[0001] Beim Abteufen eines Bohrloches werden zur Gewichtsbelastung und zur Stabilisierung
des Bohrkopfes Schwerstangen und Gestängeteile mit hoher Materialfestigkeit benötigt.
Um den Verlauf des Bohrloches während des Abteufens kontrollieren und gerichtete Bohrungen
niederbringen zu können, müssen oftmals und in periodischen Abständen die Neigung
und die Richtung des Bohrloches, vorzugsweise an Hand des Erdmagnetfeldes, gemessen
werden. Damit derartige Messungen des Erdmagnetfeldes entsprechend genau durchführbar
sind bzw. nicht beeinflußt werden, sind für diese Bohrstrangteile vollkommen nichtmagnetisierbaren
Werkstoffe einzusetzen. Zur Prüfung der nichtmagnetisierbaren Schwerstangen ist es
vorteilhaft, ein Verfahren gemäß EU-PS 14 195 anzuwenden.
[0002] Für nichtmagnetisierbare Schwerstangen wurden zunächst ausschließlich Cu-Ni-Al-Legierungen,
sog. Monel-K-Legierungen verwendet, weil diese vollkommen unmagnetisch sind, die erforderlichen
Festigkeitseigenschaften besitzen und als verhältnismäßig leicht zu bearbeiten gelten.
[0003] Monel-K-Legierungen sind jedoch relativ kostspielig, so daß zur Erzielung wirtschaftlicherer
Produkte für die Herstellung von nichtmagnetisierbaren Schwerstangen und Bohrstrangteilen
austenitische Stähle vorgeschlagen wurden.
[0004] Übliche 18/8 CrNi-Stähle weisen jedoch ein magnetisch ungünstiges Verhalten auf
und besitzen niedrigere Festigkeitseigenschaften bzw. niedrige Streckgrenzen sowie
schlechte Zerspanbarkeit, so daß diese Werkstoffe wenig geeignet sind.
[0005] Zur Beseitigung dieses nicht befriedigenden Zustandes wurde gemäß AT-PS 214 460 vorgeschlagen,
für nichtmagnetisierbare Schwerstangen stabil-austenitische Stähle, insbesondere Mangan-Austenite,
zu verwenden, wobei die daraus gefertigten Rohteile durch eine Kaltverformung zu verfestigen
sind, um hohe Streckgrenzenwerte des Materials zu erreichen. Solche Schwerstangen
entsprechen in ihren Eigenschaften den üblichen Anforderungen. Sie haben aber den
Nachteil, daß sie gegen Korrosionsangriffe, beispielsweise von aggressiven Chloridlösungen,
die in Bohrlöchern öfter auftreten, nicht immer genügend beständig sind und gegebenenfalls
zu Erscheinungen von Spannungsrißkorrosion neigen. Es können dadurch Brüche eintreten,
die den ausfall solcher Schwerstangen verursachen.
[0006] Um bei guten magnetischen Materialeigenschaften das Korrosionsverhalten zu verbessern
und insbesondere Spannungsrißkorrosion zu vermeiden, wurden auch gemäß AT-PS 308
793 zur Fertigung von Schwerstangen und Gestängeteilen Legierungen mit Chromgehalten
von 20 - 25 %, Nickelgehalten von 10 - 15 % und Stickstoffgehalten von 0,05 - 0,5
% vorgeschlagen, die zur Erhöhung der Festigkeitseigenschaften einer Kaltverformung
unterworfen werden.
[0007] Auch die Verwendung ausscheidungsgehärteter Legierungen mit Gehalten von ca. 33 %
Ni, 18 % Cr, 2 % Ti, 0,5 % Al und 0,004 % N sollten wesentliche Verbesserungen der
Gebrauchseigenschaften von Schwerstangen bzw. Bohrstrangteilen bringen.
[0008] Der hohe Gehalt an teuren Legierungselementen dieser Werkstoffe kann jedoch zu wirtschaftlichen
Nachteilen führen.
[0009] Um die wirtschaftlichen Vorteile der Herstellung von Schwerstangen aus nichtmagnetisierbaren
und gut verfestigbaren Cr-Mn-Stählen zu nutzen und deren Korrosionsverhalten, insbesondere
den Widerstand gegen Spannungsrißkorrosion, zu verbessern, wurde auch vorgeschlagen
(AT-PS 364 592), im Oberflächenbereich, insbesondere des Hohles, der Schwerstangen
Druckeigenspannungen durch Einwirkung mechanisch ausgelöster Stoß- bzw. Druckenergie
hervorzurufen. Dabei werden vorzugsweise preßgasbetriebene Schlaghammer verwendet,
deren Kopfteil zur Übertragung der axialen Schlagbewegung einen Schlagbolzen trägt.
Derartig hergestellte Schwerstangen erfüllen betreffend ihrer Eigenschaften weitgehend
die an sie gestellten Anforderungen im Ölfeld. Sie haben jedoch den Nachteil, daß
Druckeigenspannungen, welche die spannungsrißkorrosion verhindern, nur bis zu einer
geringen Tiefe unter der Oberfläche erzeugbar sind. Dies ist vor allem dadurch begründet,
daß die Werkzeuge bei der Oberflächenverformung nur ein begrenzte Schlagenergie aufweisen
dürfen und Mehrfachschlag weitgehend vermieden werden soll, weil sonst im Einwirkungsbereich
des Schlagbolzens das Verformungsvermögen des Stahles erschöpft wird und es zu Rißbildungen
kommt. Weil die Verformung der oberflächennahen Zone einerseits flächendeckend sein
muß, andererseits aus obigen Gründen ein oftmaliges Verformen Nachteile mit sich
bringt, ist die Wirkung des Verfahrens unsicher und schlecht kontrollierbar. Unter
einer dünnen Oberflächenschicht, in welcher Druckspannungen herrschen, sind jedoch
insbesondere im Hohl des rohrförmigen Teiles Zonen mit hohen Zugspannungen gegeben.
Verletzungen der Oberfläche oder geringe Materialabtragungen können Bereiche mit Zugspannungen
freilegen, wodurch verstärkt Spannungsrißkorrosion eintreten kann. Weiters ist nachteilig,
daß hohe örtliche Kaltverfestigungen des Materials, die beim mechanischen Aufbringen
von Druckeigenschaften in der oberflächennahen Zone gebildet werden, die Lochfraßneigung
des Werkstoffes erhöhen. Bei Lochfraß erfolgt sodann ein Unterlaufen der Druckspannungsschicht
und eine verstärkte Spannungsrißkorrosion des Teiles. Das mechanische Aufbringen
von Druckeigenspannungen in der Oberflächenschicht von Teilen hat auch den Nachteil,
daß nur einfache Formen bzw. Konturen entsprechend behandelbar sind, wobei dieses
Verfahren als letzter Arbeitsgang ohne nachherigem Kalibrieren erfolgen muß. Es ist
also praktisch nicht möglich, an Kanten, Gewindeteilen, in Ecken, Löchern und Hinterdrehungen
sowie an Abfasungen und unstetigen Oberflächenteilen Druckeigenspannungen in der
oberflächennahen Zone zu erzeugen, um Spannungsrißkorrosion zu verhindern.
[0010] Ausgehend von diesem Stand der Technik lag der Erfindung die Aufgaben zugrunde, obige
Nachteile zu vermeiden und ein Verfahren zur Herstellung von spannungsrißkorrosionsbeständigen
rohrförmigen Körpern, insbesondere nichtmagnetisierbare Schwerstangen und Gestängeteilen
aus austenitischen Stählen, zu schaffen. Eine weitere Aufgabe der Erfindung bezieht
sich auf nach diesem Verfahren hergestellte spannungsrißkorrosionsbeständige rohrförmige
Körper, insbesondere nichtmagnetisierbare Schwerstangen und Gestängeteile aus austenitischem
Stahl. Diese Aufgabe wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren dadurch gelöst, daß
der Körper nach einem Lösungsglühen, Ablöschen und nach einer Verformung bei einer
Temperatur von unter 500°C zur Erhöhung der Materialfestigkeit sowie nach einer Bearbeitung
bzw. Einbringung einer Bohrung auf eine Temperatur von 220 bis 600°C, mindestens
bis zu einem Temperaturausgleich mit einem Temperaturunterschied von höchstens 10°C
in der Körperwand erwärmt, höchstens eine Zeit t in Minuten bei einer Temperatur T
in °C gemäß dem Zusammenhang
gehalten wird, von dieser Temperatur bzw. dieser Ausgangstemperatur durch gesteigerten
Entzug von Wärmeenergie mindestens von der Innenoberfläche des Rohrkörpers gekühlt
wird und die gekühlte Oberfläche von der Ausgangstemperatur bis zum halben Wert zwischen
Ausgangstemperatur und Raumtemperatur einen Temperaturabfall von mindestens 100°C/min
aufweist. Vorteilhaft ist es, wenn der Körper von einer Ausgangstemperatur von 280
bis 500°C, insbesondere von 300 bis 400°C, mit einem Temperaturunterschied in der
Körperwand von höchstens 6°C, vorzugsweise höchstens 3°C, abgekühlt wird. Besonders
vorteilhaft ist, wenn die Innenoberfläche und die Außenoberfläche des rohrförmigen
Körpers gekühlt werden, wobei die Innenkühlung zeitlich mindestens 5 s, vorzugsweise
mindestens 20 s, früher und/oder mit höherer Intensität als jene der Außenoberflächenkühlung
durchgeführt wird.
[0011] Nach diesem Verfahren hergestellte rohrförmige Körper, insbesondere nichtmagnetisierbare
Schwerstangen und Gestängeteile aus austenitischem Stahl, weisen erfindungsgemäß
in den oberflächennahen Zonen bis zu einer Tiefe von mindestens 8 mm örtliche Zugeigenspannungen
von kleiner 100 N/mm² auf. Besonders bevorzugt ist, wenn die oberflächennahen Zonen
bis zu einer Tiefe von mindestens 4 mm, vorzugsweise von mindestens 8 mm, Druckeigenspannungen
aufweisen und daß im gesamten Querschnitt der Wand die gegebenenfalls auftretenden
Zugeigenspannungen geringer als 150 N/mm² sind, also unterhalb der Auslösespannung
für Spannungsrißkorrosion, vorzugsweise geringer als 120 N/mm² liegen.
[0012] Rohrförmige Körper, insbesondere Schwerstangen, weisen auf Grund einer Verformung
des Rohlings bei Temperaturen unterhalb 500°C, welche der Kaltverfestigung bzw. einer
Streckgrenzenerhöhung des Materials dient, erhebliche Unterschiede der örtlichen
Eigenspannungen in der Wand auf, u.zw. an der Außenoberfläche Druckspannungen und
an der Oberfläche des Hohls, also der Bohrung, hohe Zugspannungen, die wesentlich
über der Grenze für die Auslösung der Spannungsrißkorrosion liegen. Es wurde überraschend
gefunden, daß in einem aus lösungsgeglühtem, abgelöschtem und kaltverformten austenitischem
Material bestehenden, rohrförmigen Körper durch eine Erwärmung auf entsprechende Temperaturen
bei Einhaltung bestimmter Bedingungen mit einer nachfolgenden intensivierten Abkühlung
Spannungszustände hervorgerufen werden können, welche auf Grund von plastischen Verformungen
in der Rohrwand einen Eigenspannungszustand einstellen, der weitgehend keine örtlichen
Zugspannungen über der Grenze, bei welcher Spannungsrißkorrosion ausgelöst wird,
aufweist. Weiters ist durch eine entsprechende Wahl der Ausgangstemperatur und eine
zeitlich gestaffelte und/oder hinsichtlich der Intensität unterschiedliche Innen-
bzw. Außenkühlung in der Wand des rohrförmigen Körpers ein derartiger Eigenspannungszustand
erzeilbar, bei welchem in den oberflächennahen Bereichen bis zu einer Tiefe von mindestens
4 mm Druckspannungen herrschen. Bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt
somit überraschenderweise eine Eigenspannungsumlagerung in der Wand, ohne daß die
durch Kaltverformung bewirkte hohe Festigkeit bzw. hohe Streckgrenze des Werkstoffes
nachteilig beeinflußt werden. Es ist wichtig, daß die Temperaturunterschiede in der
Rohrwand nach der Erwärmung auf die Ausgangstemperatur gering sind, weil sonst die
Spannungsumlagerung bei der intensivierten Abkühlung nachteilig beeinflußt wird bzw.
nur in geringem Maße erfolgen kann und ein gewünschter Eigenspannungszustand nicht
entsprechend erreichbar ist. Daher soll der Temperaturunterschied in der Wand kleiner
als 10°C gehalten werden. Längere Haltezeiten auf der Ausgangstemperatur wirken sich
ungünstig aus, weil dadurch die lösungsgeglühten, abgelöschten und kaltverfestigten
Stähle, beispielsweise austenitischer Mn-Cr-Stahl, in einen sensibilisierten Zustand
für eine interkristallin verlaufende Rißkorrosion gebracht werden. Es wurde gefunden,
daß die Sensibilisierung von Diffusions- und Karbidbildungs- sowie gegebenenfalls
Nitridbildungsvorgängen abhängt, wobei die Temperatur (T) die Haltezeit (t) bis zur
Sensibilisierung des Materials logarithmisch mit dem Zusammenhang
T = -50 log t + 638
beeinflußt. Aus diesem Grund ist die Haltezeit auf Ausgangstemperatur kleiner zu wählen
als der Wert, der sich aus folgendem Zusammenhang ergibt:
[0013] Weiters ist es wichtig, daß der rohrfömige Körper von der Ausgangstemperatur durch
gesteigerten Wärmeentzug mindestens von der Innenwand gekühlt wird, weil im Bereich
der Innenoberfläche der Wand die höchsten, von der Kaltverformung bzw. Kaltverfestigung
stammenden Zugspannungen umzulagern sind. Durch geringe Kühlintensitäten wird keine
ausreichende Eigenspannungsumlagerung bewirkt, so daß die gekühlte Oberfläche der
Rohrwand einen Temperaturabfall von der Ausgangstemperatur bis zum halben Wert zwischen
Ausgangstemperatur und Raumtemperatur von mindestens 100°C/min erfahren muß.
[0014] Es war durchaus überraschend, daß das erfindungsgemäße Verfahren eine Eigenspanungsumlagerung
bewirkt und zur Herstellung von spannungsrißkorrosionsbeständigen rohrförmigen Körpern,
insbesondere nichtmagnetisierbaren Schwerstangen und Gestängeteilen aus austenistischen
Stählen, anwendbar ist. Dabei waren die Vorurteile der Fachwelt zu überwinden, u.zw.,
daß durch ein Erwärmen auf höhere Ausgangstemperaturen eine nicht vertretbare Entfestigung
bzw. ein Absenken der Streckgrenze des kaltverformten Materials erfolgt und niedrige
Ausgangstemperaturen keine Wirkung haben können, weil beim anschließenden abkühlen
nur elastische Materialverformungen entstehen. Weiters wurde vom Fachmann angenommen,
daß die erhöhte Festigkeit und die hohen Zugspannungen an der Innenoberfläche des
Rohres bereits bei der Erwärmung auf Ausgangstemperatur Rißbildungen, insbesondere
Längsrisse, verursachen. Insbesondere der Korrosionsfachmann mußte befürchten, daß
eine nochmalige Erwärmung eines von Lösungstemperatur abgeschreckten und kaltverfestigten
Materials eine Sensibilisierung bewirkt, die den Werkstoff in chloridhaltigen Medien
anfällig bezüglich des Kornzerfalls bzw. des interkristallinen Rißfortschrittes macht.
[0015] Im folgenden wird die Erfindung an Hand einer Zeichnung und eines Beispiels näher
erläutert:
Fig. 1 zeigt schematisch Spannungszustände in der Wand eines rohrförmigen Körpers.
[0016] Nach einer Kaltverfestigung durch Verformung des Rohkörpers bei einer Temperatur
von unterhalb 500°C herrschen im rohrförmigen Körper Eigenspannungen, u.zw. an der
Rohraußenwand A Druckspannungen, die zur Rohrinnenwand B entsprechend der Kurve ①
in hohe Zugspannungen übergehen. Bei einer Erwärmung auf eine Ausgangstemperatur
von 200°C mit einer nachfolgenden, intensivierten Abkühlung der Rohrinnenwand werden
die dort herrschenden Zugspannungen, wie Kurve ③ veranschaulicht, nur geringfügig
abgebaut. Die Kurven ④ und ⑤ zeigen die Eigenspannungsverteilungen in der Rohrwand
bei einer Abkühlung von einer Ausgangstemperatur von 300°C (4) und 400°C (5). Im Bereich
der Außenwand A ist die Spannungskurve ⑤ geteilt dargestellt, u.zw. in einen Teil
bei Luftbeaufschlagung und einen Teil
für Wasserbeaufschlagung der Außenoberfläche. Die Spannungsumlagerung durch ein
intensiviertes Abkühlen der Rohrwand aus Temperaturen von beispielsweise 300°C und
400°C bewirkt, daß in der gesamten Rohrwand die Eigenspannungen unter 150 N/mm², nämlich
der Auslösespannung der Spannungsrißkorrosion, liegen und somit der Körper vollkommen
spannungsrißkorrosionsbeständig ist. Dabei werden an der Innenoberfläche Druckspannungen
bis zu einer Tiefe von größer als 4 mm erreicht.
[0017] Ein intensiviertes Abkühlen von einer Ausgangstemperatur von beispielsweise 550°C
vergrößert die Eigendruckspannungen und deren Wirkungsbereich an der Innenoberfläche
der Rohrwand (Kurve ⑥ ), was bei einem spanabhebenden Nachkalibrieren genützt werden
kann. Die Kurve ② zeigt den Spannungsverlauf in einer Rohrwand, der durch ein Verfahren
gemäß der AT-PS 364 592 bzw. gemäß dem Stand der Technik einstellbar ist, wobei an
der Innenoberfläche hohe Eigendruckspannungen herrschen, diese Druckspannungen jedoch
in einem geringen Abstand von der Oberfläche in hohe Zugspannungen übergehen. Nachfolgend
wird die Erfindung durch ein praktisches Beispiel weiter verdeutlicht:
Ein Block mit einem Gewicht von ca. 3 t aus Mn-Cr-N-Stahl mit einer Zusammensetzung
von 0,05 % C, 19,3 % Mn, 13,6 % Cr, 2,1 % Ni, 0,23 % N (Angaben in Gew.-%) Rest insbesondere
Eisen, wurde durch Warmschmieden in einer Langschmiedemaschine zu einem Schwerstangenrohling
mit einer Abmessung von 0̸ 196 x 8800 mm primärverformt. Ein Ablöschen aus einer Lösungsglühtemperatur
von 1020°C erfolgte im Wasserbecken. Der Rohling wurde adjustiert, kaltgeschmiedet
mit einem Verformungsgrad von 15 %, gerichtet, gedreht und gebohrt. Die Abmessungen
des Halbfertigproduktes waren:
AD 0̸ 172,3 x ID 0̸ 70,45 x 9250 mm (AD = Außendurchmesser, ID = Innendurchmesser).
Die Eigenspannungen betrugen am AD 0̸ -157 N/mm² (Druckeigenspannung) bzw. am ID +390
N/mm² (Zugeigenspannung), wobei die Meßwerte den arithmetischen Mittelwert aus 3
Messungen mit dem Ring-Kern-Verfahren darstellen.
[0018] Eine Probe vom einen Ende dieses Halbfertigproduktes wurde kochender, wäßriger Lösung
von gesättigtem Magnesiumchlorid (42 %, 154°C) einen Tag lang ausgesetzt, wobei sich
nach kurzer Zeit Risse vom ID ausgehend bildeten.
[0019] Das rohrförmige Halbfertigprodukt bzw. die Stange (ca. 700 mm Mindestlänge für die
obige Probe) wurde in einem Elektroofen bei 415°C erwärmt, wobei ein Temperaturunterschied
in der Rohrwand am Ende der Wärmzeit von 0,8°C vorlag. In einer Sprühanlage erfolgte
vorerst an der Innenoberfläche mit einer Menge von 1500 - 2500 l/min und nach 10 bis
30 s, vorzugsweise 20 s, auch an der Außenoberfläche mit einer Kühlwassermenge von
ca. 100 l/min und Meter Länge eine Jet-Kühlung mit einem Temperaturabfall der Oberfläche
von ca. 350°C, jedenfalls auf eine Temperatur unter 100°C.
[0020] Der Eigenspannungszustand der Stange am ID änderte sich durch diese Behandlung von
+390 N/mm² (Zugspannung) auf -410 N/mm² (Druckspannung). Am Außendurchmesser wurden
ebenfalls Druckeigenspannungen von - 120 N/mm² ermittelt. Weiters wurden nach Abdrehungen
und Ausbohrungen die Eigenspannungen über die Wandstärke festgestellt, wobei die gemessenen
Zugspannungen kleiner als + 110 N/mm² waren. Eine aus dieser Stange gefertigte Probe,
die im vorher beschriebenen SCC-Test mit Magnesiumchlorid geprüft wurde, blieb völlig
rißfrei.
[0021] Aus dem Halbfertigprodukt wurde ein Bohrstrangteil gefertigt und diesem an bearbeiteten
Stellen weitere Proben entnommen. Es zeigte sich im SCC-Test, daß spanabhebend in
die Rohrwand eingebrachte Ausnehmungen durch Fräsen, Drehen und Hobeln sowie die NC-geschnittenen
Gewinde keinerlei Risse verursachen, was aus dem nicht kritischen Eigenspannungszustand
im gesamten Volumen des Teiles resultiert.
[0022] Das erfindungsgemäße Verfahren ist besonders vorteilhaft für austenitische Stähle
einer Richtanalyse C: max. 0,2 Gew.-%; Mn: 0 - 25 Gew.-%; Cr: 12 - 30 Gew.-%; Mo:
0 - 5 Gew.-%; Ni: 0 - 75 Gew.-%; N: 0 - 1 Gew.-%; Ti: 0 - 3 Gew.-%; Nb: 0 - 3 Gew.-%;
Cu: 0 - 3 Gew.-%, Rest Eisen anwendbar. Besonders bevorzugt sind hiebei Mn-Cr-Austenite
mit 17 - 20 Gew.-% Mn und 12 - 14 Gew.-% Cr und Cr-Ni-Austenite mit 17 - 24 Gew.-%
Cr und 10 - 20 Gew.-% Ni.
1. Verfahren zur Herstellung von spannungsrißkorrosionsbeständigen rohrförmigen Körpern,
insbesondere von nichtmagnetisierbaren Schwerstangen und Gestängeteilen aus austenitischen
Stählen, dadurch gekennzeichnet, daß der Körper nach einem Lösungsglühen, Ablöschen
und nach einer Verformung bei einer Temperatur von unter 500°C zur Erhöhung der Materialfestigkeit
sowie nach einer Bearbeitung bzw. Einbringung einer Bohrung auf eine Temperatur von
220 bis 600°C, mindestens bis zu einem Temperaturausgleich mit einem Temperaturunterschied
von höchstens 10°C in der Körperwand erwärmt, höchstens eine Zeit t in Minuten bei
einer Temperatur T in °C gemäß dem Zusammenhang
gehalten wird und von dieser Temperatur bzw. dieser Ausgangstemperatur durch gesteigerten
Entzug von Wärmeenergie mindestens von der Innenoberfläche des Rohrkörpers gekühlt
wird und die gekühlte Oberfläche von der Ausgangstemperatur bis zum halben Wert zwischen
Ausgangstemperatur und Raumtemperatur einen Temperaturabfall von mindestens 100°C/min
aufweist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Körper von einer Ausgangstemperatur
von 280 bis 500°C, insbesondere von 300 bis 400°C, mit einem Temperaturunterschied
in der Körperwand von höchtens 6°C, vorzugsweise höchstens 3°C, abgekühlt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Innenoberfläche
und die Außenoberfläche des rohrförmigen Körpers gekühlt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlung
der Innenoberfläche des rohrförmigen Körpers zeitlich früher und/oder mit höherer
Intensität als jene der Außenoberfläche durchgeführt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Innenoberfläche des
rohrförmigen Körpers zeitlich mindestens 5 s, vorzugsweise mindestens 20 s, vor der
Außenoberfläche gekühlt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß als Kühlmittel
Gase und/oder Flüssigkeiten, insbesondere Preßluft und/oder Wasser, verwendet werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß durch Einwirkung
mechanisch ausgelöster Stoß- bzw. Druckenergie im Oberflächenbereich des Körpers zusätzlich
Druckspannungen hervorgerufen werden.
8. Spannungsrißkorrosionsbeständiger rohrförmiger Körper, insbesondere nichtmagnetisierbare
Schwerstange und Gestängeteil aus austenitischem Stahl, dadurch gekennzeichnet, daß
in den oberflächennahen Zonen bis zu einer Tiefe von mindestens 8 mm die örtlichen
Zugeigenspannungen kleiner als 100 N/mm² sind.
9. Körper nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens an der Innenoberfläche
der Wand des rohrförmigen Körpers bis zu einer Tiefe von mindestens 4 mm, vorzugsweise
von mindestens 8 mm, Druckeigenspannungen herrschen.
10. Körper nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß die oberflächennahen
Zonen bis zu einer Tiefe von mindestens 4 mm, vorzugsweise 8 mm, Druckeigenspannungen
aufweisen.
11. Körper nach einem der Ansprüch 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß im gesamten
Querschnitt der Wand die gegebenenfalls auftretenden örtlichen Zugeigenspannungen
geringer als 150 N/mm², vorzugsweise geringer als 120 N/mm², sind.