[0001] Die Erfindung betrifft einen Kolben, insbesondere Tauchkolben für Kompressoren mit
einem zylindrischen Kolbenkörper, mit einem am Außenumfang des Kolbenkörpers angeordneten
Dichtring und mit einer ebenfalls auf dem Außenumfang des Kolbenkörpers aufgebrachten
Führungsauflage.
[0002] Bekannte Kolben dieser Art werden in erster Linie im Trockenlauf, d. h. ohne Schmierung,
in Tauchkolbenkompressoren eingesetzt, um Luft oder technische Gase zu verdichten.
[0003] Die bekannten Kolben bestehen aus Metall, insbesondere aus Aluminiumlegierung und
werden meist im Spritzgußverfahren hergestellt, was bedingt, daß die Kolben im allgemeinen
noch nachbearbeitet werden müssen. In mehr oder weniger breiten Umfangsnuten des
Kolbens werden dabei Dicht- und Führungsringe, insbesondere aus Polytetrafluoräthylen
(PTFE) eingelegt. Die Führungsringe können nur etwa 80 - 90% der zur Verfügung stehenden
Kolbenlänge überdecken, sie haben eine Dicke von etwa 3 mm und sind in der Regel (um
sie auf den Kolben aufbringen zu können) geschlitzt, so daß im zusammengebauten Zustand
eine Stoßfuge entsteht.
[0004] Durch Erwärmung im Betriebszustand tritt aufgrund der großen Schichtdicke der Führungsringe
eine beträchtliche Wärmedehnung in radialer Richtung auf, was zu einem temperaturabhängigen
Spiel des Kolbens führt. Der Kolben neigt im Betrieb zum Kippen und somit zu einer
erhöhten Geräuschentwicklung. Bedingt durch das große Spiel und durch die unerläßliche
Stoßfuge kann vom Führungsring keine Dichtfunktion übernommen werden. Außerdem kann
wegen der Nutränder die an sich zur Verfügung stehende Kolbenlänge nur höchstens
bis zu etwa 90% zu Führungszwecken ausgenutzt werden. Schließlich erfordern die bekannten
Kolben aufgrund zahlreicher notwendiger Arbeitsvorgänge einen unerwünscht hohen Herstellungsaufwand.
[0005] Es ist Aufgabe der Erfindung, unter weitgehender Behebung der geschilderten Mängel
einen gattungsgemäßen Kolben so zu verbessern, daß das Laufspiel im kalten und warmen
Zustand so klein wie möglich ist, daß die gesamte zur Verfügung stehende Länge des
Kolbens zur Führung ausgenutzt und somit die Standzeit erhöht wird, und daß die Kolben
in einfacher Weise kostengünstig in großen Stückzahlen hergestellt werden können.
[0006] Die Aufgabe wird bei einem gattungsgemäßen Kolben erfindungsgemäß dadurch gelöst,
daß der Kolbenkörper aus duroplastischem Kunststoff besteht und die Führungsauflage
als in sich geschlossener, fugenloser Führungsring mit dem Kunststoff des Kolbenkörpers
verbunden ist.
[0007] Insbesondere erstreckt sich der Führungsring im wesentlichen über die gesamte Länge
des Kolbenkörpers, und der Führungsring hat eine Wandstärke zwischen 0,2 und 1 mm.
[0008] Die nachstehende Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen der Erfindung dient im
Zusammenhang mit beiliegender Zeichnung der weiteren Erläuterung. Es zeigen:
Figur 1 bis 4 verschiedene Ausführungsformen von Tauchkolben gemäß der Erfindung.
[0009] Der in Figur 1 dargestellte Tauchkolben, der sich insbesondere als Tauchkolben in
einem Kompressor eignet, besteht aus einem topfförmigen, einseitig geschlossenen Kolbenkörper
1 (auch "Kolbenhemd" genannt). Eine quer zur Achs des Kolbens verlaufende Bohrung
2 dient der Aufnahme eines ublichen Kolbenbolzens zur Befestigung eines Pleuels oder
dergleichen. In eine Nut im oberen Bereich des Kolbenkörpers 1 ist ei Kolbendichtring
3 aus Polytetrafluoräthylen (PTFE) an sich bekannter Art eingesetzt. Praktisch über
die gesamte restliche Länge hinweg ist der Kolbenkörper 1 von einer hülsenförmigen
Führungsauflage aus PTFE überdeckt, die den Führungsring 4 des Kolbens bildet. Der
Führungsring 4 ist in sich geschlossen und fugenlos. Führungsring und Kolbenkörper
sind fest miteinander verbunden. Die Wandstärke des Führungsringes 4 beträgt etwa
0,5 mm, sie kann grundsätzlich zwischen 0,2 und 1 mm liegen. Der Kolbenkorper 1 besteht
aus einem duroplastischen Kunststoff, beispielsweise Phenolharz, Melaminharz, Harnstoffharz,
Epoxidharz oder Polyesterharz.
[0010] Die geringe Wandstärke des Führungsrings bewirkt eine sehr geringe Wärmedehnung,
d. h. Kalt- und Warmspiel können gegenüber den bekannten Metallkolben mit dickerem
Führungsring erheblich verkleinert werden. Dadurch ist die Laufruhe des Kolbens deutlich
verbessert. Da der Führungsring 4 fugenlos ist, trägt er auch zur Abdichtung des Kolbens
in seinem Laufzylinder bei. Insgesamt wird durch den praktisch die ganze Kolbenlänge
überdeckenden Führungsring 4 auch die Lebensdauer des Kolbens erhöht.
[0011] Der Kolben gemäß Figur 1 wird mit Vorteil in folgender Weise in einem Arbeitsgang
hergestellt: von einem PTFE-Schlauch oder einem PTFE-Rohr wird ein Abschnitt abgetrennt
und in ein übliches Spritz-, Preß- oder Spritzpreßwerkzeug eingelegt. Dieser Abschnitt
hat die Form einer Hülse und bildet später am fertigen Kolben den Führungsring 4.
In den Abschnitt wird ein Duroplast-Granulat eingefüllt bzw. eingespritzt. Statt
eines Granulats können auch vorgepreßte Tabletten oder vorsplastifizierte Duroplast-Rohlinge
eingefüllt werden. Das zunächst offene Werkzeug wird nunmehr geschlossen, worauf unter
hohem Druck (100 - 1000 bar) und hoher Temperatur (100 - 200°C) eine hochtemperaturfeste
und stabile Verbindung zwischen dem PTFE-Material des Führungsringes 4 und dem sich
bildenden Duroplast-Kolbenkörper hergestellt wird. Anschließend wird der fertige,
mit dem Führungsring 4 versehene Kolben dem Werkzeug entnommen.
[0012] Die Preß- bzw. Spritzwerkzeuge können so gestaltet werden, daß nach dem Entformen
eine spanende Bearbeitung des Kolbens nicht mehr notwendig ist. Zur Erzielung einer
höheren Maßhaltigkeit kann jedoch auch eine spanende Nachbearbeitung des Kolbenkörpers
vorgenommen werden.
[0013] Die Ausführungsform eines Kolbens gemäß Figur 2 unterscheidet sich von derjenigen
nach Figur 1 im wesentlichen dadurch, daß zur Reduzierung des Wärmedurchgangs durch
den Kolben zusätzlich zum Führungsring 4 auf der Stirnfläche des Kolbenkörpers 1 noch
eine Temperatur-Isolationsschicht 5 aus PTFE aufgebracht wird, und zwar dadurch, daß
diese Schicht in Form einer kreisförmigen Platte ebenfalls in das Formwerkzeug des
Kolbens eingelegt wird.
[0014] Bei der Ausführungsform eines Tauchkolbens nach Figur 3 wird statt eines Kolbenringes
3 (Figur 1 und 2) eine sogenannte "Napf- oder Topfmanschette" 6 aus PTFE-Material
verwendet. Die Manschette 6 kann vor der Herstellung es Kolbens in das Preß- oder
Spritzwerkzeug eingelegt werden.
[0015] Die Figur 4 schließlich zeigt eine weitere Ausführungsform eines Tauchkolbens, die
weitgehend der Ausführungsform gemäß Figur 1 entspricht. Der Kolbenkörper 1 weist
jedoch an seiner Stirnwand eine Öffnung 7 auf, die, wie lediglich schematisch dargestellt,
durch eine Ventilplatte 8 verschlossen ist. Beim Zurückziehen des Kolbens nach dem
Kompressionsvorgang öffnet sich die elastische Ventilplatte 8, so daß das zu verdichtende
Medium durch den Kolbenkörper 1 hindurch angesaugt wird. Dabei wird der Kolbenkörper
durch das einströmende Medium gekühlt. Außerdem wird ein besonderes Ansaugventil im
Zylinder eingespart. Auch die Ventilplatte 8 kann vor der Herstellung des Kolbens
in das Formwerkzeug eingelegt werden.
[0016] Der den Kolbenkörper 1 bildende duroplastische Kunststoff kann mit Zuschlagstoffen
gefüllt sein. Besonder geeignet sind hierfür Glas-, Kohle und/oder Mineralfasern.
Der Führungsring 4 kann auch aus einem anderen thermoplastischen Kunststoff als PTFE
bestehen, insbesondere aus Polyätherätherketon (PEEK) oder aus Polyätherketon (PEK).
Auch der den Führungsring 4 bildende thermoplastische Kunststoff kann mit Zuschlagstoffen
gefüllt sein, vorzugsweise mit Glas-, Kohle- und/oder Mineralfasern.
[0017] Bei allen Ausführungsformen der Erfindung wird durch die vergrößerte Kolbenführungsfläche
die spezifische Flächenpressung des Führungsringes aufgrund der auftretenden Querkräfte
reduziert. Hierdurch erhöht sich die Standzeit oder Lebensdauer des Kolbens. Der
hülsenförmige Führungsring 4 läßt sich, beispielsweise durch das beschriebene Spritz-
oder Preßverfahren, hochtemperaturfest und unlösbar mit dem duroplastischen Kolbenkörper
verbinden. Hierdurch erhöht sich die Betriebssicherheit. Im übrigen läßt sich das
geschilderte Fertigungsverfahren in einfacher Weise kostengünstig und für hohe Stückzahlen
durchführen.
1. Tauchkolben für Kompressoren mit einem hohlzylindrischen, einseitig geschlossenen
Kolbenkörper, mit einer Querbohrung am Kolbenkörper zur Aufnahme eines Kolbenbolzens,
mit einem am Außenumfang des Kolbenkörpers angeordneten Dichtring und mit einer ebenfalls
auf dem Außenumfang des Kolbenkörpers aufgebrachten Führungsauflage aus einem Material
mit Trockenlaufeigenschaften,
dadurch gekennzeichet, daß der Kolbenkörper (1) aus einem duroplastischen Kunststoff der Gruppe Phenolharz,
Maliminharz, Epoxidharz, Polyesterharz besteht, daß die Führungsauflage als in sich
geschlossener, fugenloser Führungsring (4) fest mit dem duroplastischen Kunststoff
des Kolbenkörpers verbunden ist, und daß der Führungsring (4) aus Polytetrafluoräthylen
(PTFE), Polyätherätherketon (PEEK) oder Polyätherketon (PEK) besteht.
2. Kolben nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich der Führungsring (4) im
wesentlichen über die gesamte Länge des Kolbenkörpers (1) erstreckt.
3. Kolben nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Wandstärke des Führungsringes
(4) 0,2 is 1,0 mm beträgt.
4. Kolben nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der duroplastische Kunststoff
mit Zuschlagstoffen gefüllt ist.
5. Kolben nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der duroplastische Kunststoff
mit Glas, Kohle und/oder Mineralfasern gefüllt ist.
6. Kolben nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Material, aus dem der Führungsring
(4) besteht, mit Zuschlagstoffen gefüllt ist.
7. Kolben nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das den Führungsring (4) bildende
Material mit Glas, Kohle und/oder Mineralfasern gefüllt ist.
8. Kolben nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Stirnseite des Kolbenkörpers
(1) mit einer Isolations- und Schutzschicht (5) aus Polytetrafluoräthylen überzogen
ist.
9. Verfahren zum Herstellen eines Kolbens nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß der Führungsring, gegebenenfalls zusammen mit eine Dichtring
in ein offenes Spritz-, Preß- oder Spritzpreßwerkzeug eingelegt, ein duroplastischer
Kunststoff eingefüllt und im geschlossenen Werkzeug unter Druck und Erwärmung der
Führungsring mit dem sich bildenden Kunststoffkörper fest verbunden wird.