(19)
(11) EP 0 353 726 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
07.02.1990  Patentblatt  1990/06

(21) Anmeldenummer: 89114242.4

(22) Anmeldetag:  02.08.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B68B 1/06, B68B 1/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 05.08.1988 DE 3826673

(71) Anmelder: Conrad, Ulrich
D-27726 Worpswede (DE)

(72) Erfinder:
  • Conrad, Ulrich
    D-27726 Worpswede (DE)

(74) Vertreter: Bruse, Willy Hans Heinrich 
Edisonstrasse 14
28357 Bremen
28357 Bremen (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Gebiss für Pferdezaumzeuge


    (57) Das Gebiß für Pferdezaumzeuge besteht aus einem Mundstück und seitlichen, mit den Enden des Mundstücks beweglich verbundenen Backenringen, an denen Backenriemen und Zügel befestigbar sind. Die Enden des Mundstücks (1) sind auf einem nach vorn weisenden Bogenabschnitt (3) der Backenringe (2) zwischen einer Öse zur Befestigung des Backenriemens (7) am Backenring (2) und einer weiteren, der ersteren gegenüberliegenden Öse (4) zur Befestigung des Kandarenzügels (10) gleitend beweglich angeordnet.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Gebiß für Pferdezaumzeuge, welches Ausbildungsmerkmale nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1 aufweist.

    [0002] Aus der GB-PS Nr. 65 ist eine Kandare bekannt, bei der die Enden eines Mundstücks beidseitig gemeinsam mit einem Kandarenarm relativ zueinander um eine horizontale Achse schwenkbar in einem Steg eines Backenringes gelagert sind, so daß ein Zügel in einer oberen Öse dieses Backenringes und ein Kandarenzügel am unteren Kandarenarm befestigt werden kann. Zusätzlich wird eine Kinnkette in Haken am oberen Kandarenarm eingehängt. Bei einer solchen Anordnung wirkt auch der am Backenring befestigte Zügel wie eine Kandare, jedoch ist diese Wirkung vergleichs­weise gering gegenüber der mit dem Kandarenzügel auszuübenden Wirkung, die durch die Hebelübersetzung erheblich verstärkt werden kann, so daß eine solche Kandare ohne Einschränkung abzulehnen ist. Daneben gibt es Kandaren in mannigfacher Gestaltung, bei denen die Enden des Mundstücks fest mit seitlichen Kandarenarmen verbunden sind, deren obere Kandaren­arme Ösen zur Verbindung mit den Backenriemen, deren untere Kandarenarme Ösen zur Befestigung des Kanda­renzügels und die etwa im Bereich des Mundstückes feste Ringe zur Befestigung eines Zügels aufweisen, wobei die Kinnkette ebenfalls in Haken an den oberen Kandarenarmen eingehängt wird. Verbreitet Anwendung findet die in dem Buch "Reiten, A - Z", Franz Schneider Verlag, 1977, auf Seite 145 dargestellte Pelhamkandare, die mit zwei Zügeln oder auch mit einem Zügel unter Verwendung eines Pelhamriemchens benutzt werden kann, welches den festen Zügelring an den Kandarenarmen mit den beweglich an den unteren Kandarenarmen gehaltenen Ringen für den Kandarenzügel miteinander verbindet und an dem ein Zügel gleitend befestigt wird. Auch die Pelhamkandare hat, wie alle Kandaren, den Nachteil, daß das Mundstück im Pferdemaul stets auf der gleichen Stelle liegt, so daß der von dem Gebiß ausgehende Druck immer an der gleichen Stelle wirksam ist. Diese Kandarengebisse werden daher von Pferden nur widerwillig angenommen.

    [0003] Aus der US-PS 3,628,308 ist ein Kandarengebiß bekannt, bei dem die Gebißstange bzw. das Mundstück auf einem Bogen an den seitlichen Kandarenhebeln in der Höhe beweglich ist.

    [0004] Das DE-GM 84 21 478.3 beschreibt ein Kandarengebiß, bei dem die seitlichen Kandarenhebel selbst bogenförmig ausgebildet sind, so daß auch hier das Mundstück in der Höhe begrenzt beweglich ist gegenüber den Kandarenhebeln und eine Aufzieh­trensenwirkung erreicht werden kann.

    [0005] Zum Stand der Technik gehören vor allem Trensen­gebisse, bei denen ein Mundstück mit seitlichen Backenringen in der Weise beweglich verbunden ist, daß die Backenringe durch Bohrungen an den Enden des Mundstückes hindurchgezogen sind, welches im Laufe der Zeit in vielfältiger Weise gestaltet wurde. Ausführungsformen einteiliger und mehrteiliger Mundstücke für Trensengebisse sind in "Reiten, A - Z" oaO, auf Seite 144, und in der EP-B 0 017 959 dargestellt und beschrieben. Verbreitet sind Ring­trensen, bei denen das Mundstück je nach Stärke des Zügelanzuges an tiefer- oder höhergelegenen Stellen des Pferdemauls wirksam wird. Das Trensengebiß wird daher von den Pferden bereitwillig angenommen und findet in der Reiterei breiteste Anwendung. Anderer­seits werden immer mehr hoch im Blut stehende Pferde und auch ausgesprochen große und kräftige Pferde geritten. Es kann daher leicht vorkommen, daß in plötzlich auftretenden Situationen dem Reiter oder der Reiterin die Kräfte zur Regulierung des Pferdes fehlen.

    [0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Vorteile der weithin gebräuchlichen Ringtrense mit in der Wirkung abgeschwächten Vorteilen der Pelhamkandare in der Weise zu verbinden, daß die Vorteile des Trensengebisses in der ursprünglichen Form erhalten bleiben.

    [0007] Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß ein Gebiß mit den eingangs genann­ten Gattungsmerkmalen entsprechend dem Kennzeichen des Patentanspruches 1 ausgebildet wird.

    [0008] Ein solches Gebiß kann mit einem beliebig gestalteten einteiligen oder mehrteiligen Mundstück ausgestattet werden. Es hat den Vorteil, daß mit einem Zügel geritten werden kann, der am Backenring befestigt, insbesondere eingeschnallt wird, so daß sich das Gebiß wie eine herkömmliche Ringtrense verhält. Zusätzlich kann ein Kandarenzügel an der unteren Öse befestigt werden, so daß das Gebiß die Wirkung einer Kandare ausübt, wenn nur der untere, also der Kandarenzügel, benutzt wird, wobei jedoch als wesentlicher Gesichtspunkt zu beachten ist, daß das Gebiß auf dem Backenring gleitend beweglich ist und unter der Wirkung des Zuges im Kandarenzügel nach oben gleitet, so daß die Hebelwirkung der Kandare bei leichter Zügelführung in etwa der Wirkung eines einfachen Wassertrensengebisses entspricht, bei stärker werdendem Zug am Kandarenzügel verlängert sich aber der Kandarenarm, so daß der Reiter mit relativ geringer Kraft einen verstärkten Gebißdruck ausüben kann, wobei das Mundstück auf eine frische, ausgeruhte Stelle im Maul rutscht und das Pferd diesen vorübergehenden verstärkten Druck annimmt.

    [0009] In vorteilhafter Ausgestaltung des wesentlichen Erfindungsgedankens ist an dem Backenring eine Öse zur Befestigung des Kandarenzügels, etwa der Öse für die Befestigung des Backenriemens gegenüberliegend, ausgebildet. Dadurch kann das Mundstückende, welches an dem Backenring gleitend gehalten ist, zwischen den beiden Ösen hin- und herrutschen, so daß diese Gleitbewegung durch die infolge der Ösenausbildungen vorhandenen Verdickungen des Backenringes begrenzt wird.

    [0010] Zur näheren Erläuterung der Erfindung sind auf der Zeichnung in den Figuren 1 bis 8 Ausführungsbeispiele und Anwendungsbeispiele in Seitenansicht und teil­weise perspektivisch dargestellt.

    [0011] Das Gebiß für Pferdezaumzeuge besteht allgemein aus dem Mundstück 1 und den beiden Backenringen 2 in der Ausbildung mit den Erfindungsmerkmalen. Das Mund­stück 1 kann einteilig, mehrteilig, profiliert, symmetrisch, asymmetrisch oder in anderer an sich bekannter Weise ausgebildet sein. Die Schenkelenden des Mundstückes 1 weisen eine Durchgangsbohrung 12 auf und sind mit dieser Durchgangsbohrung auf dem nach vorn gerichteten Bogenabschnitt 3 des Backen­ringes 2 auf jeder Seite zwischen einer oberen Begrenzung durch eine Öse 6 für die Befestigung des Backenriemens 7 und einer unteren Begrenzung durch einen Ring 4 für die Befestigung eines Zügels 10 gleitend beweglich. Der Backenring 2 und der Ring 4 liegen in einer Ebene und sind einstückig ausgebildet, wobei der Ring 4 in eine untere Durchbrechung des Backenringes 2 eingesetzt ist und die Enden des Ringes 2 in den Ring 4 übergehen. Der nach hinten gerichtete Bogenabschnitt 5 jedes Backenringes 2 dient zur Befestigung eines weiteren Zügels 23 (Figur 3), der als Trensenzügel wirksam ist. Der Ring 4 dient dann zur Befestigung des Kandarenzügels.

    [0012] Entsprechend der perspektivischen Darstellung in der Figur 1 sind bei diesem Anwendungsbeispiel die Backenriemen 7 aus Leder oder dergleichen mit den unteren Enden in Ösen 6 eingeschnallt, eingeknöpft oder eingehakt, die bei diesem Beispiel länglich ausgebildet und an der Innenseite des Backenringes 2 angeordnet sind. In die dadurch gebildeten Schlaufen der Backenriemen 7 ist ein zweiteiliger Kinnriemen 8 anstelle einer Kinnkette eingeschnallt. Beide Teile dieses Kinnriemens 8 sind mit einer Schlaufe 8b versehen, durch die das Strippenteil der Backenriemen 7 gezogen ist. Die Figur 1a zeigt demgegenüber einen einteiligen Kinnriemen 9 mit an seinen Enden ausgebildeten Schlaufen 9b, die durch Schnallen oder Schlaufen geschlossen werden können, so daß ein solcher Kinnriemen jederzeit auch nachträglich eingeschnallt werden kann.

    [0013] Alternativ zu der Darstellung in der Figur 1 ist anstelle der ledernen Kinnriemen 8 oder 9 gege­benenfalls auch eine Kinnkette anwendbar. Eine solche Kinnkette wird mit den Enden in Kinn­kettenhaken eingehängt, die gelenkig am Backenring 2 befestigt sind. Das Mundstück 1 des Gebisses besteht aus den beiden Schenkeln 13, die durch ein Ösengelenk 11 miteinander verbunden sind.

    [0014] Figur 2 zeigt die Anwendung der Erfindungsmerkmale in Verbindung mit einem Trensenzaum aus den Backenriemen 7, dem Kehlriemen 18, dem Genickstück 19 und dem Stirnriemen 20 sowie einem englischen Reithalfter mit den Backenstücken 21 und dem Nasenriemen 22. Ein Kinnriemen 8 oder 9 ist in den unteren Schlaufen der Backenriemen befestigt. Ein Zügel 23 ist in den nach hinten gerichteten Bogenabschnitt 5 des Backenringes 2 eingeschnallt. Der untere Ring 4 wird in diesem Falle nicht benutzt. Die obere Öse 6 ist bei dieser bevorzugten Ausbildung rund oder oval ausgebildet, so daß außer dem Backenriemen oder dergleichen der Kinnriemen oder ein anderer Riemen unmittelbar in diese Öse eingeschnallt werden kann. Dabei ist diese Öse gegenüber dem Backenring 2 seitlich versetzt angeordnet, damit sich der Kinnriemen darin unabhängig von der Lage des Gebisses bewegen kann. Trotz dieser wenigstens um die Dicke des Kinnriemens versetzten Anordnung sollte die Innenseite eben gestaltet sein, damit keine Druckstellen hervor­gerufen werden. Bei einer solchen Zäumung rutscht das Mundstück 1 lediglich von der in Figur 2 gezeichneten Stellung I bis zum Anschlag gegen den unteren Ring 4 auf dem nach vorn gerichteten Bogenabschnitt des Backenringes 2 - je nach Zügel­spannung hin und her, wobei der obere Maulwinkel nur mäßig durch das Gebiß nach oben gezogen wird.

    [0015] In Abweichung von der Zäumung nach Figur 2 ist bei der Zäumung entsprechend Figur 3 ein breiterer Trensenzügel 23 in den nach hinten gerichteten Bogenabschnitt 5 des Backenringes 2 eingeschnallt, während ein dünnerer Kandarenzügel 10 in den unteren Ring 4 eingeschnallt ist. Bei dieser Kombination der Zügelführung kann die Reiterhand 24 mit dem in gewohnter Weise zwischen dem kleinen Finger und dem Ringfinger geführten Trensenzügel weich auf das Pferdemaul einwirken, wie es dem normalen Trensengebrauch entspricht. Geht das Pferd jedoch gegen die Hand, kann der Reiter spontan durch Eindrehen der oberen Handseite nach innen, das heißt zum Körper des Reiters hin, den Kandarenzügel 10 verkürzen und so bei weniger Kraftanstrengung stärker auf das Pferd einwirken. Diese Zügelkombination wird zur Korrektur von Reit- und Dressurpferden bevorzugt angewendet, wenn die Reiter gelernt haben, damit umzugehen. Die Wirkung entspricht etwa der Wirkung einer Pelhamkandare mit einer Kombination aus Trensenzügel und Kandarenzügel, jedoch sind die Übergänge vom stärkeren Gebrauch des einen oder anderen Zügels gleitender, weil auch das Mundstück bei stärkerem Zügelzug weiter nach oben in Richtung der Backenzähne gleitet. Dadurch verlagert sich stufenlos der Drehpunkt auf dem Bogensegment der seitlichen Backenringe, so daß sich im Vergleich mit einer Pelhamkandare die Längenverhältnisse der oberen und unteren Kandarenarme ändern. Darin liegt eine der wesentlichen Auswirkungen der erfindungsgemäßen Ausbildungsmerkmale.

    [0016] Die Wirkung einer Kandare in üblicher Ausbildung beruht auf dem Unterschied der Hebelwirkung zwischen dem kürzeren oberen Kandarenarm, für den die Kinnkette das Widerlager bildet, und dem längeren unteren Kandarenarm, an dem die Kandarenzügel befestigt sind. Die Form und die Stärke des Mundstücks sowie das Verhältnis des unteren Kandarenarmes zum oberen Kandarenarm bestimmen die Wirksamkeit einer Kandare, wobei eine zu scharfe Wirkung oft genug ins Gegenteil umschlägt. Die Pferde schlagen dann mit dem Kopf, weichen nach oben oder hinter den Zügel aus, oder beißen sich an den Kandarenarmen fest und gehen dann eventuell durch. Pferde reagieren auf übermäßigen Schmerz häufig mit Flucht.

    [0017] Demgegenüber bewirken die Backenringe in der erfindungsgemäßen Ausbildung relatiy weiche Einwir­kungen auf das Pferdemaul, jedoch kann diese Wirkung stetig verstärkt werden, wenn das Pferd einmal gegen die Hand des Reiters angeht, und dem Reiter bzw. der Reiterin in solchen Momenten die Kraft zum Durch­halten des Gebißdruckes fehlt.

    [0018] Eine Variante der Zäumung entsprechend Figur 3 ist in der Figur 4 dargestellt. Hiernach ist in den nach hinten gerichteten Bogenabschnitt 5 des Ringes 2 und in den Ring 4 ein Pelhamriemchen 25 eingeschnallt, welches den Bogenabschnitt 5 mit dem Ring 4 verbindet, so daß in das Pelhamriemchen ein Zügel 10 eingeschnallt ist. Eine solche Zäumung wird bevorzugt, wenn die Wassertrensenzäumung in der Wirkung zu schwach, eine Kandarenzäumung in der Wirkung jedoch zu stark ist. Eine solche Zäumung empfiehlt sich auch für Reiter, die im Umgang mit zwei Zügeln keine ausreichende Erfahrung und Übung besitzen, vor allem im Springsport, wo sehr schnelle Reaktionen des Reiters gefragt sind.

    [0019] Die Figur 5 zeigt schließlich eine Zäumung, bei der lediglich ein Trensenzügel 10 in den unteren Ring 4 eingeschnallt ist. Diese Zäumung entspricht einer Kandare, jedoch mit der äußerst vorteilhaften Abweichung in der Wirkung. Je nach Zugkraft im Zügel 10 rutscht das Mundstück 1 auf dem nach vorne gerichteten Bogenabschnitt 3 des Backenringes 2 nach oben bis in die obere Anschlaglage, die in der Figur 5 III dargestellt ist. Beim Nachgeben des Zügels rutscht das Gebiß aber wieder nach unten in die Stellung II oder I, wodurch der untere Kandarenarm wesentlich verkürzt wird, was eine weiche Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul wesentlich erleichtert.

    [0020] Die zuvor zu den einzelnen Zeichnungsfiguren be­schriebenen Zäumungen können natürlich in jeder beliebigen Weise variiert werden, vor allem durch Verkürzen oder Verlängern der Kinnriemen 8 oder 9, und bieten dem Reiter größtmögliche Freiheit bei der Gestaltung der Wirkung des Gebisses, wobei jedoch sichergestellt bleibt, daß die Übergänge in der Wirkung weich sind, der Reiter aber in bestimmten Situationen dennoch nachhaltig auf das Pferd einwirken kann. So kann zum Beispiel ein Reiter auf dem Wege durch den Straßenverkehr den Zügel 23 in den unteren Ring 4 einschnallen und nach dem Erreichen der Reithalle den Zügel 23 in den nach hinten gerichteten Bogenabschnitt 5 des Backenringes 2 umschnallen. Reitet er dann auf dem Wege zur Reithalle oder in anderen Situationen mit leichterer Zügelanlehnung, bleibt das Mundstück 1 etwa im mittleren Bereich zwischen der oberen und der unteren Begrenzung auf dem nach vorn gerichteten Bogenabschnitt 3 des Backenringes. Trotz Verwendung des unteren Ringes 4 für die Befestigung des Zügels ist somit eine weiche Zügelführung möglich. Geht das Pferd jedoch gegen die Hand des Reiters, kann dieser durch festeres Anziehen der Zügel ein Hochrutschen des Mundstücks auf dem nach vorn gerichteten Bogenabschnitt 3 der Backenringe 2 bis zur Position III bewirken, so daß sich der obere Hebelarm verkürzt und der untere Hebelarm, an dem der Zügel 23 befestigt ist, verlängert, wodurch eine stärkere Einwirkung auf das Pferd möglich ist. Dabei ist der Übergang von der einen zur anderen Lage stufenlos. Diese Kandarenwirkung wird durch den Wirkungseffekt einer normalen Aufziehtrense unterstützt, wobei das Gebiß im Moment höchster Zügelanspannung in eine Lage über der Zungenwurzel des Pferdes rutscht, so daß das Pferd seine Zunge nicht mehr über das Gebiß nehmen kann. Pferde, die die Zunge unter dem Gebiß weg­ziehen, sind nicht mehr regulierbar. In kontrol­lierten Bereichen, zum Beispiel auf Dressurplätzen, in Reithallen, oder dergleichen, können dann wieder die Zügel an das Gebiß angelegt werden, wie es zu Figur 2 beschrieben wurde, oder zwei Zügel können entsprechend der Beschreibung zu Figur 3 umgeschnallt werden.

    [0021] Die Zügelanwendung nach Figur 3 ist natürlich auch im Verkehr optimal, wie auch in allen anderen besonderen Situationen, wenn der Reiter das Reiten mit zwei Zügeln erst einmal gelernt hat, und zwar vor allem zur Korrektur von Pferden, die zum notorischen Durchbrennen neigen, wobei sie den Kopf entsprechend Figur 6 der Zeichnung ruckartig nach oben werfen und bei der fast waagerechten Kopfhaltung das Gebiß und den Gebißdruck des Zügelanzuges gegen die Vorderkante der unteren Backenzähne bekommen, wodurch solche Pferde dann nicht mehr regulierbar sind; aber auch die schlimme Untugend des "Zügel aus der Hand stoßens", bei dem das Pferd den Kopf ruckartig nach vorn stößt, kann so korrigiert werden, weil in beiden Fällen der Zügelzug trotz falscher Kopfhaltung des Pferdes wieder gegen die Zunge umgeleitet wird (Figur 6 und 7).

    [0022] Bei Trabern, die den Kopf mit dem Checkgebiß 14 über einen Checkzügel 15 hochgebunden bekommen (Figur 8), wirkt das Gebiß auf die gleiche Weise.


    Ansprüche

    1. Gebiß für Pferdezaumzeuge, bestehend aus einem Mundstück und seitlichen, mit den Enden des Mundstücks beweglich verbundenen Backenringen, an denen Backenriemen und Zügel befestigbar sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Enden des Mundstücks (1) auf einem nach vorn weisenden Bogenabschnitt (3) der Backenringe (2) zwischen der Befestigung des Backenriemens (7) am Backenring (2) und einer Öse (4) zur Befestigung eines Kandarenzügels (10) gleitend beweglich angeordnet sind.
     
    2. Gebiß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Öse (6) zur Befestigung des Backenriemens (7) und die Öse (4) zur Befestigung des Kandaren­zügels (10) - sich etwa gegenüberliegend - an dem Backenring (2) ausgebildet sind.
     
    3. Gebiß nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Ösen (4,6) die Gleitbewegung des auf dem Bogenabschnitt (3) des Ringteils beweglichen Mundstückendes begrenzen.
     
    4. Gebiß nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Backenring (2) in seinem unteren Scheitelbereich unterbrochen und durch einen fest eingesetzten Ring (4) für die Befestigung des Kandarenzügels (10) überbrückt ist, und daß auf dem sich nach vorne erstreckenden Bogenabschnitt (3) des Backenringes (2) jeweils das eine Ende des Mundstücks (1) gleitend beweglich ist.
     
    5. Gebiß nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Backenring (2) und der in diesen fest eingesetzte Ring (4) für die Befestigung des Kandarenzügels (10) in gleicher Ebene liegen und einstückig ausgebildet sind.
     
    6. Gebiß nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der mit dem einen Ende des Mundstückes (1) gleitend beweglich verbundene Backen­ring (2) einen größeren Durchmesser aufweist als der mit ihm einstückig ausgebildete Ring (4) für die Befestigung des Kandarenzügels (10).
     
    7. Gebiß nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Öse (6) zur Befestigung des Backenriemens (7) sich am Backenring (2) nach innen erstreckt.
     
    8. Gebiß nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Öse (6) zur Befestigung des Backenriemens (7) in der Seitenansicht rund (oval) ausgebildet und seitlich versetzt am Backenring (2) angeordnet ist, wobei die Innenseite des Backenringes und der Öse (6) eben gestaltet sind.
     
    9. Gebiß nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß ein Kinnriemen (9) in Schnallen­schlaufen des Backenriemens (7) mit Schnallenenden (9b) befestigbar ist.
     
    10. Gebiß nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Backenring (2) und der Ring für den Kandarenzügel (4) durch ein Pelhamriemchen (25) miteinander, und dieser mit einem Zügel (10), verbindbar sind.
     




    Zeichnung