[0001] Die Erfindung betrifft eine Spann- und Führungseinrichtung für Wickelhülsen, insbesondere
für Maschinen zum Auf- oder Abwickeln von Papier- oder Kartonbahnen gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1.
[0002] Es sind eine Vielzahl von Spannvorrichtungen für Wickelhülsen bekannt, die ein Spannteil
aufweisen, das auf einem konzentrisch mit einer Antriebs- oder Bremswelle verbundenen
Wellenzapfen sitzt und das bei einer umfänglichen Relativbewegung zum Wellenzapfen
radial zum Festspannen der Wickelhülse expandiert. Eine gattungsgemäße Spannvorrichtung
ist z.B. in der EP-C 0 208 832 beschrieben.
[0003] Beim Auf- oder Abwickeln von schwergewichtigen Papierrollen sind die bekannten Spannvorrichtungen
zum Halten und Führen der Wickelrollen an ihren Wickelhülsen gut geeignet, sofern
das zu übertragende Drehmoment (Abbremsen oder Beschleunigen der Rolle) mit steigendem
Rollengewicht ebenfalls ansteigt. Falls jedoch beim hohen Rollengewicht (z. B. drei
Tonnen) kein Drehmoment aufgebracht werden soll, weisen die bekannten Spannvorrichtungen
erhebliche Nachteile auf:
[0004] Da sie nur im expandierten Zustand die Rolle exakt führen, muß auch in diesem Fall
ein Drehmoment zum Expandieren eingebracht werden. Dies führt zu einer Relativbewegung
zwischen dem Spannkopf und der Wickelhülse, woraus ein erhöhter Verschleiß der Wickelhülse
resultiert und was eine Drehzahlmessung über den Wellenzapfen der Wickelrolle nur
mit Fehlern erlaubt. Weiterhin kommt es bei Spannköpfen mit Spreizelementen zu unkontrollierten
Bewegungs- und Belastungsvorgängen zwischen den tragenden Zapfen und den die Spreizbewegung
ausführenden Spreizelementen, woraus ein großer Verschleiß resultiert, der nach relativ
kurzer Zeit zum Ausfall der Spannköpfe führen kann. Ein weiteres Problem stellt die
Abdichtung gegen Staub dar, da die beweglichen Teile geschmiert werden müssen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine gattungsgemäße Vorrichtung zu schaffen,
die eine sichere Zentrierung und Führung der Wickelhülse bei geringem Verschleiß auch
dann gewährleistet, wenn kein Drehmoment einwirkt.
[0006] Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0007] Bei der Spann-und Führungsvorrichtung nach der Erfindung übernimmt das Spannteil
lediglich die Funktion der Drehmomentübertragung. Das Gewicht der Wickelrollen wird
von dem glatten, zylinderischen Führungskopf getragen, der ebenfalls die Zentrierung
und Führung der Wickelrolle übernimmt.
[0008] Da für die Führung der Wickelrollen kein Drehmoment erforderlich ist, und daher auch
in diesem Fall keine Relativbewegung zwischen Wickelhülse und dem Spannteil auftritt,
sind die erfindungsgemäßen Spann- und Führungsvorrichtungen auch besonders geeignet,
um die Drehgeschwindigkeit der Wickelrollen direkt zu messen, falls kein Drehmoment
einwirkt. Auch bei einem Ausfall eines der Drehmoment übertragenden Elemente ist die
Führungs- und Zentrierfunktion voll gegeben.
[0009] Die Unteransprüche enthalten bevorzugte, da besonders vorteilhafte Ausführungsformen
der Erfindung. Während das Merkmal des Anspruchs 2 eine Rückstellung des Spannelements
im unbelasteten Zustand zum Aufschieben einer neuen Wickelhülse bewirkt, enthalten
die Ansprüche 3 und 4 konstruktiv wenig aufwendige Ausführungsformen mit wartungsfreien,
verschleißarmen Teilen. Diese Ausführungsformen sind darüber hinaus selbstabdichtend,
so daß von außen kein Staub eintreten kann.
[0010] Die Ausgestaltung nach Anspruch 5 hat den Vorteil, daß beim Spannen die Wickelhülse
nicht exzentrisch zur Drehachse des Führungskopfes verschoben wird. Die Außenfläche
des Spannteils wird vom Gewicht der Wickelrolle zurückgedrückt, ohne daß die Spannkraft
zur Drehmomentübertragung verloren geht.
[0011] Die Zeichnungen dienen zur Erläuterung der Erfindung anhand eines vereinfacht dargestellten
Ausführungsbeispiels.
Fig. 1
zeigt eine teilweise geschnittene Seitenansicht einer Spannvorrichtung nach der Erfindung.
Fig. 2
zeigt eine teilweise geschnittene Vorderansicht.
[0012] Spannvorrichtungen nach dem Ausführungsbeispiel sind z.B. bei Stützwalzen-Rollmaschinen
zum Aufwickeln von Papier- oder Kartonbahnen auf Wickelhülsen in die Wickelschlitten
der einzelnen Wickelstationen eingebaut.
[0013] Jeweils zwei der erfindungsgemäßen Spannköpfe fahren in die Enden der Hülse jeder
Wickelrolle ein, um diese zu halten und zu führen, wobei während des Aufwickelns zeitweise
ein Drehmoment auf die Hülse übertragen wird, um die Wickelhärte zu beeinflussen.
[0014] Die Spannvorrichtung weist eine an einen Antrieb ankuppelbare Welle 1 auf, deren
Lagerung 2 in einem nicht dargestellten Wickelschlitten einer Wickelstation befestigt
ist. Fest und konzentrisch mit der Antriebswelle 1 ist ein Wellenzapfen 3 verbunden,
der teilweise im Wickelschlitten 4 gelagert ist und auf dem mit kurzem Abstand von
der Begrenzungswand des Wickelschlittens 4 ein flanschartiger Anschlag 5 für die Wickelhülsen
6 angebracht ist. Das sich an den Anschlag 5 anschließende Ende des Wellenzapfens
3 dient als Führungskopf 7 für die Hülsen 6. Der Führungskopf 7 weist eine glatte
Oberfläche auf und sein Durchmesser entspricht dem Innendurchmesser der Hülse 6, im
vorliegenden Beispiel ca. 76 mm.
[0015] Am Ende des Führungskopfes 7 ist um etwa 3 mm exzentrisch ein zylinderförmiger Zapfen
8 befestigt, dessen Durchmesser etwa die Hälfte des Führungskopfdurchmessers beträgt.
Auf dem Zapfen 8 sitzt über einer Lagerbuchse 9 freidrehend ein hohlzylinderförmiges
Spannteil 10, dessen Innenbohrung kreisförmige Querschnitt aufweist und entsprechend
der Exzentrizität des Zapfens ebenfalls exzentrisch angeordnet ist, so daß in einer
Position (Grundstellung) die Mantelfläche konzentrisch zu der Mantelfläche des Führungskopfes
verläuft. In der Grundstellung ist der Außendurchmesser des Spannteils 10 ca. 0,1
mm größer als der des Führungskopfes 7, so daß bei Aufschieben einer Hülse 6 ein Formschluß
zwischen der geriffelten Oberfläche des Spannteils 10 und der Innenfläche der Hülse
entsteht. Eine am Ende des Zapfens 8 festgeschraubte Scheibe 11 mit etwas geringerem
Durchmesser als der Außendurchmesser des Spannteils 10 sichert dieses gegen eine axiale
Verschiebung.
[0016] Das Spannteil 10 ist etwas radial kompressibel ausgestaltet. Im Ausführungsbeispiel
besteht dazu das Spannteil 10 aus zwei konzentrisch übereinander angeordneten und
verdrehfest miteinander verbundenen ringförmigen Teilen 10.1, 10.2, zwischen denen
sich eine elastische Schicht 10.3 befindet. Die elastische Schicht 10.3 wird von nebeneinander
angeordneten O-Ringen aus Gummi gebildet, die in Grenzen eine elastische Verschiebung
des äußeren Teils 10.1 in Richtung des inneren Teils 10.2 ermöglichen.
[0017] Alternativ kann auch ein Spannteil eingesetzt werden, das ganz oder teilweise - beispielsweise
im äußeren Bereich - aus einem begrenzt elastischem Material gefertigt ist.
[0018] Damit sich das Spannteil 10 in unbelastetem Zustand zum Aufschieben einer neuen Hülse
6 in die Grundstellung einstellt, ist an der Stirnseite des Führungskopfes 7 ein Stift
12 mit Abstand parallel zur Drehachse befestigt, der sich in eine Führungsnut 13 im
Spannteil 10 erstreckt. Die Führungsnut 13 verläuft entlang eines zum Zapfen 8 konzentrischen
Kreisbogens. An beiden Enden verlängert sie sich umfänglich zu einer weniger tiefen
Nut 14, in die jeweils eine Schraubenfeder 15 eingelegt ist. Die Schraubenfedern 15
drücken den Spannteil 10 in die vorstehend erläuterte Grundstellung, wenn kein Drehmoment
einwirkt. Ihre Federkonstante ist jedoch so gering gewählt, daß sie auftretenden Drehkräften
keinen großen Widerstand entgegensetzen.
[0019] Das Verhältnis der axialen Längen von Führungskopf 7 und Spannteil 10 zueinander
ist größer als 1:1, im vorliegenden Beispiel ist es etwas größer als 2:1.
[0020] Im unbelasteten Zustand drücken die Federn 15 das Spannteil 10 in eine zum Führungskopf
7 konzentrische Stellung, so daß die Hülsen 6 beim Aufschieben auf die Spannvorrichtung
10 mit dem gesamten Umfang des Spannteils 10 in Formschluß treten. Beim Aufbringen
eines Drehmoments über die Welle 1 auf das Spannteil 10 wird dieses aufgrund der exzentrischen
Lagerung nach außen gedrückt, so daß die Hülse 6 zwischen der nach außen gedrückten
Mantelfläche des Teils 10.1 und dem gegenüberliegenden umfänglichen Teil des Führungskopfes
7 festgespannt ist. Eine exzentrische Verschiebung der Hülse 6 findet nicht statt,
da dabei die Schicht 10.3 des Spannteils 10 gegen ihre elastische Gegenkraft komprimiert
wird. Die Spannkraft zur Drehmomentübertragung bleibt so erhalten. Eine Drehmomentübertragung
von dem Wellenzapfen 8 auf das Spannteil 10 erfolgt, da dieses aufgrund der Exzentrizität
auf dem Zapfen 8 festgeklemmt wird.
[0021] Aufgrund der freien exzentrischen Lagerung des Spannteiles 10 stellt sich zwischen
diesem und der Hülseninnenseite ein Kräftegleichgewicht ein, das immer dem Antriebsmoment
entspricht. Das beim Aufwickeln ansteigende Rollengewicht wird von dem Führungskopf
7, nicht vom Spannteil 10 getragen. Die Zentrierung der Wickelrolle erfolgt ebenfalls
mit dem Führungskopf 7, das Spannteil 10 übernimmt daher ausschließlich die Übertragung
des Drehmoments.
[0022] Insbesondere beim Einsatz bei einem Kernantrieb einer Stützwalzen-Rollmaschine bietet
dies erhebliche Vorteile. Bei diesen Rollmaschinen wird zu Beginn der Wicklung über
die Spannvorrichtungen zur Beeinflussung der Wickelhärte ein zusätzliches Drehmoment
aufgebracht. Beim Erreichen eines bestimmten Rollengewichtes wird der Antrieb der
Spannvorrichtungen abgekuppelt, und der Antrieb der Wickelrollen erfolgt von diesem
Zeitpunkt an ausschließlich über die anliegende Stützwalze. Das weiter anwachsende
Gewicht der Wickelrollen (bis zu 6 t) wird ausschließlich von dem glatten, dann freilaufenden
Führungskopf 7 getragen, der auch das Zentrieren der Rolle übernimmt. Das Spannteil
10 läuft unbelastet mit, ohne daß eine Relativgeschwindigkeit zur Hülse 6 auftritt.
Beim Mitlaufen tritt keine Reibung zwischen der geriffelten Oberfläche des Spannteils
10 und der Hülseninnenseite auf, da das Spannteil 10 aufgrund der in Grenzen freien,
exzentrischen Lagerung umfänglich wirkenden Kräften ausweichen kann. Eine aus diesen
Kräften resultierende Relativbewegung des Spannteils 10 tritt reibungsarm nur zwischen
der Lagerbuchse 9 und dem Zapfen 8 auf. Die Lagerbuchsen 9 sind preiswerte und wartungsfreie
Verschleißteile, die erforderlichenfalls schnell ausgewechselt werden können.
[0023] Da zum Halten und Führen einer Wickelhülse 6 kein Drehmoment aufgebracht werden muß
und damit auch keine Relativbewegung zwischem dem Führungskopf 7 und der Wickelhülse
6 auftritt, eignet sich eine Spannvorrichtung nach der Erfindung auch besonders zum
On-line-Messen der Drehgeschwindigkeit einer Wickelrolle. Die Drehgeschwindigkeit
einer Wickelrolle kann somit direkt an der Welle 1 fehlerfrei bestimmt werden, ohne
daß aufwendige Korrekturen - z.B. über aufgeklebte Meßetiketten auf den Hülsen - erforderlich
sind. Daher können die Spannvorrichtungen nach der Erfindung auch sehr vorteilhaft
in Rollmaschinen eingesetzt werden, bei denen kein zusätzliches Drehmoment über die
Welle 1 aufgebracht wird, z. B. bei Tragwalzen-Wickelmaschinen.
[0024] Als weiterer wichtiger Vorteil tritt hinzu, daß die Spannvorrichtung sich selbst
abdichtet und daher unempfindlich gegen Staub ist.
1. Spann- und Führungsvorrichtung für Wickelhülsen, insbesondere für Maschinen zum
Auf- oder Abwickeln von Papier- oder Kartonbahnen, mit einem zylinderförmigen Spannteil,
das
- auf einem fest mit einer Antriebs- oder Bremswelle verbundenen Wellenzapfen sitzt,
- bei einer umfänglichen Relativbewegung zum Wellenzapfen radial expandiert und
- zur Ausbildung eines Formschlusses mit der Wickelhülse umfänglich nebeneinanderliegende
Erhebungen an der Außenfläche aufweist,
dadurch gekennzeichnet, daß
- konzentrisch mit der Antriebs- oder Bremswelle (1) ein zylinderförmiger Führungskopf
(7) mit glatter Mantelfläche verbunden ist, an den sich das Spannteil (10) anschließt,
- der Durchmesser des Führungskopfes (7) dem Hülseninnendurchmesser entspricht,
- die axiale Länge des Spannteils (10) kleiner als die axiale Länge des Führungskopfes
(7) ist und
- daß der unexpandierte Außendurchmesser des Spannteils (10) geringfügig größer als
der Außendurchmesser des Führungskopfes (7) ist und konzentrisch zu diesem verläuft.
2. Spann- und Führungsvorrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch ein Federelement (15), daß das Spannteil (10) in eine Position drückt, bei der sein
Außendurchmesser konzentrisch zum Außendurchmesser des Führungskopfes (7) verläuft.
3. Spann- und Führungsvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch ein hohlzylinderförmiges Spannteil (10) mit einer im Querschnitt kreisförmigen,
exzentrisch angeordneten Innenöffnung, das auf einem am Führungskopf (7) exzentrisch
befestigten Zapfen (8) umfänglich zumindest teilweise frei drehbar befestigt ist.
4. Spann- und Führungsvorrichtung nach Anspruch 3, gekennzeichnet durch eine Führungsnut (13) in dem Spannteil (10), die entlang eines zum Zapfen (8) konzentrischen
Kreisbogens verläuft, und durch einen an dem Führungskopf (7) befestigten, sich in
die Führungsnut erstreckenden Stift (12), der beidseitig zwischen Druckfedern (15)
eingespannt ist.
5. Spann- und Führungseinrichtung nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Spannteil (10) etwas radial elastisch kompressibel ausgestaltet ist.