[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Wärmebehandlung von Werkstücken
in einer Behandlungsgasatmosphäre in einem Durchlaufofen mit Einlauf-, Behandlungs-
und Kühlzone.
[0002] Es sind beispielsweise vielerlei Wärmebehandlungsverfahren für metallische Werkstücke
unter verschiedensten Behandlungsgasatmosphären bekannt. Beispiele hierfür sind Aufkohl-,
Härte-, Nitrier- und Glühverfahren z.B. unter Endogas, Exogas, Methanol- und Ammoniakspaltgas
und Gasen, die verbrauchsfertig geliefert aus Speicherbehältern entnehmbar sind (z.B.
Stickstoff, Wasserstoff). Ebenso sind Wärmebehandlungsverfahren unter Behandlungsgas
für keramische Werkstücke in Durchlauföfen bekannt, z.B. das Brennen derartiger Werkstücke.
[0003] Die Behandlungsgasatmosphären lassen sich dabei in Schutzgasatmosphären und Reaktionsgasatmosphären
einteilen. Schutzgase haben die Aufgabe, die zu behandelnden Werkstoffe bei der Wärmebehandlung
vor unerwünschten Einflüssen zu schützen, z.B. vor Reaktionen mit dem in der Luft
enthaltenen Sauerstoff, Kohlendioxid oder Wasserdampf, während mit Reaktions- gasatmosphären
gewünschte Reaktionen mit dem zu behandelnden Werkstoff herbeigeführt werden.
[0004] Die Behandlungsgase werden bei den heute bekannten Verfahren in der Regel an mehreren
Stellen mit geringfügig über dem Atmosphärendruck liegenden Druck (etwa zwischen 0.01
und 0.2 mbar) und niedriger Strömungsgeschwindigkeit in die Wärmebehandlungseinrichtungen
bzw -öfen eingeführt. Dabei werden die Einspeisemengen und die Einspeisestellen so
gewählt, daß sich überall in der Einrichtung eine qualitativ für die jeweilige Behandlung
ausreichende Behandlungsgasatmosphäre einstellt und Leckverluste ausgeglichen werden.
Im Regelfall besteht dabei keine absichtlich gewählte Vorzugsstromrichtung des eingeleiteten
Behandlungsgases, sondern es ergibt sich ein Strom, der von der jeweiligen Ofenausgestaltung
abhängt, wobei der Strom im wesentlichen von einer oder mehreren Einspeisestellen
zu einer oder mehreren Hauptausflußstellen, z.B. dem Ofenein- und -ausgang, verläuft.
[0005] Andererseits ist z.B. aus der EP-B1 75 438 ein Wärmebehandlungsverfahren für einen
Durchlaufofen bekannt, bei dem im wesentlichen durch eine vorhangartige Abtrennung
am Ofenausgang und eine geeignete Einführungsrate des Behandlungsgases in die verschiedenen
Ofenbereiche eine Strömung in Richtung des Ofeneingangs bewirkt wird. Dadurch wird
die Gesamtmenge an notwendigem Behandlungsgas für eine Wärmebehandlung reduziert.
[0006] Eine zur Ausführung der Erfindung besonders geeignete Einblasvorrichtung besteht
im wesentlichen aus einer geraden, länglichen Röhre, deren eines Ende bis auf eine
oder mehrere Gasauslaßöffnungen mit gewünschter Ausrichtung verschlossen ist und die
über das andere Ende mit einer Behandlungsgasversorgung verbindbar ist.
[0007] Eine gerade, längliche Röhre kann im Gegensatz zu krummen oder im Durchmesser variierenden
Formen einfach in eine in der Ofenwand angebrachte Öffnung eingeführt und darin montiert
werden.
[0008] In einer vorteilhaften Ausgestaltung ist die rohrartige Einblasvorrichtung zumindest
im Bereich der Gasauslaßöffnung(en) um ihre Längsachse mindestens um 180 ° drehbar
ausgestaltet. Dadurch kann mit einer Einblasvorrichtung eine Strömung in oder eine
Strömung gegen die Durchlaufrichtung in einem Durchlaufofen erzeugt werden.
[0009] Anhand der folgenden schematischen Zeichnungen soll das erfindungsgemäße Verfahren
mit dazugehörigen Vorrichtungen beispielhaft näher erläutert und eine erf indungsgemäße
Einblasvorrichtung genauer beschrieben werden.
[0010] Es zeigen:
Figur 1 einen Durchlaufofen mit einer in der Kühlzone angebrachten Einblasvorrichtung,
Figur 2 einen Durchlaufofen mit zwei Einblasvorrichtungen in der Kühlzone,
Figur 3 eine Einblasvorrichtung .
[0011] Erfindungsgemäß dagegen, wird, wie beispielsweise in Figur 1 gezeigt, ein Teil des
Behandlungsgases mit Hilfe von Einblasvorrichtung 7 in die Kühlzone der Ofenanlage
gerichtet eingeblasen. Die Einblasvorrichtung 7 ist etwa im mittleren Teil der Kühlzone
4 angeordnet und im gezeichneten Fall gegen die Durchlaufrichtung der zu behandelnden
Gegenstände ausgerichtet. Behandlungsgas wird außerdem beidseitig der Einblasvorrichtung
7 mit Zufuhrleitungen 13, 14 der Kühlzone zugeführt. Durch das gerichtete Einblasen
mit hohem Druck, also Drucken zwischen 1 und 20 bar, vorzugsweise zwischen 2 und 6
bar, wird das die Einblasdüse umgebende Gas mitgerissen und es ergibt sich so zunächst
in der Kühlzone eine Strömung die zur Behandlungszone 3 hin fließt, wobei am Ofenausgang
6 sogar ein geringer Anteil der außen anliegenden Luft eingesaugt wird. Zur Behandlungszone
hin ergibt sich durch diese Strömungsausrichtung eine Art Staubereich, in dem aus
der Behandlungszone ausfließendes und mit der Strömung aus der Kühlzone 4 fließendes
Behandlungsgas gegeneinander anlaufen. Ingesamt wird dadurch im wesentlichen ein Ausfließen
von Behandlungsgas aus der Behandlungszone in die Kühlzone verhindert. Dies hat zur
Folge, daß Überschußbehandlungsgas aus der Behandlungszone 3 im wesentlichen zur Einlaufzone
2 hin abfließt, wodurch dort wiederum eine Gasströmung entgegengesetzt zur Durchlaufrichtung
hin zum Ofeneingang 5 entsteht. Diese Strömungsverhältnisse sind durch die in Figur
1 dargestellten Pfeile angedeutet.
[0012] Durch drehen der Einblasvorrichtung um 180 ° kann dagegen eine Ofengasströmung, ähnlich
wie im folgenden in Zusammenhang mit Figur 2 beschrieben, in Durchlaufrichtung der
zu behandelnden Gegenstände erzeugt werden.
[0013] In Figur 2 ist ein Durchlaufofen 1 mit zwei über das Dreiwegeventil 10 wechselweise
schaltbaren Einblasvorrichtungen 7, 8 und nur einer weiteren Zufuhrleitung 14 für
Behandlungsgas in die Kühlzone 4 dargestellt. Ist die Einblasvorrichtung 7 geschaltet
wird eine Ofengasströmung gegen die Durchlaufrichtung ähnlich wie eben beschrieben
erzeugt. Soll ein Ofenzug in Durchlaufrichtung erzeugt werden, wird mit der im ersten
Drittel der Kühlzone 4 im Anschluß an die Behandlungszone 3 angeordneten Einblasvorrichtung
8 Behandlungsgas in Richtung des Ofenausganges in die Kühlzone eingeblasen, wodurch
wiederum die gesamte Atmosphäre in der Kühlzone mit dieser Strömungsrichtung beaufschlagt
wird und wobei darüber hinaus - bei dieser Anordnung der Einblasdüse 8 - bereits Behandlungsgas
aus der Behandlungszone 3 angesaugt wird. Daraus ergibt sich ein bevorzugtes Ausströmen
des überschüssigen Behandlungsgases aus der Behandlungszone in die Kühlzone, während
praktisch kein Behandlungsgas aus der Behandlungszone in die Einlaufzone 2 fließt
und sogar das der Einlaufzone zugeführte Behandlungsgas eine überwiegende Strömung
in die Behandlungszone hinein erhält. Wiederum sind die Strömungsverhältnisse in dieser
Betriebssituation in der Figur durch Pfeile angedeutet.
[0014] Insgesamt ist festzustellen, daß je nach Ausrichtung der Einblasvorrichtung eine
in die entsprechende Richtung stabile Ofenströmung erzeugt werden kann. Zielrichtung
dabei im Hinblick auf Wärmebehandlungen unter Behandlungsgas ist, den grundsätzlich
nicht zu vermeidenden Einbruch von Luftbestandteilen in den Ofen - der bekanntermaßen
durch einen hohen Durchsatz von Behandlungsgas durch den Ofen verringert werden kann
- absichtlich einseitig auf der für das Wärmebehandlungsgut unschädlicheren Seite
zuzulassen. Dies wird durch die gerichtete Strömung erreicht. Damit einhergehend sind
wesentliche Einsparungen an Behandlungsgas im Vergleich zum konventionellen Verfahren
möglich, da mit geringerer Gasmenge trotzdem in allen Ofenbereichen die Ofenatmosphäre
in notwendiger Reinheit hergestellt werden kann. Dies ist einen wesentlicher Effekt
des erfindungsgemäßen Verfahrens. Die Menge das eingeblasenen Behandlungsgases liegt
dabei zwischen 3 und 35 %, vorzugsweise zwischen 5 und 20 %, der Menge, die der Wärmebehandlungseinrichtung
auf konventionelle Art zugeführt wird.
[0015] Als Beispiel für eine Behandlung, bei dem das erfindungsgemäße Verfahren mit einem
gegen die Durchlaufrichtung gerichteten Ofenzug angewendet werden kann, ist das Glühen
von Nickel-Kupfer-Legierungen zu nennen, da wegen der hohen Korrosionsbeständigkeit
dieser Werkstoffe das Eindringen von Luftanteilen, insbesondere Sauerstoff, in die
Kühlzone zu keiner Verschlechterung des Glühergebnisses führt.
[0016] Als weiteres Beispiel sei das Glühen von Stahl erwähnt, bei dem mit einem in Durchlaufrichtung
gerichteten Ofenzug gearbeitet werden kann, da für Stahl im Eingangsbereich des Behandlungsofen
ein gewisses Maß an Verunreinigungen aus der Luft, insbesondere bezogen auf Kohlendioxid,
tolerierbar ist.
[0017] Neben der Festlegung eines Ofenzuges ist es mit dem erfindungsgemäßen Verfahren auch
möglich, durch Einblasen quer, also in etwa in 90 °, zur Durchlaufrichtung einen in
Bezug zur Durchlaufrichtung ortsfesten Gaswirbel zu erzeugen, der in Durchlaufrichtung
verlaufende Gasströmungen verhindert. Dies kann z.B. zur Abschottung von Ofenein-
und - aussgängen gegenüber der Umgebungsluft dienen. Eine günstige, praktische Ausgestaltung
dieser Variante der Erfindung erhält man durch zwei parallel angeordnete, bezüglich
ihrer Ausblasrichtung gegeneinander ausgerichtete Einblasvorrichtungen der obenbeschriebenen
Bauart, wie sie in Figur 4 gezeigt ist. Mit dieser Anordnung von Einblasvorrichtungen,
die um ihre Achse drehbar sind, ist auch ein schräges, in verschiedenen Winkeln zur
Durchlaufrichtung gerichtetes Einblasen von Behandlungsgas möglich. Durch geeignet
koordinierte, insbesondere in gleicher Schräge bezüglich der Durchlaufrichtung ausgerichtete
Orientierung der beiden Einblasvorrichtungen sind so ebenfalls Strömungen in oder
gegen die Durchlaufrichtung in sehr effizienter Weise erzeugbar.
[0018] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren kann schließlich auch Einfluß auf eine in einem
Behandlungsofen von vorne herein auftretende Strömung genommen werden. Herrscht z.B.
in einer Ofenanlage aufgrund ungünstiger Luftzugverhältnisse in der die Ofenanlage
umgebenden Halle eine unerwünschte Strömung, so ist die Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens möglicherweise sogar in geregelter Version mit Ofenzugsensor und entsprechend
regelbarem Einblasdruck eine geeignete Möglichkeit, einen gewünschten Ofenzug zu erzeugen.
[0019] Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß das erfindungsgemäße Verfahren bei
vielen Wärmebehandlungen in ökonomisch und/oder produktionstechnisch vorteilhafter
Weise eingesetzt werden kann.
1. Verfahren zur Wärmebehandlung von Werkstücken in einer Behandlungsgasatmosphäre
in einem Durchlaufofen mit Einlauf-, Behandlungs- und Kühlzone, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Teil des Behandlungsgases mit einem über dem normalen Einführdruck des Behandlungsgases
liegenden Druck und gerichtet in eine oder mehrere Ofenzonen eingeblasen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Einblasanteil des Behandlungsgases
mit einem Überdruck von 1 bis 20 bar, vozugsweise 2 bis 6 bar, gerichtet eingeblasen
wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erzeugung
einer Behandlungsgasströmung im Ofen in oder gegen die Durchlaufrichtung der zu behandelnden
Werkstücke der Einblasanteil des Behandlungsgases etwa im Mittelteil der Kühlzone
des Durchlaufofens in der Richtung der zu erzeugenden Ofengasströmung eingeblasen
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Behandlungsgasströmung
mit einem Ofenzugsensor gemessen wird und der Einblasdruck entsprechend diesem Meßwert
und dem gewünschten Ofenzug eingestellt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennnzeichnet, daß Behandlungsgas
quer oder beliebig schräg zur Durchlaufrichtung eingeblasen wird.
6. Durchlaufofen zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß eine oder mehrere Einblasvorrichtungen (7, 8) in einer
oder mehreren Ofenzonen (2, 3, 4) angeordnet und mit einer Behandlungsgasversorgung
verbunden sind.
7. Durchlaufofen nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß in einer oder mehreren
Ofenzonen in einer Ebene quer zur Durchlaufrichtung der zu behandelnden Werkstücke
zwei oder mehr Einblasvorrichtungen angeordnet und so koordiniert ausgerichtet sind,
daß dadurch eine gewünschte Gasströmung entsteht.
8. Einblasvorrichtung, dadurch gekennzeichnet, daß sie im wesentlichen aus einer geraden,
länglichen Röhre (15) besteht, deren eines Ende bis auf eine oder mehrere Gasauslaßöffnungen
(16) mit gewünschter Ausrichtung verschlossen ist und die über das andere Ende mit
einer Behandlungsgasversorgung verbindbar ist.
9. Einblasvorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß sie zumindest teilweise
um ihre Längsachse (18) drehbar gestaltet ist.