[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Ventilsteuerung für Brennkraftmaschinen der im
Oberbegriff des Patentanspruches 1 beschriebenen Art.
[0002] Eine derartige Ventilsteuerung zeigt beispielsweise die GB-PS 846 133. Diese für
einen Hochleistungsmotor konzipierte Ventilsteuerung weist ferner Steuerwellen mit
Steuernocken für relativ große Ventilhübe auf. Weiter sind derartige Steuernocken
zur Erzielung einer ausreichenden Füllung der Zylinder im oberen Drehzahlbereich
auf relativ große Steuerwinkel von über 300° Kurbelwellenwinkel ausgelegt. Dies ergibt
für die Ventile einen späten Schließpunkt nach UT und OT. Dieser Öffnungs- bzw. Zeitquerschnitt
nach UT und/oder OT ist wesentlich für die Gasdynamik in der Sauganlage der Brennkraftmaschine
zur Erzielung eines hohen Füllungsgrades.
[0003] Ein großer Zeitquerschnitt der Ventile zwischen der UT- und OT-Stellung des Kolbens
im jeweiligen Zylinder und dem jeweiligen Schließpunkt wirkt sich jedoch im niederen
Drehzahlbereich auf Laufruhe und Drehmoment ungünstig aus durch die Rückströmung des
Frischgases in die Sauganlage durch das Einlaß-Ventil und die relativ große Überschneidung
von Einlaß- und Auslaß-Ventil.
[0004] Ziel der Erfindung ist es, bei einer für den Normalbetrieb vorgesehenen Brennkraftmaschine
durch mäßigen Leistungsverzicht im oberen Drehzahlbereich einen deutlichen Gewinn
an Drehmoment und Laufruhe im niederen Drehzahlbereich dadurch zu verwirklichen, daß
bei im wesentlichen gleichen Gesamt-Öffnungs- bwz. Zeitquerschnitt insbesondere des
Einlaß-Ventiles dessen Zeitquerschnitt zwischen UT und dem Schließpunkt wesentlich
reduziert ist. Hierfür ist eine Verringerung des Steuerwinkels des Steuernockens
in Kombination mit einer Vergrößerung des Nocken- bzw. Ventilhubes nicht ohne Berücksichtigung
des Krümmungsmaßes der gewölbten Gleitbahn des Stößels möglich. Bei einem großen Krümmungsmaß
bzw. kleinem Rollenradius der Gleitbahn des Stößels wird der Steuernocken in seinen
Flanken schon bei niedrigen Beschleunigungswerten hohl. Aus Fertigungsgründen muß
der Radius einer hohlen Flanke des Steuernockens relativ groß sein, wodurch jedoch
ein gemäß der vorgenannten Zielsetzung erforderlicher steiler Ventilöffnungs-Anstieg
bei kleinem Rollenradius nicht zu verwirklichen ist. Weiter bedingt ein kleiner Rollenradius
in Verbindung mit einem Steuernocken von großem Nocken- bzw. Ventilhub eine erhebliche,
verschleißfördernde Querbelastung. Demgegenüber wird bei einer Gleitbahn des Stößels
mit kleinem Krümmungsmaß bzw. großem Rollenradius die Querbelastung zwar geringer,
jedoch ergibt sich bei einem gegen Unendlich ( ∞ ) gehenden Rollenradius eine von
Mitte Stößel weit beabstandete Kontaktlinie des nockenspitzenseitigen Flankenbereiches
mit der Stößel-Gleitbahn. Eine große Auswanderung der Kontaktlinie des Steuernockens
erfordert in Richtung der Nockendrehebene entsprechende Abmessungen des Stößels mit
den Nachteilen großer Massenkräfte und erheblichen Bauraumes.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, für eine gattungsgemäße Ventilsteuerung
hinsichtlich des Rollenradiuses der Stößel-Gleitbahn einen Radienbereich und hinsichtlich
des Steuerwinkels und des Nocken- bzw. Ventilhubes des Steuernockens Grenzwerte aufzuzeigen,
wobei die drei Werte in Kombination miteinander einen reduzierten Schließquerschnitt
der Ventile bei steilem Ventilhub-Verlauf ergeben.
[0006] Diese Aufgabe wird mit den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruches 1 gelöst.
Mit den erfindungsgemäß kombinierten Werten ergibt sich in vorteilhafter Weise bei
steilem Ventilhub-Verlauf ein fülliger Öffnungs- oder Zeitquerschnitt des Einlaß-Ventiles
zwischen OT und UT eines Hubkolbens. Mit dem nach UT steil abfallenden Ventilhub-Verlauf
wird ein das Rückströmen der Frischladung aus dem Zylinder in die Sauganlage wesentlich
reduzierender Zeitquerschnitt bis zum Schließpunkt des Einlaß-Ventiles erzielt. Weiter
verringert ein steiler Anstieg des Ventilhub-Verlaufes den vor OT gelegten Zeitquerschnitt
des Einlaß-Ventiles. Letzteres ergibt durch einen kleinen Überschneidungsbereich der
Zeitquerschnitte von Einlaß- und Auslaß-Ventil hohe Laufruhe im Leerlauf bei niedrigen
Schadstoffmengen im Abgas, wobei der Schließ-Zeitquerschnitt für das Auslaßventil
ebenfalls erfindungsgemäß reduziert sein kann. Im anschließenden Drehzahlbereich der
Brennkraftmaschine wird durch den fülligen Zeitquerschnitt zwischen OT und UT in Verbindung
mit dem reduzierten Frischgas-Rückstrom ein hohes Drehmoment erreicht. Die mit der
verringerten Gasdynamik in der Sauganlage durch Reduzieren des Schließ-Zeitquerschnittes
zwischen UT und dem Schließpunkt des Einlaß-Ventiles verbundene Minderleistung im
oberen Drehzahlbereich wird nach Anspruch 3 mittels mehrerer Einlaß-Ventile je Zylinder
der Brennkraftmaschine kompensiert. Hierfür bilden drei Einlaß-Ventile einen optimalen
Kompromiß zwischen hohem Drehmomentverlauf im niederen Drehzahlbereich und günstigem
Leistungsniveau im oberen Drehzahlbereich.
[0007] Für die vorbeschriebene Auslegung einer Brennkraftmaschine sind bevorzugte Werte
für den Steuerwinkel des Steuernockens und den Rollenradius für die Stößel-Gleitbahn
bei mindestens 10 mm Nocken- bzw. Ventilhub im Anspruch 2 angegeben. Die Kombination
dieser drei Zahlenwerte ergibt als weiteren Vorteil ein günstiges Maß für die Auswanderung
der Kontaktlinie zwischen Steuernocken und der Gleitbahn des Ventil-Stößels ohne einen
gewünscht großen Ventilhub durch die gegebene Ventilöffnungsgeschwindigkeit zu begrenzen.
Das günstige Auswanderungs-Maß ergibt weiter relativ kleine Abmessungen des Stößels
in Richtung der Steuernocken-Drehebene, verbunden mit kleinen Massen bei kleinem
Bauraum. Geringere Massen ermöglichen eine dem steilen Ventilhub-Verlauf entsprechende
Ventilbeschleunigung ohne dynamische Probleme.
[0008] Die Masse des Ventil-Stößels kann ferner neben kleinen Abmessungen auch durch eine
im Anspruch 4 beschriebene Gestalt eines in Draufsicht einen rechteckigen oder ovalen
Querschnitt aufweisenden Stößels reduziert werden. Im übrigen erleichtern derartige
Stößel auch die Anordnung mehrerer Einlaß- und Auslaß-Ventile bei einem Zylinder von
relativ kleinem Durchmesser.
[0009] Der in Anspruch 2 angegebene Wert für den Rollenradius der Gleitbahn des Ventilstößels
ergibt neben dem für die Stößel-Abmessung günstigen Maß der Kontaktlinien-Auswanderung
den weiteren Vorteil, bei fülligem Ventilhub-Verlauf zwischen den Umkehrpunkten des
Hubkolbens im Zylinder für die Spitze des Steuernockens einen Radius wählen zu können,
mit dem insbesondere bei niederer Drehzahl der Brennkraftmaschine die Hertz'sche Pressung
zwischen Nockenspitze und Stößel-Gleitbahn niedrig ist. Zusätzlich kommt ein zu größeren
Zahlenwerten tendierender Radius an der Nockenspitze der Gestaltung einer fülligen
Ventilerhebungskurve bzw. einem fülligeren Ventilhub-Verlauf entgegen.
[0010] Anhand eines bevorzugten, in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels wird
die Erfindung näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine Ventilsteuerung für ein Einlaßventil in einem abschnittsweise im Schnitt
dargestellten Zylinderkopf,
Fig. 2 eine Stößel-Anordnung für zwei Einlaßventile eines Zylinders der Brennkraftmaschine
in Draufsicht (ohne Steuerwelle),
Fig. 3 Einlaßventil-Zeitquerschnitte im Vergleich.
[0011] Eine Ventilsteuerung 1 in einem Zylinderkopf 2 einer nicht gezeigten Hubkolben-Brennkraftmaschine
umfaßt eine Steuerwelle 3 mit einem Steuernocken 4, der über einen Stößel 5 ein Einlaßventil
6 in einer Brennraummulde 7 des Zylinderkopfes 2 für einen Zylinder betätigt.
[0012] Der Steuernocken 4 weist einen Hauptnocken mit einem Steuerwinkel α = 236° Kurbelwellenwinkel
bei einem Nocken- bzw. Ventilhub h
V von mindestens 10 mm auf. Dieser Steuernocken 4 wirkt mit einer zylindrisch gewölbten
Gleitbahn 8 des Stößels 5 zusammen. Die Gleitbahn 8 ist mit einem Rollenradius R
R ≈ 65 mm ausgebildet.
[0013] Mit der wie vorstehend bemessenen Ventilsteuerung 1 ist im Zusammenwirken der vorgegebenen
drei Werte gemäß Fig. 3 ein steiler Ventilhub-Verlauf - durchgezogene Linie - erreicht,
wobei der Zeitquerschnitt des Einlaß-Ventiles 6 vom Öffnungsbeginn Eö bis zum Hubkolben-OT
vorteilhaft klein ist gegenüber herkömmlicher Auslegung nach der gestrichelten Kurve.
Weiter ergibt der Ventilhub-Verlauf nach der durchgezogenen Linie gegenüber der gestrichelten
Kurve einen fülligen Zeitquerschnitt für Drehmoment und Leistung. Schließlich zeigt
der durchgezogene Ventilhub-Verlauf einen deutlich verringerten Schließ-Zeitquerschnitt
von "Hubkolben-UT" bis "Einlaß schließt (Es)". Damit ist bei niederen Drehzahlen der
Brennkraftmaschine ein Rückströmen der angesaugten Frischladung aus dem Zylinder in
die Sauganlage erheblich reduziert mit der Folge eines hohen Drehmomentverlaufes.
Zur Erzielung einer akzeptablen Leistung im oberen Drehzahlbereich im Anschluß an
den fülligen Drehmomentverlauf sind mindestens zwei Einlaßventile 6 je Brennraum 7
vorgesehen.
[0014] Die Bemessung der zusammenwirkenden Ventiltriebelemente nach den weiter vorne angegebenen
Zahlenwerten ergibt unter Vermeidung insbesondere fertigungstechnisch aufwendiger,
ausgeprägter Hohlflanken der Steuernocken 4 bei großem Ventilhub h
V einen günstigen Wert für die Auswanderung "A" der Kontaktlinie "K" des Steuernockens
4 mit der Gleitbahn 8 beim beginnenden Eingriff des Steuernocken-Spitzenbereiches
9. Dies führt zu kleinbauenden Stößeln 5 von geringer Masse. Diese kann weiter im
Querschnitt durch im wesentlichen rechteckige Stößel 5, wie aus Fig. 2 ersichtlich,
verringert werden. Die rechteckigen oder ovalen Stößel 5 sind einer eng benachbarten
Anordnung der Einlaßventile 6 in der Brennraummulde 7 förderlich, wobei die Gleitbahnen
8 im größten gegenseitigen Abstand angeordnete Führungsflächen 10 der Stößel 5 miteinander
verbinden.
[0015] Für ein nicht gezeigtes Auslaß-Ventil kann die Steuerung analog ausgelegt werden,
um insbesondere die Größe der Ventilüberschneidung von Einlaß- und Auslaß-Ventil zusätzlich
beeinflussen zu können.
1. Ventilsteuerung für Brennkraftmaschinen,
- wobei ein Ventil (6) über einen Stößel (5) von einer Steuerwelle (3) betätigt ist,
und
- ein Steuernocken (4) der Steuerwelle (3) mit einer gewölbten Gleitbahn (8) des Stößels
(5) zusammenwirkt,
dadurch gekennzeichnet,
- daß der Steuernocken (4) für ein Ventil (6) einen Hauptnocken mit einem Steuerwinkel
( α ) von höchstens 240° Kurbelwellenwinkel bei einem Nocken- bzw. Ventilhub (hV) von mindestens 10 mm aufweist,
- wobei die Gleitbahn (8) des Stößels (5) mindestens in einem wesentlichen Abschnitt
mit einem Rollenradius (RR) aus dem Wertebereich von 50 ≦ RR ≦ 80 mm ausgebildet ist.
2. Ventilsteuerung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
- daß der Steuerwinkel α = 236° Kurbelwellenwinkel beträgt, und
- daß der Rollenradius RR ≈ 65 mm mißt.
3. Ventilsteuerung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Steuerwelle
(3) mit Steuernocken (4) für mehrere Ventile (6) je Zylinder der Brennkraftmaschine
ausgerüstet ist.
4. Ventilsteuerung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
- daß der Stößel (5) - in Draufsicht gesehen - einen rechteckigen oder ovalen Querschnitt
aufweist, und
- daß die Gleitbahn (8) im größten gegenseitigen Abstand angeordnete Führungsflächen
(10) des Stößels (5) miteinander verbindet.
5. Ventilsteuerung nach den Ansprüchen 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Gleitbahn
(8) des Stößels (5) aus Abschnitten mit unterschiedlichen Rollenradien (RR) aus dem Wertebereich von 50 ≦ RR ≦ 80 gebildet ist.