[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und ein Rammbohrgerät zum grabenlosen Verlegen
von Versorgungsleitungen im Erdreich mittels eines Rammbohrgerätes.
[0002] Ein pneumatisch angetriebenes Rammbohrgerät mit einer in einem zylindrischen Gehäuse
gehaltenen Schlagspitze und einem in dem Gehäuse hin- und hergehend bewegten Schlagkolben
ist aus der deutschen Patentschrift 21 57 259 bekannt. Der selbststeuernde Kolben
dieses Geräts übt periodisch Rammschläge auf die bewegliche Schlagspitze aus. Unter
dem Einfluß der Rammschläge bewegt sich die über eine Druckfeder am Gerätegehäuse
abgestützte Schlagspitze oszillierend in das Erdreich hinein und zieht schließlich,
wenn ihr Hub ausgeschöpft ist, das Gehäuse nach.
[0003] Derartige Rammbohrgeräte dienen in erster Linie dazu, Versorgungsleitungen wie beispielsweise
Wasserleitungen, elektrische Leitungen oder Telefonleitungen bzw. -kabel unter Straßen
oder Bürgersteigen zu verlegen, ohne gleichzeitig die Straßendecke oder die Bürgersteige
aufreißen zu müssen. Wenn sich das Rammbohrgerät durch das Erdreich bewegt, verdrängt
es das Erdreich nach der Seite und hinterläßt einen Erdkanal, in den sich gleichzeitig
oder später eine Versorgungsleitung einziehen läßt. Ein solches Rammbohrgerät kann
daher am rückwärtigen Ende mit einer Kupplung zum Befestigen eines Nachziehrohrs verbunden
sein; alternativ läßt sich ein zu verlegendes Rohr auch mittels eines Zugseils des
Rammbohrgerätes in den Erdkanal einziehen.
[0004] Aus der deutschen Patentschrift 28 24 915 ist es bekannt, derartige Rammbohrgeräte
zum zerstörenden Ersetzen von Altleitungen, beispielsweise eines Gußeisen- oder eines
Tonrohrs, zu verwenden. Dazu ist die Schlagspitze des Gerätes mit radial nach außen
weisenden Schneiden oder Schlagmessern versehen. Mit der Vorwärtsbewegung der Schlagspitze
des Rammbohrgerätes sprengen die Schneidkanten die Wandung der Altleitung, wobei die
Trümmer allerdings im Erdreich verbleiben.
[0005] Obwohl die Schlagspitze während der Vorwärtsbewegung auch Steine oder andere Bodenhindernisse
zertrümmert oder zur Seite drückt, läßt es sich nicht immer vermeiden, daß das Rammbohrgerät
aus der gewollten Richtung läuft, wenn es auf ein Hindernis trifft. Derartige Richtungsabweichungen
sind für kurze Erdbohrungen, wie beispielsweise beim Unterqueren von Straßen und Bahndämmen
nur von untergeordneter Bedeutung, führen aber dann zu erheblichen Schwierigkeiten,
wenn richtungsgenaue, präzise Erdbohrungen über große Distanzen erstellt werden sollen.
Um die Vortriebsrichtung des Rammbohrgerätes bei über lange Strecken reichenden Erdbohrungen
kontrollieren zu können, werden deshalb in Abständen Zielgruben ausgehoben.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und ein Rammbohrgerät zur
Durchführung des Verfahrens zu schaf fen, die es erlauben, eine alte, bereits im
Erdreich liegende Versorgungsleitung ohne die vorgenannten Nachteile und ohne das
Erdreich aufreißen zu müssen, auszutauschen, und eine neue Versorgungsleitung lage-
bzw. zielgenau zu verlegen.
[0007] Nach der Erfindung wird diese Aufgabe verfahrensmäßig dadurch gelöst, daß das Rammbohrgerät
auf einer im Erdreich liegenden Altleitung geführt wird. Dadurch daß das Rammbohrgerät
somit an der Altleitung gleichsam als Schiene entlang läuft bzw. von dieser geführt
wird, läßt sich die bei seiner Verlegung mit großer Sorgfalt ins Erdreich eingebrachte
Altleitung als richtunggebender Führungsstrang für das Rammbohrgerät beim Verlegen
einer Neuleitung heranziehen. Eine oder - wenn das Rammbohrgerät mit einem entsprechenden
Adapter versehen ist - mehrere neue Leitungen lassen sich parallel, gegebenenfalls
in unterschiedlichen Höhenlagen, zu der Altleitung verlegen. Dabei läßt sich die
Altleitung durch eine neue, größere ersetzen, ohne daß die Altleitung zerstört werden
muß und deren Trümmer im Erdreich verbleiben. Denn das Rammbohrgerät kann gleichzeitig
mit dem Vortrieb ein die Altleitung umschließendes Schutzrohr in das Erdreich einziehen,
so daß nach dem Einbringen des Schutzrohres die dann freiliegende Altleitung lediglich
noch aus dem Schutzrohr herausgezogen und gegen eine neue ersetzt zu werden braucht.
[0008] Ein zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahren geeignetes Rammbohrgerät kann
mit einer sich axial durch das Gerätegehäuse erstreckenden Leitbohrung versehen sein.
Das auf die Versorgungsleitung aufgeschobene Rammbohrgerät gleitet somit über die
mittig durch das Gerätegehäuse verlaufende und das Rammbohrgerät führende Altleitung.
Bei einem derartigen Rammbohrgerät kann der Schlagkolben als Hohlkolben, d.h. mit
einer der Leitbohrung entsprechenden zentrischen Ausnehmung ausgebildet sein. Es
empfiehlt sich jedoch, außerhalb der Leitbohrung zumindest zwei Schlagkolben in dem
Gerätegehäuse anzuordnen. Anstelle eines dem Innendurchmesser des Gehäuses angepaßten,
im Durchmesser großen Hohlkolbens lassen sich somit zwei oder mehrere, entsprechend
kleiner bemessende Schlagkolben verwenden. Vorteilhaft kann die Leitbohrung in einem
an die Altleitung kuppelbaren Leitschuh angeordnet sein. Wenn der sich radial zum
Gerätegehäuse erstreckende Leitschuh mit einer Leitbohrung die Altleitung mit etwas
Spiel zu deren Oberfläche umschließt, läßt sich ein den Vortrieb des Rammbohrgerätes
nicht behinderndes Gleiten der Leitbohrung auf der Altleitung erreichen, ohne dabei
die Führung des Rammbohrgerätes entlang der Altleitung zu beeinträchtigen.
[0009] Das Führungsstück kann zumindest zwei axial nebeneinander angeordnete Gerätegehäuse
verbinden und eine die Versorgungsleitung umschließende Leitbohrung aufweisen. Auf
diese Weise können zwei oder mehr Geräte zu einer Vortriebseinheit gebündelt und
eine der Gerätezahl entsprechende Anzahl Neuleitungen in einem Arbeitsgang in das
Erdreich eingebracht werden. Für die Vortriebseinheit ergibt sich eine zentrale Führung
aufgrund der durch die Leitbohrung verlaufenden Altleitung. Sofern das Führungsstück
bzw. der Adapter einen koaxial zur Leitbohrung angeordneten Anschlußstutzen besitzt,
läßt sich daran ein Schutzrohr befestigen und somit gleichzeitig auch ein die Altleitung
umschließendes Schutzrohr in das Erdreich einziehen.
[0010] Vorteilhaft befindet sich am rückwärtigen Ende des Gerätegehäuses ein Kupplungsstutzen.
Ein Schutzrohr läßt sich auf diese Weise mit dem Rammbohrgerät verbinden und in einem
Arbeitsgang als Nachziehrohr in das Erdreich einbringen. Eine Verdickung des rückwärtigen
Gehäuseendes ermöglicht hierbei vorteilhaft ein Aufweiten des Erdreichs, was insbesondere
dann nützlich ist, wenn Neuleitungen mit großem Durchmesser verlegt werden sollen.
[0011] Wenn zumindest eine Schmiermittelleitung zu der Leitbohrung führt, läßt sich ein
Schmiermittel in den Spalt zwischen der alten Versorgungsleitung und dem Rammbohrgerät
einbringen und damit die Reibung erheblich verringern.
[0012] Die Mündung der Bohrung kann vorteilhaft als mit Schmutzabstreifern versehener Einführungstrichter
ausgebildet sein. Der sich entgegen der Vortriebsrichtung verjüngende Einführungstrichter
verhindert, ohne die Mantelfläche der Altleitung zu zerstören, daß während des Vortriebs
des Rammbohrgerätes in die Erdbohrung fallender Schmutz in den Spalt zwischen der
Leitbohrung des Rammbohrgerätes und der Oberfläche der Altleitung gelangt.
[0013] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen
des näheren erläutert. In der Zeichnung zeigen:
Fig. 1 in der Längsansicht ein Rammbohrgerät mit einer mittigen, eine Altleitung umschließenden
Leitbohrung;
Fig. 2 das Rammbohrgerät gemäß Fig. 1 von links gesehen;
Fig. 3 in der Vorderansicht ein über einen schwertartigen Leitschuh mit einer Altleitung
verbundenes Rammbohrgerät;
Fig. 4 in der Längsansicht ein Rammbohrgerät mit zwei um eine mittige Leitbohrung herum
angeordneten Schlagkolben;
Fig. 5 das Rammbohrgerät gemäß Fig. 4 von links gesehen; und
Fig. 6 einen Längsschnitt durch das vordere Ende des Rammbohrgerätes gemäß Fig. 4.
[0014] Das Rammbohrgerät 1 gemäß Fig. 1 besteht aus einem Gehäuse 2 mit einem selbststeuernden,
nicht dargestellten Schlagkolben und wird über eine Leitung 3 mit Druckluft versorgt.
Im vorderen Teil des Gehäuses 2 ist eine Schlagspitze 4 gelagert. Durch eine axiale
Leitbohrung 5 des Rammbohrgerätes 1 erstreckt sich eine im Erdreich verlegte Altleitung
6, die das sich unter den Schlägen des Schlagkolbens in Vortriebsrichtung 7 vorwärtsbewegende
Rammbohrgerät 1 führt; der Schlagkolben ist mit einer an die Leitbohrung 5 angepaßten
zentrischen Bohrung versehen, d.h. als Hohl- bzw. Ringkolben ausgebildet. Das Rammbohrgerät
1 weist an seinem rückwärtigen Ende einen Anschlußstutzen 8 zum Befestigen eines
Schutzrohrs 9 auf, das somit während des Gerätevortriebs als Nachziehrohr in das Erdreich
eingezogen wird.
[0015] Zum Ersetzen der Altleitung 6 durch eine im Durchmesser größere, nicht dargestellte
Neuleitung braucht das Rammbohrgerät 1 von einer Startgrube aus lediglich auf das
freie Ende der Altleitung 6 aufgeschoben zu werden und gleitet beim Vortrieb dann
über bzw. auf der Altleitung 6, die somit gleichsam als Schiene die Führung des Rammbohrgerätes
1 in der Vortriebsrichtung 7 übernimmt. Da gleichzeitig das Schutzrohr 9 in das Erdreich
eingezogen wird, verbleibt die Altleitung 6 zunächst in dem Schutzrohr 9 und kann
nach dem Einbringen der vollen Schutzrohrlänge, d.h. nachdem das Rammbohrgerät 1 die
Zielgrube erreicht hat, aus dem Schutzrohr 9 herausgezogen und gegen eine neue Leitung
ausgetauscht werden. Das Schutzrohr kann jedoch auch als Versorgungsleitung dienen.
[0016] Wie in Fig. 3 dargestellt, weist ein herkömmliches, d.h. nicht mit einer axialen
Leitbohrung versehenes Rammbohrgerät 101 einen radialen Leitschuh 10 auf, der mit
einer zylindrischen, eine Leitbohrung 105 besitzenden Aufnahme 11 zur Führung des
Rammbohrgerätes 101 auf der Altleitung 106 versehen ist. Die in Vortriebsrichtung
weisende Stirnseite 12 des Leitschuhs 10 ist zur Verringerung des Boden-Widerstandes
als Keil ausgebildet; aus demselben Grund kann die Aufnahme 11 mit einer in Vortriebsrichtung
weisenden Spitze, ähnlich der Schlagspitze 4 des Rammbohrgerätes 1, versehen sein.
[0017] Bei dem in den Fig. 4 bis 6 dargestellten Rammbohrgerät 201 befinden sich in zwei
parallel zu der axialen Leitbohrung 205 verlaufenden Arbeitsräumen 13, 14 hin- und
herbeweglich angeordnete Zwillingsschlagkolben 15, 16; diese bewegen das auf der Versorgungsleitung
206 gleitende und von dieser geführte Rammbohrgerät 201 in Vortriebsrichtung 207.
Die Druckluft wird den Schlagkolben 15, 16 über Schlauchanschlüsse 17, 18 von einer
nicht dargestellten Druckmittelquelle zugeleitet. Das rückwärtige Ende des Gerätegehäuses
202 besteht aus einem ein Schutzrohr 209 aufnehmenden Kupplungsstutzen 19, der außerdem
eine Mantelverdickung 20 besitzt, d.h. gegenüber dem Durchmesser des Gerätegehäuses
202 größer ist. Die Mantelverdickung 20 verläuft entgegen der Vortriebsrichtung 7,
somit konisch nach außen und dient auf diese Weise zum Aufweiten des von dem Rammbohrgerät
201 hergestellten Erdkanals.
[0018] Wie in Fig. 6 dargestellt ist, weist das Rammbohrgerät 201 als Mündung der axialen
Leitbohrung 205 einen konischen, mit Schmutzabstreifern 21 versehenden Einführungstrichter
22 auf. Außerdem führt vom rückwärtigen Ende zumindest eine Schmiermittelleitung 23
zu der axialen Leitbohrung 205. Durch Zuführen von Schmiermittel in den Radialspalt
24 zwischen der Altleitung 6, 206 und der Leitbohrung 5, 205 (vgl. die Fig. 2 und
5), läßt sich somit die Reibung zwischen der Altleitung und dem Rammbohrgerät verringern.
1. Verfahren zum grabenlosen Verlegen von Versorgungsleitungen im Erdreich mittels
eines Rammbohrgerätes, dadurch gekennzeichnet, daß das Rammbohrgerät auf einer im Erdreich liegenden Altleitung geführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mit dem Rammbohrgerät ein konzentrisches Nachziehrohr eingezogen wird.
3 Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Einziehen des Nachziehrohrs das Altrohr aus dem Nachziehrohr herausgezogen
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mit dem Rammbohrgerät mehrere Nachziehrohre eingezogen werden.
5. Rammbohrgerät zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 bis 4, gekennzeichnet durch eine sich axial durch das Gerätegehäuse (1, 201) erstreckende Leitbohrung (5, 205).
6. Rammbohrgerät nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Leitbohrung (105) in einem an die Altleitung (106) ankuppelbaren Leitschuh
(10) angeordnet ist.
7. Rammbohrgerät nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Leitschuh (10) zumindest zwei nebeneinander angeordnete Gehäuse (2, 102,
202) verbindet und eine die Versorgungsleitung (6, 106, 206) umschließende Leitbohrung
(5, 205) aufweist.
8. Rammbohrgerät nach Anspruch 5 oder 6, gekennzeichnet durch zumindest zwei außerhalb der Leitbohrung (205) im Gerätegehäuse (202) angeordnete
Schlagkolben (15, 16).
9. Rammbohrgerät nach einem oder mehreren der Ansprüche 5 bis 8, gekennzeichnet durch einen Kupplungsstutzen (8, 19) am rückwärtigen Ende des Gerätegehäuses (2, 102, 202).
10. Rammbohrgerät nach einem oder mehreren der Ansprüche 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest eine Schmiermittelleitung (23) zu der Leitbohrung (5, 105, 205) führt.
11. Rammbohrgerät nach einem oder mehreren der Ansprüche 5 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Mündung der Leitbohrung (5, 105, 205) als Einführungstrichter (22) ausgebildet
ist.
12. Rammbohrgerät nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Einführungstrichter (22) mit mindestens einem Schmutzabstreifer (21) versehen
ist.
13. Rammbohrgerät nach einem oder mehreren der Ansprüche 5 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß der Mantel (20) am rückwärtigen Ende des Gerätegehäuses (201) verdickt ist.