(19)
(11) EP 0 353 540 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
07.02.1990  Patentblatt  1990/06

(21) Anmeldenummer: 89113178.1

(22) Anmeldetag:  18.07.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5E04B 1/94, E04B 1/80
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 19.07.1988 DE 3824598

(71) Anmelder: Grünzweig + Hartmann Aktiengesellschaft
D-67059 Ludwigshafen (DE)

(72) Erfinder:
  • Kummermehr, Hans
    D-6700 Ludwigshafen (DE)

(74) Vertreter: KUHNEN, WACKER & PARTNER 
Alois-Steinecker-Strasse 22
85354 Freising
85354 Freising (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Einlage für Feuerschutztüren mit Kieselsol


    (57) Ein feuerwiderstandsfähiges, den Wärmedurchgang redu­zierendes Wandelement (1) mit mindestens 2 Dämmlagen (2, 2a) aus gebundener Mineralwolle enthält eine zwischen den Dämmlagen (2, 2a) angeordnete Schicht (3), die aus einem Gemisch aus einem wasserabspaltenden Hydroxid und einem anorganischen Bindemittel wie Wasserglas oder Kie­selsol hergestellt ist. Die Schicht (3) erhöht die Feuerwiderstandsfähigkeit des Wandelementes (1), das daher insbesondere als Einlage für eine feuerhemmende Tür geeignet ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein feuerwiderstandsfähiges, den Wärmedurchgang reduzierendes Wandelement, insbesondere als Einlage für eine feuerhemmende Tür, nach dem Ober­begriff des Anspruches 1 sowie ein Verfahren zu seiner Herstellung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 14.

    [0002] Zur Erzielung einer hohen Feuerwiderstandsklasse bei wandartigen Bauelementen ist man bestrebt, Wärmedämmla­gen mit Feuerschutzzonen zu kombinieren, deren Wärme­aufnahmevermögen dadurch wesentlich erhöht ist, daß beim Temperaturanstieg im Brandfalle endotherme chemische Reaktionen oder Phasenumwandlungen ablaufen. Bekanntlich bestimmt sich die Feuerwiderstandfähigkeit nach der Dauer, bei der bei einem bestimmten Temperaturanstieg auf der einen Seite des Wandelements die andere Seite des Wandelements unter einer bestimmten Grenztemperatur, z. B. 180°C, bleibt. Die Standzeit des Wandelementes bis zum Erreichen dieser Grenztemperatur auf der kalten Seite in Minuten ergibt die Feuerwiderstandsklasse, wo­bei nach DIN 4102, Teil 5 z. B. die Einstufung in die Feuerwiderstandsklasse F 30 eine 30-minütige Standzeit bedeutet, F 90 eine 90-minütige Standzeit usw. Es liegt auf der Hand, daß durch Wärmedämmaßnahmen allein nur eine begrenzte Verzögerung des Temperaturanstieges auch auf der kalten Seite erzielt werden kann, und hierzu relativ große Wanddicken erforderlich sind. Darüber­hinaus stehen Wärmedämmstoffe mit entsprechend hohem Wärmedurchlaßwiderstand einerseits und unter den Wand­temperaturen ausreichender Temperaturbeständigkeit an­dererseits nicht zur Verfügung, mit Ausnahme von Asbest, das infologe seiner gesundheitsgefährdenden Auswirkungen nicht verwendet werden soll. Mineralwolle, wie Stein­wolle sintert unter den hohen Brandtemperaturen ausge­hend von der heißen Seite zusammen und büßt so bei ge­ringer Wanddicke auf der heißen Seite relativ schnell ihre Wirksamkeit als Wärmedämmaterial ein, so daß rela­tiv große Wanddicken erforderlich sind; weiterhin weist Mineralwolle eine realtiv geringe Wärmekapazität auf und kann daher den Temperaturanstieg auf der kalten Seite durch eigene Wärmeaufnahme bei geringen Wanddicken nur unwesentlich verzögern.

    [0003] Als Material für eine Schicht, die durch Speicherung latenter Wärme infolge Phasenumwandlung dem Temperatur­anstieg an der kalten Seite verzögern kann, ist insbe­sondere Gips im praktischen Einsatz. Dabei wird die re­lativ hohe Enthalpie bei Abspaltung des Kristallwassers genutzt, was ab ca. 50°C erfolgt. Jedoch kann Gips als eine Lage mit den in der Praxis benötigten Abmessungen nur in Form sogenannter Gipskartonbauplatten gehandhabt werden, wobei eine Gipsschicht beidseitig mit Karton kaschiert ist. Die Kartonkaschierung erhöht natürlich die Brandlast und fördert die Entstehung brennbarer Schwel- und Zersetzungsgase.

    [0004] Es hat daher auch nicht an Versuchen gefehlt, derartige latente wärmeaufnehmende Feuerschutzzonen aus anderen Stoffen herzustellen, die keine Kaschierungen aus orga­nischen Stoffen oder dergleichen benötigen.

    [0005] Hierzu ist aus der DE-OS 30 23 632 Natrium-Metasilicat bekannt geworden, ein Stoff, der bei ca. 48°C unter Wärmeaufnahme im eigenen Kristallwasser aufschmilzt und im Schmelzflüssigen Zustand beständig ist. Hier besteht jedoch das Problem, daß die Schmelze mit relativ nied­riger Viskosität bereits bei niedrigsten Temperaturen gebildet wird und natürlich die Tendenz hat, sich im unteren Bereich des zur Verfügung stehenden Raumes an­zusammeln. Hierdurch wird gerade der heiße obere Bereich vollständig von dem Material der schichtförmigen Feuer­schutzzone entblößt, so daß dort die Temperatur an der kalten Seite praktisch sprunghaft ansteigt. Nach der Lehre der DE-OS 30 23 632 soll das Natrium-Metasilicat zur Vermeidung eines allzu schnellen Abfließens in ein offenporiges Stützgerüst aus einem benetzbaren Material, beispielsweise granulierte Mineralwolle, eingebettet werden. Nach einer ähnlichen Lehre de DE-OS 30 22 945 soll zusätzlich ein Stoff mit eingebracht werden, der die Schmelze bindet und mit dieser eine teigige oder feste Masse bildet. Es hat sich gezeigt, daß mit derar­tigen Maßnahmen das Abfließen der Schmelze verzögert werden kann. Eine andere Frage ist der niedrige Schmelz­punkt von Natrium-Metasilicat von ca. 50°C, der auch ohne Brand unter ungünstigen Einflüssen erzielt werden kann, so daß sich in einem ungünstigen Fall auch ohne Brandausbruch Schmelze bilden und im Bodenbereich ansam­meln kann, was aber im Brandfall die Feuerwiderstands­fähigkeit des Wandelementes in der Regel nicht stark verringert.

    [0006] Aus der DE-OS 35 10 935 ist ein gattungsgemäßes feuer­widerstandsfähiges, den Wärmedurchgang reduzierendes Wandelement bekannt. Beim bekannten Wandelement sind die beiden Dämmlagen aus gebundener Mineralwolle mit minde­stens einer Feuerschutzzone aus einem Granulat aus Al­kali- oder Erdalkalikarbonat kombiniert, wobei das Gra­nulat durch ein anorganisches Bindemittel, z. B. Magne­siabinder, gebunden ist. Dieses bekannte Wandelement setzt zwar einem Brand einen ausreichenden Widerstand entgegen; da das Material der Feuerschutzzone jedoch aus Alkali- oder Erdalkalikarbonat in Form von Granulat be­steht, ist die Feuerschutzzone relativ breit, was zu einer relativ großen Baudicke des Wandelements führt. Außerdem ist das bekannte Wandelement sehr schwer und bruchanfällig.

    [0007] Demgegenüber liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Wandelement der im Oberbegriff des Anspruches 1 an­gegebenen Gattung zu schaffen, welches in Kombination mit Mineralfaser-Dämmlagen eine hohe Feuerwiderstands­klasse wie F 90 gemäß DIN 4102, Teil 5 bei gegenüber dem Stand der Technik verminderter Baudicke und vermindertem Gewicht problemlos erreichen kann.

    [0008] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt vorrichtungstechnisch durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 und verfahrenstechnisch due die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 14.

    [0009] Als Hydroxide bzw. Bindemittel werden Stoffe verwendet, die sicherstellen, daß im Brandfalle keine brennbaren und/oder giftigen Gase erzeugt werden. Als wasserabspal­tende Hydroxide können Aluminiumhydroxid Al(OH)₃ oder z. B. Magnesiumhydroxid Mg(OH)₂, Kalziumhydroxid Ca(OH)₂,- Eisenhydroxid Fe(OH)₃ bzw. FeO(OH) eingesetzt werden, die unter Wasserabspaltung in die entsprechenden Oxide Al₂O₃, MgO, CaO, Fe₂O₃ usw. überführt werden. Die Um­wandlung der Hydroxide in die entsprechenden Oxide ist eine endotherme Reaktion, wodurch Wärme aufgenommen wird. Weiterhin wird in einer Wärme verbrauchenden endo­thermen Reaktion Wasser freigesetzt, das in Form von Wasserdampf entweicht.

    [0010] Das Bindemittel hat hierbei die Funktion das wasser­abspaltende Hydroxid auf wenigstens einer Dämmlage in Form einer Schicht zu binden.

    [0011] Aluminiumhydroxid Al(OH)₃ (Hydrargillit) geht bei Er­wärmung auf ca. 150°C in AlO(OH) (Böhmit) über, der bei ca. 400°C unter Wasserabspaltung in Gamma-Aluminiumoxid übergeht:
    2 Al(OH)₃ ----→ 2 AlO(OH) ----→ Al₂O₃
    Außerdem steht Aluminiumhydroxid in einer Vielzahl von unterschiedlichen Präparationen, z. B. als Martinal (eingetragenes Warenzeichen des Martinswerkes, Bergheim) auf dem Markt zu Verfügung.

    [0012] Die Maßnahme, das wasserabspaltende Hydroxid in unter­schiedlichen Fraktionen mit mindestens zwei Korngrößen­bereichen einzusetzen, führt zu einer größeren Packungs­dichte des Hydroxids. Die Erhöhung der Packungsdichte hat einerseits den Vorteil, daß mehr Masse mit endo­thermen und wasserabspaltenden Eigenschaften in die Schicht eingetragen werden kann und andererseits, daß der Anteil des teureren Bindemittels bei Bedarf gesenkt werden kann.

    [0013] Selbstverständlich können - insbesondere zur weiteren Einsparung von Bindemittel - mehrere hinsichtlich ihrer Korngröße aufeinander abgestimmte Fraktionen unter Um­ständen auch unterschiedlicher wasserabspaltender Hydroxide verwendet werden.

    [0014] Desweiteren führt die Erhöhung der Packungsdichte zu einer geringeren Schwindung der Schicht während des Trockens, wodurch eine Rißbildung weitgehend unterdrückt werden kann.

    [0015] Dadurch, daß die mittlere Korngröße der feinsten Frak­tion under 2 µm liegt, ist gewährleistet, daß diese Fraktion sich gut in die durch die Kugelpackung der größsten Fraktion mit einer mittleren Korngröße unter 100 µm und insbesondere untere 30 µm ausgebildeten Packungslücken einfügt und hierdurch ein dicht gepackter Verbund des wasserabspaltenden Hydroxides, z. B. des Aluminiumhydroxids gebildet wird.

    [0016] Kieselsol ist eine kolloide Lösung von amorphem Sili­ziumdioxid in Wasser, der bei technischen Qualitäten geringfügige Mengen Alkali zur Stabilisierung zugesetzt sind. Handelsübliche Kieselsole, die als anionische oder als kationische Kieselsole vorkommen, enthalten z.B. 15 bis 45 Gew.-% Feststoff, berechnet als SiO₂. Der Schicht zwischen dem Dämmlagen aus gebundener Mineralwolle des erfindungsgemäßen Wandelementes wird als Kieselsol vor­zugsweise ein anionisches Kieselsol mit einem Fest­stoffgehalt von 30 bis 45 Gew.-%, insbesondere 40 Gew.-% zugesetzt. Kieselsol dient in dem erfindungsgemäß ein­gesetzten Gemisch als Bindemittel und spaltet beim Übergang in den vernetzten Gelzustand und beim Altern sowie beim Erwärmen ebenfalls Wasser ab unter Bildung von Siliziumdioxid gemäß der folgenden Gleichung:
    Si(OH)₄ ----→ SiO(OH)₂ ----→ SiO₂.
    Aluminiumhydroxid in Form des Handelsartikels Martinal ist im pH-Bereich zwischen 3,5 und 10,5 inert und unlös­lich in Säuren und Laugen. Deshalb ist die Mischung von Al(OH)₃ (pH etwa 9,1) und Kieselsol (pH etwa 9 bis 10) beständig.

    [0017] Statt Kieselsol kann jedoch als Mischungsbestandteil ein Wasserglas, z.B. Kalium- oder Natriumwasserglas in wäß­riger Lösung eingesetzt werden. Solche Lösungen sind stark basisch, so daß sie Aluminiumhydroxid langsam an­greifen. Wenn diese Reaktion mit Wasserglas störend wirkt, kann als wasserabspaltendes Hydroxid Mg(OH)₂, Ca(OH)₂, Fe(OH)₃ bzw. FeO(OH) oder ein anderes Hydroxid anstatt Aluminiumhydroxid oder eine Mischung solcher Hydroxide zusammen mit Wasserglas eingesetzt werden.

    [0018] Es kann aber auch ein beliebiges wasserabspaltendes Hydroxid, z.B. Mg(OH)₂, Ca(OH)₂, Fe(OH)₃, FeO(OH) oder eine Mischung solcher Hydroxide zusammen mit Kieselsol verwendet werden.

    [0019] Zur Herstellung des erfindungsgemäßen Wandelements wird eine Masse aus einem geeigneten wasserabspaltenden Hydroxid, z. B. Aluminiumhydroxid, und einem Kieselsol zu einer plastischen Masse verarbeitet, die auf eine Seite einer Dämmlage in gleichmäßiger Schicht aufgetra­gen wird.

    [0020] Das Verfestigen des Kieselsols in der Schicht erfolgt in einem Zeitraum von 2 bis 8 Stunden. Es kann z. B. durch Heizen oder Mikrowellentrocknung erheblich abgekürzt werden. Das Wasser aus dem feuchten Gemisch aus Hydroxid und einem Wasserglas oder Kieselsol verteilt sich zu einem geringen Teil in der unterliegenden Dämmlage und kann im Verlauf der Zeit verdunsten. Die Festigkeit der Schicht ist jedoch nicht von einer vollständigen Ent­fernung des Wassers abhängig, da sie vor allem auf dem Übergang des Wasserglases bzw. Kieselsols in den ver­netzten Gelzustand beruht.

    [0021] Es kann jedoch auch auf die noch feuchte Schicht eine zweite Dämmlage aufgelegt und durch leichten Druck mit der Schicht aus der plastischen Masse gleichmäßig ver­bunden werden. Durch Übergang des Kieselsols in den vernetzten Gelzustand werden bei dieser Vorgehensweise die beiden Dämmlagen miteinander irreversibel verbunden bzw. verklebt.

    [0022] Dem Bindemittel einen organischen Stoff, wie ein Poly­saccharid, ein Polysaccharidderivat, insbesondere ein Polysaccharidether, vorzugsweise ein Celluloseether, wie z. B. Tylose (eingetragenes Warenzeichen) oder ein Kunstharz zuzusetzen, hat den Vorteil, daß durch diese Maßnahme bei Bedarf drastische Einsparungen an Binde­mittel erzielt werden können. Dies liegt darin begrün­det, daß der organische Zusatz, beispielsweise Tylose, auch wenn er in brandtechnisch irrelevanten Konzentra­tionen von weit unter 1 Gew.-% bezogen auf die Mischung aus Hydroxid und Bindemittel eingesetzt wird, noch eine solche Bindefähigkeit bzw. Klebekraft des Hydroxid/Bin­demittel-Gemisches bewirkt, daß die sonst übliche Bin­demittelkonzentration um einen Faktor von ca. 2 bis 5 vermindert werden kann. Hierdurch ergibt sich eine kostengünstige Einsparung von Bindemittel, insbesondere des relativ teuren Kieselsoles.

    [0023] Vorzugsweise werden 70 bis 95 Gew.-% Aluminiumhydroxid und 30 bis 5 Gew.-% Kieselsol, berechnet als SiO₂, ins­besondere 80 bis 90 Gew.-% Aluminiumhydroxid und 20 bis 10 Gew.-% Kieselsol, z.B. 85 Gew.-% Aluminiumhydroxid und 15 Gew.-% Kieselsol, eingesetzt. Es ist auch mög­lich, anstelle eines Teils des Aluminiumhydroxids oder zusätzlich zu Aluminiumhydroxid Ton oder Tonerde oder ein Tonmineral in Form eines Pulvers oder einer wäßrigen Aufschlämmung zu verwenden.

    [0024] Für gewöhnliche Anwendungen besitzt das so hergestellte Wandelement ausreichende Feuerwiderstandsfähigkeit. Bei einer erhöhten Anforderung an die Feuerwiderstandsfä­higkeit können noch eine oder mehrere Dämmlagen in gleicher Weise mit dem so hergestellten Wandelement sandwichartig gestapelt werden.

    [0025] Zur Erhöhung der Feuerwiderstandswerte können möglichst dicke Dämmlagen aus gebundener Mineralwolle eingesetzt werden. Die Dicke der Dämmlagen ist jedoch durch die vorgeschriebene Höchstdicke von Feuerschutztüren sowie durch das hohe Gewicht von Feuerschutztüren mit sehr dicken Dämmlagen begrenzt. In der Praxis haben sich als Dämmlagen Platten mit einer Dicke von 20 bis 40 mm, insbesondere 30 mm und einer Rohdichte von 140 bis 280 kg/m², insbesondere 200 kg/m² gut bewährt. Die Schicht aus anorganischem Material wird in einer Dicke von 2 bis 5 mm, insbesondere 3 mm aufgetragen, so daß die Schicht 3 ein Flächengewicht von 5 bis 10 kg/m², insbesondere 7 bis 8 kg/m² besitzt. Mit einem solchen Wandelement 1, welches bei Bedarf symmetrisch aufgebaut sein kann, las­sen sich hervorragende Feuerwiderstandswerte erzielen. Der Grund hierfür liegt vermutlich darin, daß die in diesem Falle dem jeweiligen Brand zugekehrte äußere Dämmlage aus Mineralwolle zunächst die Schicht aus anor­ganischem Material, die gleichzeitig als Feuerschutzzone dient, dämmt und vor unmittelbarem Flammenzutritt schützt, so daß letztere erst später der vollen Flam­menwirkung ausgesetzt ist. In diesem Fall verbleibt die zweite Dämmlage aus Mineralwolle, die auf der kalten Seite angeordnet is, um die erforderliche Dämmung der kalten Seite zu bewirken. Diese Dämmlage ist durch die als Feuerschutzzone wirkende Schicht geschützt und kann somit ihre Dämmwirkung über lange Zeit hinweg voll ent­falten.

    [0026] Dadurch, daß die Schicht ein Vlies, insbesondere ein Vlies aus Glasfasern aufweist, wird die Rißbildung in der Schicht aus wasserabspaltendem Hydroxid und Binde­mittel während des Trocknungsvorganges und insbesondere während einer Schnelltrocknung, z. B. unter 4 min bei 600°C vermindert bzw. verhindert. Das Vlies wird hiebei in die erstarrende Masse integriert, so daß eine hete­rogene Schicht gebildet wird, die wasserabspaltendes Hydroxid, z. B. Aluminiumhydroxid, anorganisches Binde­mittel, z. B. Kieselsol und das Vlies enthält.

    [0027] Ein weiterer Vorteil dieser Maßnahme ist es, daß die Schicht aufgrund des ihr aufliegenden Vlieses eine Ar­mierung aufweist, die die Handhabbarkeit während der Produktion verbessert.

    [0028] Steinwolle als Mineralwolle einzusetzen, hat den Vor­teil, daß diese zum einen sehr temperaturbeständig ist und zum anderen kostengünstig in der erforderlichen Konfektionierung, z. B. als Platte herzustellen ist.

    [0029] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der vorlie­genden Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung einer Ausführungsform anhand der Zeichnung.

    [0030] Es zeigt die Figur eine Ansicht des erfindungsgemäßen Wandelements.

    [0031] Das Wandelement 1 besteht aus zwei Dämmlagen 2, 2a aus Mineralwolle, zwischen denen eine Schicht 3, hergestellt aus einem Gemisch aus einem wasserabspaltendem Hydroxid und einem Kieselsol, angeordnet ist. Die Schicht 3 dient dabei als Feuerschutzschicht, da sie im Brandfalle bei ihrer Erwärmung sich zu Aluminiumoxid bzw. Silizium­dioxid umwandelt und bei dieser endothermen Umwandlung nicht nur Wasserdampf freisetzt, sondern auch eine große Menge an Energie verbraucht. Ferner bildet die Schicht 3 nach ihrer Erhitzung einen dichten Schutzschild für die Dämmlage 2 oder 2a, die dem Feuer abgewandt ist. Während die dem Feuer zugewandte Dämmlage unter der Hitzeein­wirkung relativ rasch zusammensintert, verzögert die Schicht 3 das Zusammensintern der dem Feuer abgewandten Dämmlage 2a bzw. 2, wodurch ein schneller Temperaturan­stieg an der kalten Seite vermieden werden kann.

    [0032] Das erfindungsgemäße Wandelement dient insbesondere als Einlage für eine feuerhemmende Tür. Zur Herstellung ei­ner solchen Tür kann das Wandelement 1 einerseits in Form eines doppellagigen Plattensandwiches vorgefertigt und zwischen den Stahlblechschalen einer Feuerschutztür eingefügt werden. Andererseits ist es möglich, eine Dämmlage in eine Stahlblechschale der Feuerschutztür einzulegen, die Schicht aus dem Gemisch aus einem was­serabspaltenden Hydroxid und einem Kieselsol auf die Dämmlage aufzubringen und dann die zweite Dämmlage auf die Schicht in die Stahlblechschale für die Feuerschutz­tür einzupassen, wonach die beiden Dämmlagen getrocknet und ausgehärtet werden.

    [0033] Weiterhin ist auch die Vorfertigung einer über die Schicht 3 verbundenen Verbundplatte möglich, die dann nach Aushärtung der Schicht 3 als einstückiges Wandele­ment 1 dient.

    [0034] Nach einem besonders bevorzugten Verfahren setzt man Aluminiumhydroxid als wasserabspaltendes Hydroxid in zwei Fraktionen mit unterschiedlichen Korngrößenberei­chen sowie Kieselsol als anorganisches Bindemittel ein. Bevorzugt ist hierbei eine Mischung von 15,3 Gew.-% Aluminiumhydroxid mit einem Korngrößenbereich von 0,9 bis 1,3 µm, 61,2 Gew.-% Aluminiumhydroxid mit einem Korngrößenbereich von 15 bis 25 µm in fester Form oder in Form einer plastischen wäßrigen Aufschlämmung sowie 23,5 Gew.-% Kieselsol. Anstelle des Kieselsols kann auch beispielsweise gelöstes Wasserglas als anorganisches Bindemittel verwendet werden.

    [0035] Die Verwendung eines wasserabspaltenden Hydroxids mit zwei unterschiedlichen Korngrößenfraktionen bewirkt durch das Ausfüllen der Packungslücken der gröberen Fraktion durch die Partikel der kleineren Fraktion eine dichtere Packung des sich endotherm umwandelnden Hy­droxid-Materials. Ferner kann hierdurch relativ teures Bindemittel eingespart werden.

    [0036] Aufgrund des angegebenen Konzentrationsverhältnisses zwischen Hydroxid und Bindemittel wird eine Durchfeuch­tung der unterliegenden bzw. der ggf. aufgelegten Dämm­lage weitgehend vermieden, da das wasserabspaltende Hydroxid nicht mehr absedimentiert und damit nicht in die Fasern der Dämmlage eingespült wird.

    [0037] Die Bestandteile vermischt man z. B. in einer För­derschnecke und bringt das erhaltene homogene Gemisch auf eine der beiden Dämmlagen in einer gleichmäßigen Schicht auf. Anschließend wird die Schicht 3 getrocknet oder ggf. die zweite Dämmlage auf die noch feuchte Schicht aufgebracht, angedrückt und getrocknet.

    [0038] Es ist jedoch auch vorteilhaft möglich, durch einen ge­ringen, brandtechnisch hinsichtlich seiner Menge irre­levanten Zusatz eines organischen Stoffes, wie z B. Tylose oder Stärke, Kieselsol oder Wasserglas aus Ko­stengründen zu ersetzen, da solche Polysaccharide bzw. Polysaccharidderivate schon in geringen Mengen eine re­lativ hohe Klebekraft haben und somit das anorganische Bindemittel zum Teil ersetzen können. Dies gilt eben­falls für eine Vielzahl von wasserlöslichen Kunstharzen.

    [0039] Wenn Tylose als organischer Zusatz Verwendung findet, wird bevorzugt eine Mischung aus 96,5 Gew.-% Aluminium­hydroxid, 3,45 Gew.-% Kieselsol und 0,05 Gew.-% Tylose, bezogen auf die trockene Mischung, zur Herstellung der Schicht 3 verwendet. Dies entspricht einer Einsparung von weit mehr als der Hälfte der üblichen Kieselsol­menge.

    [0040] Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform verwendet zur Armierung der Schicht 3 ein Glasfaservlies, welches beispielsweise ein Gewicht von 50 g/m² aufweist. Das Vlies wird auf die Schicht 3 aus Aluminiumhydroxid und Bindemittel z. B. durch Aufwalzen aufgebracht, wobei das Vlies nach Trocknung und Aushärtung mit der Schicht 3 verbunden ist.

    [0041] Weiterhin bewirkt die Verwendung eines auf die Hy­droxidmischung aufgebrachten Vlieses eine Verminderung der Rißbildung, insbesondere wenn die Schicht 3 einer Schnelltrocknung z. B. 3 min bei 600OC unterzogen wird.

    [0042] Die Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist besonders wirtschaftlich, da das Verfahren kontinuier­lich oder halbkontinuierlich durchgeführt werden kann und die Mischung nach Maßgabe ihres Verbrauches zur Herstellung der Schicht hergestellt werden kann.


    Ansprüche

    1. Feuerwiderstandsfähiges, den Wärmedurchgang redu­zierendes Wandelement, insbesondere als Einlage für eine feuerhemmende Tür, mit mindestens zwei Dämmla­gen aus gebundener Mineralwolle, zwischen denen eine Schicht aus zumindest überwiegend anorganischem Material angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Schicht aus einem Gemisch aus einem wasserab­spaltenden Hydroxid und einem Bindemittel herge­stellt ist.
     
    2. Wandelement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das wasserabspaltende Hydroxid Aluminiumhydroxid ist.
     
    3. Wandelement nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn­zeichnet, daß das wasserabspaltende Hydroxid in unterschiedlichen Fraktionen mit mindestens zwei
     
    4. Wandelement nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die mittlere Korngröße der feinsten Fraktion unter 2 µm liegt.
     
    5. Wandelement nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die mittlere Korngröße der gröbsten Fraktion unter 100 µm und vorzugsweise unter 30 µm liegt.
     
    6. Wandelement nach einem der Ansprüche 1 bis 5, da­durch gekennzeichnet, daß das Bindemittel Kieselsol und/oder Wasserglas ist.
     
    7. Wandelement nach einem der Ansprüche 1 bis 6, da­durch gekennzeichnet, daß das Bindemittel einen or­ganischen Zusatz, ausgewählt aus der Gruppe beste­hend aus: Polysacchariden, Polysaccharidderivaten, insbesondere Polysaccharidethern, vorzugsweise Cel­luloseethern und Kunstharzen, in brandtechnisch ir­relevanter Konzentration enthält.
     
    8. Wandelement nach einem der Ansprüche 1 bis 7, da­durch gekennzeichnet, daß die Schicht aus einem Ge­misch von 70 bis 93 Gew.-% Aluminiumhydroxid, be­rechnet als Al(OH)₃ und 30 bis 5 Gew.-% Kieselsol, berechnet als SiO₂, hergestellt ist.
     
    9. Wandelement nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Gemisch aus etwa 85 Gewichtsteilen Alumi­niumhydroxid und etwa 15 Gewichtsteilen Kieselsol besteht.
     
    10. Wandelement nach einem der Ansprüche 1 bis 9, da­durch gekennzeichnet, daß das Gemisch an Stelle ei­nes Teils des wasserabspaltenden Hydroxids oder zu­sätzlich zu dem wasserabspaltenden Hydroxid einen Ton bzw. ein Tonmineral enthält.
     
    11. Wandelement nach einem der Ansprüche 1 bis 10, da­durch gekennzeichnet, daß die Schicht eine geringere Dicke als jede Dämmlage hat.
     
    12. Wandelement nach Anspruch 11, dadurch gekennzeich­net, daß die Schicht 1 bis 5 mm, insbesondere 3 mm stark ist.
     
    13. Wandelement nach 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Schicht ein Vlies, insbesondere ein Vlies aus Glasfasern aufweist.
     
    14. Wandelement nach einem der Ansprüche 1 bis 13, da­durch gekennzeichnet, daß die Mineralwolle Stein­wolle ist.
     
    15. Verfahren zur Herstellung eines feuerwiderstandsfä­higen, den Wärmedurchgang reduzierenden Wandelemen­tes nach einem der Patentansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß man in einem kontinuierlichen oder halbkontinuierlichen Verfahren dem wasserab­spaltenden Hydroxid in fester Form oder in Form ei­ner plastischen wäßrigen Aufschlämmung ein Binde­mittel zusetzt, beide Bestandteile vermischt, das erhaltene Gemisch auf eine der zwei Dämmlagen in gleichmäßiger Schicht aufbringt, trocknet und die zweite Dämmlage auf die getrocknete Schicht oder ggf. auf die noch feuchte Schicht aufbringt.
     
    16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß als Bindemittel Kieselsol oder gelöstes Wasser­glas verwendet wird.
     
    17. Verfahren nach Anspruch 15 oder 16, dadurch gekenn­zeichnet, daß dem Bindemittel ein organischer Stoff, bestehend aus: Polysacchariden, Polysaccharidderi­ vaten, insbesondere Polysaccharidethern, vorzugs­weise Celluloseethern und Kunstharzen, in brandtech­nisch irrelevanter Konzentration zugesetzt wird.
     
    18. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 17, da­durch gekennzeichnet, daß das wasserabspaltende Hydroxid in unterschiedlichen Fraktionen mit minde­stens zwei Korngrößenbereichen zur Erzielung einer größeren Packungsdichte verwendet wird.
     
    19. Verfahren nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß eine feinste Fraktion mit einer mittleren Korn­größe unter 2 µm verwendet wird.
     
    20. Verfahren nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß eine gröbste Fraktion mit einer mittleren Korn­größe von unter 100 µm und vorzugsweise 30 µm verwendet wird.
     
    21. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 20, da­durch gekennzeichnet, daß die Schicht mit einem Vlies, insbesondere einem Vlies aus Glasfasern ar­miert wird.
     




    Zeichnung