[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Wasserbedüsung von trocken auf ca. 200
Grad C gekühlten Kokses, in der der Koks auf eine Temperatur ≦ 80 Grad C abgekühlt
wird.
[0002] Der Koks wird in Kokstrockenkühlanlagen trocken gekühlt. Bei der Kokstrockenkühlung
handelt es sich zwar um eine seit langem bekannte Verfahrensweise, die aber noch keine
große Verbreitung gefunden hat. Überwiegend wird der aus dem Ofen glühend anfallende
Koks mit Wasser noch abgelöscht. Bei der Kokstrockenkühlung wird zur Kühlung anstelle
von Wasser ein Gas verwendet. Das Gas wird im Kreislauf geführt, wobei in dem Gaskreis
auch Wärmetauscher und Entstauber vorgesehen sind. Die Wärmetauscher nehmen die in
dem Gas enthaltene Wärme auf bzw. führen diese ab, so daß das Gas zur weiteren Wärmeaufnahme
bzw. zur Rezierkulation und Kühlung geeignet ist. Die Entstauber verhindern, daß die
Wärmetauscherflächen sich zusetzen bzw. mit einer starken, den Wärmeübergang hindernden
Staubschicht belegt werden.
[0003] Der trockengekühlte Koks entwickelt beträchtliche Staubmengen. Diese Staubmengen
bilden keinen Störfaktor, wenn der Koks über geschlossene Bandanlagen aus der Kokerei
in eine verbundene Hochofenanlage transportiert wird. Störend wirkt der Staub jedoch
bei verschiedenen Transporten und dergleichen vom Standort der Kokstrockenkühlanlage
zum Standort der Hochofenanlage. Bei jedem Umschlagen des Kokses werden ganze Staubwolken
frei. Die Staubwolken sind eine solche Umweltbelastung, daß zu deren Verhinderung
Maßnahmen getroffen werden müssen.
[0004] Zur Beseitigung des Staubes bestehen eine Reihe von Vorschlägen. Einer der Vorschläge
beinhaltet das Abblasen des Staubes in der Sieberei durch Aufgabe von Gasimpulsen
am Ende des jeweiligen Siebes. Die Sieberei ist Bestandteil der Kokerei. In der Sieberei
findet eine Klassierung des Kokses durch Sieben statt.
[0005] Der Vorschlag, den Staub abzublasen, erscheint wenig geeignet. Der Koks ist nämlich
mit Unterkorn behaftet. Bei jeder Belastung des Kokses aus Transport und Umschlag
entstehen neue Unterkornanteile. Verantwortlich hierfür sind die sehr dünnen und
spröden Zellwände der einzelnen Koksstücke. Es kann beobachtet werden, daß die Bildung
von Unterkornanteilen mit Zunahme der Belastungen des Koksstückes einen degressiven
Verlauf nimmt. Es muß daher davon ausgegangen werden, daß sich das Kokskorn nicht
stabilisieren läßt, sondern bei jeder Belastung Unterkorn bildet, bis es schließlich
ganz aufgerieben ist.
[0006] Andere Vorschläge zur Staubvermeidung gegen dahin, den aus der Kokstrockenkühlanlage
ausgetragenen Koks durch Bedüsung mit Staubbindemitteln zu umhüllen. Dieser Vorschlag
konnte sich jedoch nicht durchsetzen, weil die Staubbindemittel zu erheblichen Kostenlasten
führen. Darüber hinaus wird bislang befürchtet, daß die Staubbindemittel den Hochofengang
negativ beeinflussen.
[0007] Der Erfindung liegt gleichfalls die Aufgabe zugrunde, Staubbildung zu vermeiden.
Dabei geht die Erfindung davon aus, daß eine wirksame Staubreduzierung erreicht wird,
wenn Koks bei einer Temperatur zwischen ca.200
oC und 80
oC mit Wasser bedüst wird. Die Staubentwicklung beim Umschlag ist dann nur noch eine
Funktion des Endwassergehaltes (in Gewichtsprozenten) des Kokses. Ermittelt wurde,
daß bei einer solchen Verfahrensweise das Wasser nicht tief in den Koks eindringt,
sondern sich in einer mehr oder minder dicken Randschicht der einzelnen Koksstücke
befindet.
[0008] Für die Verwirklichung des oben beschriebenen Verfahrensweges bietet sich insbesondere
eine Abkühlung auf dem Transportband zwischen der Kokstrockenkühlung und der Sieberei
an. Dort ließe sich der etwa mit 200 Grad C aus der Kokstrockenkühlanlage anfallende
Koks durch Aufdüsen von Wasser auf ca. 80 Grad C leicht abkühlen. Die notwendige Wassermenge
kann dabei danach bestimmt werden, daß sie am Ende des Transportbandes vollständig
verdampft ist. Im Gegenstrom zum Koks kann ein Trägergas (Luft) geführt werden, welches
in der Lage ist, die gesamte entstehende Wasserdampfmenge aufzunehmen und möglichst
ohne Taupunkt zur Unterschreitung abzutransportieren. Bei dem Engineering eines solchen
Abkühlungsweges zeigen sich jedoch folgende Problempunkte:
- die gleichmäßige Beladung des Transportbandes
- die erforderliche Einhausung des Bandes mit unkalkulierbarem Fremdluftzutritt durch
die Absaugung, der besonders in kalter Jahreszeit im gesamten Band- und Einhausungsbereich
auftretenden Kondensation, welche zur Korrosion führt
- die Bildung von Schwaden und Brüden, besondern bei hohen Luftfeuchten im Winter
- die Bestimmung der Bedüsungsintervalle, da zuviel Wasser aufeinmal infolge des zu
geringen Wärmeleitfähigkeitswertes des Kokses zur Übernässung des Kokskornes führt
- das ungelöste Problem der Umschichtung der Kokstücke auf dem Band und die damit
einhergehende einseitige Kühlung der Koksstücke
- die unflexible Kühlung bei unterschiedlichem Austrag aus der Kokstrockenkühlkammer,
besonders wenn unterschiedliche Wärmeleitfähigkeiten der Koksstücke vorliegen
- die unterschiedlichen Temperaturen unterschiedlich großer Koksstücke, da der Wärmeausgleich
unter den Koksstücken aus Zeitgründen nicht stattfinden kann
- ohne Begleitheizung der Bandeinhausung unvermeidliche Taupunktunterschreitungen
Ferner ist dieser Verfahrensweg mit erheblichen Investitionskosten belastet.
[0009] In weiterer Ausbildung der Erfindung wird ein einfacherer und kostengünstigerer Weg
und sicherer Weg zur Abkühlung und Besprühung des Kokses mit den Merkmalen des Anspruches
2 erreicht. Weitere vorteilhafte Ausführungen sind mit den Merkmalen der Ansprüche
3 bis 6 gegeben.
[0010] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt.
[0011] Mit 1 ist ein Puffersilo bezeichnet, der ein Fassungsvolumen von 160 m³ aufweist.
In dem Puffersilo 1 soll der aus der Kokstrokkenkühlanlage kommende Koks auf dem
Weg zur Sieberei abgekühlt werden. Der Puffersilo 1 ist als Rundsilo ausgeführt und
hat einen Durchmesser von ca. 5 m. Die zylinderische Höhe des Puffersilos beträgt
ca. 8 m. Ausgetragen wird der gekühlte Koks aus dem Puffersilo aus vier Ausläufen
2, um ein möglichst gleichmäßiges Absinken der Koksschicht im Puffersilo 1 zu erreichen.
Beschickt wird das Puffersilo von einem Bandförderer 3, dessen 1200 mm breites Band
mit einer Geschwindigkeit von ca. 1,4 m/sec. läuft. Im Abwurfbereich des Bandes 3
sind Wasserdüsen 4 installiert, die die abgeworfene Koksschicht von beiden Seiten
besprühen und eine Teilmenge des benötigten Wassers aufgeben. Vom Abwurf des Bandes
gelangt der Koks auf eine Drehschurre 5, die den Koks in ständig neuen, aber dünnen
Schichten in den den Puffersilo bildenden Bunker verteilt. Von der Decke aus sind
weitere Wasserdüsen 6 installiert, die aktiviert werden, wenn die Drehschurre 5 sich
unter ihnen befindet. Die Betätigung der Wasserdüsen 6 kann mit Zeitversatz erfolgen,
z. B. um 180 Grad versetzt zur Drehschurre 5, um eine Nachkühlung durchzuführen.
[0012] Das Puffersilo 1 wird so gefahren, daß sein Füllstand möglichst gleichmäßig ist.
Die zudosierte Wassermenge wird bestimmt über die durch eine Bandwaage im Band 3 ermittelte
Koksmenge und die im Bereich der Bandwaage ermittelte Kokstemperatur. Die Kokstemperatur
läßt sich z. B. mit einer Infrarot-Kamera feststellen.
[0013] Um den durch die Wasserverdampfung entstehenden Dampf zu entsorgen, wird eine Luftmenge
von ca. 75 000 Nm³ /h durch den Puffersilo 1 geleitet.
- ca. ein Drittel der Luftmenge wird angesaugt über das ankommende Transportband 3
- ca. zwei Drittel der Luftmenge werden angesaugt über die Austragkonen 2 des Puffersilos
1
[0014] In etwa in Mitte des zylindrischen Teil des Puffersilos befindet sich ein Absaugkanal
7, der rings um den Puffersilo geführt ist und sektionsweise geöffnet oder geschlossen
werden kann. Über den Absaugkanal 7 wird die gesamte Luft- und Dampfmenge entsorgt.
Durch die Anordnung der Luftführung wird erreicht, daß der Puffersilo im oberen Teil
im Gleichstrom und im unteren Teil im Gegenstrom durchströmt wird. Das hat zur Folge,
daß die beim Wasseraufdüsen nicht an die Koksstücke gelangende Tröpfchen mit dem Luftstrom
in die Koksschicht eingeleitet werden (im Gleichstromteil), daß die Dampfbrüden durch
die Koksschicht gezogen werden und die restliche Kühlung und Trocknung des Kokses
im Gegenstromteil erfolgt. Durch Differenzdruckmessung zwischen Ansaugkanälen und
Absaugkanälen wird die Durchgasung des Puffersilos 1 derart eingestellt, daß die
gewünschte Abkühlung des Kokses gleichmäßig über den Bunkerquerschnitt erreicht wird.
[0015] Der gesamte Puffersilo ist isoliert und mit einer Verschleißschicht ausgekleidet.
Im Bereich oberhalb der Absaugung (7) und der Decke wird die Bunkerwand begleitend
beheizt. Hierzu wird Dampf verwendet, der kondensiert. Mit der Begleitbeheizung 8
von Decke und Wand sowie im Bereich der Materialübergabe zum Silo wird vermieden,
daß sich ein Tropfsteinhöhleneffekt ausbilden kann und infolge dessen Korrosionsschäden
im Puffersilo auftreten. Der Absaugeweg des Gases aus dem Puffersilo 1 ist als Wärmetauscher
ausgeführt. Der Weg ist doppelwandig ausgelegt. Im äußeren ringförmigen Spalt wird
Dampf kondensiert. Damit wird erreicht, daß die Abgase aus dem Bunker überhitzt werden,
derart, daß ein Abstand zum Taupunkt von ca. 20 Grad C entsteht. Durch diese Erwärmung
ist es möglich, als Entstaubungsaggregat einen Tuchfilter einzusetzten, der bei Reststaubgehalten
von kleiner 25 mg/Nm³ trocken Koksstaub austrägt, welcher pneumatisch zum Staubsilo
der Siebanlage gefördert wird. Der Filter ist komplett isoliert, im Reingasteil und
im Austragkonus mit Dampf begleitbar beheizt. Hinter dem Filter schließt sich der
Saugzug an, der die Durchströmung des Puffersilos und den Abtransport der Brüden besorgt.
Der Saugzug leitet die Gase weiter zu einem Kamin. Der Kamin ist innenseitig gummiert,
um ihn vor Korrosion zu schützen. Über den Kamin werden die rund 75.000 Nm³ Luft und
die rund 13.000 Nm³ Dampf aus der Wasserverdampfung abgeleitet.
[0016] Aufgrund der oben beschriebenen Betriebsweise wird der Koks mit Temperaturen < 80
Grad C und einem Wassergehalt < 0,5 % ausgetragen.
1. Verfahren zur Verminderung des Staubanfalls beim Umschlag und Transport von trocken
gekühltem Koks, dadurch gekennzeichnet daß der in der Kokstrockenkühlanlage auf ca.200oC abgekühlte Koks in einem Behälter durch Aufdüsen von Wasser und das gleichzeitige
Durchströmen mit Luft auf 80oC ± 5oC gekühlt wird, so daß das Wasser sich nur in einer dünnen Randschicht der Koksstücke
befindet.
2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch
ein Puffersilo (1), wobei die Wasserbedüsung bei Beschickung des Pouffersilos (1)
oben angeordnet ist, während der Koksaustrag unten vorgesehen ist und die Luft durch
etwa mittigen Abzug (7) der Brüden von oben und unten in den Puffersilo tritt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch eine Drehschurre (5) im
Puffersiloeintrag.
4. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch
eine Wärmeisolierung des Puffersilos.
5. Vorrichtung nach einem oder meheren der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet durch
eine Begleitbeheizung oberhalb der Brüdenabsaugung (7).
6. Vorrichtung nach Anspruch 5 gekennzeichnet durch eine doppelwandige Ausbildung,
wobei im äußeren ringförmigen Spalt die Dampfführung mit Kondensierung des Dampfes
vorgesehen ist.