 Richtung
51 Richtung
52 Achse
a Hublänge
α,β Winkel
1. Vorrichtung (1) für eine um eine Schildzapfenachse (2) höhenrichtbare Rohrwaffe
(3) zur Gewährleistung eines automatischen Hülsenauswurfs,
gekennzeichnet durch Mittel (7, 13, 15, 18) die den Waffenrohrvorlauf in einer von einer Indexstellung
(4) des Waffenrohres (5) abweichenden Feuerstellung (6) solange unterbrechen, bis
das Waffenrohr (5) die Indexstellung (4) eingenommen hat.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel aus einer hydraulischen Kolbenzylindereinheit (7) bestehen, deren
Zylinder (8) mit der Rohrwiege (9) und deren Kolbenstange (10) mit der rücklaufenden
Masse (11) verbunden sind, wobei ein am Ende an der Kolbenstange (10) angeordneter
Kolben (12) derartig mit einem Rückschlagventil (13) korrespondiert, daß beim Waffenrohrrücklauf
sich das Rückschlagventil (13) öffnet und beim Waffenrohrvorlauf schließt, und daß
dem vor dem Rückschlagventil (13) befindlichen partiellen Zylinderraum (14) ein in
seinem Hub begrenzter Wärmeausgleichskolben (15) zugeordnet ist sowie die durch den
Kolben (12) getrennten Zylinderräume (14, 16) über eine externe Leitung (17) durch
ein in der Indexposition (4) entsperrbares Ventil (18) verbunden sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Kolben (12) als Hohlkolben ausgebildet ist und aus einem an der Innenwand
(19) anliegenden Zylinderrohr (20) sowie aus einem kegelig verlaufenden und mit der
Kolbenstange (10) verbundenen Aufnahmestück (21) besteht, wobei das Aufnahmestück
(21) Durchlaßbohrungen (22) enthält und das äußere Ende des Zylinderrohres (20) einen
Sitz (23) für das Rückschlagventil (13) bildet.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß das Rückschlagventil (13) auf einer mit der Kolbenstange (10) verbundenen Stangenführung
(24) gleitbar angeordnet ist und am freien Ende der Stangenführung (24) eine letztere
umhüllende und zum Schließen des Rückschlagventiles (13) vorgesehene Druckfeder (25)
an einem Anschlag (26) der Stangenführung (24) anliegt.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß der Wärmeausgleichskolben (15) einen an einem außerhalb des Zylinders (8) über
ein Führungsrohr (27) verbundenen Anschlag (28) zur Hubbegrenzung aufweist, wobei
das in der möglichen Hublänge (α) durch den nacheilenden Wärmeausgleichskolben (15)
verringerte Volumen des Zylinderraumes (14) kleiner ist, als das durch die Kolbenstange
(10) beim Waffenrohrrücklauf freiwerdende Hydraulikvolumen.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß das Ventil (18) mechanisch über einen in einer turmfesten Führung (29) geführten
Auslösehebel (30) entsperrbar ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Führung (29) segmentartig aufgebaut und kreisförmig um die Schildzapfenachse
(2) angeordnet ist, wobei die Führungsebene (31) im Bereich der Indexposition (4)
des Waffenrohres (5) einen hervorstehenden Nocken (32) zur Auslösung des Hebels (30)
aufweist.