[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur chemischen Dekontamination der Oberfläche
eines metallischen Bauteils einer Kernreaktoranlage.
[0002] Zur Reduzierung der Strahlenbelastung des Personals bei Kontroll-, Wartungs- und
Reparaturmaßnahmen an Komponenten und Kreislaufsystemen in Druckwasser-Reaktoranlagen
oder in Siedewasser-Reaktoranlagen ist eine Entfernung radioaktiver Oxidschichten
von den Oberflächen der zu behandelnden oder zu prüfenden Bauteile erforderlich.
Ein dafür geeignetes Verfahren mit chemischer Dekontamination ist beispielsweise aus
der deutschen Patentschrift 26 13 351 bekannt. Bei dem bekannten Verfahren erfolgt
die Dekontamination in zwei Schritten oder Stufen. Zunächst wird als erster Schritt
eine oxidative Behandlung mit alkalischer Permanganatlösung durchgeführt. Der zweite
Schritt sieht eine Kontaktierung der Bauteile mit einer Citrat-Oxalat-Lösung vor,
bei der ein wesentlicher Bestandteil Oxalsäure ist.
[0003] Auch alle anderen bekannten Dekontaminationsverfahren laufen in zwei Stufen ab, wobei
zur Ablösung von Belägen, insbesondere zur Ablösung von Oxidbelägen, stets Oxalsäure
eingesetzt wird. Bekannte Dekontaminationsverfahren sehen z. B. als erste Stufe eine
Oxidation mit Mangansäure (HMnO₄), mit Salpetersäure (HNO₃) in Verbindung mit Kaliumpermanganat
(KMnO₄) oder mit Natriumhydroxid (NaOH) in Verbindung mit Kaliumpermanganat (KMnO₄)
vor. In der zweiten Stufe erfolgt dann die Ablösung der Oxide von der zu dekontaminierenden
Oberfläche; dabei werden als Reduktionsmittel komplexbildende organische Säuren eingesetzt,
und häufig wird dabei ausschließlich Oxalsäure verwendet. In allen übrigen bekannten
Fällen wird dabei eine Mischung verschiedener Säuren eingesetzt, bei der Oxalsäure
immer einen wesentlichen Bestandteil bildet.
[0004] Es sind bisher Verfahren zur chemischen Dekontamination von Oberflächen metallischer
Bauteile von Kernreaktoranlagen, die ohne Oxalsäure auskommen, nicht bekannt.
[0005] Die Verwendung von Oxalsäure bei einem Dekontaminationsprozeß ist aber nachteilig
für den Erfolg des Verfahrens. So kommt es durch Oxalsäure zu einem interkristallinen
Angriff auf sensibilisierte Werkstoffe, die beispielsweise im Bereich einer Schweißnaht
vorliegen. Darüber hinaus führt der Einsatz von Oxalsäure bei Gegenwart von Schwermetallen
zur Ausfällung von Schwermetalloxalaten. So können bei einer Dekontamination von
Bauteilen einer Kernreaktoranlage Oxalate des Mangans, des Kobalts, des Nickels und
des Eisens ausfallen. Da die genannten Metalle radioaktive Isotope enthalten, führt
die Ausfällung der Oxalate zu einer neuen Kontamination der Oberflächen der Bauteile
während des Dekontaminationsverfahrens. Es kommt also zu einer sogenannten Rekontamination.
Die Wahrscheinlichkeit einer Rekontamination ist besonders groß, falls die zu dekontaminierenden
Bauteile aus Legierungen auf Nickelbasis, wie Inconel 600 bestehen.
[0006] Die zu dekontaminierenden Bauteile und Systeme einer Kernreaktoranlage bestehen
in der Regel aus unterschiedlichen Materialien. Folglich sind mit dem Dekontaminationsverfahren
auch unterschiedliche Oxide zu entfernen. Gegenüber einem bestimmten Dekontaminationsverfahren
zeigt jeder Oxidtyp ein spezifisches Auflöseverhalten. Ein Bauteil, beispielsweise
ein Pumpengehäuse, das aus zwei unterschiedlichen Materialien, wie einem Nickelbasiswerkstoff
und einem Eisenbasiswerkstoff, besteht, ist mit jedem der bekannten Dekontaminationsverfahren,
die stets Oxalsäure verwenden, bei einer einmaligen Abfolge der beiden Reinigungsschritte
nicht optimal zu dekontaminieren. Vielmehr ist üblicherweise ein eigenes, spezifisches
Dekontaminationsverfahren für jedes am Bauteil vorhandene Material notwendig.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein kostengünstiges Verfahren zur chemischen
Dekontamination der Oberfläche eines metallischen Bauteils einer Kernreaktoranlage
anzugeben, das eine Rekontamination durch Ausfällungen ausschließt, das sensibilisierte
Werkstoffe, beispielsweise im Bereich von Schweißnähten, nicht angreift, und das
an allen Materialien, die für das zu dekontaminierende metallische Bauteil üblich
sind, einen gleichwertigen guten Dekontaminationserfolg erzielt. Mit nur einem Durchlauf
des Verfahrens sollen auch Bauteile vollständig zu dekontaminieren sein, die aus mehreren
Materialien aufgebaut sind.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Oberflächen in einem
Einstufenverfahren mit einer wäßrigen Lösung behandelt wird, die frei von der Carbonsäure
Oxalsäure ist und eine andere Carbonsäure enthält.
[0009] Damit wird der Vorteil erzielt, daß eine Rekontamination vermieden wird. Schwermetallsalze
anderer Carbonsäuren als der Oxalsäure sind sehr viel leichter löslich als Oxalate.
Dadurch, daß beim erfindungsgemäßen Verfahren an die Stelle von Oxalsäure ausschließlich
andere Carbonsäuren treten, unterbleibt eine Rekontamination der Oberflächen. Wesentlich
ist dabei nicht nur die Verwendung von anderen Carbonsäuren als Oxalsäure, sondern
der vollständige Verzicht auf einen noch so kleinen Anteil der Carbonsäure Oxalsäure
in der wäßrigen Lösung. Andere Carbonsäuren als Oxalsäure sind in der Lage, Eisenoxide
und auch Nickeloxide aufzulösen und, was wesentlich ist, in Lösung zu halten. Diese
können dann leicht entfernt werden. Außerdem wird mit dem erfindungsgemäßen Verfahren,
wie Versuche bestätigten, der Vorteil erzielt, daß sensibilisierte Werkstoffe nicht
interkristallin angegriffen werden.
[0010] Ein wesentlicher Vorteil ist darüber hinaus darin zu sehen, daß der sogenannte "Dekontfaktor"
beim Einsatz des erfindungsgemäßen Verfahrens wesentlich höher ist als bei einer chemischen
Dekon tamination mit Oxalsäure. Der "Dekontfaktor" ist der Quotient aus der Dosisleistung
eines zu dekontaminierenden Bauteiles vor der Behandlung und der Dosisleistung desselben
Bauteiles nach der Behandlung. Bei gleicher Säurekonzentration wird mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren der Vorteil erzielt, daß weit höhere Dekontfaktoren erreicht werden, als
es bei Verwendung von Oxalsäure möglich wäre, ohne daß die Gefahr einer Rekontamination
durch Ausfällung zuvor abgelöster radioaktiver Nuklide auf die gereinigte Metalloberfläche
besteht. Da das erfindungsgemäße Verfahren bei allen in Nuklearbereich verwendeten
Materialien mit gleichem Erfolg einsetzbar ist, können vorteilhafterweise auch aus
mehreren Werkstoffen bestehende Bauteile und Systeme dekontaminiert werden, wie beispielsweise
ein Pumpengehäuse, das teilweise aus einem Eisenbasiswerkstoff und teilweise aus einem
Nickelbasiswerkstoff besteht. Aber auch an aus nur einem Material bestehenden Bauteilen
werden mit dem erfindungsgemäßen Verfahren große Dekontfaktoren erzielt. Während in
einer Versuchsreihe bei gleichen Bedingungen mit der Carbonsäure Oxalsäure nur ein
Dekontfaktor 140 zu erreichen war, führten andere Carbonsäuren, nämlich Dihydroxyweinsäure
in Verbindung mit Pyridin-2,6-Dicarbonsäure, zu einem Dekontfaktor 650.
[0011] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren sind also Oberflächen von Bauteilen, die aus
einem einzigen Material oder sogar aus mehreren Materialien bestehen, besser zu dekontaminieren,
als es bisher möglich war. Darüber hinaus kommt es nicht zu einer Rekontamination
duch Ausfällung. Außerdem wird die Beständigkeit sensibilisierter Werkstoffe, die
beispielsweise im Bereich einer Schweißnaht vorliegen, nicht beeinträchtigt. Ein interkristalliner
Angriff unterbleibt.
[0012] Schließlich wird dadurch, daß das Verfahren nach der Erfindung ein Einstufenverfahren
ist, der Vorteil erzielt, daß Zwischenschritte, wie Spülschritte, die bei einem Mehrstufenverfahren
notwendig wären, entfallen können. Man kommt daher mit einer kurzen Dekontaminationszeit
aus.
[0013] Beispielsweise wird eine Carbonsäure, die nicht Oxalsäure ist, durch einen chemischen
oder thermischen Prozeß in eine weitere Carbonsäure umgewandelt. Diese Umwandlung
kann direkt in der wäßrigen Lösung erfolgen, die für die Behandlung der Oberfläche
vorgesehen ist. Die Umwandlung kann aber auch in einem der eigentlichen Dekontamination
vorangestellten Verfahrensschritt erfolgen. Mit einer Umwandlung einer Carbonsäure
in eine weitere Carbonsäure wird der Vorteil erzielt, daß man ausgehend von einer
kostengünstigen Carbonsäure eine Carbonsäure erhalten kann, die einen sehr guten Dekontaminationserfolg
gewährleistet, aber käuflich nur schlecht zu erhalten wäre, da sie entweder nicht
angeboten wird oder sehr teuer ist.
[0014] Die Oberfläche des zu dekontaminierenden Bauteils wird beispielsweise mit einer
wäßrigen Lösung behandelt, die mindestens eine Ketocarbonsäure enthält. Nach anderen
Beispielen kann die Lösung mindestens eine Hydroxycarbonsäure oder aber eine Mischung
aus mindestens einer Ketocarbonsäure und mindestens einer Hydroxycarbonsäure enthalten.
Eine besonders geeignete Ketocarbonsäure ist Mesoxalsäure. Besonders geeignete Hydroxycarbonsäuren
sind Tartronsäure und Dihydroxyweinsäure.
[0015] Mit all diesen Carbonsäuren werden die genannten Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens
besonders deutlich erzielt. Geeignet für das erfindungsgemäße Verfahren sind auch
Glyoxylsäure und Hydroxyessigsäure.
[0016] Auch nach einer sauren Voroxidation werden bessere Dekontaminationsergebnisse als
mit Oxalsäure erzielt, beispielsweise mit Tartronsäure, Mesoxalsäure und Dihydroxyweinsäure.
[0017] Der wäßrigen Lösung kann mit Vorteil mindestens ein Komplexbildner beigefügt werden.
Damit wird die Dekontaminationswirkung von Ketocarbonsäuren und Hydroxycarbonsäuren
deutlich verbessert.
[0018] Ein geeigneter Komplexbildner ist ein Chelatbildner, wie beispielsweise Ethylendiamintetraessigsäure
(EDTA), Diethylentriaminpentaessigsäure (DTPA) und Nitrilotriessigsäure (NTA), oder
auch eine Pyridincarbonsäure, wie beispielsweise 2-Picolinsäure oder Dipicolinsäure.
[0019] Ein besonders gutes Dekontaminationsergebnis wird beispielsweise nach alkalischer
Voroxidation mit einer Ketocarbonsäure oder einer Hydroxycarbonsäure erzielt, wenn
diese mit einer Pyridincarbonsäure als Komplexbildner kombiniert wird. Die dann erzielten
Dekontfaktoren sind größer als 100. Es werden Dekontfaktoren bis zu 650 erreicht.
[0020] Die Tabellen 1 und 2 nennen anhand von Beispielen bei der Dekontamination von austenitischem
CrNi-Stahl und bei der Dekontamination einer Nickel-Legierung erzielbare Dekontfaktoren
bei Verwendung der erfindungsgemäßen Dekontaminationslösungen und zum Vergleich bei
Verwendung von Oxalsäure.
[0021] Zur Einstellung eines bestimmten Redoxpotentials kann die wäßrige Lösung beispielsweise
Wasserstoffperoxid oder Hypophosphit enthalten. Dadurch wird vorteilhafterweise die
Auflösegeschwindigkeit unterschiedlicher Oxidformen in der Dekontaminationslösung
vergrößert.
[0022] Tartronsäure ist nur gekühlt bei Temperaturen zwischen 0°C und 4°C lagerbar. Außerdem
ist Tartronsäure sehr teuer. Es ist daher beispielsweise vorgesehen, daß mit der
zu dekontamierenden Oberfläche eine Lösung in Kontakt gebracht wird, die leicht lagerbare
Dihydroxyweinsäure enthält, und daß diese Lösung dann zur Bildung von Tartronsäure
erhitzt wird. Mit Tartronsäure wird bei bestimmten Materialien eine bessere Dekontamination
als mit Dihydroxyweinsäure erzielt. Es wird der Vorteil erzielt, daß Tartronsäure
direkt in der Dekontaminationslösung aus leicht lagerbarer Dihydroxyweinsäure hergestellt
wird.
[0023] Natürlich kann die Tartronsäure auch in einem der Dekontamination vorangestellten
Verfahrensschritt durch Erhitzen aus Dihydroxyweinsäure gebildet werden. Die so gebildete
Tartronsäure wird sodann zur Dekontamination eingesetzt.
[0024] Die Dihydroxyweinsäure ist zwar im Gegensatz zur Tartronsäure leicht lagerbar, sie
ist aber im Handel kaum erhältlich. Bevorzugt wird daher die Dihydroxyweinsäure aus
ihren Salzen, insbesondere aus ihrem Natriumsalz, das leicht und kostengünstig erhältlich
ist, hergestellt.
[0025] Ebenso kann auch die Mesoxalsäure aus ihren Salzen, insbesondere aus ihrem Natriumsalz,
hergestellt werden.
[0026] Beispielsweise werden die genannten Säuren aus ihren Salzen durch Ionenaustausch
hergestellt.
[0027] Mesoxalsäure kann statt aus ihren Salzen auch aus Tartronsäure gewonnen werden. Dazu
wird der wäßrigen Dekontaminationslösung, die Tartronsäure enthält, welche bereits
aus Dihydroxyweinsäure hergestellt sein kann, Wasserstoffperoxid zugegeben, was zur
Bildung von Mesoxalsäure aus der Tartronsäure führt. Damit wird der Vorteil erzielt,
daß die Mesoxalsäure auch aus einem Salz der Dihydroxyweinsäure gewonnen wird. Die
aus ihrem Salz hergestellte Dihydroxyweinsäure wird dazu erwärmt, was zu Tartronsäure
führt. Dieser wird dann Wasserstoffperoxid beigegeben, was zur Bildung von Mesoxalsäure
führt.
[0028] Die Bildung von Mesoxalsäure aus Tartronsäure und Wasserstoffperoxid kann beispielsweise
auch in einem getrennten Behälter erfolgen, wonach die gebildete Mesoxalsäure in die
Dekontaminationslösung eingebracht wird.
[0029] Zur Dekontamination mit Mesoxalsäure wird mit den zu dekontaminierenden Oberflächen
eine Lösung in Kontakt gebracht, die Dihydroxyweinsäure enthält, die aus einem kostengünstigen
Salz dieser Säure hergestellt ist. Zur Bildung von Tartronsäure wird die Lösung dann
erhitzt. Anschließend wird der Lösung zur Bildung von Mesoxalsäure aus der Tartronsäure
Wasserstoffperoxid zugegeben.
[0030] Auf diese Weise wird vorteilhaft Mesoxalsäure aus einem kostengünstigen Stoff, wie
dem Natriumsalz der Dihydroxyweinsäure, in der Dekontaminationslösung gebildet.
[0031] Geeignete Säuren zum Ersetzen der Oxalsäure sind außerdem auch Hydroxyessigsäure
und Ketoessigsäure. Hydroxyessigsäure kann durch Erwärmen aus Tartronsäure gebildet
werden. Ketoessigsäure kann entweder aus Mesoxalsäure durch Erwärmen oder durch Zugabe
von Wasserstoffperoxid aus Hydroxyessigsäure gebildet werden.
[0032] Der Behandlung der Oberfläche mit der wäßrigen Dekontaminationslösung kann ein Oxidationsschritt
vorangestellt werden, der in einem sauren oder alkalischen Medium durchgeführt wird.
Dieser Oxidationsschritt erfolgt beispielsweise in Gegenwart von Permanganat. Mit
dieser Vorstufe wird der Dekontaminationserfolg vergrößert. Von Fall zu Fall können
der Behandlung der Oberfläche mit der wäßrigen Dekontaminationslösung auch mehrere
Oxidationsschritte, und zwar abwechselnd im sauren und im alkalischen Medium, vorangestellt
werden.
[0033] Die nach dem Oxidationsschritt vorhandenen Oxidationslösungen, die beispielsweise
Permanganat enthalten, können mit einer zugeführten Carbonsäure, die Bestandteil
der wäßrigen Dekontaminationslösung sein kann, zerstört und neutralisiert werden.
Beispielsweise können die erwähnten sauren oder alkalischen Oxidationslösungen durch
Mesoxalsäure oder durch Tartronsäure zerstört werden. Für die Reduktion des Permanganats
ist Oxalsäure nicht erforderlich.
[0034] Nach der Behandlung der Oberfläche des metallischen Bauteils wird die Dekontaminationslösung,
die radioaktive Stoffe enthalten kann, bevorzugt einem Verdampfer zugeführt. Dort
wird das Volumen der zu entsorgenden Lösung verkleinert.
[0035] Beispielsweise kann die zu entsorgende Lösung auch einem Ionenaustauscher zugeführt
werden, in dem radioaktive Ionen zurückgehalten werden.
[0036] In der zu entsorgenden Lösung noch enthaltene Dicarbonsäuren werden beispielsweise
thermisch zu Monocarbonsäuren abgebaut. Dazu dient meistens ein Verdampfer.
[0037] Falls das zu dekontaminierende System einen geschlossenen Kreislauf aufweist, kann
beispielsweise die Dekontaminationslösung zur Vergrößerung der Dekontaminationswirkung
während der Behandlung der Oberfläche des metallischen Bauteils, das Bestandteil
des Systems ist, in dem System über eine Reinigungsvorrichtung umgepumpt werden. Ein
derartiges System kann der Primärkreislauf, aber auch das Hilfssystem einer Kernreaktoranlage
sein.
[0038] Soll ein einzelnes Bauteil, wie beispielsweise ein Pumpengehäuse dekontaminiert werden,
dann wird dieses in einen Behälter eines Dekontaninationssystems eingesetzt. Das Dekontanimationssystem
weist neben dem Behälter eine Pumpe, und eine Reinigungsvorrichtung auf, die durch
Leitungen verbunden sind und einen Kreislauf bilden. In diesem System wird die Dekontaminationslösung
umgepumpt.
[0039] Die Reinigungsvorrichtung ist beispielsweise ein Ionenaustauscher oder ein Filter.
Beispielsweise ist die Reinigungsvorrichtung in einer Bypaßleitung angeordnet, die
nur während des Dekontaminationsverfahrens geöffnet wird.
[0040] Geeignete Vorrichtungen zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens, wie das
genannte Dekontanimationssystem, sind an sich bekannt.
[0041] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren zur chemischen Dekontamination von Oberflächen
wird insbesondere der Vorteil erzielt, daß ohne Verwendung von Oxalsäure ein hoher
Dekontfaktor erzielt werden kann. Darüber hinaus werden selbst Schwermetallsalze in
Lösung gehalten, was eine Rekontamination der Oberflächen durch ausgefällte Salze,
die radioaktive Isotope enthalten können, ausschließt. Außerdem unterbleibt mit den
erfindungsgemäß eingesetzten Säuren eine interkristalline Veränderung sensibilisierter
Werkstoffe, die beispielsweise im Schweißbereich vorliegen. Schließlich zeichnet sich
das erfindungsgemäße Verfahren dadurch aus, daß selbst Bauteile, die aus mehreren
verschiedenen Metallen bestehen, mit gutem Erfolg zu dekontaminieren sind. Das erfindungsgemäße
Verfahren erzielt gleich gute Ergebnisse für alle in Kernreaktoranlagen eingesetzten
Werkstoffe, beispielsweise für Chromnickelstahl, Chromstähle und Nickel-Legierungen.
[0042] Die Herstellung einzelner erfindungsgemäß einsetzbarer Säuren, die anstelle von Oxalsäure
verwendet werden, wird in einigen Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnung näher
erläutert:
[0043] Die Zeichnung zeigt die Umwandlungsmöglichkeiten der Säuren und ihre Herstellung
aus Salzen.
[0044] In der Zeichnung sind Salze als Kreise, Säuren als Rechtecke und Umwandlungsprozesse
als Pfeile symbolisiert. Aus dem Natriumsalz 1 der Mesoxalsäure wird durch Ionenaustausch
2 Mesoxalsäure 3 gewonnen. Analog wird aus dem Natriumsalz 4 der Dihydroxyweinsäure
durch Ionenaustausch 5 Dihydroxyweinsäure 6 gewonnen. Aus der Dihydroxyweinsäure 6
wird durch thermische Umwandlung 7 Tartronsäure 8 gewonnen. Aus der Tartronsäure 8
läßt sich durch Reaktion 9 mit zugegebenem Wasserstoffperoxid Mesoxalsäure 3 herstellen.
Aus der Tartronsäure 8 kann auch durch thermische Umwandlung 10 Hydroxyessigsäure
11 gewonnen werden. Aus der Mesoxalsäure 3 kann durch thermische Umwandlung 14 Ketoessigsäure
12 gewonnen werden. Diese ist auch aus der Hydroxyessigsäure 11 durch Reaktion 13
mit zugegebenem Wasserstoffperoxid herstellbar.
1. Verfahren zur chemischen Dekontamination der Oberfläche eines metallischen Bauteils
einer Kernreaktoranlage, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche in einem Einstufenverfahren mit einer wäßrigen Lösung behandelt
wird, die frei von der Carbonsäure Oxalsäure ist und eine andere Carbonsäure (3,6,8,11,12)
enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Carbonsäure (3,6,8,11,12), die nicht Oxalsäure ist, durch einen chemischen
oder thermischen Prozeß (7,9,10,13,14) in eine weitere Carbonsäure (3,8,11,12) umgewandelt
wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Lösung eine Ketocarbonsäure (3) enthält.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Lösung Mesoxalsäure (3) enthält.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Lösung eine Hydroxycarbonsäure (6,8,11,12) enthält.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Lösung Dihydroxyweinsäure (6) enthält.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Lösung Tartronsäure (8) enthält.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Lösung einen Komplexbildner enthält.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Lösung als Komplexbildner eine Pyridincarbonsäure enthält.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Lösung als Komplexbildner Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA) enthält.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Lösung Wasserstoffperoxid oder Hypophosphit enthält.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß mit der Oberfläche eine wäßrige Lösung in Kontakt gebracht wird, die Dihydroxyweinsäure
(6) enthält, und daß die Lösung dann zur Bildung von Tartronsäure (8) erhitzt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Lösung Tartronsäure (8) enthält, die zuvor durch Erhitzen aus Dihydroxyweinsäure
(6) gebildet wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß Dihydroxyweinsäure (6) aus einem ihrer Salze, insbesondere aus ihrem Natriumsalz
(4), hergestellt wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß Mesoxalsäure (3) aus einem ihrer Salze, insbesondere aus ihrem Natriumsalz (1),
hergestellt wird.
16. Verfahren nach den Ansprüchen 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Säure (3,6) aus einem ihrer Salze (1,4) durch Ionenaustausch hergestellt
wird.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß mit den Oberflächen eine wäßrige Lösung in Kontakt gebracht wird, die Tartronsäure
(8) enthält, und daß der Lösung Wasserstoffperoxid zugegeben wird (9) zur Bildung
von Mesoxalsäure (3).
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Lösung Mesoxalsäure (3) enthält, die zuvor durch eine Reaktion (9)
von Tartronsäure (8) und Wasserstoffperoxid gebildet wird.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 18, dadurch gekennzeichnet, daß mit den Oberflächen eine wäßrige Lösung in Kontakt gebracht wird, die Dihydroxyweinsäure
(6) enthält, daß die wäßrige Lösung dann zur Bildung von Tartronsäure (8) erhitzt
wird (7), und daß der Lösung danach Wasserstoffperoxid zugegeben wird (9) zur Bildung
von Mesoxalsäure (3).
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 19, dadurch gekennzeichnet, daß der Behandlung der Oberfläche mit der wäßrigen Lösung, ein Oxidationsschritt
vorangeht, der in einem sauren oder alkalischen Medium durchgeführt wird.
21. Verfahren nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß der Oxidationsschritt in Gegenwart von Permanganat durchgeführt wird.
22. Verfahren nach einem der Ansprüche 20 oder 21, dadurch gekennzeichnet, daß der Behandlung der Oberflächen mit der wäßrigen Lösung mehrere Oxidationsschritte
abwechselnd im sauren und im alkalischen Medium vorangestellt sind.
23. Verfahren nach einem der Ansprüche 20 bis 22, dadurch gekennzeichnet, daß nach erfolgtem Oxidationsschritt die Oxidationslösung mit einer Carbonsäure (3,6,8,11,12),
die Bestandteil der wäßrigen Dekontaminationslösung ist, zerstört und neutralisiert
wird.
24. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 23, dadurch gekennzeichnet, daß nach der Behandlung der Oberfläche des metallischen Bauteils radioaktive Stoffe
enthaltende Lösung einem Verdampfer zugeführt wird.
25. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 23, dadurch gekennzeichnet, daß nach der Behandlung der Oberfläche des metallischen Bauteils radioaktive Stoffe
enthaltende Lösung einem Ionenaustauscher zugeführt wird.
26. Verfahren nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, daß in der Lösung enthaltene Dicarbonsäure (3,6,8) im Verdampfer thermisch zu Monocarbonsäure
(11,12) abgebaut wird.
27. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 26, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Lösung während der Behandlung der Oberfläche des metallischen Bauteils,
das Bestandteil des zu dekontaminierenden Systems ist, in dem System über eine Reinigungsvorrichtung
umgepumpt wird.
28. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 26, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Lösung während der Behandlung der Oberfläche des metallischen Bauteils,
das in einem Behälter eines Dekontaminationssystems eingesetzt ist, in dem Dekontaminationssystem
über eine Reinigungsvorrichtung umgepumpt wird.
29. Verfahren nach einem der Ansprüche 27 oder 28, dadurch gekennzeichnet, daß die Reinigungsvorrichtung ein Ionenaustauscher ist.
30. Verfahren nach einem der Ansprüche 27 bis 29, dadurch gekennzeichnet, daß die Reinigungsvorrichtung ein Filter ist.
31. Verfahren nach einem der Ansprüche 27 bis 30, dadurch gekennzeichnet, daß die Reinigungsvorrichtung in einer Bypaßleitung des Systems oder des Dekontaminationssystems
angeordnet ist.